Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 08, 1916, Sonntagsblatt, Image 9

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    W des
Staats IAnzeiger und THE-old
Gen-WIme ,ouD ungetst
kaasiqsko
Von Artur Mem-k
Das war nun einmal so in den
Stunden, die Professor Fischer gab:
neuster-gültige Ordnung, attee hörte
ihm zu unb doch hörte ihn keinerl
feiner Schüler, Ivdnigftent nicht mit
dein Herzen. Zehn Jahre las er
nun fein Penfum ab immer dasselbe.!
nur die Schüler wechseltem denen
er es vortrag. und ba war er benn
allmatitieh ein wenig stumpf gewoesi
den« ein wenig müde. Jn feiner Jn
geno war er ein Feueetopf gewesen,
einer. ber mehr gab als Geschichte
Einer, der in den weichen Knaben
seeien ein Bild erstehen lassen wollte
von ver Kultur und dein Geist jener»
Griechen und Näiner oon deren Ia«
ten unb Geschichte er ihnen etwai’
beibringen sollte
Da hatten sie ihn gehört und ver-!
standen mit« dem Herzen. dc hatte
ihm mancher Blick aus leuchtenden:
Knabenaugen gedankt: So ioie jene
Manier werben io start unb frei, so
nnerlchroeten und helvenhaft.
Das war einst gewesen, jetzt aber
war Professor Fischer wie so viele
seiner Amtsgenossein Das große
Feuer der Begeiiterung in ihm war
erloschen. oder es glomni nur noch
ganz schwach. Wenn nur die sah-»
ten fußen und bie Namen, baß bei
der Prüfung alle-«- tiavpte, dann war
es ihin genug. Aber die Seelen
sei-set Schiiler hats er nicht mehr for
men. —
..Miiller il« rief Professor Fi
scher auf, nachdem er in senem ge
fürchteten Notizbucln oag vie Zenius
ren enthielt get-lauert hatte, «Miil
ler il, berichte mir etwas über Mil
tiades nnd vie Sehtacht bei Maro
then-"
Und Müller ll gab sachlich wie
er es in des- letzten Stunde gehört
hatte wieder. w. H er noch wußte von
dem ehemaligen Fürsten der Dolons
ter, oon seinen Soldaten, den 9000
Schwerdewassneten und den 1000
Hopliken die gegen ein heer von
110,000 Persern im Sturm angin
gen nnd es besiegen-. Nach Mitl
ler ll kamen noch einige Schüler
mit meltr oder weniger Erfolg an
die Neide, dnnn gina ein Ausntmen
durch die Klasse Das Noiiszch
verschwand in der Rocktnsche ein Zeiss
Gen, daß die Prüfung nun beendetl
war. i
Sen-not schauten die Schüler vorl
sich hin. Nun würde gleich oben
wm nat-pedes Dis stets gleichmäßig-s
Sein-me Professo- Fischer-s tönen
itgsmein neuer Abschnitt der grieick
chksden Geschichte würde behandelt
werden Idee nichts dergleichen ge
schtlh crsiceewe hoben die Knaben
den Kopf.
Pkpltstrt ischer aber sah starr
aus die Ueber chrift des Kcrpilels, das
er seinen Schülern in dieser Stunde
beibringen sollte.
Die Schlacht im Engl-aß von
Ther-nopqlis' stand da in einfacher
Danks-helft
IdermopyM —- Wie halte er da·
emn me Knaben gepackt, rvie begeisl
steit hatte er gesprochen von dem
unerdorten Geschehen. das sich abge
spielt hatte in jenem Engl-aß vor
mehr als zwei Jahrtausenden! Von
dein Geist und det Bottich-thesi je
nes Könige Leonian und seiner drei
hundtrt Sport-met hatte etwas sit
geschrrungen in seiner Erzählan et
was von der Seele jener sewnlti
Menschen- Basrsals hatten He km
entgeqengeschlogem die Mshetzew
und der heiße Danl der ihn met
leuchtenden Knabenangen asseschmlt
laute war ihm mehr gewesen als
tin tidclloe sihendee Pensmu und
das Lob des Direktors und des
Schulkelts.
Erschrocken sue-r Professor Fischer
aus« die Klasse wurde unruhig. Zum
Zeus-L er hatte geträumt. Das alles
war Hoch vorbei. die Flamme loderte
nicht mehr, er war müde. —
Und ruhig und sachlich. nur einge
geden vom kühlen Verstnnde, begann
-ee seine Darstellung
I Er ging aus von den Kämpfen
der ans 260 Schifer bestehenden
Ftone bei Arten-istqu die sich unter
dem Befehl des- Eukybiades tapfer
gegen die gewcxttge versier Ueber
nmchj hielt, nnd sprach dann don»
den Kämpfen des Landbeeres Wiei
es den weit Ubertegenen dersischenl
Kräften drei Tage lang im Engpaßx
don Thercnopytä widerstand, bis am
dritten Tage Ephialtes, etn Mann
aus Matte· dem Xerres einen Ins
piad verriet, der in den Rücken der
griechischen Stellung führte. Wie
dann auf die Kunde von der drohen
den Gefahr hin one honptbeer in
Eilnrärschen abzog, um nnd dee Falle
zu entklommen
Und sprach dann weiter ohne Lei
denichnft ohne Erregung von ie
nern ttonig Leonidat nnd feinen
dreihundert Spartanem dte allein
im Engpasz zurückblieben und den
gewaltigften Kampf lämpsten gegen
die von vorn und von rückwärts auf
sie eindringenderi Perser. Und die
tümpfend fielen bis auf den lenten
Mann. —
Aber der Rückzug der Griechen war
gesichert, das Opfer war nicht um
sonst gewesen.
Ein griechischer Dichter, fügte
Professor Fischer hinzu, hat hier
über ein paar Verse geschrieben, die
ins Deutsche übersetzt ungesiihr so
laiiten- -
«Wanderer, tommst du nach Spar
ta, v—.rtiindige dorten. du habest uns
hier liegen gesehen, wie das Erseh es
befahl«
Ja seine letzten Worte klang grell
kie Glocke, die den Schluß der
Stunde läutete. Er gab die Arbei
ten auf und ging dann heimwärts
Es war ihm nicht recht wohl zumute;
heute, er fühlte sich so sonderbar beJ
drückt.
Jn der nächsten Stunde prüste
Professor Fischer seine Schüler über
den letzten Abschnitt. Viel Durch
schnitt bekam er zu hören, viel
Schlechte-L nur eine gute Leistung.
Klaus Ritter war wohl der einzige,
der etwas erfaßt hatte von jenem
Kampf, der einzige, dem jenes Ge
schehen mehr als eine Schlacht. Aber
er vermochte nicht die genaue Anzahl
der Perser und ihrer Schiffe zu nen
nen. Und das trug ihm einen schar
jen Beweis ein von Professor Fi
scher und eine schlechte Zensur. Sie
vertragen sich überhaupt nicht gut,
Professor Fischer und sein Schüler
Klaus Ritter. Dei Knabe war sicher
der intelligenteste seiner Klasse, aber
er war erfüllt von einem unbändigen
Trot. Jedes scharfe Wort fand ihn
noch widerspenstigen und jedes gute
Wort machte ihn fügsam. Und
Professor Fischer hatte es ganz und
gar nicht verstanden, diesem Knaben
ein Führer zu sein« Sie sprachen
nur das Allunotwendigste zusammen,
und wenn sie konnten. mieden sie sich
ganz.
I I II
Ein Jahr danach. Reife Som
merfonne lag auf dem Schulhds des
Gymnasinmg. Der alte Pedell brachte
gerade seinen Hühnern das Morgen
sutter. An der Mauer, die den
Garten des Direktor-i umschloß, rants
te sich üppig und wild der alte Efeu
empor, und aus dern Garten strich
leise mit der Morgenlust der Dust»
später Rosen.
Wie friedlich das ailes ist, wie
schon, dachte Professor Fischer und
ging langsam ans den Stock gestügti
tvcit.r, indem er das linke Bein, das
gelähmt war. leicht nachzog. Er war
schmäler geworden. ichlanler, und die
oeiden Kreuze von Eisen, die den
Jiock des jungen Hauptmann-s zierten,
sprachen von hartem Kampf und tap
fekclit Ringen
Die Fenster der Klassen waren
weit geöffnet· Angelpannt lauschte
Professor Fischer dem langenthelsrs
ten Geräusch, dem leisen Surren
und Summen der arbeitenden Klas
sen, aber er konnte tein Wort ver
stehen.
Un) doch hörte er eines. link-ermit
telt klang es an sein Ohr, vielleicht
klang es auo einer Geschichtgstunde,
vielleicht aus einer griechischen Ueber
setzung: Thermopylii.
Nur dies eine Wort hörte er,
nichts sonst. Kein Rosenduft war
mehr da, teine Schule, tein Bedeu,
teine Sonne. —
Jn den Vogesen ein kleine-, von
den Bewohnern oerlassenes Dorf,
eingetlemmt zwischen zwei Bergwan
den. Hauptmann Fischer hat nach
langem Kampf mit seinen Leuten hier
Quartier bezogen. Morgen früh soll
er weiter als Verstärkung in den
mörderischen Kampf, der sich dort
unten entspannen, etc-greifen - Der
Abend naht, man hört nur in ei
niger Entfernung den Donner der
Geschüte hauptmann Fischer steht
mit seinen Ofsizieren zusammen« man
spricht don. kommenden Tag. Plötz
lich eine Ordonnanz aus abgetriebe
nem Pferd.
»den Oauptrnann Fischer?«
«hier.«
Befehl oom General; Unsere
Flieger melden den Anmarsch größe
rer seindlicher Truppenmossen, deren
Vorhandensein uns bisher unbekannt
war. Der Feind marschiert auf
dies Dorf zu in der of enbaren Ab
sicht, unsere Stellungen rn Rücken zu
fassen. Das Dorf ist zu halten« bis
Verstärkung entrückt Unbeditlgt zu
halten. Guten Abend-«
Hand an die Mühe, und der junge
Ofsizier rast wieder davon, was
sei-n Pferd nur hergibt. Kaum hat
ihn die Nacht verschlungen, bestätigen
sich seine Worte. Gram-te nach Gea
nate fällt in das Dorf, Geschoß aus
Geschoß explodiert. Pferde wälzen
sich in ihren; Blut, Verwundete stöh
nen. Schaueeltch sellt dazwis n der
Ruf der Trompete. Eine hat e Mi
-...-..». . — --,» -·
note später ist angetreten. Kurz, rnit
völlig ruhiger Stimme erlkcirtadaupk
mann Fischer die Lage
Und wir werden das Dorf hal
ten bis zum letzten Mann, um da
Leben tnusender Kameraden zu ret
ten.
Das ist eine Sprache, di. jeder
versteht. Einer für alle, alle »Ur ei
nen. —
Schneidende Kommandoroorte gel
len. Jeder nimmt seinen Platz ein«
sucht Deckung, so gut ei geht. Das
halbe Dorf brennt. Um das Stöh
nen der Getrossenen, um das Ge
briill der Pferde lann sich leiner
kümmern sehn Die Nerven sind geil
spannt bis zum Springen. und noch
immer fällt Geschoß aus Geschoß in
ans Dorf, noch immer zerreiszt Gra
iute nach Gram-te Häuser, Menschen
und Tiere.
Plötzlich schweigt das Feuers
Man muß sich erst daran gen-Ihnen«
sman meint, taub geworden zu sein. s
Aber da, jetzt weiß man den Grund.
Da lommt es gekrochen durch die
sllnchc langsnm,unnufhörlich, schwor-I
Je Gestalten. Sind es hunderttaus!
tend, fünstausend'-’ Niemand lann
es seyen Nur die ersten sieht man
jetzt deutlich. Aber man dars noch
nicht schießen, bis der Befehl tommt.
Selunden qualvullster Spannung ver
gehen, die Hände liegen svie Schraub
stöcke um da- Gewehr.
Da plötzlich tönt die Stimme
Dauptmann Fischer-s gedänipft, aber
ruhig und sicher, als sei man im
Manörsen
»Feuer.«
Von dieser Stimme geht eine Si
cherheit über aus die Leute, die die
Nerven beruhigt. Wie aus dem
Schieszsland zielt jeder ruhig und
schießt dann aus einen der schwarzen
Schauen.
thanu Fischer ist überall.
Hier weist er einem seiner Leuteeine
bessere Deckung an, führt dort einen
aus dem Lichtschein eines brennenden
hauses, damit er kein gar zu gutes
Ziel biete.
Und dort dassMaschinengewehr
speit hundertsiiltigen Tod
Der Feind schießt auch, lann aber
im Vorgehen nur schlecht zielen.
Der Mann, der das Maschinenge
wehr bedient, sintt hinteniiber. So
;fori tniet ein anderer an seiner
Stelle Den Toten bringen sie zu
»rürt, Hauptmann Fischer sieht sein’
Gesicht, das eine Seiunde von grei-;
lem Fenerschein bestrahlt aue dem;
Daniel taucht. Art-der weißen Stirnj
ein kleines Loch, aus dem ganzl
schwach etwas Blut läuft. Ein jun
ges Kindergesicht noch —- eine Mutter
mehr, die weinen muß.
Und die schwarzen Schatten hö
ren nicht auf. Je mehr ihrer fal
sen nnd verschwinden, desto mehr
rücken an. Es Ist, als ob die Nacht
sie geniert.
Plöslich sind sie im Dorf. Haupt
mann Fischer nahm längst das Ge
wehr aus der dann eines Toten und
seuert wie alle.
Wer gab den Befehl? Niemand
weis; es. Das Feuer verstummt, die
schlanlen Seitengewehre sitzen auf
den Gewehren. Und ein Ringen be
ginnt, Mann gegen Mann, nein, ei
ner gegen zehn, gegen zwanzig.
Stumm und verbissen, lautlos-, ohne
Duera —- Und das brennende Dorf
wirst tolle, groteste Schatten aus
den Kampfs-las bespiegelt sich in ro
tem Blut.
Wie lange dauert dieses Ringen?
Minuten, Stunden, ein Jal,r, eine
Eicigteitk Wer weiß es?
Hauptmann Fischer tliinpst wie ein
Wilder. Wo e: steht, häufen sich
die Leichen. Jn der einen Hand
hält er den Degen, in der andern den
Revolver. Neben ihm sagt einer:
Herr Hauptmann bluten am Rot-s
sehr start.
Da lacht er. Wenn nur der ver
dammte Schmerz im Knie nicht wäre,
rast man taum noch stehen kann. Er
sieht sich um. Seine Leute werden
weniger, die Verstärkung muß tonii
men, sonst —
Abet lebendig nicht. Keinem
Plötzlich siihlt er einen starten
Stoß vor die Brust. Ihm wird so
merlwiirdig, er tann nicht mehr ste
hen, blutroter Nebel legt sich nin
alle Dinge, alles versintt. Ein viel
stimmtges Geschrei hört er noch, tann
es sich aber nicht mehr deuten«
Das war die Verstärkung
Als er wieder erwachte im wei
ßen Bett des Lazaretts, nachdem er
lange Wochen in wilden Zieberphans
tasien zwischen Tod und Leben gele
gen, war seine erste Frage: Was
Dorn« Und sie konnten ihin sagen,
daß der Umsehungidersuch der Fein
de damals bereitelt worden sei, und
daß ihm sein Kaiser das Eiserne
Kreuz erster Klasse verliehen habe.—
Jn einer der Klassen siel ein Buch
mit hartem Laut zur Erde. Profes
sor Fischer suhr zusammen. Wo
war et denni Nicht mehr in jenem
groutigen Ringen in dem kleinen
Vogeiendorf? Aber wie idar er
nur dazu gekommen, sich all das Er
lebte nochmals itn Geiste erstehen
zu lassen? Ein Wort tonr der An
laß gewesen« ans einer Masse herge
weht. seht wußte er es wieder: Ther
monle
Und er sann und sann. —- Herk
gott tm himmel, vor einein Jahr
hatte er da oben in einer Klasse vor
einer Schar junger Menschen gestan
den nnd hatte berichtet iiber die
Schlacht im Enzpasz bei den Thereno
pylen. hatte sachlich »und trocken Na
men und Daten angeführt, ohne Le
ben zu geben. Herrgott, wie cvnr das
nur möglich gewesen?
Jn der Pause ging Professor Fi
scher ruhig nnd mit dem Lächeln eisj
nes Menschen, bei begangenes Un
recht wieder gntmachen will, hinein
zum Direktor des Gyniiiasinnn» Bat
ihn nach der Begrüßung, roch einmal
;vor seinem Erholungsnrlanb eine(
Stunde geben zu diirfen in seiner;
zetnstijen Klasse.
Die Se undnner waren erstiuni.
als an Stelle des jungen Vertreters-»
Prof-For Fischer selbst die Klassei
sbetrat Erstaunt hefteten sich die
sknabenangen aus den schlanten Of
Htezetn Langsam ginx Professor Fi
scher von Pult zu Pult und uab ie
dem mit festem Druck die Hand.»
Als et nn das Pult Illans Ritters
lam, fiel dessen Mappe mit lautem
Krach zur Erde so daß sich die Bü
cher iiber den Boden erqossetn Da
durch hatte Rlnus Ritter naturlicht
teitse Hand srei
Leise lächelnd ging Professor Fi
scher zum Rath-der zurück. Oben
blieb er stehen« und in seinen Au
qen eiglomm niiihiich ein tiefes Leuch
ten
Und dann begann er noch ein
mal, erzählte noch einmal oon jener»
Schlacht iin Engpaß von The-modif
lii. Vor seinen Blicken erstanden sie,
jene Helden, jener iingeheuerfte
Kampf. Und wie er ihn erzählte,
durchlebie et ihn, als sei er mit dabei
Wesen oor zwei Jahrtausenden
Weil da- tiefste Wesen der Dinge sich
gleichbleibt in Ewigkeit, ivnrden in
feinem Innern Therinopalii und je
ner Paß in den Vogesen eins. Urali
tes Geschehen oermochte er durch dieT
Kraft des Selbsterlebten mit neuen
Flammen zu durchglühen. Eis war
mehr als Zahlen nnd Daten, was
er gar-. es ioar ein Erlebnis ooii hin-»
reiszendeni Schwung nnd niierhiieierl
Große.
Und die Knaben fiihlten one-. Dies
Köpfe glühten, die begeisterteii Au-;
gen hingen an: Mund des Lehrers
Und iii den jungen Herzen begann
etwas zu leimen, eine leise sllhnungs
der letzten iiiid eioigsteii Jdeale
Wenn der Mann da oben War aus«-i
sprach wie Tod und Vaterland unds
hetdenlunn dasii fühlten sie inehr,s
als sie es wusztem das war leine«
Phraie das war heiß ertänipfte, heis
lige Wahrheit l
Professor Fischer lani zunis
Schlaf-. Da erhob sich Klaus Rit l
ter. Und ihni nach die ganze Klasr.
Heil und schlanl sia.idcn die tlnaden
ivie zum Gebel. Und feierlich, eine
iiefe Ehriing nnd eiii heisses Geben-.
ten fiir jenen König Leonidaii and
seine dreihundert Spartaner tlangeni
die Verse jetzt aus Professor Fischerg
Miind: »Wanderer, loininst du nachi
Sparta, oerliindige dort, du« habest
uns hier liegen gesehen, wie das Ge
cs b.sithl.«·
Die Glocke schrillie, aber noch
stand Professor Fisch-r ganz versun
teii. Da war plötzlich einer neben
ihm, nahm seine Hand mit festem
Driicl und ging dann hastig davon.
Das ivar Klaus Ritter. Und nach
ihm lamen sie alle, die Knaben Kei
ner sagte viel, aber ihre Augen re
deten eine heiße Sprache.
Als Professor Fischer nach Hause
ging, war ein Singen nnd Jauchzen
in seinem Herzen, eine starle und
mächtige Melodie-: Du meine Jugend.
ich halte dich!
—- Jmmek derselbe. Frau
Professor-: »Aha-, Adolok, ist’s mög
lich, bei dieser Hitze hast o’u des
Winterpelz angelegt? Was müßte-i
denn die Leute denken, wenn du so
in die Vetsammiung tämstl«
Professor (mit überlegener Miene):
»Nun, liebe Frau, findet die Ver
sammlung nicht im »Wintekgatten«
stastW
—UnvetvußteKritit. Dich
ter Cdec während der Pkemiete seines
neuen Stückes sich vorm Theater aut
hält, zu einem dort haltenven Brosch
tentutschet): «Sngen Sie mal,
Kutschen ist denn das der ein tge
Wogen, det zum Schlusse des Ism
teri herbessellt ist«-»
Kutschen »Me, hin Doktor, die
andern sind schon nach dem ersten
Akte fortt«
Uie Ochs-einejagd. l
Ein heitere- Zivischenspicl ans ernster
Zeit von Mai-ic- Cliiadeth Gedi)ardt.
Donnerwetterl IS das ne' mite-«
rabic Gegenst Wenn man denkt,
nu is cnan endlich uf den Berg ruf»
denn jeht’s wieder runtetl Und un
fece edlen Streithengste wollen jari
nich mehr rnit.« — »Das Röslein
war so lrant und schwach, man zog!
es fast am Zügel nachl« — «Ja, ihr!
Fuizlatschet zu Wagen, ihr könnt la-i
chenl Wenn ich euch spatlahnie Kreasi
tnren nich noch initfchleppen müßte,l
denn wär ’ck schen längst, wo ick
fein iolltel ·So lyxden wir den Train
verloren und zoneln nu mutterseelenj
alleene mit nnsxer Gnlaschtanonc in
der Welt run1. Durstig bin ’cl all
och ichdn wieder!"
»Ja, mai fort Berliner is, der is
jemölynh alle zexys Schritt ’ne ikneipe
oder 'ne altohdlfrece Bude zu finden!
’n andermal nimm dir gleich ’nen
Bndiler mit; Hier zwischen Metz
nnd oen Vogefcn sind die Leute nicht
mit sc ’ner salzig-n Leder aelegnet.
« Ader wag den Durst betrifft, da
»Hile doch ’n Mittel: Kaffee lo
dien!«
»Quatsch nich, Krause2 Zwar
mir-Z Kasseetochen hast du recht. Na.
denn ivoll’n wir mal abprdtzen und
dein Verse folgen: »Der alte Brauch
wird nicht gebrochen, hier können
Kassern Familien tochenl«« —
Und so machte denn «das Ganze
halt!« Das heißt die sohrbare Feld
liiche der Xer machte halt, und die
Mannschast, vermehrt durch einige
snßtrante Jnsanteristen, gab sich mit
edlem Eifer der Tätigkeit hin einen
derben Kassee zu brauen, und so
Leib nnd Seele zu stärken zn neuen
Taten.
»3parsamteit is die Mutter der
Porzelzanlistel Weeßte Willeni, et is
doch schade, dar dat schöne taiserlich
töntgliche Feuer so umsonst brennen
soll. Wir könnten doch jleich dat
Abendbrot sür unsere Jungen in der
Front ansetzen.«
Anseien Formen wir-N wall. aber
ivoinit. Wir haben ja die andern
Proviantwagen verloren nnd teen
Fleesch nich. Und weiße Bohnen
mit ohne jar nischt, is doch een biß
len trocknet Futter, wo unsere Jun-’
gen so schon blaue Bohnen jenug krie
gen.' i
»Da weiß ich Rat, wir requirierew
Fleiscki!« —- ,,R-.-quirieren? Aber ioos
denn -« —- t
»Na, wir sind doch vorhin an dem
einsamen Meierhoie oorbeigetommen,
da wird schon was sein!« i
»Ja, ich habe da eine Sau mit’
iiins Ferkeln gesehen!«
»So? Na dann geht man los
auf die SchweinesagdL Aber seht
euch r-or, daß ihr nicht Franttireursl
eridischt!« s
lind so machten sich denn zwei
der Fußlranten aus den Weg, der
eine mit einer Flinte, um den Hin-.
tcrhalk zu decken oder, wenn nötig,
ein Schwein damit zu erlegen. Bald
waren sie an dem Hofe angelangt nnd
durchsuchten zuerst dag- Hiiu5, lonnten
b .« außer etwas Salz und Mehl lei
ne Vorräte ent:-ecken.
»Na, denn ran an das lebende
Fleisch Fritz du hältst mir die
Alte vom Leibe denn ich gedenke ihr
Zwei ihrer lieben Kindlein zu rau
ben.« i
So schlichen sie denn mit größter
Vorsscht zu der Grube im waldigen
limtreiiJ deo Hofes hin, nuo der be
baglisneiz Gransen nnd Quicten der»
Ichtoeinesainilie ertönte Es gelang;
ihnen auch, zwei der jungen Schwarsi
tentiere zu ermitchen, nnd start Miit-i
ter nahm sie liebevoll in seine Arme-I
Die Schweinemuttcr döstc oor sichs
bin und schien istnächit von oem sein-i
oerranbe nichts zi. merken. Aber»
kaum hatten sicn die Räuber, Karls
Müller mit der teuren Last voran,
Fritz Schmin nsit dem Gewehr als
Dectung einige ZLchritte dahinter, auf
den Heimweg gemacht, als aus ei
nem Gebüsch in der Nähe ein rauhes
,,Qui oive?« sie einige Augenblicke
stocken ließ.
Din Anrns folgte eine ioolslgezielte
Schristladung, site aber nicht Karl
Müller, sondern eines der Fertel un
ter seinen Amen traf.
Indessen hatte sich Fritz Schmin
von seiner Ueberraschung erholt und
tein Gewehr in Anschlag gebracht.
Der Besitzer des Meierhoses. kein an
derer war der IEingreifen schoß sum
zweiter Male, nber diesmal fehl
Jetzt sprang er mit erhoben-in Ge
wehr ons dem Gebüsch hervor, um
die Eindringlingc Init dem Kolben
!iiede-zitschs.ogen. Hinter ilnn erschien
ein, ebenfalls bewaffnete-, etwa zwölf
iähriger Knabe.
Fritz Schmidt machte nun seiner
seits von der Waise Gebrauch und
tras den Knaben in den rechten Arm.
so daß diesem die Flinte entstel.
Aber nun war der alte Bauer bis
nur wenige Schritte heran und Ge
snhr im Verzuge. Doch da geschah
etwas llneriv.crtetes: Das alte
Schwein, durch die Flintenschiisse aus
fiißer Ruhe erwacht, bemertte das
Fehlen von zwei ihrer Lieblinge. Mit
seltener, vom Mutterinstinlt beflügel
tet Eile machte sie sich auf den Weg
den ltinderriiuber zu verfolgen. Da
der gerade Weg auch ihr der beste
schier-» siiirmte sie, unbekümmert um
die streitenden Männer, dahin und
rannte ihrem eignen Herrn mit sol
cher Krasr zwischen die Beine, daß
er der Länge nach hinfiel. Dann
lief sie, gefolgt von ihren drei an
dern Sprößlingen, injden Spuren
Karl Müllers weiter. Als Schmidt
sich aus so sonderbare Weise von dem
Angriss befreit sah, zögerte er nicht
lange, sondern lief auf den am Bo
den liegenden Bauern zu, band ihn
mit den Hosentriigern die Hände und
zwang ihn mit Kolbenstößem voran
zu gehen. Die Flinte des Famili
reurs nahm er mit. Der Knabe war
nirgend mehr zu sehen.
Unter-dessen war durch gemeinsame
Arbeit der Zurückgebliebenen der
tmffee fertig geworden und das
Feuer unter dem großen Feldlessel
im Gang gebracht. Nun lonnte das
Fleisch kommen Da, was war dass
Geroehrfeuerl Ach, wahrscheinlich
sollten die Schweine aus diese
Weise getötet werden. Aber nun
nochmals und dann ein dritter
öchußl «
Sollten die beiden in einen Hin
terhatt geraten sein«-! Zwei Men
sschenlchen gegen vie Erbeutnng zweier
sSchiveinel Die wären doch zu teuer
’ertau;i Bange Sorge bemächtigte sich
der Darrendein Aber aus einmal löste
sie sich in einer dröhnenden Lachsaloe
ems.
Es war auch ein zu tomisches Bild:
Hart Müller, in tollen Sprüngen.
unter stetem Umbliclen nach Verfol
gern, tam daher gerannt, so rasch
ihn seine wunden Füße trugen, un
ter jedem Arm ein rosiges Ferkel. Und
als Versalger hinter ihm die wütend
ischnausende Muttersou und »in tuer
’Znckeltrab die andern drei Ferkel.
Kaum hatte man das» wütende
Sctnveinabgewehrt, als sich ein nn
rerer Zug daher bewegte: Fritz
Schkniot mit seinem Gefangenen.
Niin sah man, daß diese Schwei
nejagd doch gesäyrlicher gewesen, als
man gedacht hatte. Die beiden Er
oberer erholte-i sich beim dustenden
Lillotta von ihren Anstrengungen,
während die andern die beiden klei
nen Schweine tunstgerecht zu Koch
steisch oerarbeiteten. Dann setzte
sich die Gulaschtanone mit ihrem
atrsgeruhten Rößlein wieder in Trab
nnd erschien am Abend zu rechter Zeit
bei :l)rem Truppenteil. srendig be
wundert von den Soldaten, und
manche Lachsaloe erhob sich bei Er
thlnng von dieser Schweinejagd, bei
der man sogar einen Gefangenen er
beutet hatte.
c-——-——.
Begründer
In der Gemeinderatssitzung wird
von dem Krugwirt der Antrag ge
stellt, man müsse versuchen, dem Hei
niatsdorf den Charakter eines
Kurorteg zu geben; und vie Not
wendigkeit tvird von ihm folgender
maßen begründet: »Historisch ist,daß
seinerzeit ein Kurier des Großen
Kursürsten in unserem Dorf sein
Pserv -1etränkt hat· Dunn stehen
wir, seit die Eisenbahn in einer
Aurve unser Dors berührt, im
Kurs-buch. Unser gnädiger junger
Herr Kurt geht mit dem Kutani
so in r ioH uni, daß er unter Ku ra
iel gestellt wurde. Seine Frau Mut
ter, welche sehr turzatmig ist, hat
vor kurzem eine Schivenninger
Kur gebraucht, und der Krämer
Kurztnann macht sein bestes Ge
schäft in Kurztvaretn Unser Schä
sersranz ist als Kurpfuscher eine
Kuriosität und hat trotz seiner
achtzig Jahre noch keinen K uran
in Kuttentschriit gehabt. Nun sa
gen Sie selbst, sind wir Kurort
oder nicl)t?«
——.-.——-—
—- Devo:. Prinzenerziehen
MMinnen mir Ew. Königliche Hoheit
einige Sprichworter nennen?«
Prinz (schtveigt).
Prinzenerziehen »Ja wohl, Kö
nigliche hoheit, — »Sehtveigen ist
Gold." Das haben Sie ganz auss
gezeichnet gemacht-«
— Kleider machen Leute·
Richter tzum Sirt-ich der einen Ba
denden txestohlen hat): »Was hat-en
Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen-s«
Gauner: »Herr Richter, die Klei
oer lagen so verlockenv da und paßten
mir so gut, daß ich mir sagte, gest
ist der Augenblick gekommen, wo m
die tbtever ein ordentliche-.- Menssi
werden lannl«