MW Sie III III-h Von Linn-:- cis-wald. Ede ging langsam-die Thais-Ha entlang. Heiß wars —- rechts und links der Kiefernwatd — wie das trte er so kräftig und doch fast süß! — Am Wege taum ein grüner Baum —- eine Atazie oder eine Esche — nur die braunen Stämme der Kie sern —- die weiße Landstraße — und die große Hine. Und doch wars die Heimat. Da hinten« ganz hinten, wo der Weg sich scheinbar verengte, dort hinten sent te sich die Landstraße hinab in eine Riederung. Ueppige Kastanien. mächtige Eichen und Linden und viel anderes mächtiges Laub überragte die Dächer des Ortes und umgab das Schloß. Wenn auch niemand mehr von seiner Familie in dem Orte lebte, es war doch seine Heimat. Er war dort ausgewachsen Hatte Schian meraden gehabt — und Freunde, die auch fast alle fort waren oder nichts mehr mit ihm zu tun btben wollten. Ja, der eine, der Böcker Jensen, hatte ihm einmal sogar den Gendarm aus den Hals gehetzt, als er ihn um ein Stück Brot ange sprochen hatte. Und die Anna in dem Gasthof, wo er manchmal über nachtet hatte, wenn seine Wande rungen ihn in seine Heimat fähr .ten, sie hatte ihn auch stets so schnöde behandelt. Und das ande re, widerwärtige alles... nnd doch, ei toar die Heimat, die Heimat, siir die er»nun kämpfte. Wie schön mußte es sein, oben auf dem Ab hang unter der Linde-zu liegen und ytnavzuityea m ou nur-verung, in die Gärten, in denen Frauen nnd Kinder zwischen den Gemüseheeten und Oditstriiuchern arbeiteten. Jn die Höfe, in die Straßen, in das Gen-irr von grünen Wipfeln Er hörte hinter sich das Grimm pel von Pferden. Plödlich klang ej anf. Ede drehte sich um. Ein Kutschwagen bog vom weichen Som merweg hinüber nach der mit Stein schlag befestigten Seite. Ede ging an den Straßenrand· Daß der im Bogen nun getade’der Erste aus dein Orte wor, dem et begegnete! Der Schloßherr, der ihn manchmal hinter Schloß und Riegel hatte dringen lassen, der immer den Gen darm aufmerksam gemacht, wenn er Ehe irgendwo auf dem Wege em getroffen. Ede wollte den Graben übersprin seu nnd in den Wald hinein, um dem Stand zu entgehen, den der Wagen sub-irdene. Da zügelte der Schloßherr die Pferde. Der Wagen hielt. »Rosen Sie nach dem Orts« rief der Schloßhetn Ede blieb stehen und sah ihn an. Ehe er antworten konnte, rief der Schloßherr: »Dann steigen Sie ein." Ehe lächelte. Was denn, er im Wagen heitn Schloßherrnt Ver wirrt ging er-einen Schritt, blieb dann wleoer stehen« »Ja, sommen Sie nur ich habe ja Platz!« sagte der Schloßherr, und Ede fühlte, wie der Schloßherr ihn gar nicht so verächtlich ansah, wie ei ihn früher übersehen hatte. Stolz ging Ede auf den Wagen zu, öff nete die kleine Tät-, kletterte hinein und sehte sich aus das Polster-. Ehe der Schloßherr die Pferde wieder antrieb, beugte er sich zurück: »Sie toaren wohl verwundet?" Ede nicktr. Es war ihrn noch nicht möglich, mit diesem Mann os fen zu sprechen. Aber als er dann ein Weilchen in dern Wagen ge sessen, als es ihm klar geworden, daß es Wahrheit sei, er in der Kutsche des Schloßherrm gefahren vorn Schloßherrn selbst, da reckte er sich vor und fragte unbefangen: »Jel;t’s denn jut zu haufe? Jå alle-J in Ordnung-im Orts« spchlofjherr gab Ihm ebenso unbefangen Antwort Und daan er zähltez Ede von seinen Erlebnissen nnd Kämpfen, von den Märschen und den Nächten, von dein Leben irn Schützengraben, und wie er den Af fessor Tr. Dietrich in Flandern ge troffen. den Assessor vom Amteaei richt. »Sie wissen ja schon!« mein te er. Der Schloßherr nicktr. Ja, ja er wußte. Dann sagte er: »Ja wem gehen Sie denn her-tei« ,Ja«"—— Ede konnte nicht recht antworten Das hatte er sich noch nicht recht überlegt. Er wollte ja nnrt nach deni Ort, nach seiner hei Im .Ra —- ioenn Sie nicht genau wissen, wohin, dann kommen Sie doch In mir. Ich habe schon noch flieh hyfiie Sief Ede schwieg. Er esie M Schloß« Ja dies große seist-de das er ists-er in großem Dosen umgangen, vor dem d Yo Inm blühenden Oiische standen. us senoft eine so sonder : Lieder, die Ietzt-sit nnd denen er bet -Och ce- des nicht«-— « sagte Ete sie seit-Titus M chnis, flet sia III saiiis feine ntfornr ani - lottkin Das ·’ ist an dem Einschnitt angelangt, den die Landschast bei ihrer Senlung in den Abpn machte. Der Wald trat zurück. inks und rechts wach sen mächtige Linden aus der Erde. «Einzelne tleine Gehiiste tugten da kzwischen heraus —- blnrnige Bor gärten, Landen geschlossene Fenster !läden, Obstböunir. Dann larn Links Zdie Tanne-these —- der Entshos mit den Scheunen und ctällen, die Parkbiiurne und dahinter das Schloß: Der Schloßherr wollte schon iints abbiegen, durch die Heeke hindurch Eiiber den Gutöhos Da schrie Ede: »Halt —- halt.« · Und ais der Wagen nicht gleich hielt, riß er die Tür aus und stol perte hinaus. Der Schloßherr hielt die Pferde an nnd ries: »Na, warum kommen Sie denn nicht rnit?« »Nachher,« sagte Ede und gri.sszte strarnrm «Rachher, wenn ick mir er lauben dars." »Aber destirnrntl" antwortete der Schloßherr. »Ich werde meiner Frau sagen, sie soll ein Zimmer sitt Sie zurecht machen. Wir erwarten Sie zum Abenddrot!« Cde stand noch stramin und ntekte Dann, ehe der Schloßherr weiterge sahren, machte er kehrt und mar schierte eiligen Schrittes in den Ort hinein. An der kleinen Brauerei vorüber, ans der ein würziger Muls geruch kam. Die erste Straße hin ab, an deren Mauern Weinrebern die mit Blumen und weißen Gar dinen grüßende Fenster urnrahmten. Und urn die Ecke aus dem kleinen Platz. Alles war noch so wie sonst. Das Pskaster holt-rig, aber sauber. Die häufer alle dlank. Das dont Schlächter Schutz war frisch ge strichen. Und rechts, da stand Jen sen, der Bäcker, vor seinem ans nnd sah dem Maler zu, der die pen sterläden über-weihte Hinten, in das Postgebäude gingen einige Kinder hinein. Atti dem Schuihani an der Ecke klang Klavierspiei. Vor dem .Schwar3en Adler« saßen mehrere ältere Männer im Schatten nnd sprachen miteinander. Wahrlich —- es war hier wie sonst auch, wie es seit Jahren nnd Jahren gewesen. Eve wollte weitergehen. » rrgott —- Ede —- Meiiich!« rief Jener nnd kam auf ihn zu. Er griff nach seinen Atmen und hielt ihn fest· Ede sah ihm ins Gesicht Wirt lich —- dieser blasse Bäcker- haiie chr liche Freud ins den Augen. Er zog Ehe in sein Haus hin ein: »An komm schon ·- nu komm schon! Trinisi eine ordentliche Tas se Koffee bei mir!' Ehe sträubie sich: »Aber wat vennc Jck will doch erst mal in die Penne —- zu Großmann.« »Ach —- wegen der Anna? —- Laß nur, zu der kommst du noch früh aenua!« . »Jck habe aber nich viel Zeit,' - wendete Ede ein. Er dachte d.iran, daß er noch aus das Schloß korn men sollte. Doch Jensen übers-bete ihn, führte ihn in seine gute Stu be und ließ ihm von seiner Frau eine Kanne Kassee vorsehen, schnitt ihm auch selbst von dem Kuchen ab der schon siir den nächsten Tag, einen Sonntag, gebacken worden war. Ehe ließ es sich schmecken, erzählte nnd antwortete aus die neugierigen Fru gen — bis er die tleine Uhr t-tla gen hörte, die aus dem Schrank stand. »herrgott —- ick muß ja noch ins Schloß!« ,Jns Schloß?« staunte Jenseit »Ja, der Gras hat mich eingela i«en,« antwortete Ede. »So, so —- na —- denn tann ich dich ja nicht hilten!« sagte Jensen. Inzwischen hatten sich vor dem hause Kinder angesammelt, die ge hört hatten, daß Ede in Uniteer gekommen war. Stumm und starr helonnderten sie ihn, als er nun über den Pla schritt. Jensen rie plötzlich hinter ihtn her: »Du, Ede warte! Jch komme mitk« Den Rock halb angezogen, lief er hinter Eve drein und ging dann stolz neben ihm her —- er, ten sie seines herzfehlerz wegen »ge lehnt hatten —- er hatte doch einen Freund, der im Felde gewesen... Als sie nnk «Schwarzen Abter« vorbeikamen, riefen vie alten Mön ner Ehe zu sich heran: .hie1her, Kamerad! Hin-herk« Laß doch die Alten!« meinte Jenseit. »Ja-er Ehe konnte sie nicht so ver achtlich beiseite lassen und ging zu ihnen h aWir haben schon gehört, dnszsie sich ausgezeichnet has-ent« sagte ein kleiner dicker herr. Seine blaues sagen lett-seiten in dein roten Ge Icht, das ein graut-leimt Bose-net umrqhnrtr. Dies Blinzelt iah so fetschinist ans-nnd war doch nichts le eine Verlegenheit. Der- kleine - eistge Zimmer-eitler hatte den sehe-noli landstreicheaden Ehe auch gerade nicht leiden mögen »Es ieht -.- es iehtt wehrte Ehe ab. . , Zier on et nun Ue- ehrltghea Blit Ie out list Mitt- CMIAI ib- it ,EeW an wie-v « « . er; fest erfülle iet meine Schulbigteit.« i Gewiß, gen-ist« sagte der Zirke lmerineister und bat ihn, er solle sich zu ihnen seyen. »Du mußt dpchnoch aufs Schloßt« erinnerte ihn Jens en. »Ja bnrs doch den alten herren die Ruhe nich nehmen« meinte Ebe nnd setzte sieh heiter nnd harinios von seinen Tagen braußyi berich stenb Die Kinyrschar wurde im mer größer. Auch die Männer nrn ihn heraus nahmen zu an Zahl. Ehe trani,· was ihm hingestellt wurde. Und plauderte nnd erzählte. Bis Jensen, der schon öfter ge mahnt hatte, sagte: »Jest ist’s noer sieben ilhr!" Da sprang Ede empor. Um diese Zeit hätte er in eigentlich aus dem iSehlosz sein müssen , Er grüßte und ging dann rasch davon — nm die Ecke in die Stra ße hinein, wo die tleinen handwer ter und Arbeiter wohnten Ueber dem Eingang des einen kleinen Höugchens stand: Gastwirtschait von Karl Groß-nann. Links nnd rechts waren ie zwei Fenster-. Ach —- es waren nur zwei niedrige Gasen-n mer. Aber wie gemiitlich, wie hei fmatlich war es in ihnen-. : Ehe ging nicht durch die Dis-us ) tür. Er öffnete das tieine Tor, das lzwischen ver Gastnoirtschaft und dein iNachbarhans aus einen Gang führte »Da gehts doch in den ciallZ« sagte Jenseit-· « Na —- hier bin ick immer ge gangenl" nntwortete Ehe nnd dach te Daran wie oft er hinten in der Stube im Stall genächtigt.. Aus dem tleinen hof, der von ei iner Kastanie beschattet wurde ieanb ein Mädchen an einein Wo chsasi. Ede lief aus sie zu ie stieß einen Schrei aus und erhob abweh its-nd ibte vorn Seifenichnnm um hiillien Hände - Ede jedoch ließ sich nicht aufhal ten umarmte das Mädchen ircfiig und wollte es küssen. jn Sie aber stieß ihn zurück und feis lte . «Jch bin doch verlobi!« - Ach so," —- ingie er und ließ das Mädchen los » Sie sah ihn an wie wenn es ihr Tleid tue, nicht mit ihm verlobt zu fein »Ja — das ist doch mai nich innders!'« ineiiiie sie. »Der Frih Hiriiger war dvr vier Wochen hier« Er ist Uniervfsizier geworden. Er dritte Urlaub. Und da haben wir iuns verlodt.« Sie strich rüstig den ISchniini von den händen und trock zneie sie mit ihrer blauen Schürze. Plötzlich sagte fie lachend: Was nias ;chen Sie denn iiir ein Gesicht? her-. den Sie auch io geguckt, wenn die ’ Grnnnten einschlagen?« ! de mußte nur auch isichen D nn meinte er erkläreim No — rnnn hnt sich so allerlei da draußen je dnchi — so — von Besseriverden, - des-i de Zukunft —« Y »Na —- nu reden Sie iein darn tines Zeug!« sagte Anan derb und Imnchie sich wieder an ihre Wäsche »Sie können auch ohne inich ein ordentlicher Kerl werden. Und Mii deis gilii’i jehi genug —- Hii — so iviel tüchtige Mädels. . Kommen Sie —- helfen Sie niir lieben!« « Sie faßte das Waschiaß und jtippte es nach dein Brunnenloch aus kTann rollte fie es unter dein Brun nenousflufz und forderte Ede auf, ihr frifches Wasser einzupunipen Ede war auch bereit und griff Enach dem Schwengel. Und dann lpumpte er mit wahrem Vergniågen ider Anna Spiilwaffer in ihre Wan Inen und Bottiche. Sein trübes Ge lficht heiterte sich auf. Dann reichte )er mit einer zierlichen Verbeuoung Anna die h-..ind Na —- denn clfo — fahre wohl, holder Traum von :Familienjlück von Kindern-eigen und Kafieetonne im Ofenloch!« l Anna reichte ihm die niisseh.irid: »Sie —- ich sehe Sie ja doch noch »als Familienvater!« 1«Nee —- nu nich mehrt« figte Ede und mrchte ein bitterernftes Ge Hicht Plöpli ch zog er das Miit-den zu sich heran und bat. «Cenen Ah fchiedetuß!« Sie irich ihm aus, winkte mit den Augen nnch Jenfen hin. »Hm — nlfo — lebe wohl, Ju l gend nnd Hoffnung!« fagte Ede nnd ließ lhkc Hmld lü-. Du sen-sckfk«· sit ihm zu: »Komm-n Sie heute abend wieder?« — Wortlarg, wie auf einem Pflicht weg, schritt Ede noch dem Schloß, die tleine Griffe zwifchen den Mir ten entlang. Jener immer neben fich. Bis iiber den Borplah des Schlosses. Erst der der Tür nsihm f enfen Abschied. »Nun fei ge Edet Dente ein deine Zu tunfi!« Ede fagte nichts, foudern ging hinein. Die Dienerin wußte fchorh daß er tonunen feste. Sie fiihrte ihn durch einen Oartenfanl zu ebe ner Erde in ein Zimmer. »Hier ift frifches Waffer!« sagte die Dienerin. .Und Setfe is auch da. Wenn Sie fertig find« möch ten Sie ins Eßzieniner tonisnen strich gegenüber durch den Saiten qai I Er wufch eafth und ging lns Essimmer besser-. »Der Schlos herr fafi fchon du« mit feiner Inn-, seit der Erst-tritt eures mit ni. dre M Kinder-, - sde W seie- dle Schloß ftp-. W es, ,thn r W siede Besangenheit zn nehmen. Sie« ·reichte ihm das Essen und teilte es ihm ein, so daß er mit der Gabel innd dem Messer kein Schwierigkei ten hatte. Die Kinder sahen ihnl bewundernd rnit großen Augen an. »als er erzählte, wie er Doktor Diets rich das Leben gerettet, wie er den aus dem Trupp Engländer her ausgehauew Und als er nachher mit dem Schloßberrn und seiner Frau ans der Erhöhung vor de Gartensaal saß, als der Schloßherr ihm Wein einschentte und ihm von seinen Zigarren gab, dachte er kaum noch an Anna. Der Schloßherr bot ihm an, nach dem Kriege siir ihn zu sorgen. . Er würde ihm schon irgendeine Stelle verschaffen Als Flurwiichter oder so was Aehnlichet Ede dachte, Anna bat gesagt: Kommen Sie heute abends Und er fward sehr einsilbig. Das merkte die Schloßsrau. Sie schickte ihn zu Bett, da sie ihn siir müde hielt. Jn seinem Zimmer stand er am Fenster und sah, wie das letzte Tageslicht hinter den Bäu men verging. Sah, wie der Mond seinen Silberglanz über die Bäume goß und ihren Schatten lang liber die Wiese wars. Und dachte dabei Kommen Sie heute abends Leise stieg er durch das geöffnete Fenster-, ging dorsithtig am hat-B entlang und schliipste durch ein Loch in der Garterrhecke aus den Weg, der nach der Stadt siihrtr. Fast alle Häuser still und dunlel· Nur wenige Lichter noch in den Fenstern. Vor dem »Schwarzen Adler« noch einige Männer. Ede ging aus der anderen Seite des Platzes im Schatten vor bei -- bog in die lleine Straße ein — öffnet das Tor zu dem Gang bei der Gastwirischast. Niemand war da. Aber er ging nicht satt· Er wartete. Und bald kam Anna. Sie stand vor ihm nnd sagte: »Ich will dem anderen treu bleiben.« Oe« — i»« ckmio Ed- naß-Inl p-« - I--;--- -—- ««sss en. . Eine Weile standen sie schweig snm voteinanbet· »Ja -—dann geh ich«, meinte Ede schlicht. Da wars sie ihre Arme urn sei nen Hals und küßte ihn. »So —- nu mach man!« meinte sie und schob ihn von sich. »Ja —- ja,« sagte er und ging. Einen Augenblick stand er vor dem geschlossenen Tor. Dann rass te er sich zusammen und marschier le davon. Aber nicht zum chlok Hnriich wo er die zehn Tage rianh verbringen sollte, sondern zrr Stadt hinan-. Oben aus dem Abhang setzte er sich noch einige Minuten hin nnd sah aus seine Heimat hinab. Wie sie friedlich lag in mildem Mond schein. Die Heimat... Er sprang aus und wanderte. et nen Marsch pseisend, ins Land hin ein. per Schotte- tes euere-. Stizze von Eva Giafin von Bandiffiii· Tab war einer der seltsamsten Punkte diefes großen Krieges, welche Anzahl von Begegnungen er herbei-l führte. Die Front nach faft allen Himmelörichtungem in die sich die männliche Bevölkerung des ganzen Reiches in uniiberfehbarem, sich ewig nichtfiillendemStrom ergoß, war doch fo ausgedehnt daß man fchon das Zusammentreffen von zwei Bekann ten für ein merkwürdige-) Spiel des Zufalls halten mußte· Mesternf buchte Hauptmann von Malentow in fein Gedächtnis, »wa ren ej zwei Offiziere meines frühe ren Regiments, dieser Lenthin — Kainerad aus dem Aadettentorps — und drei Bekannte vom Wandlun heute, im neuen Quartier, wer mag es da fein? — Bin doch begierig, wohin mich heute gemeinfameo Ge denlen tragen wird.« Langfain ritt er neben feiner Truvpe her, die gleich ihm von dem ewig niederriefelnden flaiidrifchen Regen in graue Schleier gehüllt wurde. Sein Gaul dampfte troßdeiin denn die Hufen faulen dei jedem Schritt tief in den Schlamm, die Satteltafchen waren mit Kot be weist, dem Reiter troff es in Bächen von der Gummipelerine. Was fiir Karten fie geftern zufammengefchriei ben hatten —- ein rechtes Bedürfnis war es ihnen gewesen« all denen einen Gruß zu fenden, mit denen sie einft frohe Stunden verlebt hattenl Frei lich, diefer und jener, dessen Name noch leicht von den Lippen floß lag fchon unterm Rosen. Am meiften na tiiklich von den altiden Offizieien fei nes alten Regirnentj und nicht wenige von den Turfbekanntfchaften. Von den Mittameraden aus dem Aadets tenlorps hatte er foiviefo im Laufe der Jahre viele aus den Augen ver loren, und Leut half feinem Ge dächtnis auf, in m er ihn an die Spitznanien oder tleinen Eigentitmi lichleiten der Dotbvergeffenen erin nerte. »Iromann«, hatte er ge fagi Jviffen Sie diefer Froniann, der fo früh den Abschied nahm« Jena« ich noch,« hatte der haupt mann thn unterbrochen« Den half ich mal wiedergefeden Unter eigen tumlicheii Uerhältnth »M: ein Il utant hereinge stürzt: die Abteilung Lenthins sollte sosort abriitten. Als sie sich die Hände schüttelten, bemertte rr noch schnell ,.Jis; Malentow, Frornann, das mirs ich Ihnen noch erzählen: der ist na türlich gleich beim Krieg wieder ein getreten —- und der soil vermißt sein. Schon seit Ende September. Der ar me Kerl." Der arme Kerl; wiederholte Ma lentow. Wiss inm. wußte er selbst nicht: plötzlich stand er so deutlich oor ihm, die lange Gestalt, an der die Kleider immer schlotterten, das ernste Gesicht und die nngeschickien, ruck weisen Gebärden, die nie im richtigen Verhältnis zu dem standen, was er sagte oder tat. »Wenn Frornann Ja sagen will, schiitielt er mit im Kops —- und wenn er Nein meint, nickt er, daß er sich sast I Genick bricht,« behaupteten sie im Kadettentorps oon ihm. Wahrscheinlich hatte er immer gegen seinen Willen Ja genictt, wenn es besser Nein geheißen hätte. Z. B. —- z. B. bei seiner Ehe —- - — Da sah der Hauptmann auch die glanzvolle Umgebung wieder, in der er damals den alten Kameraden an getrossen hatte: «unter eigentümlichen Verhältnissen,« wie er sich Lenthin gegenüber äußerte. Anfangs waren sie ihm gar nicht soivorgetotnmenz die schloßartige Van in der Dresdener Neustadt, die von ihrer Höhe einen Blick über die Elbe gewährte, ein prachtooll gehaltener Garten rings um, tosibare Möbel in den Räumen. gutgezogene Dienerschaft und eine noch jugendliche« elegante Fran, all diese Dinge mußten dem unbesangen Eintretenden die Augen verblenden. Auch ihm, gewiß. Bis er, noch ehe man zu Tische ging, dahinter inm, daß Fromanns Frau ihr sicheres Be nehmen doch gar zu sehr gegen ihren Gatten tehrte. »Fromann, tu mal dies —- tu mal das,« hieß es unaus hiiriich. Er gehorchte zwar unbedingt. Aber seine Ungeschicklichkeit war ihm recht itn Wege dabei. Seine Frau riigte ihn dann sosort und schlos- mit den triumphierenden Worten: »Jaget wäre das nie passiert!« »Wer ist denn nur dieser Jäger, gnädige Frau, dieses Ideali« fragte Malentotv endlich lachend· Sie sah ihn tiihl und voll Stolz an: »Mein früherer Gatte. Dem ich dies haus und diesen Besitz verdanke. Dazu war er der beste, rücksichtsvolls ste Ehemann — so ziemlich in allem das Gegenteil von meinem jetzigen« Fromann hatte nichts darauf er widert. Als Malentotv bat, Ich die Hände waschen zu dürfen, be eininte die haussram »Führe den herrn hauptmann nur in Dein Schlaszims mer, damit er gleich sieht, was siir einen großartigen Geschmack Jäger gehabt hat« « Mitten aus der durchweichten Landstraße in Feindedland mußte Malentow lachen, als er sich Fro manns Schlasgemach wieder ausmalte und daß der Unglückörabe in dieser ungemütlichen chinesischen Laapracht Ruhe finden sollte. Ein vollständi et chinesischeö Kostiim lag aus dem i wan ausgebreitet und Seidenschuhe und ein danketblauez seidenez Mitg chen harrten des ern. »Mensch- Du — als Chinesel innn es mir nicht übel, das ist mehr als komisch! Wa rum machst Du solche Maöteeade mit —« hatte er spöttisch gesragt. Da hatte Frotnann in einem dieser unangebrachten, unzeitgemiißen Wut ansiille, die ihrn von sehee eigen wa ren, das unschuldige München aus die Erde geworfen und mit« den Füßen daraus herumgetreten. »-eveu —- tveu« kaput er Uns-vi fchen, »weil ich nichts binL Nichts als der Schatten des andern! Weil ick nur an feine Stelle getreten bin und wie er denten und essen und trinken mußt Sieh doch, all dieser Firlefnnj ringsum, das ift von ihm —- ihm mag es entsprochen und zu ihm ar paßt haben —- ich muß drin weiter hausen und seine alberne Rolle spie len und mich benehtnen wie er! Nein· nicht nur dac: fühlen soll ich wie ei und mich glücklich befinden! Und ihm dankbar sein, diesem —- dieseni — den ich hasse denn er vergiftet mir jeden Ta und jede Stunde! Unt doch hei t es unaufhörlich, vom Morgen bis zum Abend: «Alles wa fein —- eifre ihm nur nach« — nein alles ist noch fein, durchs-It von seiner Art und feinem Willen und ich gehe unter, ich ersticke in sei ner ewigen Gegenwart —- —« Malentow hörte still zu, es schien Fromonn ein Bedürfnis zu sein, stet· d Herz einmal auszuschiitten Schließlich aber fragte er doch: Weshalb hast Du es denn nur getan Iroenanni Und diese Frau genom mens« Mit einem Blicl voll Elend sal« der alte Kamerad ihn an. »Ich brachte es zu nichts," stieß er hervor. «Du weißt, ich nahm früh IIIle schied. Jch war verschuldet, ohne doch ie mein Leben genossen zu haben. — Das Geld lief mir unter den Fin rn davon file Kleinigkeitein ick onnte nun 'nIal nicht rechnen. Na der Dienstzeit ward's noch ärger — nirgendi behielten mich die Leute« ich leistete zu wenig —- und dann war ich auch immer eine lächerliche Figur Die mag niemand lange um lich ha ben. Als diese Frau lam, sah ich ein Erliisung aus all der Misere vor mir —- ohne Ahnunsz daß ich nur erfi recht zu einem etchti herabsin ten würde. ch fülle nur einen leer getvordenen las aus« bin ein Lill - f f Um Itenbiißer, ein Schatten des andern-— inoch dazu ein schlechter, denn Du Isie ja. wie ich behandelt werdet" a, dazu hatte sich bei Tisch und in der Stunde, in der man aus der Terrasse noch den Kassee nahm, ge nuZ Gelegenheit geboten. Das Er ma nen und Tadeln und Dergleichen hörte gar nicht aus. Malentaw war dem Freund zu hilse ge prungen und sagte ein paarmalå « onnerwetter, gnädige Frau, Jhr Gatte hat eine Langmut — wenigstens die sollten Sie doch anerkennen.« Da hatte sie nur spöttisch und hart gelacht und gemeint, wenn einer keine Eigenart besige, müsse sie ihm einge impst werden — — «Nach dem Frieden,« dachte Ma lentotv, »wic! ich mich gleich nach ihm ertundigen. Vielleicht hat der Krieg ihn stärker gemacht — und mutigen die er Frau gegenüber.« enn daß er draußen, im Kamps, Fischt seig sein würde, das stand ja et. Jn diesem Augenblick tam lang sam übers Feld her, von der Seite, eine Patrouillr. Ja ihrer Mitte ein paar Sanitätsleute mit Bahrem Mer lentow hielt sein Pserd an und war tete aus sie. Ein Unterossigier sprang vor und erstattete Bericht: morgens hatte man in einem Gebüsch schlecht verscharrt drei Tote gesunden: »Ma rodeururbeit, Herr Hauptmann! Wir sind zurück zu unserem Lager und haben die Sanitäter geholt —- denn da sollten sie doch nicht liegen bleiben. Jst auch ein älterer Herr Oberieuts nant dabei, von der Reserve — —« Malentotv ritt an die Bahre heran, um dern toten, von Mörderhand ge sallenen Kameraden einen letzten Gruß zu gönnen Ader die zum Helmrand erhobene Hand blieb in der Lust stehen: asste ihn ein Traum, ein Spuk...'t An den er gedacht während dieser legten Stun de,«Frotnann, der arme Kerl, konnte er das sein.,..t Er sprang vom Pferde, er mußte genau sehen! Ja, Ler war est. Ein stilles, eckigetk Gesicht, "in dem schon die große Wandrung begonnen hatte; und doch unverkenn bar er. an dem auch jeßt die Unisorm schlotterte und die Schultern eins Linie zeigten, als hätten sie sich mit unge chickter Bewegung vor etwas zurii ZW, zu dem die Au gen ja gesagt hatten. Ganz gewiß: ja... denn ein Ausdruck der Ruhe und tiessten Erlösung lag über den geschlossenen Lidern, den still gesa« teten Händen. Als wäre er sich ve wuszt geworden: »Nun ist es aus mit aller Qual. Und ich sterbe meinen eigenen Tod, nicht im Bett des an dern —- ich sterbe den Tod des Sol daten.« Malentow gab dem Unterossizter noch einige Weisungen. Die Marte, die der Tote im Brustbeutel trüge« . »Den haben die Schuste gestohlen, Herr hanptmann.« Malentow atmete ties aus: namen loö wäre Fromann in fremde Erde gebettet, wenn nicht er gekommen wä re. Sollte man auch des Zufall nen nen, diese Begegnung aus der schlams migen Landstraße mit einem Totent Er war. Werkzeug in der Hand des Schieksali, dies Streskind des Glücks fand durch ihn die letzte Ehrung: sein Name blieb aus der Liste der sites Vaterland gefalle-ten heldenl Er mußte schars antraben. um die durch die beginnende Dunkelheit sich rastlos sortbewegende Trupp-en einzu holen· Und er hoffte, heute im Quar tier allein zu bleiben· Der Abend sollte dem Andenken des Kameraden gehören. —-.-—— — Ein neuer Rang. Gustek »Ich weiß gar nicht, mein Georg tonimt heute gar nicht.« Ein vorübergehender Soldat: «R-J, wie wäre es denn rnit mitt« Gaste: »Ach Sie! Sie sind in nur Gemeiner, mein Georg ist Ge trerter!« , Soldat: »Da ernennen Sie mich eben zurn GefreitensStellvertretert« —- Jhr größter Kummer. »Gott, weißt Du, der Krieg ist doch ietzt tchrecklich, loo Italien, auch noch dnbei ist!« »Wieio?« »Na, nun tonrnrt doch nichts meist herein zu uns, und da muß ich inei ne ZitroneniKur unterbrechen!« —Jn aufgeregter Zeit. »Jnlc«m, der Kerl macht ja ein Ge sicht, als ob ihn der ganze Krieg nichts nnginqe." —- hebt tschi Landfturrnpilichs tiger (bei der Augmusterung zur Jn «santeeie angelehty »Den Oberste-bö nrzt, ich habe ein zu tutzes Mini« Dberfiabäarzn »Tai nicht-, gestern tvnr einer hier-, der hatte ein zu lan ges, hebt sieh also —- lrletbt bei Jn ianterie!« » Jngewohnte Erschei nung. Gattin: »Nun, lieber Schat tvie findest Du diese neue Aufnahme « von mit-i« Gatte: «Porzilgltch. Jst wohl eine Momentnuftrnhmei« »Wieso?« ’ »Weil Du den Mund geichlossen MU« —- Aufmerltanr. Junge Gat tin: «Etnen Blumenstrauß bringst » Du mir, was bedeutet dass-» Junger Gatte: «7tun, da tote deute 25 Tage verheiratet M, sur chinniils deinen W«