III M MU T Von Hans Laßbiegler. Potar Gradnikass verstand es Os gezeichnet mit dein Feivwebek Simi lagento. Er war bereit-ir in seinen zweiten Dienstjahe Kospagaitschreis ver. Ein unerhörter Fall in der Ge schichte des Reginierita. Jn Pater Mannitoss mußte etwas Besonderes s:eaen. In seiner Umigergenichnkt eth Kompagnieschreiber war Po tar Gradnitafs ein Künstler and Menschensteuno. Ein Künstler ans Veraniagung, ein Menschensteunv, ohne es zu wollen. Die Buchstaben seiner Berichte und Gesuche malte er ans den verschosienem an den Ecken umgebogenen Attenbogen mit Schwang, dazu mit Genauigkeit und Beaächtigteit. Die beiden tetztgenanns ten Eigenschaften mußte Der zeldwebel Stowiiagento besonders zu schätzen. Sie ließen ihm Zeit für seine Geflü gel- und Kaninchenzucht; er war ein Liebhaber erlesener BratenJm Krieg war ihm Potor geradezu unerken 1ich. Denn er verstand sich rvie keiner darauf, selbst da. wo russische Trup pen Land nnd Leute ausgefressen hat ten, ein Hahn« einen Dahn over ein Kaninchen auszntun nnd diese kecker zuzuvereitern Dabei war er von Be ruf — nun. das ist eine Geschichte, der wir noch aus den Busch klopfen werden. Ja Pater Gravniiofs steckte eben etwas Besonderes. Die Jompanie in der er stand, ge hörte zu den Armeen die den Besei sungstrieg in Galizien führten. Seit gerade zwei Tagen lag das Reginient in einer vargeschobenen sehr gefährde ten Stellung. Pater Gradnitofs hat-« te ei lieber gesehen. wenn man das mit großer Mühe veseste Dorf ganz ausgegeben nnd sich hinter die in sei nem Rücken gelegenen höhen zurückge zogea hätte, zumal die östereichischen Haubiken mit beunruhigenver Sicher heit schpssen. Und wenn Pater Grad nitoss dieser Ansicht war. so tatn das nicht allein daher, daß ver Feld webel Stosaiiagentp sich siir ihre Rich tigkeit ihrn gegenüber ins Zeug gelegt hatte. -, - -- s - - ss se- » ZU clllclll llclllcll Yuuv tun viru chen Ausgang des Dorfes hatte der Feldwebel rnit seinem Stab, Das heißt rnit Potor Gladnitoss, Unterschlupt gesunden. Eben war dieser damit beschäftigt, in ver Küche ein Huhn, das er im Schweinestall aufgestöbert hatte, in einem leidlich gereinigten Kohleneinier mit einigen erfrorenen Steariiben unter Zusay von Neuen psefser und etwas Zimt abzubriihen, als er sich von seinem Feldwebel, der gestieselt und gespornt quer aus ven beiden Betten der vertriebenen Hauz bewohner in der kleinen Schlafstube lag, gerufen hörte. »Von-r Gradniloss, Du hast var geftern einen Bries belornmen Jch habe niemand gesunden, der ihn mir vorlesen kannte. vie Schweine! Lies Du ihn inir vor, Söhnchen!« Poror Gradnitoss nahrn den Brief. Seine tleinen Augen glänzten. Das heißt, eigentlich glänzte wohl nur sei ne Seele; denn die Augen waren ganz hinuntergeschlupft unter die zusam mengelnissenen Liver, vie ihrerseits von einein Kranz von Falten uni geben waren. Dann aber hielten vehiniitige Züge Eintehr in sein Ge sicht, und seine Augen glänzten nun wirklich. »Nun, was steht in dein Brieer Lied, Du Hundes-thut« »Das ist ein sehr trauriger Brief«. sagte Pater Gravnilvss und weinte dabei so gut ein Mann weinen kann. zumal wenn er keinen Grund dazu hat. »Das ist eine sehr traurige Ge schichte! Jch habe es erwartet! Jch habe es bestimmt erwartet! Nun bin ich allein. Jetzt ist auch Jwan ge fallen. Der arme Jtvan! Er war der weitjüngste und wäre jeht schon ein lbez Jahr in ver Reserve. Die öftereichischen Schweinel Samsit, sein Freund und Nebenmann irn Glied, schreibt mir. Er hofft, daß ich noch lebe, der gute Samfir. Aber nunfzvill ich auch den Oeldenlab su »Patpr Grad-näpr Du. bitt ein Ochse-schöle Las andere Leute den heldentpd suchen, Söhnchen die tein Inst haben wie Dul —- J«st das allei, was in dein Brief steht?« »Ja here Zeit-wedeln »Wenn Du mich belegen hast, Du Wohn, dann schlage ich Dir die sagen ase dein staatl« »Aber heiligen Jungfrau« MAX-.- MU VE- TM r e stut .-.... sawkw »aus w Fee-we Mammon nat wteoee vor seinen Einm, in den« die Steckküben um das Hahn hetumstolpetten wie Ameisen um einen großen Fliegentai davet, den sie nicht fortschleppen kön nen. Noch einmal laß et den Brief. Seine Aeugleia schlüpften wieder un ter die Liber, aber sein Gesicht legte fah nickzt mehr in wehmütige Züge, vielmehr war es eine einzige grin eude Falte. Dann steckte per den tief in die Brustkasche, tnöpfte des M sorgfältig zu und rührte, ohne zu verfchnavfem heftig mit fei säht Seitengeweht in der Zähne NUMUI rührt hatt« ieet ÆMMML Nun see-» Ost- stit . M « m Ehe-:- tdwevet Stpwnagseutp die fertige uppe in dem Eimer hätte darbieten müssen. Da setzte pas Schicksal zu Dem Streich an, der die Brühe und dein M Felde-edel die Rechnung Faden-L Ein unbe fchreiäich hast«-es Sewehrjeuet, das wie M Nagel-;- einxes Weitere klang, Lprasselte nrfi einein Mal in vie Stra ßen ve- Dvrfes, auf das armselige Häuschen, riß ans den Außennrauern Staub und Steinbroaem llirele durch die splitternven Fensteescheibem llalfchte querichlugend auf die getünch ten Zimmerwiinde und spritzte knal lend auf dem holzboden umher. Po lor Gradniloff witterte. worauf das hinaus sollt-» Wie eine erichteklle Katze sprang er in die Zimmerecke an der Fenstern-anv, rollte sich zu einein einzigen Häuflein zusammen. Hier war er am sichersten vor den österrei chischen Springflöhen. So halte er gute Weile. Da fing es auf einmal im Neben zimmer an zu ächzen und zu lnirfchen wie von aneinander sich teil-enden Bettplanten, dumpfe Stiefelhiebe dröhnten auf dein Einsch, wie wenn ein Schlaftrunkener aus dein Himmel der Träume mit den Füßen auf den Boden der Wirklichkeit fällt, brum mige Laute lnutrten zu ihm herüber Dann quälten sich überflürzende Wot tc heiser und trocken durch die geschlos sene Zimmertiire: »Von-n Du Hundesohn. die öster reichischen Schutten kommen· Pack Dich her zu mir, jetzt lönnen wir noch fort! Vergieß das Hahn nicht und beeil- Dicht« Potor Gradnitoff buckelte sich fe-i f;er in die Ziininerear. Was ging ihn der Feldwebel Stowilagento an Er hatte ihm ja gesagt, er wolle nuni auch den heldeniod iuchen MochteI der denken und tun was er wollte.( Dann hörte er wie er aus dem Haufe polterte und wie seine heiser alariris brüllende Stimme von der Luft und von der Entfernung verfchluitt wurde. Nun wurde er fti li. Das Gewehr seuer hörte auf. Potor Gradnitoff I wußte, was es galt: Leben oder Tod. Er rührte sich nicht. Sein her tuckerte wie ein Telegraphenappart. Das Verhängnis mußte kommen. Und das Verhängnis tain Kam gröhlend I und trainpelnd vor die Tiir des hau I fes, stopfte durch das weiland Schlaf Iziminer des fursorglichen Feldwebels Hiåiowilagento und polterte Gewehr Tspieße vor sich herstoßend, in das Zimmer. Da wickelten sich aus dein zusammengebuitelten Häuflein in der Eae der Zimmermand zwei lange Ar T ine heraus, zwei schinuhige Handteller zinit ausgespreizten Fingern flattern ? n und her wie zwei Papierdraehen f im Winde. Gespenstethafte Arme ei nes Ermordeten bie aus dein Grabe Ideii Nachegeiftern winken. Aber Pp tpr Gradnitvfi war noch nicht tot, er ;atinete auf: die Geioehrspieße senkten ; sich und staten in dem dicken Brodern Isder berdunfieien hiihnerbriihe und in dein aualinigen verschwelenden hols feuer. Paior Gradnitdffs Mundwins tel grinften von einein Ohr zum an kderru seine stumme Sprache war ver standen worden Als er, von vielen «Muitelhebeln unporgerifsen, auf den breiten Füßen stand, mußte er sich die bihelnden Kiiietehlen reiben, sonst wäre er gusanimengesuntm Dann packte ihn einer unter den Arm schob ihn var sich hin, hinaus aus dein haus hinterb Darf, iiber Felder, bis ei vor einem Offizier stand. i »Was hist Das J- weichem Regi inent stehst Dui Wie heißt der Füh ! rer Deinei Regimenist' i Ei, das traf sich gut! Ein öster Treichischer Offizier, der Russisch spra . Potor Gradnilosf gab Rede und ntwort, wie es sich einein Offi zier gegenüber für einen Gemeinen ge lbührt Als er zu Ende berichtet, jtiißte er dein fremden Offizier die Hand. Der wischte sich die Hand an der hpse und sprach: »Warum hast Du Dich ergeben und Dich nicht gewehrt, wie es sich fiir ei nen Soldaten gehst-ti« «I)as ging nicht mehr, here Offi zier« . antwortete Peter OradiiilofL Juchbeni Aletsejtsß heiser-egerK und Jwaii sich ergebenhat nun alt der Leste an der Reihe. reii sie gefalle-, hätte den Helden tpd sterben müssen. ber wir sind vier Qriiber und hatten es uns ge sehn-bren, uns wiederzusehen« .Unb varuin dass« .Sehcn Sie, here Osfizier, wäre nur M m »das gefallen, so wären hie anderen sich dein Kriege ins Un gliia »Hm-ten Wir haben zusam We ein Geschösi, das unb meine alte Tante ernähren aus«-' , »Ein d was für ein Gefchaft ist4 vasW »Es ist eine wahre hundearbeit und man muß die händc dabei rühren Jeder von uns hat sein schweres Teil davon zu tragen. Unsere Tante ver-: sauft auf ver Puschinötaja in Odessa silberne Hüler für Streichholzfchachs teln, das Stück zu fänfzig Kopeten,: auf die ich mit dem Stichel dag- Wort; »Vergißmeinnicht« eingraviert habe-! Aktiejess hat ihnen die fchmucke Jotrnj gegeben und sie poltert, bis sie «echt«1 geworden sind. ejess hat He ins einer Maschine gego en. Und die al ten Myosin und die weggeworfe sen Metallreflh vie Jwansn wiss-set schmiss- ms um Isi den Kehrshg nnd es den Sie ßen mit M gefertigte-UT »Wer nun einer von Euch vier Brüdern wirklich gefallen, hätte da bin Fremder für ihn in den Handel einspringrn tisiijnenim «M here Offizier es sind da nich andre Sächelchen dabei. Ei gibt Zeiten, wo das Geschäft sehr schlecht geht. Da muß rann sich zu helfen angen. Eint Maschine, in der silberne streichholzfchochlelhülsen zu fünfzig Kopelen das Stück gegossen werden« ist wohl auch gut für Silber stiicke zu fünfundzmonzig und fünfzig Kopelen das Stück. Dabei kann man sich ganz auf sie verlassen Man weiß aber nie ob nmn in einem Fremden eine ehrlichen Menschen vor lsich W « »Nun begreife ich allerdings«, sagte der Offizier, »dan feiner von Euch vier Brüdern fallen durfte.« w steiget-sen Eine wahre Geschichte von Brun-) Verm-et Es war Anfang Juli 1914, an ei nem herrlichen Sommerabend. Ein frischer Westwind strich vorn Finnis schen Meerbusen über das erschlasste Petersburg und brachte nach des Ta ges Last und Hitze die ersehnte Küh lung. An solchen Abenden ist die Nenn-( Jnsel Jelagin das Ziel vieler, die Erholung und Zerstreuung suchen« Hier liegt, inmitten eines prächtigew alten Bartes, das kaiserliche Schlole Jegalin, seit vielen Jahren von tei nem ·Mitgliede der taiserlichen Fa milie mehr bewohnt. Ungehindert ergehen sich hier zahlreiche Besuchen Wie ein gewaltiger Feuerball ging das Tagesgestirn zur Rüste. Tit-set und tiefer sank ei, und dunkler wur den seine Gluten. Dann tauchte es« ins Meer, und wie flüssige-i Feuer tvie schwimmende Glut, wie ein Meer von Blut wogte ei überall. Und alte, tindische Leute sagten: »Es gibt Krieg.« Langsatn zerstreuten sich die Besu chen Zu den legten, die sich zum Gehen wandten, gehörten zwei Män ner, ein stattlicher, strasser Fiimzis ger und ein schlanter, junger Mensch, noch nicht zwanzig. Schweigend gin gen sie nebeneinander her, unsicher und bisweilen schwankend, wie Leute, die nicht recht sehen. Jn ihren Au gen stand noch die Glut der sintenden Sonne, in deren Pracht sie sich so lange wortlos vertiest hatten. Als sie über die Krestotvstistriicke gingen, »der Stadt zu, deren Dunst treig bereits zahllose Lichter durch drangen, brach der Jüngere das Sehn-eigen- Er sprach Deutsch. »Vater,« morgen iiber acht Tage tann ich meinen— Urlaub antreten. deren Lebedetv ist ei lieber, ich gehe seht bei stillexn Geschäft als später, wenn es wieder lebhafter wird. Er gibt mir drei Wochen. Und tvenn die abgelausen sind und nicht mehr zu tun ist, als seit, noch eine vierte.« »Es herrscht in allen Zweigen von handel und Gewerbe eine merkwür dige Stille,« bestätigte der Vater Prqturist des angesehenen Banthous sei haase ä Co» Ren-M 13. »Ja, siehst du. Und diesen Urlaub möchte ich in Deutschland verbrin gen.« Der Vater sagte nichts. »Ich liege dir nicht auf der Ta sche.« begann det Junge wieder. «2u weißt, daß ich 800 Rubel dasiir ge spart bade.« . Der Vater schüttelte den Kopf. »So meine ich’5 nicht. Ader in do litisch unruhigen Zeiten geht rnan nicht in- Iusland.' . «Ausland?« fuhr der Junge über rascht aus. «Ausland? Das sagst du« Vaters Du, Karl Berg-nann. der Deutsche? Der mich mit Liebe stir alles Deutsche erfüllt hati War-i urn bist du nicht Russe geworden tvenn du Ausland als deine heimat ansiehsti« »Deinen tann keine Rede sein,· meinte Bergs-rann sen. unsicher. «Jch bebt mich M- lchvu so dat aus geseeut,« sagte der Junge in bit ter-dem Jene. «Soll ich auch 52 Jahre alt werden tpie du, ebne mein Vaterland gesehen zu haben?' Es war dunkel geworden; der Junge sah nicht, daß der Alte wie schuldbetpaßt in sich zusammenbrach ach dem-use Zeit sm- togte er nach einer M gepreßt. »Mein gan kes Leben ist Tebeit gewesen· Lan agt hier nicht umsonst: Der arbeitet wie ein Deutschen - Und dann nahen ich eine Frau. Und dann tatest du und dann die Ilse, der Hans und heute·· Der Junge tqsteie nach der Hand fein-I Vaters und hielt sie fest. »Aber du hast tschi Fris. Ich will dir nichts in den Weg legen. Geh und sieh die dein Deutfckiland an das gelobte Land der Ordnung, des Fleißes und der Soubetkeit So nannte es immer mein Vater. Und et fügte hinzu, wenn in Russland nicht Ordnung, Ehrlichkeit und Tatkraft entzöger werde et nie eine utnnlt WHAT-ZU vgl-« itzt-Heiz n il n . land. seh M noch heute M Berlin tm Onkei VAL« — Mitte us h- Ztli Nun-un nach Den Aus-IS Die Briefe an feinen baten von denen al lerdings nur die ersten nntnznem schtldetten seine Empfinme. M tnnn man in Peteksbnrg leben, wenn man Bin-tin kennt! Im Erfassen thokt Ver-Eint sind die Straßen besser gepfinstett als im besten Teil Petersbuegs. Und von der Ord nung und Saubeeieit hier machst dn dir feinen Begriff.« — Dann kam der Krieg, Der Schwung und die Bogeiftetung rissen auch den jungen Betgmnnn mit, nnd et fand es ganz selbstverständlich, daß ee gleich unter den Ersten als Stein-illi gek in das deutsche Heer eintrat. — Zur selben Zeit fand in Peters bnrg der von der Nowoje Wkemja angestiftete und von ihrem Resol Etionshaufe am ROHR-Prospekt aus sgehende Sturm auf vie deutsche Bot fschaft statt Karl Bergmann sah ihn mit an und wußte nun, daß auch seine ctunde bald geschlagen haben mußte. Nur seinem vorgerückten Alter hatte er es zu danken, daß er nicht toie andere deutsche Staaten-gehörnte in entfern te Gouvernements im Innern Ruszs lands ver-schickt wurde Eines Tages ließ Herr Hause, Chef des- Bankhauses Hause O Co» seinen Prokuristen rufen. »Ich muß einiges Persönliche mit; Jktnen besprechen, lieber Betgrnnnn.'«« Der Chef sah nachdenklich zum Sen-( ster hinaus. 1 »Mach’s kurz," dachte Bergmann. —- »Sie müssen mich entlassen, Herr Haase.« sagte er laut. »Um Gottes willen, ich denke nicht daran. Aber Sie müssen Rasse wer den. Sie miissen noch heute Jhr Ge such um Ausnahme in den russischen Staatsverbtind einreichen. Sie sind in Petergburg geboren, haben Nuß land nie verlassen — ich werde auch an zuständiger Stelle daraus hinwir tin —- es wird zweifellos in kürze ster Frist genehmigt-« . Bergmann schwieg. Dann schilt kelte er den Kopf. »Ich werde kein solches Gesuch ein reichen, Herr haase." Machen Sie keine Geschichten, Bergmann. Lassen Sie sich durch die ties vedauerlichen Vorgänge der leh ten Tage doch nicht in falsche Gesich le hineinhehem Sie haben Deutsch land nie gesehen, na, und schließlich —- ubi betre, ibi patria.« » Jch kenne nichts Berlegeneres als dieses Sprichwort. Jhr Vater, Herr Haase, blieb innerlich doch ein guter Deutscher, obwohl er —- aus Geschäftsgeiinden — Rasse wurde.« »Es verlangt ja auch kein Mensch von Ihnen, daß Sie innerlich Rasse werden sollen. Machen Si« wie enein Vater und« —- der Bankier dämpste seine Stirn-ne noch mehr — —»ich. Gedanken sind zollsrei. Emp findungen auch.·' sergmann sann einige Augenblicke nach. Dann sagte er mit einer Stim me, die von weither zu kommen schien: »Ich entsinne mich. in meiner Jugend eine merkwürdige Geschichte gelesen zu haben. Von einem Mann, dessen Gestalt keinen Schatten wars. Der Mann hieß Peter SchlehrniL Der sehlende Schatten war das Vater land.« Berg-sann richtete sich strass aus. »Ich reiche letn Gesuch ein, here Haasek Ein langes Schweigen entstand. Der Bankier- war sehr ernst geworden. ·Ueberlegen Sie auch noch eini: El ist seibstoetstiindlich daß das Bank haus haase de Co. einem alten, hoch derdienten Prokuristen sein Gehalt als Ruhegehalt weiterbezahlt. Der Tag ist aber nicht fern, an dem alle älteren deutschen Staatsangehörigen Rußland werden verlassen müssen Sie werden nach Deutschland gehen. Jch innre nicht bliesen, daß ei i mer möglich sein wird, Jhnen auch et hin Geld zu senden Ganz abgesehen davon, daß man mich nach Sibirien schickt, wenn es herauskommt daß ich Deutsche im kindlichen Ausland un terssiisr. Un denien Sie nicht« daß es Ihnen in Deutschland leicht sollen wird, sosork eine passende Stellung zu sinden Erwägen Sie das alles nteresse Ihrer Familie und dann han ln Sie, wie Sie müssen« »Ich werde Steine klop en und Schnee lchippen »M- Und damit wäre auch Heut »Dann leben Sie wohl. deer seen tnannf sagte der santiey und seine Stimme bebte leicht.»1lnd seien Sie versichert ich alles daran sehen , die »Da-sa- HJM ask-a »; e Glas co ineingrtokuristen hesilr YOU-Eilet litkoc W lchsls i Ueber das Schiäsal der deutschen Familie Bergs-man ist nur noch we nig zu berichtet-. Sie wurde mit vie len anderen durch Erlaß des Stadt-· hauptmanni von Pefetsbutf ausge wiesen und lehrte über um and and Scheidew- nach Deutf land zurück. Aber so sann man ja von der Za milie Bergamo-u nicht sagen, denn war nie in Deutschland kewesem eii Berg-now wurde t bei Kntnp verwundet und so f Mslut der W am Etliche-Zeichen m W in ihr Vaterland bis-knien W sei-Masse- site-sum Inn Alsred Kröger. ·Wer einmal Gelegenheit gehabt hats Spanien und Port-geil zu besinne-. der wird sich den W Iris Ists bin Mien- sich M dar-lim- leis Vergnügen beider Länder-, M tier lcnnps, anzusehen Was ihn aber in Spanien mit Ekel und Entsesen er füllen wird, das wird ihm in Portu sgal eine Belustigung sein. Dem por tugiesischen Stiertamps oder auch »Corrida« genannt, seblt vollständig das bluirünstige und ekelerregende, das die spanischen Kämpfe auszeich net. obschon sich der Kampf in snsi Hderselben Form vollzieht als in Spo lniem so gibt es in der portugiesischen Arena doch niemals Tote, selten Vers wundetr. Weder der Stier-, noch fein Pferd sind ernstlich bedroht. Am eindruclvollsten und schönsten sind die Stiergefechte natürlich auf dem großen Stierlarnpfplan, dem Campo Pequeno in Liffahon, in def fen Mitte sieh ein eigene hierzu er bauter steinerner Zirlus befindet. Jm Innern des gewaltigen Rund baues, dessen steinerne Sise sich mir in einem römischen Amphitheater in die höhe schlängeln, ist schon alles lange vor Beginn befehl. Händler mit Kissen, die vor Hartsinen fchuhem durchlaufen schreiend die engen Pas fagen und auch der unvermeidliche Capiliioerliiufer, der sein Gemisch von Sirup, Wein und eler anbietet« macht hier seine Geschäfte. Um 4 Uhr ist die Corrida angesagt und piintts lich um 4 Uhr beginnt es auf den Galerien und von dort aus in den Logen und den Manegepliitzen zu trampeln und zu zifchem als wäre man lurz dar dem Ausdruche eines Vollsitufftandes. Das sind ader Um stände, die die Sitten des Voltes mit ficht-ringen und der Eingeweihte wird sich keineswegs iider die Unruhe des Bolles wundern, er wird vielleicht auch selbst mit lraleelnx denn lein Theater, kein Zirlus, tein Vergnügen, in welchem nicht die Zuschauer durch unruhiged Benehmen das Signal zum Anfang geben. So seht denn auch« kurz nach dem Spettatel die Musit ein und das Spiel nimmt seinen An fang Von den beiden Herolden begleitet halten die Stierlämpfer, die Tone ros, ihren Einzug Voran die Espa das oder Matadores, die den Stier töten fallen, wenigstens provisorisch, ihnen folgen die Kanag, die mit ih ren blutroten Tüchern das Tier in Wut bringen. schließlich folgen die Kavalleiros oder die Lanzenreiten die mit ihren schönen und edle-, oft sehr wertvollen Pferden den Cloud M Feftes bilden. zum Schluß folgen noch eine Anzahl Galegos oder Bau erndurschen. ganz in der National tracht gelleidet, deren Aufgabe es ist, den wütenden Stier durch oft recht gefährliche Kunststücke zum Gaudium des Pudlitumt zum Narren zu hal ten. Von Gold- und Silberfticlereien ift die Arena nun doll. Der Zug der neigt sich nun zuerst dor der Trihiine des Präsidenten det Stierlätnpsen ehe er gleiche Ehre dem Präsidenten der Repudlil, der in einer gegraut-erlie genden Lege Pla genommen hat, zuteil werden lä t. Nach kurzem Rundgang verlassen die Kämpfer die Arena in der Irihenfo e wie sie la men, nur einige Capas llen sich hier und dort in der Arena auf und zwei Bandarillod mit einer kurzen, mit Bändern geschmückten Lanze in jeder hand, erwarten nun das Auftreten des Stieres. Dn ein Tasch· Die schweren eiser nen Türen össnen sich, und hinein in die Arena stürzt sich, geblendet von qdem hellen Sonnenlicht, wild schnau qsend der Stier. Das Publikum be willkommnet sein Erscheinen mit wil dem Geschrei Und Getlatsche und ob dieses Mordsstandals steht das arme, verblendete Tier. dem übrigens die Hörner abgeschnitten und mit Bleib umwickelt sind, erstaunt in der Mitte der Arena und scharrt mit den husen gelangtveilt den Sand. Es bedarf nun erst von seiten der Bandarillvs und der Capas wiederholter Aussat derungen, ehe sich der Stier bequen1t. seine Wiedersacher anzugreisen. Co scheint sast, als sei er sich seines Da seins nicht recht tiar. aber endlich de ginnt er doch keinen Spaß zu ver stehen und stürt sich, begleitet von dem wilden Au zanchzen des Volkes, aus die roten Tücher. die ihm die Capai sortgeseht vor die Nase halten« Nun ist der Stier endli wiitend ge worden und das ist ja ie hauvtlas che. Mit kunstvollem Sprung spießen ihm die Bandarillos dann noch einige Lanzen in den Nacken und die Wut ist volllommen. Jst nun der Stier aus der höhe seiner Wut angelangt, dann bricht das Spiel plönlich ab, eine herbe zahmer Milchltihe wird in die Arena getrieben und in deren Mitte iii t sich der buntbeslaggte Stier an andslos absilhren. act-m dieses Bild folgt ein andere-. ersten to vollzieht lich such hierdie Iiei uns des Sile-ten nur mit dein U Hieb, daß an tt ver Band-eitles die Lan-ein oder cmlleiros in Atti-n treten. hre kniest besteht nnn darin, dem den umactieeden sie mit ihren Lassen Linse-»seiner und ihm hinterrücks ihre Lenz-n in den Nacken zu stoßen. Dieser All des Kampfes ist eigentlich der interessan ieiie. denn obglei dem Stiere die - abgefnnn sind, so wäre einefsraft doch genügend, sie in vie Meile del Pfades zu bohren, und In hie Pferde, deren sich diese Lan zesciter im portugiesischen Sxieri come-se bedienen, wie gesagt, oft evter und wertvoller Rasse sind, so kommt es hier ungeheuer viel auf Gewandt heii und Ueberlegenheit an. Jeder gutgezielte Lanzenstich, bei dem die untere "lfie mit Fahnen und Bän dern ge chmiickt im Nacken des Stie res verbleibt, wird auch vom Volke mit brüllendem Beifallsgeilnische an erkennend belohnt. Jst nun der Stier genügend gereizt, dann beginnt fiir den Matovor die Arbeit. Bin tchriues Trompetensignal ver tiindet sein Auftreten. Ganz wie in Spanien verneigt er sich erst tief vor der Loge des Kampfpriisidenten und dann vor derjenigen des Präsidenten der RepudliL Ganz wie in Spanien beginnt er sein Spiel mit dem wun den Stiere· Bald läßt er ihn tniend an fich vorüber schießen, bald seht er mit tiihnem Sprung über ihn hinweg, und schließlich wirft er Hut und Mantel in großem Bogen über die Arena, stellt sich mit entdlößtem De gen dor dem Stiere auf, und der spannendste Moment des Kampfes beginnt, den eine toteniihnliche Stille auszeichnet. Genau wie fein spani scher Kollege nimmt er den Stier, der miide und mit ·tiefherabhiingenoem Kopfe dor ihm steht, aufs Korn. Er oisiert einen Augenblick feine Mut teln trampfen sich zum Sprunge, er schnellt vorwärts. Einen Augenblick lang bilden Mensch und Tier eine ctnzige Masse, dann löst sich die bunte Gestalt des Mannes, stolpert ein paar Schritte ad und der Stier steht unbeweglich da. Aus seinem Nacken ragt, laum sichtbar-, die Spitze des Degens (die beim Stoße von der Klinge abdricht), genau ·an der Stelle, wo im spanischen Kampfe der ganze Degen stecken würde. Jn jenem ioiirde sie den Tod des Tieres unweigerltch zur Folge haben. hier aber verwundet sie ihn nur und kennzeichnet die Ge schicklichkeit dee Fechters. Lauter Ju bel des Volkes beglückwünscht ihn zu seiner Leistung. hüte, Stöcke, Zigars ten und Blumen von manch einer Schönen fliegen in die Arena, er ist der Held auf einen Augenblick. Ein neues Trompetensignal ertönt, die Milchliihe treten in Tätigteit, und der Abgestochene ist froh. daß er mit einer leichten Wunde am Nacken da dongelommen ist« und läßt sich ab führen. Das dritte Bild vollzieht sich ge nau so wiedai erste und zweite, nur dass zum Schluß, nachdem der Mo tador sein Opfer prooisorisch abge ftochen hat, eine Schar Galegos in die Arena stiirmt und das arme Tier bei den Beinen, Schwanz und Kopf festzuhalten versucht. Daß es dabei nicht immer ohne hautabschiirxungen abgeht, versteht sich, doch was st das gegen die schöne Belohnung von 6 Milreie (20 Mart), die jedem zuge sichert ist, wenn es ihm· lingt, das wütende Tier auf Augenh iele zu bän digen. Zehn Stiere ist das wenigste, die in jedem Kampfe zur Vorführung - langen, und daß es sich bei die en zehnmaligen Vorfiihrungen — immer um einen, frischen Stier handelt. da fiir birgt die Vernunft der Direk tion, die es auf eine Täuschung dem Publitum egeniiber doch nicht on tommen la en möchte, denn der Por tugiese versieht darin keinen Spaß· (Es ist schon oorgetommen, daß das Publikum, als es in einem der vor gefiiheten Stiere einen bereits erledig ten Stier ertannte, und alo die Di rektion troh des Protestei der Zu schauer dennoch das Spiel fortsegen wollte, Feuer an das Gebäude zu le gen drohte.) Dem portugiesischen Stierlamps fehlt also vollständig das diistere lei denschaftliche, das den spanischen Kampf durch seine Abtötung des Stieres auszeichnet Der stampsstier ist iein Todes-opfer, er ist nur ein sehr achtunggebietender Gegner, dessen Wehrlosigieit dadurch ausgeglichen wird, daß man ihm nicht nach dem Leben trachtet. Wenn sich abends das Spiel seinem Ende neigt, dann tut ver Feier-lie bende gut, sich noch vor dem eigent lichen Ende sortzubegebem denn in der Regel entspinnt sich in den engen Gängen und Ausgangen eine Dran gelei, die nur zu vst in Schlägerei ausartet und dem hänvelsintztigen Charakter des Portugiesen zuzuschrei ben ist. Zwar sorgt ein grase Schudmanntausgebot unterstützt von einer Anzahl berittenet Garben site Ruhe, doch der Paris-sieh der keinen Respekt kennt und am allerwenigsten Regen die hohe Obrigteit ist mit dein esser sehe schnell bei der band Ha des sansgen Chatattete der portugiesis chen iekiiimpsh nimmt das ubiitum mit sast der gleichen Begei erung an ihnen Anteil spie in dem panischen Rachbarlande und in Lissa on ist ein Stiersechter Gegen stand allgemeiner dulvtguna Obgleich der portugiesische Stier tamps weniger geosattigi . als der see-nistet- ls ist et such get ersu am und biegt en seinen einzelnen eine liebenswürdi e Unmut wie ein bietet-spanischen eena vdsig I