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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 1, 1916)
Smntagiblatt de Skaaks Anzetger und THE-old Gi-« km Jst-I- ,chk .Dou ästag get ff Ihr-. « Eine seltsame Geschichte aus dem Kriege. Von tmkl Lerhec Der Bizeseldwedel Enno Ovema schob sich vorsichtig die an den Rund der tleinrn Anhöhe vor, steckte den Kopf durch das niedrige Gebüsch und sah durch das Glas hinunter. «Also das da unten ist die Beri sina. Entsinnen Sie sich aus Jhker Geschichtsstunde, Thiessent Natürlich nicht. Hab' ich mir gedacht. hier ist Rapoleon 1812 von den Rassen bisse eingetunlt worden. Von 70,000 Mann haben 30,000 dieses Flußchek mit ihrem Blute getötet. War Brut aus- aller herren Länder und auch diel deutsche-z Blut. Gerade hier muß es gewesen sein« Der Brude-. meines Urgroßvaters schläft auch irgendwo hier in der russischen Erde. — Dort drüben die schwarzen Trümmer, aus denen der wohlriechende Qualm her überdrodelt, das ist Studsanln. Oder war es. Wie Sie wollen« Und dort —- Donner ja, da haben cvir ja die waclere Batterie, die immer herüber suntt. Na, wartet, ihr Heeren!« Die Erregung hatte dem sonst Ziemlich schweigsamen blonden Friesen die Zunge gelöst Er sprach leise und hastig, fortgesetzt durch das Fernglas spähend, während sein hatte-s Bau etngesicht mit den blauen Augen und den trotzigen Lippen höchste Span nung ausdriicttr. Jetzt begann er sit) eifrig Jtoitzen zu suchen-und zeich nete die Batterte Ei; seine Karte rin. »So,"jeszt wo.let- wir km Mos lowitern oder nn: 3:·. dir Suppe spuken. Wird noch c ne hrktss Sache werden mit dem Flzisziiderging. Bis wir Verizättungen lrregen ist nichts zu wollen. Its glaute iderhaupt nicht, daß wir hier hinlideigehein Na, abwarten Kommen Sie, Thiessen, wollen vorsichtig wirket-ren Ja, wag machen Sie denn, zum Donnerw —« Thtenen war über eine Baum wurzet gestotpert, verlor tun Halt und stürzte, onvei berührte er ten Abzug feines Geweljres, und on Schutz ging tracheno to-. »Das hätten Sie nicht machen tnttssen,« tagte Ovema notg. »Im tönnen wir was erteve. Worum huren Sie denn Uberhtupt tte Knurre entjichertt Na, Denn so helpt bat nich, denn sünd tvi ja entde« Jetzt gibt's nur ein-: Lauter-» ehe ne Vtrtiueriefeuer hierher dirigieren. Jch wette, daß sie es tun. Sie schiefe-n auf alles Lebendige mit Artitterte.« Während die zwei über das nasse Stoppelfeld, durch Gräben und Tütnpet davon rannten und ihre-n Schopier dankten daß nm Morgen die letzten Rassen über den Fluß nd gezogen worden war-n, horten sie hinter sich schon den trocknen, tlcrrens den ttnall eines Schrapnctl3. Sie rerdappelten ihre Geschwindigkeit. »Habt ich’s nicht geiage?'· trachte der VizefetdwedeL In diese-i: Augenle tour rechts von ihm eine blendenIe Heile ixnd ein starker Knall Er spürte einen des-« tigen Schlag gegen Obericheiitel und. Schulter und stiirztc. Während er hart mit dein Kinn aufschlug, daclzte er: »Nur nicht vewußios werden, nur nicht —- die Xlleldung —« Er versuchte, sich auszurichten und sah; dabei Thiessen, der sich nicht risehr rührte, neben sich liegen. Eine Schwäche übermannte ihn, oie aus gesiiigten hände trugen ihn nicht mehr. Er siel schwei- vorniioer und sah einen Augen-dick das schinunigi braune Gras und einen Tümpel Wasser, der den grauen himniel widerspiegelie, mit unheimlicher Deut lichkeit vor sich. Gleichzeitig tlang in seine beginnende Bewußtlosigieit das helle Knattern von Maschincngewehrs seuer hinein. Er dachte noch, dass wohl weiter slußolsem wc tie deut schen Stellungen waren, der Ksiiips wieder begonnen haben musse Dann schwanden ihm die Sinne. Er wußte nicht, wie lange er ohn mächtig gelegen hatte. Er hatte überhaupt teine körperliche Empfin icung, als er erwachte. Und seht war ringsum alles weiß. Aber er spürte teine Kälte. Langsam ver suchte er, über seine Umgebung Klar heit zu bekommen. Er lag mit dem tiops aus einem Stein und konnt-, wenn er sich zur Seite drehte da-: Flut-M übersehen. Es herrschte die eigentümliche Dämmerung iisondheller Gchnceiicichtr. Seltsam, es war doch nicht Winter! —— Ringtum nur end lose, weißgraue Schneesläche seen verdäinineind Dazwischeii schwarz der Fluß. Er ging mit Els. Das Rauschen und Poliern der Schalle-i war deutlich zii hören. Allmähliih unterschied er mehr, oielleiist wurde es auch heller-. Richtig, dort war der ViigeL aus dein er vorhin gelegen hatte. Er richtete sich aus und wun derte fich, das er telneu Schiner-i spürte.· Dabei ein so seltsames Ge fühl dsk nötpekissigteit. — . Nun bannte ihn eine neue Erschei-. nung in sidender Stellung feft. Er vernahm Arttlleries und Gewehr-· teuer, aber unregelmässig und nichts von der automatischen Schnelligteits modernen Feuers. Hier und da ein dumpfer Schlag, dann helle-T GeJ lnatter, dann wieder Stille. ( Und fest — was war dass Da unten war eine Brücke über den Fluß. Die Eisfchollen trachtenigegen die Pfeiler. Und nun war us Ovema, als wüchsen die Birdet aug: den Wesenlosen, als bevölkere sich die; Gegend mit Schatten, die aus denn Boden ausstiegen. Rings um ihn zogen sie nach Westen, lautlos, schwei gend. Fußgänger und Reir:r. Unten über die Brücke drängten sie fssy in einem endlosen Zuge, der aus der grauen Einöde des schrecbedeckten Landes lam. Es waren Soldaten Jmmer deutlicher wurden fie, nainnen immer greifbarere Gestalt un. Er unterschied viele llniformen. utser die meisten waren zerlumpt, andere hatten keine Stiefel an den Füßen, die sie mit Stroh umwickelt hatten-. Viele waren waffenlos und biirhautsr rner hatten den Kopf mit Iüchern einge hüllt. Jhre Gesichter tvuren stumpf und gleichgültig, aber trugen den Stempel eines gleichsam verfteinerten Entfetzetis. hier und da fant einer in den Schnee, erhob sich, bumpelte noch ein Stück, fiel wieder und blieb liegen. Sofort senkten sich schwarze Vögel, die lautlos über oem Zuge getreift hatten, schreiend auf den reg losen Körper herab. Gleichmütig trotteten die anderen Leute weiter — nach Westen, immer nach Westen. — ;Drunten auf der Brücke war eri: furchtbarer Knäuel von Menschen, Pferden, Wagen. Verworrenes Ge räusch, Geschrei und Peitschentnallen scholl herauf. Jetzt brach die Brücke Hin der Mitte entzwei, und faft altes, lwas darauf war, fturzte in den Fluß. iDie bereits diesseits des Flusses Be lfindlichen wandten nicht einmal den Kopf- aber jenfeitö, lvo das graue ILand immer neue Massen ausfpie, entstand eine unbeschreibliche Verwir rung. Fern am Horizont, wo das Ringe nur noch ein wogende-·- Schac »tengewimmel unterschied wurde ge tcimpft. Wenn von dorther das Knattern von Gewehrfeuer oder der dumpfe Schlag eine-z ätanonenfchusies herübertlang, schienen die Leute dies feitg der Berestna ihre Schritte, von neuer Furcht vorwärts gepeitfcht, zu beschleunigen- Der Weg, den sie zogen, lvar mit Pferdetadaberm Aus riiftungggegenftänden und Waffen iiberfät, und immer wieder tant einer der furchtbaren Wanderer in den Schnee und blieb liegen. Die Narb folgenden traten kaum über ihn hin weg, um dann, von einer dumpfen Gewalt vorwärts getrieben, weiter zuhasten Jrgendloo brannte ein Dorf und warf Qualm unl- zuckende Lichter gegen den WintcthirnmeL Ovema faß reglog von einem ansag lichen Grauen geschüttelt, Jber sein Geist nahm nur Eindrüete auf, ohne sie zu Gedanken zu verarbeiten. Nie mand fchien ihn zu fehen. Unten rissen die Weilen des Flusse- die Trümmer der Brücke nieder und zogen alles Lebendige in ihrtn fchcoar-’ zen Strudel. ( Ovema bemerkte jetzt zwei Geld ten, die in unmittelbarer Nähe der Stelle« wo er lng, veruberkamen Beides waren junge, starle Leute« aber während der eine trotz seines zerlumpten und heruntergelkinmenen Aussehens noch ziemlich dei Kräften schien, war der andere in einein Ju stande völliger Erschöpfung. Er stützte sich schwer aus den Arm eines Kameraden, der ihn nur mit tilde aufrecht erhielt und es nicht hindern konnte, daß jener wenige Schritte von Oveina in die Knie brach. Er ver suchte vergeblich, ihn wied:: auszu richten. Der am Boden Kniende schuttelte traurig den Raps und sagte: »Mus; mich hier liegen, Bruder. Mit rnir ist’s aus. Der Frost, der Hun ger und die Wunde, die mir der ver dammte Kosalenhund beibrachte, geben mir den Rest. Bete ein lestes Vaterunser mit mir und geh. Viel-s leicht läßt dich der herrgmt wieders in die Heimat warmen-« Odetna sah dem Wunden schärser ins Gesicht und fühlte, wie ein namenloses Grauen sein Blut erstarren ließ. Dieses Ge sicht —- o wie gut er dieses Gesi t kannte —- diese lantige Stirn, diee harten, blauen Augen, diesen trot »zigen Mund unter der schmalen, gi raden Nase —- wnr es nicht, als sähe er sein eigenes Gesicht? Er rührte sich nicht, seine Finger tramrsten sich in den Boden, seine Augen traten aus den höhlem während sein Ber stand vergeblich arbeitete« um zur Klarheit zu kommen. Was war mit ihm? Was war mit ihmi Was waren das sllr Vorgänge. deren Zeuge er hier werden mußte? Raste er in Fieber? Nein, nein, schrie es in ihm. Er sah alles so zum Greifen deutlich Aber da war ein Etwas-, eine dunkle Mauer, gegen die seine jagenden Ge danken oergeblich anstiirmten. Unt dieses Gesicht, dieses furchtbare Ge sicht, sein Gesicht — s Der Kamerad des Verwundeteu ssehte seine oer·geblichen Bemühungen ;fort, den Knienden aufzurichten sEinmal schoß er mit seiner Pistole izwischen die Raben, die bereits unm-: lengere Kreise um die beiden zogen Die Vögel stoben kreischend ausein ande, während einer mit zerschmet tertem Flügel über den Boden flat terte. Sosort stürzten sich die anderer auf ihn und hackten ihn zu Tode I Mit mißtönendem Geschrei zankten sie sich um die Beute. Der Wunde sah es mit einem unbeschreiblich bit-; tern Lächeln. Sein Kam-rad, ver ihn nicht verlassen wollte, sprach ihm gut zu »Steh auf, Odem-, hier kannst du nicht bleiben. Komm stiitz :«·-ch aus mich! Wir schaffen-z sch:«n Du würdest hier im Schnee riet-d um kommen oder die Kosaien würden dich finden. Rasf dich zusammen, Bru der, ich bitte dich!« »Es hat keinen Zweck,« sagte dei Verwundete. »,,Jch bin am Ende meiner Kraft. Das ist der Tod« de: mir mit eisiger Faust das Heu um krallt. —- Wenn mich mein Bruder so sterben sähe, würde er mir dick leicht verzeihen, daß ich demuts- so trotzig davonlief und in der Trunken heit den Werbern des iorsifctien Blut-· hundes in die Hände siel. Fch habe gebiifzt.« Seine Stimme, die zu einem heiseren Flüstern herabgesunten war, hob sich wieder, alg e: for.fl:h:: »Aber er, der im Blute der Völker watet, der Europa den Jus-, ans den Nacken setzen will --— auch er steht vor dem Ende seines Weges-. Das du« -—— er wies mit der Hand auf das jenseitige, menschenwimmelncc Ufer der Beresina und auf die fürchter lichen Spuren auf deer Rückzugstvege des heeres — »ist Ier Anfang des Gottesgerichtes, das üler ihn herein brechen und ihn Jers«.l,«:-Iett.«rn «oird.« Er hielt einen Augenblick erschiiksi inne und sprach dann weiter, wah renv seine Augen in wilden-. Feuer slackertem »Höre nonp, Leuten cis-as mir in den Tagen dieses unseligen Feldzuges zur Uerjßheiz wurde Jene dort, vie uiig-zählteii Horden ver Moskoiviter, die Gott zcm Werk zeug seiner Rache ausser-san sie sind unser eigentlichen unser schlimm-Im Feind. Einst, wenn die Gebeine te teorsen schon lange vermodert sind, wird ein Tag kommen, do die Horden heransluten wie der Planke Hins, Ivenn er die Deiche gebrochen unt. Dann aber werden die gernmnischen Stämme in neuem Gümze auser siehen und sie vernichten Get. schütz ,unsere Etde.« I Er hatte sich erhoben, tvasrtte einen IAugenbliet und stand dann, auf dei zergrissenen Kameraden gestützt, aus recht, während ei die Sinne aus« die wunde Brust preßte und mit liber svaiiirlich großen, brennend-n Augen inach Westen soli. Piistzlich rief er: i»Eula siin Freseiia!" . Und nach einer Weile, st.i! ausge richtet. mit starter Stinnsse. «Deutschland!·' Dann brach er zufannnen. — ! Als der Vizefeldwedel Linn-: Odems » aus einer tiefen Ohnmacht erwacht-,l war es Nacht um ihn. Er lag ftill und lauschte dem Donner der beut-i fchen Gefchiitze, den der Wind aufi den Flügeln trug. Dann fchloß er in ; einem neuen Schwächeanfall die Augen. 7 tödlich fiihlte er sich erfaßt und au gehoben; dann lag er auf einer« Bahre, die fchautelnd mit ihm di.von- I getragen wurde. Er öffnete diti Augen und blickte zum Hin-met empor, an dem zwischen großen, fchwarzen Wolken ein einzelner heller Stern ivie ein liebes, tröftendrs Auge auf ihn herabfah. Der Leichenknchen. Die gute, alte Tante ift unter gro ßer Beteiligung von Verwandten und Freunden beerdigt, und man findet sich in dem Trauerhaufe zu einem folennen Nachmittagskaffee zufam men, um noch einmal der ganz plötz lich Verstorbenen zu gedenken. Der Kaffee ift gut und namentlich rühmt man allfeitig den ausg-zeichneten Kuchen. der gespendet wird. Da mtfcht fich die alte treue Magd der Verstorbenen in das Gespräch und erklärt f luchzend: »Ja, föll glaub’ l fchot en heut au die Leids noch felbfcht buckel« - —- RobeL »Der Goldmann pros; alfo fo stattf« » a ob, der fchretdt fo ar feinen Namen nur mit lauter gro en Buch staben« , ZU geilen saug. Skizze vom italienischen sicuisgsschanplatzg Von Max Karl wonach Ein Aar zog seine mächtigen Kreise. Mit unbeitttet Ruhe schwebte der tönigliche Alpenwildling um Zacl und Grat, dann senkte er sich und ver llaminte sich am granitnen Fels, wo sein Horst aus rissiget Klust wie ein hangstrauch hetvotlugte. Ein Jungadlet, braugrau, strap pig, teckte den noch nackten Hals und schrie heiser, herrisch nach Atzung, und ein Mäusleim ein zappelnd Ding, ein lächerlicher Bissen sük den; hungrigen Nestptinzen, war alles, was ihm die Mutter brachte. « Franz Domischan sah das alles. Drüben an der steilen Wand ange sichts der drei Zinnen klebte er an vorspringendet Felönase und spähte mit seinem guten Glase gen Süden. Jeden Paßsaum, jeden Bergpsad, nur ! Sennen und Aelplern und Gams-; jägern bekannt, beaugte er mit schar sem Blick, ob sich eine italienische Pa trouille zeige. Da stieg der Adler wieder auf. Herrlicher Vogel! Freiester der Freien! dachte der österreichische Leut nant, und in einem Anfall von menschlichem Neide griff er zu dem neben ihm liegenden Karabiner, riß das Holz an die Backe und zielte. Das wäre ein Schuszl Donner und Doria, mit der Kugel auf drei hundert Meter Entfernung den küh nen Burschen da niederzwingewi Aber er ließ die Büchse sinken. - Krieg ist jetzt, Franz Domischam Inicht Adlerpirsch. llnd jetzt bist du It. t« Leutnant der Tiro.«er Kaiser Ißäger und nicht freier, tüllner Berg sneigek mit Pickec und Seil, mit ,Drilling und Jagdfcbein in der LTaschr. Nicht wir-us, nicht Aar gilt es zu jagen, ohn, edleres wild muß vors Rohr. Er geriet ins Uauinen Kommende Woche jaykte sich fein Bergurlaub. Jn Schluderbam schlug er seit Jahren seine Zehe aus um diese Zeit, und dann tarn von drunten, s von Cortina. der lustige, pfilfige, als sÆekgs und Jagdfiihrer unübertreffi liche Angelo Majoni zu li,m nach Schluderdach und trat sechs Wochen in feine Dienste. Herr Gott, was war dieser Jtaliener siir ein verlor gener BubL Jn Iremosine am Gatdasee stand seine Wiege, und auf Monte Baldos siebenzackigetn Rucken hatte er das Steigen gelernt und beim Grafen Classen in Arto das Zagen Wo mochte Legt heute um diese Stunde der Angele- slectenZ Ob sie ihn auch in den bunten Rock gesteckt hatten. die triegsliisterren Italieners Sieben Jahre hatte er Inst Angel-J, während der freien ltletterivochen ge-l lebt, gepirscht, getollt, gezecht und! gezittert in wilder, une:s!iegener! Maer in brausenden Schneesturm, in vereister Spalte Er irsur ein wackrer Bub, der Angeln, nnd mochte die Deutschen Yeiden — Jetzt aber war auch An»elo tier. thiliener,Feind, grimcnigcr Feind. Und er hatte ihn doch so gern! Und mußte ibn gern huben, denn Angeln hatte ihm vor zwei Jahren nn der Südtvnnd des Cristnllo, an der «Bösen Platte,'« dicht unterm Grat das Leben erhalten Dng Seil toxir gerissen, du, im letzten Moment . . . »Herr Leutnnntk Herr Leutnnni!« Franz Domischnn fuhr empor. »Was gibt's-t« Auf dem schmalen Klamnisteig schob sich eines Sergennten sonnen-braune Angesicht hinter einem Lnischenbnich hervor. »Herr Leutnant möchten fo sort zu herrn Oberst tommen.« Verflogen Traum und Etinnerungi Er mußte rückwärts kriechen· ja trie chen, und der Aar auf freier Hkhe schwang sich eben über Gent und Schlucht zu weitem, himmelstrebeni dem Fluge. Der Komrnandenr saf; iiber die Meßtifchplatte gebeugt vor bei Alm hiitte, berechnete und maß, und dann pflog er wieder ernste Ziciespraobs mit den Herren seines Stubes. Do meldete sich Leut-nun Dom schan. »ho·ren Sie, bester Domifchom Wir müssen einen Weg finden, der uns in die Flante des Feind-es führ«. Die Karte tennt keinen und zeigt keinen. Nun sagt mir soean haupt mann von Letzonx biß S·e, Don-i schan, diese Gegend hier auf Schritt und Tritt tennen. vielleicht einen Pfad wüßten, der uns unserm Ziele näher bringt. Stimnit hast« »Gewiß, Herr Oberst. Es gibt einen Sanknpfad, fußbreii an steiler Wand, über tiefer Kluft, aber nur für ganz schwindelfreie Männer. Dieser hangtveg macht eine fast recht tvinklige, scharfe Kurvr. Ei genügt in der Tat ein einzelner Mann, un dieser Kurve den Pfad zu sichern und ein ganzes Armeelorps mir einem. Gewehr aufzuhalten« »Und Sie würden dirs-t- Psad fin den und eine Abteilung Freuvilliger führen tdnnen?« »Seht wohl, Herr Oberst, ichl müßte nur erst feststellen, «b diess Kurve nicht schon com Feinde lcfesztl ist« Jst dies der Full, dann ist derl Pfad für uns erledige« »Gut! Jch lasse Jhnen vollständig freie Hand. Glück zur schweren Tat!" · ! Und Leutnnnt Domischnu rüstete· Tscch mit Seil und Pickel unp) Kletter schuhen aus, nahm seinen Brirschem Ider ein geübter Kraxler wur, mit sich und begann sein schwierige-« Wert Zunächst galt es, zwei Stunden tüchtig über Schutt und Geröll zu klettern. Dann fand Franz Domi schnn den Einsiieg zum Kantin, in »dem sie hoch klettern wollten, um iiber jden Psad nnr Hang zu gelangen, denxi zvun oben wollte der Leutnnnt fest jstellen, ob der Gegner die silzegturor sschon besetzt halte. Handbreit um Handdreit tamens sie ini Kamin höher, jede Fels-buch-! tung, jede Steinnase ward als Stütz puntt siir ttnie und Hand benutzt« und ganz, ganz vorsichtig mußte ge-; liebeitet werden, daß sich ia tein Stein löse und sie verriet. Nach. langer, mühseliger. todesnnher Arbeit: sschob.sich endlich Franz Domischan soben über den Rand des Staminsl Hans die steinerne Platte. Nicht zehn sMeter im Geoiert groß war der Gipfel des-J zertliisteten Felsens-. Der lLeutnant zog seinen Burschen am» tSeile nach, dann rasteten bei-ie, wori los, mit Gewalt die mächtig arbei tende Brust bezioingend, daß nicht der stoßende, teuchende Atem sie ver-J Iriet. ( Um sie war hehres, heiligez Schwei-! gen, Unter ihnen die tausend Täler und Tälchen der Hochalpe. an den sanften Hängen hier und da eine Alm, jetzt leer und verlassen, und noch höher ivie ihr eigemr lustiger Sitz« grüßten «ringsum dic schnee häuptigen, eiiverglasten Gipfel der Bergeiesen. « Nun schob sich der- Leute-any aus dem Leibe liegend, aus dem Ptateau dor. Schon sah er den schmalen Psad sich an: steilen Hang von der tiroler Seite emporschlängeln Wohl zweihundert Ellen ties siel die Klamm jach ab, und drunten toste der Wild bach, aber rechtöseitig des Saum ioeges stiegen senkrecht die unertlimm baten Wände hoch. — » Ganz, ganz leise schob sich Franz! Domischan vor. Gerade untre ihnenl mußte die tturoe liegen, und war siej besetzt, und war der tuhne Klettereri durch ein Geräusch verraten, konnte oder mußte ihm der Augenblick, da er über den Rand des Felsens blickte, die seindliche diugel dringen. Er biß die Zähne zusammen and schob sich weiter. Jetzt, jetzt hatte er Tien Rand erreicht, die Stirn ragte drüber. Schaueiger Moment, so aus den Tod warten; nichts regte sich drunten. Weiter, weiter! situn lamen auch die Augen iiber den Rand. Uerteuseltl Wahrhaftig, da unten klebte an der Wand ein tterL Der srisehe Berg wind spielte mit dein Federbusch sei-« nes Hutte-, also ein Bersagliere. Das Gewehr schußbereit, so lauschte und luchste der Bursche an der teuroe und harrte des am schmalen Pfade sich hintasteudeu Feindes-, uni ihn dem Abgrund in den Rachen zu werfen. O du zehnmal schlauer Jtalianot sdachte Doinischan, und ein vergnügtes sLächeln verriet, daß er jezt wieder There der Lage war. Er löste nun sganz, ganz leise den Karat-mer don seinem Rücken, Intsicherte und schob das Rohr mit erstaunlicher Vorsicht iider den Rand des Felsen-Zu Dann noch ein Blick längs des Steilpsadesö nach der italienischen Seite zu der lleberzeugung daß der aus langer Strecke übersehdarc Weg srei vom Feinde sei. Die Jtaliener hatten in richtiger Erkenntnis der Tals iche, daß ein Posten geniige, die Kurve und mit ihr den ganzen tltaszpfad zu halten, wirklich auch nur deu eine-s Mann ausgestellt. Domischan ergriff nun ein Stein chen und wars es den hahurnsedfenen Bersagliere aus den Hut. Der Sig nor war so wenig erschrocken, daß er es nicht einmal für notwendig erach tete, den Blick zu wenden. Ein los gelöstes Bröctlein, mochte er renten. Da zog Domifchan das Gewehr an die Backe, und während er zielte, rief er luez und scharf »Has.loh!« Huf, war das ein Schreck! Der Kopf des Italieners fuhr herum, und justement gerade auf se:ne Stirn zeigte die Mündung eines (F)ervehres. Und dies Gewehr begann jetzt zu zit lern, als wolle es einen Tanz auffuh ren, und Domischan, der Herr der Büchse, schrie: »Angelo, mein An gel-I« s Und der drunten heulte Zuf »Stgnor« Domischan, nicht schießen, o, mein guter herr wird ooch den alten braven Angelo nicht iöteni« Da schoß auch dem jungen Osfizier das Wasser in die Augen. Verfluchte Situation! Der Kerl muß weg da unten von der Kurve, und wenn es zehnmal sein alter lieber Angeld war. Also hart, Herze, werde hart! ,,Wirf dein Gewehr fortt« befahl Domischan barsch. Angelo warf einen Blick tödlichster Traurigkeit auf die Flinte und zögerte. »Na!« mahnte der Leutnant. Da trachte die Waffe zu Tal. Hui und hopp! Von Fels zu Stein sprang das Ding und llirrte unten nochmals auf wie ein Schrei, dann verschlang es der Wildbach mit tosendem Gurgeln. »Bajonett anchi« erklang droben hart die Stimme des Offiziers. Der blanke Stahl sprang über Zack und Grat. »Gut» Herr!" flehte Angeld und sah hilflos zu Domischan hinan . Dem tat die Seele weh. »So, An gelo, wassenlos bist du nicht mehr lmein Feind. Jetzt überläßt du wir sdeinen Posten, gelt? Und tu scherst idich zu deinen Brüdern zuxiick.« s »Ohne Waffen zurück? O guter, besser Signor, warum habt Ihr mich nicht gleich getötett Ja) Linn nicht Johne Waffen zurück.' l Domischan überlegte. »Gut den«-» sc bist du mein Gefangener.' Er winkte dem hinter ihm liegen den Butschen, der mußte das Seil fest an der Felsnase verankern, dann liesz man es zu Angeld hinab ,,.Kniipfe das Seil um deinen Leib, wir ziehen dich herauf!« qibot der I Lentnant· Und nach kurzer, schwerer Arbeit stand Italiens überrumpelter Wächter aus der Gipfelplattr. Dann ließet sie ihn im Kamin hinab, und dort unten nahm ihn dns Häuflein Kaiser jäger, das Domifchnn auf den von ihm markierten Wegen gefolgt war, in Empfang. Nachdem Angeld un tergebracht war, ließ der Leutnnnt feinen Burschen am Seil bis zum Sumpde hinab, und jenseits der Kurve bezog dieser nun den Macht poften, den die Jtnliener diesseits innegehabt. Hierauf kletterte Domi fchnn selbst im tinmin zurück, eilte talwörts und führte eine stnrte Ko lonne Freiwilliger, berggewobnte Kni serjäger, den Saumpfad enrsjong Und als die ruhefame heilige Stille der Berge nm Abend durch das wilde Gebrüll schwerer Geschütze zerrissen sward als die Stellungen der Defin yreicher von den Jtalienern gestiirmt wurden, da tauchten plög Ich links lflanlig nustrische Alpenjäger auf, und :nnch turzem Ringen fluteten Italiens Truppen zurück, gelichtet, geschlagen : Angeld aber sitzt im Gefangenen lnger zu Brünn, Heilfroh, daß er nicht mehr auf Deutsche, die e: so gern hat, zu schießen braucht. Granc Theorie nnd scldgraur Praxis. Die »Vossische Zeitung« erzählt folgendes Geschichtchen: Ein alter Gnninasialprosessor, der lange Jahre an einer Schule im Osten im Deut schen Unterricht erteilt hatte und wegen seiner strengen Zens.:ren ge siirchtet gewesen war, weshalb viele seiner Schüler es vorgezogen hatten, an einem auswärtigen Gnmnasiuni ihr Examen zu machen, ging eines Tages in Berlin über die Friedrich straße, als ein junger Feldgrauer grüßend vor ihm stehen blieb. Er sah den Soldaten fragend an, bis dieser seinen Namen nannte. Er freut erkannte der Professor einen ehemaligen Schiiler nnd schüttelte ihm die Hand: »Nun, wie geht es Ihnen? Jch habe Sie ganz aus dem Auge ver loren. Haben Sie Jhr Examen ge inacht?« »Jawohl, Herr Professn:! Sie gaben mir immer so schlechte Zen suren im Deutschen, und da hin ich »Und was machen Sie jetzt?« »Ich hin bei den Fliegern und war schon in Frankreich und Eins-and« »Nun, dann wünsche ich Ihnen. daß Sie recht bald das Eise-ne Kreuz betommen.« Da tnöpste der Soldm sein-n Mantel aus: er hatte oexeiixs ones Eiserne Kreuz erster uno zweiter Klasse. Achtungva zog sir Pro sessor seinen Hut: »Ich sehe, ich habe JhncJ unrexn getan. Jm Deutschen sind Sie nei doch übert« « -- —- Die gewissenhafte hauosrain Danie: »Es-mit icsxi ich denn meine Goldsische stillem-« Zitndlen »Mit Angeiseneierm ame: «Weich oder hart creme