Wen Tot .-.« — Novelletle von Tadhäuz semthi. Ins dem Pol-nicht« don Ztcfmsla Gol venting Er bewohnte das Eckzimmet in dern weißen Gulslchloß, das zwischen Bimw nnd Upkeloäumen deswege gand jenen ftämtnigen polnischen ausgen, die aus der Erde und der Sonn-e klite Säfte sogen, um die Blätter und die reisenden Fruchte zu nahten. Nichts beunmhigte sein Le den. Die Ungehdklgen sorglen wink, daß det Widerhall den Schmerz und Leid, adet auch das Lcho der Freude an der Schwelle ieines Zum-Iet- ver stumme, damit eine allzu ptarle Erre glmg dee un Erlöschen vegmfene Le densslasnme nicht erschüttern Das achtundneunztgite Jahr der Lebenspilgecyahkt zählte man Herrn Anastasius Zanala nach, der alle fel ne Kinder Udetledt und sich vor zehn Jahren del fernen Enteltindetn me detgekassen hatt-, um in Frieden und Andacht seine letzte Ledensnunde abzuwarten Jeder Tag glich in seinen jesigen Leden dem anderen, wie die Schläge det altmooiichen Uhr, die mit unermüdlichetn Eifer dicht über dem Napf des tm Sessel jchluenmetnden Greises die Slunden anllndigtr. Der Greis rnit dem zarten, seide gen, milchweißen Hast lächelte eben so zum grauen wie zum sonnigen Tage, zu bet. nackten, schwar zen Stiicntne im Herbst wie zu den unter.der Last der Früchte sich deu genden Zweigen. Er kannte sr gut — o, wie gut! Er war mit der Erde eng verwach sen, er liebte sie einst mir jugendli chent, elstntisehetn Gefühl, er hatte sie mit seinem herzensblut getränkt. . . Zur Erinnerung daran hing die zweiläustge, mit einer Schnur um wickelte Fttnte. aus ver er bei Gro ehowisti in dein letzten Ausstande ge schlossen hatte. anr Ehrenplag iivee dern Schreibtisch in der Nähe des Fensterg. Der tllte führte keine Un terhaltungen Zuweilen tani von seinen Lippen das Wort «Kind«. wenn er fühlte, daß ein Kuß aus sei ne durchsiehtig Hand gedruckt wur de; denn oerktuinmte er fiir lange Stunden uno irrte mit seinen Ge danken in ferner-. Ländern de-. Jen seits umher. Man wußte ini GutghoL daß der Tod Jeden Augenblick eintehren, daß ein leiser Atenizug seine Seele ins Jenseits entheben tonnte. Daher hielt man alles mit unermüdlieher Sorg salt von dem Großvater fern. was ihn aus dem Gleichgewicht bringen und seine nn zarten Fäden schwin gende Seele erregen könnte. Die ganze Welt mit allen ihren Angelegenheiten ob gering oder be deutsam. blieb siir seine Empfin dungssiihigkeir unverändert, ebenso wie die ewige Sonne, die tagein, tag aug Eber dem weißen Gutshos treiste, l stets dieselbe blieb. : I I I Auf den fernen hiigeln tauchten jeden Augenblick tleine weiße Wolten ; aus und oerteilten sich wieder. Durch s die Last zog ein gedämpstes, bedroh- l lich-s Despite-» pas vie Baums ims Schloåpart erheben und die Fenster- s scheiden in den Zimmern des Schloß- « hauses ertlirren ließ. Der sonnigJ heiße Augusttag nn dem weder ders Wind die Blätter bewegte, noch einj schwur-: Druck eine Wettekvkxandesj rung ankündigte, war von einer uns ! ruhigen Fiberatrnosphäre, von denl Zuckungen einer unbekannten, sucht-s baten Kraft, die nus weiter Fernez herbe-zog, erfüllt. ( Die Sonne näherte sich bereit-J dem Zenith, aber alles blieb unverändert Hetr Anastasius wurde durch die mag- Erwartung des Gewitters un geduldig; er wunderte sich, baß auf den Wegen keine Staubrvolten auf stiegen, baß der Sturm nicht wie; sonst mit seinen gewaltigen Flügeln. gegen die Wände des Schloßbauses schlug. Und bet- noch schienen Don nerschläge mit beängiiigenber Regel miißigleit jeden Augenblick zu ertö nen. Er- befnhl Michael, ihn in fei- ! nein Rollitubl auf eine im Bart ge- i legene Anbiibe zu fahren, bie vonj After-i und Levloien umsäumt war. ! Der Diener zögerte zum erstenmal l in seinem Leben. Er wußte nicht, ! was er tun sollte. Er kannte die; Ursache des fernen Dröhnen-, von-J dem bet Fußboden itn Schloß sit-; trete. Er betreusigte sich und illi-! stertu ,Gnäbiger herr, ein Gewitter ilti im In us.« » «Un unt Fabr« zu! Ich will mich . selbst überzeugen Ein iolchei Gewit ter habe ich noch niemals erlebt. Stundenlang rollt der Donner, nnd dennoch scheint die Sonne ungestört und es regt sich fein Wind« Der Diener lob ich verzweifelt hilfefuchenb um« an hatt. ihm streng angesagt. Herrn Inaftisius unter seinem Vormund auszufahrm Aber der Greis blieb unerbittlich. Er wurde lebendiger. In seinen Augen Platte uckiees neugierig auf Die Lippe-« Werten unbernehtnbare Worte. Die i veichende Leber-setz ethaivnllöekschieeiie . M WM te s· Tuskwauns M net Oel-er- ; keine-W «Warurn fährst Du fo langfnin?«1 mndnte Herr Misituk set Diener magisch- us os- Ioumi sich wiss vie sustkeiende Alle-e unter dein gold geibes Baldachts Un sprnbäuinen ve: UND-Sprie- Der alte Die rüclre sich noch tiefer und stieß nun mehr ohne Widerspruch den mit bun tern Damaftstoff bezogenen stopfte-pl vor sich her. Noch ein paar Rai-dre hungen, und der Sessel stand am Rand der Gerne. Der Greis war befriirzt An die ser Stelle, die fonft von teinem Men schen ausgesucht wurde, an der er früher fein Gebet uin einem glückli chen Tod zu verrichten pflegte. stand eine Gruppe Menschen, die die An tuan des Alten nicht vemertt hatten. Sie ftorrten regungslos in vie Ferne und fpädten auch fernen Horizonten aus. Du- einzige Fernrohr ging un ter allgemeinem Schweigen von Hand zu Hand. — .Michnl, brennt est« fragte er. »Ich weiß nicht, gnädiger Herri« Ein furchtbares Donnergetöft, das eine ganze Stola einzelner, schauri ger Töne umfing, wiederholte sich alle paar Sekunden. Jn diese er fchiitternde, rhythinifche Musik ergos fen sich andere Stimmen, die sich bald wie das Uechzen eines von einein Geier entführten Kindes, bald wie das Heulen einer Hundenieute anhör te; diesen Stimmen folgte ein furcht bares Stöhnen, als wurde die Erde von einem Ende zum anderen ber iten. Der Alte richtete das Haupt ern par und legte die Hand an’ö Ohr, um die stärteren Klangniellen aufzu fangen. Plötzlich wurde er bleich, zapfte Michal am Aermel und illi tterte ihn in s Ohr: »Das ist kein Gewitter. .das ist ja .Kanvnendonner!« Das lehte Wart sprach er so laut. daß die anderen es hörten und sich ängstlich nach dein Greis nmichauten. «Graßvater!« riefen einige Stim men. Die Gruppe verließ ihre Stel inng und ntngab eilig den RollftuhL Frau Sofja, die Lieblingsentelin des Greises, tniete bei ihm nieder und bedeckte seine Hände mit heißen Küs sen, ohne ein Wort zu sprechen. Der Alte iiihlte heiße Tränen, die auf sei nen Händen brannten «Sofja, Du weinst,« flüsterte er er regt. »Wind, Ihr habt die Wahrheit vor niir verheimlicht. Dort tobt eine Schlacht nicht wahrs« .Ja, Großvater!« «Ausstiindifche’i« fragten feine blei chen Lippen fliisternd. .Polniiche Legipnen Init den ver bündeten Armeen.« Der Greis erbebte, richtete Frau Safjas Haupt mit beiden Heini-en em por and blickte niit glänzenden Augen in ihre blauen, ilaeen Augen. «Polnische Legionen,« wiederholte er, »und die derbiindeten Armeen?« «Ja, lieber Großpapa Von-. balti schen Meer bis zu den Karpathen tobt ein großer-, furchtbarer Krieg Er: dauert bereits länger als ein Jahr . . . l Wir habe-: es vo: Dis mkhkimxicht,( aus Angst, daß diese Kunde. .. DichJ erregen tönntek »Ich durfte nicht aus dein Lebens icheiden,« fagte here Anastasius, ins! dein er dein jungen Weib das Haar aus der Stirne streifte, .ahne von diesem gewaltigen Ereignis erfahren zu haben. Jeht verstehe ich Eure ftili ; len, heimlichen Gespräche, Euer Leid. Eure Tränen. Jch glaubte, Ihr woll- ? tet irgendein Familienangliia vrtir mir - derheiinlichen. Jch stannte iiber Dein! graues Haar, das Dir eigentlich noch nicht zutonmix Da bist ja noch so jung!« Frau Sosja druclte die Lippen se ster aus seine hond und sagte mit Stolz, obgleich in ihrer Stimme Trä nen zitterten: »Mein Sohn ist mit ihnen.« ' «Tein Sohn?« »Ja, er dient in den Legionen, mit achtzehn Jahren." Herr Anastasius lehnte den Kopf an den Sesselriicten. Ueber seine wächsers nen Wangen rollten silberne Tränen, während das Silberhaar seine Schlä sen wie ein heiligenschein umsäumte. Aber im nächsten Augenblick richtete er sich aus, seine Gesichtdziige wurden hart, in seinen Augen loderte ein Glanz ausgestapelten Willens aus. »Es-rich, Sosja, und Jhr anderen alle!" sagte er mit seltsam tlangvol ler Stimme. uKrieg ist in unseren Landen? Legionen tiiinpsen... und verhändete Armeent Wer gegen weni« Sosjn knirschte die blinde des Grei ses mit ihren Zotten «nden und he gann mit qhgeeissenet timnie zu be richten. .Vor mehr als einem Jahr ist ein europäisehee Krieg ausgebrochen« »Im Osten hat es begonnen, jak seagie der Alte. ,Ja, Großpapa. Deutsche und österreichische Truppen haben jeht sast das ganze Königreich olen beseht.« «Deutsche Truppen « unterbrock der Alte. »Gegen wen liimpsen stei« Niege- Ausland-P Der Alte qtinete aus. »Der-tsc Trupspen gegen Nußlanhk wieder holte er mit lau-n vernehmhneee Stirn-rie. »Ju, Studenten Und mit ·den Deutschen kämper als Seehündcte die Desteereiesey »,ngarn und polnische hereil s «MleMl-Q such-adde- merk-qui «Jrn legten Aussinnde habe auch ichsp mitgetiinrpst, um Polen ooni russis schen Joch zn He seien· Dann sakete ee die hör-de unsd begatlsiu bete-. Der staunend-neuer wurde immer mächtiger Aus den sernen Anhöhen rollten sich schlangenhaste Trnppenabs teilnnges ans. Kaoasserietenpden sprengten vorüber, man sah durch das Fernrohr, wie die Batterien die Stel lungen wechselten, wie endlose Reihen der zersprengten Jnsanteristen aus den Klüfte-n Wiesen und Hainen hervor tauchten. Jn den mächtigen Kanonen donnet mischte sich immer die trachens den Schüsse der Jnsanteristen und das Prasseln der Maschinen-getrieben Rauchwolten jagten hin und her, wie ein Redelschwaden, die der Morgen wind verscheucht. Wie ein Geiser spritzte die Erde haust-ach empor, aus getrieben von den einschlagen-en Ge schossen. Blise zucklen aus den Roh ten der Geschiipe Die Schlacht war in vollem Gange, und ihrem Rohen folgte die Gruppe aus dem Hügel mit einer Ausrnerisatnteit, die das Blut rascher kreisen, den Atem stocken ließ Aus dein Wege, der zum Schloßhos führte« seigte sich in der Ferne eine Schwadron russischer Dragoner. Die Reiter sprengten in gewaltigem Ga lopp daher. Alle Bewohner des Gutshoset starr ten mit verhaltenem Atem aus die Reiterschar. die sicherlich wichtige Nachrichten brachte, denn sie verlang sonnen den rasenden nein man sur einen Augenblick. Sie huschten wie ein Traum durch die Einsahrtsallee und lentten die Pferde dirett aus das Haus. Der anfiihrende Offizier hatte wohl die auf der Anhöhe im Port Versammelten bemertt. denn er zwang das Pferd mit den Sporen, til-er die Bortiere zu sehen und sprengte iider die Blumenbeete vom Weg dirett die Anhöhe hinauf. Jn einer Entfernung oon zehn Schritten, die ihn von den un- Herrn Anastasius gesammelten Verwandten trennten, brachte er das Pferd zum Stehen. Er sprang aus dem Sattel, zog den mit Staub überdectten Waffenrort glatt und trat auf die Versammelten zu. »Ich bitte, den plöhlichen Ueberfall zu verzeihen!" rief er. »Aber der Krieg wartet nicht! Aus Befehl unse res Führers zieht sich die Front nördlich hinter Lublin zurück. Jn ei ner Stunde werden deutsche und österreichische Truppen in Ludlin sein. Eine Schlacht der hinteren Truppen mit der feindltchen Armee und den mittiimpfenden Legionären tann jeden Augenblick entbrennen. Jch muß Ih nen mit Bedauern mitteilen, daß die Mauern des Purzycer Gutsgedöudes teilweise das Gesichtsfeld unserer Bat terien versperren, die auf jenen An höhen aufgestellt sind." Er wies dabei mit der Hand nach Norden. —- »Auf Befehl des Generals soll das Haus niedergedrannt werden!« l Wie, um jede Gegenrede abzuschnei den« wandte er sich turz um und stieg wieder zu Pferde. Er salutierte, das Pferd fühlte die Sporen in den Ilanten, und sprengte mit einem Seitenwurs hinunter, wol aus den Gedauden bereits dichter Rauch, von roten Flammenzungen umschliingelt, ausstieg. Alles geschah mit solcher Blitzes schnelle, daß die Bewohner des Pihrer Schlosses weder einen Schrei des Ent sesens nach eine Bitte laut werden lassen konnten. Sie standen wie er starrt da. Es war teine it geblie ben, etwas zu retten, und o verharr ten sie stillschweigend zu einer Schar zusammengedrängt, und blickten aus das wütende Feuer-, das ihre Habes zerstörtr. ( Herr Anastasius richtete sich in sei nem Sessel auf, als begrifse er nicht das Unheil, das seine Angehörsgen be trosfen hatte, beugte sich in das Ge-: töse hinaus, das aus dem Schlacht-I gewimmel mit den zischenden Graun-i ten, Bomben, Schrapnellen und den’ Tausenden von Gewehrlngeln herüber brauste, die ihr furchtbares Mähwertl verrichteten, und sprach mit gespann-! ter Stimme: »Von diesem Kriege ha- ! ben unsere Großunter, unsere Väter; und unsere Enkel geträumt, sie haben ihn sehnsuchtsnoll erwarten-' Er richtete sich qui eigener Krust; nas. Den sitt-rohen stiihten die Arss me der Enleltinder. Er hob die handi empor und machte nach allen Richtun- ( gen der Welt Zeichen des Nreuzeö,j während seine bleichen Lippen er-. schüttet-de Worte sliislertem s »Ich segne diesen Krieg, der meins Voll aus Brand nnd Ruinen nmt Licht und zur Freiheit hinnussiihrenj » wMan legte ihn vorsichtig aus den Rollstuhl nieder. Er schloß die sagen, ; streichelte die Dände und die Gesich-« ter seiner Angehörige-, die ihn umga ben, und sagte noch: » «Jch segne Euch alle on diesem Tage, an dem unsere Logik-neu aus Tod und Leben nett den Deutschen gegen die Aussen kämpfen an dem der politische Adler empor-fliegt . » zu neuern Leben. ..« Er verstummte nnd wurde regungs los. . Die blossen Ieslexe des Feuers, das die Wohnhäuser verzehrte, nnd die set-eigen Flammen der im Zentth ste henden Sonne ltlszten sein vergeistlgi :- uud den herligenschejn sel MW Glu- den Eriiiiierunqeii eines Arzt-J Staber Di. Ist-m seit Mode is begrifk eines dreirigiqen Urlaub ans-treten, als der Bursche des Ritt iiieisiecs Spliiigerbee ihn dringend irr Ferne- petrs dist. « »Das-verlor —- iii einer halben Siuiide geht mein Zugs Die Droichte wartet schon. Was ist's denn mit dem Verm Riiiiiieisiec?« .Der Herr Riiiiiieiiiet befinden sich nicht gui." Jliazi gut. So. Und wann ifl der here Rinmeistek gestern aus dem riaiind hiemgelonimeiik« »Gegen drei, Herr Stadtkirle »Na also. Gehen Sie mal in die näiyiie Apotheie und holen Sie — ich werde es Jhnen hier gleich auf schreiven —- diei Aniiphriiipulver. Davon nimmt der hetr Riiimeiiiee alle drei Stunden eins, vie ihm wie der giii ists Der Bursche schaute auf das Pa pier, welches der Siiidsakzl ihiii in. iie Vond geschehen. Dann bemerkte et zogeriidz »Der here Niiinieister habe-i schon vier Id ’ne Pulver genom men — auf das Rezept. welches der here Stab-arge vorige Woche ge schrieben haben. Dazu sah- Fiaiihen Seit-r und —« Dr. Römer winkte ab. »Herr du meknes Ledens«. liiurrle er in fiih hinein, Haus der einen Brand habe-il s- Also gut. Jch" ionime." 1 Wenn man bereits mit einem: Beine aus Urlaub ist lind muss dannl noch in die Praxis, so löst das auch bei dem psltchtireiiesten Arzte nn sreundliche Empfindungen aus — nnd nun gar, wenn es sich ilin einen Patienten handelte, der seine Unpäß· · iichteiken so gründlich selbst zu ner-i schulden pflegte, loie Ritinieister «Settproppen'·. Der Bittdsarzt slnchte denn auch1 ein Ertleckliches um sich herum, niarl aber doch entschlossen. feine Abreise« um drei Stunden bis zum nächsten Zuge zu oerschiebben. Er hatte nur eine tleine Erholung-sahn ins Gehirns vor, und da tuni et schließlich nicht« so sehr daraus an, ob er uin drei oder um sechs an den lenzbrauttichen Busen der vlatur flüchtete. Jmmers s hin — siir einen andern hätte er das nicht getan. Mit dem dicken Rittineister ter-. banden ihn langsiihrige dienstliche und freundschaftliche Beziehungen —- uiid aus Grund der teIteren» nahm er sich par, diese Gelegenheit zu benutzen lind dem Unberbesserli-» chen ein-nat ganz gehörig den Kopf zu w.ischen. s Ehrensried Splittgerber verdanlte seinen stadtbetlinnten Beinainen »der Settvcoppew teineswegs einer besan deren Vorliebe siir Schauniipeiiie. Er « war lni Gegenteil ein ausgesproche ner Feind dieses «schtcimpigeii Zeug-III wie er den Seit ibesgrderseiid bezeichnete. Wenn er ihn iei sests lichen Gelegenheiten trinten mußte, sv geschah das nur unter Protest und mit einein Gesichte, als wenn er eine Misetsung don taltern Kariiillentee und Rizinujöl zi. sich zu nehmen hät te. Das einzige, was ihn dann schtieszlich mit diesem Genußmittet :mmer wieder oersöhnte, wor, daß man einen wundervollen Bierdursi danach betont. . . Der Spitzen-nie bezog sich aus sein Aussehen. Ein mächtiger Schädel saß aus einein kurzen, gedruiigenen Korpey der sast immer mit einem se ner weiten, salteneeicheii Umhänge verhüllt war, welche in der Armee in Aufnahme getoinnien find. Die Fi gur, welche Ehrensried Splittgeroer darin machte, ivcii allerdings die ei nes Setttortei. Die Illusion geitiiltete sich zu einer volltomxnenen, als der Rittnieistet, welcher auch im Hause einen solchen Umhnng als Schlafrock trug, dem Stavgaezte schon aus dein Flur ent gegentrat —- anstntt der Mütze eine tolossale Eisblaie auf dem Schädel. Als De. Römer gleich auf dek Treppe mit seiner Philippita einsetz te, winkte der Ritttneifter Schweigen und sog ian ins Zimmer «Mcichen Sie teinen Lärm, Dot totchcn'·, sagte et heiiee und mit ge drücktet Leidens-niem: aDie drei Damen- unten laufen ohnehin zufam tnen wie dicke Milch, iobald Jemand zu mir herauskomm- Ehe Sie über haupt einen Ton lagen, lassen Sie in ich reden. Wenn Sie nicht wissen, worum et sich handelt, tönnen Sie auch teine richtige Ding-wie fällen. Voreeft vielen Dant, daß Sie se toniinen sind. Wollen Sie einen Log-kuts« »Da-ite. Und Sie werden auch lleinen trinken, bitte ich mit aus —'« Z »Nein, nein. J wett« nicht Einn. Außerdem n«ht das nichts. lJch habe schon den dritten. Mit instit überhaupt nichts nah-, Dom leben. »Was habe ich gestern getrun lken —- Knappe vierzehn sit-. Eins davo- hoi Iiit der Klingwuth no umgefioßem Dabei bin ich tm Ader ich glaube, das sei-unt ans dem Gemiit. Und Degen des Oesnilis wollte ich Sie eben mal tsnfspttieeem Glauben Sie, das der Men O weni Iet vertrage- lasnh wenn er am ce siii leideM DI« W W U M Iw. III-sit II Z sei-: Instrumente zur Zustaltatikn unt-. Periirsiion aus «Mlleri Sie mal« bitte. den Eis beutet und isten Mantel ablegen, Herr Rittinei ,, i« - »Eure-sen sie Isol, Mitwi ich meine, wo et sich uin das W handelt —« »Da-on törinen Sie mir isin schen erzählen. Jch muß zunachst sehen· ob andre Besiirchtungem die ich bezüglich Ihrei Zustanvej hege. sich nicht bewahrheiten. Sie haben meine häufigen Warnungen ia wenig beach tet, daß ich intel, nicht wundern wür de, ioenn ler Zustand veaentticher wäre als Sie glauben« »R:ven Sie keinen Hammeltalg. Menschenstian sagte Ehrensriev Splitsgerber ängstlich Er war ein wenig Hyppchonaer, wie alte Jung gesellsn Mit start beunruyigten Pan-ten legte e: Mantel und Weste ab und sotgte mißiranrisch pen Han tierur·.gen, die der Arzt niit ihni por nnhin. Dabei redete er in einein fort —- tvie ein Rino, das sich über eine Angst hinweglchwatzn »Das ist Doch Unsinn. Was solt niir denn schlen, Dattorchentl Jch habe einen Brustkasten ioie’n Oxlsoit Auf siins Meter Entsernung vlase ich einenen Kronleuchtei aus« Wie können Sie da jagen, daß ich schwinvsiichtig bin —" »Das halte ich nicht behauptet.« «Aber Sie tun doch so! Aussch — nicht da! Jch bin tistich aus dein Rücken! Das hat alles keinen Zweck, was Sie da machen. Jch hab's im Gemüt, verlassen Sie sich daraus. Das ist jedes Jahr so iin Frühling. l WANT schön wird draußen, ivenn die Vagelchen um ihre Nester piepens und vie Familien ins Freie ziehen mit ihren flins, sechs Kindern, dann packt mich das Gefühl der Verein-l famnng. Mein Gemüt wird danns se weich wie Quarttäse —- nnd ich muß in die Kneipe, nen darüber hin weg zu tdmnten, dasz ich nicht auch fünf, sechs Kinder habe, wie die nn dern Menschen-« »Ich habe anen schon vor drei Jahren gesagt, Sie dllen heiraten. —- Atrnen Sie inni, bitte, tief aust« Ntttnteistee Settprvppen gab Luft wie ein Schmiedebtasebnlg. Mit dein reizten Rest Atem stieß er hervor: »Veiraten —! Jhr Llerzte seid Klug schnaiten weiter nichts. Heira ten —!'« Er zuate ein paar-nat hef tig die breiten Schultern. «Dazu gehören doch zwei« nicht wahr? Wol len mich denn die Frauen-lutes Nicht in die band — troy meines tiefen Gemüts. Sie find mein Freund, lieber Doktor-, nnd Sie wer- i den mich nicht verraten. Mit den: drei Lüttentlauschen Damen unten« bin ich seit gestern durch. Jedes Jahr habe ich um eine angehalten. Gleich damals, als Sie mir vor drei » Jahren ddrn heiraten sprachen, um» die jüngste, Fräulein bilde. JmI vorigen Sommer tun Fräulein Aga, die gerade ihren dreißiszften Geburt-s i iag feierte. Gestern —- nachdem ich auf dem Wege zum Dienste zwei. Krernser mit lauter angeputzten, luii tigen Rinderchen getroffen —- habe ich um Reste-trink die älteste, ange halten, die überhaupt keine Geburt tage mehr feiert. Die ersten beiden haben mich glatt abfallen lassen, weil sie Zweifel in meine Solidität setz ten -« Ehrenfried Splittgeeber seufzte mit der Miene eines Menschen« dessen her bed Schicksal es ist, dertannt zu wer l i l ( l den. »Und die dritte —?« fragte der Arzt. »Wpllte sich morgen entscheiden — auf unserm Ausflug nach Linden tal.« »Na also! Da haben Sie ianacy Hoffnung« »Aus ists. Als ich heute nacht nach Hause tam war mir so schwer ums Herz, daß ich ein paar-ital auf der Treppe gestotpert bin Daß muß die Damen munter gemacht ha ben denn als ich dann aus ihrem Flur etwas zu viel rechts Esset nahm und gegen ihre Türe fiel, wurde die selbe sofort unter lauten Ausrufen der Entriistung geöffnet und dann zugeschnieitert, daß es im ganzen Hase dröhnie So macht tein tie Ibench Weib die Tür zu vor einem Manne, dem sie binnen achtundvieri Izig E Juni-en ihr Jawvrt geben will.« I Dr Römer hatte sich abgewandt und brauchte geraume Zeit, um set ne Instrumente wieder im Bestea unterzubringen «Dai ist allerdings schlimm sagte er. «Schlinrmer aber noch ift es, da sz meine BesitrPtungen bezüglich Jh hres Zuftanbes leider bestati IDokterchen —« fivttette Rittmeii s·er Settprappen entschi .Sie haben ein Bierherz, wie es I —- in Spiritus aufbewahrt —- fedem llinischen Museum zur Zierde ge Ireichea würde. Ferner haben Sie, neben einer allgemeinen apaplettischen Anlage, eine eschivollene Leber. Au Iszerdein find ie Diabetiter.« I »Mehr nicht —- —« I Nach einer Pause starrer Fas Iefunsslosigieit eies Ehrenfried Splitt er in einem Distant n nur Idie höchsie Angst einein zwei en Vas kzu erpressen vermag. ist fa eine schöne Ueberra »ich-i Dai Das soll ich denn iun2« weiden bis auf weit-M ipcs - ber« Vier nach sonstige altpholische ce triinte genießen. Das ist die Haupt s Dann eine Diät beobachten. dte S Ihnen noch auffchreiben wer de. , Keine fetten oder gezuckerten ; Its Siifnnittet dürfen sie nur Sarcharin nehmen —« Este-schwer —- dao ist ja Giftt« »Macht-us nicht« Sie haben rntt den nteten Ort-un die Sie zwischen Vier zu trinken pflegen, zu diel Zucker genossen. Das mufz raus. Lassen Sie fich nur gteich Durcharin holen. Ein weißes Pulver-, von dein Sie nur etn paar Körnchen zu neh mer« brauchen. Trinten Sie nach her gteich drei Glas gefußtes Wasser —- Sre scheinen auch etwas Fieber zu h.1ben, da Zie sich so ichuttetn —- und Sie werden sehen, wie dor teithaft das auf Jhr Gemut einwirtt. Adieu. Herr Rit:meister. Nach dern Urlaub spreche ich mal wieder oor." Settproppen faette auf einem Stuhte zusammen-. Er war derart oor den Kopf geschlagen, daß er gar nicht darauf achtete, wie der Stadtt arzt im unteren Flur von den drei Luttenttauschen Jungfrauen abgesan gen und ausgefragt wurde. tfEine Gemütetranthein meine Damen«« versicherte Dr. Römer. «Der Aermste mufz unter schweren seetifchen hoffnungen oder dergleichen —« »O Gott —" seufzten Fräulein Hil de und Aga, indem sie die gefatteten hände auf die Plattsortn drückten, unter der ihr her-z pochte. »Aber Herr Studgarzt,' jammerte Fräutrin Roswitha mit gerungenen banden, «er war doch erst gestern wieder so fürchterlich oe-—trunten, nafz er —- —" »Das muß ein Jrrtum sein, mei ne Gnädigr. Herr Rittmeister Splittgerher genießt seht absolut tei ne Spirituosen. Es wird ein Schwächeanfall gewesen fein. Do ich verteilen muß, möchte ich Sie bit ten, auf Jhren unglücklichen Haus genofsen ein wenig zu achten. Wenn das nämlich überhand nimmt .nir fei rein Gemüt, so ist das Schlimmste zu befürchten —« Ein Schrei aus drei Kehlen »Sie meinen, daß er sich ein Leids antun könnte?!« Dr. Römer fsog die Schultern hoch. Dann grüßte er schweigend und ging s II s Der Frühriusflug welchen die Herren und Damen des Bataillons am folgenden Sonntage unternah men, war von. herrlichsten Wetter begünstigt- Man saß bei einer dor trefflichen Mile · Ehrenfried Splittgerber saß ab seits. Für ihn war Spiel und Tanz vorbei. Er mochte gar nicht dir-sehen nach den Kindern drüben — und nach der Bowle schon gar nicht. Er halte ein Glas Init einer trüben Flüssigkeit vor sich. Zitros nenlisnonade. Und wenn er einen Schluck davon trank, verzog er das Gesicht wie icn Kinnbactenlrnmpf. Nahm er aus Unvorsichtigleit einen zu großen Schluck, dann blieo ihm der Mund offen, und es dauerte eine ganze Weile, bis er ihn wieder zu belau. Bei dieser trostlosen Beschäftigung richtete er gar nicht auf die beforgten, liebevnll desorgten Blicke, welche die Lüttentlaufchen Damen unausgeseht auf ihn richteten Nachdem sie beohach tet, daß der Rittrneister weder Bier, no Geog, noch Maiborole, sondern wo e und wahrhaftig eine Bitte-nen lirnonade sich bestellt, war eine Wand lung in den drei sungfriiulichen Her zenf vor sich gegangen . . . Seltprvppen aber sah nicht ein mal aus. Unentwegt starrte er in Je trübe. sauer dustende Flüssig ieil «- und im Augenblicke erfüllte nur ein Gedanke sein umdiistertes Geniiit: So war das Gesoss un möglich zu genießen! Er hatte sich noch nicht entschließen können, das ihm verordnete Süßmiltel zu benut zen. Eine so heitige Abneigung hatte er dagegen. Aber es mußte sein. Vorsichiig zog er ein winziges Fläschchen aus der Tasche des Wassenrocks, sah sich scheu um unv schüttete ein paar Körnchen des wei ßen Pulvers in sein Glas. Er bat te das letztere aber noch nicht an die Lippen gesetzl, als die Lüttenklaui Tschen Damen mit einein Schrei des Entsetens aus ihn zustiirzten Fräulein Hilde entriß ihm das JGlas Fräulein Aga umtlannnerte sseine beiden hände und Fräulein »Rvswitha hing schluchzend an seinem ! Halse. ! Rittmetsler Seltvreppen war zu sniichst kaum weniger tonsierniert wie ;aestern, als er so pliijlich von seinen svier Krankheiten ersahren. Nacht-eint sich aber das Mißverständnis ausge Lliirt und die ganze Gesellschaft mit öhlichen Gllietwiinschen aus ihn ein aag, da wurde er sa ties bewegt »in seinem Gemüte, daß er gleich eine frische Von-le ansetzte —- nicht zu klein, dafilr aber etwas lriisiiger. ; —- Seine«Ansicht. »Was ist denn eigentlich a' Quintessen ? Da wird sicher was sum sausen Maus g’niacht!« I —- NaiveEntschuldiqung. Taute: Frieda, ich sah dich gestern, itviihrend des heftigen Regens, mit I einem herrn zusammen aus der Stra ße geben« Jhr gingt sehr eng anein ander gescheniegt, das schickt nicht! Richte: Dastir tonnte ch nicht« Sante, —- dem Denn sein Schirm var so sehr klein.