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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 4, 1916)
Sonntag-Hatt de Skaats Anzetger und q-Essen-MkmIS muss-innen Donersto sw i « sie Fries-Internet Novcltcttc von Maria von Sachet Mn Die Schule war aus und die kleinen Mädchen liefen nach allen Seiten auseinander. Ein junger Feldgrauer fing das eine qui, das mit llapperndent Ranzen auf ihn zuraunte, und hielt eg fest. »Du sag mal, welche von den Lehrerin nen ist denn Fräulein Wagner? Ich habe ihr etwas zu bestellen? Die das So, danie.« Gertrud Wagner rief noch einer Kollegin etwas zu und tarn dnnn den Weg entlang, ohne sonder-lich auf den Soldaten zu achten. der sich in dein Gartengitter festhielt, den Fuss aus das Gemiiuer sternmend. «Das ist wirklich unerhört,« sagte er, nlz sie vorbeiging. Unwillliirlich stockte sie und sah ihn an, in fremde Züge. »Wie?" sagte sie zögernd. Sein Blick, der gerade und ein wenig lächelnd in ihr Gesicht gerichtet war, ließ teinen Zweifel, daß er zu ihr gesprochen hobe. »Daß ich es unerhört finde, wie rnnn behandelt wird,« habe ich ge sagt,« wiederholte er in der gleichen sorglosen haltung, die hcind zwi schen die Unisormtnöpie geschoben, »Im Frauen —- eo ist zu unglaub li !« Wecnub Wllgllck ckkolclc lllls stig te: »Meine Rittner?« Sogleich nahm er Stellung. »Ja der Tat! Das tonnten Sie sich doch wirklich denken, daß sür meine situ pellose Frechheit Jhr Resns nur ei nen Anreiz bedeuten würde«. Denn daß von mir nicht viel Gutes zu er warten ist —- dao müssen Sie doch längst gemertt haben...« Nun sah sie doch strahlend zu ihm aus und bot ihm diehand. Er drück te fee tröstig mit seiner schlankem großen Hand- ,,Jch? Jm Gegen teil,« sagte sie zwischen Besangenheit und Herzlichkeit schwankend, »ich treue mich ja wirklich, Sie zu sehen — daß Sie den Umweg meinetwe gen gemacht haben» « »Nicht wahr, hrillant gemacht-i Ja, man ist doch roirtlich ein Kerl! Aber wissen Sie, no —- Jhr Brief —- nii —- nö! Diese entsehlichc negative Eitelkeit der Frauen! Die sesnegative Eitelkeit, die die aller schlimmste ist und die gerade die he sten« angenehmsten und wertvollsten Frauen haben! Jch hab' Sie mir wirtlich, noch viel schlimmer vorge stellti Wozu also die Angst!« «So?« sagte sie zwischen Beson genheit, Lachen und Beschämng »Das ist ja höchst ersreulich zu ho ren! Aber ich glaubte, nur richtig zu handeln! Was hätten wir beide von einer Enttiiuschung gehabt? — Und so war es so hübsch! Jch war direkt erschrocken, als ich Jhre An srage las, oh Sie kommen diirsten Jch stirchtete, Sie hätten —- Sie hätten mehr hineingelegt, ganz ge gen meinen Gedanken...« »Ja, und nun waren Sie alt und häßlich und gräßlich-welch Schreckl« sagte er immer im gleichen Ton und neusterte ihr seines, schmales, dunk les Gesicht. «Halh gelacht und halh geärgert hab' ich mich. Gewiß, es ist wohl richtig, daß an meinem Wunsch der Stempel der Undersros renheit rettungslos haftet, so das Sie aus solche Mutmaszung kommen konnten — aber warum diese Ah roehr —- und jetzt sreuen Sie sich —- das sehe ich Ihnen nämlich an! Bestimmt tun Sie dast« »Ich tue es auch,« gab sie zu uno schlug die Augen ganz groß zu ihm aus, warme, leuchtende Augen, »aber es war nicht vorauszusehen, wie es kommen würde, und lieber Unbe ianntheit, als eine Erniichterung. Sie wissen, ich habe so manches in diesen Brieswechsel t»neingelegt —« ihre Stimme wurde leiser. »Ich hatte got keine Sorge,« sag te Klaus Rittner dagegen, «ichiann doch nicht verlangen, daß alle Men schen einundzwanzig Jahre sind wie sitt-? Und dann: ich wußte von An «7".1ng, daß Sie nicht so jung wären —- ich ineine natürlich, holde Sieb zehn! Sie haben —Sie haben» .,'« er zögerte und sah in vie Lust, .,es ist eine solche Güte in Jhnen siihls bar, vie haben ganz Zunge Mädchen F nicht — können sie ncht haben. Die ist in solchem Maße nur bei gereg teren Frauen möglich, die ein se r warmes Dei-z haben; sonsi nichts« Wissen Sie —- ich hatte mich in sos tolossal gefreut! seinah alle Ka-! meraden hatten Isolch’ eine deolliget mission-»Man mi- ich us n! Daß et so loninien könnte, dachte ch ja nicht! Mich stach bloß der Da ser —- unb eine riesige feechheit war es doch, als ich so eiiioch an die Karte von Lanz anschtieln »Kann ich nicht auch so eine hause teieqeni Sie steht mir nämlich ideal!« —I Frechheit, sonst nichts Ein schö-l nes Gesicht mögen Sie ja gemacht haben, aber ich toeiß nicht, Jhr Briesi machte mich so diebisch froh, daß ich mich bestens ausgiiumen mußte zums Antworten. Na ja, und so tam’s!« Sie sah zu ihm aus« in sein se stes, scharsej, gebräunteö Gesicht mit den tröstigen Zügen und den von Lebensluft strahlenden Augen. Sie sah seinen roten Mund in thn stehen. »Es wäre mit auch ganz anmaßend vorgekommen, wenn ich den Jhren einen Tag gestohlen hät te," gestand fle. »Negative Eitelkeit,« sagte er nachliissig spottend und blitzte sie lustig mit seinen Augen an, »nu? und was hat's genühti Da bin ich!« »Und das ist hübsch,« sagte Ger trud Wagner ehrlich, »aber kommen Sie, ioir wollen nicht hier stehen. Jch nehme doch an, daß Sie frei sind? Wollen Sie mit mir kom men?« «Leidenschastlich gern natürlich, nachdem ich Sie so intelligent aus 1gespiirt habet Aber —- ich tompros pminieee Sie doch nicht? Verzei shung —- aber man tonn nie wissen s- in so einer deutschen Mittelsiadt! Und eine Provingialschulbehörde,» loder wie das Ding heißt, soll sehrs sihre Ylaclitsenen hauen ronnen!" I s Aber Gertrud versicherte ihm la-» schend, daß dies hier nicht so schlimuh )sei, uno überdies habe man sich, seit Krieg sei, an die sonst unerhörtetteni Dinge gewöhnt. Tausend Bekannt schasten wiirden getniipst, an die sonst niemand gedacht hätte, und tei ne Seele würde in der Begleitung eines Soldaten etwas Beunruhigen des sinden. Kolleginneu von ihr hätten sich sogar der Genesenden im Lazarett angenommen, mit ihnen Aussliige gemacht, in die Museen gesiihrt, ins Theater. »Und meine Tante ist gar nicht rigoros darin." Klaus Rittner nahm es sichtlich vergnügt aus. »Oh, wenn ich den ganzen Nachmittag mit Jhnen sein darf —- sein wäre das! Jch hibe mir schon Mittwoch ausgesucht! Es hat sein Gutes, wenn die Schulte miniszenzen noch so srisch sindtWieY — Gott. ehrlich neugierig war ich aus Sie! Aber, daß Sie ganz so sind, wie ich Sie gefühlt habe — ganz so — wissen Sie, daß mich seht nichts alo unzulässig stört in Aussehen, Miene, Wesen, Stimme — dai Ist wirllich samo5!« Frau Wagner, bei der Gertrud wohnte, nahm den jungen Soldaten, dessen Name ihr wohldertraut irr-'r, ohne große Ueberraschung aus« »Das ist ’mal hübsch siir Gertrudl Und lwie sich dao nett trifft, daß Sie so gar nicht weit don uns zuhause sind! Der Urlaub ist doch wohl sehr recht gekommen?« «Grc-s3artig,« sagte er, und spann te ein wenig die langen, schlanten Glieder, »ein Ereignis direlt. Ba-. deschwainm . . . Odol . . . Parsii.n·.. wahre Wunderdinge! Man sollte gar nicht mehr so was siir möglich halten. Und die Kirchtiirme hier stehen noch lein bißchen schief... nnd ich habe mir den »Prinzen von Homburg« angehört. Auch das hätte ich sriiher nicht sitr möglich ge halten« Seine gute Laune derwischie in Gertrud den lehten Rest von Be tlommenheit wegen ihres Briefes« der ihn hatte zurückhalten so en. und der sie nachträglich demütigte« weil er daraus Neigung zu her-s zenzassären heran-lesen konnte und sMangel an Unbefangenheit i i Nach einer frühlichen, lebendigens ’Mittaggstunde gingen fre rn ihr Wohnzimmer. Einen Spaziergang hatte iilaus Rittner abgelehnt. »Mit Wozu? Jch will Sie allein haben — Warum sollen die Bäume Sie anstarreni Das können sie sonsts auch haben, ich aber nicht, wenn ich wieder rnang die Troglodyten bin-« « So saßen sie aus dein glasgedech ten Balton, der von Grün umrantt war, unter schwebende-i Blumenams peln. Alles war so lustig und be haglich, die Matte mit deni Boden, die blutrot lackierten Stühle, die Korbrnödel mit den großgebliimten, weichen Satintissen, der Ausblick über die Stadt und in den kleinen Garten nieder voll blühxnder Sträu cher, und der Sang der Amseln und Wohllaut der Zinsen zu dem nim rnerrniiden Schwahen der State. »Es ist ganz unwahrscheinlich, so hier ini Frieden zu sihenf Msafte Klaus Mitme, während er ne Zigareite drehte, »Hei bin ich M,niir’s mehr bewußt als uhanse, wo ich alles so gewohnt in, daß es rnir nur wie ein Auswachen aus Träu men erscheint. hier aber — zum ersten Male Gast sein — nachdem man solange nur Feind war -! Und man ist wieder ganz persönlich, nachdem man nichts als ein Atam am grauen Heerwurm war, der Deutschland schützt! Man war so weit, die ganze Welt sitr etn tosen des Kriegslager zu halten!’ Jsth glaubte weniger, daß die Männer totgeschlagen wären, mehr Kinder und Frauen — man wußte nichts mehr von ihnen! Das aber macht start: zu wissen, daß hier das Le-. den in großen, ruhigen, starken Wellen weitergeht, daß wir der Wall sind, der alles abhalt, und daß an deutscher Gegenwart und Zukunft weitergearbeitet wird.« Ganz still und genießend saß Gertrud in ihren Stuhl geschmiegt und tat sich innerlich weit aus unter seiner frohen, spöttischen Laune, sei ner Respettlosigteit, seinem denken den Ernst. »Zum-s ist das alleö,« sagte er anerkennend und machte eine Bewe gung sum Garten hin, »und das wallten Sie mir nicht gönnen!Ber zeihung, ich bin unleidlich, nicht wahr? Aber Sie müssen Jhre ganze piidagogische Geduld anwenden — dariider müssen Sie sich sosort tlar werden — sonst dürfte es zu spät sein! Uebrigens hat mir das sö ort an Jhnen gefallen, daß Sie teine Kalliaravhie schreiben, wissen Sie, daß man so unwillkürlich gleich eins, zwei-eins, zwei mitzählt, wie beim Schönschreibeni Na ja, und — ich möchte noch gern ein bißchen von uns zweien reden! Was an dem sehr ehrenwerten Klaus Rittner dran ist, habe ich Ihnen ja sosort in Steck briessorm übermittelt —- zur Orien tierung —- und von Jhnen habe ich mir ein bißchen was gedacht, ad und zu —- denn Lanz habe ich nichts davon wissen lassen, sonst hätte er was abhaben wollen —- von den geistigen Gütern, meine ich —- und ich bin seingesiebtesier Egoist und gierig aus Wahrung meiner Jnteri essen bedacht. Sie glauben das nicht« wie das ist, wenn man in so einen preußischen Unterjtand die Wärme einer Frau hineintriigt —·wissen Sie, einer wirklichen Frau — nicht rot werden, Fräulein Wagner, lohnt gar nicht! —- toenn man so dies Be ste und Köstlichste über sich rinnen lassen kann — das rein Menschli che! Ich weiß es wohl, und Sie mögen darin nicht unrecht haben, gerade die jungen Leute denken bei einer Dame sofort an ein nettes, kleines, prietelndes Extradagänzs chen, ein Abenteuerchen —- ein gänz lich unverbindliches, pläsierliches Ding — aber ebenso deuten diele Damen, heimlich hoffend aus eine spä tere Bindung —- aber danach hat es mich jetzt eigentlich wenig gelüstett Man brennt nach dem Menschen — doppelt nach dem Menschen, der Frau heißt, teine Aussicht hat, jemals ins Feldgraue zu geraten, und der noch nie so andersartig und so fremdar tig reizvoll erschien. Der ist jetzt unser edelsier und reinster Bewahrer alles dessen, was wir Großes vor her hatten, und aus ihn richtet sich draußen unsere ganze Sehnsucht und Hoffnung, dasz er es behalten möge, unverrückt, unbeirrt und start, damit der Heimkehrende es finden möge und dadurch den Frie den sinden!« Er hatte mit Energie und Wärme gesprochen. Langsam, gleichsam verwundert, hatte Gertrud ihre anfangs gesenk ten Augen ausgeschlagen, und ein eigenartig wohliges Gefühl sickem durch sie. »Das ist schön, was Sie da emp finden,«· sagte sie schlicht, »ich habe nie darüber nachgedacht, ich habe Jhnen nur dargeboten, was mir das Günstigste schien für Sie, ohne Be rechnung. Jn, mir schien es selbst schon so oft, als ob wir, die wir unbeteiligt sind, die wir weder durch Waffentragen, noch durch Angst und Leid dieser riesenhaften Zeit nntertan sind, daß wir außer ihr stehen irr-rissen um über sie hin fiir die Zukunft zu wirken, um das Ende des Vorher mit dein Anfang des Nachher zu vertnitpsen·« ’ »Das ist eine heilige Mission,« sagte Klaus Rittner, »und durch Siei ist rnir in der ganzen Hingenorns nienheit des Stellungstriegeö, diesem miirbe machenden, angespannten, zerreibenden Kriege, zuerst wieder das Gefühl für die Notwendigkeit des Erhaltens aufgestie en. Die Welt darf nicht stille sie n, rnan muß uns draußen daran glauben lassen, daß wir noch mitarbeiten am Leben, wie wir ei denen uhause einfliißen müssen, daß sie rntiiirnps sen sollen. So wird uns nichts tren nm, und wir werden auch jeyt ge meinsam vorwärts gehen« · Gertrud fühlte sich ganz durch wiirrnt von feinem Denleu. Reue Werte fliegen in ihr aus und nie i r. Cng wie noch nie hatte sie teil an der« Zeit. «Ja," sagte er mit einem Spin Ibttbenblick aus dem AugenwinteL »dem aus diesen Gründen allen freue ich mich, daß Sie —— warten Sie! —- also zwölf Jahre älter sind als ich und nicht mehr die geringste sdinneigung zum Hängczops verra ten Meinen Sie nicht, wir sollten es doch ein wenig miteinander pro bxren —- lassen Sie daraus doch werden, was mag! Vielleicht weht des Krieg mit der Sense dazwischen —- vielleicht können wir uns in einem Jahr nicht mehr ausstehen, aber um iiberlebt zu sein, muß ein Zustand doch durchgelebt werden! Jetzt sind wir mitten drin! Lassen Sie uns doch an die Freude der Minute "glauben!... oder... bin ich Jhnen zu jung?« ’ «Zu jung?«. Sie lachte aus. »Ge rade Ihre Jugend und Jhre Sorg losigieit ist mir das liebste an Ih nen! Jch bin gerade alt genug, mit Befriedigung Freude an der Jugend haben zu können — solange man selbst noch zu ties in ihr steht, wagt man es nicht« aber wenn die eigene Lust vorbei ist, wärmt man sich an der anderen und ist immerhin noch jung genug, um mit ihr sroh sein zu tönnen.· sw- . « « mit-— »wu- Uszruu qutcu und auc eht « meinte er andächiig, »man ist fast versucht, es nicht für ganz» echt zu halten! Oh, Verzeihung, ich ersterbe natürlich schon in schilt-i digek Elysium-« .« E: hielt sei-! chelnd inne. als sie ihm mit deinl Finger drohte, »denn sehen Sie, Fräulein Wagner, wir tönnenj Kriegstamernden gebrauchen... al-. ler Art —- wollen Sie meiner sein?'«« Etwas zaghast streckte er ihr die Hand hin und sah sie treuherzig an. Gertrud legte mit weichem Druck die ihre hinein. J »Von heissen gern! Das ist ein liebes Wortl« »Ich weiß wohl,« sagte er mit einem hübschen Lächeln, »daß Jhre negative Eitelkeit es nicht zuläßt. daß irgend etwas an Ihnen nur genügend ist, alles ist längst hin ter dem Erwarten Und alles nicht ausreichend für Jhre Wünsche — aber wenn ich mit jugendlicher Be-? scheidenheit daran Genüge finde, soJ kann das doch beruhigend für Siel sein?« l Gertrud drohte ihm wieder. »Herr» Kamerad!'« Doch sie hielt weil er strahlend beide Hände zuil sammeiilegte. i »So, das war hübsch!« »Mein lieber Kamerad,« sagte sie warm, mit einem guten Blick, »ich will nicht vergessen, daß dieser Krieg allgemeine Kameradschast lehrt, die» jeder im Augenblick bedarf, und; nicht für später -- und eine volle» und ganze Kaineradschast —- ohnej Aengstlichteit und lleinliche Zweifel,j und es beglückt mich, daß Sie dieJ wollen« ,,Sehen Sie,« sagte er pathe tisch, »das alles lag nicht im Ei der Leda, sondern in der grauen Haube verborgen!«, und sie lach ten zusammen Am Abend fuhr Klauz Riitner zurück, und Gertrud begleitete ihn zum Zuge. »So macht man den Werber! Ha be ich nicht einen lieben Kameraden genötigt, zur Fahne zu schwören?« .Und er wird die Treue halten!« sagte Gertrud ernst. Sie drückten sich noch einmal die hände, dann sprang er auf. Jetzt begann der Zug zu rollen. sEr leg te die band an die Mütze, und ich Jsah seinen festen, vor Lebensfreude strahlenden Blick, und sie stand und schaute, bis das Grau der Unisorni verschwamm. «Kriegstameradschasl!« sagte sie halblaut vor sich hin. »Mithelsen!« —---—.- —- . —- Fiindetmnnd Mama izu der kleinen Elsa, die Znhnschnier,3en hat): Aber, Kind, weine doch nicht so, es wird ja vorübergehen! Elsa (heulend): »Ja, Monm, du hast gut reden; wenn dir die Zähne weh tun, nimmst dsi sie 'raus! —Auch einguter Freund. A.: Rennen Sie vielleicht jenen Herrn dari? V.: Ei, versteht sich, das ist ja ein sehr guter Freund von mir. A.: Möchten Sie mich ihm viel leicht vorsieilenii B·: Natürlich, sehr gern, sapper lvt, wenn ich jeht nur schnell wüßte, wie et heißt! s— Te le p h onfchmerzem Jettchen birgt errötend den Kopf an der Brust ihrer Mutter-. »Mama, heute machte mir jemand per Tele phon einen iralscnirag«. »Nun, un T« —- »Ach, mein ewiges Pech! Es war eine falsche Verbin bringt« Guts-wohn Firicgsslizch von Julius Götz T.r Oberjiiger Aner SennbaUs cher des Tiroler LandesschiitzenMess ginients kroch auf Händen und Fü-· ßen aus der »Pension Meran«. So hatten nämlich die warteten Aelpler ihre ans Stroh und Banmgeäst er richtete Deckung getauft. Jn ihr, einen Büchsenschuß weit vom Feind, lagerten sie, acht Mann unter dem Befehl Sennbcichers, nun fast schon eine volle Woche hindurch als einer der äußersten Vorposten. Unverzagt und in bester Laune erfüllten die braven Landesschützen ihre schwere Soldatenpflicht —- ein taiserireueH und todesmutiges Herz schlug in je dem in der Brust. Lachend und die geliebte Pfeife zwifchen den Zähnen, bliitten sie ihrem Zugskommandanten nach, der sich jetzt hinter dem niederen Aus fchlups zu seiner ganzen ftattlichen Höhe aufrichtete und nach allen Sei ten eifrige Umschau hielt. Ein langbärtiger Refervejiiger» eine wahre Andreas hofenGestaltJ der vordem als biederer Weinbaueks im Bozener Bezirk geschafft hatte,. rief Sennbacher übermütig zu: T »Siagst eppas scho in General Cadorna tummen?« Der Oderjager mußte nun-natur lich lachen. Denn tein einziger Al pini war weit und breit zu sehen... Unv. nach einer Weile tappte Sennbacher wieder in den Unter stand hinab. Die Kameraden sa ßen dort dicht zusammengedriingt im warmen Stroh. Ein blutjunger Gefreiter —- friiher Kellner in Gus sensaß —- braute einen »aber schon tadellosen« Rassen und der Bozener Reservejäger verstieg sich im Hin bliet aus diese annehmbare Jause zu einem kräftigen Jodler. ,,Sell is recht!« meinte er und hielt als erster die Menagescvale zur Füllung hin... Die Stimmung unter den Soldaten wurde immer fröhlichen Einer sang, begleitet von ;einer rasch verfertigten But-weige -ein lustiges Liedl. Es tam darin etwas von einer grünen, blumen übersöeten Alm und einer schönen Sennerin vor, und schloß mit dem innigen Wunsch eines ersehnten und erhossten Wiedersehens... I Reicher Beifall lohnte den Sau-J ger. Manch Auge schimmerte feucht,1 mancher Blick schien in eine gut ver-« traute Weite zu wandern. Jeder ge dachte der teuren Heimat-» Der junge Erfreue suchte feine; Mundharmonila hervor. Und deri Oberjäger Sennbacher gab, unter-i stützt von dem mächtigen Baß deHJ Bozeners, einen launigen Vierzeilers nach dem anderen zum besten: s ,,Wann’st mal zu mir iimmst, « As’d geh’n met nach Jmst. Da lriagst bei der Post Den allerbesti Most . . »Sechg Ochs«n, vier Ros;’ Und a Hang tvia a Schloß Und a Dirndetl, a hübsch’5, Sunst wiinscht i mir nix!" i Aber auch finnige nnd schönetZei-: malslieder stimmten die Landes-; schützen nach diesen Vierzeilern anJ die ersichtlich Herz und Sinn der? Soldaten bewegten. Sie sangen vomi Helden-ritt von Passeier, der qu Mantua in Banden war und diez etgreifende Melodie dieser volks-» tiimlichen Weise schloß mit den weh-s mütig ver-klingenden Worten »Leb’ wohl, mein Land Tirol —«» Die gemiitvolle Ruhepause in der! ,,Pension Meran« wurde jäh gestört i Schrill läutele das Feldtelephon in Lied wie Wort herein. Sennbacher eilte an den Appa rat. »Ein italienischer Flieger ist ge sichtet worden!« so vernahm er nun. »Er dürfte bald über eure Stellung gelangen. Habt acht. Ge gedenensalls beschieszen!« »Ja Befehlt« antwortete der Oberjiiger. Dann runette es wieder durch on Hörmnschel, die Verbindung war be teits wieder aneftelli. Sennbacher verständigte die Kn mernden· Jm Nu hatte jeder Mann sein Gewehr ergriffen, und alles drängte zum Ausgang. Von dort spähten sie zum klaren Herbstbims mel empor. Da erklang auf einmal Stunka chers Kommandot »Schnell verber gen!«, uni- eilig suchten die Lan desschützen unter dem dichten Laub dach des Unterftnndes Deckung. Der welsche Pilot strich ernde das Tal dort unten ab, fe e sich immer tiefer zur Riederung... Ein paar cerzlchläge vergingen noch, dann vernahm man deutlich ein v schwirrendes, wie aus den Wollen kommenden gewaltiges Brummen und Surren.« Und im nächsten Augenblick tauchte auch schon das seindliche Flugzeng iiber dem dunk len Strich eines angrenzenden Wald stiicles aus« Ein unheimlicher Rie senvogel, der gespenstig über weiße Bergesgipfel flatterte, mit sichtbar-er Hast durch die Lust schwirrte». Das rntternde Arbeiten des Mototö wurde immer deutlicher hörbar. Es llnng wie dns schwersiillige Gesumm einer großen streichenden Hummel Der junge Geireite wollte schon sein Gewehr an die Wange reißen. Sennbncher bemerkte es... »Nicht schießen!« warnte er ganz aufgeregt. »Noch nicht!« Er wandte sich an die Kamera den, sagte mit lauter, besehlender Stimme: »Wir müssen den Flieget bis dicht vor uns kommen lassen-. Sonst haben wir kein sicheres Ziel — und er noch Zeit zu einer reiten den Flucht! — Jch werde schon selbst den Befehl zur Beschieszung geben. Und merkt euch:. ein jeder soll so genau als nur möglich zie len!'«« —- — Der schwarze, surrende Riesenvos gel tarn näher und näher.... Schon erkannte man seine Bau art, es war die eines Eindeckers neuester Konstruktion. Jetzt sah Sennbachers scharfes Auge sogar die italienische Flagge, wie ein winzi ges buntes Pünttchen vor der Steu erung — und nun hing der feind liche Flieger dicht über all ihren Köpfen am Himmel, scheinbar ganz bewegungslos und wie in den Wol ten sestgeschraubt... Da durchrifz Sennbachers weittö nendes Kommando alle Stille und Erwartung: ,,«’5enet!« Jäh hoben sich die Gewehrläuse und eins, zwei, drei Setunden noch —- unv dann trachte die erste Salve. Aus blaugrauem Pulverdarnps, der gleich einem Schleier über das Berg- « -land dahinwallte, zungelten feurige Blitze Und Salve auf Salve tnats :terten nun"los, bis aus einmal der große duntle Vogel dort oben ins Wanken geriet. Mit feinen Flü geln wie verzweifelt um sich schla gend, glitt er in sausendenr Absturz nieder — — Hurra!« rief Sennbacher. »Dur ra, den haben wir!« Als erster eilte er der taum hun dert Meter entfernten Stelle zu, an der nun die Trümmer des völlig vernichteten Flugzeuges aus dem grünen Waldgrund emporraglen . . . Ein schreckhafter Anblick bot sich dort den bald anlangenden Solda ten. Wie verstrictt in Drähte und verbogene Eifenteile des zertrüm nierten Apparates ruhte ein zucken des, blutiges Etwas... Ein fast sorinlofer, sleifchiger Klumpen,über rieselt von kleinen, quillend-en, ro ten Strömen — der italienische Mi litärpilot... Ein junger Offizier, der seinen Wagemut mit dem Leben bezahlend, in den letzten Zügen lag. Seine Gliedniassen waren zer schmettert, seine Brust wie zer quetscht und der linte Unterarm ge trennt vom Körper... Aber in dem marmorsahlen Gesicht standen noch die Augen osfen... Sennbacher beugte sich zu dem Sterbcnden herab — da bewegten sich dessen Lippen· Leise, unver ständliche Worte hauchten die ..... dann lief ein Zucken durch diesen zerrissenen, blutigen Menschenleib — der Jtaliener war tot. Der Oberjäger drückte dem ver schiedenen Feind die Augen zu und saltete seine Hände. Und der lang bärtige Landesschütze aus Bozen be deckte die Leiche mit einem Mantel. Eine Stunde später wurde der italienische Pilot an der nämlichen Stelle begraben. Sennbacher trieb ein schlichtes Holzkreuz in den Bo den, und die Tiroler verrichteten ein turzes Gebet — für die Seelenruhe des Feindes . . »So bitterlich Schweres muß man in diesem Krieg erleben!« sagte Sennbacher zum Bozener Reservefo ger, wie sie als die letzten diese traurige Stätte verließen »Aber wir wollen trachten, auch in diesem furchtbaren Krieg, so oft es nur geht, unsere Menschen«-. nnd Chri stenpflicht zu erfüllen. Nicht wahr-« Der andere nickte nur stumm Doch ihre Hände fanden sich zu einein festen,« wie beschwörenden Druck... ---.-· — Teilnahme. Hausfrau: »Auguste, —- Sie können mir etwas Tee lachen, — ich habe heute schon wieder mein altes Seitenftechen!« Auguste: »heerjott, Madamm. — machen Se man bloß teene Jefchichten nich, — mir hat heut nacht ooch schon tunnetzu von Ihre Beerdijunt k Mith«