Sonntag-hinkt de Staats Anzetger unbd Icerold apszt va JTZImEc wiss-I UDI Tät-äu M see senmmsiessfh micgsitizec von Hans Hynn Er summte aus einem Schloß in der Gegend von Drinant, und ee hieh, der entflohe-re Schloßheer sei ein berühmter Naturforscher geweiem der die seltensten Gegenstände. vie merktviikdigften Tiere auf feinem wunderschönen Lands-n zusammenge bracht hatte. Das große Tier mit dem Antlih eines melancholiichen Will-en wäre mangels jeder Pflege zugrunde ge gangen, wenn sich nicht ein deutscher Pioniethnuptmann feiner angenom men und es unter manchen Schwie rigteiten tnitgeführt hätte. Der Affe wollte non feiner Stärke vom Mur fchieren nich-s wissen; er hockte, in einen alten Soldatenmantel gewictelt, auf dem Bagagewagen und nährte sich. wenigstens im Sommer und herbst, von dem überall reichlich vor handenen Obst. Seinen Herrn liebte er; die anderen Soldaten betrachtete er mit der Gleichgültigieit eines alten Philosophem dem auch der Krieg nur eine bunte, läetnende Ausdrucks form des Weltgetriebes darstellt. Ader ein danielernnes Auge belebte fich. nnd das lotossale Gebiß blelte vor Behagen in dem vorgettiebenen Mau le, wenn jemand Ihm eine Zigarre oder Zigarette anbot. Die zündete er an, mit einer Geschicklichkeit sonderg gleichen, und nahm den Dampf über die Lunge. wie der passionieriefte — Mancher Llls in ver Mnrneschlacht der ios nierlieiuptniann siet, schien sein sie den letzten Rest von Frohsinn mit ins Grab seines Herrn getan zu ha ben. Er ipar so uninteressiert, oasi er selbst tteine Neckereien nicht mehr wie sonst init derben Pitssen und Ohrfei en vergalt. Den Pionieren machte er einen Spaß mehr; so gaben sie ihn nn ein Landivexirbatailton ab, das sich da irgendwo an ber französischen huiidertineilensront eingriib und sein Leben zwischen Quartier und Schüt zenaraben binbrachte, wobei freilich unter dem seinbtichen Feuer fortwäh rend Teile von biesein Leben abbröts text-ON sofort durch den Nachschein ans der heimat wieder ersetzt toter den. Bei der vierten Kompagnie stand ber Zoologe Dr. Emanuel Winter, der sich des Assen, in dein er mit gra sier Befriedigung einen richtigen Schimpanfen ertannte, sofort mit Be geisteriing annahm. Er nannte ihn, nachdem er die verschiedensten Na men angprobiert hatte, »Eniil«. und darauf hörte ber große Viert-Linden der nach des Doktors Ansicht ein Al ter von vier Jahren und etwa vie Figur eines zwölsjiihrigen Knaben hatte, dabei aber start triie ein aus gewachsener Mann war. Ernil liustete manchmal ein bischen, was Dr. Winter jedesmal einen Stich ins Vers gab; ioiifzte er doch, wie leicht bei den Menschenaffen in unse rem Minu- die Atniungsoraane er kranken nnd wie sie seist alle, selbst bei sorgfältitzsier Pflege, an Pbtbvlis suskuury Hei-Im « I Da aber Dr. Winter Feinmeoei und in feiner Kompagnie befanden beliebt rvar, fo tat jeder Soldat fiir den Affen, was er nur konnte. Und Ernil vergalt das durch allerlei frei willig geleistete Dienste. Er schleppte Wasser herbei, holte hplz, rupfte fehr gefchiat, nachdem er es einmal gefe hen hatte, Enlen und Bühner und ftahl außerdem fiir feine Mannfchaf en wie ein Rabe. Das war das ein ige. was feinen Aufenthalt bei ver ompagnie zeitweife etwas in Frage ellte. Denn die Frauen aus Eun cellei, wo das Batalllon in Quartier lag. rannten wütend daher und be schlvtkim sich: txt-tief böte-, le- singt-, habe ihnen ein huhm eine Mnftente oder gar eine Gans aus hem Stall geflphleni Emil safz dann, eine Zigaeette itn frech vorgefchobenen Maul, und blies , den Rauch munter von fich; kam ihin eins von den Weibern aber zu nahe, fo machte er eine plönliche Aitaae, . und dann entflohen die Klägerinnen funter lautem Getreifch Freilich be zahlte Dr. Winter in jedem Falle den anaeriehteien Schaden; er tonnte fieh das gut leisten. weil er vermögend s wars für feinen Affen märe er zu federn Opfer fiihig gerufen Am ineiften aber iirgeete die Fran zofen Erniis Garaner Alt es tät ter wurde konnte die Decke, in die der Affe fich hiillte, nicht mehr geniis gen; ee neu te alfp eingetleidet wer den« Nun-f ng es hoch aber auf reinen Falk daß man i eine Eg niglirh Prsußllche Uni- arm ansagt Und da verfiel der Fiifilier Meyer li auf hie Idee, dem Affen eine fran zösifche Uniform vom Kompagnie ! fchneider paffenh machen sit lassen « Eisva Das gewa nnd her Schimpanfe fah etnfa tvali aus in feinen roten X« slkansdif en nnd dein blauen Wsschvmndas lisppi immer ein wenig schief anfi Dhr gerllcki trug. . Der Divisionär besichiigle etade das Baiaillmn als Cmil in einem neuen Staat zmn erstenmal ausging. Und der alle· wei bäriige handegen wäre beinahe vor qchen von seinem Sireithengst hetuntergetuischi, als der ie, ein bißchen lrmntn un Kreuz, aber doch menschenlihnlich auf gerichtet, so gul ei eben gin , Froni und, wie feine feldgrauen reunde, honneur knacken-» Er ergri dann, was man ihm trefflich gebracht halle, die Muslete nnd machte mit feinem herrn einen Gang irn Duja neiife ten, der diesem ein paar gehö rig nue Flecke und dem Affen das uneingeschränkte Lob des Generals» eintrag· ( Wenige-.- löblich war feine entschie-; dene Vorliebe für französische Sang-J linge, von der er seinen Leuten dass durch Kenntnis gab. daß er eines Tages aus einem Bauernhause einen firnmmen «Einj"jhrigen« stahl. mit dein er sich dann außerordentlich ge wandt qui das Dach des Hauses be gab, in dem sein Herr wohnte. Der ichluininerle gerade ein bißchen, war aber mii einem Sah nus den Federn, nlg die Mutter des Entführien vor der Tür ein rafenves Lamenio erhob. Zu der einen Frau kamen mehrere, und alle schrien »wie»beiessen. End vie III Kompagnie clllllc Im Vlllcllis chritt an, während oben der liebe Emil, wie er das wohl bei den fran zösischen —Mitttern gesehen hatte — die, in dieser Hinsicht sehr ungeniert, ihre Kleinen an jedem Orte und rornm publica stillen —. sich die Unisorm auskniipste und dein tlei nen. ebenfalls brüllendrn Franzosen. eine eingebildete Brust reichte. Die Soldaten lachten Tränen· Aber dem Dr. Winter war's nicht wohl zumute. Er wußte, daß sein hanptmnnm an sich kein großer As sensreund, diesen neuesten Streich des geliebten Quadrupeden sehr ernst rn grn würde... Deshalb gab er den Beseht, die Sturrnleitern ans Dach anzulegen! Was denn auch ans meh reren Seiten des Fausts geschah..· Aber da machte mit dem Scherz, webt in der Ertenntnis, daß seine Position aus die Dauer doch unhalt bar sei, von selber ein Ende! Jrn hni war er vorn Dache nnd das Pfirsichs spalier hinab, wars seinem Herrn. der es geschickt auffing, das Kind zu, und war mit einer wirklichen affen artigen Geschwindigkeit wieder aus dem Dachsirst, sich so am besten vor allen Folgen seines Gernestreiches hegend « r. Winter war eben dabei, ein silbernes Pslaster aus das berwundete Mutterherz zu legen, als sein haupt mann mit langen Schritten herzu tarn und sich mit seinem Feldwebel zu einer geheimen Besprechung zurück zog. deren Text war: wenn noch ein einziges Mal ein derartiger Standal vorkommt, dann gibt's teine Gnade mehr, dann muß der Asse weg! Die Soldaten ließen die Ohren hängen und schlichen ftiil vom Platze, und Dr. Winter sah fchwercn her zenz das Ende seiner Freuden vor aus. Solange die Kompagnie un Quartier lag, würde schließlich noch alles gut geben« besonders wenn mnn mebr als bisher aus Emil acht gab, dessen Unversrorenheiten den Leuten im übrigen ja einen beidenmäßigen Spaß machten! Aber wie wurde is, wenn die Truppe wieder abmars schierte in den Schätzengrabem wohin der Affe laut strengem Befehl des herrn Kompagniechefe nie mehr mit durfte. nachdem er, unbekümmert um die franzbsischen Kugeln, mehrmals auf den Grobenboed gesprungen war und dem empörten Feinde bobnooll etwas vorgetanzt hatte?... Oben drein begann der Schildengrabem dienft noch an demselben Abend! Da band man dann den Leuten von oer dritten Kompagnie. besonders aber dem Koch, «dem Emil aus guten Gründen febr zugetan war, mit tan iend Veschwörungen den Affen anö Hers- — Der Mörzwind strich «iiber die Gräben, und der Bierielmond lugte ab und zu zwischen den jagenden Wollen am Nachtbimmel hervor. Dr. Winter saß aus einer Mani tionsliste, qualmte aus seiner Pfeife und dachte an die heimat. Er hatte da niemand; und die eine. die er ein mal zu haben glaubte, war lurz oor itriegsansbrnch mit einem Maler da vongefloaent nach Jtatien... Das machte ihm heute gar keinen Schmerz mein-; er lächelte über fich, der damals fast verzweifelte; itber sie, die nur ein buntes Pilppchen gewesen« und über den etnstigen Freund, der fo we nig file so viel eingetauscht tte. Denn De. Winters Vers bng start unb·fest an dem, was es einmal er griffen hatte, nnd wenn's nur ein roher Menschenaffe warl Merlwitri tote dentth Gelehrte- ten-n der Geruch seines Lieblian verfolgte Uefer ein wents beliebt-e Heiland-It « ! den Dr. Winter aber durchaus nicht unan enehm empfand...' Auch den murtfendrn Ton, den Ernil vor Ver gnügen hören ließ» wenn sein here lam, meinte Dr. Winter fest zu ha reu... Und ohne ed eigentlich zu wollen, drehte er sich zur Seite. Da saß Emili Er war seinem Herrn gesalgtz den Weg in den Gra ben kannte er längst, und nun war er da und lachte herzlich. Ja, tat sächlich er lachte! Er sletschte das gefährliche Gebiß und tromrnelte mit der linken Faust aus die breite Brutt, als wollte er zeigen, was unter dem blauen Franzosrnrdck silr ein treuer Here schlug! »Ernil!« sagte der FeldtvereL «Eknil! Du machst mich unglücklich! Du bringst mich noch an den Baum mit deiner Unverschämtheit!« Der Asse grinste noch toller. Er tam geräuschlott näher, legte den lan gen, behaarten Arm mit der schwar zen Hund um seinen Freund und preßte sich eng an ihn. Dr. Winter sah beim Schein einer Laterne in das dunlle Gesicht, dessen Zähne blitztem während geheimnisvolle Lichter ans den sprechenden Augen des großen Tieres leuchteten. Jndem tam die Sappe herauf schnell der Horchposten einer und mel dete: er habe vor dem Graben ver dächtiges Geräusch gehört. ohne jedoch etwas sehen zu können. ’ Sofort übergab Winter dem Ser igeanten Krause den Beseht und eilte rnit dem Horchposten an dessen Stand. Er dachte gar nicht daran, daß sein Asse hinter ihm sei. Der zweite Horchpostem der eisen bar sroh war, daß fein Kamerad zu rückkehrte, sagte, das schiirsende. wie in die Erde bohrende Geräusch daurre «an, aber zu sehen sei noch immer nicht-! Nun lauschte Dr. Winter eben falls. Er lauschte lange Zeit. Auch er konnte nichts weiter feftftellen, als daß irgendwo in der Erde gearbeitet wurde. Eine Mine etwai Nein, dafiir klangen die Geräusche zu offen und zu wenig dumpf. Jndem sich Dr. Winter noch in der, wie er wohl wußte, nicht ungefährlichen Situation den Kopf iiber die Ursache der merk würdigen Töne zerbrach, hörte er das murrende Schwaden seines Affen hinter sich. »Na, Emil,« Dr. Winter drehte sich um, »was meinst du denn« was das ist?« , Ein Knarren lam aus der Brust des Tieres, das mit seinen so unend lich viel schärferm Sinnen Menschen nähe witterte und erlauschte. Seinem herrn fiel das auf; er merkte, der Affe wurde wütend. Aber worüber, wrshalbi Das wußte er nicht. Er gab aifd telephonische Meldung in den hauptgrahen Und als er wie der aufsoh, erblickte er seit-n Affen auf dem Rand des horchpostenioches sihend Er lpckte ihn herab, doch Emil tam nicht. Er. der fonft einen Ehrgeiz hatte, aufrecht zu gehen. sprang plon iich in großen Sprüngen, auf allen Vieren, vdm Graben fort nnd stieß wuienoe Schreie aus. In diesem Au genblick stieg das hellweiß aufleuch tende Steilfeuer der Leuchtratete in die Nacht, die taghell wurde siir Se iunden· Dann gierte der Scheinwers ser rnit weißen Augen iiher die Drahtverhaue oor der preußischen Linie und weiter ins Feld hinein, das wie eine Wüste ing. Das Geräuch hatte aufgehört, aber der Wind stand oon draußen herein. Zehn Meter vor der letzten Sapoe sprang Emil ausregt hin und her und treisehte von Zeit zu Zeit durch dringend. »Er sieht Geipenster!« sagte oer eine horchposten »Nein, er sieht etwas, was wir ni t sehen!« erwiderte Dr. Winter. « «ndessen inallte es oon der srans zösischen Seite. Der große Affe sprang noch weiter vor und ver schwand plöhlich, als hätte ihn die Erde verschlungen Aber gleichzeitig inallte es dort an der Stelle, wo er verschwand! Ein Wutgeheuli An it sehreiei Und wieder Schüsse! Man sah geuer aus der Erde blitzen! Dort! a! Dicht vor dem inneren Draht hinderniii Keine zwanzig Meter vor den Gräben! Fu demselben Augenblick rollte und ra elte der Tod schon hundertsiiltig aus den deutschen Stellungen! Die Maschinengewehre tnatterien, und die Oeschiise sangen ihre Donnernielodiei Die Franzosen hatten rntt großer Geschicklichkeit einen Laufgrnben io oorgetrieben, daß sie unter holde chern sich weiterarbeiteten, die vorge ichoben wurden und keine Oessnung in der Erde sehen ließen. Sie waren schon unter dem vordersten Stachel draht weg und eben dabei, das zweite sindernis zu beseitigen. Aber jetzt mußten sie unter dem rasenden Zeu er, das von iiberallher nach ihrem Graden iingelte und leckte, aus l - rein her i Und oben aus der Or — saßten Eisen nnd Blei sie erst recht!· ...Wohl wenige lehrten zurück· Die meisten deckten mit ihren Leibern das Feld, iiver dem in der Frühe etne Iitternde, rote Sonne ausglomm. Jn ihrem Schein sah Dr. Winter seinen Affen wieder. Er lag, wie ein Kamerad, zwischen zwei Franzosen einem Leutnnnt und einem Gemeinen Jn seinen Händen hielt das Tier einen Teil des Degenö, der dem Leut nont gehört hatte. Und durch sein gutes Glas sah der Feldwebel deut lich den schrecklich wütenden Ausdruck, der auf des toten Assen Antlitz lag· Der junge Gelehrte mußte sem Glas absetzen: die Tränen rollten Ihm in den Bart. Er schluchzte wie ein Kind. You der Liebe nnd dem Hausrat-if. - . .. - . f Eine Erzahlunq aus Schwedan sit-Ich tagen· —- Von Leon Haksan Es war der letzte Tag, den Crit in seiner Heimat bleiben durfte, denn morgen schon mußte sein Regimei:t, die Södermaniänder, in den Krieg its-dem Er ging umher nnd nah-n Abschied von Freunden und Bekann ten, von der heimatlichen Erde und vom heimatlichen Himmel. Es schmerzt ein weni in der Brust, wenn man alles la en muß, und nun in der Abschiedsstunde war ihm alles so lieb wie nie zuvor. Fast schien es, als wolle er aus die Knie fallen und die schwarze Erde küssen, und als er an den hochstämmigen Birken vorbeikam, konnte er nicht anders, als seine Wan ge an ihre Rinde legen und sie mit seinen Händen liebtosen. Aber er hatte auch eine Liebste, von der Abschied genommen werden musi te, und das war das Schwerste, viel leicht deöhlab so schwer, weil ihr Va ter, der Bauer Tureson, von einem Freier« der nur fein Gewehr als Lebensunterhalt hatte, nichts wissen wollte. Darum tonnte er seine Lieb ste nur auf heimlichen Pfaden treffen, wenn es diimnierte und sie niemand sah. Aber heute wollte er geradewegs in Turesone Hof gehen, denn heute, da ihn das Vaterland ries, meinte er, trotz seiner Armut ein Recht daraus zu haben. Als Eril in den Hof lam, arbeitete Tureson gerade an seinem Pfing, hielt aber sogleich inne, als der junge Sol dat aus ihn zutarn. Er mass Crit einen Augenblick lang. nicht böse und verächtlich, sondern ruhig und for schend. Denn Tureson hatte teinen Groll gegen Erit, obwohl er es nicht ertragen tonnte, daß dieser ein Auge aus seine Tochter habe nnd dadurch anderen, dornehmeren Freiern im Wege stand. Tureson tonnte sich mit dem Gedanlen, daß seine Tochter tei nen Bauern heiraten sollte, nicht be sreunden. Nur der Bauernstand diint te ihn was Rechtes. Ein Soldat war in seiner Art wohl auch etwas wert, aber so einer besaß ja nichts und mußte darumÄ zu jeder· Zeit Ader Trommel und Trompete folgen. Ya bedachte er, als er Erit betrachtete Da reichte ihm Erit die Hand zum Gruß. . »Ach so, nun ist es Zeit, Abschied zu nehmen,« meinte Tureion.—-»Ja, nun ist es Zeit.« »Fürchtest dn dich nicht?«-—,,Nein! Sah man schon einen surchtsamen Soldaten?« Der Bauer lächelte derschmiyi. »Es macht sich ja auch niemand Sorgen um dich,« meinte er Und Crit dachte, daß es nun Zeit wäre zu sprechen. »Doch, eine," er widerte er. Tureson verstand, was er meinte, stellte sich aber, als ob er nichts wüß te. »Und das wäre?« fragte er. »Gertrud — wie Tureson doch weiß.« »So-o, glaubst du, daß sie sich Sorgen machen wird?" »Ja, wie sollte sich eine Liebe nicht Sorgen machen?« »Halt ein,« unterbrach Turefm »ist sie denn deine Brautk- Das ist mir neu. Wohl habe ich bemcrtt, daß ihr mitunter beisammen waret. Aber das hat nicht viel zu bedeuten. Wie ich jung war, habe ich auch immer einen Schatz gehabt.« »Aber eine wurde doch heimgesührt. Und das wird Gertrud auch werden« faate Crit ernst, »und zwar von mir und niemandem anderen« Tutefon schüttelte den grauen Kopf nnd klopfte Crit freundschaftlich aus die Schulter. Was Crit gesagt hatte, ärgerte ibn zwar, aber nun, tn der Abschied-stunde, wollte er sich nicht widerhaar« zeigen. Das hätte teinen Sinn geha t. da sicher Jahr und Tag vergehen würde, ehe Crit beimtam tlnd indessen wiirde schon ein anderer Wind wehen. »Du bist nicht dein eigener Herr Erit, wie ein sauer ei ist. Jm Krieg eh» heiß zu; die Kugel heischt pie e Opfe- and die Klinge auch. Ehe m dich's verstehst, liegst du da und kannst weder an Gertrud denken noch an sonst etwag.« « »Das liegt in Gottes Hand,« sagte Zeit ernst. »Aber so ist es auch mit deinem hoff »Der steht auf festem Grund.« «Doch nicht so sest, daß er nicht einmal meiner Hilfe bedürfen könnte.« Tureson konnte aus diese Arabe rnng hin ein verächtliches Lächeln nicht unterdrücken nnd sagte: »Wenn der has deine hilse braucht —- so kannst du auch Gertrud haben.« »Ist das dein Ernst?«' rief Crit aus« »Wenn ich es gesagt habe, ist es auch so. Aber damit hats noch seine guten Wege." »Gut, doch ich kann warten und komme zurück. Leb’ wohl nun, Tun son! Jetzt geh’ ich zu Gesund «Und er ging. Aber Tureson nahm seine Arbeit wieder aus und dachte, wie voll Hofs nung doch die Jugend immer tei. Es ist schön, solche Treue zu sehen, aber mit der Zeit wird sie doch ver gehen-. Dir Jahre werden kommen und gehen —- nnd eines schönen Ta ges wird Crit alles vergessen haben Darum, meinte Tureson, könne er ru hig sein Ziersprechen geben. s I Winter und Sommer zogen über die Welt — die Erde blühte, die Bäume wurden gritn und wurden im herbst wieder welt und harrten ei nes neuen Sommers. Die Dunkel heit lam und legte sich schwer über das Land, aber sie schwand wieder, und das Licht breitete sich siegreich aus und verschwand wieder. Viele Winde bliesen durch das Land, und das Glück derschentte seine ungleichen Gaben. Aber daheim auf dem Hof wartete Gertrud aus Erit, indessen sie still und schweigsam ihrer Arbeit nachging. Sie« wurde älter, aber man mertte es ihr nicht an, denn sie wurde schöner mit den Jahren, ihr Haar leuchtete heller und stand wie eit: gol dener Schein urn ihren Kopf, und ihre Augen leuchteten in blauer Treue. Freier tamen und gingen. Alle tses lauten die gleiche-Antwort, denn Ger trud war dem Fernen treu. Und die Zeit verging Von Kriege tam eine Nachricht nach der anderen. Meist von großen herr lichen Siegen —- aber auch Botschaft von Not und Tod« Zuerst larn Kunde von Narva. Da läuteten die Glocken, und das Bett jubelte. Schweden war doch ein star les Land, mächtig und reich in seiner Armut. Dann solgte Sieg auf Steg, einer herrlicher als der andere. Eu ropa erzitterte dor dem lleinen Land im Norden, als die Kanonendonrer vom Schlachtfelde über die Erde roll ten. Das war eine lichte Zeit, voll Glaube und hoffnung, obgleich die Rot mit ihren Schrecken von Dorfl zu Dorf ging. Und bei jedem Siea dachte Ger trud: Nun siegt Erit, nun war er da bei; er ist es der das Land schützt lieber seinem Haupt wehen die blau gelben Fahnem und siir ihn läuteni l ! die Glocken. Da leuchteten ihre Au gen vor Stolz, und ihr war als wür de ihr junges Blut mit den Trom meln auf dem Schlachtsetd im Init schlagen. j Darum konnte sie ihre Sehnsucht leichter tragen, und ihre Treue er starite; denn Crit wiirde einmal zu rückkehren als Sieger iiber alle Hin dernissr. Böse Jahre kamen und zogen brül iend über das Lond. Der Donner oer Siege-stammen wurde immer seltener und blieb zuletzt ganz aus. Die Glor ten in den Kirchen hatten aufgehört zu läuten, und das Volk jubelte nicht mehr. Arm wurde Schweden, arm, wie nie zuvor —- Mißernle und Hun gersnot, Niederlage aus Niederlage Aber Gerirud dachte, daß noch nicht alles verloren sei; noch lebte der Ko nig, noch bestand das Heer, noch lebte Erit, obgleich er so weit fort war, tief drinnen in Ruszland. Und solange er lebte, mochte sie nicht trauern. Der-s raus hatte sie lein Recht. Zuicßi kam Puitawa. — Da brach Gertrud zusammen. Es war, als stürzen Himmel und Erdel ein und als sei der jüngste Tag ge kommen. Da verbarg sie sich und weinte in der Stille, um nicht zu zei gen, daß sie trauere. Als sie wieder hervorkom, hatte sie ihre Tränen ge trocknet, und niemand konnte sehen, daß sie litt. Wieder vergingen einige Jahre, während die Not wuchs und das Voll im Elend beinahe umkom. Aber noch hatte das Unglück nicht seinen Gipfel erreicht, noch stand vieles bevor. Neue Niederlagen - mußten ertragen werden und neue Sorgen. Zuith begannen die Rassen zu sen en und zu brennen. Von nah und fern kamen Nachrichten von Untaierh — sine schlimmer als die andere. Rings um flammte der Himmel von verheer ten Dörfern und Städtem die Luft war dick von Rauch, und die Funken tanzten auf dem Nachthimmel. Und immer näher zu Turesonz hof kam der Feind. «Da seufzte der Alte schwer und dachte an sein Ver sprechen, das er Erii gegeben hatte. »Jetzt wäre es gut, ihn da zu ha ben,« sagte er. —- ,,Er tornmt,« er widerte Gertrud noch voller hoff nung, »noch ist nicht alles verloren." Dann brannte es eines Tages irn nächsten Dorf und die Rassen zeigten sich in der Umgebung. Da machte sich der alte Tureson zur Flucht be reit, und Gertrud Packte das Not wendigste zusammen. Tureson war ein gebrochener Mann, nnd Gertrud konnte die Tränen nicht zurückhalten. Nun war alle Hoffnung vorbei, denn nun kam der Feind über sie und der Hof würde in Flammen aufgehen. Das toar der schwerste Augenblick ihres Lebens. Wofür sollte sie noch leben. Die Heere waren geschiagem das Reich zerschmettert und Dorf nnd Hof verheert. Tureson dachte mit Bitterkeit an Eriis Worte einmal var langer Zeit und er wiederholte sie bei sich: »Das liegt in Gotte-«- Hand-" Gott wollte nichts mehr von den Schweden wissen und hatte seine Hand von ihnen abgezogen, und sie den hönden der Mordbrenner und Uebeltiiter überlassen. Der Bauer batte sich vor seine Haustür gestellt. An seiner Seite stand Gertrud und beide dachten, daß sie nun zum letztenmal ihren Hof sahen. Wenn sie zurück tehtten, falls dies überhaupt sein wür de, wird alles zu Asche und Trüm mern geworden sein und die Arbeit eines Menschenlebens vernichtet. Da hörten sie in der Ferne Schüsse donnern, tnatternde Gewehrsalven und dumpfen Kanonendonner. Jhre Blicke trafen sich fragend und erstaunt. »Das ist die Schlacht,« sagte Tu reson mit leuchtenden Augen. »Es gibt noch Schweden, die käm pfen!" . »Sie iämpsen für uns,'· sagte er und faltete seine Hände, «bete fiir sie Gott gebe ihnen Sieg!« Durch Stunden raste dort der Kampfs bald lauter, bald schwächer rollte der Donner ringsum. Aber ge gen Abend wurde es stiller-, und nach nnd nach wurde es ganz still und ru hig, wie nach einem Gewitter. Die beiden waren in Angst und Spannung umhergegangen, die mit dein Abnehmen des Kampfes nur zu nahm. Wer hatte gesiegt? Die Ih rigen oder die Russens Sie wußten es nicht und machten sich aus alle Fälle zur Flucht bereit. Plötzlich hörten sie Trommeltvirbel von Norden kommen, der Donner kam näher und näher; zuletzt vernahmen sie beide die tattsesten Schritte mar schierender Soldaten. Um zu sehen, ob Freund oder Feind nahe, toar Tureson auf das Dach seines Hauses gestiegen. Was er zu sehen betxinn füllte seine Augen mit Tränen, denn es war eine schwe dische Fahne, die über schwedischen Soldaten wehte. AlLs er l)erabkani, zitterte seine Stimme: »Gerettet," murmelte er leise. Und Gertrud dachte, daß sie noch nicht verloren waren. Es gab noch Hoffnung für den« der zu glauben wagte Die Soldaten näherten sich dem Hofe. Es war ein Fähnlein des Sö dermanländifchen Reqiments — und an ihrer Spitze ritt ein junger Haupt mann. Die Trommeln schlugen noch und die Fahne leuchtete im Abendrot. Turefon und Gertrud sahen, wie der Hauptmann auf ihren Hof zuritt, und als er vor die Haustür tarn. sprang er vom Pferd und ging auf sie zu. »Nun magst du dein Versprechen ein löscn, Tureson,« sagte er, »das Vir sprechen, das du vor achtzehn Jahren gegeben haft. Nun hat dein Hof mich gebraucht. da bin ich nun, heiße mich willlonimen!« Und dann ging er auf Gertrud zu und ergriff ihre Hände. ,,Kennft du nun Eril wies-er, mein Mädchen?« sagte er. »Dein Haar ist noch golden und deine Augen sind noch ebenso blau. Das war ein lan ges Warten für dich« — »Aber nicht vergeblich,« sagte sie mit zitternder Stimme, »nun tommt zuletzt noch das Glück.« »Du haft dein Versprechen wie ein Mann gehalten,« sagte Tureson, »und ich halte das meine.« Aber Eril flüsterte feiner Geliebten zu: »Durr!s duntle Jahre hast du met ner gehnrrt. Durch Blut und Tränen hab’ ich für dich getämpft. Zuletzt kommt der Sieg. Nun geht die Son ne unter. Aber eine neue Sonne aehr morgen für uns aut·'«