Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 27, 1916, Sonntagsblatt, Image 10

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    ———
n- eesnae tin.
CEine deutsch - americanischc Geschick-sein
von E. FriesJ
Er ioar schon langst kein Deut
scher mehr. Und es hatte Zeiten ge
geben, wo er aus die Feststellung die
er Tatsache großen Wert legte. Denn
Sohn B. White yatte dein alten Va
terlande einst grollend den Rücken ge
wandt. Seinen ehrlichen deutschen
Namen in einen englischen zu ver
wandeln, hatte er sich vielleicht auch
noch weniger besonnen als viele an
dere vor ihm, anb ebenso schleunig
hatte er seine Nationalität mit der
amerikanischen vertauscht. Nicht, daß
er etwas zu verbergen gehabt hätte.
Er war, wie das in ben besten Fa
milien vr«rtommt, ein bischen aus der
Art geschlagen. Dem alten Kupfer
schrnied Weis-, der sich vorn einfachen
Arbeiter zum Fabritanten and mehr
fachen Hausbesitzer emporgearbeitet
hatte, fehlte sür bie leichte Art, wie.
sein jüngster Sohn das Geld durch
die Finger gleiten ließ. einfach jedes
Verständnis. Das gab den Grund zu«
Meinungsverschieoenyeiten,bie schlies
lich zu Johns etwas unsreiioiulger
Iiebersiedlung nach New Yort subt
ten. Noch heute, nach zwanzig und
mehr Jahren, war ec ihm niapt wog
lich. ganz ohne Groll daran zu den
ten. Wie hatte die Mutter getiiienl
Die Mutter! Ein ivelses Lächeln
spielte uin den fest zusammengepresz
ten Mund des reichen Hausherrn. Ein
stilles Leuchten glvniin in den blauen
Augen aus und verschönte das scharf
gemeißelte Gesicht seltsam. Da war
es wieder das Gefühl, das seit deni
Ausdrucks des Krieges mit zwingen
der Gewalt in seiner Seele ausge
standen ivar und sich aus teine Weise
unterdrücken ließ. Es rüitelie an
seinem Versen und schrie ihm in die
sOlsrem Auch Du bist Deutscher!
Die Sache wäre ganz einfach ge
wesen, hatte Joyn B. White nicht
eine ameritanische Frau und einen
edeusolchen Schwiegervater gehabt.
Mit der Frau wäre er zur Rot
fertig geworden, aber aus den alten
Herrn tssaiie er entschieden Rücksicht
zu nehmen. Alle-, was er ivar und
besaß, derdantte er W. O. Maxivell,
der in seinen Geschäften noch immer
ein selsr bedeutendes Wort mitzure
den hatte. Jininerhin hatte er iisii
«icht daran gehindert, seiner Vater
stcedt zur Linderung der Kriegsnot
eine bedeutende Summe zur Ber
fügiing zu stellen. Das war ader
einstweilen alles. Denn ini Herzen
war W. O. Max-well, wie sast alle
Umstilaney aus Seiten der Feinde.
Und niiii waren heute Briese aus
Deutschland gekommen: der Dante
bries der Stadt Atteniircheii niit dein
Rai-siegel, ader dann auch von drei
Geschwisterm die nach in der Hei
inat ledten. Wie ein Kind sreiiie
sich John B. While aus ihre Er
giässr. Die Spende mußte doch mach
iig eingeschlagen haben, daß sie alle
drei zugleich schriedeni
Frau Brenda sieette den Kopf zur
Tttr derein. Als sie den Gatten
allein sitt-, trat sie ein. Sie war aus
ihrer Margensalirt in der Stadt und
lam, wie stets, toenn sie in der Ratte
war, aus einen Augenblick heraus.
Die teizende Blondine, mit äusserster
let-ganz geriethen setzie sich leicyt aus
die dreite Lehne seines Sessel-«
»Mit-s aus Deutschland-« forschte
sie net-gierig und toandte ihm tragend
itZte strauleiiden grauen Augen zu.
Er iiielte, und si. schnitt den ersten
liinsiyiag aus. Mit raschem Blick
umsng er die turzen steilen. Eine
leise Enttäuschung wollte in ihm aus
steigen. Die Borsieude war doch
want, wie meinan itn Leben, das
Beste gewesen! Ave: dann tnußte et
lachen, und sein Vetgnugen wuchs
mit sedetn weiteren Pries. Verstand
tiislos sah seine Frau ihn an; sie
idtiiiie ganz gut Deutsch« aoer sie sah
teineti Grund zuiii Lachen.
»Mir scheint, si. waschen Dir den
Raps-« sagte sie
.-:Ja3 ist es gerade, was mir Spaß
mucht«, erwiderte er· «Die Menschen
ändern sich doch nicht. Wie vor Zu
Jahren stehen sie «-ivhi«stig ner mir.
zwischen den Zeile-i sprechen sie inir
ihre Illiszbilligung aus über die Ver
schwendung —«
Zwischen den Zeilen kann ich es
bei Bernhard wirklich nicht nennen',
lächelte sie.
»Ja der! Er ist der Weibchens
sanatitee wie als Junge. Es ist di
rekt löstlich: Johti B. White —
niitßte das sein? 20 Jahre hauen
»Dir Deine Nameusättdetung gehet-n
Ieyalten, und nun mußt Du sie in
die Welt pasatinen, in dein Augen
dilet, ivo wir in Deutschland uns aus
und selbst besinnen und die Auslan
deeei abttinz Davon abgesehen, bin
ich überhaupt nicht siir die öffent
lichen Spenden « .·
-«Die Pnntte sollen vielleicht das
lde bedeutet-, was Deine Schwester
inttha init .l5,yaeity degins at
honte« ztt msteyen geben will«, inein
te Im spenden
«Mdgliy. Auch til-tin hat eine
Wisse Mag eslschleth Sie
W anscheinend use drei ganz gut
ARIEL-I- Ideeßesagenes
.-..-"ssz III .»Mtplt·zts3d·-z
»Die Geschäer sind gläwend. Ich»
werde also an Hemmn- fifnfzigtauiz
send Mart schicken nnd ihm sogen. er
solle sie nach Guidiinlen verteilen«.
»M) —- Du willst es ihm iiverlass
ferti« «
»Ja diesen ernsien Zeiten muß
man ein bischen Vergnügen zu et
yaichcn suchen, wo man es findet. Jch
weite, er gibt niemand etwas ab«.
»Ist er so egoiftifch?«
»Er aß die Kirjchen allein anf, die
Vater für uns alle getaqu hatte —"
»Ok; —- soI Aber was wird mit
den andereni«
»Ja acht Tagen schicke ich an Mar
tha dieselbe Summe —«
»Und was glaubst Du« daß sie iun
wier Frau Beenda sing an, sich für
die Sache zu erwärmen.
»Sie gibt alles den anderen und
nimmt nichts für sich —- sa war sie
früher«.
»Und Bernhard? Was wird mit
Bernhard-P
»Der kriegt wieder nach acht Tagen
ebensooieL Aber für ihn kann ich mich
nischt verbürgen. Er ist ein Idea
lit —«
»Ich denke, das sind alles«
.Mehr oder weniger, Bernhard am
meisten«.
Die Geschäfte zwangen John B»
im Lande herumziireisetn Seine Fir
ma gehörte zu denen, die den Fein
den Dirtschlands Waffen und Mani
tihn lieferten. Es lag wie ein dump
ser Druck aus seiner Seele aber bis
seht waren alle Versuche, seinen
Schwiegervater davon adzubringem
gescheitert· Nun verfolgte er beson
dere Pläne. Es verging eine Reihe
von Wochen, ehe John wieder ge
mütlich bei seiner zjrau am reich
vesetzten Frühstünstisch sitzen konnte.
Sie legte vie Briese seiner Geschwister
vor ihn hin, die inzwischen eingean
sen waren
»Wie man sich doch irren kann-",
sagte er ganz beschämt. nachdem er
das Schreiben seines alteslen Bru
ders gelesen hatte
«Btieioi Hat er .geteilt«i« rief
Frau Brenda interessiert·
,Dat weniger!« lachte ihr Gatte.
»Aber nach der Erfahrung mit den
Kirschen hatte ich gedacht, er würde
das ganze Geld für sich oehnltrn".
«Nun undt Was hat er getan?«
drangie die schöne Frau.
»Ur hat für mich Kriegsanleihe ge
tanft«.
»Jawohl! Das ist ja rührend —
Du rennst ihn offenbar nicht besser
als michs«
Er üperhörte den Vorwürf. »Man
vergißt immer, daß andere ebenso
gut die Fehler ihrer Kindheit abzu
srreifen suchen wie wir selvst«, sagte
er nachdentlich. Er überflog Mar
thas Brief. Auch sie enttäuseht
mich'. fuhr er lächelnd fort. »Sie
nimmt allerdings nichts sür sich, aber
alles sür ihre Kinder .—— vorausge
setzt, daß ich das Geld nicht selvst
brauchte, wenn wir Krieg mit Jst-im
den-innrem Einsiweilen hebt sie es
für mich ans«.
»Bei-mach cnuszte es ihnen doch
noch gut gehen, trotz des Krieges-",
sagte Brendcn Sie wollte noch eine
spottische Bemerkung machen, aber sie
fühlte, wie Tränen in ihre Augen
schosien. Sie hatte ihre Rührung
noch nicht ganz ubercvunden, da lach
te ihr Mann laut aus. Er hatte den
Brief seines jüngsten Bruders in
zwischen gelesen. «Sagt’ ich’s nicht,
laß Bernhard am unverrchenbarsten
ware? Er nimmt das Geld dankend
an, um eine Hypothek, die ihm ge
kündigt worden ist« adzulösen —«
»Und von ihm behauptest Du, er
sei der größte Jdekilist’t« ries seine
»Frau fast vorwursscolL
»Das halte ich auch aufrecht. Zu
nächst ist er der einzige, der teilt.
Hin-e nur, was er schreibt: »Damit
wurde das Geld auch unseren Ge
schwister-is die mit mir zusammen das
haus besitzen, zu Gute kommen. Ader
nur, wenn Du mit die eidesstattliche
Versicherung geben tannst« daß Du
tein Zeriegsmateria an die Feinde
lieferst. Sonst mag unser altes lie
bes Elternhaug lieber in fremde hän
de gehen«.
Jhre Augen wurden weit. So we
nig sie sonst von den Geschäften wuß
te, darüber hatte sie doch in den letz
ten Monaten manchej gehört. »Das
tannst Du Doch gar nicht verspre
chen«, sagte sie ängstlich.
»Ich habe heute einen Austrag von
Frankreich sür anderthalb Millionen
abgewiesen«, sagte er ruhig.
»Und was sagt Vater daqu« Sie
war ganz tleinlaut geworden.
»Da ich Beziehungen angelnitpst
have, die ihm noch bedeutenden Aus
triige siir Amerita sichern, wird es
ihm recht sein«
Sie legte den Arm um seinen
hals: «Jch glaube, Du bist auch ein
Jdealtst«, slissteree sie zärtlich.
Er drückte sie an sich. »Nicht
ganz', meinte er, »nicht so, wie die
da drüben. Aber ich bin immerhin
ihr Bruder . . . bloß man vergißt hier
zuviel davon.»«
M M MMOII Iw.
Jn einer tn Deutschland herausge
ebenen sozialdemokratischen Zeit-l
rift wurde unter der UWsi:I
«Russische Stichproben«, ein Artikel«
veröffentlicht, in dem Einzelheiten
zur Chartrtteeisterung der russtschen
Kotruptiotn selbst unter den Frauen.
Tmitgeteilt werden. Da ist zunächst die
reizende Geschichte von Frau Su
chomlinoto, der Gattin des aus dem
fAmte geschiedenen Kriegsministets,
Hals «Soldatenbesteierin« —- ste be
lsreite Soldaten nicht etwa aus der
Gefangenschaft, sondern —- vom
lDienst im Heer.
’ »Es wird allgemein davon geredet,
Idasz der Kriegsminiftet oder vielmehr
dessen Frau im Mittelpunlt dieses
schmutzig-en Geschäftstteidens standen.
Madame Sachomlinow vegniigte sich
nicht mit dem Nutzen, welchen sie aus
den verschiedenen Geschäften mit Lie
feranten der zahlreichen Kranlenhäus
ser zog. .., sie beutete auch das Recht
ihres Gemahlo aus, in bestimmtem
Umfang die Militörpflichtigen bei
einem Stabe einzuschreibett. Wer sich
oon der Militärpfkicht drucken woll
te« wandte sich unter Vermittlung ei
ner bestimmten Persönlichteit « an
Frau Ouchomnnow uno zaoire einen
fixen Preis, nicht unter 2000 Rube1.
Ein solcher Anwarter wurde dann
dem Herrn Kriegsminifter persönlich
zugeteilt. Daran trat eine bestimm
te ärztliche Kommission in Tätigkeit,
die regelmäßig die Untauglichleit at
testierte. Wer aber den bestimmten
Preis nicht zur angesetzten Frist
zahlte, wurde auf Grund eines neuen
Attestes sofort tauglich gefchrieben.«
Aber nicht etwa nur die Damen
im Kriegominifterium «arbeiteten«
auf diese sonderbare Weise, auch die
Herren machten es nicht anders. Die
Geschichte von der Zwiebaafabril
gibt hierfür ein llaffisches Beispiel.
Ein St. Peteröburger Architekt hatte
den Auftrag erhalten, den Plan einer
großen Zwiebaafabrik einzureichem
Das tat er denn auch, aber er erhielt
keinen Bescheid, ob sein Entwurf ge
nehmigt werden würde. »Als er sich
Antwort holen wollte. wurde ihm
rnit aller Offenheit erklärt, daß man
die swiebackfabrit überhaupt nicht
mehr zu bauen brauche, da es gelun
gen fei, eine Million Pub Jwieback
durch die Geschäftsbücher passieren zu
lassen« als wären fie geliefert und
bereits nach dem Kriegsschaar-las
abgesandt.«
Auf dem Bürgermeistertongreß,
der in Moskau stattfand. wußte der
Bürgermeister von Archangelst auch
mit einem recht bezeichnenden Vorfall
aufzuwarten. Er hatte die Lieferung
für eine Million Pud Steintohle
nach Archangelst frei Schiffbord
übernommen. Der Auftrag ward von
ihm auch pünktlich ausgeführt. Die
Staatsbeamten hatten aber hergef
fen, die Ausladung zu organisieren·
Sie baten den Bürgermeister darum,
er lehnte ab, schlug ihnen aber einen
Jngenieur vor. Mit diefenr Herrn
wurde man aber nicht handelseinig,
weil er sich nicht den Abzug von ZU
Prozent der Kosten zugunsten der
herren Beamten gefallen lassen woll
te. Und so lagert die Steintohle noch
immer an Schifft-ern Als ver Bur
gernieister die Geschichte deni Korn
inunitationgminister Deren Ruchlof
vortrug, rief dieser nun aus: »Was
sollen wir tun? Jn Rußland sitzt
überall ein Dies auf dein anverm«
Nin-liche- Kensiiberierten-Geld.
Bis vor etwa zwanzig Jahren war
das-, iin limeritaiiifchen Burgertrieg
shergeftellie Papiergelo der Konföbes
rierien noch in großen Mengen vor
handen. Als eludofität in es noch
heute bit und dort zu haben, und noch
vor wenigen Jahren hörte man ver
einzelt von feiner Benutzung durch
«Biiueriifa"nger«; aber ini Vergleich
zu fruher ist ei doch sehr selten ge
«ivorben.
Wohin ist die ganze übrige Masse
getornnient Sie fand iii ihren alten
Zagen noch eine recht nühliche Ver
wendung, und ein Mann in Atlantn,
Ga» tbnnte die befte Auetunft dar
über geben: denn er hat Mitllisnen
dieser Scheine veräußert. Durch meh
rere Duyend Handlungereisende
taufte er einige Jahre hindurch alle
diese Scheine zusammen, vie er auf
treiven tonnte, unb zahlte einen Preis
dafür, wie ihn »Dein-ists Papier«
fpnft einbringt. Zu einem noch bef
feren Preis aber vertaufte er das
ganze Zeug aii die Ebison Eo» und
diese verbrannte oder vertohlte es.
Sie brauchte nämlich fiie gewisse Ileii
iie Gliihlanipen eine Art Kohlen-Fa
ben, welcher sich unt besten aus Pa
pier gewinnen ließ, das aus See
gras gemacht ist. Diese Gattung
Papier wird fest gar nicht mehr fa
briziert; alles ieonfsbeiieetixiselb
aber bestand aus diesem stehst-ist
Man hätte noch viel baden brau
chen können und bedauert ei sehr, daß
der Vorrat erschöpft ist! Zusi Ersas
been-it niaii weiße-e Hat-thue (tii
Cur a größte-Mit ein Gespann
aus , til-se) Tier diese itan andere
OW-« »«««· ist«-·
viert- isunen terms-as
Jst die Frau dein Manne gleich
wertig »du nich-i Die Frage ml
schon ost erörtert worden und dochl
noch immer eine brennende. Jn sei-;
nen anthropologtschen Studien .Die
Ratur der Frau« bringt V. Jaeteli
eine sehr interessante Zusammenstelsj
lung alles dessen, was die bedeutsam-«
sten Denier aller Liinder und Zeiten
zu unserer Frage geäußert haben»
Die Antile stell-e das Weib geistig
dein Manne gleich, in sittlicher Bezie
hung aber unter ihn. Man sah zu
den Priesterinnen empor und ließ sich
von ihnen belehren in Staatssachen
und Philosophie, aber man sprach mit
Verachtung von dem ·biisen Weil-VI
Durch das ganze Mittelalter geht
sdieselbe sonderbare Ausfassung von
Jdetn Charakter der Frau. .Weib, du
bist die Pforte der Hölle!'« rust der
sKirchenoaier Tertallian, und Betrat
lca nennt die Frau einen Teufel, den
Feind des Friedens, eine Quelle der
Ungeduld und Urgrund aller Ziintes
reien. Nach Fischart gibt es nur
zwei gute Weiher in der Welt, davon
ist die eine gestorben und die andere
nicht zu finden.
unter den neueren Frauenfeinoen
ragen Schopenhauer und Eduard oon
hauptmaiin hervor, von denen der
eine das Weib die Numero zwei des
Menschengeschlechts nennt, während
der zweite (Haiiptniann, der übri
gens zweimal heiratete) in ihrn
das unrechtliche und ungerechte Ge
schlecht erblickt. Demgegenüber ste
hen freilich andere Urteile. Jean
Paul nennt die Frauen das gute Ge
schlecht, und Roufseau sagt, daß sie
das Böse auf Ansiiften der Männer,
das Gute aber aus sich selber tun.
hippel bezeichnet sie sogar als das
»Von Gottes« und erllärt, wenn sie
zur Herrschaft länien, wiirde uns das
Reich Gottes näher sein« als es se ge
wesen ist.
Ebenso uneinig wie über ihr Gutes
und Böses sind die Denker iiber das
Gemütsleben der Frau. Nach
Schetr ist die Frau idealer gesinnt
als der Mann, während Goethe ed
für «t-edentlich« hält, an »die Weib
lein« ideelle Forderungen zu stellen.
Friedrich Schlegel hat «bei den Wei
bern nie »den Trieb zuni Unendli
chen gefunden', indessen Luther doch
bezeugt, daß die Frauen viel stärker
und brünstiger ini Glauben sind als
der Mann. Friedrich Schlegel spricht
den Frauen Grausainteit zu und
den »völlig tierischen Mangel an
Mitfreiide«·, dafiir sagen wieder Le
gouve und Lean, es eigne sich das
Weib für- feine Tätigkeit besser, als
sur Werte der Barmherzigkeit.
Betreffs der pädagogischen Fähig
leiten der Frau sind Virchow, Miche
Iet und zahlreiche andere Forscher ei
nig. daß die Frau die gebotene Erzie
herin der Kinder ist. Alfred Brehrns
Urteil ist dagegen vernichtend. »Mir
gute Menschen können Hunde erziehen.
nur Männer sind fähig, sie zu etwa
Verniinftigeni und Berftändigeni ab
zurichten. Frauen find teine Erzieher,
und Schooszhunde daher auch stets
verzogene, oerzärtelte, launenhafte
und nicht selten heimtiietische Ge
schöpfe, denn der hund ist das Spie
gelbild feines Herrn«.
—-—-..-.-—
Wichtige Gruderfnndr.
Zwischen Tengling und St. Kolc
mann tm banerischen Bezirtsamt
Hitaussn sind dei Straßenardeiten
Hitettyugräder entdeckt worden, die nach
den: Urteil von Sachkennern eine hohe
tulturgefchtchtliche Bedeutung hatten,
obwohl die dom Staat deranftalteten
fllnterfuchungen noch teineswegs ad
geschldssen sind. Ein Teil der Grä
fder befand sich nur eine Spanne tief
unter der alten Straße, andre lagen
sdie Zu 140 Zentimeter in der Erde
Die vorgefundenen Stelette sind alle
itoohlerhaltenz ihre Maße gehet· allge
fmetn uder die gewöhnliche Mannes
fgröß von 170 Zentimeter nicht hin
aus Besonderer Beachtung wert find
tadellos ernaltene Gelasse, die teiner
ylei Spuren von Zaynderdervnts er
-kennen lassen. Als Betgaden wurden
außer drdnzenen Brustnadeln, Eisen
schnqllem Hufeisen und Nägeln, noch
die unter dem Namen Strarnasaxe
detannten Oiebmesser gefunden. Meh
rere Lanzenfpitzen und ein langes
Schwert deuten in ihren charakteristi
schen Formen darauf hin, daß man
est mit Reinen-Ilachgradern aus der
merowingisnp-frantisa)en seit zu tun
l,at. Das Stelett, det dem das
Schwert und besonders reiche Beisa
den gefunden wurden, dürfte aus ei
nen Edeling det- Landes hinweisen.
Unmittelbar dntteden waren die Ge
beine einer germanischen Fürstin ein
gedetiet, die bei einer Körpngröße
von 1.74 Meter ein stattliches Werd
gewesen sein muß. In der rechten
Kiefer gegend fanden sich Reste zer
feessener Eiienderlem arn Schulter
diatt entdeckte man blaue Gluspers
ten in Tropfensdrntz ans dem Brust
bein lag ein Gemenge dpn Perlen,
darunter waren zwei aus Bsrnsiein
Dir-. einer Perle war noch ein Stück
Danffeden sichtbar, an dem die Per
len eins-als aufereiht worden wa
ren. spangen aus Eisen und Gold
entde- Must sei-nich An der
M M it tatst-lett einen
eisernen en der ttttteti
i- sts sit fest
sonde- fide-euere
Goethe wor, ais er nach Leipzts
kam, eben sichs-hu Jahre alt. Wer
es verstünde, ganz in diese Jugend
einzumischen und aus den Fluten
von Wunsch and Witten die haupt
ttriinumg sicher festzuhalten! Gerade
er verlangt, ais Mensch genommen
zu werden, mit nllen Trieben nnd
Schwächen
Goethe sah Käthchen Schöntopf
zur Osterrnesse 1766 das erstemal.
Zur Meßzeit nahm der nite Christi
on Gottlieh Schdntopf Schlafgäste
bei sich auf. Unter ihnen war 1766
Goethes Schwager Schlosser. Mit
Schlosser aß Goethe hier, und noch
des Schwagers Abreise behielt er
den Mittagstiich weiter. Als ihn
das Gefühl zu Käthchen übermannt
hatte, takn es vultaniich zum Durch
bruch. Welche Welt mag sich ietzt der
Sechzehnjtihrige aufgebaut haben!
Aöthehen war gerade drei Jahre äl
ter als er, also neunzehn. Das Mäd
chen stieß ihn nur aus Mitleid nicht
zuteile-. Getämpft wurde hier nur
einseitig. Wie wenn er diese Lei
.densvhaft als ein Opfer oussaßte, hat
»er Käthchen gequält. Dann mußteL
sein Freund Behrttch am nachstenr
;Mbrgen lange Episteln lesen. Stoß
:toeise tam es heraus: »Sie hat mich
Junter den heftigsten Liebtosungen ge
lbeten, sie nicht mit Eise-sucht zu
.plagen, sie hat mir geschtoaren, int
Hner mein zu sein. Und was glaubt
Jman nicht, wenn man liebt. Aber
»was tann sie schwören? Kann sie
sschtvörem nie anders zu sehen als
» jetzt, tann sie schwören, daß ihr Herz
Jnicht mehr schlagen soll? Doch ich
swilks glauben, daß sie«ö innn...·
jBehrisch, das ist einer von den Au
.genblicten! Du bist weg und das
Papier ist nur eine kalte Zuflucht
;gegen deine Arme.«
H Wer hört da nicht die Glut des
I«Werter« heraus? Alles steht in die
Iser Sprache in Flammen. Er, sie
«bernd, erfährt, daß Käthchen in die
HKornödie gegangen sei. Die Mut
ter ist rnit, aber ihn packt der Arg
wohn. «Wie! sollte sie mit denen
jin der Komödie sein! Mit denen!«
- Schöntopss hatten wieder Meß
gäsie. Es war am 10. Oktober 1767
zur herbstmesse. Er wird nachsehen
gehen. ob einer don «denen« bei
liliithchen ist. Er nimmt sich ein Bil
-lett aus die Gaierte und sieht in der
sLoge hinter ihrem Stuhl richtig ei
nen, »in einer sehr zärtlichen Stel
.lung«. »O Behrisch, ich dachte, mein
Raps sprange mir vor Wut.'·
i Am nächsten Morgen stiirmt er zu
ihr, und nun reißt er uns in den
;Gesiihlsbrand seiner tiefen, erschau
Petnden Seele hinein: »Ich hatte
fStiirte genug, ihr meine Narrheit
lmit der Kamiidie zu verbergen.
Siehst du, sagte sie, wir waren ge
stern in der Komödie, du mußt dar
xüber nicht böse sein. Jch hatte mich
iganz in die Ecke der Lege gerückt
tund Lottchen neben mich gesetzt, daß
set sa nicht neben mich iornmen soll
Ite. Er stand immer hinter meinem
:Stuhl, aber ich vermied, soviel ich
iionnte, mit ihm zu reden, ich plan
derte mir meiner Nachbarin in der
nächsten Lage und wäre gern bei ihr
drüben gewesen. —- O Behrisch, das
’alle5 hatte ich inir gestern überredet,
daß ich es gesehen hätte, und
nun sagte sie es mir. Sie! uin mei
nen Hals gehangen. Einen Augen
blick Vergnügen ersetzt Tausende von
"Qual, wer möchte sonst leben, mein
Verdruß war vorbei, ein vergange
nes Uebel ist ein Gut. Die Erinne
rung überstandener Schmerzen ist
zVergniigem Und so ersetzt! mein
iganzeö Gliict in meinen Armen. Die
schöne Scham, die sie ohngeachtet un
serer Vertraulichteit so ost ergreift,
dasz die mächtige Liede sie wider das
Geheiß der Vernunst in ineine Ar
"me wirst; die Augen« die sich zu
.briicten, so ost sich ihr Mund aus
den meinigen drückt; das silsze Lä
cheln in den kleinen Pausen unserer
Lieblosungem die Röte, die Scham,
«Liebe, Wonne, Furcht aus die Waa
gen treiben dies zitternde Bemühen,
sich aus meinen Armen zu winden,
tas mir durch seine Schwäche zeigt,
dasz nichts als Furcht sie je heraus
reißen würde«
j Ein Jahr später ioar alles aus.
Ohne Abschied ist er gegangen. »Daß
ich nicht Abschied genommen habe,'
’schrieb ee am I. Ottcber 1768 von
hause aus an den alten Schöntops,
.ioerdeii Sie mir doch vergeben ha
ben. Jn der Nachbarschaft war ich,
ich war schon unten an der Tür,
ich sah die Laternen brennen und
sging bis an die Treppe, aber ich
hatte das herz nicht, hinauszusteb
»gen. "um lestenrnah wie wäre ich«
iwieder untergetomnien.« I
; AchtBriese besisen wir, die Goethes
nach det Trennung an Mithchen
Ischrieb Der letzte ist vom 23. Ja
Jniiar 1770. Jni Mai 1869, also
jdretdiertel Jahr nach seinem Weg
sgange, hatte sie ibni ihre Verlobung
’niit Dr. Kanne angezeigt. Erschrieb
ihr eine längere Epistet daraus, aber
laut ers-nun sticht-i stehe-w pure-:
Lock ein«-at gesinnt im. im- pas
Its, ans einein setzen verstoßen sie
stehen« das sein wor, dee riiag nicht
smie »das-n tote-, Ieicht-eis- davon
IIGM
Ikkfelknrtaffelm Dieses
seriåt tann man nur dann empfeh
len, W man iider eine sehr kraitige
Bratentunte versitgt. Etwa Ins-ei
Pfund Aepfel werden geschäli, in vier
Teile geschnitten, vom Kerngehöufe
befreit und in lehr wenig Wasser-, io
daß es ganz verbraucht ist, weichqes
kocht. (Aepfelichalen und Sternge
höuse werden für die morgiae Snppe
verbraucht.) Sehr mehlige Marions-m
werden geschäet, dann in Salzwazier
gekocht, bis sie etwas zerfallen, abge
gossen und gebärdpr tinrtcffJn
und Aepfel werden nun miteinander
vermengt und noch einmal nach Salz
est-geschmeckt Kann man weder
Fleisch noch Tunle dazu reichen, dann
schmelzt man dieses Gericht mit In
Würfel gefchnittenem, zerlnsienem
Speck.
Rinderhirn in Junke. Ein
Rinderhirn wird gehöutet und in oft
mit kaltem Wasser gewaschen, vis
alles Blut herausgezogen und es weiß
geworden ist. Es wird dann in
Salzwasser mit Suppengrün getockst
und augein Sieb zum Abtropfen ge
legt. en größten Teil der Brühe
mit dem Gewiise verwendet man zur
Suppe, den Rest zum Ablehreeten
einer hellen Meyiichwise, vie Man mir
Essig, Weißwein, feingewiegteii Sar
dellen und Kapern würzt. Das in
Scheiben geschnittene Hirn wird in
dieser Tunle aufgewärnit.
heringsfalat Man legt
2—3 fchöne abgewafchene Salz
heringe 24 Stunden iang in Milch,
trocknet fie dann ab. häutet fie, nimmt
alle Gräten sorgfältig fort und
schneidet sie in Würfel. Zwölf mittel
große, in der Schale gelochte Kar
toffeln werden abgezogen, 8 faiietiiche
Aepjh Z Salzgurten und eine
Pfexrgfeske gefchalt and aller in
Würfel geschnitten. Wenn nian den
Zwiebelgefchmoit liebt, kann eine
ganz kleine, gefchälte, feingeharlte
weiße Zwiebel hinzugefügt uno alles
gemischt werden. Die Milch ver
Heringe wird mit etwas Essig ver
quirlt. Von 1——2 hartgelochten Ei
dottern, die zu feinem Brei zer
quetfcht werden« riihrt man init Satz,
Oel, Essig, Pfeffer, dem Heringe
milch-Essig und etwas Zuiter eine
feiinige Sauce und fchiventl allee aut
durch. Der Salat muß ein paar
Stunden durchziehen.
Anisbrot. Man rührt t,,;,
Pfund Zucker mit 4 Eiern eine hagbe
Stunde nach derselben Seite, miicht
Ist Pfund iroelenes Mehl, vie fein
avgeriebene Schale einer kleian
Zitrone. 4 Unzen geriebene füge
Wandeln und 5 Unzen feingesiaßencn
Anig dazu, fiilir die MafLe in eine
mit Butter befirichene längliche tiiis
chenform und läßt den Kuchen ini
Ofen in gleichmäßiger Hitze vneten.
Er lann io gegeffen werden, inaii
lanri ihn aoer auch ani andern Tage
in gleichmäßige Scheiben fchneiaen
und diefe auf einein Bartblech iin
Ofen in maß-get hihe röften lassen.
Semmelllöfze mit Bart
pflaumen. Tags vorher genia
fchene und in sehr reichlich Wasser ein
geweichte Pflaumen weroen otzne
Zucker weichgelocht. Aitbaitene
Seinmeln ohne Zituiiie werden in
Milch eingeweicht, zu Brei den-litten
mit Mehl, Zutun Zimmt, Eiern-D
geriebener beinmel und stuiiigrin
Fett vermischt und daraus saundnte
ttlöße gesoriiit. Es empfiehlt sich, erst
einen Probetloß zu sdinien und. satte
der nicht halten sollte, mit Meh. oder
Eiweißersatz nachzuhclsem Die Maße
weiden nach und nach in der Bart
pslaumeiibriihe weichgetochi, dann mit
den Bactpslauinen angerichtet und die
Blickpstaumentunte dazu gereicht. Das
Gericht ist sehe empsehlenowert·
Schweinesteisch, ficht
rüdeii und Rattdiselm
Schweinsspitzern Ohren oder Baden,
was am preiowertestcn ist, werden
gewaschen und in Salzidasser ange
tocht· Inzwischen hat man e.ne
Kohlriibe qeschält, in Stiste geschritt
ten, mit lalteiii Wasser ungesehn an
gelocht, dann die Kohlräbencrnhe
abgegossen und siir den nachsten Tag
verwahrt und die Kohliiiben selbst
ziim Fleisch gegeben und mit diesem
gar getocht. Sobald das Fleisch gar
ist, wird es aus der Brühe genannt-ern
in Stücke geschnitten, dir Knochen ent
sernt und das Fleisch wieder zu den
Rüben gegeben. Die iiatiosseln yat
man in der Schale gekocht, abgezogm,
in Scheiben geschnitten nnd znin
Fleisch gegeben. Sie werden von der
Brühe so viel einziehen, daß es sich
eriibrigen wird, diese besonders zu
sämen
sedrinthenluchem 13 Uti
zeii gute frische Butter eiihrt man zu
Sahiie, gibt nach und nach« sortgesesit
riihrend, 7 bis 8 Eidottet, 11 Unzen
Zucker-, die geeiedene S ale einer gro
szrii Zitroiie, eine Mr erspitze gerie
terie Mutterwitz lössetweise l Pfund
leicht angewiirmtes seines Mehl, 5
Unzen gereinigte itsriiiihetn 2 Eß
lössel seinen Rum oder Arrat und
kniest den stretsqeschiagerien Schnee
der 7 bis 8 Wisi dazu. Den Teig
stillt man in eine mit Butter bestri
tten-, inli geeieoeiiee Sein-net lie
streute. nicht zu tiefe runde Form,
bestreut die Obeesllche intt geriet-mer
Seinsiel nnd list den Kuchen in
mäßiger Osenhihe weist-m Stunde