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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 1, 1916)
Ieise-Les Eise-. Ist-net and Obrer-sent Schrecken-tagen m seit M G« thtieimsw Hei dieser Antwort waren beide Mädchen etwas erröten Und tun ils-. nen in Hilfe Ja komme-, ertliirtel Wolf, das er fiir seine Person diel Hoffnung der Mutter enttäuschen müsse, eine Antwort, die das Rot aus Ehrisiels Wangen tiefer färbte· Wie unabsichtlich legte sich Tante Mathildens hand ans Christels Arm, während sie lachend ihrem ältesten Sohn erwiderte: «Du bist ein ganz komischer Kauz. Einen Scherz der tehrst du in bitteren Ernst. Aber zum Glück glaube ich nicht daran, und wenn ich erst aus meinen eigenen Fü ßen wandeln werde, lnnse ich dir davon in die weite Welt, von der ich noch so wenig gesehen habe. Da wird mein here Sohn, wie ich ihn kenne. in seiner praktischen Gemütsart ei doch wohl verziehen, sich eine Haus stau zu wählen-« Die anderen, die dabei atn Tische saßen, hatten es gar nicht gemerkt, daß neben diesen Worten noch eine geheime Zwiesprache durch die Augen Zwischen Mutter und Sohn stattfand. Zuerst ein abweisender Blick Wolf-, der von Christel-zur Mutter lief; die Antwort daraus war ein leuchtender s:egesgewisser Blick der Mutter, der von einein sast nnrnertlichen Kopf nicken begleitet war. Dann lenkte sie das Gespräch in eine andere Bahn. Wole Geburtstag stand in vier zehn Tagen bevor. Er sollte wie im mer gefeiert werden. Dazu pflegten die jüngeren Offiziere des Reginiente,. Fei dent er gestanden und geübt hatte,; zu erscheinen Kurt sollte einige von’ tzinen Kameraden mitbringen. Außer-J dein erwartete man auch noch einige befreundete Familien aus der Umss segend. « 4 l Gegen Abend begleitete Kurt heb-l iIig nach Haufe. Er hatte sich einl beauemes Jagdzivil angezogen und( nahm den Drilling mit. Er wollte roch einen Pirschgang auf den Reh l.scl unternehmen. Obwohl er aus Neigung das Studium erwählt harre, das ihn im Beruf an die Stadt fes ixln mußte, hing er doch mit allen Dafern seines Herzens an der Natur izsedtvig neckte ihn damit, baß er als Lchulmeister auf die Jagd ginge. Er cxrteidigte sich gutmütig, und als sie ihm zu scharf zufehty diente er ihr mit sdem altbewiihrten Ausspruch: »Was sich liebt, das neckt sich." Sie erwiderte- darauf, das wäre teine Retter-ei, daj wäre ihr voller Ernst. f O s Am Johannitage wurde Wolfs Ge burtstag in Daltowen sehr fröhlich gefeiert. Alle unverheirateten Leut nants der Dragoner waren erschie nen. Und Kurt hatte auch eine Lin zahl Kameraden von der Jnfanterie mitgebracht. Auch die Andreasioalder waren gekommen. Es war ein still schweigendez Uebereinlommm den Riß. der sich zwischen den beiden Familien aufgetan hatte, vor der Welt zu überdecken. Hanna hatte sich out leichtbeareiflichen Gründen ent schuldigt Auch das Resthäkchen mußte zu hause bleiben und gab seinem Unmut darüber drastischen Ausdruck Sie meinte, sie müsse wohl nur han nas bewachen. Die Mutter hielt ei für richt!g, diese Ungezogenheit zu überhören, aber sie, tru ihr doch so weit Rech srung, das te anordnete, hetrn Na drenlo das Abendbrot in seine Woh nung zu schickest Grete hatte sich inzwischen mit der frohen Aussicht getröstet, daß wenige Tage später, am 28. Juni, der Ge burtstag ihrer Mutter durch eiu großartiges Gartenfest efeiers wer den sollte, wovon man igie als-Toch ter des hat-sei doch nicht ausschließen tonnte. Die Gattenfesle in Andreaåncsaldel erxreuten sich in der ganzen Umge gend der größten Beliebtheit. «an Wart wurde ein großes Zell aufge ju-lagen, tn dem die älteren Herr ichafxen Platz nahmen, während die Jggend auf einem davor liegenden T.m3boden sich im Tanze drehte. Die Leegunentsmusil der Jnfantertjien spielte dazu auf. Der ganze Port war mit Lampjons erleuchtet. Die Bckvietung war Immer großartig. Es gab eine Riesenbowle, bek der man nie auf den Grund lam; töftliches Pilsener vom Faß, e so ichnell aus dem saper lief, da es nie feine Cislellerreniperatur verlor. Selbst da- Jllufgehen der Sonne setzte der Frohcichkett kein Ziel. Man pflegte sie jedesmal durch eine lange Pelo naife unter Vor-stritt der Musik zu legrüßem Hin Dalkalpen lng ej viel einfa cher zu. Dse Sä e erhielten zuerst nach guter alter oftprenßifcher Sitte uns der Jota-etlichen Wärme ein Glas Mag sag-few das die Ber tung habet Myst- M Nen schenke-Unwes-. besehen rer Mchted sit der stiften Jena-erstr- W Wsae viel-. Dame sak- ein Meist Nie-dess yach des Rezept-it s dem e- Drchesey m -- - . - ad seh bestehend iste- see sm- sakis - , - sit-W- sucl m W W im enan bei Jungm derb aber richtig all Jlegeljahre bezeichnet, neckte ihre iils tere Schwesier mit der Bemerkung sie« wiißte ganz genau, weshalb bannt-eI so versiiinmt wäre. »Das glaube ich n« t.'· erwiderte Vanna mit großer Selb beherrschung »aber ich will ei dir sagen. Die bist alt genug, nsn es zu verstehen. Wols hat sich um meine Hand bewarben. isnd ich habe ihm einen Korb gebenl müssen« »Da bist du schön dumm gewesen« wars Grete ein. und anslihrrm Ge sicht spiegelte sich noch deutlicher als in ihren Worten das absiillige Urteil iiber das Verhalten ihrer älteren Schwester. ( .Dao verstehst du nicht« Kleinchen,« gad hanna ruhig zur Antwort. Man heiratet nur den Mann, den! rnan von herzen lieb han« s Jllch so," ries Grete lebhaft aus« »jegt weiß ich alles, jeht brauchst das mir nichts mehr zu sagen. Du liebst jeht einen anderen.« Nun verlor hanna ihre Selbstbesj herrschung und drohte Grete, sie soss fort nach dein Avendbrot ins Bett zu« bringen« tvenn sie so ungezogen makes »Das möchte dir passen,'· etwidertes Gerte frech. Den Nachsag getrautei sie sich vor Hannas drohenden Augen. nicht auszusprechen Nach dem Essen segte sich Hanna ans Klavier nnd spielte. Was sie spielte, war ihr gleichgültig, sie wollte sich nur selbst beschäftigen, ihre Ge danken ablenten. Grete hatte sich in einen Liegestuhl niedergelassen und ein Buch vorge nommen. Eine Stunde hielt sie es ans, dann stand sie auf. ..Gtttel Nacht, dannen ich gehe allein hinauf, ich bin müde.« Hanna nickte ihr zu nnd spielte weiter. Noch schien das Abendrot »oom westlichen lVtmtnel durch die ge säsfneten Fenster herein· Jeyt begann letn bellet Schein mit dem verblei ! nden Rot zu streiten. Jm Osten ! teg der Vottmond tote eine riesen Tgroge Scheide über dem Horizont ;empor. Aus den frischgrünen Blat Jtetn, die in einein kaum fühlbaren Paul-auch erzitterterh lag ein meet "witrdtger Glanz, der immer heller wurde und zuletzt eine silberne Farbe annahm, je mehr das nächtliche Ge stirn am Vimtnel emporstteg. Durch das Dämmerlicht schwirrten die Fle dermäuse wie schwarze Nachtfalter. Ueber dem Rasenplay vor dem hause, der mit blühenden Rosenstöcken tim siiumt war, standen dichtgedrängte Münenschtpdtmh von denen ein sum mender Ton ausging. Wie im Tan tnel wirbelten die sah-tosen Flügel triiger in der lauen Sommerlnft durcheinander, ewig wechselnd und doch immer aus derselben Stelle. Ject erhob weit hinten im Port nnsere nordische Nachtigall, die wir so prosaisch als Sprosser zu bezeich nen pflegen, ihre sehnsüchtige Stim me« die einem liebenden herzen so viel sagt. Die zweite, die dritte fiel ein. Wie ein häßlicher Mißton fuhr das llagende httptchttbuh einer Eule dazwischen. Meiner Vogel!' sagte hanna träumerisch. .D· abergläus bischen Menschen halten keinen Rus siir die Antiindigttng eines Unheils. und doch ist er dasselbe wie das schmelxbe Liebeilied der Nachtigall, der hnsttchttschrei eines liebebes dürftigen Wesens dem die Natur Eiter den diisteren Klang verliehen Hanna hatte aufgehört zu spielen und war ans Fenster getreten. Der Mondesglanz, der in silbernen Bän dern durch die Zweige der Bäume floß, lockte sie hinaus Wie im hellen Tageslicht leuchteten die mit gelbem Kieg bestreuten Gänge Sie holte sich ein leichte-·- Episentiich und trat oor die Tiir. Einen Augenblick spähte sie hinaus und lauschte. Da hörte sie ihr Blut in den Adern des Halses und an den Schläsen pochen. zweimal ging sie langsam um das Utondell vor dem hause, brach eine kaum erblühte Teerose und steckte sie sich an die Brust Dann war-I ihr, alk- ob die Nachtigall sie tiefer in den Pakt hinein loatr. Schreckhast wie ein Schmalreh schritt sie mit leisen Schritten dahin Durch den Parl floß mit starkem Gesalle ein starker Bach. An einer Stelle hatte man ihn durch ein Wehr gestaut, so daß er einen tleinen Teich bilden mußte. An der Stelle, wo das Wasser in einem breiten sil bernen Band zur Tiefe stürzte, stand eine Dant, die von tlein aus ihr Lieblingsplah gewesen war. Sie war oon zwei uralten Linden über ducht, die jeden Sonnenschein abhiels ten, während vom Wasser her labende Kühlung wehte. Von der sank erhob sich Radrento nnd grüßte mit tieser Verbeugung .,Ih gride Fräulein, welch eine Ueberras welch ein Märkt« daan bl b stehen und wars den kikops »Den Gras, rote koni ie Mit-« : »Ich bitte tadndinal um Verzei bmas tot ichs-it Ue Freiheit aomnien habe, hier einzudringen glaubte- es wäre niemand non den Herrscht-tm ev besie« sygiäwägsseusi se: eine andere II II »Hei-K Hissiisss Mis .Sniidises Fräulein sind sauer-I bittlich«, erwiderte Radeenlo nnd» legte die Band ausi herz, während er ; sich ties oerbeuglr. »Dann mnß ich! die Wohrheit sagen. Die oermessenei hoffnung. daß gnädig-s Fräulein don demselben Gesang, der mich hierher zog, angelockt, noch einen Spazier gang durch den Port unternehmen würden, hat meine Schritte hierher gelenkt.« Don-in hörte in diesem Augenblick, als wenn sie eben dor ihr gesprochen würden, die Worte ihres Schwester chenz: .Dni möchte dir so passen.« «Und ich hin nur in den Pakt ge gangen, weil ich sonst stets sicher bin, niemand hier zu finden. niemand, Herr Gras.« »Ich werde gnädiged Fräulein so fort von meiner Gegenwart befreien. Jn meinem Lande hat man allerdings nicht so strenge Begriffe, nnd ich meine, daß auch bei Jhnen jede junge Dame durch sich selbst genügend de schüdl ist-« - -.Seld9verständlich, here Gras. nur muß sich alles danach richten, was man für schicklich hält.« .Wiirden Sie es nicht fiir schicklich halten, Sie durch den in hellem Mondschein liegenden Pakt zu he gleiten, wenn ich Ihnen, gnädigez Fräulein, in Gegenwart Jhrer El tern meine Begleitung angedoten hätte?« »Diese Voraussetzung sehlt·" f Das «leider«, das sich ihr aus die Zunge drängen wollte, verschluckte sie, aber es war, als hätte Nadrento das Wort geahnt. Er erwiderte lächelnd: »Wir tönnen sie ja nachträglich ein holen, indem wir aus unserer Be gegnung tein hehl machen.« aSie gehen von einer ganz salschen Vorausseßung aus, Herr Gras, Sie scheinen anzunehmen, daß rnir Jhre Begleitung erwünscht wäre.' , »So vermessen hin ich nicht· Jch dars nur die Bitte wagen, meine Be gleitung zu dulden, und ich wiirde es als ein großes Glück betrachten, wenn Sie rnir die Bitte gewähren wollten« Ich habe Ihnen, gntidiges Fräulein, eine Mitteilung zu machen, die mich nötigt, Ihren Rat und Jhre Fürdirte in Anspruch zu nehmen« hanna stand noch immer aus dem selden Plag; dicht arn User des Tei chez, hell deschienen vorn Mondlicht. Jeht trat Radrento aus dem Schat ten heraus ein paar Schritte aus sie su. Sie sah, dasz seine Augen leuch tete-r. Unwilltiirlich machte sie einen Schritt rückwärts »Bitte, mich nur einen Augenblick anzuhören, gnädiges Fräulein. Gang turz2 Mein Schicksal hat sich sum Bessern gewendet. Meinem Vater ist es gelungen« mich von dem Verdacht zu befreien, der aus-mir lastete. Meine Regierung stellt nur die Bedingung, daß ich wieder in das heer eintrete. Sie will mir sogar die Jahre anrech nen, in denen ich nicht attiv gewesen bin. Jch trete alt Rittrneister wie der in die Armee ein, bei meiner al ten Jtuppe,sdie seht in der Festung Ossowiee in Garnison liegt. Ein Eliteregiment, gnädigeö Fräulein· Sie werden mir nachsiihlen sonnen daß ich freudig zugestimmt habe-« »Das ist allerdings eine große Ueberraschung, here Gras, zu der ich Ihnen Gliiet wünsche.« Unwilltiirlich hatte sie ihm die band hingestreckt und war nun erschreckt, als er sie an seine Lippen führte. ,Jch bin nur in Sorge, gnädiges Fräulein, daß ich Jhren herrn Vater gerade seht, wo die Ernte beginnt, durch meine Entsernung in Verlegen heit seyen muß.« »Die Erntet« .Jawohl, zunächst die heuernte, dann kommt der Rübsen nn die Reihe, dann der Rossen Jch habe auch meine Gründe, die wirkliche Ursache meiner Rückkehr in meine Heimat vor jedem anderen außer Jhnen geheim zu halten« »Das sehe ich nicht ein, Herr Gras.' »O doch, ich könnte leicht in einen falschen Verdacht geraten, gegen den ich mich gerade in ihren Augen weh ren möchte. Jch nehme aus Deutsch land teine anderen Eindrücke mit, als daß Sie ganz vorzügliche Truppen haben, denen ich nie als Feind gegen übertreten möchte. Unsere beiden Länder haben länger als ein Jahr hundert als Freunde, als Verbiindete Schulter an Schulter gestanden. Jch habe eine persönliche Veranlassung, zu wünschen, daß dieses besteundete Verhältnis sür alle Zutunst bestehen bleiben möge. Jch wünsche mich auch von Jhrern Elternhnuse in einer Form zu lösen, die mir gestattet, als ein Freund wieder zu erscheinen.« Seine Stimme behie, seine Augen leuchteten, so daß Maria« die den Sinn seiner Worte wohl verstand, ihren Blick niederschlug. Auch ihre Stimme war nicht Innz fest, als sie antwortete: «Ich kann Ihnen nur raten. here Gras, sich darüber zu meinem Vater essen auszusprechen Sie werden ihn ja se r in Verlegen heit bringen, wem S e uns sp plsss lich veriassen.« was is me Owlchlellem M dises Fräulein und ich dars weiht usiigen, da ich gern im hause er Eli-tu heu M, bis ein sitt strich gesunden tsi.« lieu Sie denn seit n Ihr inne-sun- cii mag am cis e j .wqiqi.iaweeimun«i Händen, und ich bitte, gnädiges Iriinki lein, die Gründe zu rechter-. vie mich dazu zwingen. Ich hpsse bald, recht bald in Unisorrn bei Ihnen erscheinen zu können. Darf ich mir die Frage erlauben, ob Sie damit einverstanden sind, wenn ich Jhre Eltern um die Erlaubnis dazu bittei« Hanna wußte genau, was diese» Frage bedeutete. Ei war nichts meth und nichts weniger als die Bitte, sichs um ihre Hand bewerbrn zu diirsen. Um ihr Berg warb er schon lange· Und das Herz pochte unruhig und böurnte sich gegen den Kopf aus, der die Ermahnung der Mutter befolgen wollte. Mit möglichst unbefangener Stimme erwiderte sie ruhig: .herr Gras, ich bin nicht gewöhnt, an den Entschließungen meiner El tern Kritik zu üben. Wen meine El tern als Freund des Hauses empfan gen, der muß auch mir willkommen sein.« Mit einer tiefen Verbeugung griff Nadrento noch ihrer Hand. Sie fiihlte einen beißen Kuß aus ihrer hand. Sie sah Nadrenlo nach eini gen Schritten sich umwenden und nochmals versengen. Wie von einem Traum umsangen, ging sie langsam den Weg zurück. hinten im Parl schlug die Nachtigall. Hanna war’5, als wenn diese Töne sich in Worte umsetzten.. Jhr herz sang mit. I i Das Gartensest in IlndrealtvaldeL war vom besten Wetter hegiinstigt.: Am Tage hatte die Sonne mit aller; Kraft geschienen. Gegen Abend beij gann sich der himmel mit leichten! Welten sit-überstehen die eine zu1 starke Adliihlung verhinderten. Diel Zahl der Gäste ließ eine seste Tafel-! ordnung unmöglich erscheinen. Maus mußte sich deshalb mit einem vstsl preußischen «Trampeltisch« behelsen.3 Das ist beileibe tein kaltes Büsett, sondern aus eine grosze Sammeltasel werben gleichzeitig alle Hauptgerichte ausgetragen. Die Gäste speisen an tleinen Tischen, an denen sie der Zu fall oder Verabredung zusammen siihrt. Sie find nur gezwungen, sich ihre Speisen selbst zu holen und aus zulegen, woraus aller Wahrscheinlich teit nach der derbe Name entstanden. sein mag. Der Jugend war diese Form der Veranstaltung stets viel lieber als eine seste Tischordnung, die ihnen» hiere Stunden raubte, die sie lie be deni Vergnügen des Tanzes wid meten. Die Bewirtung war geradezu ver schwenderisch, die Gäste in der aller besten Laune, als Greie sich möglichst unauffällig dem Masor Itauenhoven von den Dragonern näherte und ihm einige Worte ins Ohr sliisterte: Er sei von einein herren am Telephon verlangt worden. Der Masvr erhob sich und ver schwand im Arbeitszimmer des haus herrn. Erst nach geraumer Zeit tehrte er zur Gesellschaft zurück. Es gehörte nicht viel Menschentenntnis dazu, um ihm anzusehen, daß er start verstimmt war. Eine teilnehmende Frage wies er mit der kurzen Ant wort zurück, er habe eine dienstliche Meldung erhalten, die ihm etwas die Laune verdorben hätte· Keiner sand etwas daran, daß er nach dem Abend essen seinen Adjutanten Leutnant Ottnther beiseite nahm und ihm einige Worte sagte. Zehn Minuten später waren alle Ossiziere, auch die des Jnsanterieregiments, im Arbeitszims mer des Hausherrn versammelt Er staunt sahen sie sich gegenseitig an, und der allzeit zu schlechten Schergen ausgelegte Leutnant Lottermvser stü sterte seinem Nebenrnann so deutlich zu, daß es alle anderen verstanden: «Du, Dieser, das ist zum mindesten die Kriegsetklärung mit Rußland.« .Ach, Herr Leutnant«, sagte der Major ernst, .wvllen Sie nicht erst abwarten, was ich Jhnen mitzuteilen habe? Es könnte in feinen Folgen vielleicht daraus hinauslaufen. Den ken Sie sich- meine Herren, heute sind da unten in Bosnien und herzegos wina in der Hauptstadt Sarajewo der österreichische Thronsolger Erzhers zog Franz Ferdinnnd und seine Gat tin durch Mörderhand gefallen. Ein Bombenattentat wurde durch die Gei ste-gegenwart des Erzherzogs verei ielt. Trohdem setzte das hohe Paar seine Fahrt sort. Eine Stunde spä ter siel es unter den Kugeln eines jungen Gaben-" Eine stumme Pause trat ein, in der man die ausgeregten Atemziige der Ossiziere vernehmen konnte. Endlich sagte Hauptmann Winter leise mit bebender Stimme: «Entsehlich, uner hört!« «Ja, meine Herren, es ist entsetz lich. Man hat bereits außer dem ei gentlichen Mörder mehrere Mitschub dtge verhastet. und alle Anzeichen wei sen daraus hin, daß der Mordplnn senden psstsielten Regierungsvertre tern Serbtens begünstigt worden ist.«' »Das tann Oesterreich sich nicht ungesiihnt bieten lassen. Das be deutet stieg mit Serbien Dann tvtrd Ausland eingreisen, das nur aus bte Gelegenheit lauert. Wir mitssen Oesterrei Treue bewahren und en Nu land marschieren Dann i site Frankreich der sit-Id ntssall »geben« »Wenn nur bester-reich dte nötige Energie tn diesem Fall entwickelt!« »Das tin-b es tu dieses kle ti Oerltch«, rtes pauptmann ntet da zwischen. »Wenn die Fäden der set schwiiruiig sich bis in den Kswi ds Serbien verfolgen lassen, muß ener gisch durchgegrissen werden. sonn macht Oesierreich sich Juni Gespiitt der ganzen Weltsk »Wir wollen seit von einer Er sörterung absehen, meine-If Herren,« mahnte der Major. ,Uin bie Feier nicht allzusehr su stören, wollen wir die Nachricht verbreiten, baß morgen der Divisioan erscheinen wird, dem zu Ehren eine große Uebung im Ge lände ausgeführt werben soll. Das gibt uns den Vol-wand, sriiher als sonst von hier auszubrechen Noch ein-: Es wäre rnir lieb, wenn die jüngeren Herren sich nicht am Tanze beteiligen wollten« Er hatte tauni ausgesprochen, als die Tiir sich össnetr. Der hausherr trat mit einein Extrablatt ins Zim mer: »Das hat eben mein Auto aus der Stadt gebracht. Jch glaube aber, die herren sind schon unterrichtet.« »Jawohl, Herr Brettschneider«, er widerte der Major, .ich habe es eben durchs Telephon erfahren, und wir bedauern alle lebhaft, daß die Nach richt so jiih in Jhre Festesfreude hin eingesallen ist. Meine Kameraden müssen unter diesen Umständen aus die weitere Teilnahme verzichten.' ,Diis sehe ich nicht ein, here Ma jor," entgegnete der Gutsherr, »wir verjichten aus den Tanz und schicken die Musik nach hause. Dann können wir noch geniiitlich einige Stunden beisammen sein. Sie würden ja auch in der Stadt sich nicht dereinseln oder gar zu Bett geben« ) Die Gesellschaft iin Part glich ei neni aufgestörten Bienenschwarm Un aufhiirlich bildeten sich neue Gruppen. )Das Entsepliche der Jiachricht hatte alle Gemüter verstört. Hier und dort erdrterte man auch bereits die mut maßlichen Folgen des Ereignisses. Wolf hatte auszureden seinerMiits irr das Fest in Andreastoalde be sucht, uni nicht mäßigen Jungen ei nen Anlaß zur Betatigung zu bie ten. Auch Viadrento vefana sich un ter den Gatten. Er hatte iiin frühen Morgen der Gut-herein einen gro ßen, sehr geschinaetvolt geioundenen Strauß von Feld- und Walddluinen nebst einein tleineii, aber wiyigen Ges· dicht geschickt, das sie mit Juno, der Herrscherin des Himmel-Z verglich. Grau Orettschneider hatte es nicht un terlassen tun-ten, das Gedicht einigen älteren Danien zu zeigen. llnd uiti oeni Dichter inetsi verlief zu geben, hatte sie einiges von seiner uetensges schichte angedeutet. Er sei eigentlich ein rufstscher Graf und Ukiziez der a.it seiner Regierung in Itmfiitt ge raten wäre und hier in Deutschland hatte Zuflucht suchen müssen. Mit der zauberhaften Schnelligteit« mit oer solche Dinge sich verbreiten, war oiese Mitteilung alsoald zu allen Fesiteilnetsinern gedrungen. Bald da nach saß Nadrents ini Kreise der jungereti Osfiziere, die nicht nur sei nen sehr osfenherzigeu Schilderun gen dej Russisch - Japanischen Krie ges iriit Jniereffe lauschten, sondern ilsni auch iiiit allerlei Fragen start zusegtem sät- die Offisiere sich versammel ten, blieb er allein zurück. Ader nicht lange. Woif tant langsam an geschlendert und seßie sich neben ihn .!llle Achtung here Radeento die Wirtschaft iti Adreastvalde lauft wie am Schnürchen. Man könnte wirk lich glauben, daß-Sie teinen ande ren Beruf hätten als den eines Land tritt-I Lachend gab Radienlo zur Ant wort: «Welch einen Beruf sollte ich denn sonst haben, herr Stutters -lseinii« U Wolf sah ihrn lchnrf ins Gesicht ,.Sie sind noch ininier ruffischer Offi ;ter, Herr Radrenka Und die Land wirtschaft ist nur ein zu bestimmten Zwecken erwählter Nrdenheruf.« Der Rasse nieste. »Sie haben durchaus recht, Herr Stutterheitm Die Landwirtschaft habe ich erlernt, weil mir jeder andere Beruf verschlos sen war. Jch habe auch kein Vehl daraus gemuchi, daß ich ruffilcher Of figier gewesen hin, und ich tann fest hinzufügen, daß ich es wieder din. Jan-chi, here Stutterheim, meinem Vater ift es gelungen, mich von dem drisen Verdacht zu reinigen, der auf mir lastete. Jch bin seit einigen Ta gen Riltineister bei den frutirr Vie onlschen Drogonerm die so freund schaftliche Beziehungen mit Jhren Fünfundvierzigern ungelntipft hat ten.·« «llnd weshalb halten Sie sich in Deutschland aus« here Rittcneifter Momente-? .Gras Kling-, wenn ich bitten darf! Jch habe teine Ursache mehr-. meinen wirtlichen Namen geheim zu halten Und auf Jhre Frage tvill ich offen und ehrlich antworten: Jch hin Herrn Brettschneider zii großem Dante verpflichtet und will ihn nicht in Verlegenheit liisfen, bis er einen Etsch fiir inich findet. Ich tveisz, was Sie denken', fuhr er lächelnd fort. »Was ich hier in Deutschland von Ihrer Kriegedereitschaft gegen mein Vaterland tennen gelernt have, ist wohl auch unserm leitenden Krei "Ten nicht unbekannt. Ich will aber r ,en hiniufsgem daß ich in der orstellung einer uralten traditionel len Freundschaft mischen unserm dei ;den Ländern ausgetr- sen bin nnd lleinen anderen Wunsch de, alt diese isreundschqsy sllen Anfechtungen znni Trog noch viele. Jahre bestehen diri den ins-U s » In eiiieiii auswalleiiden Jnipuls streute Wolf dein Grasen die Drind entgegen »Ich dade Sie ein wenig »Im Entschuldiguig zu bitten fiir ri Inen Verdacht, der iii niir ausgestiegen ’wvr.« Er wies mit der band aus Fden Cdaussenr din, der eben dein HHausherrn ein Ertradlatt liderreichte. I.Dort wird eden eine Nachricht de Tiaiiiit, die ich seit einer Stunde tenne. Der österreichische Thronsolger ist in Sarajewo von einein Seide-i ermordet worden. Das bedeutet Krieg, Herr Gras. Krieg zwischen Oesterreich und Serdien. Krieg zwischen Oesterreich und Ausland Krieg zwischen Nuß -lcind und Deutschland. Krieg zwi schen Deutschland und Franlreich Der Welttrieg steht vor der Tiir. Der Funke ist in das Pulver-saß ge sallen.« Der Gras schüttelte den Kons .Rein, here Stutterheini, so leicht entschließt sich mein Vaterland nicht« gegen Deutschland und Oesterreich zu kämpfen. Jch teniie seine Verhält nisse besser als Sie und sage Jdnen ganz offen, diisz wir noch lange Jahre brauchen, uni die Folgen unserer Nie derlage tin Osten zu beseitigen. Ich wiirde es siir ein Verbrechen halten« wenn die in jedem Lande vorhandene Kriegspartei bei uiit die Oberhand gewinnen sollte.« ,Mir scheint, here Gras, Jhr Ur teil ist zu sehr von einein Wunsch de einslußt.' »Das will ich zugeden', erwiderte der Russe lächelnd. »Ich habe den sehr lebhaften Wunsch, daß es mir ver gönnt sein möchte, mit der Familie Brettschneider in sreundschastlichen Beziehungen zu dleiden.« «Sie brauchen sich nicht fo vorsich tig nuizudriiiten, Derr Graf, Sie hatten ruhig fagen können: in ver wanbtfchaftliche Beziehungen zu tie ten.« »Ich kann nicht leugnen, Herr Stutterheim.'· »Wer niir brauchen Sie daraus tein Hehl zu machen. Jch ftebe Ihnen nicht im Wege. Jch habe mich einige Zeit in einein großen Jrrturn bei wegt, der Ietzt jedoch endgültig auf geklärt ift.« Der Graf streckte ihm die Hand entgegen. »Herr Stutterheiin, für Ihre Offenheit vielen Dant. Viel ieicht komme ich noch einmal in die Lage, mich aneii dafür erteiintlich sit zeigen.« uKeine Ursache.« M Insti- auf oerdeugie sich leicht und ging den Of fizieren entgegen, die even aus dein Haufe trat-ri. «Wissen Sie ichon7« rief ihin Hauptmann Winter entgegen. «Jatvdhl, here hauptinann · Ei nen Augenblick meine herren, ich habe Ihnen etwas mitzuteilen« Die -. Uffiziere fcharten sich uin inm. »Der Ausse, der unter uns weilt, iii Rittineitier bei den Reise-Zisc- Dinge .iern.' · Juni Deiivel auch!' rief der Ma Ior yalblaut aus. Idee ist wonnig lich ein Spwn.« »Das glaube ich mit Bestimmt heit verneinen zu .önnen«, erwiderte Wolf. «Einige Zeit hatte ich auch den Verdacht, den ich aber fiir unbe griindet hatte.« «Inf jeden Fall werden wir uns in unferen Gesprächen etwas Räasichi darauf auferlegen müssen. Und mor gen werde ich iuir trog Jbrer Veiliches rung darüber Gewißheit zu verschaf fen suchen. ab ein Graf Totpiga ui der rufsifchen Ranglifte ftelit.« -. . Die Aufregung, die durch die Schrecken-nachttcht aus Satajewo in Deutschland hervorgerufen worden war, begann allmählich nachzulassen Alle Einzelheiten des Attentuto waren cussuhrttch gemeldet und erdetert worden. Man hatte auch geschrieben, ’ das- Oesterretch von Servien Genug .uung oerlangen müsse, over nnin vernimm nichts-, was daraus schließen ließ, das; untere Verviindeten ent schtkssen waren, nachoriintich Sittsne zu heischen nnd sie tm Rotqu n.it Wottengrwate zu erzwingen. Jn Ostpreuszen herrschte ein großes Getuht oer Enttiiuschung Die enn gen steinernen un oer Grenze, die stechen Uebergtissr der russtschen Soldatestty die tm besten Iau tnit :iner lenventatsnsen Entschutoigung von russischer Seite teigecegt wurden hutten etn wesuht ver Erbitterung m oer ganzen Oevotterung erzeugt, out sich in der hcsmung aus :inen srisrt , trohtichen itrieg inn pent östticheu Nachbar tundgav. Und selbst in den Grenzveztrten wo tnan doch ziem lich sicher unt einer sosortigen Uevers flutung durch dte lriegsstatte, hinter dertGrenze liegende Iruppenmacht drr Aussen rechnen mußte, herrschte diesel ve Stimmung ohne Rücksicht uus nie eigene Gesel) . Man begann anzunehmen, ons; der Kaiser in seiner bekannten Frieden liebe auch diesmal den Sturm ve siinstigen würde. Eine Gesnlsx schien nich nicht so unmittelbar oorzuliegetn W der Kaiser befand sich aus seiner - ollsiihrlichen Nordlandreise, und ver sehens spähte man in den Zeitungen nach der Nachricht, das er sie vor eeittg abbrechen würde. tsmlettmo Mut-) t i