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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 22, 1916)
seist-trete. f Skisze von Anna Gadr. Pardon-iet Mdnoton, mit eigentümlich sie-EG fchem Klang, lief die SGWI Dr, Frau durch das von. Mikro-es Schleiern umhüllte Schweigen des jungen Botfrühlingmorgens -—— Hüh! Ber! Bald answer-nd bald mäßi gend. Und außer ihr kein Laut, nichts ats das prufiende Geschnaube der beiden dampfenden Pferde und dräben can Wafdrand ad und an der Helle Les-ruf ser Fusanenhöhrir. Schwere-h gkecchrscißigen Schrittes stopfte die Frau, den dankten Klei der-riet Msrzx dterch den lodern Grund der Indien« die die silbrig blinan Pfingsxzur mit leisem Ge schirre durch die Schwere des hetbdufi tenden Gebt-rechts zog. Die Leine um die Schultern gehängt, die imstvoklen Hände am Stets so zog sie unermüd lich Furche um Furche, erster-aus« oder-v, emsige Sontträhen auf den Fersen. Schalle auf Schelle des fei tsges. schwatzt-murren Bodens schupp te die irlvrrge Pflagfchar vor sich her, Schelle auf Schein kehrte sie mit glat ter Ssstttfläche auf dte Seite. Unentwegt sahen die Augen der grau auf die Spur, die sich vor ihren nßen bröckelnd furchte. Nur wenn sie am obern Ende des Ackeri geschickt nnd fschksndig was-du« glitt ihr Vlies in einer erwartungsvollen Spannung dorthin m trosig und wuchtig sich gut des Dunstschleiern des Morgens die mächtige dunkle Strohdachkappe ihres Hauses hob mit den getreuzten hölzernen Pferden-dies cnn First. Oh Klaas Brootmann noch nicht tat-n? Freilich, es war ein weiter Weg vorn Dorf bis zu ihrem einsam gelegenen Hos, an dessen Herd fle Pe tet Karttens einst geführt hatte, damit sie in reue ihm eine Lebens- und Arbeitsgesiihrtin werde. Jn schwe rem Schweigen lag das Haus« unt das sich schützend uralte Eichen reckten. Man sah es seinem wuchtenden Ernst nicht an, daß warmes, junges Leben unter ihm pulste, daß tagsiiber jauch zenve Kinderstiintnen wie silberne Eis-klein unter ihm lachten. Lach ten, trohdern der Krieg, der unerbitt liche, auch hier gebieterisch an die Tür gepocht und den geruhigen Froh ftmt, der unter seinem Dache gewohnt, in Angst und Sorge verwandelt hatte. Aber Wieble Karstens hatte die Zäh ne zusammengebissen und sich nicht untertriegen lassen. Frauentrast war säh und Frauenschultern elastiich Wenn Mann und Knecht auch satt, der Krieg mit seinen Nöten verdop pelte Können. Er segnete die hand der Frau, die mutvoll den Pflug führte und sorgsam die Saat streute. Als Wiebte Karstens die letzte Furche zog. kam über den Fell-weg, der vom Hof her-führte, ein siachss haariges Bübchen getortelt« einen bun ten kleinen Blecheimer und einen ab gebrocheuen holzlössel in der hand. Ein Leuchten trat in hie Augen der Frau, ihr Jüngstet, ihr Peterchenl Es war ihm wohl langweilig daheim geworden. In furchtloser Vertrauts heit lam der Kleine dicht tun die Pferde herum, um sich an die Knie der Mutter zu schmiegen, die ihm zärtlich den Blondtops streichelte und ihn dann an die Seite gehen hieß Gehorsam stopfte er weiter und tau erte sich an Rand des Ackers nieder-, wo er in kindlichem Spiel mit dem zerbrochenen hokzlöfsel von der schwarz-braunen Erde in seinen bun ten Eimer schauselte. Die Frau aber sah von neuem aus mit einer unruhvollen Spannung Eine Blutwelle lies ihr jäh iibeti Herz —- tauchte, hinter dein kahlen Birkengeitriipp de- Grabens nicht eine blaurote Mühe aus? Ja, er war es, Klaas Bevolmonn, der bucklige alte hilsjbriestriigerl Ob Peter end lich geschrieben? So qualvoll lange hatte er e noch niemals warten las iesn A r man durfte nicht gleich verzagen. Wie leicht konnte so ein Schreiben verlorcn gehen. Trotz aller bangen Sorge, die ihr nächteni den Schlaf raubte und tagtäber die Glie der lihmte, lebte ein beseligeudes Ah nen, ein unerschiitterliches hpssen in ihr. Er kam vielleicht hold mal pel «bet! Vielleicht schon auf Saalutlaubl Ganz unerwartet. wie kürzlich des Dotfschulzen Aeliestet, um sie zu überraschen. Sie wußte es, obgleich er dem Rufe feines Königs in ehr licher Begeifletung gefolgt wor, es zog ihn hierher, mit jeder Falte feines herze-is Nicht nur zu Weib und Kind, auch zu der Schelle, an der er hin mit einer zähen Bauetuliebr. Mk dieer verlchwiegenen Liebe, die niemals iibek die Lippen trat, sich nie itzt Worie lleidete und darum um so tiefer ging. Nur damals, als et Abschied ge nannte-es an jenem sonnengoldigen Sommertage was hatte er da ge sagt. um sie zu Miste-« mit lachen dem Mund und blossem Gestchti »Hei-a Angst, Unkraut vergeht nicht!« Er kam met-ers Ganz gewiß lam et wiedetl St —- und iv fremder Erde? Er fände ja keine Rats darin! Das tot see herrsott ihm nicht on! Und et« bäte hinausgezeigt zu dem Spruch, weisse-schnitt über der Haustür »den. see-e · »vie- Schaf iet nnd fes-e l , - unsee Tut-. Ist los sitz W is sfeflen Gläubigleit, der Herrgott eril ;fiillie den frommen Spruch ihres! Hauses. « Wie würde er ßch wundern, ihr ksetek sent er M und feil-, the ils- Mme geschafft hat s-. d M lle fleht sie. Wie langsam der Alte heranstapfte. Viel zu langsam für einer-« dem so M WE- Schtiw W eilte, der mit ver tmppesten Feldpofts tarte die Qualen dunkler Nächte in hellen Frohsmu —- nsid hoffnungs freudige Zuversicht in dnnlelstes Leid verwandeln bunt-. Hell lief ihre Stimme ihm entge gen. hatte Peter geschrieben? Klaus Brwimann antwortete nicht gleich So war das Alter, gleichmiitig. aner fchiitterlich. verstand nicht mehr das qualvoll bange Fiel-ern der Erwor tuag. Umstände tramte er in sei nen Brieftofchen umher, derweil die Blicke der Frau sich auf die unschein bare Ledertafche hefteten. in einer brennenden Erregung Ei fiel ihr plöylich auf, so schwarz und dunkel war die Tasche — so dunlel wie — ja. wie das Schicksal, das sie in sich tim. ' Maas Privatmann nickte endlich zog langsam einen Brief hervor und reichte ihn ihr diniiben »Ja denk, bar steiht woll wat von Peter in.« Und stapfte dann auch schon weiter, fast schien es, eiliger als er gekom men Die Frau aber steht, die Leine um die Schultern get-singt, in dem lockern Grund der Furche und starrt in einer fchreckballen Lähmung auf den Brief urnfchlag, der ihren Namen trägt. Diese fremden, mariigen Buchstaben, das waren doch itzres Mannes Schriftziige nicht? Da sieht sie erft: Hauptmann v. Weistow fteht dahin «tct. Eine Bliisfe ist auf ihr Gesicht ge treten. Mit zittrigen Händen reißt fie die Briefhiille auf uub Zieft mecha nisch, fast ohne zu begreifen. was ihr, der schlichten Bauernfrau, der fremde Offizier geschrieben. Mülffam ent ziffert sie die Schrift bis zu dem »Sei-lud wo et beißt: » Seien Sie überzeugt, liebe Frau, baß wir von Herzen mit Ihnen trauert-! Er, ein einfacher Soldat Hnur und doch der Tapferfien und HBesten einer, ruht nun, zusammen mit zweien seiner Kameraden, fern der Heimatscholle, bie er baute in frem der Erde, jedoch aufs forgsamste und Fliebevollste gebett t. « «Jn fremder Erbe« . . . Sie wieder holt es, als rniilse sie es hören, um es zu glauben, begreift an den brei Worten erfi« daß er, auf dessen Heim tebr sie vor wenigen Augenblicken noch fb feft gehofft, nie wiederkehren wird. Starr irren igke Blicke zu dem Kind hinüber. dr Peterchen der waist2 Und spielt da noch so arglos »und vergnügt, ahnt nicht, was ihmi fgenornmerri Die Wucht ihres Leidens Hist noch so neu, zeigt erst allmählich .all seine hätten, ali seine Grausam ?teiten. Sie steht, die Schürze vorrn TGesichL und weiß es nicht, wie lange, diz es ihr wieder zurn Bewußtseins stammt, daß ungeachtet ihres Leidess ldas Leben teilnahrnlog seine For-’ cderungen stellt. Sie rafst sich aufs stellt fürsorglich oen Pflug zur Seite sruft leise den Kleinen und führt die Pferde heim. Sorgsatn siillt sie die zRaufen gibt ihnen zu trinken, sitt-· tert Kuh und Schweine und schürt »das Feuer zur Mittagslost, — die Kinder, von denen die beiden öl-. teren schon zur Schule geden, sie alles werden hungrig sein und wollen es-’ sen. Erst tarn gebieteriseh das Le-» ben, danach der Schmerz um JotesJ Als alles besorgt ist« geht sie, denj lKleinen an der Hand, in die niedrigen lBauernstube. Mit leeren Augen sieht sie umher. Ein Umschlag mit Feld-; postpapier liegt aus den-I Tisch be reit, daneben Feder und Tintenglas, zwei braune Papptartons und eine fildrigblanle Blechdose, in der sie ih rem Mann frische Butter hatte ins Feld schicken wollen. Da loinnit er aufs neue. der Schmerz, in vol ler, grausamer hätte. Nun brauchte er nichts mehr. Nie mehr! Nie konnte sie mehr für ihn sorgen! Das cheist ihr das Sehn-erste von allem· ch, wenn sie doch nur einmal noch, ein einziges Mal ihrn hätte etwas Liedes erzeigen tönnenl Ausschl-ich zend, lt fee auf die Vani, wirft verz selt die Arme aus den Tisch und legt den Kon daraus. I Jn ängstlicher Scheu steht der Klei ne. Hatte die Mutter Wehtveh? Leis schmiegt er sich an sie, und als sie nue heftiger schluchzt und er das Vet gebliche seiner Bemühungen sieht, lehrt er still und geduldig zu feinem Spiel und seinem bunten Eimetchen zurück. Er tletteet auf einen der hölzernen Schenkel und besteht sich ein Weilchen vie Dinge. die auf dem Tische liegen Die hübsche blcknke Blechdosr. wie sie blist und blintekt, just wie fein Et tnerchenl Er zieht den Deckel herun ter —- ganz leer —— und vertreibt sich die Zeit damit, auch sie mit der schwarz-braunen weichen Erde zu stillen. die et draußen vom Acker mit heimgebracht . s . I « Drei spat-e »Es km mir cis- Ikeave, is schkish da Haupt mann V. Dei-tote ans einem Offi W der Leipzigerme W, a an je MAD- W, M ergreifeuden Ist-rasch Wes fee iste-l nen. Weungxeich der Gefallene auch weht in fremder Erde seine Rats und eitler strebt-sen Schlaf gefunden stie, is wird doch vfe imateede Sma- ke Acht-f em. Eier hats-ei recht, die Use-My rang wäre, da der Gefallene ja nicht in einem Einzelgrabe ruhe. Ihnen seh-see werde-. ganz M abgese tr. daß sie unter Umständen auch außerordenthe Schrein-Nektar und wesentliche Kosten zu bereiten pflegt Da das friedvolle Weit-grad in unmittelbarer Nähe unserer Stel lungen liegt, konnte ich Ihre Bettes um so teicheer etfiiserh Ich habe den Inhalt der mir gesandt-en Büchse asi deu Hügel streuen Lassen. von dem ich Ihnen zur Erinnerung anbei eins photographische Aufnahme schicke. Mde sie Ihnen ein Trost m Ihrem Leide sein. Nun schläft der tapfer-e held und: patet seiner Kinder fern seinetj Schelle, an der er mit echter deutscher Bauernliebse hing —- und doch unter heimatlicher Erde«« sie Untier-. Stiege von G. von Brockdorss. »Kann ich den Mustetier Franz Ehlers sprechen« i Mit einein einzigen Blick urnsaszte der Portier des großens Kranlenhausei die schmale Gestalt oeri blassen Frau im Türrahinen »Heute ist ten. Besuchktagc entgeg nete er milde. aber würdet-all »Sie; müssen Mittwoch nachmittag wieder inmitten-« s »Mittwochi Ach Gatti« s Soviel Hilslosigteit lag in dem« Tone der zttirigen Stimme, dasz der Portier die Unterhaltung unwillkür-» lich noch weiter sortsetzte. »Sind Sie denn oon außerhalbi« fragte er. »Von außerhalb — Du lieber Gott! Ganz hinten aus Schle sienl' « Mitleidig schob er der Frau einen Stuhl hin. »Gegen Sie sich nur. Wenn Sie von außerhalb sind, wird vielleicht eine Ausnahme gemacht.« Die Frau war mechanisch aus den Stuhl niedergesunten. Mit dein wirren. graahlonden Haar, dein ein gefallenen Wangen und den blut losen, etwas eingetnissenen Lippen. zu deren beiden Seiten sich zwei scharfe Falten eingegraben hatten, bot sie ein Bild der äußersten Erschöpfung hilf Mit langsamen, gleichgültigen Schritten hatte der Marter das Zim mer betreten. »Ist der Mustetier Franz Chlers zu sprechen, Maßnianni Seine Mut ter ist hier. —- Richt wahr, Sie sind seine Muttert« wandte sich der Por tier wieder aa die Frau. »Wie geht es ihr-li« fragte sie ha stig. »Ja, ich hin seine Mutter. Geht es ihn-. desseri« »Der Arzt ist gerade bei ihin", sagte der Warten »Aber sprechen werden Sie ihn wohl noch können-" Und ans einen Blick des Partiers hin siigs te er zögernd hinzu: »Es geht ihin ja soweit ganz gut.« Aber die Frau hatte den Blia aus gefangen. »Nein, Sie brauchen mir nichts vorzuma en,« meinte sie mit einem bitteren «iicheln, als der Wäcter das Zimmer wieder verlassen hatte. »Das hat doch alles leinen Zweck· Sie brau chen auch leine Angst zu haben. daß ich hier viel Gelchichten mache. Dazu hnt unsereiner zuviel erlebt." Der dicke Partien täuspeete sich Ob seine Frau ihr vielleicht ein Glas Milch bringen sollte. »Wenn man so auf der Reise ist, da ißt man nicht eiel." Die Frau lachte —- ein lurzes, trockenes Auflachen. Aber gleich dar nuf iiillten sich ihre Augen mit Trä nen. und sie schütelte den Kopf. »Ich l nn doch nichts essen. Jede Minute tann ja —«' Jhr Blick ging nach der Tür. »Amt« man zwanzig Jahre junger wäre·, tummelte sie resigniert, ,dann hätte man vielleicht auch noch ein his chen Hoffnung. Aber so —«. .Es ist doch wohl nicht ihr Ein ziget«. tröstete dee Partien Sie sah ihn mit einem io jammervollen Blick an, daß ihm ordentlich unheimlich dabei wurde. »Nein —- sieben hab' ich gehabt. Drei sind klein gestorben ——an aller !ei Kinderkraniheitem wissen Sie. Einer war nichi ganz richtig im Kopf, den haben sie vor zwei Jahren aus dem Wasser gezogen. Es war so wohl »auch das Beste für ihn. Dann die Gast-. —- ein schlechtes Frauenzimmer, fag’ ich Ihnen. Wer weiß. wo sie sich jetzt ’rumtreibt. Ich hab' ihr nicht viel nachgetragen Dazu ist auch lei Ine Zeit für uns-reinen. Und ich hat U ja noch zwei«« ) Ein kurzes, trockenes Schluck-sen schnürte ihr fiit einen Au endli Idie Kehle zufammen. Sie chluttte Iein paarmal, ehe sie hastig fo sich-: , Eber ais dann vorigen gus der Krieg ausbrach und alle beide auf einmal sortmußteiy da half ichs ivom ersien Augenber an gewußt: die siehst Du nicht wieder Und Init dem Fritz Mo satzijäessx FFCW Ist W ists-set- see fsmi —«. sie- W si· ist 4em paar Seluuden die Stimme, »der thanz hat sogar das cisetne Mein ibelommew Nach hause hat est-C sit Lgeschickh damit es im Ktkse nicht Ier Spreu ginge Usid dann Ia ich Han se leie- N » bete-Mes. Das swa: pas Elsas limmpr. Ich war deilange frle alk- det Brief von der W M IMick las-. Rie wußt’ ich doch wenigstens, daß et in eine-i Bette lag und sich jemand us ihn lümmetie.« Ein halbes Lächeln irrte um die schmalen Lippen. «Det Franz ist nämlich mein Jüngiiee, due Pot tiek.« . Wieder schwieg sie. Eine unheim liche Stille lag iibet sent großen Zimmer. Die Frau war plötzlich hastig von ihrem Stuhl aufgefahteit Eine na menlose Angst lag auf ihren eingefal lenen Zügen. »Warum Lassen Sie mich denn! nicht zu ihm. Bitte! Bitte! Jch will zu meinem JunsenX Sie wim merte förmlich. .Bitte, bittr, Herr Portier. Sie brauchen mit ja nur das immer zu zeigenk « nßmann!« schrie der dicke Pot teer auf den Korridpr hinaus. «Mnßennnn! Wo bleibt der Kerl denn nur-s heller, Maß-nann! Mus tetier Ehlers von Zimmer M, feine Mutter-, Sie wissen doch, Mensch! Warnen beeilen Sie sich denn nicht ein bischen?' Der Meter kam langsam den lan gen Korridor herab. »Schon web-ji« sagte er halb Inm. Der Portier warf einen heftigen Blick auf die Frau. Hatte sie’i ge hört? Müde und in sich zusammen-ge sunken hockte sie wieder auf ihre-n Stuhl. Jhre Augen starrte-( Inir ei-( nein seltsam leeren, aber ruhigenl Ausdruck auf den wetten Rasen dortn Fenster. Berlin zur seit des Großen Kur-i finstern Noch war Kölln an der Spree dieH Residenz, Berlin ein gar geringer Ort. ! Ap- den hölzerenemdausalligrn Hirn-l sern Init Stroh- u. Schindeldächrrnt standen vollaudige Bäume, rantten Weinstöcke sich hinaus. Wer einen dieser Bäume nnd Weinstöcke beschä digte, dem wurde die rechte Hand ad gehauen. Aus den ungepslasterten, torigen Straßen liefen ganz ländlich Schweine und andere haustiere um her. Die Straßen waren so totig, daß desahlen wurde: »Jeder Bauer, der zu Markte kommt, soll rückwärts eine uhre Kot mitnehmen." Für die Erweiterung und Verschönerng Ber iins tat der Große Kursiirtt viel Dat halt-verfallene tursürstliche Schloß wurde repariert, wüste Bau stellen angebaut. Eine stehende Gar sison beledte die Stadt. die Einwoh nergahl stieg von 6000 aus 20,000. Friedrich Wilhelm baute ein zier liches Lusthauö und legte dabei ei nen daman viel bewunderten Lust garten nach holländischer Art an Von ihm und seiner zweiten Gemah lin Dort-then sind drei neue Stadt teile angelegt worden: Friedrichswers der und Dorotheastadt; sie bildeten die Hauptteile der künftigen Residenz-, die nun mächtig zu ihrem Glanze aus Iftieg Zur schönen Lindenallee pflanz Tte die Kursiirstin Dorothea den er sslen Baum. Seit 1680 wurden die lStraszen nachts erleuchtet. Anfangs iging die Beleuchtung die Reihe her ;um. Jnrtner aus dem dritten hause tmuszte eine Laterne mit einein bren Inenden Licht nach der Straße zu ausgehsngt werden. Erst einige Jahre später setzte man die Stra henlaternen aus hölzerne Psiihlr. Es erschien eine Straßenordnung, in der es hieß: »Wer aus den bösen und Ställen den Unrat aus die Straßen würse, dein soll er vorn Gassenmeister wieder ins haui geworfen werden« Jeder hausdesitzer mußte vor seinem hause die Straße bis zur Mitte der selben aus seine Kosten pslastern las s en. 4 . — D r u a s e hle r. General Joffre ist von seiner Reise nach Jtalien zu rückgetehrt. Er soll dort im italieni schen hauptquartier drei Tage ge wei nt haben· —- Mißverstiindnis. Der Sohn einer österreichischen Mutter wird im Süden verwundet. Er schreibt, dasz man ihn vorn Kriegs s auplase fortgeschafft und er nun in åeg im Spital liegt. Die Mutter liest den Brief sehr aufgeregt und eilt zur Nachbarin, ihr die Neuigkeit mitteilend. Zum Schlusse meint sie: »Und was sie est für Kuren sür die Verwundeten Haben, wie er mir schreibt. liegt e: fest in Essig!« — Gut gegeben. Kaufmann (der einrücken muß, zur Frau): «Sixt, Frauerl, diesmal geh wahrscheinlich ich statt Deiner — nach dein Sil den!« —- Kriegsiplet »Warum lau-Mi- Du so spät nach hause, e « ABC- hqheu di- nasses-« besiegt und W Du Papa, elfv da trnmer t Von Der-wann Wagnetz Viktor Emanuel hosenshtl invest unvcierz jähen schkasx spie Gange W gutmirtiz intestgenh Ion ment nur etwas ungeduldig und jäh, dabei nicht-M s haderet und TsiednnterieemsIf —- dil or Gesamtel Hasenöhkl stand wie verab redet Punkt sechs Uhr abends vor dem Kriegerdentmal im Stadtpqrt und wartete, einen Blumenstrauß in der Hand und viel milde Heiter teit isn Herzen. a Fräulein Sivi Feuerstein, das ädchen seiner Wohl« mit dem er sich noch heute zu verloben gedachte-. Er war soeben gekommen. Um sich seine: eigenen Piinltlichi teit zu vergetvissern zog er die Uhr Mit Befriedigung stellte er fest, daß es genau sechs war. Keine Mi nute früher, leine Minute später. Auch von ver Domtirche schlug ge rade die Uhr. Viktor Enmnuel Hasenöhrl setzte sich aus eine der Bänle, die das Kriegekdenlmnl in einem Halbkreis umstanden, legte den Bumenstrnuß neben sich, trocknete mit dem Ta xäentuch seine Stirn und sagte zu streckt sehst « III Msj »Sie ist noch nicht da. Ader sie muß jede Minute kommen. Denn sie ist ein seltenes Mädchen, dem der tihl« leichte Sinn seiner Ge scht sgenosstnnen durchaus abgeht. Jhr ist ei einsach nicht möglich, un piinltlich zu seient" So sagte Bittor Emanuel Ha senöhrl zu sich· Und er schloß siir einige Minuten die Augen« um beseligt an Sidi zu denken. Wahrhaftig er liebte sie! Sie und keine andre! . Er hatte länger geträumt, als es einein ernsten Manne eigentlich ziemt. denn als er die Augen wieder aufschlug und die Uhr zog, war es ein Viertel nach sechs. Viktor Emanuel hasenöhrl stellte dies nicht ohne eine tiese seelische Beunruhigung sest. Ein Viertel nach sechs — wie so? War nicht vereinbart worden« aus driiellich vereinbart, daß man ein ander Puntt sechs tressen trerdeiti Was sollte diese Unpilnttlichteit bedeuten? hatte Sidi seine Worte falsch verstanden-E «Unrnöglich! Er halte ja aus drücklich und mit Betonung gesagt: Punkt sechst« .Liehe Sidi«, hatte er gesagt, »wir wollen einander Punkt sechs am Kriegerdenttnal treffen. Verstehst du: Punkt sechs! Du hast doch ver standen?« · O ja, sie hatte ihn verstanden, denn sie hatte freundlich geliichelt und geantwortet: »Gewiß, lieber Biitor, Punkt sechst« Und nunt Die Wollen arn Horizonte der Viktor Entanuelhasenöhrlschen See le wurden immer düsterer und schwärzer Die Sache war doch klar: wenn man jemand Punkt sechs Uhr zum Kriegerdentmat bestellte, dann durs te man doch unmöglich eine volle Viertelstunde später dort sein! Das ging doch einsach nichtt Sol che Unpiinttlichkeit untergrud die Grundlagen aller Ordnungt Viktor Emanuel haseniihrt schloß von neuern die Augen Run. dieses eine Mal wollte er Sid noch verzeihen —- vorausgeseht, dass sie sich gehörig entschuldigte und siir ihr Ferndleiben tristige Gründe ansiihrte. Immerhin würde er ernsten To neö sagen: . »Daß mir dergleichen nicht wie der oortotnntt, liebe Sidi!' Bon der Domuhr schlug es in zwei dumpsen Tönen halb sieben. H Viltar Emanuel Hasenöhrl saht Hschmerzlich aus, streifte mitantlagen lden Blicken die menschenleere Um !gehung, schob den Blumenstrauß an ’dai andere Ende der Bant und isprach zu sich wie folgt: E »Es ist halb sieben. Sie ist noch immer nicht da! P ntt sechs Uhr wollte sie kommen. Eine halbe Stunde warte ich schon. Vergeblich. Und gerade ihr hatte ich Vertrauen geschenkt« Sie machte einen so soli den Eindruck. Gar nichts Flatter hastes tvar an ihr. Sie schien nicht wie die anderen Mädchen. Wenn sie sprach, dann glaubte man ihr ver trauen zu dürsem Jch hätte häu ser aus sie gebaut. Und ich hätte sie mir so gut als Mutter meiner künftigen Kinder vorstellen können. Als brave, ordnungsliebende Haus stan, die gut lacht nnd die mir ein gemiitliches heim ichsth O Gott« et wäre so schön gewesenl CI hat nicht sollen sei-. Sie ist genau so tote alle, slatterhasten und leichten Sinnes. Versprach sie mir nicht, printt sechs Uhr hier is sein? Punkt sechs! Jeht ist ei halb sieben. Ein Stande-W Viktor Winkel Daseniith erhdd M- ittchs grimmigen Blick-s die Umgebung ah, oh Gibt nicht viel W Vdckt Mist- sssk N MI W nieder ad sprach weiter sie Lus- w iud- i· tue-W zbtee nnd warte. Damit ich the, wenn sie kommt, dte Uhr setgen lannt So M ich sie ansehen. Stein Woet W Ich reden, aber so will tch sie Axt-III Das wird genügen. Sie is Ietnichtet sein nnd tchluchzem TM M sie mich dann mit aut gehslienen blinden bittet, will ich the xvielletcht verzeihen. Vielleichtl« W Mit-et Helenöhet verfiel in dumpfes Brüten und jeichnete mit feinem Stock traute Fig-seen in des Sand. . . Nachdem eine halbe Ewigkeit ver .stkichen war, zog Viktor Emanuel Hosenöhel die Uhr and konnte sich nicht darüber täuschen, daß abermals fünfzehn Minuten mn waren. Da sprang et wütend ani. warf feinen Stock in den Sand und zer riß den Blumenstrauß in hundert Stücke Er schrie: «Das sind die Weibett Ober tlöchlich und falsch, hinterlistig und verlogenl Alle! Warum läßt sie mich dreiviertel Stunden hier war ten? Bin ich ein Narr? Aber ich will es the geben! Jch will es ihr sagen! Jns Gesicht schreien toill ich es thr! Jhr ganzes Leben tou sie daran denken! Mich warten zu lassen! Dreiviertel Stunden! Mich! Wo doch vereinbart wurde, nut driieklich vereinbart, daß wir beide punkt sechs Uhr hier sein müßten» Punkt sechs, wir beide! Und nun? himmlischer Gott, es ist dreiviertel sieben! Jst sie dai Sie nicht da! Aber sie soll es mir büßen! Die Verlobung hebe ich aus, einsoch auf, bnstnl JawohlL Wir sind nicht mehr miteinander verlodi, mein der ehries Fräulein —- haben Sie mich verstanden?! Wir nicht! Jch be dauere, iiir ein Mädchen dieser Urr leine Verwendung zu haben! Vnhal Jch dnnke sehr! Und ich empseole rnich Ihnen, mein Fräulein! Mein Fräulein, adieuk Aus Nitnnierwiei versehen, mein Fräulein!..·" Mich dreiviertel Stunden warten zu los sen! Mich! Wo doch vereinbart wurde, ausdrücklich vereinbart, daß puntt sechs... punkt sechs! -——« Viktor Emonuel Daseniihrl sont aus die Bank zurück, ächzte und trocknete sich zum dritten Male die Stirn. Jn seiner Brust kochte die Wut llnd in seinem Innern empsnnd er eine teuslische Freude doriiber,doß er mit Jener Person« schon so hold und halb verlobt wor, weil er so Gelegenheit hatte, die Verlobung wieder aufzulösen. « Od, wie wollte er es ihr sngini Wie! Die folgende Zeit verging Vittor Emannel Hasenöbrl nun rasch. denn die Rachepliine, die er in seinem Innern ausbriitete, überstiirzten ein ander gerade u Als die urmubr dumpf sieben schlug, subr er daher erschrocken in die Höhe. s Er sant aber sogleich leichenblaiz wieder zurück, denn in kurzer Ent fernung vor sich erblickte er Sidi, ;die lächelnd und nickend aus ihn zu )lam. ! »Ach, lieber Mitar, bist du schon ;da?« fragte sie voller Unschuld. ; »Schon da —«i!« gab er tonlos kzuriict ) »Ach ja, ich habe mich ein tlein Iwenig verspätet. Sollte ich nich: yschon vor sieben hier sein?« s «Puntt sechs,« iagte Viktor Ema nuel Hasenöbrl gepreßt »Ganz richtig, puntt sechs. Da bast du aber warten müssen, inent Armerl Du bist doch nicht bissi« »Ich-« »Ach nein, bös bist du nicht, nicht wahr? Jch habe dir auch etwas mitgebracht. Sieb herl« Sidi entnahm einer Tüte ein Pralinä und steckte es Viktor Einn nuel hasenöbrl in den Mund. »So, nun gib mir einen Lust Viktor Entanuel hasenöbrl zö gerte. .Rnn —«t" sagte stirnrunzelnd Sidi. Da gab ibr Vittor Emanuelhas senöbel den Kuß. Dann aber zog er sein Taschen tnch znrn vierten Male, trocknete sich die Stirn und begann stotternd «Ltebe Sidi. ich möchte dich recht sebr bitten, in intnnst...« Doch Sidi lte ibn nicht aus reden. I »Was sehe ich dal« tief he aus ,,Ein Blumenstrauß?« Haft du ihn mir mitgebracht?« Viitor Emonuel hnsenöhrl atmet tief auf. ( Er gab sich besiegt. Schwermütig nicite er mit dem Kopfe «Ja,« äußerte er ileininut,«durch eine Unvorsichtigleit ist et mir nas einandergefallen.« Sidi gab ihm einen leichten Streich auf die Bocke. »Wie schade,« sagte sie. «Nun wirst du mir zur Strafe einen nn detn tausen! Und mir außerdem versprechen, daß du in acunft auf merksamer fein wirst! W est du das, so 's« gViktor Emanuei hafmöhri seufzte sein weites Mal tief anf. «:«ia,« sagte er ersehen. und such im Kaufe Wen-m sie-v- mmte ·- sie-.