Sonntag-Ratt de Staats Art-Zeiger und Herold. Grau-d Ins-Z, Nein-: Doim ungerst see seht-gleichtun Von Clara Vliithgea Frau Förlter Wesiel stand in ihrer Küche und hielt noch einmal Muste rung über ihre Kupfer-i und Nie-ing verrate. Morgen war der erste der drei Ab lieferungstage, nnd was einem schwer wird, foll man möglichst bald taus; ohne weiteres Sträuben und Gelt-: bela. Dieser Krieg hat sie vor schwe-; rere Prüfungen gestellt: Ihre beiden; Söhne stehen im Felde, der eine im; Osten, der andere im Westen, der äl tere lit, einmal verwundet und wieder geheilt, gerade an die Front zurück gegangen. Was bedeuten dagegen ein paar Fupfertasserollen and Melsingmärs er! Und doch, das Herz der Hausfrau hängt nun mal an diefen Geräten Es will ihr nicht in den «Sinn, daß diefe friedlichen, zur Bereitung aller lei guter Speifen dienenden Sachen nun die Umhilllung fiir tötende Ge fchoffe abgehen fotten. Jhr Mann tritt heran, ein Duplii tat des Verzeichniffes in der Land, das fchon vor Monaten der Be örde eingereicht werden mußte. »Hast du altes zufammen. Lotte? Ein lupferner Einmacheteffel, eine Kupfertafferollr. ein Meffingdurch chlag, ein Mefsingteuchter, ein Mes ingmiirferi Vergiß ja nichts," du weißt, es steht Strafe auf der hin terziehung.« · «Ja, ich weiß, ed tft alles hier bei fammen.« , » »Warum haft du übrigfns den Krempel nicht fchon friiher freiwillig adgelieferti Damals wurde ein viel höherer Preis dafür gezahlt. Du hätteft dafiir manches den Jungen ins Feld schicken lönnen.« »Gott — man hängt doch an den Sachen. Sie stammen alle noch von meiner Auiftaiiung her. der Mörfer fogar von meiner Großmutter.« »Das find fo Einbitdungem und das hilft nun alles nicht-J fagt der " Förfier und ziet den martiatifchen Schnurrdart dur die Zähne. »Mot gen um neun wird der Braune ein gefpanni, dann geht's zur Kreisftadt —- und dann heidt!" Frau Weffet macht sich daran, die Geräte noch einmal blihdtant zu put zen, obgleich das gar leinrn Zweck mehr hat. Zwecli — Man toäfchtf doch auch einen Toten, ehe man ihn in die Grube legt. — — Mit diefem Verluft hatte sie fich nun fchrsn abgefunden, da war aher noch ein anderer, der drohte — wenn fie fonft ehrlich fein wollte. Da ftand auf der Kotnrnode im Wohnzimmer ein alter Messingleuchs ter, auch ein Stück von Großmutters Zeiten her. Als junges Mädchen hatte sie ihn fich von der alten Frau erhettelt, feine adfonderliche Form hatte ihr zuviel in die Augen gesto chen: Auf einer tunftv rzieeien Platte lag eine geringelte chlange, den Kopf zifchend hochaufgerichtet, und darauf, wie eine Krone, der Lichtdalter. Die merkwürdige Form, die seine Arbeit tvarsen einen Schein von Phantasie in das Atltagsleben des jungen Mädchen-. Er stand tagss iiher aus ihrem Nähtischchen und nachts aus dem Nachttischchen neben ihrem Bett. Abends schrieb sie bei seinem Lichte ihre tleinen Mädchen briese und später die heimlichen Lie besbriesr. Er siedelte mit iiber" in ihre junge Ehe und wars sein Licht iiber die beiden Kinderbettchen, wenn sie zwischen beiden, jede Dand in den Händen ihrer beiden Jungen. mit ihnen das Nachtgebet sprach. Tags iiber hatte der Leuchter seinen geehr ten Komniodenplatz, seine goldenen Lichter huschten sreundlich über die gehätelte Decke. Das ganze Zimmer eckchen betam durch ihn einen Nirnbus von Vornehmheit. Rein, es war der Frau Försterin nicht möglich, auch diesen Leuchter in die Masse zu«tdersen. Langsam, im Gefühl ihres Un rechts, nahm sie ihn vorn Plag, wit telte ihn sest ein und verbarg ihn im Kommodentastem Ob ihr Mann sein Fehlen merken wiirdei Schwer-lich Und wenn schon; dann würde er einsach glau ben, das sie ihn zu den anderen Sachen getan habe. Der Zörster Wessel aber merkte nichts, er hatte den Raps reichlich voll, denn nun wollten sie auch sei nen lehten zorstgehilsen noch einzie hen. Was dann werden sollte, mochte Gott wissen. Frau Wessel aber wurde-ihrer Tat nicht sroh. Ihre Gedanten nisteien sich in den Kmmodentasten ein, die Sicherheit ihre-·l Messingleuchters er s ten ihr höchst unvolltoinnien Wie konnte jemand durch Zusall den Kaften öffnen, den versteckten Leuchter auffinden. Ob er im Wäfchefchrant sicherer wäre oder auf der Boden tannner in irgend einem Winkel? Der Zufall fpielt fo wunderbar, und eine volle Sicherheit bietet wohl tein Verfteet im ganzen Haufe. Alle Winkel laffen fich durchftös hern, all-: Schränte öffnen oder er brechen. Nur eines gibt es, das ab folut fchiitztt die Erde. Was die Erde deckt. toenrnt nicht durch fremde hand wieder ans Tageslicht Das haben sie sehr wohl gewußt, die alten Schatzgräber. die ihre Schöhe fo tief in-d’ie Erde buddelten. Der Gedanle ift abenteuerlich, paßt fo gar nicht zu der gut bürgerlichen Frau Förfter Weffel. Zuerft ver wirft fie ihn, dann gewinnt er Ge walt über sie, packt sie wie eine Zwangsvorftetlung. Jmmer ftiirter, je weiter der Abend, der Freund al ler Geheimniffe und Abenteuer, dor rückt. Es dunkelt schon ftarl, als sie — immer noch wie unter einem Zwange — einen weiten Mantel hervorsucht, den sie seit langem nicht getragen hat, einen kleinen, turzstieligen Spaten darunter verbirgt und schließlich den eingewicielten Leuchter unter den Arm llemmt. Der hirschlopf über der Tiir der Försterei sieht ihr verwundert zu, Männe, der Dasel, will sichsihr an schließen, aber sie jagt ihn zurück. Schwer liegt der Spaten in ihrer Hand, schwerer der Leuchter· Er mag in Wirklichkeit gut seine andert halb Kilo wiegen, ihr aber ift’ö, als ob er mit jedem Schritt an Gewicht zunähme —- fo schwer werde, daß er sie zu Boden zieht, daß ihre Knie anfangen zu zittern. Da weiß sie eine alte Kiefer, die sich durch die eigentümlich zerfeßte Form ihrer Krone von allen ihren Gefährtinnen kenntlich abzeichnet. Jhre Wurzeln haben sich zum Teil iiber den Erdboden erhoben, das Erdreich ist darunter geloaert, so daß auch Frauenkriiste es ohne große Mühe zu heben vermögen. Hastig feht sie den Spaten an —- die Schol ien-fiiegen —- das Patet versinkt in dem« schwrrzen Loch. Sie atmet schwer, fchauselt die Erde darüber, klopft den Boden glatt und klebt die aufgeworfene Moozschicht wieder dar aus, so gut es gehen will. Die Metaliablieserung am anderen Morgen ist fast ein Fest, jedenfalls etwas Besonderer-. Jn dein alten, jeßt nicht mehr benußten Gefängnis der Kreis-findt geht sie vor sich, einige angesehene Bürger sind ehrenamtlich beschäftigt als Sachverständige, um die Sachen zu wiegen, Eisenteile, wie Kesselhentel und Kafserollengriffe, zu entfernen und die Scheine auszu stellen. Zwei Gendarmen überwa chen mit strenger Amtsmiene das Ganze. Der fcherzhafte Möbel- und Kunsthändler Herr hoffmann nennt die Frau Försterin »derehrte Frau« oder »meine hochverehrte" und macht ihr sein Kompliment, daß sie gleich am erfien Tage alle ihre schönen Kupfer- und Messigfchiiße aus dem »Altar des Baterlandes niederlege« —- eine Wendung, die fiir sie allein natürlich zu schade ist und auch siir andere angewendet wird. Die Zr u Försterin aber wird bis iiber die shren rot dabei »Nun, meine Verehrte, Sie errö ten? ch will doch nicht hoffen, daß Sie si einer hinterziehung schuldig gemacht haben?« sagt er und sieht sie aus der Auge-kecke listig an. «Be sinnen Sie sich nur —- es steht eine strenge Strafe darauf." »Meine Frau ist treu wie Gold. Am liebsten hätte sie die Tiirilinlen abgeschraubt und die Griffe von den Kommoden gerissen«, oerbiirgt sich r Förfter. »Aber selbstverständlich selbstver ftiindlich. Scherz mu sein. Was wäre denn sonst das ebenf« begü tigt der here Voffmann und reicht. dem Paar verabschiedend die biedere Rechte. ! Man macht dann in der Stadtl noch eine Menge Bespr- ungen,- ißt in einem bescheidenen Gasthof u Mit tag. Es iit wirklich .ein Fest inmit ten der Kriegszeit —- wöre nur nicht der fatale Druck im Versen und der eine eigensinnige Gedanke, der immer wieder um die Kiefer mit der zuseh ten Krone lretftt Es ist tetn Märchen, kein Aber glaube, daß es den Verbrecher immer wieder zum Ort der Tat zartielzieht Eine unsinnige Angst, sich zu liber eeugem ob die Stelle noch unberührt si, bohrt in Frau Wessel. Sie läßt sie bei keiner Arbeit auzdauerm sie macht sie zerstreut und abwesend bei den Mahlzeiten, drückt sie nachts als Alp. Immer erwartet sie, daß ihrem Manne der Plas auf der Kommt-de ausfallen werde, auf dem fest an siatt des Messingleuchters eine bunte »Ob«-is- . seh-«- ...s«« .s.--. » Glajvase steht. Wird er nicht be merken, dassr sie diesen Leuchter nicht abgeliefert hat? Und was dann? Einen Tag, eine Nacht trägt sie ds Angst mit sich herum —- dann unterliegt sie ihr. Nur einen Blick auf jene Stelle werfen, dann wird das Gespenst von Entdeckung und Strafe —- vielleicht gar Gefängnis strafei —- oon ihr weichen. Wieder wartet sie die Dunkelheit ab, dann macht sie sich auf den Weg. s Sie, die bei ihrem reichlichen Maß sgesunder Arbeit nie Zeit gefunden lhat, an ihre Nerven zu denken, merlt spliiglich daß sie nervös ist. Ein ;Zweiglein, das abkniett, jagt ihr Ent ssetzen ein. Es wird ihr Angst vor ’Ihren eigenen Schritten, die tlingen,. als ob jemand sie verfolge. Der Atem seht ihr aus. Sie hält an, sieht sich um, niemand tommt. I Und gottlob, die Grabstekke ift un soersehrtl Keine Hand hat daran ge iriihrtl Fast scheint es, als habe das iwlederausgelegte Moos sich schon fest ;verfilzt, um ihre Tat um so sicherer Izu verdecken! s Ektöst kichtet sie sich hoch, wendet Echi zum Gehen. Ta: »Männe — « u.« ! Der Dattel springt an ihr hoch, lmit freudig windenden Bewegungen —- dann sttltzt er sich an die Stelle und beginnt zu graben. Sie will ihn sortreiszen, aber er ist stärker als sie, seine trummen Dackekbeine arbeiten mit einer unheimlichen Lebendigkeit Schon hat er den Kopf in die Grube gepreßt, seine Ohrenspitzen sehen noch darüber hinaus und bewegen sich rhythmisch. Nun hat er den ganzen Vorderkörper in dem Loche, er dad delt und gräbt weiter wie ein ange stellter Mechanismus. Und seht ist auch der Förfter zur Stelle, dem der Hund entwischt ist. ,Lotte —- was machst du hier in der Dunkelheit, und was hat das Vieh vort« Ehe sie aber antworten kann, zerrt »das Vieh« schon einen Fehen Zei tungdpapier hervor, um sich gleich darauf mit gesteigertem Mut an die Arbeit zu machen. Da tniet der Förstfr nieder und zieht im nächsten Augenblick den Messingleuchter her-· vor. »Lotte, das hast du getan! Eine Frau, die zwei Soldaten im Felde stehen hat« und beträgt den Staat! Schiime dich. Aber morgen friih kommst du mit mir und gibsi selbst den Leuchter ab.« Das eiserne Pflichttreuegefühldes tönigkichen Beamten tennt nur diese eine Lösung. »O Gott, Mann, sei doch nicht so. Wie soll ich mich denn da herausre den?« »herausreden sollst du dich gar nicht. Das fehlt noch! Der Wahr heit gemäß eingestehen sollst du. Vielleicht machen sies dann noch gnädig, weil du freiwillig gestehst." «Gestehst! —- Ach, Karl, du iixsi ja gerade, als wenn ich ein Verbre chen begangen hätte-« Sie fängt an U weinen, weint »auf dem ganzen achhauseweg und jdie halbe Nacht hindurch Ganz jblafz und hohliiugig sieht sie anr an ideren Morgen aus, aber der jiirster JWessel ist keiner, der sich dürch Wei jbertränen mürbe machen läßt« —- s-— Diesnial geht man die Stunde Wegs bis zur Kreisfiadt zu Fuß. Der Förfter trägt selbst den Leuch ter, als wollte «er verhindern, daß seine Frau noch im letzten Augen blick damit ausrückr. Alles ist genau wie vor zwei Ta gen. » Als sei die-ganze Szenerie·ein fach solange ausgebaut geblieben. »Nun, verehrte Frau, sehen wir uns schon wiederi Sind Ihnen vielleicht noch verborgene Schätze ein gefallen, die Sie nicht angegeben hat ten, und die Sie uns jetzt abliefern wolleni Ei, ei!« sagt der scherz hafte Möbelhiindler und hebt drohend seinen dicke-n Zeigefinger. »Allerding"s. Meine Frau hat hier noch einen alten Messingleuchter, von dem sie sich nicht gern trennen wollte, gut seine anderthalb Kilo schwer. Sie hat sich das nicht gleich so tlar emacht. Jch hoffe, Sie werden es e nicht entgelten lassen, da sie doch nun freiwillig« ! Er fängt nn, den Leuchter auszu wicteln, rau Lotte holt schon wieder das To ntueh hervor. ( here hoffmann hat den Leuchter in die band genommen, er dreht ihn ringsum, besteht den Jus-, streicht über die Ziselieeung des Schlangen leihet. »Prachtvoll, ein ganz sumoseö ni tei Gift-, hat mindestens seine hun dertundsitnssig Jahre aus dem Ritt len. Und den wollen Sie ablieferntm «Wolleni —- Ja, muß ieh denn nicht7« »F wo. Dies ist doch ein Kunst werk, und Kunstwerke brauchen nicht abgeliefert zu werden. Wenn sie ihn mir aber verlaufen wollen — fünf« sundvierzig Mart will ich hnen das fiir glatt auf den Tisch lgen. Jch habe da fo ein altes Zimmer-, in das er gut hineinpaßt. Sie wissen doch, daß ich «Sachverständiger« bin·« I Von Frau Wessels Herzen fiilli ein Mühlstein nach dem anderen. Sie shat sich nicht ftrafbar gemacht, hat den Staat nicht betrogen, sondern in einem richtigen Gefühl ein nKunst werk« vor dem Einschmelzen be ,wabrt! Und nun soll es noch in jdie gute hände kommen und ihr viel Geld einbringen, fiir das sie ihrem !Jungen viel schöne Sachen ins Feld schicken kann Sie zaudert, iiberlegt. s Sie gehört ja nicht zu den Ar men, ein paar Sparpsennige hat sie iimmer zurückgelegt, und denbeiden ’da draußen hat’s bisher noch an Inichts gefehlt. »Ich danke Ihnen, aber ich möchte Jihn doch lieber behalten,« sagt sie Iendlich und wickelt den Leuchter wie der ein. . ! Es ist ihr nicht um das »KUnft fwerl« zu tun. Aber der alte Mes singlenchter ist ihr mit einem Male zu einem Denlmal geworden, daß sie nahe daran gewesen ist, unehrlich zu werden, und daß nur ihr guter Mann und ein glücklicher Zufall sie davor bewahrt haben —- nicht zu vergessen »Männe«. sie modern- spitz-Hirn Von Koloinan 'Milszat. Barbara Kobacs war das schönste Mädchen im ungarischen Tiefland, nnd ihr eigenes Spiegelbild sowie die vielen Bücher, die sie las, hassen ihr dermaßen den Kopf verdreht, daß sie sich ganz in die Rolle jener mor genliindifchen Prinzessin einlebte, die ihren Freiern Rätsel aufgab, ehe sie sie mit ihrer Hand beglückte. Jhr erster Freier war ein Eisen bahnbeamter namens Karl Schlim mer, ein hübscher blonder Junge, in den alle Mädchen verliebt waren, nur Barbara blieb eislalt und sie erwi derte auf feinen Heiratsantrag; »Kommen Sie morgen zu mir, dann werde ich eine Frage an Sie stellen. deren Beantwortung entscheidend fiir meinen Entschluß fein wird." Der Freier erschien pünktlich, aber er war ganz bleich vor Angst, ob er die. richtige Antwort finden würde «So hören Sie denn,« begann Bärb chen: »Wenn Sie von San Francis ro nach New York reisen —- eine Fahrt von sieben Tagen —- und wenn von New York nach San Francisco täglich zwei Züge abgehen, wie vielen Zügen werden Sie täglich begegnen?« Karl Schlimmer dachte ein Weil chen nach, dann antwortete er: »Wer zehn Zügen, mein Fräulein.« »Sie haben die Frage nicht richtig gelöst," antwortete die grausaäe Prin zessin, »ich muß Jhren Antrag ab lehnen.« Der arme Freier war ganz ver zweifelt und der alte Kavacs machte seiner Tochter bittere Vorwürfe, dasz isie einen so warteten und ehrenwerten Freier abgewiesen, doch Barbara blieb Innerbittlich »Diese: Karl Schlim smer ist ein oberslächlicher, beschränk iter Mensch und ich will nur einen stlngem in seinem ach tüchtigen und lmeiner-würdigen ann heiraten.« s Einige Monate später lernte Bar bara einen Ossizier,lennen, der sich in sie verliebte und nach kurzer Be kanntschaft um ihre hanb anhielt. »Ich wäre nicht abgeneigt, Jhre Frau zu werden," antwortete sie, »doch sollen Sie mir erst eine Frage beantworten, ehe ich mich entscheide.« »Bei-fügen Sie über mich, Fräu lein Bärbchen.« »So hören Sie denn: Als der erste Napoleon einst ein Lazarett besuchte, liesz er sich mit einem einarmigen Soldaten in ein Gespräch ein, der den in einen grauen Mantel gehüll ten Kaiser nicht erkannte. »Sie haben, wie ich sehe, nur das Perdienstlreuz erhalten« sagte Nape ean. »Ja, und ich bin stolz darnus,« antwortete der Invalide. »Was würden Sie erst sagen, wenn es der Adlerorden wär-ei« »Oh, der Adlerorden ist nicht siir uns Soldaten bestimmt.« »Diese Entscheidung habe nur ich zu iresfen,« sagte der Kaiser, indem er den Mantel zurückschlug und den goldstrohendem mit Orden bedeckten Unisornirock sehen ließ. —- Der Jn valide erbleichte und wollte in die Knie sinken. »Ich verleihe Ihnen den Adlerorden. wenn Sie sich dieser Auszeichnung würdig erweisen. Was wollen Sie tun, um sie zu verdienen?« »Alles, Majestiii!« »So nehmen Sie dieses Schwert da und hacken Sie sich auch die an dre Hand abi« ! Der Soldat ergriff das Schwert sund hieb sich, ohne zu zögern, die Hand ab. Sagen Sie mit nun, herr Leutnant, was war in dem Soldaten Imächtiger, die Tapferkeit, oder die Eitelkeiti«· Der Leutnant sann ein Weilchen nach, dann antwortete er: »Gewiß die «Tapferleit, mein Fräuleini« Barbara lachte spöttisch. »Ein an dermal überlegen Sie erst, ehe Sie sprechen, herr Leutnant. Sie haben die richtige Antwort nicht gefunden und ich Jnnß auf Jhren Antrag ver zichten.« Diesmal war Barbaras Vater ernstlich böse, daß sie auch diesen Freier, einer kindischen Laune wil len, abgewiesen hatte. »Lasse es gut sein« spaan erwiderte die Prinzessin, »der Leutnant ist ein gedankenloser Schwäher; der trägt keinen Feld herrnstab in seinem Tornister!« —- — Bald verbreitete sich der Ruf der grausamen Prinzessin Turandod und die jungen Leute hüteten sich, ihr na hezukommem Der alte Kobars wollte also der kläglichen Komödie ein Ende machen und er nahm seiner Tochter das Versprechen ab, daß sie ihren Freiern keine Rätsel mehr aufgeben werde. · Nach diesem feierlich gegebenen Worte stellte Kobacs seiner Tochter einen Naturforscher vor, der ein Mit alied der ungarischen Akademie der Wissenschaften war. s »Da ich das Versprechen gegeben; habe, leine Frage an Sie,zu stellen,«s sagte Bärbchen lächelnd, »so will ich Ihnen eine Geschichte erzählen, die Sie, als Mann der Wissenschaft in teressieren dürfte. — Sie wissen, daß ein altes Wiener Hotel den Namen »Matschaterhof« trägt, doch dürfte es Ihnen nicht bekannt sein, wie es zu diesem Namen gekommen ist. — Als das Fundament zu dem Bau gelegt wurde, fanden die Arbeiter in der Erde eine Truhe, die einem Sorge ähnlich war. Nachdem sie die Truhe. geöffnet, kam ein Blechkasten zum Vorschein. Mit schwerer Mühe ward dieser aufgestemmt, und was enthielt er? Nichts anderes, als acht größere und kleinere Matschaler. Aus die sem Grunde-ward das Gebäude der »Matschalerhos« genanni.« —- — · »Eine sehr interessante Getchichte,« sagte der Gelehrte Barbara aber gab auch diesem Freier den Laufpasz. »Nun, was soll denn das bedeuten?« begehrte Kooacs zu wissen· »Das soll bedeuten, daß dieser Ge lehrte ein hohltopf ist, der nur be strebt ist, seine Unwissenheit zu ver bergen. Nie werde ich die Frau ei nes solchen Schwindler5!« Jm darauffolgenden Jahre lernte Barbara einen Dramendichter kennen, den nicht nur ihre Schönheit, sondern auch ihr gefährlicher Ruf anzog, und den es« reizte, seine Klugheit zu er probenI Er bat um ihre hand, nnd sie er zählte ihm die folgende Ges ichte: »Zwei Sportsmänner be chlossen, eine Neuerung bei den Pser erennen einzuführen: Derjenige sollte den Sieg davontragen, dessen Pferd später ans Ziel gelangen würde. Die beiden Reiter begaben sich also ans den Turf, bestiegen ihre Bollblutpserde, doch da teiner der Erste beim Ziel tein wollte, setzten sie sich nicht in Bewegung, ob gleich das Zeichen zum Statt gegeben wurde. So standen die beiden Ren ner wie angenagelt, zum Gelächter des Publilnms, bis ein Fremder von der Tribiine her fragte, warum die Pfer de nicht liefen. Als man ihm erklär te, daß keiner der Reiter als Erster» das Ziel erreichen wolle, meinte der Fremde lächelnd: »Ich wüßte ein Mittel, die Pferde in Bewegung zui setzen-« —- Er sliisterte den Reiternj seinen Vorschlag zu, und im näch sten Augenblick flogen die Renner über die Bahn, angeseuert durch den Zuruf ihrer Reiter-. —- Welchen Rat mochte der Fremde den beiden Reitern gege ben haben?« Der Autor sann vergebens nach. Schweißtropfen perlten von seiner Dichterstirn, doch er lonnte die Ant wort nicht finden nnd auch er ward mitleidlos verabschiedet. Barbara ward fortan gemieden, als ob sie wirllich die grausame Prin iesscn gewesen wäre, die die Köpfe ihrer Freier aus die Zinnen ihrer Burg ausspießen ließ, wenn sie ihre Rätsel nicht lösen konnten. Der alte Kovacs hatte schon nlle hoffnung aufgegeben, feine Tochter noch unter die Haube zu bringen, als Barabara bei der »,,Damennmhl« ei nes Balles einen Tänzer besonders auszeichnetr. Er war ein bescheide ner Komitatsbeainter, namens Ber nolal. »Warum sind Sie nie in un ser Haus gelonirnen?" fragte Barbara ihren Tänzer. — »Weil ich nicht klug genug bin, nrn Ihre Rätsel zu lösen, mein Fräulein. Man hat mir erzählt, welche Fragen Sie an Jhre Freier gestellt haben und ich könnte keine derselben beant worten.« »Ich werde Jhnen beweisen,« sagte das nlternde Mädchen mit einem to ketten Lächeln, »daß ich nicht so schlecht bin wie mein Ruf. Wenn Sie mich morgen besuchen wollen, werde ich Jhnen selbst das erste meiner Mit sel lösen·« Als Bernolai am nächsten Tage kom, sagte Barbnrax »Mein erster Freier antwortete aus die Frage, wie vielen Zügen er aus der Fahrt von San Francisco nach New York be gegnen würde: «Bierzehn Zügeni« Das ist unrichtig, da ihm während der siebentägigen Fahrt auch die Züge der vorigen Woche begegnen müßten. Die richtige Antwort würde nlso lau ten: Achtundzwanzig Zügen!« Bernolal dachte ein Weilchen nach, dann rief er: »Sie hatten recht, mein Fräulein, dem Eisenbahnbeamten den Lauspnß zu geben.« Sie plauderten noch ein Stündchen nnd beim Abschied sagte Barbare: Kommen Sie morgen wieder, dann werde ich Ihnen das NapoleonB-Rät sel lösen!« »Der Leutnant war ein Dumm topf,«sagte Barbara am nächsten Ta ge, »denn er beantwortete meine Fra ge, ob die Eitelkeit oder die Tapfer teit des Invaliden größer gewesen, ohne zu bedeuten, daß dieser sich doch die linte hand nicht abhacken tonnte, wenn er teine rechte mehr hatte, um das Schwert zu halten. —- Morgen sollen Sie auch die Lösung des Mit sels mit den Matschakern ersahren,« sagte das ältliche Fräulein beim Ava schied. »Der Sinn der Matschaler - Ge schichte ist eben der,'« begann Barbara lächelnd, »daß niemand weiß, was das Wort Matschaker bedeutet. Der Alademiter, der sich aber keine Blöße geben wollte, tat nun, als ob er ganz genau wüßte, was die größeren und lleineren Matschaler wären. — Sol che eingebildete Hohltöpse aber lann ich nicht leiden, darum gab ich ihm einen Korb.« »Damit haben Sie rech getan, mein Fräulein,« sagte Bern lat. Die beiden plauderten noch lange, und beim Abschiednehmen sagte Barbara. ’.,Morgen sollen Sie auch die Lösung sdes Wettrennrätsels erfahren-« — Bernolal kam also wieder und Bar bara erzählte ihm die Geschichte der beiden Reiter, die ihre Pferde nicht sin Bewegung setzen wollten. » »Da tani der Fremde und'sliisterte ihnen zu, sie möchten die Pferde tau schen. Das taten sie und nun spornte jeder der Reiter sein Roß an, weil er mit diesem zuerst das Ziel erreichen wollte. Der Dramendichter hat die Lösung nicht gesunden, denn er ist ein talentloser CinsaltspinseL der nur den Korb derdiente.« An diesem Abend fragte Bernoiar ganz traurig: »So haben Sie also keine Rätsel mehr auszugeben und darf ich nicht wiederkommen, um die Lösung zu hörenk« ,» ch habe keine Rätsel mehr aus gege en, als diese; aber wenn Sie morgen wiederkommen wollen, so wer de ich an Sie eine Frage stellen.« Als der schüchterne Liebhaber am nächsten Tage wiederkam, fragte Bar bara, die Augen schamhaft nieder schlagend: »Wolleu Sie mich zur Frau nehmen?« Die poetische Gerechtigkeit würde es nun fordern, daß Bernolak die an dern Freier rächen und der Prinzessin Turandot einen Korb geben würde. Was kümmert uns aber diese boetis sche Gerechtigkeit, da die beiden ein« ander so glücklich machten? Hof-— Wahre Freundschnst Italien klagt, toir brauchen Kohlen lind Ioerdcu sie aus England holen, Dort ruhen sie im Selosz der Ze en; Doch England sagt: Ochom aber lechenl sagst ihr nicht fast· e Wirthen-wish le t keine tiolile au die Reise; Den strieg mögt dreist ihr für mich süh rei, Ich will dabei nur-. profitieren Die dickstc Freundschaft, tvie ihr wißt Beim Geldsack stets zn Ende ist« — Jedoch in Londons Tingeltaugeln Darf nie es an Erheit’rung mangeln, Dort wird, denn keiner hats bekbotcn, J Italien v e r k o h l t nach Noten - Kindlieh Fritzh der mi· der Mama verreist, als sie an den Bahnhof kommen und eben auch die Elektrische kommt: »Mama, fahren wir mit der Poss, Pusf . » oder mit der Bim, Bim?!« —- Dte bösen Fredede ter. Nachbarin: »Wie geht’d Frau Gevatterti Sie sehen recht munt aud. Sind Sie hren bösen Zahn schmerz endlich los Gevattetim »Ja, Gott sei Dankt Jch konnt’ es nicht mehr aushalten; da bin ich zum Doktor gegangen und habe mir den Zahn blamieren lassen«. --—.—.. O-— Still-leite. Der Soldat steht immer mit einem Fuß im Veldengrasi be, während et mit den beiden anderen den Feind versolsd