Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 27, 1916, Sonntagsblatt, Image 9
Sonntag-statt de StaakS Art-Zeiger und Hei-old MYFSIIIUN ,Dvu —— 1800 Deter- iilser d I Beet-. « l Ein Feldvosrbries von der Lckolcr Sile-l ironi. · l Standort, im Februar Keine frassen Bilder werden hierj entrollt werden vorn Jammer denl Krieges, don Bini und Wunden« Schmerzensschreiem Wimmern undl Nöcheln zersepten Fleisches. Nur rein· sachlich soll vielmehr vie Organisa tion des Snnitätsdienstes geschildert werden« wie er von unserer Hamps gruppe gehandhabt wird. Jn erster Li- l nie denkt da der Leser wohl an dies Verwundetenfilrsorge. Die steht ruan gewiß ans dem Programm des Sms niiiirsselddiensies in der dort-erstens Reihe, nicht geringere Wichtigkeitj aber-, wenn nicht noch größere Be deutung, kommt im Kriege der Ges» sundheitspslege im allgemeinen zu.j Als bekannte Tatsache sieht ja sest,« daß bisher in allen großen Feldzü-. gen die Einbußen der heerc durchs Ertrantungen bei weitem die Ver-: luste durch den eigentlichen Waffen-l gnng überwogen haben. ! Einer unserer Leute hat unliingsd aus einer Feldposilnrte die launigej Bemerkung nach Hause gemeldet: »Hättest die Juni-me nicht die un-! rnaniers gelegentlich herzuschieszenH » -rnan tönnte sich hier wie irr einer Höhenlusttur siihlen." —- Der Mann! hat mit diesen Worten — unbewußt: wohl —- unserern Sanitiitsdienst das» höchstmögliche Lob gezollt. Nur» schwer stellt man sich vor, welche Un-i surnrne von Mühe und wart-sinnen Arbeit es kostet, unter sodiel Mann-s schast verschiedenen Alters nnd der-! schiedener Konstitutiom unter Leuten die zudem dei uns durchwegs schon 17 Kriegsdienstmonate hinter sich ha ben, einen befriedigenden Gesund heitszustand zu erzielen —- dei so engem Nebeneinanderleben, unter Strapazen, Wittesungsunbill und sonstigen Gesährdungen des Gebirgdiz kriegei. Ei rnag paradox tlingen, aber tatsächlich haben wohl Hundert tausende unserer Soldaten bisher noch sie svsstertisch geteilt. und so unter» ständiger Obhut des Arzte-, Gie jetzt im Kriege. Doch sehen wir uns zunächst die Oertlichteit an, wo in unserer Kampsgruppe die Fäden des- vielver «·rdeigten Sanitätödienstes zusammen lausen. Sieben wir nicht gerade aus dein Dauptwege durch die Stellung, an dem auch die Sanitätsstation liegt, wird ein Fremder gut daran tun, sich zum Gange dahin seine Steigeisen oorzuschnallen. Die Ver dindungspsade durch das Lager er scheinen zwar unseren Leuten recht tonrsortadel, siir einen dergsrernden Begleiter aber möchte ich doch lieber nicht einstehen. Arn Ende könnte noch unser dielbeschiistigter Herr Doktor rnit einem neuen Besuche zugleich schon einen Patienten mehr bekom MOII Unsere Sttnitätsstation liegt also, wie bereits bemerkt, nn dem Haupt wege durch die Stellung, und zwar am äußersten und geschütztesten Punkte in einer Rat-ein« ties in den Felsen eingesprengt. Nach Möglich ieit ist somit Vortehr getroffen, daß ein seindlicheg Geschoß nicht extra den Weg nuch hierher finde. Fehlen hen übrigens kann man zu unserer Sanitiitsstation nicht. Von weitem schon ist lagermärts die Fahnenstange sichtbar mit dem wehenden Banner des roten Kreuzes. Daneben grüßen zu beiden Seiten der Knoerne zwei eingepflanzte Tonnenbäurnchen den Besuchen Zwischen diesen schließt ein Verschlng aus Naturpsiihlen den Eingang in das Ietsengemach. Den Giebel bekleidet frisch-grünes Tan nenreisig. · Zur linken Hand ist der Raum site das ärztlicbe «Apparternent« ad geteilt. Mit Wellblech gedeut, die Wände mit roten Decken tapeziert, macht sich das iirztliche Zimmer sehr resdeitabeL Wohin man blickt, aus den Fischen. an den Wänden, in Nassettern Kisten, soeben, überall be zegnet das Auge iirztlichem, chirurgis Esther-n pbarmazeutischem Jnventnr. Ein transportndler Osen dient für die Beheizung, elektrisebe Beleuchtung ermöglicht präzise ärgtliche Arbeit auch bei Nacht. Der Feind fragt ja nicht nach der Stunde. Damit sieben wirssebon bei Kapitel Eins des Sanitiitsdienprs im Felde, die Verwundeteniztirsorgr. Vor al len Dingen ist du siik den raschesten Ineansport von Verwuan zur Sanitiitssiation nusreichend gesorgt. Aus den entfernte-n tote den nahen Stett ungen, sile den Wisle tote del dlöiticher Betchtedone lieben ge schulte Blessiertentrii aæer iederzei zeit riet-herein Wenn nö , wird dieses Lords noch durch eine Unzahl don idilnrbettern dersiett die hierzu Der Berwundete lonnnt als-, wenn angezeigt, bereite mit einem Rotvers band aus dein Verbandpiickchen, das jeder Mann stets bei sich tragen muß, zunächst zum Arzte in vie Sanitstss station· hier findet er rationelle Behandlung, tote sie elbe in den Kliniten der großen tnntennnstols ten im wesentlichen nicht anders und nicht besser eleiftet werden tann. Chirurgifche equifiten find in befter Beschaffenheit und reichlichft vorhan den· Von den Spezialinftruenenten angefangen bis zum bescheidensten Pflafterl fehlt da nichts,was vie ärzt liche Erfahrung file die Wunvbehanvi lung vorschreibt. Auf einer Stellage sehe ich einen Vorrat Tubea mit Te tnnussSerum, zur Schutzinjettion ge gen diefe furchtbare Wundinfettion, die bekanntlich in so vielen Fällen tödlich endet. Desgleichen ist in un ferer Sonitätsftation Mastive vor rätig, ebenfalls ein neues, aber be reits tlinifch befterprobtes Spezifi tum zur Fixierung der Wunden. Be sonders erwähnt feien auch die hie-; baren Glievfchienen, die sich vortreff lich bewährt haben. »Wir sind hie-", fagt unser Doktor, Assiftenzarzt Dr. Michael Engel aus Temesvar, »in mancher Hinsicht noch befser ausge stattet, als sogar manche Krunlenans stalten im Hinterlanvr. Denn alles beste Material kommt nnverziiatich zuerst an die Front." Jn allen nicht gerade ganz gering fügigen Verwundungsfällen bat der Blessierte bestimmungogemäß alsbald non der Sanitätsftelle in die nächste Krankenanftalt nach rückwärts zu kommen. Jst indes ein solcher Trans port untunlich, dann bleibt der Mann in der Sanitätsstation in Pflege. Decken fiir die stets srierenden Ver wundeten gibt es hier in Hülle und Fülle; Rognah Mineraltvässer, neue stens sogar tondensterte Milch, Scho tolade und Fruchtsäste versüßen dem Blessterten die bitteren Stunden des Wundlagers. Wohlgeordnet in Reib nnd Glied grüßen die aufgezählten Kostbarkeiten vom Regel herab, für so manchen Mart-den etn Gegenstand begebrlicher Wünsche Denn til-lieblich- long lang ist es ber, daß man um so lecke res Zeug, so rar jetzt, ganz einfach in den nächsten Laden zu springen brauchte. » Marode natürlich nnd Kranke er scheinen auch in der Sanitiitsstatiom vorschriftsgemäsz tagtäglich friih bei der Marodenvistte. Allerdings-, ihre Zahl ist geradezu unglaublich gering bei uns. Ein ganzes Arsenal von Büchsen, Flaschen, Dosen, Tuben u. f. w. repräsentiert die eigentliche Apotheke der Station; es fehlt somit auch nicht zur ersten Behandlung in terner Ertranlungen Sogar einen Rachenspiegel und einen Ohrenspiegel verzeichnet die Jnventarliste, ferner auch znhnärztliches Gerät. Nun aber endlich zu Kapitel Zwei —- wie die Dinge jetzt einmal stehen, dem bei weitem größeren Arbeitsfeld unseres Sanitätsdienstes hier. Wirklich ftauneniwert ist« was da geleistet wird. Jmpfungen und Nach lontrotle der desungen, ständige Nahrungsmittel- und Wasserlcntrolle. regelmäßige allgemeine Untersuchun gen auf Jnfettionslranlheitem uner müdliche Belehrung der Mannschast, rastlose Acht auf Reinlichteit in La trinen, Untertiinften, Küchen, schließ lich ain Mann selbst, —- dat tviiren nnr so die Richtlinien dieses hoch wichtigen Dienstes auf dem Gebiete der modernen Hygiene und Seuchens Prophylaxis MI- scssb und «-msc-vfuscö unt .... .».. ».... ,,..-.»....,..,. -..» Assistenzarzt sein oekantwortungsvob les Amt nimmt, und zwar gerade in vuntto hygienischer Vorsorge, das be zeigt am besten sein — ihm übrigens wohlbetannter — Spiynamen im La ger, aus seine unermüdliche Latrinens inspizierung zurückführen-. Kommt ihm der einmal wieder zu Ohren, dann lächelt unser Doktor sein. Er weiss ja, vasz das im Grunde ein rech ter Ehrenname ist siir ihn. — Um ihn so zu titulieren, wie er es wohl verdiente und toie es sein Vatersname nahelegen würde, unseren »Staa Engel« etwa, puntto leiblicheo Wohl — dazu ist unsere Mannschast zu we nig sentitnental. Veranlassung dazu hätte sie reichlich; de sacto ist nämlich bisher in unserer Nampsgruppe lein einziger FranlensalL tatsächlich nicht eine ansteckende Ertranlung vorgekom men, seit des Olssistenzartei Juni tionjdauer, seit einem inteliahn Das spricht wohl sitr sich selbst genagt Auch teinen einzigen Fall von Er rierung hat unser Marodenbuch bis » r zu ver eichnen. Freilich hatten wir is nun einen allzu strengen Berg winter. Wie man weist, lommen aber oie meisten Grsrierungen durchaus nicht bei absonderlicher Kälte vor, die von selbst zu Schusmaßregeln an spornt. Speziell oor Erfrierungen schlist nur ständige wachsame Bartes-r Uinsonlt natürlich sollen solche Er Ufolge nicht in den Schoß. Kopfzerbres chen und Milhse kostet das hinreichend Dr. Engel läßt sich’5 als propbylattis schee Gefundheiisupoftel sogar an der mündlichen Propaganda allein nicht genug sein; et zeigt mit Ilugfchriften, Merlbliittet, Plalate u. a. die schwere Menge, mundgerecht und fchlagteäftig abgefaßt in ver Wirkung auf die Mannfchaft. »Noch dein Stuhlgang, «ooe dein Essen, hiinderoaschen nicht vergessen« —- «Fliegen verfchleppen Flecktnphus-, Cholera- und Ruhrleis rne von den frei umherliegenven Darmentleekungen" —- »Die Bekämp fung der Läufeplage« — »Die zehn Gebote bei großer Kälte« —- »Der Gebirgölrieg im Winter«, ein beson vers treffliches Merlblättchen für den Soldaten. Ein Fachschriftchen neuesten Da tums für Aerzte lommi mit auch vor Angen, über die jiingften Erfahrungen bei der Wundbehandlung: Ratschläge zur Hintonhaltung von Gelenlsvers steisungen bei Vetletzungen'«. —- Und ich staune, daß unser vielbeschästigtet Doktor noch Zeit findet, auch hier sich weiterzubilden wie daheim. Mit dem geschilderten Dienst allein ist es näm lich um sein Tagewerk nicht getan. Da gibt es jn auch noch schriftliche Arbeit genug: Jmpfliften und Krankenratv vorte, Erfordernisausgnbem Referate, Vorschläge usw. Mit besonderem Stolz verteer ten von unserer neuen Badeanstalt, vie zurzeit täglich der Eröffnung entge aensieht. Es ist ein veritables Warm bad mit einer Wäscherei —- ünd einer Desinfettionsabteilung Einen Des infettionsapparat mit Heißluft haben wir bereits seit langem;- der steht fleißig in Betrieb und säubert die Kleidunggstiicte von unerwiinschten, zinsfreien Mitbewohuern. Das Wasser beziehen wir in der Hauptstellung aus einer gefaßten Quelle und mittels eigenen Autzuges. Jn den höher gelegenen Stellungen, wo das Wasser durch den Trangvort leidet, wird die Mannschaft mit Mi neralwasser versorgt. Damit Schluß siir heute. Eine Be merkung aber lann ich mir zuguter ietzt nicht verbreiten- Wie ei wohl in puntto Sanitiitswesen bei unserem Gegner jetzt aussehen mag, den her ren Jtalienern? —- Was man so ge legentlich von Gefangenen hierüber er fährt, taugt gerade auf keinen Fleiß zettei. Auch erinnert man sich wohl der aussehenerregenden Anklage, die (im Frühjahr?) 1915 ein italienischer Professor laut werden ließ, ungehin dert von der italienischen Zensur; mich ein Geständnis! (,,Allgemeiner Tiroler Anzeiger«.) - Hundes III-un der Gurt-lea Miss Erziililnng bun Lislar von Hiibicln Der deutsche Ossizier streckte sich recht bequem auf der aus einer Strobfchiitte und darüber gebreite tem Mantel bestehenden Lagerstätte ause. Das auf dem rohen Herd brennende Feuer verbreitete eine recht brauchbare Wärme, während de: Rauch, der nur mühsam durch die Ballenriyen der Blockhiitte den Weg ins Freie sand, etwas weniger an genehm die Augen beizte. Durch die Rauchtringel seiner Zigarette blinzelte er zu dem österreichischen Kameraden herüber, der an der an deren Oüttentvand ein gleich kom fartables Lages inne batte und rnit tundigen Augen seinen Burschen bei der Bereitung eines kräftigen Tees beobachtete. Das Brodeln des Was sers in dem Blechgefäsz tlang an heimelnd durch das Sausen des Windes und eintöntge Klatfchen des Regens, der draußen mit gediegener Gründlichleit den serbischen Boden aufweichte. Die beiden Osfiziere hatten im Verlause des Krieges ge nügend Gelegenheit gehabt, Wind und Wetter in jeder Form und Gil te auszulostem um die ihnen zuteil gewordene bebagliche Stunde nicht voll einzuschähem Der Diener bot den Tee in zwei sehr verbeulten Blechbecherm doch konnte das primi tive Gefäß dem beißen Getränlnichts von seinem wohltätigen Einfluß rauben. Der Deutsche hob den Bes cher. »An diesem Sinnet Proft Kamerad!« Er tat einen mächtigen Schluck, dem der Oesterreicher ge wissenhast nachtum. »Ein hundewettey bas,« meinte der Deutsche, .mtr tun nur die ar men Kerle leid, die heut draußen sein müssen, der Gedanle an sie sit-et das eigene Behagenl' «Minut ich nicht sagent« gab der Oesterretcher philosophisch zur Ant wort. «Deut’ dir, morgen mir, ich beneide niemanden und bedaure nie manden. Wie es trifft, so fällti.«' Er bersentte sich in feinen Becher. »Na ial Glückssache, daö!« be stätigte der Deutsche, «tibrigens ba «ben wir uns unser Ruhestündcqen kehtlich verdient. War ne seine Sa chegestern mit den Serben. Kenne jetzt diese angenehme Völlerschast gründlich.« »Unsere Nachbarn, die wir stets mit Glaeehandschnhen angreifen mußten,« bernerlte ver Qesterreicher bitter. »Vorber hat uns lein Mensch, auch nicht tnDentschtand, geglaubt, wie wir ständig gereizt und provo ziert wurden. Ihr habt doch stets anständige Gegner gehabt. wir aber bösartige verschlagene Feinde, die alle Waffen für gerecht und kein menschliches oder göttliches Gesetz heilig halten. Jetzt leentet Ihr sie selber tennen.« »Na!« meinte der Deutsche, »mit der Anständigleit der Gegner war das auch mal so ne Sache. Gegen die Franzosen und Rassen will ich nichts sagen, die Morvbrennereien der Kosalen nebenbei, das ist so Eigenart der Rasse, die russische Li nie ift brav. Aber die Engländer, Kamerad, vie Engländer! Hetzen die uns einen ganzen Hagenbeck exoti scher Völkerschasten auf den Hals. Farbige gegen Weiße. Jst das an ständig? Da waren die farbigen Kämpfer für Old Englands Ehre, fast die besseren Menschen« Er schwieg eine Weile und lachte dann laut aus. »Ich will Ihnen die Geschichte von Sundra Ftban dem Gurthaosfizier, erzählen. Bei La Bassee war es, wo ich zuerst die Bekanntschaft des schwar een Bengels machte. Eine Brigade ndischer Söldner ging auf unsere Vorstellungen los· Mit jenem tod derachtenden Futalismug der Aste-— ten. Vielleicht mußten sie vorwärts gehen, denn hinter ihnen standen englische Maschinengewehre. Sie ta nten nicht weit. Wir waren vorbe reitet und nahmen sie unter ein höllenseuen wie sie es- getviß nie erlebt hatten. Die Sache ging rasch ez waren nur einzelne Trümmer der Brigade, die in unsere Gräben ge langten. Leute, matt gehetzt, mora lisch und« physisch vollständig nieder gjbrochen Die nicht der ersten Wut M bange-news- erlagen, ließen sich stumpssinnig gesangennehmen. Ein nicht großer, aber untersetztc Bursche mit schiefstehenden Augen und schwarzem hinunter-hängenden Schnurrhart war mit dem Messer aus mich losgegangen Ein Stock hieb auf den rechten Arm entwass nete ihn, woraus er die Arme sofort hochwarf und sich ergab. Nach dem Angriff, als wir die Gefangenen zu sammentrieben, meinte der gute Mann im schauderhastesten Englisch, das ich je gehört, er sei Ofsizier und bitte, darnach behandelt zu werden. Jch sah mir den Kunden genauer an und muß gestehen, ich fand die Methode der englischen Ossiziere, ihre indischen Standesgenossen als minderwertig zu behandeln, sehr gerechtfertigt Mein Gott, sah der Bursche aus! Aus der Stirne trug er in roter Farbe ein dreizintiges Lastenabzeichem wag seinen Anspruch auf höhere Wertung sichtbar machte. Sonst sah er mäßig aus, militärisch schon gar nicht. Trug einen lehnt braunen Kittel mit ausgenähten Brusttaschen, ein paar Streifen am Kragen, eine schmutzige, turbaniihn liehe Wollmiitze und Wickelgamas schen, was nicht schön anzusehen war. Die übrigen Gurthahelden wa ren ihm ähnlich. Ein bißchen start-J schmutzig, dervtnochtg, ran Augen wie schwarze Schuhtnöppe. Bunt fcheetige Mustergalerie indifchen Völ kergemisches. Ein paar Leute waren darunter, die ftark hervorftachen. Langdeinige Kerle mit stillen, ruhi gen Gesichtern. Jch fragte den gu ten Gurihomann, in meinem schön ften Englisch, was das für Krieger seien. Er rollte die Augen.»Sickhs!« rief er halblaut, ,,alles hohe Kaste!«. »Hol dich der Teufel, mit deiner Kaste!« dachte ich, aber die Leute, die wie edle Bronzefiguren aussahem gefielen mir. Sie trugen ein nach denlliches Gesicht zur Schnu. Der Krieg, in den sie willenlos getrieben wurden, lastete in feiner ungeheuren Schwere auf ihren Seelen. Anders benahmen sich die Gurlhaieie er. Die» tümmerten sich, nachdem de Krieg fiir sie mit ihrer Gefangennnhme ein Ende hatte, nicht weiter darum. Was ging fie ein Krieg zwifchen weißen Sahibs an, bei denen sie nur das Kanonenfutter abgaben? Gleichmiitig ließen sie sich hin- und herfchickem sich nicht mit besonderer Eile bewegend. Die Jndolenz des Judiers kam bei ihnen zum schärf sten Ausdruck Essen, trinken, schla fen, beten ist ihre Lebeasirufgabe, die durch den Krieg nur eine unange nehme Erweiterung erfahren hat. Der kleine Gurthaoffizier, der den Stockhieb als perfönliche Auszeich nung aufzufassen schien, drückte sich fortwährend in meiner Nähe herum· Ja seinem Blick lag ein hungrig gieriger Ausdruck. Ich fand dies nicht recht begreiflich, die Vermis gung bei den Engländern ift fonft das befte an ihnen. Endlich siegte feine Beharrlichleit, ich erriet, daß meine brennende Zigarette feine Be gehrlichkeit geweckt hatte. Jch ver fügte noch über einen kleinen Vor-» rat Zigaretten und bot ihm einige( nn. Der riß vor Staunen seinen! nicht zu kleinen Mund noch weiter auf. Solche Huld von einem Wei-( ßen mochte ihm noch nie widerfahren. fein. Dann klappte er fein Mund merk zu und fteckte eine Zigarette herein. Ein Ausdruck unendlicher Freude lag auf dem fchmutzigen Ge sicht, als er andachtsvoll die erften Züge machte. Jch hatte fein Herz gewonnen und durfte seiner Dank barkeit sicher fein. Er beantwortete meine Fragen bereitwillig Seinen Namen nannte er mit sichtlichem Stolz. »Romidra Sundra Khan'« hieß der braune Kunde. ,,Sahib. mein Vater war von ho her Kafte und berühmt im Volke als Krieger. Er diente den Englän dern gegen Sold, und die hefteten ihm fiir feine Tapferkeit viele Me daillen an die Brust. Er fiel inl Tibet, von einer Kugel getroffen und ftarb für die Engtiindek.« Ramidra Sundra Khan zog fei ne Augen zufammen, für die Eng länder fchien er wenig Liebe zu ha ben »Als ich erwachsen war, nahm ichl Kriegerdienste, wie mein Vater und wurde häufig belobt.« Er warf sei ne kurze Stumpsnase in die Lust und blies in die Backen. Jch muß te innerlich lächeln über diese mili törische Wichtigtuerei, verbarg es aber glücklicherweise da er sich sonst beleidigt zurückgezogen haben würde. »Ich stieg zu meinem heutigen Ran ge empor, Sahib, und dachte, nie ein besseres Leben zu sinden.« Ramidrn Sundrn Khan warf den Zigarettenstummel zur Seite uno zündete sich eine srische an. »Das ist ein guter Tabak, sehrl guter Tabak, Sahib,« meinte er an-; erkennend, »Maharatana würde ihn« vergleichen mit dem Lüste der Nel le.'« »Wer ist Mahriratiina?'« fragte ich ohne besondere Neugierde ; »Meine Braut. Sahib. Eine» Blume voll Lieblichkeit und Anil mut, die mein Herz erquickte, wenn es müde und sorgenvoll war.« ( »Die Lieblichkeit indischer Frauen; und Mädchen lenne ich von einer Orientreise her,'« sagte der österrei chische Ossizier lächelnd, »ich habe die schmutzigste südungarische Zigeunerin noch immer hübscher und sxruberer gesunden, als diese indische Weib lichieit.« Er schüttelte sich bei der Erinnerung. »Na, dann lann ich es mir ja vorstellen, wie die Maharaiana aus gesehen hat, die ihr Herz meinem Freunde Ramidra Sundra Rheinge schentt, es gehört mal ein gesunder Geschmack dazu," gab der Deutsche anertennend zu. H Der Gurthaofsizier schmauchte meine Zigaretie gelassen weiter nnd! schien ganz in die Erinnerung ans Maharatana versunken zu sein. Jch fand das rücksichtslos und fragte weiter. «Zogt ihr gerne in den Krieg gegen uns?« Ramidra Suttdta Khan wiegte abtvehrend den Kopf auf den Schul tern. »Als man uns sagte, es gingeges gen die Germany, da dachten wir, es sei nicht anders, als in Aegypkeu und Kapland. Wir schießen und die( Feinde laufen. Wir dach·ten, die Germanh seien eine untriegerische Kaste, die den ganzen Tag für die Engländer arbeiten. Sie machen verschiedene Sachen, die sie den Völ kern vertausen. Für die Englän der haben sie Götter gemacht, um sie an die Stelle der alten zu schen. Weil die Engländer ihre alten Göt ter behalten wollen, haben die Ger many Krieg angefangen, aber schon viele Schlachten verloren. Bald ivirdl England sie besiegen und zur Rahel zwingen« Jch hörte die lonsuse Erzählung und sragte dann, woher er seine Wisfellfchlkfko habe. Der Gurtha glänzte ilber das ganze Gesicht, als er prompt antwortete: »So haben ei uns die engländischen Ofsiziere erzählt, aber die En länder lügen viel, wir wissen es. ir haben es sa selbst gesehen, daß ihr nicht ge laufen seid, wie wir geschossen ha ben!« Sich vorsichtig umsehend, zog er einen ziemlich zerlnitterten Brief Fogen aus der Tasche und sagte lei e. »Sie haben uns immer belegen, die Gualanden auch seht, da sie uns-» bei den Germanh leichten Sieg und· reiche Beute versprochen Damit lock ten sle viele Tausende meiner Lands leute its-ihre Wer-belebte, um sie in den sicheren Tod zu senden. Der Sohn meines Vaters Bruder, Kach chagana, hat mich gefragt, ob er Dienst bei den Engländern nehmen soll, da es den indischen Truppen so gut gehe. Die schönsten Frauen schenkten ihnen ihre Liebe, sie wür den mit Blumen und Gaben über schättet und als unbesiegbare Helden geehrt. So sagen die Engländer, um unsere Jugend zu verlocken, gis sie zu kämpfen und zu sterben. ch wollte den Sohn des Bruders inei nes Vaters warnen vor den engli schen Lügen, Sahib, und habe ihm einen Brief geschrieben, den die Engländer durchlassen werden« Mein unverhohlenes Staunen merkend, sagte er, vergnügi grinsend: »Ich habe geschrieben, wenn du nach Europa willst, um siir das großher zige England zu kämpfen, kann ich deinen Entschluß nur segnen. Es ist eine weite interessante Reise durch fremde Meere und Länder, du lernst Völker kennen, die andere Sitten haben als wir. Sie essen das Fleisch unreiner Tiere und sind die Sklaven ihrer Frauen. Solche Ge brauche sind uns fremd, der Mensch soll nach dem Willen der Götter al les lernen.« Ramidra Sundra Ahan sah mich listig von der Seite an. ,,Sahib, unsere Lehre sagt, die Götter wissen, weshalb sie die Menschen in Un wissenheit lassen, und es sei nicht gut, ihrem Willen zu trotzen. So wird mein Berwandtet wissen, was ich in diesem Briefr meinte. Jch will aber noch weiter lesen. O, Kach chagana, Sohn des Bruders meines Bitters, wenn du deine Absicht aus führst, dann ist es möglich, daß du in die Heimat zurückkehrst, die Brust mit Ehrenzeichen geschmückt Tue deshalb nach deinem Gefallen und dem Willen der Götter.« Wieder neigte er den Kon so ein bißchen zur Seite und tlappte schlau mit den Augen. Jch hatte jetzt Freude an dem Burschen. Der Brief mußte abgehen, er verdarb den Eng ländern das indische Werbegeschäft. So was spricht sich doch rum bei den guten Jndiern. Kein englischer Zensor konnte etwas Betdiichtiges darin lesen, nur der Empfänger wußte, was er davon zu halten ha be. Jch lachte und sagte ihm meine Meinung. Er lsejahte lebhaft und erklärte: »Sie sollen nicht mehr Söhne meine-J Landes in diese kalte Wüste schleppen, wo teiner von uns leben tann. Unter dieser bleichen Sonne tann nur ein Weißer leben, nicht wir!"«»· »Und die Englander?« warf ich fragend ein. Er spuckte verächtlich aus-. »Wenn ich nachhause tomme, wer de ich meinen Landsleuten erzählen, wie die Engländer vor den Ger manyg gelaufen sind. Da werden wir uns vor ihnen nicht mehr so fürchten-« »Dann ift zu hoffen, daß der Krieg für England noch ein unan genehmes indifches Nachspiel hat,« sagte der Oefiertcicher. Der. deutsche -Offiziee.zuckte die Achsel. »Ja, wenn? Ob die Eng ländee wohl je ihre indischen Sol daten nach Indien zutiickschaffen. Jch glaube es nicht. Ramidra Sundra Khnn wird teinesfalls den heiligen Ganges und die siifz duftende Blu me seines Herzens, Maharatamt, wieder sehen-" »Weshalb nicht?« fragte der Oe sterreicher. Da sagte der deutsche Ossiziee: »Der Mann liegt heute mit hoch gradigee Tuberknlose im Spital. Ein Einzelopfer des Völker ver schlingenden Englands.« Die Tarnstundr. Tttrttftniid’ liiilt gesttcng drr Lehrer. ,,:’lllei:i"', sagt er, »was-H ich sittttt)·: Springen, Wettern, Otliederftrccteih Atti-so macht mir steifzig naits«. llnd die Buben klemm- springen; Streiten fest die Glieder ans-. Tom Herr Lehrer späht inzwischen Nach dem tieinen Nactivarhatsö. Bald sein-n natn die Blondgcidckte. Leise-J Flüstern, vald ist Schluszz Rasch noch ans die :iiofei.lipneii Einen wsrtnen seiten sian Und er inisctit sich leichten Schrittes Wieder in die Btiveiiselntr, Licht nocli iivcr Blinnei linfiiien Zeile tnit dein Lockenlsaac ,,’.’ilso'·, rnft er strenger Miene, »Habt erfüllt ihr citec Pslicht«f« Ll e schreien: »Ja« Herr Leliret··« Nur der Hansl. der schreit nicht. »Und nnr dn nicht«, sagt der Lenker-; Stellt den sinnst scharf zitt· Red’. »Alle-I- kann i«, sagt der seliiichtetm »Aber dtiiseln tann i ini«'. M-. — Jn den Flittertvochem Sie: Nicht wahr, Paul, du warst gleich in mich verliebt, als du mich M erstemal sahstt Et: Ja, Ema, —- dt latnst, is« sph- vu itme