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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 14, 1916)
Sänatze Verlust Irirninalrotnan von Ins-D Heißt Al. FortsesnngJ l Sie haben früher gesagt, daß ich» gute Ohren habe. Sehen Sie, da hnb’« ich etwas gehört. Als Sie dem Serl den Schmuck zeigten, da rief dieser-H das; er Jhnen schon heute sriih gesagt« hat-e, der Schmuck sei falsch. Wieso kommt der Trost dazu, das zu sa gen?« ! »Herr Kommissar,'« antwortete Sil berstein, »ich nehm’ alles zurück »Daß Sie gute Ohren haben. Der Trost hat das nie gesagt. Das hat er gar nicht sagen können! Fragen Sie ihn! Fragen Sie ihn auf Ehr’ und Gewissen! Die gnädige Frau hat doch diesen Schmuck erst hergebracht Wenn Sie mir nicht glauben, bitte, fragen Sie vie gnädige Frau» Die letzten Worte hatte Silberstein langsam und mit Nachdruck gespro chen und dain seine Blicke sest aus Mary gerichtet. Auch die Blicle der beiden Kommis sare wanderten zu der Baronin hin. »Ist es so, Frau v. Sellheim«t" Mary schwankte einen Augenblick Dann sagte sie mit sester Stimme: »Es ist so." »Nu, sehen Sie,« ries Silbecstein. »Wenn ich was sag«, is es wahrs« »Aus-sitzen Sie, gnädige Fee-u, wa ren Sie vielleicht vorher benn Ju welier Trost?" « »Nein.« Baron Spbor isberlegle einen Augenblick. Ein Gedanke burchblidte ihn. Er winkte Dotter Wiirmser unb trat mit ibin beiseite. »hei-: Kollege, ba stimmt etwa-s nicht! Jch gehe rasch zum Trost. Hal ten Sie Silberstcin einstweilen zu-. riick.«' « Baron Sphor empsabl sich und ging rasch in den Jiitvelierkaden des Trost. »Bitte, womit lann ich dienen here Baron-" sragte der Juwelier deoot. »Ich komme wegen ver Sache· bei der ich interveniert babe.«« Der Juivelter nictte und fragte: »Und ba wünschen Herr Baron von inir noch irgendwelche Ausyäiungens Jch weiß nicht mehr, als ich bereits gesagt habe.'« Baron Spbor erklärte dem Juwe lier, um was es sich handle. Trost zögerte mit der Antwort. Erst als Sphor mit einer Voiiabung drohte, ertliirte der Juwelier: »Wenn Sie es durchaus toissen wollen, Derr Baron, ja, ich habe den Schmuck schon heute vormittag untersucht und bem Silberstein bereits damals er klärt, daß vie Perlen falsch iind.'· »Wer brachte anen den Schmuck zur itntersuchung?« . »Der Silbersiein selbsi.« z »Das konnten Sie eventuell vor Gericht beeiven?'« sragte Sphor. »Gewiß, Herr Baron!« f »Gui, gehen tvir weiter. Der Schmuck, der Ihnen im hiitet Nord pol vorgewicseii wurde, war derselbe Schmuit, den Sie vormittags gesehen hohes-« «kitiseifellos!« i »Ist da teine Täuschung iröglichkj Es tönnen doch zioei Stücke gleich« sein?«· ; »Herr Baron, ich bin FachiuannJ seit zwanzig Jahren hier am Mag-U Es ist ja möglich, daß in einer Fa bril mehrere gleiche Stiiile eizeugt werben und dasz man sich aui dens ersten Blict bin täuscht. Alter sitz bate» Doch den Schmuck untersucht. kiili ha-l ve im Hotel sofort jene Perle wieder gefunden, an ver ich zirei Stunden corkier experiinentiert l)aoe.« Baron Sphoi überlegte. Da mußte also ver Hebel eingeietzt toercrnl Wie lonnte Sitberiteiii in vor Frü he einen Schmuck zur Untersuchung vorgelegt haben, den nach Angabe der Baioiiin sie selbst erst nach ets Uhr ins Hotet gebracht hattet Er- ioar doch erwiesen, basz Mary am Tage vorher den Schnan mitgenommen hatte· »Ich dante, Herr Trost!«' Baron Sphoe verließ den Laden und eilte zum Hotet Nordpot zurück. Als er ins Zimmer trai, tagt ge rade Silberftein zu Doktor Wurmier: «Verzeihen Sie, Herr Doktor, aber wie tomm' ich dazu, einen ganzen Vormittag zu verlierent Sie haben doch schon die Sache aufgeklärt, war um lassen Sie mich nicht fortaehen«t« »Da-s werden Sie sofort hdren!« rief Stil-on »Am-erst müssen Sie mir autlliiren. wiefo es tonnnt, daß sich iener Schmuck dort um zehn Uhr friih bereits in Ihrem Besiz fand, wäh rend die gnädige Frau ertlärt, daß sie ihn erst um elf Uhr hergebracht hatt« »Wer sagt Jhnen denn, daß der Schmuck um ehn Uhr in meinem Besitz trinkt« fragte Silberstein. »Der Jutvetier Trost erklärte ganz bestimmt, daß er diesen Schmuck be reits heute vormittag um zehn Uhr untersucht hat.« »Dieten Schmuck? Gnöoige Frau, waren Sie beim Juwelier Trost?« »Nein, ich tenne den Mann nicht,« antwortete die Bau-min. »Es handelt sich nicht um die gnä dige Fratz« beniertte Sphor »Sie tell-it waren beim Jatoetiek mit die sem Schtnurtl« -——— ——I I »Den Baron, ich kann doch nicht bexent Wenn die nä e Frau den Schmns gekabt , so arm ich doch nicht damit beim Zweiter Trost ges? wesen sein, das werden Sie doch ein sehens« Baron Sphor schüttelte den KopH »Silbeestein.« sagte er, ,,es wäre bes ser. Sie sagten uns die Wahrheit. hören Sie mich an: Trost hat an einer Perle die Spuren seiner Pro-l ben entdeckt. Das wäre doch nichts möglich, wenn es nicht ein nnd der selbe Schmuck wäre. Jch rate Jhnen in Jhretn eigenen Interesse: Sprechen Sie die Wahrheit!« »Gott soll mir heisen,'« jammertes Silberstein, »wenn ich a Lug gesagtj ihab’t Schauen Sie, herr Baron, die; Sache tst so furchtbar einfach· War-l um tragen Sie mich? Fragen Sie doch die gnädige Frau. Sie kanns Ihnen ja auch sagen!« »Was soll mir die gnädige Frau sagen's« »Die gnädige Frau soll Jhnen sa gen, ob Das die Perlen sind, die sie heut« srith gebracht hat. Die Perlen, yie in diesem Papier da« —- er griss aus den Schreibtisch und hob ein Seidenpapier in die Höhe —- «in die sem Papier eingewickelt waren.,, Nun richtete Silberstein direkt an Muth das Wort: »Ich bitte Sie, gnädige Frau, Sie wissen doch am besten, wie die Sache -tvar. Ein Wort von Jhnen wird den herrn Baron vollständig beruhigen. Der Herr Ba ron glaubt noch immer, daß Sie echte Perlen hergebracht haben. Periem die aus einem Schloß in der Nähe non Wien gestohlen worden sind· Bitte, gnädige Frau, erklären Sie dem Herrn Baron, daß Sie rnit dem Diebstahl nichts zu tun haben. Daß Sie diesen Schmuck hergebracht habeti.'« Mai-n zögerte mit der Antwort. .,Gn«a·dige Frau,'· fragte nun Dol tor Wurmtrr, »beoor ich mit Jhnen einige Worte spreche, inusz ich Sie bitten, eine oeslinirnte Erklärung be· tresss dieses Schinuckes abzugeben. Können Sie das?« »Gewiß lanii ich das! Jch habe tatsächlich die schwarzen Perlen« in jenes Papier eingepadl, in dieses Zininirr gebracht. sie Herrn Silber steiii übergeben, der fie oon herrn Trost untersuchen ließ-« »Diese schwarzen Perlen hier, gnädige Frau, um diese handelt es sich nnr.'· »Ja.« »Bestiininl? Jst lein Irrtum insg lich-r« »Es ist lein Irrtum möglich-« er lliirte Mary iii bestimmtetn Ton. Baron Sphor machte eine Geste, als ob er sagen wollte: »Das oersteh’ ich nicht!·' »Ich bab’ es Ihnen doch gleich ge sagt,'· srohloäte Siberstein: »Wenn ich etwas-behaupte —«« »Ich bitt’ Sie, hören Sie einmal iaitit Wie können Sie inir crtliiren, daß ber Trost etivas andres behaup tet. als die gnädige Frau und Sie« «Verzeilien Sie, Herr Baron, da mussen Sie den Trost tragen. Wie soll ich Jhneii ertliiren, wag er Denkt-« . »Sie Silbersteim reden Sie da nicht berutnI Sie sind bei einer Llittishandlungl Wie ist es ais-glich, daß aus diesen Perlen und aus den Perlen, die der Trost heute sriih un tersucht nat, dieselben Probe-spuken verhandelt siiid?'· »Herr Baron, wie das möglich ist? Der Trost hat tich geirrt! Und dann, ich bitt' Sie, probiert wird doch int nier gleich. Jet, hab’ gestern, tvie die aiiädige Frau bei niir war, auch a dissel heruiiiprobiert. Fragen Sie die sgiiadige Frau! Natürlich nimmt man nicht die größte Perle in der Mitte soiidern versucht bei einer tleineii Perle, die arti Verschluß ist, und selbstverständlich nicht aus der Auszenseite, sondern aus der Innen iscile.« s Baron Sphcr winkte ab und fragte soie Baronin in ernstem Ton: . »Gniidige Frau, Sie können also die bestimmte Erklärung abgeben, daß »dieses Schmuck derjenige ist, den Sie oor einer Stunde hierhergebracht nnd gestern abend Silberstein in dessen »Wobnnng gez-Jst haben?« « »Ja-« « »Und in der Zwischenzeit hatten» SieJden Schmuck bei sichs« i « a.« »Nun, dann wird sich ja das üb rige schon ausklären.« Baron Sphor tiappte das Notiz bnch, das er bisher offen in der Hand gehalten, zusammen und steckte es ein. Auch Wurmser stand aus. »Herr Silberstein, Sie können ge hen!« Silberstein griss nach seinem Hut nnd wankte sich an die Brtroniin «Gniidige Frau, es tut mir leid, baß aus dem Geschäft nichts geworden ist. Aber wenn Sie vielleicht ein ander mal etwas brauchen —- Sie wissen sa, wo ich wol-all Herr Doktor, ich emp fehle mich!« verbeugte sich der Alte vor Wurmser. Dann trat er zu Sphor und biinzelte ihn listig an: »Herr Baron, anen sag’ ich nur: Aus Wiedersehenl Wir treffen uns sooft, daß Sie mir abgehen könnten, wenn ich bei der nächsten Gelegenheit mit einem andern Herrn zu tun hätt«.« Der Alte ging bis zur Tür nndj dssnete sie. n der Itirsiillung blieb it stehen, nelte Sphor noch einmal sreundlieh zu nnd ries: »Und Sie werden einsehen, das ich ein reelst ler Geschii smann bin!« Dann siel die Tür hinter ihrn th Schloß. xVL »Ein komischer Kauz!« lachte Sphor, als die Tür sich hinter dem Alten schloss. «Frech ist er, aber g’scheit! Wei der Teufel, ich« trau’ ihm nicht ii er den Weg. Jch halte ihn sür einen der gesährlichsten Kerle. die in Wien leben, aber er ist rnir sympathlsch!« ; Sphor hatte diese Worte mehr zu sich selbst als zu den Anwesenden ge »sprochen. Nun trat er zu Mary und Isagte in herzlicheni Ton: »Jo, sagen. Sie mir nur, verehrte Boronin, wie( Flammen denn Sie hierher-, in diese Gesellschaft?« Mnrh reichte Sphor die Hand und drückte sie warm. »Vor allein muß ich Jhnen danken, lieber Baron, und auch Ihnen, Herr; Doktor-, daß Sie in so tattvoller Weise hier vorgegangen sind.'« »Aber, Bnronim das war doch selbstverst iindlich. Jch werde Sie doch» nicht einem Kerl wie dem Siid erstein ausliesernt Daz- ist ein gesährlicheri Junge! Wenn der wüßte, wie Sie hei ßen, wenn der wüßte, daß Sie es sind, der jene schwarzen Perlen ge stohlen wurden, derentwegen wir hier sind, da hätte er sich zu den unglaub t Eichsten Kombinationen berstiegen und wäre Jhnen vielleicht int Leben noch seht unmmenehm geworden! Aber nnn erzählen Sie mie, wie Sie aus die stee gekommen sind, sieh gerade an diesen gefährlichen Menschen zu wen den." »Gott, meine Herren, es ist siir mich schwierig, Ihnen das zu erklä ren.'« »Verzeihung. Baronin,« bemerkte Doktor Wurmser, ,,es liegt dem Ba ron wie mir gewiß fern, irgendwelche findt-trete Fragen an Sie zu stellen.« »Ja, sa, ich begreife, aber —- wenn ich Ihnen die Wahrheit sagen soll — muß ich von Dingen sprechen — die —- ganz privater Natur sind — und Tiber die ich mich begreiflicherweise nicht gern äußern möchte.« ,,Baronin, ich werde Ihnen die Sache erleichtern,« nahm Sphor das Wort, »ich werde einige Fragen an Sie richten und bitte um deren Be antwortung.« »Seht gern, lieber Freundl« ,,Zuniichst, Baronin, möchte ich wissen,« begann Sphor, »wes-halb Sie dieses unechte Halsband dem Silberstein brachten?« »Ich wollte — weshalb —- sa — wie soll ich Jhnen da antworten — vielleicht so: Jch wollte mit Silber stein ein Geschäft abschließen, ohne mit meinem Namen hervorzatretern Jch nahm das Kollier mit, um —« Die Baronin stockte. ,,Baronin, t-itte,'· setzte wieder Dol tor Wurntser fort, »Sie haben das Halsband Silberstein in die Woh nung mit der Absicht gebracht, es ihm als Pfand zu lassen?« »Ja —-«« antwortete Mart) wieder. Aber das Ja tlang sehr zögcrnd. «Verzeihen Sie, Varonim aber da hätten Sie doch voraussehen müssen. daß das Halt-band echt ist?« «Nein!" antwortete sie rasch. »Ich wußte natürlich, daß ich die Initia tion bei mir hatte. Das echte Hals band ist doch gestohlen toorden!« »Und die Jmitation fand man nicht!« betonte Wut-used »Was heißt das?« fuhr Mary net vös aus« »Man fand sie nicht?« »Am ersten Tag war sie wenigstens nicht zu finden. Jch erinnere mich ganz deutlich: Als der Baron Sie da nach stagte, konnte die Jmitation nicht zur Stelle gebracht werden« »Ja, das war damals, vor vierzehn Tagen. Jch habe den Schmuck die ganze Zeit in meiner Lade liegen ge hath l Schmuck dem Silberstein gebracht? Sie mußten doch voraiissetzen, daß er salsche Steine nicht als Psand at zeptieren werde.« »Ja, gewiß — ich setzte du's vor aus... Jch fragte ja auch nur, wel iche Summe ich siir diesen Schmuck ierhnlten lönnte, wenn er echt wöre.« ; »Ach so, ich verstehe,« vemerlte »Sphor, »Sie wollten erfahren, wel ichen Betrag Sie erhalten tönnten, falls der echte Schmuck wieder in Jhi »ren Besitz gelangte?« ,So ist est« »Sie rechneten also damit,« suhr Wurniser fort, »bald wieder in den Besitz der echten Perlen zu gelangen?« »Ich denke, dazu hatte ich berech tigte hoffnung· Die Ereignisse der lenten Tage, Jhre et enen Worte, Herr Doktor, riiclten die Möglichkeit in nicht allzuweite Ferne.« »Ja, ja. Also, Sie lamen rnit dem falschen Schmuck. Warum haben Sie den Schmuck dem Händler nicht ge stern abend gelosseni« »Ein gewisses Mißtrauen —« »Misztrauen wegen eines Stückes das ein paar hundert Kronen wert ist«-« »Nicht wegen des Wertes Jene Person, die mir Silberstein empfohlen hatte, warnte mich vor ihm; deshalb kam ich auch unter fremdem Namen. Deshalb wählte ich auch dieses Hotel »als Zusanimenlunstsort Nun dachte I .Wozu haben Sie den falschen ich mir, wenn ich ihm den Schmuck lasse und et damit zu einein Juweller geht, so könnte dem Juweliek die Gleichheit des Stückes mit dem von der Polizei beschriebene-I entwende ten Stück ausfallen. Dann wäre es ihm eventuell ein leichtes gewesen, zu erfahren, wer ich bin, was ich aber unter allen Umständen verhindern wollte.« »Patdon, Baronin, Sie sagen. »wenn Silbekftein zu einem Juwelier gegangen mätr.« Ja, was hatte er denn dort tun sollen? Sie selbst ha ben zugegeben und Silberitein hat es behauptet daß er Ihnen bereits ge stern abend gesagt habe, der Schmuck sei Ialsch?« s »Ja, er untersuchte ihn, bevor ich noch zu Worte iam — ich habe es selbst gesagt, daß der Schmuck nicht echt ist — schon gestern abend —,« kam es zögernd von Marys Lippen ,,Ja, wozu wurde dann Trost heute hergerusen?« fragte Doktor Wurmser. »Herr Doktor scheinen nicht genau aufgemerkt zu haben.« »O doch, ich glaube schon!'« ant wortete dieser. »Pardon, ich habe ausdrücklich ge sagt, daß ich Silberstein gefragt habe» welchen Betrag er mir geben wurde. wenn der Schmuck echt wäre. Es han oelte sich also um die Einholung eines fachiniinnischen Urteils, wie hoch der Schmuck in diesem Fall belehnt wer den tännte.« »Wozu ließ dann Silberstein den« Schmuck von Trost aus dessen Echt heit prüfen?« »Das weiß ich nicht, herr Doktor. Sie haben doch gehört, daß der Sil berstein gestern schon erklärt hat, daß der Schmuck falsch sei und daß ich das selbstverständlich zugegeben habe.« »Gut, Baronin, dann frage ich Sie aber, warum haben Sie, als Trost das tonstatierte, Jhr Erstaunen dar über geäußert, daß die Perlen falsch sind?« »Lieber Herr Doktor« —- antwor tete Mary —- ,,ich verstehe nicht, was Sie mit allen diesen Fragen wollen? Ich habe niemals mein Erstaunen darüber geäußert. Jch wußte es ja Jch weiß nicht, wie oft ich das wie derholen soll.« »Bei-zahm Sie, Baronin, aber Sie riefen ganz entsetzt: Falsch?!« ,,Daranf kann ich Jhnen nichts antworten. Sie legen meinem Ausruf einen andern Sinn unter. Jch habe nicht entsetzt gefragt, sondern iaut be stätigt: Falsch! Jm nächsten Moment traten Sie ja ein. Es war keine Ge legenheit mehr, sich darüber auszu sprechen.« »Ja, nnd die Baronin waren sehr betreten, als wir eintraten.« »Ich glaube, das ist wohl begreif ilich.« . Sphor hatte aufmerksam zugehört und keinen Blick von dein Antlitz Marns gewendet. Er sah, wie darin Erregung, Schreck, Angst und Ent schlossenheit loech lten, sah das Mie nenspiel, das fü den Kampf sprach, der in ihrem Jnnern wogte. Und während fein Kollege die Baronin durch Fragen bedrängte, erstand in dein stummen Zuseher die Gewißheit, daß hinter den heutigen Vorgängen ein Geheimnis verborgen sein müsse. »Wenn ich Sie recht verstehe, Ba ronin,« ergriff nun Sphor das Wort, »so hatte also die Untersuchung nur den Zweck, den Wert des Stückes zu bestimmen, falls es echt wäre?« »So ist es, Baron! Es galt ein größeres Geldgeschäst einzuleilcn.« Baron Sphor iiberflog seine Noti zcn und sagte:- »Baronin, Sie braus chen mir keine Antwort auf die Frage zu geben, die ich jetzt an Sie richte. Wenn es Jhnen leicht fällt, wäre es zur Klärung dieser Sache sehr gut» Welcher Art war das Geschäft, des-« sentwegen Sie sich an Silbersiein ge wendet haben?«' Eine Glutwelle ergoß sich über; Marys Antlitz. Sie wurde sichtlich verlegen. i »Ich sagte ja schon — ich brauchte eine größere Summe —'« . Baron Sphor fühlte, daß es sich da um eine dislrete Angelegenheit; handelte, und antwortete m liebens-? würdigein Tone: »Baronin, wie ge-! sagt, Sie find keineswegs verpflichtetJ uns über Jhre privaten Angelegen heiten Ausschlüsfe zu geben-« »Damit ist die Angelegenheit nun wohl erledigt?« fragte die Baronin. »Gewiß, Baronin.' »Na, Gott sei Dankt Den Bor mittag werde ich mir merken mein ganzes Leben langl« »Ja, Baronin, Sie wurden schlecht beraten, als man Jhnen den Namen Silberstein nannte. Jch warne Sie nochmals, sich mit diesem gefährlichen Menschen einzulassen-« Mary hatte sich erhoben und stand vor den beiden Beamten. Man sah es ihr an, daß sie noch etwas vorzubringen hatte. »Noch eines!« sagte sie. »Meine Herren, ich lann wohl Jhrer Diskretion sicher sein?« »Gewiß, Baronin.« »Auch Sie, Doktor Wurmser, möchte ich bitten, zu Hause —- speziell meinem Vater gegenüber —- -— —« »Gewiß, Baronin « Und mit einem liebenswürdig-gra ziijsen Neigen des schönen Kopfes ver ließ Mary die beiden herren nicht anders, als würde sie aus einein großen Ball von ihnen zu einer an deren Herrengruppe treten. Als sich die beiden Kommissate allein befanden, war Dotter Wurm ser der erste. der das Wort ergriff. «Was halten Sie von der ganzen Geschichte?« »Was ich davon halte, lieber Dot tori« sragte Sphor und lächelte sehr sein. »Das werden Sie sofort hören«. s Er schritt zur Tür und winkte dem im Gang stehenden Agenten. »Nehmen Sie einen Wagen und fahren Sie der Dame nach, die das Hotel soeben veräassen hat syolgens Sie ihr, bis sie aus der Südbahn dm Zug besteigt. Dann melden Sie mirs alles genau. Rasch!« Nachdem der Agent das Zimmer verlassen hatte, sagte Sphor zu Dot tor Wurmser: »Sehen Sie, das halte ich von der« Suchc!·· Silberstein war rasch die Stiege hinuntergeeilt. Auf dem ersten Ab satz blieb er stehen und atmete tief auf. »Teufel hineint Ein verflucht gefährlicher Vormittag!« Plötzlich flog ein spöttisches Lächeln um seine Lippen. »Sie haben geglaubt, sie werden den alten Silberstein fangen! Da müssen andere Leut’ totnnteut« Jn seinem Arbeitszinnner war der erste Gang des Alten zur eisernen Kasse, in deren letztes Fach er einen Gegenstand legte, den er seiner Brust tasche entnahm. Ein spöttisches Lächeln spielte wie der um die dünnen Lippen. »Ein guter Tagi« murmelte er vor sich hin und versperrte den eisernen Schrank wieder. Silberstein verließ das Zimmer und nahm denselben Weg iiber Stiegen, durch Hallen und Magazine« den e: gestern gegangen war, als er Hans in fein Quartier gebracht hatte. Wieder begab er sich in die Woh nung Lechners. Lechner führte sei nen Herrn durch einen langen Gang zu einer lleinen Tür, die in den Linn hof mündete, durchquerte diesen und öffnete mit eineni Schlüssel eine nie drige Holztiir. Sie gelangten in einen finsteren Raum. Dann ging es eine Wendeltreppe hinan. piun stieß Lechner eine Tür aus« Es war ein größerer, zweisenstriger Raum, bescheiden tnöbliert, in dein sich nie mand befand. Lechner ging auf eine Wand zu und schob einen großen Kasten, der sich dort befand, zur Seite. Eine lleinc Tapetentür wurde sichtbar. Lechner zog einen Schlüssel aus der Tasche, reichte ihn seinem Herrn und trat beiseite. Der alte Geschäfts mann öffnete die Tür. »Na, endlich, lang gnug hab’n S’ mi warten lassen!«· rief eine Stimme. Es war Haut-, der faul aus dein Kanapee lag, eine Zigarre zwischen den Lippen, einen halben Liter Bier vor sich auf dem Tisch. »Sie werden doch nicht glauben, daß ich sonst nix zu tun hab’, als zu Ihnen zu totnnien!« antwortete Sil verstein untvirsch. »Ich bin jetzt erst nach Hauf getotninen. Jst Ihnen vielleicht etwas abgegangen in der Zeits« »Na, dög nöt! Aber a Vergnügen is’5 grad nöt, so allein da herum zusitzen!« »Sie habeti’s doch selber so wollen! Sind Sie froh, dasz ich Sie versteckt hab’! Dreimal war die Polizei schon d(1!« Hang versärbte sich. »Wegen niir?« »Nu, glaube-i Sie, wegen mir? Freilich wegen Jhnenl selber plan schen wir nicht so lang herum, Hören Sie mich anI« Silberstein zog einen Stuhl zum tianapee, auf dein Hang saß und be gann mit gedämpstcr Stimme: »Sie haben doch mit mir wegen dem Schmuck reden wollen, uicht?« »Ja, und auch noch etwas andres.« »Was wollen sie sonst nacht« »Ich lsab’ Sie fragen wollen« ob Sie dag nöt so machen können, daß i wegtonun’, ohne g"sel;’n zu werden's« »Da-J- werden wir schon richten. Aber zuerst das Geschäft! Was wol len Sie für den Schmuck?« nthaben Sie ihn untersuchen las sen?« fragte hans und blickte Sil berstein gespannt an. »Nein, das ist nicht notwendig, so viel versteh ich schon selber von den Sachen. Und dann, es steht in allen Zeitungen, woher der Schmuck ist.« »Jn allen Zeitungen steht’s?« fragte Zöllner erstaunt. »Natürlich! Glauben S', ich weiß nicht, daß das der Schmuck ist, der auf Schloß Rabenstein weggelotnmen ilt«e"' was geb’n S’ mir, Heer Silber stein?« »Sogen wir viertausend Kronen.« »Was-« entsuhr es den Lippen Zöllnets. »Wenn es Jhnen zu wenig Isi, werden wir halt den Schmuck schätzen lassen. Wenn der Schätzmeister einen andern Wert bestimmt ——« »Na, na·" antwortete Zöllner rasch. ,,na, wir brauchen tan Richter nicht! Alsdann meinetwegen, nehmen S’ den »Schmarrn, das heißt — den sSchmuck!« verbesserte sich hans rasch. Wieder umspielte ein überlegenes Lächeln die dünnen Lippen des Alten. »Er zog eine alte Brieftasche hervor - Hund zählte Hans in neuen Hundert ’lronen-Noten die Summe von vier tausend Kronen auf den Tisch Die Augen Zöllners wurden groß, Hals er das Geld vor sich liegen sah. »Was Jhnku nist einsam! Also, si Soviel hatte et in seinem Leben noch« nie beisammen gesehen. Seine Fin ger zitterten, als er die Banlnoien in die Dosentasche steckte. Teufel hin ein« was konnte et denn mehr ver langeni Gefärbteg Glas um einen so hohen Bei-as anbtingenl Der Beitogene war ja nicht er, sondern der Silbetsteim der sich weiß Gott wie gescheit dünltr. - »An-hin wollen Sie fahren?« fragt( Silbersieim «Dös is mir Wukschtx Nach Ita .lien over in die Schweiz.« »Passen Sie auf: Zunächst müssen Sie einmal aus Wien verschwinden! Wenn Sie in der Schweiz sind, sind Sie auch sicher. Von der Schweiz schauen Sie dann nach Genua zu kommen. Aber nicht gleich, erst nach einem Monat. Dort setzen Sie sich auf ein Schiff und fahren wohin Sie wollen. Jn einem Monat denkt tein Mensch mehr an die G'schicht'.'-· »Wann S’ glauben, so fahr’ i halt in die Schweiz! Wann geht denn der Zug?«« fragte Hans. »Um neun Uhr vierzig abends. Um halb neun Uhr bin ich da und werd’ Jhnen alles Weitere sagen.« Damit erhob sich Silberfteiii und nickte Hans freundlich zu. Als Hans wieder allein war, zog er die Bantnoten aus der Tasche und strich jede einzelne glatt· Er be rauschte sich förmlich an dem Gelde. »Ein dummer Kerl, der Silber steinl Viertaufend Kronen gibt er mir für a paar g'fiirbte Glaslugeln.« leL »Ja, sag’ mir nur, wag du eigent lich haft? Mit dein Gesicht willst du heute Gäste empfangen?« Der alte Baron legte ärgerlich den Liiffel hin und sah seine Tochter ver wundert an. »Aber Papa, schau« —« »Nichts schau! Seit vier Tagen lbist du wie ausgeivechseltl Bloß dist, sdeine Augen schauen immer aug, als ob du grad geweint hättest, die Nase läßt du bis auf die Erde hinunter hängenl Was ist denn in dich ge fahren, seit du das lehtenial in Wien warst?« »Nichts, Vater, nichtsl Quäle mich nicht!« ba! Mary. »Was sagst du, Waldeni« wandte sich der Hausherr an den Oberleut nant. ,,Findest du sie nicht auch ganz verändert?" »Ja, ich muß sagen« die Baronin sieht etwas — gedrückt aus,« ani wortete er zögernd. »Gedriiclt nennst du das? Groß artigl Nicht zu erkennen ist sie niehrl« »Ach Gott!« seufzte Marh auf. »Jetzt hör« aber einmal ausl« fuhr Baron Rodensiein unwillig dazwi schen. »Entweder red’, wenn du was auf dein Herzen hast — diese Ge sichter vertrag ich einmal nicht!« Baron Rodenstein schritt zuin Fen sier und sah in den Garten hinaus. Dabei schnalzte er neroös mit den Fingern« Mary verließ mit einem tiefen Seufzer das Zimmer. Der a«te Freiherr und Waldeii blieben allein. ,,Sag’ mir, Waldeii hast du eine Ahnung. was ihr fehlt's« . »Ich oenle, der Verlust des Perlen halzbaiides —«' »Ach Gott, an das denkt- sie gar nicht niehrl« fiel ihm Baron Moden siein ins Wort. »Du warst doch iei dei- ganzen Geschichte da. Hast du bemerlt, dasz sie sich besonders oiel daraus gemacht hatt Du muß was andres daliinteistecleii.« »Vielleicht sind ed die Folgen des Sasrelt5, den sie dei dein Massenflurz ausgestanden hai,« meinte Leo. »Auch das siiuinit nicht nicht« lie ber Freund. Ain Montag und am «L)ieiis.siag war sie ganz ruhig und heiter. Erst an dein Lage, do sie so lange in der Stadt war, erst seit dein Frage ist sie eine andre. Auch niit dein Donov Wurniser ift sie ganz ander-Z als früher! Das niusz doch seine Grunde hemmt's — Walden zuctte mit oen Achseln »Geh·, schou Walden, ich weiß,. Mart) gibt oiet aus dich,« but Rohen ftein, »red’ einmal init ihr. Viel -.eicht triegst on etioaS heraus-. zunin mukz doch ions finden, um dein Kind Den Ron wieder zurecytzuscneii.« Baron Winden stand auf. »Wenn du willst, werde ich niit der Batonin gleich jetzt sprechen.« Mit diesen Worten verließ Walden das Zimmer. Jn dem Augenblick, als er durch one Bluinenparterre, das vot oer Schloßtertasse lng. ice-ein« iuor sp ltlagen auf das Schloß zu. »Eervu5, Leut« now ..fen. Uebertascht vlieo er stehen und fah, wie ein Herk, der neben einer Dame im Fond der Rodensceinschen Cam page saß, lebhaft mit dem Hut winkte. »Grüß dich, Sphor!« antwortete Walden erfreut nno trat an oen Wagenschlag. »Kiiß die Hanf-, Baronin!« ver neigte er sich dann jalutierend vor der jungen Frau, die neben Baron Sphor im Wagen laß. »Sphor, um Gottes willen! Fon gen Sie jetzt auch noch an!?« »Auch noch? Also findet jemand anders auch, daß Sie sich merkwürdig benehmen?« Gottseßung folgt.)