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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 4, 1916)
XI M. Von Heide Schiner-» Ein Brustschnß hatte feimin Dranfgiingetimn an der Frost ein vorzeitiges Ende bereitet und ais er genesen war, rief man ihn in ein militäeiiches Amt der Fanptstadt Nachdem er feine tseperli en Kräfte fürs Vaterland erschöpft hatte, durfte et ihm auch noch die Geiste-klafft weihen. Und das tat er nun in un verdeoffmer Heiterkeit; glücklich, auch als Felduntangticher nach auf ver kentwprtiichetn Posten ftehen zu Jiirs en. Auf die Minute pünkt!ich, fuhr er monateiang sehe früh morgens zum Amt, Stets die gleiche Untergrund bahn holte ihn ans feinem Vorart ins Getriebe der Leipziger Straße, und ftets die gleichen Leutchen hause er Gelegenheit, mit seinen fröhlichen, ein wenig fpöttifchen Augen zu be trachten. Aber feine fast jungenhafte Lebensfreude kam hierbei nicht recht auf ihre Kasten. denn meift waren es s langweilige Typen zeitungstefens der, geschäftsbedachter Kaufleute, die um ihn herurn standen nnd saßen, nnd deren tieine Eigenheiien er gar zu schnell answendig gelernt hatte. Ab nnd zu fanden fich auch ein panr praktifche, d. h. ftiih ini Zentrmn ihre Eintänfe beforgende hanöiranen ein, aber auch diese waren Ineift ein gehiilli in eine Sphäre so gefchäftigen Rechnens nnd Ueberiegeni, daß sein Interesse an ihnen fiih schnell legte, seihft wenn sie hiibsch unt-Jung wa ren. So stand er denn einfi, wie immer mit im Wintermantel tief vergrabe nen Händen in seinem Eckchen neben der Tür des Schaffners und «döfie' vor fieh hin. Es gab ja doch nichts zu sehen. - « « Doch halt. lxr gao sich einen inner. Famos. Heute lohnte sich die Fahrt! — Eine Dame, groß und schlank. wie er selber, ging langsam an itnn vorbei und setzte sich in die hinterste Ecke des kleinen Abteils. Sie war in schlichtes Schwarz gekleidet und schaute mit stillem Blick um sich. Er lächelte, als auch sie keine Ausnahme von allen Menschen machte, mit de nen er zusammentraf: ihr Auge ging nachdentlich an dem Karmesinrot sei ner Beintleider hinab und haftete dann mit ein klein wenig Hochach tung aus seinem Gesichte. Ein leiser, sieghaster Uebermut in ihm zwang ihn, diesen Blick abzu warten und auszufangen, und nun den eigenen ties in ihre großen blau "en" Klagen zu tauchen. Aber dann schaute sie nicht mehr aus, nnd nachdem er sie während der nicht ganz kurzen Fahrt noch recht andiichtig betrachtet hatte, verlor er sie beim Aussteigen ans den Augen Schade! Er hätte zu gerne ge wußt, wer sie spar. Wie aber llopste nun das leicht entzündliche Her-z des fröhlichen Hans d. Siegen, als er am nächsten Morgen sie wiederum in ihrem Ect chen vorfand! Wie selbstverständlich schritt er schnell aus sie zu und setzte sich ihr gegenüber Einen ganz ra schen kleinen Blick liess sie über ihn hinsliegen, dann tat sie wieder sehr still und til-erblickte mit ruhiger Si cherheit die andern Anwesenden Aber ihre Mundesinlel zucktern ohne daß sie es mußte, und verrieten ihm, daß sie heiterer und schelmischer war« als sie zu zeigen gewillt war. Vergeblich jedoch versuchte er, Busche zu schla gen mit seinen Blicken in ihre ru hige, selbstbewußte Zurückhaltung und siir heute mußte er sich zufrie dengeben mit der Hassnung, zu er fahren« wohin ihr Weg sie siihrr. Er srohloeite, als er es sah! Sie hatten den gleichen Weg, und dicht neben dem Tor, das zu seinen Ar beitstätigkeit führte, öffnete ein Psiirtrm sür sie ein sast gleiches Tot, das zum Abgeordnetenhaus führte Jn dessen ungeheuren Stockwerten send Räumen waren ungezählte Ub teilungen freiwilliger Kriegssiirsorae umgebracht, nnd es loor silr ihn nicht schwer zu erraten, daß auch Ich einein dieser Liebe-werte seie. " Ill tI Fahrt it . und ein f- emZeiss-er a trotzt oben-4 Mattchu Mc due-! Ei kaute sich qui ol K Wiese ein-schulm- qui Und nun begann eine seltsame, eine wunderliche Zeit Sie saßen sich gegenüber als fä hen sie sich nicht. Sie gingen hinter einander her, als fühlten sie sich nicht. Und über ihren Gesichtern, sh ren Bewegungen lag die felbsisichere Ruhe wohlerzogener Menschen. Aber er wnrb um sie, und er wußte, daß sie ei fühlte. Er fühlte sich gebändigt durch ihre kühle Ruhe, und doch stürmte in ihm eine heiße Ungeduld. Seine Blicke waren niht unbescheiden, und doch heischten sie Antwort Er brachte die Bücher mit. die er liebte, und wenn sie eintrat, «las« er emsig. Aber nachdem er ihr Geie gegeben hatte- vie Titel zu konnten ans ihren Ziigen elilefen, si He feine Lief-singe konnte nnd fresse sich an ihrem verständnis Oder-Weinensan Miet- Umstand-te Objett seiner fröhlichen Liebenswiir digieit, sondern einein til-ten Wesen mit großen blauen n, drs manchmal ganz unbewußt herüber schaute uO dene Geplauder lauschte Aber alles das half ihm nicht zu der Würd-leih diese sikrchterliche ge sellschaftliche Kluft des Nichtlennend »Hu iiberbriiclety und er ersann einen Ueberrurnpelungsplan Als eines Morgens wichtige und frohe Kriegsnachrichten in den Blät tern standen, tauste er sich die neueste Zeitung, und als sie in den Wagen schli, Hut It dcls Blatt so, daß scm Gegenüber »mitlesen"— konnte Selig tonstatierte er, dasz sie «daraus hin einsiel«, und als sie nun in harm lpsigteit sich vertieste in die Reuig leiten. da tnisste er pliihlich heimtiit tisch die Zeitung, schlug sie zusam men, daß sie nicht mehr rnitlesen konnte, und strahlte sein derbliisftes und ertapptes Gegenüber mit haben hast lecketn Lächeln an. Da huschte »ein unbewachtes lustiges Lachen auch über ihr junges Gesicht. Doch — ach — ehe er diese gemeinsame Heiterleit wie er gehofft, ausnutzen tannte, in dem er ihr die Zeitung höslich zur Verfügung stellte, stand sie langsam aus und stieg an der nächsten halte stelle aus. Am nächsten Tage saß sie sehe still wieder aus ihrem alten Platz, aber im Laufe der Fahrt zog sie wie um besser den Schleier umnesteln zu tön nen, den rechten Dandschuh ab. Da sah er einen Trauring an ihrer Hand und wußte nicht« warum ihm die Welt so grau war heute. Einen Augenblick zwar tam noch sein alter Schall zum Durchbruch er markierte einen Schnupsen und lzog. um das Taschentuch zu suchen, jedenfalls den Handschuh aus« Aber als er nun ihre ernsihasten Augen aus seiner unberingten Rechten ruhen fühlte, da verging ihm das Lächeln, und ein wilder Schmerz war in sei ner Seele. Gattin also. — Und der Mann wohl im Felde. Daher die seeie Zeit die der Allgemeinheit gewidmet wer den lonnte Und daher auch der Ernst »in dem lieben« geliebten Gesicht O I I Weihnachten stand vor der Tür. Der Regenwinter der Großsiudt hatte seiner noch nicht wieder ganz festen Gesundheit doch mehr zugesetzt, als gesahrlos war. So erhielt er zwei Wochen Urlaub, um sich in rei ner, klarer Winterlust zu erholen. Er wählte sich seinen geliebten Feldberg im Schwarzwald aus und war hold dahin unterwegs, in der hoffnung. daß dieser töstliehste aller deutschen Mittels-rege eine noch grö ßere Wunde heilen möge- als die oon der welschen Kugel in seine Brust gerissenr. han« von Siegen trat vor das Kurhaus. Gestern war er angekom men. Nicht in dröhnendem Schweigen, wie in der Alpenwelt, lagen die Schneeberge ihm zu Füßen. Jn sanf ten nnd — ach —- so friedlichen Mel-· len wogte der Schwarzwald unter der tiefen, schweigean Schneehiille, die alle hätten verborg, und jubeln den Blickes umspann der Sees-stob »ter die unermeßlichen Weiten, die Zwar nicht sein Fuß ermessen sollte I-— er wollte sich wirllich nur der Er lholteng widmen —- die doch aber sein sAuge und seine Seele genießen durs ten. ,,.s)crrgott im Himmel! Des noch einmal erleben zu diirfens Nicht tot unter der Erde liegen zu müssen, sondern zu atmen! Zu leben!" » anrijnstig breitete er die Arme aus und stürmte dann hinaus in den iSchner. Zuerst ums ,,sllöpsle«! Um ;die lleine Höhe, die umkreist wird ;von dem entzückendslem schmalsten, sverschlviegensten Beegpsädchen, das Fnur je ein deutscher Romontiter sich khätte ersinnen können· Anfangs führte die Steige ossen an lvelligem Wulvsaume entlang; hans aber strebte ungeduldig weiter, und als dann das mutlvillige Pfäh chen tief hinunter tauchte ins phans Itastische Gewirr märchenhast ver schneiter Waldejbickichte, da wurde sein Eilen zu seligem Zaudern und leise tastendern hinschreitem daß er die heilige Stille nicht störe, und daß er nicht eine einzige der tausend Schönheiten versäume· Träumend wandelte der sonst so Mutwillige durch die Winterwundee, die märchenschönen, und träumend dachte er der lieben Frau, die er hier in all ver Weihe vergessen wollte, träumend sah er sie vor sich stehen« Oder: träumte er etwa nichtfhans fuhr sich mit der Hand über die Augen« er blickte sich hilflos um, sich zu überzeugen, daß er nicht an Wahnerscheinungeu leide —- qber das Bild, das vor ihm war, sie-nd still und riihrte sich nicht und« ließ sich von ihm betrachten· als sei ei selber aller Bean beraubt. Sie, an die er eben sedgcht hatte, stunddutndemen Pfui-ever noch tlesee Ia ihr unterließ ver ihnende ,lvieee,diengenl haster Ueber-nat durchßröinie ihn plötzlich aufs neue, nnd er lachte ein lautes seliges Lachen. Also dann Lebte da oben bochr immer nach der inn- eeinae ngcht Rappe-n- de neigen Kindern ihre Wänsche er JHM Ost-— artig war er gemessen aber freilich —- nun wollte er sein Geschenk auch in beide Hände neh men nnd ein glucktiches Dante .schiia« sagen. s Hans überlegte. Nun mußte er sie kspreehm Heute noch. Diese Stunde noch Wenn er sich eilte. konnte er den Runbweg ums »Ist-sie" früher beendigt haben alt sie, die ihn umge kehrt machte. Er konnte ihr noch rin Stückchen entgegengehen, und am Waldrande,·lvo das Wilbgatter war, da tonnte sie ihm nicht ausweichen. Er stürmte los, nnd tausend Sprühteuselchen blihten aus seinen Augen. als er sich die Begegnung animaltr. Wahrlich nein! Er wollte nichts Unrechtez von ihr. Er wollte ihre Ruhe nicht stören. die sie hier such-n mochte! Das Weltenschicksal, der Krieg« hatte auch ihn, ben sriiher so Ungebiirbigen, gebändigt und seinem Wollen die Reinheit eines durch Leib Geliiuterten gegeben. Aber als Ka merabin durste er sie sich erbittert und als Gefährtin fiir ein paar wunder schöne Wintertage. Er sah es ihr an: sie tonnte mehr als andere Frauen. Sie konnte Ka meradschast halten« nnd ein Schust wollte er sein, wenn er nicht ein eh renhafter Kerl ihr gegenüber bkteln Da tam sie! Wie viel schöner sie .tvar, nun sie das schlichte Schwarz lmit bem töstlichen Weiß des Nobel tletdes vertauscht hattet Das herz himmerte ihm, aber in äußerster Ruhe ließ et sie aus sich zutoimnern und grüßte sie bann, während pas trete, getötete Gesicht ihm vor Schalt heit strahlte. « hieb —- beste Verteidigung,« lsurnmte es ihm noch schnell durch ben Kopf. und dann überschüttete er sie Jtnit sein-en herausgesprudelten Wer ?:ten I »Das müssen Sie doch selbsi zuge ben, gnädigsie rau, daß ich mich sbisher der bei en gesellschaftlichen Formen — der versiixienl —- beflei ßigi habe.« Ein schelmisches Lächeln strahlte ihn an. »Aber — nicht wahr —- bier in der freien Gottesnaiur so ein schnödes Menschenweri beizube halten, das wäre doch eine schand bare Stillvsigleiil Das finden Sie doch auch?« — Mit glockenhellem La chen streckte sie ihm die Hand ent gegen. —- .Und wenn Sie im übri gen mir trotzdem den leisesien Vor wurs machen zu müssen glauben, so jtveise ich den aus« allerentschiedenste zurück! Denn aus der ganzen Erde gibt es nur einen, den man schelten müßte jawdhl einen! Wie iann man eine so junge, so schöne, so kluge Frau täglich allein monateiang in die .Gesabren der Großsiadt« sich stürzen lassen! Und wie kann man diese selbe Frau allein am herrlich sten aller Wintermargen sich in die Gefahren des romantischen »Mit-sk Weges« sich stürzen lassen! Ja, der einzige Schuldige an unseren Begegi nungen ist« — einen Scherz erwar tend, blickte sie lächelnd zu ihm bin iiber — »ist Jhr Gatte, gnädigste Frau, der Sie nicht gut genug behiis iet. « —- —— —- s Mit einem Wehelaut war sie zu rückgewichem und jah unterbrach er sein lustiges Plaudern. »Ich siehe Sie an, womit habe ich Sie verleszi?« l Sie wehrte ioehmutig ad. . »Sie lonnten es wohl wirklich nicht wissen. Das tonimr, weil der Feind mir nicht einmal seinen Trau ring gelassen hat. —- Mein Mann »siel an Ihr Aamerad schon vor mehr als einem Jahre bei Lüitich, und daß ich die Tage vor Weihnachten hier saus dem Feldberg verleden will, soll Imein Gedenlsest an ihn sein; denn ihier haben wir uns vor sieben Jah )ren kennen gelernt. und hier haben wir den Bund siir die Ewigkeit ge schlossen, für eine Ewigkeit, die nur sechs Lenze dauern sollte.« - Maß mit geschlossenen Augen stand sie vor ihm und sprach in ihrer ruhigen Weise. Er aber starrte sie wie im Jrrtum an und suchte nicht einmal nach einem Wort der Ent schuldigung. Nur die Hand, beide hönde küßte er ihr, dann stürzte er or t. An diesem Tage sahen sie sich nicht mehr, nnd auch am nächsten mieden sie sich. Ader abends aus der Ter rasse unter dem Sternenhimmel stan den sie plöylith nebeneinander-. »Wir müssen doch wohl verwaudie Seelen haben, daß wir uns gerade jetzt hier draußen iressen.« sagte et in freundlicher Bescheidenheit. .’Sie nickte leise. »O ja, wir sind uns ja auch so ähnlich.' - Ueberrascht schaute er sie an. »Aber Sie kennen und wissen Ä nichts von rnit, meine gnädig Manne wollen Sie- das beurteilen ? Mii l « MEitetl W- lsik INÆW sÆk »An- W Erfahrung herauf und zu diese-is Zwecke erlaubte ich mir ja damals auch, die Sachen mitzu bringen. eine Gniidigfte.· , .» l Sie te - Mgens und spukte wieder in. Er aber fuhr sortt Naniwa-in es Beiw. von Dächern aus die Menschen zu schlie ssen, als von den Menschen nus Bit -cher. Jch möchte einer weisen Frau seine Preissrage stellen. Als ich uni ersten Mohilnmchungstage ins Feld ging. mochte ich nicht den miser schließen, ohne rnir ein liebes Buch mitzunehmen Aue dein einen wur den aber drei. Kann die weise Frau mir sagen, inn- ich mir mit in den Krieg genommen habe? Ich will ve rnerien, daß ich keines der drei Werte mit aus die Fahrt in der Unter grundbnhn« genommen habe-« Er sah. ioie ein leichtes Beben durch Frau Eddns Gestalt ging; sie machte eine nngestiirne Bewegung und sagte mit leiser, erregter Stirn me: »Wenn Sie wüßten. wie emiach rnir ihre Frage erscheint! So ein-— sach, daß ich sost an der Richtigkeit meiner Antwort zweifeln möchte weil sie mir zu wenig Mühe wkcht.« Sie holte ties Atem. Dann sagte sie schnell: «Zuerst legten Sie den »Jurist« in den Kosserk Er nielte wortloQ »Dann besonnen Sie sich aus dei «Zarathustra«.« « Jn heißer Verehrung sah er sie sm «Auch richtig. Und zum Schlußs« s Nun blickte sie ihn doch scheu an usw« Zögertr. »Das dritte Buch will ich nicht nennen.« Sein Atem ging in wilder Er reguzicfx » »O so wissen Sie auch das dritte! Und ich will. das-« Sie es beim Pia-z nien nennen.« ; Und leise sliisterten ihre zucken-mit Lippen: »Hei-en Sie in jener Stun de toohl auch, wie ich. den —- til-in lerischen —- Wert — der —- -—- — Nibel fühlen qelerrrti« — —- — e. i Wie ein heißes Geständnis aus eigenem Herzen, so hatten Frau Ed das leise Wortes gellungen. Und wie das Loslösen eines Geheimnisses, das am tiessten in seiner Seele ge schlummert hatte, so bebten ihre Worte in seiner Seele nach. Hätte er ihr jetzt, wie es ihn drängte, die hände geküßt, so wäre er an ihr niedergestürzt. Er zog sich weiter von ihr zurück und vergrub die heißen Hände in den inirschenden Schnee, der aus der Granitbrüstung lag. Aber auch sie stand erschüttert und fand nur langsam die Mast, sich ins haus zurückzuziehen »Frau Edda.« Seine Stimme llang ties, und sein Rus tanr wie aus weiter Ferne. Sie biieb stehen und wandte sich noch einmal zu ihm zurück. »Frau lädt-as Jch glaube, auch wir haben hier auf dem Feldberg in der Peihnachtsnacht einen Bund geschlos en.« Noch tieser grub er die Hände in den Schnee und blickte ihr nicht nach, als sie sich taumetnd ins Haus wandte. O I O um »Hei-neu Mag-m nach schrof loser Nacht, brach er frühzeitig zu einein langen Marsche aus. Als er heimtanr· lautete ein Schlitten an ihm voriiber. der seine Kameradin wieder in die Heimat trug. O d O Und als er nach zehn Tagen set nen Dienst und seine täglichen Fahr ten ins Amt wieder ausnahm, da sand er auch sie wieder in ihrem stil len Schwarz zur Liebedtiitigleit eilen Sie gaben sich ernst die hand und blickten sich ernst in die Augen und plauverten leise über leite Dinge. Jhre Seelen aber horchten nun hinaus ins Land, ab es nun bald Fiel-en werden möge; Frieden auch r sie beide. l Schüttelreimr. Einst sagte anspruchsvoll sie immer «nein« . Jeht siele so etwas ihr nimmer ein. Zu verlor Detr Spund die Mühe Und dann noch aus dein Mund die Spijm — Der Resrain Jn einer Mtttelqusse der Knabenschnle zu X. ’erklart der Lehrer: «Unter Resrqin Wer-sieht nian den Kehrreini am Schluß der Liederstrophe. Er be schließt also die Strophe, kehrt nach jeder Streiche wieder und drückt, wie innn wohl sogen dars, den eigentlichen Sinn des Liedes schars und kurz aus Wer weiß ein Beispiels« Der kleine Sehnt-er siit seinem Vater häufig in den Bierkeller kommt, entwertet sogleich siegesgewisir Eins« --ztvei —- drei —- Aufsat« —- Unbednchker Einwand Wie können Sie sich unterstehen, sich usw meinen hat zn seieni!« Das iik e eigene Schuld Der hat ge rt doch nicht ans den Bis-P , Fu einerklcinen Uni vers tlitsitadt Fremer »Daß bit-teTM noch keine Institution ha findet-a Im nii en Sie äkeremä state-ten Mächte-M halt z Ie- fee-leises i - Von cito zw. Der Obertehxer schreitet Zisneh die Tibe, W zttr Iii ««·ßtte. nnd ries: »Me. eilen ein wenig rnit dem Kasse. Jch muß zur Probe«. Dann drtickte .er das Schloß wie der ein und ging durch die gute Stu tse in sein Arbettozimmer zurüc Er war sichtbar ungeduldig. Er zog die len er war in zehn Minuten vier. Er hatte also noch zehn Minuten Zeit. Wenn der Kossee nicht tomtnen würde, müßte er, auch ohne getrunken zu haben, fortgehen. Die Probe tonnte nicht warten. Indessen nach wenigen Mr nuten brachte nie Wirtschnsterin, breit und behähig wie immer, aus ei nem großen Tat-lett Rossen Brot Butter und Honig. uno während sie es aus dem Tisch niederließ, meinte sie: »Der Herr Oberlehrer san halt gar so piinttlich.« Der Oberiehrer sehte sich zu Tisch, sich zittrig iiber die ergrauten Schlä sen streichend. »Ja. tiehe Luise, die Proben sind schwer und es tiappt noch nicht im geringsten. Einmal singt der Männerchor Pi- statt P, dann wieder die Frauen. Und vom Talt überhaupt leine Rede! Der IRrieg aber wird teine Ewigkei dau ern und höchste Eil. wäre vonnöten. Denn die Jungen müssen doch ihren iEmpsong hoben, wenn sie wiederkom Irnen nichti« »Der junge herr wird si a sreu’n, wenn net alles« tlappt. Wann er nur wieder z’ hanc ti.'« Der Oberlehrer strich mit Eile sein Butterbrot. Erstens handelt es sich nicht nur um meinen Franz . . . sondern um alle. Das ist also erstens. Und zweitens: Das Fest muß ganz einfach zustande lotnmen, et muß sogar phänomenal werden! So etwas erleben die Burschen, wir Alten nnd ganz Nensiedl nicht ein zweite-i Mal.«' .Eine Menge. meine Liede, eine ganze Menge. Da wird vor allem der Teiumphbogen sein. Den nimmt der Bürgermeister ganz aus eigene Restes-, weil sein Heinrich doch das Eises-ne Kreuz betommen hat« Fer net also am Marttplay das Kon zert, das ganz allein meine Jbee war . . . gemischter Chor nnp gros;es·Or chestee. . . Es gibt Arbeit, sage ich Ihnen, Luise, es gibt Arbeit! Aber wie wohl tut sie dochl Welch ein Zweeti Man stellt sich solche Vorbe reitungen immer leichter soe; aber sie nehmen einen tüchtig her. Gar, wenn man nicht mehr zu den Jünsten gehört, wie ich. . . Ja, wenn noch die einzelnen Mitwirtenven Berufs musiter wären. ja. das wäre etwas andresl Aber so! Da heißt ei« je dem —« Draußen ging die Glocke Und so ionnte der here Qberleheer seine Aussiiheungen nicht beenden. . «Schau'n Sie mal nach, wag los ist«. sagte er und machte sich mit neuer Eile an den Rassen Luise nahm noch im An4beuch die geleeete Kasseetanne mit and ging schnell aus dem Zimmer. Jm Votzimmer fragte sie sogleich, wer es denn sei, und erst, als sich ver Brieftkiiger gemeldet, sperrte sie die Tür aus« »Ein-as vom jungen Herrn vielleicht?« fragte sie; aber der Briesiriiger drückte ihr nur eine Karte in die hand, und wie sie, verwun dert iiber seine Schweigsamieit, noch zu ihm ausschanen wollte, hatte er sich schon abgewandt und ging die Stiegen eilig wieder hinab. Ein fremdes Gefühl tant sie an, da siel ihr Blick aus vie Karte hinab, sie la sie inr Augenblick und siel mit einem erstickten Ansichtei gegen den Tür psosten zurück. Die Sinne wollten ihr vergehen, die Hand fanl mit der Karte nieder, ihr Leib wurde schwer und es war ihr, als müßten die Itnie einbrechen und see schwer hinfallsen lassen. Da hörte sie aus der Wohnung die Schritte des Oberlehrerä kommen, und sie schob fich fchnell empor. Was tun? Um Gottes willen! Was tun? Was fageni Wie es ihm —- Was fdllte —7 Da wurde die Türe eilig geöffnet Der Obetlehrer trat heraus. ’ Er hatte fchdn den Ueberzieher an, nun nahm et mit einem Griff den drei ten fchwarzen hat vom Stauden »Alle ich tomme nach der Probe gleich wiedet'. sagte er nnd wandte sich zum Gehen. Da fiel fein Blick auf Luife, die noch immer in der Tür verharrte, mit einem Gesicht, das den lehten Blutsteapfen verlo ren hatte. aLuife, was. ist dennim irief er und war mit einem Schritt ibei ihr. Sie wollte etwas entgegnen. Ader tote sie es nicht vermochte, fuhr sie zu rück, mit entfeiten Augen. Dann· hatte er ihr die Karte aus der band gekiffen — Wie Luiie wieder zur Besinnung Lam, wie das Dunkel von den Au en est-wish fah fte ihn langsam, schritt fiie S itt, wieder der Woh nung-tits- znge . Sein Kopf hing tief wifchen den Schulteenk Ohne den t oder Mantel abzulegen, griff er t end nach der Klinke, drtiate fie fchwee nieder- öffnete. Noch ein mal schaute er zuriiet und fein altes mit der stille auf der ist-ar fen afe war zufammensefcheunwft wie das eines Irierh Er winkte tritt der Hand. .Schicken Sie hin ä W, tann nicht knr Probe stern Sie st Ho i · sei - i-, , f o H In seinem Ecksimmr lag ann die Juki-O Markttag-sonne, versions »der Stichling-. Ein goldener Kreis i wen-un ans dem Tisch, wo noch Geschirr stand, and Poean nnd Glas schimmerten beinahe Wanst . Der Oberlehrer schloß die Türe ihinter sich; hielt inne. Dann aber, als zöge das volle Licht an, de gann er plötzlich dein Fenster zuzu wanken. Nun hatte auch ihn das Biindel Sonne ereicht nnd da stand er nim, noch immer in Hut und EManteL und starrte auf den Platz zhinanQ s Jn diesen Minuten ging nichts in ihm vor. Als hätte der unerwartete sSchlag alles Bewußtsein in ihm ge jllischt. so stand er da, die leeren Augen inj Leere gerichtet, wobei sei gne Vand noch immer die Karte vor sich hinhielt. Jn diesen Minuten jwußtes er gar nichts. Daß die war "me Sonne iilser das Dach des »Wei szen Hahn-« sprühend herübersloß, ·daß sie den ganzen Platz über .schtoemmte. daß sie ihm ins Gesicht »stiirzte, er fühlte nichts. Jn diesen rSelunden hatte er vergessen, daß er Hhier stand. daß er atmete, daß er eine Karte erhalten und daß er sie in der shand hielt. Wie hätte er von der Welt um ihn wissen sollen? Aber wie « es. noch verharrte und .tiefer und tiefer eerlvren ging, da Ierdröhnte rnit einem Male die Lust Ivon einern jähen, sieghasten Chor. ,Mön:1ersiilnmen brachen stari aus, Estiegen empor, stiegen höher nnd wie sie mit einem einzigen Judel auf Eschnelltem da fielen die Trompeten ein« mit schnellem besahenden For Itissinm Der Oderlehrer war zurück "getaumelt. Es war, als hätte et et was Jähes erblickt, und nun wich er » Schrit siir Schritt zurück. Sein Gr sicht verzerrte sich. Die tausend Run zeln begannen zuzittern,urn die Na senitiigel vibriert- es, und mit einem Male —- als von drüben der Einsatz der qellen Mädchenftiinmrn kam — trehte er sich um und wars sich über den Tisch, heulend und die Fäuste sinnlos in das Holz schlagend. Um ihn aber war die ganze Welt Musik Von Wolle zu Wolke, von Baum zu Baum wogte sie dahin, und sie brach in das Zimmer ein, durch tsie Scheiben, durch die Mauern, nnd wogte darin, zwischen Wand und Wand. Der Oberlehrtr Schuller schrie manchmal anf, er preßte die lialtloten Hände ,gegen die Ohren. Aber die Musik war unaufhaltsam, und nun wurde sie toller-, immer tol ler, und endlich verwirrte »sie sich unrettbnr: um einen vollen Vierteltakt waren vie Männer den Frauen vor aus, aber keiner der Teile tchien es zu merten. sie fangen weiter, sie drittltenund nun verstiegen sich die Frauen wirklich ins Eis-, anstatt das P zu halten· Der Oberlelzrer stürzte ans vene Zimmer. »Sie sollen nicht singen. Luifr. Sie sollen nicht. Laufen Sie hinüber. Um Gottes willen. . .nicht singen . . mein Sohn. . . mein Sohn ist doch. . . Franz . . . Nicht singen! Laufen Sie doch fchon!« Sie hatte sich schon mit behenden Händen das Tuch um die breiten Schultern geworfen. Sie war sich selbst nicht schnell genug. Und stürzte dein Ausgang zu. Der Oberlehrer ließ sie nicht aus den Augen« er drdnate sie mit den Blicken. Doch wcir die Musik hier leiser. Durch die vie len Tiiren tarn sie, nur gebot-spit, nur von sernljeL lind wie hinter Luise die Türe lrachend zusiel, ver flogen die Trompetentlänge aufwärts und oerballten bibrierend uin einen halben Ton zu hoch. Luise lies die Stiegen hinab. Jhre Lippen zitterten, aus den Augen strömten dicke Tränen über die run den Wangen. Unten im« Flur aber« wo er sie sicher nicht mehr seben tonnt;, hielt sie still. Sie hob die Schürze mit beiden händen aus und nun legte sie ihr Gesicht hinein und schluchzte, endlich befreit, endlich un ausbaltsmn im Schmerz. Jbr brei ter Körper wankte und plötzlich wars fee den Kops zurück und schrie trei fchend aus. Da börte sie sich angerufen. Sie schaute durch die Tränen empor und sah oben. in der höbe der Treppe, den Oberlelsrer stehen. Er stiibie sich »mit beiden Finden an das Geländer. »Aber sein esicht war seht von eine« s starren Ruhe. Er neigte es zu ils hinunter, und ries: »Aber sagen Sie ;den herren, daß das nur siie heute gilt. . . Nein, siir morgen auch noch «. . behie. . . «a morgen· ». . ich weiß nicht: zwei, ret Tage vielleicht. . . . Daß ist spiiter natürlich. . . lspiiier . . . wieder-. . .Was ich über- ( inotnmen habe, dab. . . ons. . . habe ,ich eben ilbetnommen.« Sie verstand noch nicht ganz. Aber das Gesicht hatte sich schon roter-er sur ebeuqt. Poch bis-te sie ein paar schle sende Schritte Ibee sich sDemn eine stir, weiche lang engen tin-rein Sie borchte noä » es blieb still. - Da siiblte sie die ranen nieder tonnnerh Sie bettete vie Ist-. gegen die Aus-wand eilte dein . - Ul