Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 16, 1915, Sonntagsblatt, Image 12

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    Glückm Segen.
Roman von s. us Gefäss-H
s. Februar Ists
·" " Die schöne hermine war allein zu
· haufe. Das sagte ihm das weiß:
Tafcheniuch nm dritten Fuchsietuopf
links. Der Papa war mit der Mann
nach Berlin gefahren, unr die große
Reisenusstnttung zu taufen für Ma
ntos -Badereife. Max-no hatte miß
ergniigt über vie Ansgnben für ihre
Jst-Innre Gesundheit« gebrmnmt, die
auch zu Hause wieder gut geworden
wäre. Aber der Papa war ja ver
sessen darauf, und er hntte sich bei
Deren Rennbrandt Geld dazu bergen
wollen, denn das gewonnene der
Nummer 13.216 war noch nicht aus
gezahlt worden. Den traf er nicht
zu Hause nn. und nun war eine große
Verlegenheit entst.mbcn. Papa kaufte
doch nie, ohne bar zu bezahlen! End
lich hatte er den gloriofen Einfall,
sich die geinuften Suchen mit quir
tiettee Rechnung am anderen Lage
schicken zu lassen. Nun aber gebär
dete Seh die Mamm, als sei das der
Anfang vom Banietott So et
zählte Minchen dem Geliebten.
Es war ein schmäler Tag. Gewit
tett hatte es schon den ganzen Mor
gen. Nun war es so still und dun
,tel, als wäre es Abend. Es lnz
noch eine Spannung in der Luft.
Man könnte sich «grausen«, sagte
Minchen und schmiegte sich einen Mo
ment lang an Manfreds Brust. Aber
dann besann sie sich plößlich aus et
was anderes, denn sie rückte ein we
nig von ihm ab, neben dem sie so
recht trat-lich aus dem Plüschsost ge
sessen hatte. Jhte wundervollen
Augen richteten siit mit einem fo
scheuen Blick auf sein erstauntes Ge
sicht, als erwarte sie einen Ausspruch
des Gewitters in der Gegend.
»Was hast du denn, Mansichen2·
fragte et zärtlich
.Ach, Fredel,« imn es stockend het
sut, Jus mal, heiraten können wie
doch noch lange nicht?«
»Deinen-P
Du liebe Zeit! Daten hatte et
den ganzen Vormittag nicht ge
W«
«Jn, Monsi, zun- heiraten müßten
MIIFF Weis s
« r o ent epi, all sei
ije Leier gestern in Apntnes geta
inc nnd ihr Bett-km wolle ein klei
nes Darlehn von ihr hoben.
"«Jo. Jch meine, ich muß es ha
ben oder du. Daß die Eltern es ha
ben, genügt nicht. Meine würden
niemals zugeben, daß ich heirate, eine
Familie gründe, ehe ich nicht einen
selbständigen Erwerb, eine Stellung·
habe«, fogte er, fehr ernst und feier
Iich werdend, während der Donner
eine böfe Unterrnelodie dazu spielte.
»Ja, natürlich. Du übernirnrnft
eben das Geschäft. Aber freilich wird
sich Herr Rennbrnndt noch nicht zur;
Ruhe fetzen, rnit deiner Meinen diei
noch viel zu jung ift Das tön-J
nen wir gar nicht verlangen! Undl
du hift doch erst zwanzig Jahre alti
«- ein Einjähriger kann doch nichts
heiraten!'. . . . i
»Ja, was meinst du denn? Wiki
müßten doch noch ein« zwei —- noch
ein paar Jahre warten, Minchen.
Das haben wir doch schon lange ge
wußt. Daran ändert das große Los
auch nichts!«
Er dachte, während er wie gemes
nbwefend mit ihren Locken spielte, an
die fo ganz, ganz anderen ZukunftZ-i
piiine, die er geftern mit Scinderfee
besprochen, obwohl ihn allerdings
sein Vater vorher in keiner Weise
ermutigt hatte.
»Ju, eben. Das meine ich eben,
Frevel-·
»Nun —- und? haft du eine Idee,
wie wir es machen tönnten?« fragte
er, nnr urn etwas zu sagen
«A,ch, wir minfen eben warten!
Und sieh mal, bis dahin können wir
doch fo vieles tun! Wenn du dein
Jahr abgedient haft, gehst du wohl
zu deinem Vater ins Geschäft uno
ternst weiter. Bis du ausgelernt haft,
vergehen fo drei —- oier Jahre. Und
ich-—- ja, ich möchte doch nun, wo
wir fo reich find, nicht länger in der
N bleiben, sondern etwas anderes
ergreifen-! sch, Frevel —- ich —- ich
möchte fo furchtbar gerne Schauspie
lerin werden. Ich habe mich fchon
prlifen lassen, und ich kann dir einen
Brief von dem Theaterdirettor zei-»
sent Daß ich »wenn begabt« bin,
do · , d da « tss
nis- EZMW L Weins-»
M ’
Ist-: M du les-er los
EIMMI fah nndj
ern lassen must- Ml
Iperekktgennlten ZW. —Nn(
täle W das gar nicht, das wir
nn- aachher heiraten. Wie viele
große Musiker-iann End nett Män
nern derbe-traten die einen anderen
Beruf haben —- eiser hat einen Pfer
deftall nnd eine-e ist auch Kaufmann
und ein anderer Banlier. Also,
wenn du dein Geschäft halt, kann ich
doch auch Geld verdienen als Künst
Gonz erfüllt don ihrer Idee, er
wartungsvoll gespannt auf sein
Staunen und Bewunderu, sah sie ihn
an.
»Nun was sagst du dazu? Du
denkst wohl, ich spaße?«
»Fa — ich'
«Ganz wahrhaftig nicht! Jchlcmn
wundervoll spielen und habe schon
so viele Gedichte und Rollen onst-ven
dig gelernt. Soll ich dir mal was
dellamieren2«
Wslber mein Gott —- da hast in
doch nie, nie solche ganz verrückten
Jdeen gethtP
»Wie kannte ich denni Wir hat-i
ten ja doch kaum zum Leben —- was
ver Papa verdiente mit-seinen Bil
ternl Oder wenn er einmal in einem
reichen Hause oder Schloß die Wände
schön bemaltr. Das dauerte ja naht
lange —- und jeder mußte sich allein
durchquiilen, wenn er etwas oom Le
ben haben wollte. Der Leopold
— aber nichts weitersagen, du! Der
Papa würde außer sich sein, dem
muß das mit Vorsicht beigehtacht wer
dens Ja, ou, der Leopold hat so
viel Talent zum Dichter ich
sage dir, wundervoll. Ach, Frevel,
weinen mußte ich bei seinen traurige-i
Dramenl Und es heißt doch, wenn
die Leute bei einem Stück irn Theater
weinen, dann ift es durch! Aber —
Fredel —- du sagst ja aar nichts —
fdu siehst mich immer bloß an, als
Hob ich chinesisch spräche.«
s »Bist du auch. Das ist ja furcht
stiar!". stöhnte er. »Und — und in
Idiese Narrenstiiae, nimm’i mir nicht
Nil-eh Schas, wollt ihr das schöne Ka
pital steckent Jn alle Winde streu’n
das Geld! Du siir Pas und Tand
— nnd dein Wintbeutel von Bruder
l— na, du weißt ja, daß ich den
tennel für das Drucken seiner soge
nannten .Dramen'. Blech ists va
;rnit, sag« ich enchl Nur gut, daß
Jener Vater das Geld vorläufig noch
Isclbst ausgibt So schlimm macht
«t-et’j doch nichts«
« »Aber Manfred'·...
; «Ja — aber Mansredl Jch weiß
Finahrhastig nicht. wer von uns über
sgeschnappt ist seit dem Glückitage,
on oder ich —- oder unsere Eltern!
»Denn Mutti —- Gott behüte uns —
’i;at heut Marmorbildee getaust siir
die Billa —- ztoeitausend Markt
Und Schulden hat sie gemacht in por
nelpmen Geschäften! Der Vater be
tonnnt morgen vie Rechnungen! Geld
haben wir ja noch gar nicht von dem
großen Los! Und ich — wenn du
ahntesi — Herr Gott! Darüber ver
gesse ich ja ganz, daß ich dich einla
den wollte — wo willst tm denn hin,
Minchen«t«
Sie war aufgeflanden — und das
schöne Köpfchen in den Nacken wer
fend, fah sie ihn finster, verächtlich
an. Und tatsächlich, er mußte felbsi
ventent prächtig machte sie das! Si
cher hatte sie Talent —- ganz tonigss
liche Bewegungen waren eg, mit de
nen sie ihn fo abwie3, als wollte er
eine Gnade erbitten. O ja, sie mochte
fchon eine feine Schanspielerin abge
ben, wenn sie ordentlich ftudiertel
Mit der Schönheit und der Leben
digkeit in den Zügen.·..
Er ftaunte sie ganz betroffen an.
»Und was sollten wir wohl mit
dern vielen, vielen Geld machen, lie
ber Manfred?« fragte sie, hochmütig
feine Bemerkungen iiber die getauften
Marmorbilder überhörend.
«Heieaten — uns heiraten!'· platzte
er heran-. »Wenn dazu brauchen
roir sehr diel Geld! Mit meinem
Anteil allein ifki nicht getan, liebe
Kindl Etwas maßt du gütigsi fchon
felbft dazulegen, denn fo viel Staat
nnd Putz kann ich arn Ende doch
nicht von meinem Erbe bezahlen.
Ganz degeiftert disi du ja von den
Kleidern der Röjanr. Und die to
ften einen schönen hausen Moos,
mußt du roif ers-«
Recht fcha nnd heftig klang Rede
and Gegenrede·
Niemals hatte folch ein Ton zwi
schen detn jugendlichen, ja faft Lind
lichen Brantpaar geherrscht
Traurig fah der Jüngling in
feiner Ecke, nnd’toenn er dachte, daß
in einer Stunde das Anto, das er mit
Sandetfee in der Gott-ge der Ad
icpwekw hinein hatt-, m Ein-:
HTiie hielt, dann merde ih- dunkel
,vor den Inseln Denn die Preise,
die der Thanffeur file die Wartepeit
verlangen würd-, bit Schön-Vermin
Fn PMB-, mitzukommen wilrden
sichs spart-u raste-. !
cilig brachte er fein Italieners vor.
Da· trat Denk-Pest wieder das helles
Lachen in ih
IW and Mise- Hist
hätte sie vol eine her-te friih Mis
Dame hätte sie sich III ihn-il ein
gnenei Maximeid Meme Deus die
im Ware-than- eksiiW dsh sie Idee
Nacht so reich geworden —- nv se
.iiieliå sonsten e das längs seh-IS
— dass gaben e ihr alles ina, und
sie bezahlte fpsiesr.
So war der Frieden, der äußere
wenigstens wiederherpr zwische
den jungen Leuten.
«Wein du —- Frevel«, sprudelte sie
eifrig here-oh .es ift am besten, wenn
wie ein bischen schnell steigendem
Denn sieh mal, wenn die Mann
von dem Auto und dem fremden
Herrn höki, dann sagt see am Ende
noch, daß sich das nicht paßt! Es
ist doch was ganz anderes. cui wenn
wie beide einen stillen Spaziergang
machen, in einer Konditotei Schein
icide trinken und zum Abends-tot wie
der hier sind. — Weißt du', bedachte
sie fich, «ich lege iyt einen sei-ei
hin, ous dem iie nicht recht klug
wied. So in aller Eile geschrieben —
nicht-s« .
Er zuckte, unvehaglrch gestimmt ver.
der schnell erfundenen List feines
Mädchens, die Achseln. Hchnlden Inc
chen —Lügen —- Trng —- Tränen
waren die Folgen des ,Glückl«l We
blieb nur der Segen?«
Unterwegs, als sie rn großer Haft
fich in das nicht mehr ganz treib
fche, weiße Geburtstag-nett- gen-or
fen hatte, war ihre Laune schon wie
per ins Schwanken gen-innrem Un
terwegs dachte er, nett-öd feinen
Schnurrbart drehend, an das Offi
zierroerden nnd den Stubenmaler als
unmöglichen Schwiegervater; auch an
mancherlei Gewohnheiten und Ma
nieren der schönen herrnine die wahr
lich nicht zrr denen ver vornehmen
Regirnentsdarnen passen würden.
Schmerzlich zuckte fein herz. Was
sie wohl fagen würde, wenn see da
von hörte — ach, wenn sie wenig
stens recht betrübt darüber wurde:
Und diese unglaubliche Theatetiveel
Bat für Leichtfertigtriten nnd
Dummheiten sie alles im Kopfe hatte.
du lieber himmel! Selbst wenn er
Kaufmann bliebe nnd das Gefchäft
übernähmr. Der Gedanke. seine
Fran als Schaufpielerin auf der
Bühne zu wissen — rat wäre das
Rechte für feine Eltern! S
wenig tleinltch sie fonft dachten, aber
—- Theaterprinzeßil Ganz ausge
fchlofsenl —
Wenn das Geld nicht ins Hans
gefallen wäre, dann wärt fte vermut
tich nie anf diesen tollen Einfall ge
lannnenl
Und ver junge Mann, dessen Stirn
unfehlbar ein ernstes Denken ver
riet, der für ernste Ueberlegungen
stets zn haben war. er, der Zwan
zigjährige, sagte zu sich selbst, des
großen Gliicts eingeheni: .O Froh
finn der Genügfarnleih Stille der Ars
inut, Friede der Unverfuchtenl Wo
flieht ihr hin, wenn der Mensch sich
feine Wünsche erfüllen kanns Der
Böse reicht then den kleinen Finger,
nnd gleich faßt er nach ver ganz-n
Handl·
I · I O
Tiie Abendsonne latn aus weichen
goldenen Schuhen, ttsit huldvclzen
Gruß durch die tveißleuchnnden Unr
dinen bei Eteuerinspettor Lieblings,
Verwundert trippelte sie über di
blinendem heute still irn Schoß des
Muttelchen ruhenden Nudeln der Hä
tetarbeit. Die wurde ja zum Sonn
abend nicht sertigl Zum erstenmal
mußte das alte Jrauchen eine Ent
schuldigung nn ihren Brotgeber, den
Besitzer eines handarbeitslndens«
schreiben. Der wurde nun denken:
»Sie wird alt, diese Arbeiterin« —
oder: »die tstirnnt«, oder: »Ihr i
etwas Unerwtirteies passiert-« Sie
hatte nur unbestimmt geschrieben,
denn sie tonnte doch nicht angeben,
daß sie ein Vermögen in der Lotteri
getocnnen hatte und nun ergebenst
siirö Arbeiten utn ihr täglich Brot
danie. Sie hatte es nicht mehr nö
tig! Konnte sichsMiißigteit, Unpiintt
lichteit, Nachlässigkeit, und toie die
schönen Kinder des Wohllebeni alle
beißen, jth auch leisten. Und heute
abend tatn nicht tnit dem reinen
Glanz der Abendsonne ver noch reine
ee Strahl det leiten Freude eine-,
alten, lieben Wies, noch bezahlte
Arbeit leisten In können. Die alten
Augen blickten nicht fröhlich erwar
tend nach der Tür, our-h die nun
gleich die gute Linn tontrnen würde
— auch strahlende Abendsonnensrew
de des Wiedersehent irrt Lächeln. Nicht
wie sonst tun Sonnabend klingen
Muttelchen vergnügt niit dein großen
ünfntetttstiich one es sieh verdient
tte.
Rein, Muttelchen brauchte die klei
weiser-den nicht mehr, und der tleis
konnte in der Kasse de
handarbeits Geschöstei bleiben; die
fetten ei nötiger als Zenit Steueritts
pettor Liebling, die seht nur mit
Moden Summen rechnen muste. VI
lgenlit bieScheine haufenweise tin
l wen-wan- dm noch sont-te sie
tvsi damit M da
lesva Ists-M net-It Der-site si
iss usw-Habt die gulyl
Æ Katzen-, die sen milden its-ji
Wem-u Fragen
sls denen Abn- dsle Intfäihevng eit.
net neuen höhlawßen zu plaqeei
kraus-le.
Lins, die Weg me weißem-Z
seu. tun file lhe Mund-den Eletl
,3mn Chasdeou zu holen. Sie Orte
Ineul- dem .Dekeinbeeslms des Glück
gleich auf acht Ieise all ihre Privat
fchüler abgesesl und zunächst einen
Urlaub genommen, dcna sie mußtej
erst mal onst-allein wies ihrem Selig-l
ten Schad. dem alten Mustelchea, das.
Glück-bekommen wollte, tm sie am
Abend bei Traubutgs oben so et
schütterl halte. Zunächst wae die alte
Frau nur etwas untuhrg,snetvög»
Und obwohl sie gar nicht yölelte seit
dem Glückslage. machten sie schon
die Entschuldigungsveiefchen km das«
Geschäft viel müder, als sie sonst ges
welen. Das Bedürfnis, den Flon
still nun-lehnen und die Augen tu
schließen, stellte sich immer häufig-r
ein. Das war der Tochter ein schreck
licher. furchtbarer Aal-rieb so daß sie
die Ruhe manchmal dire·! störte, unt
nur die lieben Augen offen zu sehen.
— Zu Linag stillem Leidwesen hat
ten zwei ihrer lieben Schülerinnen di
Gelegenheit benüht, den Nachhilseun
terricht ganz auszugeben und lieber
an einem Zielel teilrisnehmen, uno
zwar waren es die begaätefien ihre
Liedlingr. Schade! Rechte Freuden
ftunden waren ihr da verloren gegan
gen, und bis jetzt hatte das ganze
Geld its Muttelchens Schreidtisch
noch leinen Ersah gebracht. Jm Ge
genteil, die recht langweilige Sorge
Wahin damit? Denn die Mutter
war zu penibel darin. Oft hatte Lin-i
sie des Nachts aufseuszen und sich uni
herwerfen hören, aus lauter Sorge
um das Geld. Wo ihr Schlaf bis
her doch so gut gewesen war, daß der
zDoltar ihn ihren Lebenserhalter
nannte, ihren .Docht«! Schlimm war
»et, und die Gesundheit litt sehr dars
unter. Arn liebsten hätte deshalb
iLina gesehen, wenn ihnen das unselige
fGeld eines Nachts von einem Einber
lcher gestohlen worden wäre —- sie
Twiirde ihm noch leuchien zu dem gu
jten Wert, dachte sie zuweilen ganz ge
Hlniett
; Drachen. die zweite. die phlegnias
itische, gemüthe, etwas langsam
non Begriffen und Entschlüsien. war
ruhig in ihrer Wascheavreilung des
Warenhausei geblieben, und die
Schwestern waren überzeugt« daß sie
nicht mehr des Geldes groß gedachte.
Denn sie hatte in aller tttnhe schon
darüber verfügt, und die älteste Lieb
ling war zum ersten-nat ernstlich böse
über die Selbsisüchtigteit ihrer so
viel jüngeren Schwester gewesen, dir
ja erft achtunddreiszig Jahre zählte
(wie unreif!), und die iegi
auch sie var Angst um den Schlaf
Erachte. Ja, vor Musik daß Mutteli
chen sich schrecklich aufregen und sich
xelrber schaden würde, wenn sie das er
ii e!
»Wie werde ich es dir verzeihen,
Hedchen!« sagte sie grolleno Mein
einzige Hoffnung ist, daß unser ue
mes Mutielchen fest ou-« Geld doch
nicht durchzeihlen wird —- und nicht
merken, wieviei du davon nimmst. Ge
radezu gewissench finde ich es von»
die, sozusagen schon un voraus Dir
dein Erde zu nehmen«
»Ich verdine mit deine Bevokmnn
dung und deine deleidigenden Aus
drücke. liebe Katolinr. Und dami:
du's nur weißt: ch habe auch schon
Schritte getan, um mir ein liebes,
kleines Kind zu vers-dessen — zum
Etziehem damit ich dann m Grieer
nieni so allein bin. Man kann doch
nicht ewig bei der Mutter an de
Schüeze hängen, wenn das Glück ei-«
nein veluniiite Seldktandigieit gibt.
Unsere Mutter ist gesund und ganz
kräftig« sie kann noch lange ie
ben« —
»WAD die wohl leid iui!« tief,
Lin-u empöete Stimme, und zugleihi
brach sie in ein fassungeslkxes Schluch
ien aus
Dieses wurde der Gutmütigen zu
viel, und Linn langsam an idee.
uppige Brust schließen-) siellte sie
lden geschwiseetlichen Frieden wiedee
ihn
«Das wäre doch zn futchtbat, Lin
chen. wenn das Geld uns Schwestern
auseinannedtingen sollte. Wenn
Muttelchen einmal die Augen schließt.
läqu dann die eine hierhin nnd die
andere dorthin und wenn man sti)
wiederstehn gibt es nur Zank und
Stun. Wie es doch in vielen Fami
lien leidet so oft doesomnn«, sagte die
dicke hedwis mit we Riidkung heise
eer Stlnnnr.
Its-, sp W ddch sitt-Even Mi
Wcicheink schluchzie Linn. «Mal
den Teufel nicht an die Wand. Mit
ist beinahe schon, als ask et dein
Au hätte et N sitt de- vielen Geld
ndem Abends-—- heute Hut-'s ach
Tage —- gani lieb unser stillei
ceisi qui-M eni Wann haben
wir M jsf iten und fo viel
Sorge nnd Ins M wie eben
W« W is
... MMMH .:-.». «- .-·,
Man mäst- cis-Zusa
Icul M nieste es des
W .
M tm Iwa- Isd FAUST-Il
yetm auch schon ein Band ums W«
gebunden Guts-des kennst er ist«
nun niche mehr. Ader heimlich wem-II
sie doch del Geld nicht aus Winkel
cheni Schreithch nehmet-. nnd auch
nicht ans ihres essen-n Kinder
nrsmpfchem in denen You-s- nnd Sil
vmouen verwahrt tagt-; Stein« an
mth Dei-stiegst Morgen wurde M
Mattelqen ihre Pläne mitteilen nnd
am Amahmng Ihtes Gewinn-antri
m bitten; m hatten ja sue var ge
spiem l
Mit bangen Sorgen sah Lan die
sem Augen-met entgegen: Der anein
dt. müde Geist du Mutter war doch«
schen recht schwerfällig geworden «
Das zeigte sicy kein »vo- es um gtds
Here Dinge als me einfachen Ia
geiftagen ging, .beI zedec Gelegen-»
yeit. Auch Hebung nur vcn vers
Sorge der Schwester angesteckt und«
Iwane sich Vorwuer unnndltch ge
handelt zu haben. Ei tönne am Endg»
kein Segen datm sein —- ach. uno
die Erziehung des Oktndcheni tönnsc
ihr mistatent
Einige Tage nach dieser Szene mit
Lina saß has nlternde Mädchen, Kon
und lHerz in peinvolier unruhe, an
ihrem Fensterpicw Sie war heute
hei dem Mutter-check gewesen, un)
für has Kinvchem das :hr geiatten hat
te, sollte eine grössere Summe als
Ahfindungegelh an vie Mutter de-:
zahlt werden. Dazu hatte ihr Linn
erzählt, daß Muttelehen das Gelt
förmlich bewache; sie rede davon, sich
einen Wnchhund anzuschaffen uan
heute nacht habe fie zweimal Linn ge
weckt: ei ginge jemand im Wohnzitw
ener. Ob nicht eingebrochen wurde:
Die ganze Wilhelm-nur wußte um
ihren Geigen-u und die Droschtenlut
schrr nebenan. die so rft in ver
Kneipe vnsnßen, hatten gar keine gu
ten Gesichter! —
Hedtvig holte ihrer Mutter noch
immer nichts von ihrer Geschäfts:
gründung mitgeteilt; den Chef hates
fie um Aufschub der Kautionsleis
stung gebeten. Und nun zitterte sie-«
ob das Geschäft und das Kind
nicht doch zuviel auf einmal wäre
für hie alte Frau, die an fo gross
artige Ueberraschungen nicht gewöhnii
war. »
Die Frau Steuerinfpeltor sasz nur
immer auf ihrem Plan in dem gro
ßen Sorgenstuhl, aber im Schokz
hatte sie teine liebe hütete-weih fous
vern einige Belielhrirfe, hie ihr mie
leidiges herz in greszen Zwiespalt mi:
ihrem mühen Kopf trachten. Manchs
Leute hatten von ihrem großen Glis-;
gehiiih und Ivser Hunderttnufende he
Iasi, dein läme ei auf 100 Mart doch
nicht nn.
Linn basielte still Und lustkos in
einem unvollendeten Schliiiiiinertisie:.
siir die alte Frau. Ein trub.·e
Schweigen herrschte ziviichen Den
Dreien, da die bisherige Unterhaltung
mehr an Streit gestreist hatte; man
ionnie sich gar nicht mehr in Nur-e
miteinander verständigen Da giIiJ
die Tür, nachdem eilte erstaunt .iiii
das heftige, unsichere Hantieren an
Zinnschtoiz gelauscht hatten Das
konnte doch nicht Itlora sein! Die
tiiiinte doch Das Schloß iinn niiiiktr
oa nicht erst herunipotterm . .
Aengstiich blickten sie nnch de:
Stubentür. Und dann ioar es d:c«,
Märchen, die sehr eilig eintrat. Ei
sah äußerst vergnügt aus«-. Jnrt
schmalen Wörtchen blutiten ivie zwei
vertnitterte herbstrdschen und oie
Bergißmeinnichtaugen leuchteten, at
wöre darin ein heimlichee Lichtchen
angezündet. Auf dem dünnen ScheEs
tet trug sie einen neuen, sehe mode
nen, buntgeputzten hat. Und km
entschieden sehr jugendliche-, allzu
schiaes Jackett umschloß ihre eng ge
schniirte Taillr. Jii der Hand ais-.
hatte sie einen ganzen Stoß vcii
Briesen, die postlagernd siir sie eins-—
laiisen waren, und ohne tituaiicht noi
die alte Mutter zu nehmen, uni
arnite sie die überraschten Schwestern
would-, aber stürmischz wobei sie je
doch «die Briefe, ee mochten ivotyi
an stinssig Stiiet sein« fest tin iich
gedrückt hielt, daß keiner zu Boden
solle.
»Was ist denn passiert?«'
.Uin Gottes willen, Aindchem was
hast du gemachtk
««himmei — wie sie aussieht! S-ig'
doch blos-—
.O Gott, Klörcheihstindelchem hast
sii dich bei-lebt's«
Nun — so gut wenigstens wie der
lobt. . Leute Mutter —- liebe Schw-»
stern — so gut wie!«
Ach dawiiste die Bescheid! Nun
war das Unglück richtig mit dein
Miit in das ossene Türchen geschii
chent Märchen Liebling hatte irr-,
dieheirnti - Jnsernte geantwortet,
und nicht nne das sie hatte selbst
ins seriem »Ein Frnuiein in reiseren
Jst-m lebt spvli Wa- seli- WEI
lich, sehr gebiidet, von bescheideneni,
sreiindlichein charakter nnd nagen-d
ineni Ums-rein init bedeutenden-.
selbständigen vermögen, hegt den
Wiens mit eineni errn, der sich
Ist- i Ism. Hist-l scheu Ehe
ieien Wie t, Mliiiss s teeee Verhei
rresppndens sie tre
tee Olitetl E ·
silnierWno Reisig-it O, Mir-stär
Js. die einsiie Inhchatät von or
ts- MM nie-e mice-r
z W skizw ..F:;
des Oeffnqu hatte He erlebt, M
Hei-Herzens Jnsereiever che
seenndlin las, ssetierte und bene
eeneeet neun-Ieme:s
dieser-oh tielsach u entkettet ei
nen Rest-re vers t hattet Nie
weidete Wittbl hatte sie die Wer
te »Ur-Indes Beemdies« seichte-e- ,
ben, Wut-eri,- ver steh Wur
meci. . . Das mußte ziindesi Wes
des widerstehen tonnte. . ·
Und heute —- der Ersclgi Sie
fühlte sich schon nlz Braut, sah ein
behagliches heim! Spijrie schon die
friedliche heiterkeit einee siebet-allen
Ehe! Das höchste —- dae einzig
wahre Erdenglück winkte ihr. Die
natürliche Bestimmung des Weibes
war ihr sicher!! Denn unter fünfzig
Freiern, die ibre Band begehrten,
würde doch einer sein, der alle Bedin
gungen ihres bescheidenen Herzens er
füllte!
Armes Märchen! Wie trübselig
regnet es aus all ihre Hoffnungen —
regnete Entrllstungen, Erstaunen —
Beleidigung, Kränkungen Uninick3
prophezeit-eigen Wiirnungem —
Wie schnell erblaßten vie matten
Herdstrosen ans ihren Wangen, wie
schwand das Lächeln von ihren dün
nen Lippen, das Leuchten aus des-.
lntnrnelvlauen Augen und dein gwas
hungrigen, liedelehniiichtigen Herzen
des olternden Mädchens! Sie hätte
doch dem Ersehnten den besten. anf
tichtigen Willen, das befcheidenste,
dontbatste Hoffen entgegengebrncht
außer dem .bedentenden Vermögen-!
. . . War-s denn wirklich unmögliin
daß unter den fünszig Eheiondidnten
sieh ein guter, ehrlicher. nicht allzu
beschränkter Mann sand, der dni
.Gliiet«, das ihm in die seinerseits nies
össnete Tür lam, verdiente und nicht
mißbrauchteil
»Ganz unmöglich«, sagte die er
zürnte Linn. »Du siehst doch, daß sie
alle nur Geld wollen!«
nEine solche Törin, wie du -
rnit deinen sechsunddreißig Jah
ren«. .
.O bitte —- eben eeit gewor
.Einen Mann —- einen wildsrems
den Menschen, der vielleicht Ein
Schwindler oder ein sechstaplee ist,
dem es absolut nur ans das Geld on
totntnt —- ilpr Vermögen auf dein
Prösentierteiler anbieten durch ein
Zeitungsinserot«»
»Ja, seht atnl —- irgendein Mann.
der mir irgendwo vorgestellt wird
als herr Soundso, der ist rnie zuerst
doch auch ein Fremden llnd wenn
dann eine Heimt zustande kommt
roeil dein Herrn einer sagt: die du
Geld, und weil er ohne Geld eben
auch nicht heiraten konn· —- maß
denn das nur eine glückliche Ehe wer
dent Die Ehe ist doch nntner etn
blindes Lotteriespiel! Nicht wahrs«
Sie guckte-i die Achseln nnd schwie
gen. Das war ja richtig, was Mär
da meinte· Aber gefallen wollte ek
ihnen doch nicht
.Wo,;n mußt du denn überhaupt
noch heiraten, mein Kind?« fragte die
Mutter mit mit-der Stimme. »Du
kannst doch viel angenehmer mit dei
nen lieben Schwestern leben nnd or
beitenk Bedente, wenn der Mensch
dein Geld nun durchdringt und nun
sollt ihr die Armut zusammen tragen.
Wenn er dich dsnn schlecht behandelt,
nun ja, denn Liebe siidrte ench doch
nicht an den Tmnnltnrs Nimm doch
Vernunft an, Rind. Du gehst ja
Hin das sichere llnzzliictt Ach »k- hätten
Iwir dies unselige Geld doch nie gese
,t«ien!·« Sie weinte leise in ihr Tuch,
von Linn tröstend umschlungen.
Laß nur, mein Muttelchen, ich
»Drehe meinen Teil nicht so wegwer
sen« , bat diese, »und wenn das ver
blendete Itind da teinen Groschen
mehr hat, tin-in sie immer noch zu
mir tommen. Denn hedwig — ach
dn mein Gott« s— sie tonnte ei nicht
mehr länger verschweigen —- »Bed
wigs Unternehmung! Es ist ja snst
ebenso schlimm! hedtoig will ja noch
Gnesen nnd do ein Kunstblumengei
schiist ausmachen! Und ihr Geld will
sie auch einem sremden Menschen. der
sie gar nichts angeht, hinweisen Sie
will doch ein wildsrerndes Kind all
eigen nnnedmenl Was sie ja got
nicht nötig hat; die Stadt tann't eben
—- oder das Waisenhaus —- oder eine
andere.« ..
Die Mutter trocknete ihre Tränen.
Diese hoffnung war ihr nicht ganz
so schrecklich tote der «toildsremde
Mann« mit dem doe Kind, die Mii
re« sortztehen will, ach, vielleicht ins
Elend. Mattelchen war sehr tin
derlsed, und wenn das seetnde Kind
chen nett nnd dankbar war nnd Hed
totg es gut erzog, dann konnte es
ihr noch Freude machen —- nnd alles
seid wttrde jo nicht drausgehen do
t.
So wurde Miste erlöst von der
Pein dieser frörterunz sdenn nun
mußte rnon Vedtoigs Pläne durch
sptechetn Also tonnte das »Anmel
chen« halbwegs beruhigt mit ihren
siinszig hetrotstnndidaten in ihr
immerchen flüchten und erst einnist
sen, me sie schrieben.
Gortseiung solgU
»Dri» in derLinders
In Mr Ctns tinnier tretendtt
ist-M Wsat macht ihr
denn da tnitsuhuopu Schn npstndett
Der kleine onl: Dir spielen Uns
ltterhnden wir
PMW