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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 10, 1916)
Sonntag-blast de Staats Anzeiger thd J set-old. Gen qusta th Tonne stgv 10 I.Feehis »Hm sitt-nimm Novelle von Wslther Rissen. Man kann sogen, das bereits am Tage noch der sechs-it die Sachen anders In werden begonnen. Fran-( ceieo Rotdh der, tpie die meisteni neapolitaiiischen Omnibustutscher, ein« heißes Temperamentchesoß und dem« infolgedessen eine Sache sofort lan · weilig wurde. sobald er sie meist hatte. sagte sich: »Nun, was jetzt? Jch hin der rechtmäßige Ehegemahl der; schönen blonden Antonietta, nnd so viel ich sehe, tann ich vorläufig wei ter nichts tun, nls mich hinsetzen und Kinder ausziehen. Fault« Und sein Verdruß stieg. als Antoniettos Be nehmen ihm gegenüber sich immer mehr änderte.-Sie, das kühle, abwei Leinde Geschöpf, wozu erobern ihm e größten Schwierigkeiten gemacht hatte. ioar nach der Hochzeit plöhiich von einer herzlichen Liebe zu ihm ersnßt worden. Während er sriiher um einen Blick von ihr betteln, einen händedruck oder Kuß von ihr mit saurer Miihe sich verdienen mußte. hing Untonietta jetzt, sobald sich oer eringste Born-and bot, an seinem Halse Kam er nach Hause —- dschnpp sog sie ihm entgegen und warf sich an seine Brust, sodaß er beim besten Willen nichts weiter tun konnte, als seine Dände segnend aus ihr haupt zu legen, wobei er sich dumm vorkam wie ein Missionar. Eine Zeitlang sah er sich bat mits an, out einer gewissen Neugier-, wie? lange es dauern wiirbr. Dann, als es eben einfach dauerte, wurde er neroös uns fluchte innerlich, dass die herbe Aatonietta ein solches Süß rnanl geworden sei und ihn also quasi hineingelegt hatte. Er liebte sie wie vorher. gewiß, aber seine Liebe mußte etwas zu tun haben, rnnfzte arbeiten können, sich regen, lebendig sein« wollte nicht-- bloß so, bitt-, in · Reserve dastehen. An elnern dienstfreien Sonntag rnor erwachte er, und ais er sich geta langsam an erinnern begonn, wo er sei, wie er heiße unb wo ge rade die War-e .fttinbe. fii lte er sich von Intoniettas schönen r Ien bereits umschlungen . .Diatiine!« Er stieß i re cchulter unwillkürlich heftig zur « .Braoo!« sagte er sofort zufrieden zu sich selbst als er Antoniettas aus gerissene Schreck-engen sah, «dag war eine sehr gute Jbee oon rnit; das wird sie sich doch wahrscheinlich nicht gefallen lassen! Sehr interessant.'« Antonietla sah ihn traurig an unb immer trauriger, dann traten ihr die » Tränen in bie Augen und ihr Mund guckte. «Gut.' dachte Franeesco, »nun tommt es ganz darauf an, wiss wei ter gebt.« Ei eschah, daß Antonietta an sei nern ett niedertniete unb ihm die Hände tüsztr. Das fand Franresco so empörend, so verächtlich,·so — man tann gar nicht sagen, wie lang weili , daß der Dass in ihrn aufzuate. Er aßte Antonietta, weil-sie ihn systematisch und mit aller Gewalt verhinderte, sie zu lieben. «Du bist kein Weib,« sagte er wit end, .Du bist ein Kopfttssen oder so etwas. Du bist irgend eine sehr weiche Masse und ich kann bai nicht mehr aushalten!« »Frau-Max itiisterte Antonietta fassungsloö, »Jenaer-rot« Francesco wartete einen Augenblick und bemerkte dann: ·Das ift allenfalls der An fang von einem Satz —- tein Mensch taan willen, was kommen foll.« Antonietta gin- still zur Tiir hin aus. Von da a änderten sich die Sachen zum zweiten Male und de gannen jetzt. sich auf einen anderen, viel ernsteren Ton zu stimmen Man lennt Maddalena Maglia, die an der Via Salvator Rpsa in ei nem Torbogen sist und Frauen fri stert. Jammer-, der seit Jahren vier mal am Tage mit einem Omnihut bei ihr vorüber-Dann hatte vor lange rer it ihre Belanntschait gemacht und ogar dadurch Antonietta kennen gelernt, die eine enge Freundin von ihr war. Antonietia hatte ihm bedeu tend besser gefallen, denn bei der Maglia brauchte man nur zuzulani sien und man hatte bereits, was man wollte. Dieser Mavdalena, die ihn natürlich längst nicht mehr griiste und tannte und auch alle Beziehun gen zu Intontetia abgebrochen hatte, näherte iich Franeeseo zieht wieder. Maddalena, eine se hist-free schwarze Person. tat furchtbar kill und spöttisch, hatte aber ine Grunde die Erst-te Irr-by da ihr das Seh fal u vergönnen thirty diese Ehe su it« en. Franeeieo merkte has « t. es war ihm alter l, denn M ig- hlst daran, daß- ntonietta wir der Joche erfuhre, . z Das blieb nicht aus. Manietta wußte schon nach kurzer Zeit alles,« und da sie den an en langen Tag allein war, fand te it, in der Kit che stundenlang weinend zur Moden na zu beten und sie innig anzuste hen, the einen Rat zu geben; Die Mut-onna blickte sonst und gütig uozn Altar und sagte ni ts. Doch: ihre Augen sagten, ein ib solle sich nicht empören. Und Antontetto tämpste ihre grenzenlose Verzweif lung ntedet und dachte: ee muß ja zu mit zutitcktornmen denn ich liebe ihn doch zu sehe, daß ich nur leben kann, .-wo et tst, und da er etn Mörder wäre, wenn ee ntcht mehr zu Mir zutiickkämr. ssx s VII IIVUII Mllllclb Uns Il( spal tete ernst, demütig und still, zwang sich sogar zur Heiterkeit, obgleich ihr das täin schwerer fiel anwis n war France-ro haupt sächlich von dem einen Gedanken er füllt, Antonietta seine Verachtung zu zeigen. Er fühlte sich von« dieser hän dischen Liebe wie oon einem Grimmi »tuch eingediillt, das immer nachgab und nie riß. nirgends Widerstand senigegenseste und dennoch unentrinn ibat festhielt. Er sagte sich, Antonietta sei schließlich keine heilige, sondern ein Mensch, ein Weib, und müsse aus die eine oder andere Weise zum Aru szersten gebracht werden können. Er nahen sich nicht mehr die Mühe, ei nen Bot-wand zu suchen, wenn er abends allein ausging oder überhaupt ni t nach hause tara- « ntonietta betete zur Madonna nnd bat sie, den has und Neid, det gegen die Rimsin. in ihrem herzen zu wachsen begann, zu töten, ehe er rsßer würde. Und den Stoß von he u nehmen und das Ehrgefiihl, damt sie sich nicht etwa einmal ver gssze und so den France-ev ganz und ar verlöre. Die quonna sagte nicht a und nicht nein und Antonietta schlief nicht mehr in der Nacht und skämpste wie eine heldtn gegen alle fdnntlen und bösen Regungen ihres Mute-. ’ Sinn-oh alt Franeesco Sonntags siedet allein ausgehen wollte, den t schief in die Stirn gedrückt, eine rote Rette im Qnapsloch und schön wieeinGott,fielsi-thchisein nervöses Schluchgen, in eine Akt Weintrampb »Was hast Duf« fragte er, all es zu Ende war. .Wahin gehst Du, Freundes-F »Zum Tanz nach Zuorigrottcn Was-umf« . .Mit ME «Mit Maddalena Maglia.' . LZPO Du Maddalena5« . - illst du frei von mir sein« France-cos« »Seht gern.« .Du bist frei. Wenn Du noch hause kommst, findest Du mich nicht mehr hiet.« «Wird mich freuen. Aber sag mal übrigens, warum läßt Du Dir denn das alles von mir gefallen?« »Weil ich Dich liebe-« »Das ist wohl die neuefle Mode. die man in der Liebe trägt -—- was? Eine blödsinnig dumme Mode, tnn ich Dir nur sagen!« — Francesco ging tiirzuschlngend fort und schimpfte wütend vor sich hin. Mnddalena Maglia wurde ihm ach gerade lästig, denn sie war ih stets gleichgültig gewesen« Aber sie war doch wenigstens ein Weib. Efersiichi tig wie eine Kape, eitel wie eine Prinzefsim falsch wie ein Laffen schein, eine Lügnerin und eine heuch lerin, turzum ein Weib! Man mußte sie bewachen wie einGoldftitckz wandte man den Rücken, so war sie ganz selbstverständlich nicht mehr da. Je den Augenblick hatte man ihretwegen RaufhöndeL lam in Lebensgefnhr, schlug sich, zanlte sich, schrie — lebte, lebtel Anders als bei Antonietta, bei der man sicher war, ftupid, sicher und ungefährdet wie im Gnsthaui zum ewigen Frieden. Man wird ja um Kretin wenn man sich vor n ts mehr in acht zu nehmen braucht, wenn nichts mehr zu wagen ift und auf dem Spiele steht! Argonietta packte wirklich die Sa chen und verließ das aus. Sie quartierte sich in einem it en Stadt teil bei einem älteren Ehepaar ein, hat einen sehr biederen Eindruck machte, und dem sie ge en frei stofl und Wo ung vie Wirt chaft besorg te. Es ellte sich bald heran-, daß diefe Leute zur Gomorra gehörten, und das allerhand fragwiirdtges Pan ssu ihnen lam. » r Sie titt nnfiiglich unter der Tren nung, frach mit niemandem ein Wort, w rate alles in sich hinein und Fieber und schelaflofe Nächte seeetits ieten ihre Arn . Stuf einmal war et tnit ihrer caltung vorbei. Die tiberi menschliche Duldng rächte sich und bei-n er wachen Nachsehen unt innä Hirn-. »Es-sinn wirre Vorstellungen tauchten vor ihr auf; sie wollte sich töten, aber sie lebte gan und ar in ihm, in Fran eesro, alfo mu te sie vor allem ihn töten. Dieser wilde Wahn anterte sich in ihr fest und es war ihr, als hätte sie einen Befehl bekommen oder ein heinges Gebot. In diesem Traum- und Jrrsinngs zusiand versteckte sie sich mehrmals nachts in der Nähe von Francescos Wohnung nnd nahm eine Art Nect sönger mit, den sie von ihrem Vater geerbt hatte. Franceseo kam auch ein paarmal an ihr vorüber. immer allein und in sich versunken Aber sie fand nie den Mut und wußte endlich, daß sie nie den Mut finden würde. Ess ab immer einen Augenblick i dein fie drauf und dran war, sich ran eesco, von der Liebe überwäliigt zu Füßen zu werfen — Ynd Hoch mußte eine Entscheidung kaurrh Es war zu grau-usw« any leben und nicht sterben zu können Jhre Wirtsleute, die sehr gern er fahren wollten, was es für eine Be wanbnii mit ihr habe, drangen oit mit Fragen in sie. Einmal machte sie Andeutungm Die Leute begriffen nicht, warum sie von so einein einfa chen Ding ein Iokches Wesen mache und stellten ihr am Abend zwei Ver ten vor,— die gegen Zahlung-von 50 Lire sich ein Vergnügen voraus ma chen wollten« einen- beliebigen Men schen mn die Ecke zu bringen. Anto nietta sagte; :«G«ut. unter der Be dingung das es 1egi, Wori, iii vie sem Augenblick geschiebi.« Da die herren siir den Abend nichts bes seres vorhatten, so machten sich die drei aus den Weg und erwarteten Franreseo in einer menschenleeren Straße, durch die er kommen mußte Franeeöro ließ aus sich warten, so daß die Camorristen bereits na der Uhr sahen. Endlich lam er, si tbars angebeitert, obgleich er sonst niemaisj trank. « »Da ist er —,« lispelte Antonietta," klappernd Ior Angst als sie ihn sah. Als er nur noch siins Schritte von ibnen entfernt war und die beiden herren gerade ihre Pslicht tun woll ten. stürzte sich Antonietta schreiend ihm entgegen. »Hei-re um, ich will nicht, ich will nichtt« »Was willst Du denn nicht?« sragte Franeeoco. »Und wie siehst Du oenn überhaupt aus —- wies« »Geh geli, fie wollen Dich töten!« »Wen, michs« sagte Franresco, von dem der Nebel zu weichen begann. »Wer denn — die beiden dort?« Er zog schnell sein Messer. Die beiden rren kamen heran und stag ten bös ich, ob sie etwa störten, und ob sich Signora und Signore wieder vertriigen, und ob die Signora glau be, dasz es rätlich sei, ernste Männer wie sie, zu diesen Mätzchen zu be nisten. »Ich sann nicht —- ich kann ja nicht!« schluchzte Antonietta. Dann raffte sie sich zusammen und sagte wild: »Geh weiter, Francesco, schnellt Schnell, bitte! Sonst — ein Wink von mir uiid es ist niit Dir aus!« France-ro benahm sich ziemlich toll· Er wars seinen Hut in die Lust, tanzte wie ein Verriickter, siel Anto nietta um den Hals, drückte den bei den herren die Hände und gewann endlich die Sprache wieder: »Auto niettat Garinat Zwei Leute hast Du emietet um mich kalt machen zu las feni Mich sortscheren soll ich. sagst Du, sonst —- Antontetta, Du bist ja eine großartige erson! Solcher Sa chen muß man bei Dir versehen? Willst Du mich umpen denn noch? Willst Du wieder bei mir bleiben? Jch tann’t sa doch nicht inebr aus halten, lause rum wie ein hund!« »Und Maddaienai« sragte Anto nietta weinend vor Nervosität. hat schon die drei Nächsten hin ter sich. Ach Gott« das mit der Mad dalena war doch blosz so ein Trink« Er riß sie mit seiner ganzen KrastJ an sich und tiiszte sie immer wieder.s Die beiden Betten bemerkten, ihnens werde ganz übel, und sie müßten entis weder einen Schädel,einschlagen oderx einen Schnadi trinken. Fransresro liid sie in die nächste Osterta, wo die vier noch lange ge intitlich zusammen saßen — Kriegstindettnund Der Papa, auf Urlaub daheim, erzählt, wie feine Truppe einmal eine feind liche Battetie zum Schweigen ge bracht Die kleine Etna gibt das Erlauschie weites-: «... Und einmal hat Papa mit einen Kameraden auch eine feindliche ttetie gestilli!« —Unqetoollier amor Junge: Nun wirW jeden ag mie seti Frühee beachte wenigstens der Staub iIn hetbsi ein kleines Brü detchen oder Schwesterchen — aber eit der Papa im Felde steht, traut auch diese-nicht mehr keean solt-f Ihn-»O , Von Richard Riefz· Die Familie flammte aus Ober-! fchlesiekn Aber sie ließ sich nicht gean daran erinnern. Denn damals wa ren die helds noch wenig begütette Leute gewesen, und der Vater hatte asßet zehn Kindern nicht viel hinter Laffen Aber die Zeiten waren gut, und ein geschickter-, pfiffiger Kopf konnte es zu etwas bringen. So ka Men die hell-S denn vorwärts. . . bis: auf die beiden jüngsten Brüder-»die ( nieht gut taten, and oeshcuv vom Ja-; mllienältestem dem Bankier P. F.. Id, nach Kanada geschickt wurden. ’e anderen aber lebten in Schlesien, Berlin und Hamburg und waren an gesehene Leute. Und reiche Leute ton ren sie geworden die Held-i Freilich, die Herzensgüte des Alten hatte tei nee der Söhne geerbt; aber vielleicht ging es ihnen gerade deshalb besser als ihrem Vater, der den Grundsatz thie, niemgls feine Schuldner zu exk Uns-U- swclla II Uclll LUUUUII sub ginge, würde er mich occ: selber be zahlen«, sagte er stets. »Und soll ich seine Not noch vergrößern7« —- Er war ein guter Mann, der alte hell-. Uberier start-in Armut. Der alte held hatte einen Schwager, den On iel Schmipr Der überlebte alle Verwandten seines Geschlechtes. Auch ihm ging es nicht gut. Er bezog eine Jnoalidenrente, da er bei Mars la Tour eine Kugel in den Oberschentel beiommen hatte und seit dieser Zeit hinlie. Er verdiente sich auch ein wenig durch die Uebernahme kleiner Vermittlungen. Daß er bisweilen heimlich Adressen schrieb, Adressen sür ein Versondtgeschäst. . . mit seiner seinen, zierlichen Damenhandschrist . . tausend Stück slir 4,15 Mart. . . das ersuhr man erst nach seinem ico de. Keiner in der Familie des Ban kiers P. F. held wußte ei. Aber man wußte ja auch nicht, daß Onkel» Schnuppj bisweilen hungerte. Di ! Pension isnne doch wirklich reichen» meinte man im all emeinen. Denn was brauchte schlie lich solch alter» Mann. . .! Und —- alleö, was wahr. ist! —- An jedem Quartalsersteni übergab Bankier held dem Onkel ei-l nen Fünfzigmarkschein . . als Woh-! nungszuschusz. Das war so ausge-! macht in der Familie. Denn man tats etwas für einander. Der Geheimes Justizrat Gottfried Walter held gab» fünf Mart dazu, Banidireitor Wal-? demar in Hamburg zehn; Franz Ed-; gar, mit vierzig Jahren bereits Ren-! tier, stistete eine Doppeltrone, und derl Bankier rundeie die Summe ab. Man war sehr pietätvoll in dieser Familie, und Franz Edgar sandte dem Onkeli bisweilen sogar einen abgelegteni Rock. s Der Bankier P. F. Held aber tat noch ein iibriges siir OcitelSchnupps. Allsonntäglich durfte der Alte in die Gartenvilla lommen, um an einem Seitentischchen seinen Anteil am Heldschen Sonntagsessen zu verzehren. An einem Seitentischchen Denn der Onkel hatte nur noch wenig Zähne. Man versteht mich wohl: Jngeborg war sehr empfindlich. . .Geräuschen gegenüber· . .Wenn Helds aber gerade einmal Tischgäste hatten, dann mußte der Diener dem alten Herrn bedeuten. daß die herrschasten heute bedauern ließen. Heute ginge es beim besten Willen nicht, aber man freue sich schon aus den nächsten Sonntag. · .an diesen Tagen humpelte der Onkel die Frei treppe hinunter, ging durch den Vor garten und blinzelte betrübt in die Sonne, die in dieser Stunde stets ge rade über dem Hause stand. Und taufte sich einen Ring Knoblauckp warst, die er aus einer Bank in den städtischen Anlagen verzehrte. Denn es war ja Sonntag, und da durste efscch etwas antun. —- Acht Tage später aber rührte er wieder an der Läwenglocke der Heldschen Van und skente sich, wenn die jüngeren Kinder bei seinem Anblick das Haus durch johltem »Ontel Schnupps ist da. . . Onkel Schnuppz ist da. . . Er hat heute Ferdls blauen Rock an. . .« Fetdl aber war der etwas gecienhaste älteste Sahn des Hause-. P. F. helds Kinder waren es ja auch, die Onkel-Schandtat seinen Bei nahmen gegeben halten. Eigentlich hieß er nämlich Bernhard Matthias Bei der Ramensnennung wurde da bei aus den einzigen Luxus angespielt, den der Onkel sich leistete: aus die immer gestillte Schnupstabaitdose, ans der er allen Bekannten anzubie ten pslegte. Selbst die Dienstboten sollten den echten Kanaster probieren Und der Alte tätschelte ihnen gluelsend die Hüften-,- wenn sie laut tin end ablehnten. Das Mädchen ma n sich dann itber ihn lustig. Sie nahmen ig- ia nicht ernst und ielten ihn stle eegleicem weil er n arn Dere schaststische aß und- nie ·ein Trink geld hetgab. Sie sahen ja auch, daß selbst die teinsten heldttndek ihr Vet gnügewdatan hatten, den alten Onkel zu neclen. Er war aber auch ein zu spaßiget Hektt Und . . .wie tappig et einherhinlte, wenn et die Ziganen suchte, diee ihm Betta und Rolf wie die Ostereier am ersten Ostertage in isgendetnem Zimmeewintel versteckt hatten. Die Zigakten, die der Onkel allspnntäglich bekam, süns Stück zu sechs Pfennig. Man hatte sie in ei ner besonderen Kiste, die man die «Ontet Schnupxz-Kiste« nannte. Füns Zigarten aus einer eigenen Kiste! Die Familie tat tvtrtlich etwas site den alten Ontel Schnupps. P. F. eld, der Vater, drückte dem Onkel b der Begrüßung stets flüch tig die Hand. Daß et sie regelmäßig bald nachher wusch, das geschah wohl nut, weil man ja immer bald darauf zum Essen ging. Bei Tische sprach er kein Wort. Ketzengeeade präst dieete er stumm die Tafel. Stets schien er mit sich und feinen Gedan ten beschäftigt, und es ging das Ge rucht, daß P. F. Held bestäRig tech ne. Wufzte man doch, daßd r Ban kiek taglich den ganzen Kurszettel auswendig kenne sind daß er imstande fei, über den Kursstand jedweden Papiers aus jedem Tage der letzten zehn Jahre Auskunft zu geben. Wenn held gut aufgelegi war. dann ließ er sich gern daraufhin prüfen. Und er reefagte niemals, mochte es sich nun um Rufs-sch- äeophthaszvte- Akten( handeln oder um die Papiere des; Stollbetger Zinkivekkes. . . Man konnte ihm jedenfalls nie einen Fehler nachweisen. . . Seine Frau, die Tante Tine, schminlte sich-ziemlich stark und be mühte sich auch sonst um die Reputas tion der Familie. Frev. Franz Ed garz Aeltester, hatte ihr den Spihi nennen «Tante Terpentine« gegeben. Denn er sand, daß die Tante stets so aussah wie ein gerade frisch ge Jrichteten Parlettbodem Das war der Familienwitz der Franz Edgarschen Linie. s Aber ich wollte ja von Onkel Schnitt-di erzählen. . Man könnte denken das Leben des Alten sei inbaltzlos gewesen, . . . denn: Zi arrenrauchen und eien zSonntagötrsch seimeine gar zu ma re Lebenserfiillung — doch neinl n jkel Schnupps hatte eine Mission Er war ein Stiicl Märtyrer, den ein gro ’szer Gedanke befreite. Und dieser Ge danke, der Onkel Schnupps' Leben aussiillte, war ein asletischen Er Itranl lein Bier! . . . Ja! Er trank kein Bier! Jbr werdet mir sagen daß vielen Menschen der Alcohol aus JGesundheitsrücksichten verboten sei Jund daß anderen das Bier nicht schmecke . doch: Onkel Schnupps jwar längesund und ebedem leiden »schastlicher Biertrinler gewesen. Und Inun . . . seit zehn Jahre entbehrte er Jes. Freiwillig Es liegt Größe in diesem Gedanken! Ihr werdet sagen, eine Selbstopserung, Buße, eine Wet te??! Nein,-Eigensinn, nichts als Ei gensinn war es, der Onkel Schnuppg den Becher aus der Hand nahm. Aber dieser Eigensinn und seine Konsequenz war für ihn Kraft und Selbstvertraui en und Glauben und Sicherheit. Wie alles kam, das war eine eigene Ge schichte, die der Onkel allsonntäglich bei Heldö zum besten gab. Allsonn täglich. Denn Ferdl liebte es, »den Onlel auszuzieben« und alle freuten sich, wenn der Alte stets dieselben Worte gebrauchte und immer wieder in eine ganze junge Wut geriet, wenn er den Verlauf jener denlwürdigen Billardpartie erzählte. Beim Billard war es nämlich, wo Onlel Schnuppö das Biertrinlen abgeschworen hatte. Die Bierunterbaltung begann nun re gelmäßig damit, daß Ferdl dem Ou tel ein Glas Pilsener anbot. « ,,Jch trink kein Vier, Willy«, lehnte der ab (den Namen Ferdl, der ihm als seht modern erschien, mochte er nicht behalten.) »Warum trinkst du denn iein Bier, lieber Onkel? Jch glaub, du bist ein heuchleV . ." drang Ferdl nun ki chernd vor. »Ich hab einmal geschworen, kein Bier mehr zu trinken und seit die ier Zeit trinke ich eben iein Bier mehr." Und nun drängte die ganze Famile, bis Onkel Schnupps zu erzählen he ganm Wie er einmal beim Billard das «Daupibuch« geführt habe und dafür vom Beriierer mit einem Glase Bier belohnt werden sollte. Wie der aber, als das Bier getrunken war wütend auffuhr-. Und der Onkel er zählte-. - »Wie kommen Sie dazu, sich auf meine Rechnung ein Glas Bier zu bestelleni«-sagt er. Es war ein ge wisser Fins. Apotheler sink. »Weil wir’s halt so ausgemacht haben«, sag »ich. «Oar nichts haben wir ausse machi«, fagt er. »Sie können bloß nicht einen Augenblick ohne das Sanf glas dasihen«, sagt ek, »Musik« sag ich. »Wie können Sie fowas sagen? Jch werde Jhnen zeigen, ob ich es ohne Bier aushalten iann,« sag ich. Jch werde einen ganzen Monat lang kein Glas mehr trintenk «Oho«, sagt et. »Nicht einen Tag werden Sie’s aushalten« — Da sag ich: ,,Mach«en wir ’ne Wette auf ein Jahr.« »Ich will Sie nich ums Geld bringen,« sagt er. »Und ich werde doch kein Bier mehr ttinien,« sag ich. Und seit der Zeit trinke ich eben tein Bier mehr Wenn viele Erzahlung geendet war, die zum Ergötzen der Zuhöree stets im gleichen Rhythmus vorgetragen wurde, dann war ote Mission Onkel (Schnuppö' für diesen Sonntag et ftillt. Nach Tisch pflegte man sich jc zum Mittagslchlafe zurückzuziehen und den Alten dem Dienstmädchen zu überlassen. das beachte ihm eine Tasse Koffee. trieb auch wohl einen Scherz mit ihm und half ihm dann in den grauen Ueberzieher, den der Vnnllce erst vor ganz kurzer Zeit ab gelegt hatte. Jn Onkel Schnupps aver rannte nach solchen Tagen die Geschichte von seinem Bier - Abschwue lange nicht zur Ruhe kommen-. Seine Standhas tigkeit erfüllte ihn mit glühendem Stolze. Denn niemals war er unter legen. »Ich hal- meine Chr bewahrt«, sagte er sich voller- Genugtuung. »Mein Gewissen ist rein. Jch hab meinen Schwur gehalten, und der Herrgott koird mit mir zufrieden sein« So hielt ihn fein selbstgewähltes Marth rium hoch. Das- Bewußtsein, seit ie ner denkwiirdigen Billardpartsie kein Bier mehr getrunken zu haben, trug er wie einen Seelenadel in sich. Und daran lebte er auf. — Das war Onkel Schnupps, der Familie Held Senior, der Ueber-lebende einer alten Generation. . . Als er eines Tages siard. . Plötz lich. . .im Bette. . .und man fand ieine Leiche erst drei Tage nach feinem Tode. . . da kiindete der Draht nach Berlin und Hamburg, nach Posensch Lissa undKanadch daß Onkel Bern bard gestorben sei. Onkel Bernhard. Denn nun hatten sie auf einmal alle Ehrfurcht vor dem Onkel, und sein Spitznamen wurde vergessen. Und alle kamen Hur Beerdigung. Denn-is lebte ein guter Geist von Pietät in dieser Familie, der um so sichtbarer zutage trat, als in jenen Tagen gerade in der Stadt, iu der Onkel Schnupps gestorben war, eine weitbedeutende Ausstellung zu sehen war. Aber es war nicht nur Schau lust, die Onkel Siegesmund aus Blankenese führte. . . es war in der Tat viel Pietät dabei. . . Und: Wie schön der Geistliche sprach! Dem Bankier P. F. Held rollten die Tränen über den schwar zen Seidenreoers des neuen Satan rocls, und Tante (Terpen-) Tine, dir der traurigen Würde des Tages dadurch gerecht wurde, daß sie heute nur Perlenschmuck trug, niclte betrübt und sagte zu ihrer Nachbarin: »Es ist doch ein erhebendes Gefühl fiir uns, daß Onkel Bernhard in unserem Hause ein zweites Heim gefunden hat. . .« Und der Geistliche sprach von dem unersetzlichen Verluste, den der Tod Bernhard Helds fiir die ganze Familie bedeute, und er pries die Anhänglichkeit des Onkels an die Fa milie und die Anhänglichkeit der Fa milie an den Onkel. Nur von dem einen sprach er nicht, von dem Le densgedanken Onkel Bernhards wäh rend all der letzten Jahre: davon, daß er das Bieririnken abgeschworen hat te. Und man hätte es wohl auch als sehr unpassend empfunden Was ist paradox? Wenn jemand von einer Flasche Rotwein blau wird. Wenn ein Schlnfwagentontrolleur ein aufgelvecltet Kerl ist. . Wenn ein anfeehnuslellner ohne Grund entlassen wird. ’ Wenn ein Delinquent topflos wird. Wenn einem Schlveinetkeibet sau Pnäßig zu Mute ist« Wenn ein Hungerkiinstler in Essen auftritt Wenn ein Photograph im Kran ken us keine Aufnahme findet. l enn ein Fischhändlet beim Kar tenspiel einen Lachs verliert. Wenn einem Gerbet die Felle weg geschwommen find. — —— Unter Spitzbubew »Warum nimmst Du Deine Frau garnicht niit heraus?« »Weil sie vor jedem Schaufenstee Iftthen bleibt alle acht Tage muß »ich bei einer anderen Pnhmachetin ein lorechear »