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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 10, 1916)
Sonntag-hinkt de Skaaks Anzetger und Nin-old ,Ne;- Derst Zsrgen Innr- Geschicht-. Von Thomas Krag, Christianta. Als ich Jitrgen Dom kennen lern te, hatte sein Bart eine merkwür dige Färbung —- ich kann nicht mit» Bestimmtheit sagen, ob er gelb oder; grau war. Er ehilrte zu der Sor te blonder Men chen, die frühzeitig ergrauen. Uebrigens sah er sehr? unbedeutend aus, war mager und! schädig gekleidet. ; Klassenlehrer Jörgen Dom wark einer von jenen ängstlichen, höflichen Menschen, von denen man mit ziem licher Bestimmtheit sagen kann, daß sie nicht glücklich sind. Vielleicht plagten ihn die Jungen tn der Schu f, und vielleicht wirtte das aus sein Benehmen ein. Sicher ist jedenfalls. daß seine übertriebene Höflichkeit mich sast in Verlegenheit seßtr. Es war ein trauriger Sommer, den wir in dem Jahr hatten. Mög lich. daß die Sonne anderswo warm schien, aber in dem kleinen Küsten ort, wo wir wohnten, ließ sie sich sast nie sehen. Der himmel war tagein, tagaui grau, und das Meer ging draußen in schweren Wogen. chließlich, eines Morgens, tam die Reihe auch an uns. Alle Wol ken waren verschwunden, und die Sonne stand groß und warm am himmel. A . «Keiner ienni feinen Nächsten!« fagie Jiirgen Dam an jenem Tag in mir. «Entfchuldigen Sie diese banale Bemerkung, aber sie drängt firb mir- oft auf. Sie glauben, mein .griißier Ehrgeiz ift, einigen Jungen einzupautem wann Karl der Große regierte, oder wo Cicero dem Dich ter Archias feine Rede hielt. um Sie glauben ferner, daß ich den Er ften der Klasse um fein Gedächtnis beneide und Nummer zwei urn fei «nen Rechenverftand. Ach, feben Sie, ich bin felbft ein guter Schüler, bin felbfi der Erste gewesen, aber du lie ber Guit, wie wenig habe ich trot dern als Menfch erreicht! Nein, einen in der Klasse bewundere ich, etc-u keck-n- bütxicheu Inder-. thue das geringste Jnteresse fiir die Lehr fächer, aber mit einer ganzen Par tion Mutterwitz. Wollen Sie glau ben, dafz gerade ich diefen Burschen bewundere, beneide —- ja vielleicht sogar hasse? Dieser faule Schlin gel wird schließlich borantomrnen, er wartet nur darauf, er will dem bunten Leben Auge in Auge gegen überstehen; er wird das packen, was die Zeit bringt, und er wird den Luxus des Lebens erlangen, das dom Leben erlangen, was ich nie Ie iornrnen dabe. Die Frauen werden feine fchdnen Augen küssen und mit weißen Fingern durch fein weiches haat fireichen...« Kiassenieyrer Jiirgen Dam wur de plvtzlich rvt und verlegen —- er hatte noch nie sv viel und so ossens herzig gesprochen Jch lachte. »Sie haben recht; teiner tennt seinen Nächsten. Jch hätte tatsächlich nicht gedacht, dasz Sie etwas anderes sei en, als Pbtlvloge." »Philvloge"t Philologei Was meinen Sie mit ver Betonung, vie Sie in diesem Wort gebent Sie sinven wohl, dasz es manchen Son derling zwischen diesem Völkchen gibt, mit trüben, milden Angen... Aber, glauben Sie mir, mancher stille Philvlvg, der dem Jungen einen Tadel siir schlechtes Betragen gibt, möchte am liebsten als Barvar aus treten, als hübscher, nackter Barbar, aus du und vu mit der Sonne und den Sternen...« Jörgen Darn und ich, wir saßen aus ver Veranda vee tieinen Hau ses. Die Sonne war untergegans sen, die legte Wolke verblich im We sten. Niemand störte uns, und Jak gen war in ver Stimmung, mir sein Herz auszuschtittew »Aus meinen Wanderungen durch die Zeiten habe ich manche Schwär merei, manche Verliebtbeit durchge macht. Eine Zeitlang war ich bes tig in Rausitaa verliebt — das war eine meiner glücklichsten Neigungen. Rausitaa bat mir gleichsam zuge niat, sie ist nie totett gewesen, sie hat einen Dust von Veilchen und srischer trockner Erde an sich. Aber ich habe auch tiesere, verzehrenden, rötere Schwärmerrien gehabt. Ju lia, Lutrezia Borgia und Kleopatra — sa, lachen Sie nur —- Klassen lebrer Jsrgen Dam, ver venriitige Mann, der milden Tabat raucht, und Königin Kleopatra, Herrscherin über viele herrschet — ein reizendei Paar, nicht wahr? Run iu, wenn ich in eine dieser sinnigen Damen verliebt war, fühlte ich mich sehr unglücklich, aufgerieben elend.« »Aber mein Gatt,« rief ich. .nedmt ihr Philologen denn alle das Leben so schwers« , .Nicht alle, aber viele. Jch habe einen rennt-« der ab und zu für Lord yron schwör-int. Dann ist er sehr liicllich. Ein anderer hat seine Lie e auf Napalean geworfen. Wenn er zu tef ins Glas geschaut hat, sagt er immer: Jch fühle mich dir verwandt, großer Kaiser, dir, der du aus der öden Jnsel saßest wie ein Adler mit gestutzten Flü geln.'· »Ich lande, aufrichtig gestan den,« iiu erte ich nach einer Pause, »daß man mit dergleichen als Ghin nasiast fertig wird. Und ich dachte, daß das viele Ueberlieferte schuld daran sei, es wirkt er chlafsend auf unser Nervensystem önnten wil nur mal etwas Jdeales an uns selbst entdecken... Aber hören Sie .mal, haben Sie nie für einen le benden Menschen geschmärmti Die liebe Juliu, die goldhaarige Lutretia Borgia und die nimmersatte Kleo patra sind ja nur Staub und Asche! Haben Sie nie eine getroffen, die es überflüssig machte, daß Sie so weit in der Zeit zurückgingen und dies alles nur träuinten?« »Ich weiß nicht. Jch glaube, ich tue am besten, mich an die histori schen Frauen zu halten, die welt histvtischem ha, ho- hat« Jörgen Dam lachte so seltsam, rasz ich ihn ansehen mußte. Er saß und blickte vor sich nieder, als ob er sich ichamr. s »Nun. .Sie haben nicht Lust, es! mir zu erzählen?« fragte ich. »Das finde ich übrigens ganz beOiflichA Denn man zieht es ja nun einmal vor, so lange wie möglich hinter zugezogenen Gardinen zu leben.« »Ja, gewiß» hm, Sie haben ganz recht. Jeder müßte das Recht! haben, hintesr zugezogean Gardinen zu leben, wie Sie sagen Aber ich könnte Ihnen etwas erzählen, was Sie vielleicht interessieren würde; die Sache hat wirklich einen psychologis schen Wert, und das ist ja etwas flir Sie-» Und manchmal bekommt Inn wirklich das Verlangen, sie mit zuteilen —- wenn ei auch wehtut... Also ftellen Sie sich vor, daß ich idor einigen Jahren Oauslehrer in einer Familie war, einer sehr wohl habenden Familie, die zurückgezogen lebte und hochmütig aus ihre Guts nachbarn herabsah. Die beiden Söh ne, die ich unterrichtete, waren faul und unzuverliissig, aber sehr felbsts bewußt. Ja, die ganze Familie hat te etwas Eingebildetes und Egoisiii schee, was mir den Aufenthalt in ihrem Kreis nicht gerade angenehm machte. Aber — was sagen Sie dazu —- ich verliebte mich sterblich in die Tochter —- eine ganz lächer liche, aber furchtbare Leidenschaft. Sie hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Es kam vorn ersten Augen blick iiber mich. O, das war das Leben! Es blendete mich! Sie hieß Ursula, hatte reiches blondes, etwas locliges Haar und eines jener blas sen Gesichter, die hinter ihrer wei ßen Haut dennoch Lebenskraft und Blut besehen. Noch jetzt, wenn ich an sie denke, erfiillt sie mich ganz. Mir ist, als ob ich etwas fremdar »tig Schönes vor meinen Augen sähe. Sie war recht freundlich gegen mich, nicht mehr. Sie liebte es, für mo dern gehalten zu werden. Zweimal war sie in Kopenhagen gewesen, um sich zu amiisieren, und erzählte mir viel davon. Jch selbst bin ja nie weiter getommen, als bis zu unse rer eigenen Hauptstadt Christiania. Sie zeigte mir niemals, daß sie auch nur das geringste Jnteresse siir mich empsinde. Sie werden also begrei sen, daß das, was sich ereignete, mich verwirrte, ja sasi in Angst versetzte· Sie wurde trank, ging schweigsam umher, schließlich mußte sie sich zu Bett legen. Der alte Bezirtsarzt stellte manche Diagnose. aber wohl taum die richtige. Endlich durfte sie wieder ausstehen, und es schien ihr besser zu gehen; nach einer Wo che aber detam sie plönlich eines JMorgens einen Rücksall, einen sehe ’ernsten Näctsall· Am selben Abend wurde beschlossen, daß sie in die ;Hauptstadt reisen und dort einen der Professoren konsultieren sollte. . Dann kam dall »Wunderbare«. s Zeitig am Morgen wurde ich idurch das Mädchen geweckt, das mir imiiteilte. daß Fräulein Ursula mich lzu sprechen wünsche. Jch wußte gar nicht, was ich daraus machen ollte, irohdem kleidete ich mich so chnell wie möglich an, tastete mich zu ihrer Kammertlir und trat in ihr halb dunlles Zimmer Er war im Ot tober, und die Uhr schlug eben ersi sieben Do lag sie in ihrem Bett sund sireette mir die hand entgegen, als habe sie aus mich gewartet. Wie swar sie schön. Jch blickte wie be izaubert in ihr zartes. blasses Gesicht, sdas in dem Lcht des dämmernden Morgens einen eigenen Glanz zu besißen schien. Ich trat ans Bett. ,,Friiulein Ursula,« so te ich-It haben mich rusen lassen« — »Se gen Sie es,« sliisterte sie, »daß Sie mich lieben.«- «Friiulein Ursulu, ich verstehe Sie nichti« — »M Sie lieben mich. Jch habe et Ihnen ja angesehen.« Das Herz schlug mir zum ser sptingen, ich lniete an ihrem Bett nieder und sliisterte: »Ja. ja, ich be tenne es, ich habe Sie vorn er es« Augenblick an geliebt.« Sie bl lächelnd vor sich hin. »Ursula,« sliisterte ich, »ist es möglich, haben Sie mich wirklich gekni« Da umschlang sie mich mit ihren Armen und drückte meinen Kopfs gen ihre Brust. »Ja,« sliisierte sie wie in Clsiase. »Ich liebe Sie wirtlichl... Dichi Dich!... Küsse mich!...« —Aber wie kann man so etwas er zählen! Jch war trunlen, halb von Sinnen, als ich ihr Zimmer verließ Und als sie später mit dem Wa en sortsuhr... ach, da tauchten ists sehnsüchtigen, angstvollen Augen ties in die meinen. Ich fühlte diesen Blick in meiner Seele. Sie schrieb Briese nachhause.» an ihre Eltern und an mich. Die meinen aber trugen eine fremde hundschrist aus dem Kuvert, see wagte nicht, es ihre Eltern merken zu lassen, daß sie an mich schrieb. Die ersten Briefe, die ich bekam, handelten von ihrem einsamen Le ben, vom Tode, mit dem sie sich setzt gleichsam versöhnt habe. Und dann von ihrer Liebe» sie liebe mich wirklich, schrieb fie, wirklich, wirklich! Sie versicherte es immer wieder. Meine Briefe enthielten keine Ver sicherungenz aber noch nie hatte i so geschrieben, Gott weiß wo « solche Worte herbetam, ohne Flittct und ohne Staat, aber ich fühlte felbft, wie es durch diese Worte beb te« Jiirgen Dom hielt einen Augen blick gedankenvetloren inne »Dann tam der Frühlinf und se wurde gefund. Der Ae t efEri- IQ ten Eltern, das alle r über-« standen fei, und daß sief im Juni nachhause tommen könne. Und jetzt wurden die Briefe an ihre Eltern häufiger und an mich seltener. Und die wenigen, die ich bekam, berichteten von ihrem Jubel; der Tod lag weit, weit hinter ihr. Jetzt ging es dem Leben und Som mer entgegen. Wie es mir gehe, danach fragte sie nicht. Vielleicht tvitd Jhnen jetzt klar, was ich in dieser Zeit erdulden mußte· Sie kam nachhause, schöner, als je. Jch tonnte ihr nicht so gegen übertreten, wie ich wollte. Nein, fest war sie mir wieder fremd gewor den, ebenso fremd wie damals, als ich sie zum erstenmal fah. Sie schien sich auf nichts besinnen zu können· Juni liebt eo nicht an Oktober zu denten. Eines Abends sprach ich mit ihr. Sie antwortete mir, versank einen Augenblick gleichsam in Erinnerung und bekam denselben Ausdruck, der mich an jenem merkwürdigen Herbst morgen bezaubert hatte. Dann aber schüttelte sie alle Empfindsamteit von sich ab »Gewisz, es gab eine Stunde, in der ich glaubte, baß ich Sie gern hätte. Und ich wünschte, rnit der ganzen Inbrunst meines Herzens. vasz Sie mich lieben sollten. Jch war so sung und fürchtete mich vor dem Sterben...« »Sie fürchteten, daß Sie sterben müßten, ohne geliebt worden zu sein.« Sie blickte mich überrascht an. »Ja, das war es«, sagte sie leise. und sie schien noch einmal irn Ge siihl der Todesangst zu erbeben, von der sie sich hatte überwältigen lassen. ,,Aber setzt,« suhr ich sort, »in-au chen Sie sich nicht mehr zu sürchten.« «Neinl'· ries sie aus, während ih re Augen strahlten und ihre Züge vor Wonne erstarrten. »Nein, jetzt brauche ich mich nicht mehr zu für-h ten... Ach, es ist göttlich, all dem Finsteren entronnen zu sein. Jch möchte es nicht noch einmal durchle ben, nicht noch einmal diese duntle Gewalt über mir sühlen.« »Ich habe Jhnen also in einer schweren Stube geholfen, Fräulein Ursula... Vielleicht werden Sie mir hin und wieder einen freundlichen Gedanten schenken.« »Ach, Sie waren so gut! Und es ist häßlich don mir, daß ich so ge gen Sie bin. habe ich Ihnen seht weh etan«i« « ehgetan?« Jch konnte ein bir teres Lachen nicht unterdrücken. »Ach, was soll ich Jhnen daraus antwor tenl Aber ich verstehe Sie ieht voll kommen. —- Sie konnten damals gewiß nicht anders handeln. Sie brauchten einen Leben-unter unds nahmen den ersten besten, der Ihnen gerade zur band war. Leben Sie wohl, Fräulein Ursula!« , Sie reichte mir die hand. ss »Sei-en Sie wohlt« Es toar mir, als ob alles Lichtl entwichr. Aber ich nahm mich zu sammen und sagte langsam: s «Fräulein Ursula, wenn Sie noch einmal Dilfe brauchen, dann wen den Sie diese Methode nur im äußersten Notfall anl« i sie Geschichte von einein Eindruck-. f — i i Novellette von Eva Gräfin von Baudissin. »Noch einmal Lebewohli Und auf frohes, frohes Wiedersehen!« s Der rundliche Herr Hauptmann; stand am Fenster des Abteilg, feine blonde, zart-. Frau vor ihm auf dem Bahnsteig. Bis zur letzten Minute behielt sie ihn im Auge und suchte aus seinem Blick Kraft: sie hatte fest versprochen, tapfer zu sein -— und wenn der Abschied auch mehtat: nach menschlichem Ermessen ging er ja nicht in Gefahr. Hauptmann Ruh erg war ver Führer einer Proviant tJlonne unv wurde sie in den von Deutschen besehten französischen Ge bieten iaum bis an vie Front zu ge leiten hoben. Aber eine tiefe Trau rigkeit wollte doch in ihr aufsteigen, wenn sie an ihr einsames-, tleines Haus in einem Vorort Münchens dachte — wie heiter unv schnell wa ren nicht vie vierzehn Tage seines l ) Utlaubeö vergangen, nun war sie wieder auf sich angewiesen! Und auf die alte, etwas mürrische Luite, die sie vom haushalt ihrer Mutter liber ndmnien hatte, und auf Milch, den klugen Dobermann Kinder waren ihr leider versagt. Aber nach dem Kriege, das hatte ihr Man ihr fest versprochen, dann wollten sie ein Kriegswaisenkind zu sich nehmen. »Nu, da wart’ nur, Lottchen, bis der Krieg aus ift«, hatte ver Haupt mann gutmütiggemeinn »Wenn alle, wie du es wohl am liebsten möch test, können wir ja doch nicht anneh men·" Das sah sie ein. Die Zwischen zeit aber würde doch recht still da draußen fein —- und nun tat der Zug einen Ruck, und zugleich gad’5. einen zweiten in ihrem Herzen, und eh' sie sich verfah, ivnr das gute Ge-« ficht am Fenster schon ein ganzes Stück von ihr fortgeriickh ; »Paul!« tief fie. l Und er —- deugle er sich nichts plötzlich vor und tief ihr etwas zutil Es- war gewiß noch ein liebes, les-J tes Wort, daher niclte sie, als have; sie es verstanden und winkte ihm! mit band und Tuch Dank zu.; Ganz heimlich trocknete sie dann ihre Augen und ging tapfer vom bahnsteig fort, zur Vordrtbnhni hinüber, die sie bald nach Haufez strug Als sie nun die Haustür aus-! schloß, durchschauern es sie leicht: so» unheimlich nill ioiir es doch! Liiise mußte noch zu Eintäusen sortgegansi gen sein, Plisch’ ttorb war auch leer —- so trat sie ins ziminer und iiiachs te rasch Licht aii, trotzdem es drau-’ ßen noch ziemlich hell war-. »Du Hasensusz«, wurde ihr Mann sie’ schelten. Aber ihre Furchtsaniteit konnte sie nicht überwinden. Und merttviirdig: ioar nicht in der Lust etwas Junius-, tiiin ihr nicht irgend etwas verändert in den Räumen vort Zaghust schritt sie don einem zum anderen —- und plötzlich jagte sie in die Küche, riß die Tiir hinter sich zu» schloß ab und lauschte. War da nicht eben-»Z- Vorlausig tlopste das Herz ihr so laut, dasz sie nichts an-’ deres hören konnte. Es tani auch» nichts, aber sie blieb verschiichtert aus einein Kiicheiistulit sitzen. ’ Eine Viertelstunde später erschien Luise und wurde von ihrer Herrin vorsichtig hereingelassen. Um Luise, die stets Ungläubige, davon zu über zeugen, daß sie sich diesmal nicht geirrt habe, übertrieb sie unbewußt ein wenig, was sie gehört haben wollte und blieb dahei, etwas sei im vorderen Zimmer nicht richtig. Jhre Unruhe und ihr nusgeregtes Sprechen teilten sich dem Benehmen des Hundes mit: er ltes ein paurmal zur Tür, schnubvette,bellte und heulte aus. . . »Er vermißt den herrn«, behaup tete Luisr. »Ach, beioahrel Er merkt, daß et was nicht in Ordnung ist — nicht wahr, Plisch, du bist so klug und du taszt gut aus« J Der hund spihte die Ohren und rannt- wieder hin und her. »Na, dann loinni, Plisch«, sagte Luise, »woll’n ’nial nachsehen. Du und ich, wir sind ja 'nen Paar mu »tige Leute, wir wollen es schon trie «gen.'« s Tapser ging sie aus der Tür, den Hund hinter sich und doch nicht ganz Fso zur-ersichtlich wie sonst bei ähn llichen Entdeckungstreisem »Denn sol che Bannbüxen«, wie sie aus gut nord ;deutsch, wenn auch nicht sehr respekt Jvoll dachte, »die stechen einen ja wirklich an.« Trotzdem wanderte sie vorwärts, bis sie in das letzte Vorderzimmer tam. Da blieb sie wie angewunzelt stehen und stieß einen lauten Schrei aus. Lottchen in ihrer Küche zitterte, sie erhob sich, um Luise zu Hilfe zu kom men, aber nach wenig Setunden stand diese bereits wieder oor ihr, schnappte nach Lust und sagte end lich: »Der —- dek große silberne Kü bel, der —- wo die Palme in stand —- im Erler — der is weg!" Und Plisch heulte und bellte, tobte durch die Zimmer und stürzte wie ein Rasender oon einer Ecke in die andere. Kein Zweifel, er schnüsselte den Verbrechert »Der Kübel, siehst du, ich wußte es ja«, stiesz Lottchen hervor. »Nicht ge rade, daß der Kübel fort sei —- aber, daß etwas nicht stimmte! Plisch, der bestätigt es uns ja auch —- eo ist also wirllich bei uns eingebrochen worden, Luise, wir müssen uns dareinsinden l« »Gott nee, wie gräßlich,« meinte Luisr. »An wird mich auch graulich, Enu kann ja noch alles Mögliche pas sieren!« »Wie gut,« sagte Lottchen, »o, wie gut, dasz das Kind noch nicht hier »ist! Denke doch, wenn er dem auch »was angetan hätte!«« ’ »Was siir’n Kind?« fragte Luise. halb neugierig, halb empört. J »Nun, die tleine Waise, die here ihauptmann und ich nach dem Kriege annehmen wollen.« Lottchen sand Jplöhlich, es sei eine vorzügliche Gete sgenheit, Luise endlich von dein Plan szu unterrichten. Denn bisher war lsie sich nicht recht llar gewesen, wie Luise, die ein wenig Hausthrann war, sich zu ver Sache stellen würde. »Das hätte auch gtad’ heute noch gesehlt,'« ent eguete Luise rätselhast, ohne sich aus ein Für oder Gegen einstweilen einzulassen. Und dann beratshlagten sie beide, was zu tun sei. Die ganze Nacht blieben sie zu dein Zweck in der Küche sitzen, von Plisch«belvacht, der über vie ungewohnte Hausorvnung von Zeit zu Zeit tnuerte und vie Frauen in der Annahme bestärlte, der Ver brecher könne nicht weit sein, und umschleiche noch vie Mauern des Hauses. Am nächsten Morgen durchsuchten sie alles: es fehlte wirklich weiter nichts als der. silberne Kübetl Wer aber sagte ihnen, daß ver Dieb nicht zurücktäme und sich andere, fette Beute holte?! Und gar, wenn eine von ihnen allein im Haus wäre? Luise verschwor sich dagegen: »Liebe: müfse die gnädige Frau die Pflege der Waisentinder aufgeben!« Davon wollte nun wieder sie nichts wissen; und so geschah es, daß sie schon nach zwei Tagen den Rest des Silbers in einem tloffer auf die Bank brachten, oas tleine Haus fest abfchlofsen und nach München in eine Pension übersiedelten Jhretn Mann wollte Lottchen nicht den Kummer bereiten, daß ihr Staatsstiict, der schöne Silbertübel, gestohlen worden sei; das erführe et später noch immer früh genug. Auch daß gleich nach seiner Abwesenheit eingebrochen wor den fei, das würd-e ihn in der Ferne doch sehr beunruhigt haben. Sie gab als Grund ihrer Ueber siedelung an, daß es für ihr Amt be quemer sei, in der Stadt zu leben. Der Hauptmann fand das zwar etwas verwunderlich, auch kostspielig; und Lottchen und Plisch und schließ lich auch Luise hatte doch fo viel Freude an dem schönen Garten ge habt? Lottchen erwiderte: »Pflicht ginge vor Vergnügen-« Und er gab sich darein. Eines Tages, unerwartet, nach lan gen Monaten, erhielt Lottchen ern Telegramm. Darin stand -— vor Glück verschwammen ihr die Zeilen vor Augen —, daß ihr Mann dienst lich in München zu tun habe und auf einen Aufenthalt von drei Wochen hoffen dürfe, und die wolle er doch lieber in den eigenen vier Wänden, als in fremden verbringen. » Noch am selben Tag rieb sich das ’lleine haus den Schlaf aus den sAugent Türen und Fenster standen weit offen, Lottchen und Luife arbei teten unermüdlich, um alles inftand zu sehen, während Plifch oor Freude heulend durch den arg oerwilderten Garten raste. Und doch: wie war es wunder-wunderschön hier draußen, wie hatten sie es nur so lange in der Stadt ausgehalten! Gar nicht grau gch waren sie mehr, dazu gab es keine eit. Dann holte Lottchen ihren Mann von der Bahn ab und brachte ihn glücksttahlend in die behaglichen, sau beren Räume. Schmunzelnd durch schritt er sie, stand im letzten Vorder zimmee einen Augenblick still, sagte ,,Halt!« und eilte nach oben. Lottchen ging schnell noch einmal in die Küche, um Luise wegen der Sauce aufmerksam zu machen. Aber da hörte sie «seine Schritte« auf der Treppe und lief ihm entgegen, auf den Korridor hinaus. Wie angemar zelt blieb sie stehen: denn —- o, wirk lich, war es denkbar! . . . da kam et die Stufen herabgelausen — und trug im Arm den silbernen Kübell »Luise!« tief sie schwach. Luise steckte den Kon aus der Küchentür. »Da, mein Lottchen,« sagte der Hauptmann, »du ist er wieder! Jch rief Dir damals noch zu — weißt Du, im letzten Augenblick —, Ich hätte ihn sicherheitshalber oben in meinem S reibtisch verschlossen. Und wie du chriebst, du hättest das Silber auf die Bank gegeben, wollte ich erst raten: nimm ihn mit —- aber dann dachte ich: was soll ihm hier passieren? Denn wenn et forttäme — das Hochzeitsgeschent von meinem alten Regiment —, das hätte mich wirklich betrübt!« »Nun, so ’was," äußerte Luise nur. Es konnte auch der Sauce gelten, die gerade Neigung zum Anbrennen zeigte. Luise zog sich deshalb in die Küche zurück. Lottchen war anfangs sprachlos. Erst allmählich zwischen Lachen und Weinen klärte sie ihren Mann auf: daß sie gerade wegen des Kübels ausgezogen seien und ein ganzes hal bes Jahr in zwei elenden, kleinen Zimmern gesessen hätten, statt hier draußen in dem lieben, kleinen Haus . . . »Und Pliseh ist auch Schuld,« sagte sie plötzlich heftig. Der Hund kam gerade herein und schmiegte seinen Kopf an die Hand seines Herrn. »Der hat mich vermißt, das war alle-II sagte der Hauptmann gerührt. »Ich dich wohl nichts« Nun weinte Lottchen wirklich. Und stieß in der den Frauen eigenen Be harrlichkeit aus: »Auszerdem — außerdem ist es mir auch zu einsam -— ich bin so allein.« Der Hauptmann sah auf ihren ge beugten, blonden Kopf nieder. Er setzte den silbernen Kübel vor sich hin auf die Erde und zog seine Frau an sich. »Wir wollen morgen hingehen und uns ein Waiseniind holen, Lottchen,'« tröstete er sie sanft. »Dann habt ihr genug zu tun, du und Luise und Plisch auch. Dann gibt's kein Grau len mehr und keine Einbrecher, das wirft du schon sehen!« Lottchen trachtete ihre Tränen so fort und hob den Kübel zärtlich auf: denn aus ihm war nun ein großes Glüct aus der Taufe gehoben worden! —- Schlauberger. »Meine Frau wird nie schimpfen, wenn ich nachts aus- dem Wirtshause komme«. ,,Wer’s glaubt!« »Na, ich nehme sie doch mit!« —- Unwillkommene Stö rung· Gast: »Verzeihen Sie, Herr Professor, wenn ich störe. Jch reife von Stadt Zu Stadt, um alle Berühmtheiten kennen zu lernen. Heu te wünsche ich, Jhre werte Bekannt schaft zu machen". Gelehrter: »Nun, so machen Sie sie, aber recht schnell, wenn ich bitten darst« —- Entsprechend. »Jhre Tochter hat ja wohl einen Feuerwehr mann geheitatet?«· »Ja, aber der ist ihr nieder durch gebrannt. —Keine Aufregung Som metsrischler (zum Wirt): Beim Rie dertupsersepp steht ’s ganze Gehöft in Flammen, und es ist nicht die ge ringste Aufregung im Orte! Wirt: Wer wird sich denn da aus regenl —- Dek hat's schon lange not wendig! —- Neue Bezeichnung Rin· taus dem Bahnhos): »Maina fahren wir weicher oder harter Klasse?« — Backfisch - Ziele. ,,Einen KavalleriesLeutnant möcht’ ich hets taten und mit ihm eine Hochzeits retse machen — die durch ttnen zwölf Stunden langen Tun-net sithrts'· — Streng befolgt. »Nun, Absehen hast Du denn während mei ner Abwesenheit hübsch gehorcht?« »Ja, Papa, an allen Tiiten". — Sein erster Gedanke. Gattin: »Um Gottes willen. Kart, wach aus — das Haus brennt!·« Gatte (schl"a·frig): »Ach Hertje — schon wieder ziehen!«'
