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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 24, 1916)
- Sonntag-hinkt de Staats Anzerger und Retold ,evR DIE-i Einst-g Wien sie Gefahren des Frieden-. Von Lavinia Bauer-. Jn einer Gesellschaft sprach man jüngst . . . nicht mehr vom Kriege. Die Hausfrau hatte es verboten und meinte, es wäre besser und erfreu!i cher, einmal vom Frieden zu spre chen. Den Krieg, so sagte sie, ten nen wir ja nun; aber den Frieden, der da tommen wird, den kennen ioir nicht« so sehr wir ihn auch herbeiwün schen mögen· Zuerst widersprach man ihr. aber dann wurden die paar Men schen nachdentlich. Ein alter Herr fand ein hübsches Gleichiiis: Wie wir einmal eine verdammt pemliche Se gelsahrt aus betregter See machten, dachten wir nur das eine: O, wieder feste-s Land unter den Füßen sühient Gute, treue Erde, die man sicher und befriedigt treten kann, nicht diese schäumenden, sich werfenden Wogen und Abgrundr. Aber als wir dann nach Gefahr und Todesangst an einer entlegenen Klippentüste landen tonn« ten, da war diese ersehnte Erde Fels und Geröll, das die Schuhe zerschnctt, ein jeder Schritt schmerzte, und lange Stunden mußten wir im Sturm mit wunden Füßen gehen, bis wir ein Obdach fanden und geborgen waren. Wie — wenn es uns mit dem Frie den ebenso ginge? Da wurden alte lebhaft. und ein jeder brachte seine Sorge herbei, stellte Fragen an die kommende Welt, die unter blutigen Wehen ein unbetannteo tiind in die Weit schicken solt. Der erste, ein Künstler, sprach: «Ost frage ich mich, welche Rolle wir nachher spielen werden. Jch weiß wohl, es wird wieder Reiche geben« die sich bemalte Leinwand kaufen und von Dichtern und Musikern Senio kionen einhandeln werden« Jch fürch te nicht, daß die Künstler hungern müssen. Auch wäre das noch nicht das Angstr. Aber ich komtne über die Vorstellung nicht hinweg, daß ver Krieg unsere Unwichtigteit erschreks send gezeigt hat, und wir werden als die Uederfliifsigflen uns selbst und den nuderen Yortomtneiu Der Krieg hat erwiesen, woraus es ankommt in den großen Entscheidungen: aus Ge sundheit, einen festen Körper, ein Nervensystem, das nicht durch die hef tigsien Eindrücke zu verwüsten ist« Nicht Feinheiten und Empfindungen helfen uns, die Undifserenzierten ge winneti den Krieg, halten durch, ret ten ulle. Wenn Nietzsche und Wag ner neben einein starren Bauernburi schen eine Höhe sillrnien, einen Sumpf durchwnten, so schlagt sie der Bau ernbursche, und daraus allein laut es an. Jch bin benommen, zerschlagen, verwirrt, eben durch die Ausnahme-fä higteit tneines Gehirns, durch die Raschheit, init der ich Eindrünen preisgegeben bin, ich denke zu viel, ich habe nicht die Einfachheit und Geschlossenheit. deren nian bedarf. Nun kann ich mir nicht helfen, ich empfinde es fiir ungerecht, weint nach her ini Frieden die Künstler und Lin tellektuelleii auf einmal die großen Männer, die Blüte der Nation wieder sein sollen. Jin Gegenteil, wir sind die Ueberflüsstgen und Minder-verti gen. Sollen tvir nachher dein Mon ne aus deni Volke auf die Schulter klöpfen und ihtn sagen: Schon recht, du hast während der Schlacht nicht die besten Vergleiche gewußt, nicht die kühtisten Farbenderbindungen gesehen, aber dasur warst du der litthnere, doch das hilft dir nicht-, geh nur wieder schön zurück, ich bin das Salz der Erde, ich, der ich während der Schlacht vielleicht eine Nerventiise hatte, jedenfalls aber nicht die uner schiitterliche Selbstverständlichieit, mit der du dich hielt;ft. Jch bin in meinein Empfinden durch diese Bor iielliingen zerrissen. Jch bin ttüiisti ler inii Leit- und Seele, iiiehr noch, ich bin ein Mensch, ver deiilt, und ich bin stolz darauf, daß ich es tue. Aber ich muß sagen, jener tat mai-i fiir das Vaterland, und er ist ihm wichtigen Allerdings, die Sympho nie, die hundert oezioegenen Gennjlde, die neue Einsicht in vergangene Zei ten« die Erkenntnisse der Nimm der Geschichte, der Kunst, was weiß ich, wag alles, its-is haben wir. Vielleicht können tvir Werte schaffen wie den »Jurist« oder Töne finden wie »Ist-T dens Liebestod«. Aber damit ist tein einziger Meter feindlichen Schüt zengrabene zu nehmen, nnd dies al lein ist wichtig und rettend. Tet hochniiit der Geistigteit ist einer tie fen Geringschätzung in meiner Seele gewichen. Wohl weiß ich, daß ich damit Unrecht habe, daß der Geist und das Genie weiter wirken und ein Bolt führen und bereichern. aber schließlich ist all diese doch abgeleitet eine Ergösung ver Müßigem Wir liefern den Schein, aber auf das Sein totnint es un. Jch tann mir nicht denken, daß der Frieden nicht mit einer gewissen Geringfchäyuag au, vie Künstler und Jntellettuellen ehen wird, auf alle Feinen und Zeiten« Fsie widersprochen der Zeit. sie genüg ten nicht dem Gebot der Stunde» Und selbst wenn es anders wäre, und wenn die Menschen wieder anfangen, sich über Worte und Gedankensysteme zu erregen, wenn sie sich in das Blas se und Rachgedildete flüchten, so writ de ich mir irgendwie als Betrüger; vorkommen. Wir sind nur dann» jwichtig wenn es nicht das Letzte gilt ;. . . und es ist unmöglich, daß die lsutunst das nicht fühlen sollte. Ber jachten wir die Geistigkeit, so versal Ilen wir in Roheit, und schätzen wir lsie wie früher, so liigen wir. Jch sfiirchte diese Gesahr.« i Der zweite sprach: »Dies ist doch eigentlich, verzeihen Sie, bloß eine Berufssorge. Mir scheint es unend lich dedrohlicher, daß wir das »Ich« verloren haben. Dieses »Ich« zu erhöhen, es zu befreien, war die Aus gabe der Jahrhunderte. Jetzt aber ist es überflüssig und bedentlich,- nur das »Wir« tann helfen und retten. Dies ist die Lehre des großen Krie ges in allen Ländern, und dies muß weit in den Frieden wirken. Die volle Gewalt, die in dem »Wir« liegt, ist erst jetzt entdeckt worden« Das »Wir« war das heer. iden- Das »Wir« war das Heer, Ydas »Wir« war aber auch der Staat, sder uns jedes Stüct Zucker und jeden sTropsen Milch dorteilt, überall war ;es, und dadurch allein oerdielsältigten Isich unsere Kräfte. Niemals war der einzelne so an die Allgemeinheit ge itettet, so bedeutungslos für sich allein, jso in jeder Lebensregung beherrscht ;und geleitet. Hätte vor dem Juli ;1914 jemand sich vorstellen tönn:n, jdaß der Staat die Moden bestimmt, den Lohn juge ndlicher Arbeiter auf Idie Sparkasse legt, unsere Küchenges schirre einzieht, die Mode der Frau enkleidnng bestimmt? Daß er alle Bedürfnisse unseres Magens regles ;mentiert. in jede Einzelheit unserer lLebenshaltung eingreifend? Natürlich weißt i? daß es notwendig ist, um durchzu alten, mißverstehen wir uns nicht, davon ist nicht die Rede. Aber daraus folgt, daß die volle Kraft des »Wir« erft während des Krieges ent deckt wurde; glaubt man, daß der Frieden diese Entdeckung wieder ver gessen wird? Sicherlich nicht« es wa Hre ja unsinnig. Er wird genau wis sen daß es notwendig ist, überall ein !zugreifen, übertriebene Wünsche und Gelüste der einzelnen einzudänimen zum Nutzen der Allgemeinheit Ader das bedeutet, daß das »Ich« vollstän Idig seine alte Wichtigkeit verloren hat, sdiefes «Jch", dessen Freiheit, Selbst bestimmung und Entwicklung der ganze Sinn der letzten Jahrhunderte war. Wie lange wurde z.B .fiir die Freiziigigteit der Menschen gestritten — glauben Sie, daß der kommende Frieden sie wiederherstellen wird? Flaum. Das «Wir« weiß natürlich, daß es Menschen und Arbeitskräfte im Lande braucht, und es wird sie im Lande dort verwenden, wo sie sur die Allgemeinheit am nötigsten sind· Aus wanderungsverbote, Was-zwang Ar beitspflicht und Arbeitsanweisung — all dies und hundert anderes wird ganz selbstverständlich sein und uns auch so scheinen. Aber es dunkt mir, daß diese Gefahr unserer Ver wandlung gar nicht überschäßt wer den kann. Die Freuden der freien Selbstbestimmung der Entwicklung des eigenen »Ich« können durch tei ne noch so musterhafte und wunder bare Organisation erseht werden. Der Reiz der persönlichen Verschiedenheit und Entwicklung wird verschwinden; und im eifrigsten Bemühen, unsere» vaterländifche Menschheit wieder rei cher zu machen, wird der einzelne ver artnen, sein Willen wird verkümmern« seine Besonderhett verschwinden — wie eben Organ-, die nicht mehr ge braucht werden, absterben. Das »Wir« weist uns unseren Plaß an, bestimmt, wie wir uns zu kleiden, wie viel und was wir zu essen haben, es nötigt uns zur Ehe, es erweitert un sere Familie, es packt uns überall. Aber die weitere Gefahr des ver tiimmerten Jch besteht darin, daß sich auch nicht jene Persönlichkeiten mehr ausbiiden können, die das »Wir« leiten, es wird terne Führer geben. deren gerade die auf Organi sation gestellte Gesellschaftssorm am meisten bedarf. Fürchtet nicht auch ihr, daß die Weit die Lehren und Er fahrungen des Krieges mißverstehen und seinen Zwang weitersiihren und noch ausdehnen wird? Aber so natür lich und gebieterisch dies während des Krieges ist, so niederdrückend und schädlich wäre es während des Frie dens. Das verachtete und ohnmächs tige »Ich« —- wann wird die Weit es wieder entdecken?« Die haussrnu schüttelte den Kopf «Jhr seid Schwakzseher. Alles zu sei ner Zeit —- das »Wir« und das »Jch«, die Kräfte des Geistigen und des Körperii en. Wenn die Künstler, Gelehrten un Denker auch vielleicht nicht immer so gute Soidaten sein können. wie die andern , so weiß doch das Volk, daß sie zu seiner Größe und Kraft mitgeholfeii haben. Und auch das sann ich inir nicht denlen, daß nicht ein jeder von uns nachher darauf sehen wird, sich sein Leben nach dein Geseße seines eignen »Ich« zu ziniinerw Vielleicht wird er wei ter noch ein bischen Staatsdiät halii ten müssen, aber darauf ionimt es; doch wahrhaftig nicht an. Das «Wir"? hat gelernt, daß es sich- wenn es nottut, auf das »Ich« verlassen lann:» der Krieg gehörte dein ,Wir«, der. Frieden dein »Jch«- Jch habe eine an-’ dere Angst vor deni Frieden. Jch dente an die Berge, die der Krieg zwischen die Völker seßte, an die Flu ten von Haß, die er herbeischweininte, und ich fürchte, wenn die Menschen sich nun einmal an Haß und Unge rechtigkeit gewöhnt haben, so wird dies nachher auch das Leben unter den einzelnen vergiften. Haß ist dau erhaft und ansteckend; böse und ver bittert werden die Völker hinter ihren Grenzen lauern. Und wie llein wird die Welt, die früher allen gehörte, ge worden seini Jch denle da nicht allein an die Reisen, obwohl sie das Ge iniit ausfrischen, uns lebhafter und beweglicher werden ließen, uns so viel Schönheit zeigten! Doch es droht uns mehr. Die Verbindung der Völker machte alle einsichtiger, geschmeidiger, alle werden härter sein und vermö chern, wenn sie nicht mehr sich anei nander erfreuen und lernen können. Der Haß aber wird wie ein Ge schiviir weiter fressen. Ach ja, einmal wird sich wohl auch das verlieren, werden die blutigen Erinnerungen verblassen, aber darüber vergehen Jahre, kostbare, uneindringliche Jah re, und unser Leben ist so kurz. So viel Mißtrauen, Boßheii und Lüge steht jetzt zwischen den Menschen, wird der Frieden das soriräumen ronnen’t Was immer von den Fein den kommt, das wird dann bemiikelt und beschmutzt, man kann daran kei ne Freude haben. Wie wird es mög lich sein, zwischen den Menschen diese Mauern abzutragen, die mit Blut getittet findt Wir werden in uns die Stimmungen und Erinnerungen des Krieges niederkiimpsen müssen, und das wird uns am Anfang wie ein Verrat an unseren Toten vorkom men. Die Ersten, die schüchtern die Hand ausstrecten, werden verhöhnt von den Feinden, mißdeutet im eige nen Volke werden. Jhr eigener Stolz wird vor der Demütigung zurück schrecken. Der Krieg hat uns gelehrt, ein Volk zu sein, gehärtet, geschlossen, abgeschlossen. Aber wird der Frieden uns lehren, dies zu bewahren und da bei doch wieder ein Teil der Mensch heit zu sein? Werden wir je wieder so unbekümmert nnd frei mit unse ren Sinnen und Herzen die ganze weite schöne Welt besitzen können? Manchmal, wenn ich von der tücki schen, versteckten Böswilligkeit der Menschen höre, möchte ich verzwei seln, und mir ist, als ob keine der Gefahren des Krieges so schrecklich sein könnte wie diese Gefahr des Friedens!«« Der Künstler seufzte: »Gefahren des Friedens... ach ja! Und doch, wie sehnsüchtig erwarten sie die Men schen!« —-.-.-.-—-— Eine fröhliche Schinugglergrfchichte. Ueber die böhmische Grenze fährt eine Bäuerin in die Stadt, um einige Läuse und Vertaufe zu erledigen. Sie hat auch die beiden Mädchen mit, »daniit’s amal an Abwechslun« hani.« Die Frau sitzt auf dem Kutscherbod und auf den Rücksitzen haben die Madeln Platz genommen, um die La dung Bodenfriichte und zwei junge Gänse zu bewachen. An der Grenze tonirnt pflichtschuldigst der Finanzer heran und fragt, ob sie etwas Ver zollbares mit sich führten. Die Frau steht Rede: »Mei, i schaff Kar toffeln und Krautlöpf in die St-.1dt.« Der Zollbeamte war nicht miß-i trauisch, fragte aber weiter: »Flei;«ih,; lebende Tiere führen Sie net initT sich?« Die Alte wendet sich langsam um und deutet auf dir Rückwe, wo die Töchtern saßen und die Gänse bewachten: »Ja so, zwoa junge Gäns hab il« Ueber das griesgrämige Ge sicht des Finanzers zuckt es. »Seid-I no allaweit trotz ’nr Krieg so g'sp.sssi aufg’legti Wann bös« —- er deutet auf die tichernden Mädchen —- »junge Gäns san, so ian’s halt der Muaita nachg’rat’n. Fahrt zuni« Das Wägelchen setzte sich schleunigst in Trab, und erst aus einiger Entfer nung lündet das Schnattern oer weißen Vögel dem wackeren olli wächter an, daß infolge eines tsßs verständnisses zwei wirkliche Gänse unverzollt die Grenze überschritten haben. — Parvenu - Logil. Herr Bäcker (ein fristhgebackenekhefliei ferant): »Ich möchte ein Buch iiber'n »gute-i Ton«.« »Ist Winter-tier- III-« L nun-R Eine sumoreske von Oökar Ungnad. s s Er soll Dein herr feint« hatte der« starrer bei ihrer Trauung gesagt. sLotichen Bandelmann hatte es wohl gehört, aber sie hatte sich sofort, Itrotz der feierlichen Stimmung, in sder sie sich befand, gedacht: «Daraus wird nichts. Nach meinem Willen fmuß es auch gehen-« » s Sie wollte ihren Erich nicht zum sPantofselhelden herabwürdigen, aber sdaß er »ihr lherr sein« sollte, allein »das große Wort führen würde, das wollte sie auf jeden Fall verhindern. j»Er soll Dein Herr sein,'« heißt es yauch in der Operette, fiel ihr ein« in dieser lustigen Auffassung wollte sie sich sein «Hausherrntum« gefal len lassen. Als sie nach all dem Tru ;bel und Jubel der Hochzeitsfeierlichs leiten nun mit ihrem Erich im trau slichen Flitterwochenheim beisammen sfaß, »endlich allein,« machte sie ihm lmit ihren Entschluß bekannt. »Hm mal, Schatz, mit dem berühmten »die Frau soll Untertan sein dem Man ne« hast Du bei mir kein Glück. Wenn schon ich nicht will, daß Du zu allem nur »ja« und »Arnen« sagst, oder stets nur nidst zu mei nen Dispositionen, so wirst Du doch keinen Ton mehr zu rislieren ha slsen, als ich. Kapiert?'« schloß sie sschelmisch fragend. s Und ebenso belustigt antwortete er: »Also das ist Dein unumstößlis cher Entschluß? Gutt« Jhm gefiel das Fünkchen Widerspensngleit an seiner kleinen Frau. Daher verlor er weiter kein Wort darüber und dachte wie feine «siiße« Ehehälfte »Abwarten!« Bierzeha Tage idyuiicyek Futter toochenseligteit waren inzwischen ver gangen, als Lottchen bemerkte, daß er ja doch «ihr Herr« war, daß sie tn jeder Beziehung seinen Willen tat und nach seinen Maßgaben han delte, ihn um Rat fragte, und ge treulich denselben befolgte. «Das muß anders werdens« sagte fte sich, »ganz abgesehen davon, daß sie ihm gegenüber nnenergischer schien, würde ’sie auf diese Weise sich sahst gegen iiber meineidig werden, denn sie hat te sich doch geschworen, das Heft nicht aus der Hand zu geben.« — Es mußte also etwas geschehen. »Sie überlegte. Und Frauenlift fin Tdet schnell Mittel und Wege. Jhr Hsiel nämlich pliihlich ein, dafz ihr Gatte, die sogenannten Gramniopho lne nicht »vertaufen« konnte, ivie er ssich ausdrückte. Sie ging hin und lkaufte eins mit 24 möglichst viel sStandal verursachenden Platten. Kurz bevor ihr Mann abends aus idem Bureau tommen mußte, setzte Este den Lärmapparat in Funttion. LAls Erich eintrat, rief er entsetzt: »O weh, was ist denn das siir ein YSlandal?« : »J habe mir ein Grammophon igelaust!« sagte Lottehen energisch, Lohne sich allerdings eines ungestümen Klopfen ihres Herzchens erwehren zu können Erich erwiderte nur gelassen »Ach so!«, setzte sich zu Tisch und sprach wacker dein Mahle zu. Später nahm er einmal Gelegenheit, sich das »Na dauinstrurnent« nahe zu besehen,und nach der Besichtcgnng bemerkte er sehr ruhig: »Wirllich sehr hübsch!« Seine Ruhe machte sie fast rasend,j und in ihrem seidenen Bettchen dach-. te sie nachher nach über die Berftelq lungslunst der Männer, und wie un« glücklich doch die Frauen sind, daßl sie nie erkennen können, was in ei nem so schwarzen Männerherzen vor geht. Das sollte ihr aber bald klar wer den. Als der Herr Gemahl sich am nächsten Mittaq vor seinen wohlge deckten Tisch hingepflnnzt hatte und wacker zugriff, erzählte er so ganz beiläufig: »Ich habe ein Orchestrion gekauft!« Messer und Gabel entfielen dem zarten Frauenhändchen ilirrend auf den Teller, und fast entgeisterthauchs te Lotte: »Ein Orcheftrion?« » a. »Wer soll denn den Speltakel aug halten?« fragte sie schüchtern »Nanu,'« meinte er, sich eine gute Zigarre ansteckend, »die Leute sinds doch den Rodau in unserer Wohnung gewöhnt, auf ein bischen mehr oder weniger tommt’s nicht nn.« .Wonn kommt denn das Mon ftrum?« »Morgen.« Und richtig! Am folgenden Tage »tanzten« zwölf mächtige Trans portmänner mit einem Riesentnsten von Orchestrion an, das ge der Weist sung des KäuferBAFemä in den Solon plazierten ährend die jun ge Frau tränenden Auges, einer Ohnmacht nahe, den »Mottertasten« wie ein Gespenst anstarrte, empfah len sich die Teansporteure mit höh-! nifchem Gruße. Das war zuviel! Lottchen warf ! sich auf den Divan und weinte bit terlich. Dann versank sie in stump fes Brüten. Aus ihrer Lethargied weckte sie erst ein Schließen an der Kotridottiir. Jhr Mann kam zum Abendbrot nach Haus. Sie hatte noch nicht an den Tisch gedacht. Sie »flog« in die Küche und half dort dem dienstbaren Geist das Mahl an richten. Da plötzlich drangen don nernde Töne durchs Haus, wie Tit-l baton und die Posaunen des Welt-l gerichts klang es zu ihr hinaus, wo: sie bereit war, ihrem Manne das» Leibgericht zu bereiten. l Dieser hatte inzwischen das Or-; cheftrion aufgezogen, saß fchmunzelnd davor, mächtige Wattepfropfen in den Ohren und harrte der Dinge, die da tommen sollten. Das heißt, eigentlich harrte er. daß seine tleine Frau kommen sollte. Und sie kam auch. Kirfchrot war ihr kleines Ge sichtchen, als sie sich vor ihn aussteli lend ausrief: »So geht’s nicht wei ter, entweder das Orchestrion muß hinaus, oder...« Ehe sie aber ihren Sah vollendet hatte, fuhr Erich schnell fort: »oder das Grammophon!« Und es verschwand das — Gram mophon. Am Tage des Auszuges des Grammvphons versprach Lott chen zugleich, nicht mehr solche »Ei genheiten« an den Tag zu legen. Der Mensch dentt und... der Zufall lenkt. Der Zufall erschien hier in Gestalt einer spinösenPensionsfreuns din Lottchens. Die »liebe« Ellh, so hieß die Besucherin, war höchlich er staunt, in dem eigenwilligsten Fräu lein der ganzen Pension eine so ge horfame tleine Hausfrau wieder zu finden. Lottchen, die ihren Mit pensionärinnen in ausgelassener Weise stets versichert hatte, in ihrem dereinstigen Hause selbst die Hosen anhaben zu wollen, schien jetzt auf diesen shmbolifchen Schmuck ganz verzichten zu wollen· So meinte Ellh· Durch die Erinnerungen der »guten" Freundin wurde der jeder Frau ja eigene Eigensinn wieder ge weckt, und aufs neue beschloß Lott chen, die Zügel ihrem Manne zu ent reißen. Sofort wurde gemeinsam ein Plan ausgeheckt Erich war kein Freund des Tennisspiels. er bestritt die gesundheitsfördernden Bewe gungsbedingungen des Spiels nicht, aber seinem ästhetischen Gefühl war es zuwider, wenn die hübschen Da men dabei durch die Bewegung und Erregung in einem so echauffierten Zustand gerieten, daß sie nichts we niger als berückend und entzückend aussahen. Sein Frauchen solle ihren einfachen bezaubernden Anblick be halten und deshalb hatte er sie ge beten, an jenen Sport sich nicht zu beteiligen. Auf Zureden der Freun ding schlug Lottchen Erichs Bitte in den Wind und ging zum Tennis spielen. Sie hinterließ zuhaufe ein Briefchen, in dem sie ihrem Gatten davon Mitteilung machte. Erich tam, las den Brief,schmun zelte und pfiff vergnügt vor sich hin. Er zog seinen Ueberrock nicht erst aus, sagte dem Mädchen Bescheid, daß er zum Abeiidbrot nicht lomme, und verließ wieder das Haus-. Er suchte einen Freund auf. Diesem schickte er zu dem bewußten Tennis platz, damit er Lottchen so ganz beiläufig »unter Distretion« verra te, er habe Erich mit einer Dame im Tiergarten getroffen. Der Freund übernahm die Mis sion und richtete sie prompt aus-. Als Loltchen die Nachricht vernahm, lachte sie erst, dann fragte sie noch mal, ob sich der Freund nicht ge täuscht hätte. Dieser versicherte sie noch einmal mit aller Bestimmtheit der Wahrheit seiner Worte undsreu te sich im Interesse Erichs iiber die nunmehrige Wirkung seiner Bot schast. Lottchen ließ Raquet Ra quet sein, nachdem sie dem letzten ihn zugetvorsenen Ball einen derar tigen Schlag gegeben, daß er, falls nicht die Schtverirast, die Anzie hungskrast der Mutter Erde und sonstige physische Gewalten in Be tracht kämen, wohl ins Unendliche geflogen wäre, schüttete dann ein ziemlich dauernd fließendes Bächlein von Vorwürer über die gute Elly aus« die an allem schuld sei, und flog dann selbst wie ein Tennisball davon. Als sie nachhause tam, hör te sie von dem Dienstmädchen eine weitere Bestätigung fiir die »Ehe irrung« ihres Erich durch die Nach richt, die er hinterlassen hatte. Sie saß wie versteinert: schließlich fing sie wieder an zu lächeln. Es war ja nicht möglich, daß ihr Erich ihr so etwas antun könnte. Das wa ren gewiß alles nur Maßnahmen seinerseits-, die er ihrem Eigensinn entgegense te. Und richtig! Troß jener Na richt, die ihr Gatte hin terlassen, kam er zum Abend nach lhause und erzählte mit dem un schuldigsten Geieht von der Welt, daß er seinen reund getroffen habe und mit ihm im Tiergarten spazieren ge angen sei. Das war ihr ber stegerste Beweis dafür, baß jene Ver bächiigung aus dem Tennispiatz ihr mit Wissen ihres Mannes hinter bracht war, um sie zu erschrecken und für ihre Widerspenstigieit zu strafen. Sie verriet zwar von ihrer Erkenntnis nichts, nahm sich aber vor, nunmehr ihrem Erich keinen bGrunb mehr zum Aergernis zu get en. Schwachheit, dein Name ist Weib. Einige Monate hatte sie ihrem Ge lübde getreu jede Widerspenstigieit unterdrückt. Da kam aber die gute Freundin wieder ins Haus, und ba mit waren abermals die guten Vor siitze Lottchens zum Fenster hinaus. Zu jener Zeit hatte Erich mit seiner kleinen Frau gerade eine Reise zu einer Familiensestlichieit nach Thü ringen zu machen. Bis kurz vor einem ihnen beiden bekannten Tun nel war bie Reise in bester Stim mung und Eintracht von statten ge gangen. Da kamen sie auf besagten Junnel zu sprechen und dieses zin Ichuroige Oauwerr wurde oirerreurs sache zu einem neuen Ausbruch der Widerspenskigkeit bei Lottchen. Sie wollte ihre Selbständigkeit und Angstlosigieit beweisen, indem sie den sicheren Eckplatz neben ihrem Gatten mit einem Platze auf der Bank ge genüber vertauschte, auf der an der anderen Fensterseite noch ein Herr saß, der nicht gerade einen schönen JEindruct machte. « Der Zug fuhr in den Tunnel ein. Als es ganz dunkel geworden war, stand Erich behutsam auf, trat vor Hsichirg zu seiner Frau heran und küßte sie. Lottchen stieß einen halb irznterdrückten Schrei aus, und Erich jsetzte sich schnell. Als der Zug wie 1der ans Tageslicht kam und sofort daraus in die Station einfuhr, stieg Iman aus· Dabei fragte Erich in ruhigstern Tone: »Warum schriest Du »denn plötzlich so halblaut auf,Schat zel?'« »Na, Du hast mich doch geküßi!« »Ist mir garnicht eingefallen,« gab Erich ernsthaft zurück. »Was," rief Lottchen nun, »Du warst es nicht?«, und dabei suchte sie mit der Hand, mit den Handschuhen, dem Taschentuch und was sie sonst zum Wischen zur Hand kriegen konn te, ihren süßen Rosenmund von einem ekelhasten Etwas zu befreien, das ihr Schaudern und Unbehagen bereitete, und sagte schließlich: ,,Aex, kann hat mich ja der ekelhafte Kerl, der in der anderen Ecke saß, geküßt!« Und sie wischte und wischte ihr blü hendes Lippenpaar. Erich aber sagte indessen schein bar sehr erregt: »Na, hör mal, Lot te, wenn Du jetzt gar solche Sachen anfängst . . .« Ehe er aber vollenden oder gar noch weitere Vorwürfe machen konn te, hing sie schon vor allen Leuten an seinem Halse, küßte ihn weidlich ab und flehte: »Nein, lieber Erich, sei versichert, ich bin kuriert. Du sollst von nun an ein artiges, ge horsames Frauchen haben!« Und sie hat dauernd Wort gehal ten. Merkwürdigerweise! Wie du mir, so ich dir. Jn der Landsturtn-Zeitung von Vuuziers findet sich folgendes Ge schichtchem »Bei Seoan. Staubige L.1ndstr.1ß-.. Sengende Hitze. Ober ieutnant u. Sp., ein Schwabe, hat auf dem Mensche verdächtige Zivilii sten erg«iffen und verhört sie in ver nächsten Muitie Devot bringt der Maike dem Offizjet em Glas Wein, Das dieser unbedacht auf einen Zug hinunterstiiczn Teufel, das war Gift! ostn hdlljfches Feuer in per Kehle und im Magen. Pistole her aus: »Um, wag hast du mir vorge setztc" »Ah, bedauerliches Betsehem aber kein ixsij:, nein, nein, nur Es I:g.« »Er — o —- o —? Flasche her! Ganz richtig, ,,oin«1igre de su sude«· Ob nicht Doch Gift? Na, besser ist besser, warte, incm Freund, ein zweites Mal keimfc Du einen deut schen Offizxer mit deinem Essig je Denfalls sucht mehr." Mit raschem JGrisf nimmt Der Oberleutnant aus »dem W.utdicl;r.mk Ikej folioe Wasser ,glc.«ser, keck nette Häsnpclzcm füllt si Jbig zqu Rande mit dem Lösttichcn Mika stellt sie vor den Maire und »Der Eini..d;l;eit halber auch vor me Hdeiden Juki-warm Daraus mit et «()obener Pssäolck »r)ix;-ez la baute-, xmsssäeukscik Un, Deux, this!" Sechs ’.:äi:ende Augen heben sich flehend Izunz HiuuneL Aber was half-M Wappdich, warm, wie denn schönsten Läcekjunzetx die schmerzlichen Drei Gläser Essig hnnmtecgestiirzt Drei Jnvianec tanzten wie besessen im Zimmer umher und haben seitdem ei nen griccnnen Daß auf alle Efsigiai itstikamena