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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 22, 1916)
Somäagiblatt de Staats Anzetger und YOU-old ,Neb ,D:u Angst -A ser- Insel-in Stizse von Hans Land Die verwitwete Prinzefsin Clemen tine fuhr in die Hosopw Es war «Figaros Dochzeit«. Da sehlte die alte Dame nie —- selbst nicht bei der bedenklichsten Besetzung der haup« rollen. Die hofdame und Freund Clementinen5, Grdfin Barihanien, lag wieder mit ihrer Venenentziim dung auf der Rose, und deshalb suhs ten Königliche Hoheit diesmal allein in die Oper. Sie liebten dieses alte vornehme wohlige Hans. Die kleinen loietten und versteckten Hoflogen tou ten so anziehentn Tief zurückgelehnt m ihre schattenreirhen Winkel, konnte man, vom Publikum ungesehen, hin ter purpnrwtseidenen Gardinen Mo zart trinken und oon vergangenen Ta gen, von zerstobenem Getändel träu men, das in diesen altver trauten Räumen vor vierzig, fünfzig Jahren bei mancher Hofmahterade sieh abgespielt hatte. Jn der ganzen großen Königs-resi denz gab es fijr die Prinzessin kein Platze-en siißeter Erinnerungen als diese alte Operxtloge, die Gott sei dani beim Frgaro wenigstens regel mäßig leer wur, wenn nicht gerade einmal der grose Rattenfänger Ca rnso auf dem Zettel stand. Aber dann« blieb Clementine hübsch zu ;;,nuse. Sie hann den Massenun drang der Hosgeketlschast.« Jn der zuversichtlichen Gewißheit, heute abend wieder einmal ganz — ganz unge stört und nllein in der.lleinen Loge ihr Crinnerungsbad genießen zu tön nen, sah Jhre Fixinigliche Hoheit die altmodische Cauipage lAutos haßte fiel tnit den beiden Trolehnern in die "Einsahrt fiir Hofgesiihrle einbiegen — das wohtige Lächeln auf den feinen alten sugen, dns die Erwartung ei ner sestlichenko ..1nde dorthin gezan dcrt bitttr. Jes: hielt der Wagen mit einem Ruck. Der Luni sprang vorn Bock, ris den Schlag auf und war mit entblosztem haupte der Prinzessin beim Aueftetgen behilflich. ’ Der alte hochgewachfene langi und weißt-artige Turbiiter. in seiner reichvetreßten Gitt.ir.niforrn, der hier wohl schon an die vierzig Jahre sei nen Dienst tat, riß die Glastiir rnit den blitzenven riesigen Spiegelscheiben nuf und stand, sich tief verneigend, ans der gelben Martnorwand des VesiisI hüte-, als die Prinzessin sent, von dein Latai gefolgt, ovriiderschriit. Sie; ttittte dein niien lliortier gnädig zttH euch er war itn Laufe ver Jnhr-’ zehnte ihr hier eine Vlrt vertrauten Jrventarstiickö geworden und paßte mit seiner Heldrngestnlt und den tin-s genehnten, heute schon edrmwiirdigen Zügen so wundervoll in diese tönigi ltche Atmosphäre hinein, die das alte Opernhaus mit phrem so nnmutenden sauberhckuch ers-Lilith Doch, da sie dem greifen Tutlsuter ebenso gnädig zunickte, erschrat die Prinzessin hef tig. s Welch eine Vertretung sah sie heute in dein alten wohlbekannten Ge sicht! Es war verfallen, wie von tiefen? Leiden zerpflügt und zerstört. Die guten, großen, schonen, blauen Au gen des Alten richteten sich mit einein schrecklichen Ausdruck der Verzweif lung aus die Prinzessin. » Einen Moment stockte diese tin Weiis ierschreiten. : Es zuckte ihr der Gedanke durch de s Kopf, den Alten zu fragen, ob er eti l wa trank sei. i Aber diese Aktion schien Jhrer Eis-I niglichen hoheit irn Augenblick eins wenig zu auffallend, da ein haufe Neugieriger, von S uhleuten zurück-i gedrängt, in das estibiil von derl offenen Einsahrtftelle her, hinein-! gaffte, und Kd.tigliche hoheit verabis scheute nichts heftiger, als den Gasserns Gratikschauspiele zu geben. Sie wird den Alten im Zwischen-s at: in ihre Loge befehlen und ihni steigen, was ihm eigentlich zugestoßen stt — Vayuch eigentucy unv seltsam ge --1 von ihr, daß sie im Laufe all der , - kilofen Jahre, da sie hier an ihm vorbeigeschritten war — er hat sie als lionfiknmndim als Braut, als Witwe geiehen -—— daß ice in all diesen Jah ren nie ein freundliches Wort·an Den Mann gerichtet hatte. Wie oft hätte sie dazu Gelegenheit gehabt, und wie leicht wäre es ihr gewesen, ihn durch irgend eine lleine Aufmerksam teit glücklich zu machen. Und schließ lich war er doch auch mit ihrem Le ben verbunden. Er war der Hütee einer ihr vertraute-i lieben alten Stätte. Ei wäre sicherlich hier in Ichmeezlichftee Weise etwas verändert, fände lie, die Prinzessin, etwa an ei nem der nächsten Mozartabende hier vor dieser Glutin- einen anderen Wächter-. « Sie gehörten beide, die Kön i loqtee wie ver Tür-hüten in die g ei Oc Zeithelmat hinein s-. und das verknüpfte ihre Lose miteinander ge wissermaßen —- - — Sie nickte mit dem haupte, wie grüßend. ' Ja, ja, in der großen Pause wird sie den Alten in die Loge bitten und ioni die Teilnahme bezeigen, deren er ifrnglos wert und würdig war... Wenige Augenblicke später saß die Prinzessin in ihxem holden Traum ioinlel und genoß ihr Seelenbad bei Mozarttlängen mit geschlossenen Au gen in solcher Jnuiglett, daß die ge samte übrige Welt im Nu ihr restloä ver-Land Als die Ioße Pause kam, rnt eckte die alte ame unter dem faus der Brüstung für sie bereitgeleg ten Programm einen zweiten Zettel. Er war aus Seide gedruckt, trug das Datum ihres Hochzeitstages vor 45 Jahren. Aus allerhöchste-i Befehl, zur Feier der Vermählnng Ihrer Königlichen; Hoheiten der Prinzessin Clementine sund des Prinzen Sigismund: «Figa-" sros Hochzeit«. s 45 Jahre! Der chevaterdte alte Gras. der den Posten des Generalins ltentsanten der Kontglichen Schauspiele steit einem Menschenalter schon beilei ;dete, hatte in der sicheren Erwartung, Tdaß die Prinzessin die heutige »Fi garo« - Vorstellung wieder besuchen werde, ihr dieses alte Dotument in die Lage gelegt und aus so zarte Art Hhr diesen Abend zu einein ganz be sonderen Gedächtnisseste geweiht. Träumend richtete die Prinzessin lihre noch immer jugendlich strahlenden Blauaugen aus hie große Königöloge rechts über ihr und suchte sich das ge-’ Hjellschastliche Bild zurückzuzaubern,; das an jenem einzigen unvergeßlichen »Maiabend ihres hochzeitstages dies zRiesenloge dort oben umrahmt halte.; Dieses Gewimmel von KönigenJ Prinzen und Fürsten, an ihrer Spihes weiland ihres Vaters Majestiit —- undj zvorn an der Logenbriistung ste selbsi Eim Brautschmucl und neben ihr —- die! glänzende Gestalt ihres jungen schö-s xnen PrinzgemahlL ! ; Ach — himmel — wo waren fie! iheute alle, die erlauchten Gäste jeness istrahlerrden hochzeittsestei —- und wol ;waren die, die der Prinzessin damalsl —- mit Mozarts »Figaro« —- den Hrchzeitsreigen sangen? Sie durchslog die Reihen der Künstletnamen aus dem seidenen Theaterprogramm — die goldene Lorgnette gegen die Augen drückend —tot — tot —- tot — gestorben — hin —- Sänger und Sängerinnen von damals verschwunden und vergessen· .. Jetzt verdunkelte sich das haus, die große Pause war vorüber —- die Oper nahm ihren Fortgang Ties, ties in ihre Erinnerungen ein gesponnen, wohnte die Prinzejsin dem Rest der Vorstellung bei, an deren Schluß Clementine mit dem heutigen Programm auch den seidenen, den hi storischen Theaterzettel mitnahm, um ihn daheim der Barlhausen zu zeigen und ihn ihrer eigenen Neliquiensamw lung einzuverleiben. Eine Zeile des Dankes morgen noch an den Generalintendanten, der —- taitvoll wie immer — an diesem Abend sich nicht gezeigt hatte Aber die alte Königliche hoheit — ein noch heute höchst spontaneg Frauengemiit — vergaß den ganzen lhrischen Mozartabend schon über ih rem nächsten, recht umfangreichen Ta gesprogramm das ie noch diesen Abend eisrig disponierte, so gründlich, daß weder der Danlbries an den Ge neralintendanten geschrieben noch der seidene Theaterzettel der tranken Barihausen vorgelegt wurde. Urst in der zweiten, aus oen »Ic garo'· - Abend folgenden Nacht fuhr die Prinzessin aus tiesem Schlummer mit einem Angstschrei plöylieh aus« denn sie hat ein ganz entseyliches Traumbild gesehen. Der alte, weißbärtige Kastellan des Opernhauses toar vor ihren Augen — in seiner Galaunisorm —- ins Wasser gesprungen und im Augenblick laut los- darin versunken. Von dem Angstschrei. den sie selbst ausgestoszen, war die Prinzessin in ihrem Bett jäh erwacht und lag seht mit wildllopsendern Herzen eine Weile regungslos da —- in Angstschweiß ge badet. Jeyi ordneten sich ihre Gedanken allmählich, und sie sing an, diesem »Alpdruck dankbar dafür zu sein, daß ser ihr die Erinnerung an den alten Rastellan zurückbrachte, um den sie sich ngeieh morgen sriih kümmern wollte. ) himmel — himmel — dem Grasen ILoscn dem Generalintendanten, hatte sie auch nicht siir seine große Illustriert sarnteit gedankt! Ach — ach — man wurde alt. sDas Gedächtnis sing an out-zuset zen. Man mußte die Ohren sesthali ten. . Sie entzündete sogleich das elektri ’sthe Licht aus ihm Nachttoilette und schrieb aus eine Schreidiasel, die dort tag, mit goldene-n Stiste in groken buchstoden den Namen des Genera in iendanteru Dann verlöschte die Prin zessin das Licht, nachdem sie aus der kleinen Repetieruhr gesehen hatte, daß es drei Uhr morgens war. ; Zehn Minuten später fiel sie wieder in ihren tiefen, gewohnten, gesunden, ruhigen Schlaf. Am nächsten Morgen, gleich nach dem Bade, feste sich Prinzessin Cle mentine an ihren Schreibtisch und richtete diese Zeilen an den General intendanten: »Mein lieber Gras! Nehmen Sie, tvenn auch verspätet jmeinen herzlichsten Dank für die zart sinnige Aufmerksamkeit, die Sie mir zam letzten »Figaro« - leend erwie sen. Das Hochzeitöprogramnt, von dein ich ein Exemplar nicht mehr besaß, bereitete mir wehmütige Freude nnd ztauchte mich in eine Flut seliget Cr « innerungen. Wollen Sie Jhrer Güte die Krone aufseßem so bemühen Sie sich doch möglichst sogleich zu mir: ich möchte etwas mit Jhnen besprechen. Aus Wiedersehen Jhre Ihnen wohlgesinnte Clementine’. Ein Latai brachte das Hanf-schrei ben dem Generalintendanten in seine Diensttvahnung Eine halbe Stunde später wurde der Gras der Prinzessin gemeldet Sie lLichte dem schlankem heute noch stat: lichen, weißhaarigen Kavalier, oein der schwarze Gehtoct prächtig stand, die Hand zum Flusse und lud ihn zum Sitzen ein. Dann ging sie in ihrer entschlosse nen Art sofort zu ihrem Gegenstande liber. »Es ist lieb von Ihnen, Gras, dasz Sie meine Bitte so rasch erfüllen nnd mir die Freude Jhres Besuches schen ken. - Jch habe Sie lange nicht gesehen und freue mich um so mehr, Sie end-« lich wieder einmal hier zu haben, wenn gleich so viel ernster als sonst —- und ein wenig blaß —- und mit genommen, wie mir scheint. Lieber Gras, haben Sie über Jhre Gesundheit zu tlageni« »Nein, Königliche hoheit«. i Elias ich Ihnen sagen wollte, ist« fvlgende5... An der Einfahrt zur hvflvge im Opernhaus steht seit mehr« als vierzig Jahren allabendlich —- ein« hochgewachsener, sympathischer Mann —- heute —- ein Greis» .« Die Prinzessin stockte. Denn ent gegen allen Regeln des hoszeremvs niells war der Gras plötzlich ausge sprungen und hatte sich mit einem tiefen Seufzer abgewendet. . . Gebeugten Hauptes stand er da. Die Prinzessin fühlte, wie ein eisi ges Grauen ihr ans her-z griff. Eil nahm ihr den Atem. Mit weit ge öffneten Augen starrte sie ins Leere — ein banges Schweigen ging betteln rnend durch den tdniglichen Prunt kaum. Die Prinzessiii kunnte dies Schwei gen nicht länger ertragen. Jn der qualvollen Gespanntheit ihrer Seele, in der törperlich-schmerzvollen Ge wißheit, etwas Furchtbares irn näch sten Augenblick erfahren zu müssen, stieß sie das Folgende turz und ah gerissen hervor: «An jenem Abend —- vorgestern — als ich zum »Figaro« tam —- be rnertte ich, daß der —- der Kastellan —- dessen Gesicht mir seit Jahrzehnten vertraut ist und angenehm war, un siiglich —- verstört aussah — ganz unsäglich — — Es war nur der — der Bruchteil einer Selunde —- daß mein Auge in seinen Blick tauchte — und darinnen Todesqual sah —- Todesqual ja wvhl. . . Jch wollte den Mann in meine Lage bitten — ihn fragen —- ob — ob — man ihm nicht helfen lönne —- vergaß —— ja —- vergaß es aber dann — — Tvtal Man ist ja so zerfahten und sprunghast. Kommt vom Hundertsten ins Tausendste. Sieht und sieht nicht. Beschlieszt und vergißt, den Beschluß auszuführen Hat so wenig Samm lung und Rast. Ein Bild verdrängt das andere. So geschehen solche Unterlassungen, über die man sich hernach die bitter sten Vorwürfe machen muß. Man hat zu oiel im Kon — zu viel —- zu viel ...« Sie hielt inne — noch immer den angstvoll gespannten Blick auf den Grafen gerichtet, dessen weißer Kopf nur noch tiefer herabsant. Der sonst korrekte Hofmann stand noch immer abgewendet —- jetzt zog er das Taschentuch und führte es an die Augen« Da sprang die Prinzessin aus ih rem Sessel aus; von Angst gepeitscht, packte sie den Grasen mit beiden hän den an den Schultern »Was ist mit dem Manne2!« rief sie. »Er hat sich heute nacht erschossen«, lüsterte der Graf, der sieh fett der rinsessin zu ewendet tte. Die Ame waren Ia schlaff abgesan slew Sein Gesicht zuckte vor Erresj sgunn ( Die Prinzefsin wankte, sie ergriff, note um einen Halt zu suchen, des Jakoka Recht-. Dem-I qvek kiß sie ih-s iken Willen traftvoll zusammen; stärnpfte ihre Erschiitterung niedetJ führte den Grafen zu seinem Sessel zueiick, nahm ihren eigenen Platz wie-s der ein und sagte in einem befehlsis habekifchen Ton »Was ist geschehen? Berichten Sie!««s; Der Generalintendant faßte sich. Er» berichtete jetzt mit fester Stimme: « »Vo: einer Stunde, Königliche Ho heit, erhielt ich den Brief des alten Kastellans, in dem er mir mitteilt, daß er aus dem Leben gehen müsse, weil er die Schulden nicht bezahlen könne« die sein einziger Sohn, ein junger Leutnant der Linie, im Elsaß gemacht hat. Dieser Sohn war des Alten ganzer Stolz gewesen« Er hatte den Jungen mit unerhörten per sönlichen Opfern endlich so weit ge bracht —- und nun tam dieser Schlag Zehntausend Mart oder schlichten Abschied.« · . Der brave Alte, ein hochachtbarer Mann, sah teine Möglichteit einer Rettung, war stolz und verschlossen und ging schweigend aus dem Leben Heute nacht erschoß er sich —- heute nacht — um drei Uhr«. l »Heute nacht — um drei« —- hauchis te die Prinzessin, die totenblaß gewor-; den war und wie abwesend vor sich; hin nicktr. . I Hätte ich —- vorgestern —- dachtei sie — hätte ich mit dem alten Mann auch nur ein Wort gesprochen... l Sie strich nervös über die Stirn, als wollte sie etwas aus ihren Ge danken gewaltsam sortwischen. Eine lange Pause entstand. Endlich sagte die Prinzessim »Mein lieber Graf, ichsweise Ihnen hiermit-Uns meimr Schatulle die zehntausend Mart an. Reiten Sie die Karriere des jungen Leutnantsi Ich —- ich lege diese Sa che — vertrauen-voll —- in Jhres Hand. Berichten Sie mir später dar-i über! Jeht —- «eht — leben Sie wohl! — Jch danke hnen«. Ein Schluchzen erstickte ihre Stim e. Der Gras küßte die dargereichte Hand und ging, sich dreimal vernei gend, zur Tür. Die Prinzessin weinte lange — weinte einsam in ihrem Gemach über das jähe Sterben eines alten Men schen, dessen Namen sie nicht einmal tannte. Die Prinzessiei weinte über diesen Toten, über sich selbst, über uns alle Sie weinte über uns Menschen, die wir unbewegt und tatenlos an der Qual des Nächsten vorübergehen, unH in Kunitträumen, Erinnerungen und Genuß verlieren, indessen der Nächste —- der Nächste in Qual und Verzweif lung hilflos dahinsabren muß. —.--.-—— M Die Stnsenlriier. Tritt in den Heeresdienst ck ein« So iit der Solidat genicin Bald schreitet dic Ormanni-n weiter llnd der Soldaic nsird Wir-eilen Jst cr crit llntcroffizici, Dann ist er srlion cni grosse-S hier. Vetzicrt man ihn noai nin ncni duldde Dann steigt dic Wurde ilnn zn stumm Eis wird als Große ancilannt lliid dienstlich »Herr Zeigt-ant« genannt. ziticgt er dann gar den langen —Enicjz, So lebt er loic iin Paradies Und blickt als Vizc ital-i jehnnder Stint das-·- gemcine tit-oni1,iciig runter. Naht man ihni an dcn grossen stnops, Zieht cr vor Freude anf dein stopf. Hoch über dem gemeinen Trossc steht er iinn auf disr honiiten Sprosse Der innern, steilen Ztiifciilcilcr. Dann itoppt ci, denn es geht niait wei tei. Jetzt glänzt in hiininclholicr Reinheit Er anf dein Gipfel der (ilcmrinhrit, Tut feine stoinpanie liennittern Und darf, rnit Rein-, siir zweie fnttcrn. Er hat crreth sein hiiiliiics Ziel lliid tritt nun wieder ins- Zivil. —-.-. Belgiithe Jungen. Ein Landstnrminann in Belgirn teilt folgendes Erlebnis mit: »Als ich türzlich einmal zum Zeitvertreib durch die Straßen der fremden, doch jetzt mir schon recht vertrauten belgi schen Provinzstadt schlenderte, traf ich in der Nähe des Marties aus eine Schar 10—12jiihriger Knaben, die sich zu frohem Spiel vereinigt hatte. Unauffällig hemmte ich meine Schrit te, um zu beobachten, was die Jun gen treiben wollten. Spielen wollten sie, darüber konnte tein Zweifel sein. Was sie spielen wollten? Natürlich «Soldaten«, ganz wie daheim die unsrigen. Und einer —- sie redeten sranfiisisch —- sprach: »Ich bin ein Den scher, Du bist ein Franzose«. Da reckte sich der Angesedete, so sehr er konnte, ging ein paar Schritte und entge nett wörtlich: »Nein, ich bin der entsche. Sich einmal. wie ich schön gerade gehen lannl« — Zettgemiiße Variante. Wenn du noch etwas Butter hast« dann danle Gott und sei zusriednn Iie Inhalts-eh Tiroler Skizze von Hermann Greinz Tief drinnen im Tiroler Tal steht das RautiAengele, ein ileiner Bau ernhof mit zwei Kühen, einer schma len Tenne und einer Schar gackern der hennem Der stolze Hahn bläht sich als Vizelönig auf dem Mist, denn der eigentliche Herr hat sein Kö nigreich verlassen müssen und steht im Feld. Weit droben, irgendwo in Galizien. Jn der Stube, auf der »Gut schen"·» einer behaglich gepolsterten Osenbant, sitzt der weißhaarige Aehnl mit der großen Hatennase, an der sich das kleine Martele festhält, wenn es auf seine Knie klettert. Beim Ofen ist gut sein. Der Aehnl hält die qualmende Holzpseise in sei nem fast zahnlosen Mund und schmaucht anisijchtig den Tabak. Den hat ihm seia Sohn Loises ge schickt. Es ist taiserlich töniglicher Kommißtabat, den er beim Miiitiir ausgesaszt hatte Der Vater sollte auch etwas vom Krieg zu riechen be tout-nen. Der Aehnl denkt nach. Der Krieg läßt ihn nicht zur Ruhe kommen, nicht allein des-halb, weil es um sei nen,Buben geht. Er war auch nicht sonderlich weich geworden, als der Loises mit den anderen fortzog. »Dreinhau’n!« hat er zu ihm gesagt, nnd ein wildes Glänzen hatte sich in seinen mühen, fast erloschenen Au gen gezeigt. . . Der Aehnl hat es sich vielleicht anders dargestellt, hatte an die niörderifchen Kämpfe der Ti roler gedacht, von denen er in seiner Jugend erzählen gehört, von den Ti rolern, die den Feind mit Steinkr winen und Pechkränzen aus dem Land gejagt. Jn seinem Herzen hatte sich unermeßlicher Groll nufgespei chert, aber mit der Zeit war er müde geworden. De-. Krieg dauerte ihm zu lang. Berdrossen blickte er durchs Fenster, wenn ein Nachbarsschn in graucr Uniform, den Spielhahnstoß auf der Mütze, den Arm in der Schlinge tragend, draußen vorüber ging. Früher, ja da war er, so weit es ihm seine alten Füße erlaub ten, hinausgeeilt, hatte den Krieger hereingebeten, der mußte ihm erzäh len· Jetzt saß der Aehnl nicht mehr auf « der Lauer, wollte scheinbar nichts mehr wissen vom Krieg. Jn feinem ’ Herzen nagte aber die Frage: Wo bleibt die Gerechtigkeit, muß es Ströme von Blut geben, ehe die Sa che des Rechts entschieden war. Jn der Küche neben der braun ge täfelten Stabe, in der der Aehnl saß, hantierte die Mena, das Weib des Loifes. Ende der Zwanzig, groß und stattlich gewachsen hatte sie Lai ses aus dem Rachbardorf geholt und als Bäuerin auf das Rout- Aengele gebracht. Der Oerrfchaftswechsel hat te sich in vollem Frieden vollzogen, der Vater ging in die beschauliche Nuhe des Altenteils, nachdem er Haus und Hof den jungen Leuten übergeben hatte Der Loises und die Mena hatten starke Arme. Ein flachg blonch Mädele war noch da, dasl Mariele, vier Jahre alt, ein Manna-l aiaer Guttindiewelt. Hatte schwerl Abschied genommen, der Loise5, oons Weib, Kind und Vater, besonders-s schwer aber, tveil er wußte, daß sichs sein Weib wieder Mutter fühlte.s »Wird ein Wintertindl toerden«, hatte - er noch lächelnd gesagt, »das mit der Schneelfauben und dein Schlieser zur Welt kommt. Vielleicht bin ich wie i"er zurückt« Vielleicht. . . Der Schnee deckt alle Hänge, und Mena sieht ih rer schwer-glücklichen Stunde entge gen. Wird ein Kriegskind werden, das ver Mutter die Sorgen aus dein Herzen gehorcht. Der Llehnl in der Stube sinniert vor sich hin, ist schläfrig geworden, die Pfeife ist erloschen. Da schleicht sich von der Küche das Mariele her ein, im Arm tranipfhaft die Puppe haltend, die das Christkindl gebracht hat. Die gibt sie nicht aus der Hand, nicht einmal zum Anschauen, selbst wenn man ihr einen Kreuzer schenkt. Das Mariele drängt sich zum Groß vater und will gehutscht werden. Klet tert miiham auf feine Knie; das Händchen trampft sichan die große Hakennase, bis das tleine Mädele erst den richtigen Halt hat. Nicht ge nug damit, ein Liedel muß er ihr auch noch singen. s s II Der Loises aber hockt im Schützen graben, hat sich tief eingewintert in Schnee und Eis, verwildert Haar und Bart. Mitten im eintönigen Leben, das schon mehrere Tage kein Schuß, kein Sonnenstrahl und tein Gruß aus der heimat unterbrochen hat, kommt ein Brief mit unbeholfenen, zittrigen Schriftziigen, vom Vater natürlich; der Loises aber jubelt aus. Ein Bub s WI, und wie ihm die Kameradens gratulieren, werden feine Augen naß. Freilich, der Kaiser braucht Solda ten; die Jahre werden auch vorüber gehen, dann wird er ,,fpielen«. Kei nen anderen Gedanken hat er jetzt, der Loifes, ein Kaiserfchühe muß er werden wie er und das Heimatl zu sammenhalten, bis schließlich auch einmal der Loifeö auf der Ofenbank sitzt wie jetzt der Aehnl. Der Loises ist treu, nimmt feinen Stutzen wieder. um ihn aufzuwär men. Den Brief fleckt er in die Herz gruhe. So eine Botfchaft fchirmt mehr als ein tugelsicherer Panzer. Von fern dröhnt Donner der Ge fchiitzr. Sie schießen das Bübel ein, denlt sich der Loifes, ist ein vorneh mer Prinz, lricgr hundertundeinen Schuß. Die Schlacht rückt näher, die »fel fenföschten« Oberländer machen sich bereit. Aus der Untätigteit der leg ten Tage reckeln sie sich wie baum Tstarke Riefen. Wo es dick hergeht, sind die Tiroler dabei. Es dauert Inicht lange, da roird zum Sturm ge fblnfem Noch liegen sie in der siche Iren Deckung des Schützengrabens. Jtleine Bauer streckt die prallen Aerm ;nahen Wald her, zwei, vier, sieben :Mann, die Augen der Tiroler aber »sind scharf. Der Loifes hat zwei aufs Korn genommen, muß sein Bübel ein fchießen, ift ein Prachtfchuß geworden. Jn wilder Haft ftiirmen die Russen zurück, aber aus dem Wald kommen hageldicht die Gefchosse und bestrei chen den Schüaenaraben ; Bis zum Abend ist Ruhe. Die »Hu-ei Kosaten liegen im Flimmerlicht des Mondes aus dem Schnee. Den Lotses laßt es nicht ruhen Da ist ihm Feind nicht mehr Feind, son dern Bruder und Mensch; die Toten begraben« heißt man ein christliches Wert. . Der Loises schwingt sich aus dem Schühengraben und schleicht leicht fiißig über den Schnee. Der Wald drüben schweigt, ist still und schwarz. Da tnattert die Kugel des Russew die ieige, gottverdammte, fährt zischend durch die Lust und zuckt dem Lotses ins Herz. Jst nur ein Brief gewesen mit alten, zittrigen Schriftzügenz die Russentugel macht teinen Umweg, geht mitten durch, ist der hund-.rtund· erste Schuß! I . . Ein Tag im Vorfrühling: der war me Wind streicht über die Berge und Wälder und frißt mit gieriger Zunge den Schnee. Tief drinnen im Tiroler Tal steht das Raut-Aengele. Auf der ,,trumi men Lies« liegt ein zerfetztes Hermes tintleid. Gänseblümchen und Hirn melschlüssel wagen sich schüchtern aus den-. Rasen. Der stolze Hahn, der Vizetönig, bläh« sich nicht mehr, es liegt ein Prinz in der Stube. Der kleine Bauer streckt die prallen Anm chen aus der Wiege, hat blaue An gen wie das Mariele und lacht. Lacht über Tod und Leben, will sich sein Recht bewahren· und schreit isleich wenn man ihm nicht zu Wil len ist. Die Mena hat es hart getroffen. »Als mai-. ihr nach Wochen die Mes singtapscl des Loises schickte, lag auch der Brief des Achill dabei. zerschossen und blutbefleckt Da ginges wie stil ler Jubel durch ihr Herz, daß der Loises noch die Freude um das Bü bel in die bittere Todesnacht nehmen durfte. Sie darf nicht murren, gegen Got tes Fügung muß sie tragen und hoffen aufs neue. Sie hat zwei starte Arme, die arbeitest von früh bis spät; es tut not! Jn der Stube hockt der Aehnl und sinniert vor sich hin. Es quält ihn im Herzen nicht mehr die ungeduldige Frage, jetzt hat er Zeit, zu warten. Denkt in stillem Gram an den Bu ben, denkt nicht mehr ans Dreinhaun, ist still und verloren geworden: lamcnt einmal der Frieden, tommt er auch iiber ihn. Wenn das Mariele sich an seine Knie drängt und gehutscht wer den will, schüttelt der Aehnl müde lächelnd den Kopf· ,,Draußen, auf der ,,irummen Lies«. blühen Himmelschiüssel und Gänsebliimchen Mariele pflückt sie mühsam mit den kleinen Patschhänds check-» findet zwei kleine Aestc, faltet sie zum Kreuz macht ein ernsthaft Gesicht und trägt alles zur Haus ntauer, Blumen und Kreuz. Die Mutter tomknt vom Weg. Friihlingssonne macht müd, der Himmel, ist wie blaue Seide, iiber das Raut - Aengele streicht eine Wolke, weiß und zart wie ein Schäflein. Das Kind läuft der Mutter entgegen, macht ein ernsthaft Gesicht und sagt: »Du, den Vaterle hab' ich begraben!« Leise weht ein Wind von irgend woher, die Erde duftet statt, neue Triebe schwellen. Die Mutter führt das Kind in die Stube, seht sich hin muß bitteeiich weinen.