Sonntag-Blatt de Staats « Anzeiger und II set-old Gka vätvath sgd gDz«v , sie rote Inmi. Nriegsskizze bon der urnariielien Grenze. Von Jdn i ork. Ein harter, strenger Mann war er, ber Waldbosbauer, der nichts kannte, als die Arbeit oben-aus seinem klei nen Gut. Abseits lag es vom Bors. arn Waldrand, nnd gleich dahinter fiieg die schroffe, fteinige Felswand in die höhe, die hinaussilbrte zu den mit Schnee bebenten Bergketten. Wie! ein Gürtel von Stein legten sie sichs schützend um das von dichtern Waldi bestandene Tal, damit die unruhigens Nachbarn jenseits der Verggrenze, diel Rassen, nicht gar so leicht den Weg’ herüber fanden. Seit dem Vergl-ot bnuer bei der Geburt des ersten Kin des sein Weib gestorben war, hatte den wortkargen Mann kaum mehr einer zwei zusammenhängende Worte reden hören. Er war vollkommen unzugiinglich und menschenscheu ge worden. Und dasz das Kind, das ihn ein so harte- ster gekostet, nur ein Möbel war, nicht einmal ein Junge, in dem rnan sich doch einen Helsee site die alten Tage erziehen konnte, das wurmte ihn derart, daß er sast ein Gefühl des Hasses gegen das arme kleine Ding empfand. So hatte die kleine Julcza eine recht tran rige, sonnenlose Kindheit Denn auch die Teresneny, die Schwester Vorn Vater. die ihrn die Wirtschast sühne war hart nnd mürrisch, nnd wagte nichts nrit dern kleinen Ding anzu sangen, das sich schen nnd verängstigt in der Welt herumdriirkte. Arbeiten mußte die Julrza von tlein auf, unnütze Esset fah nun scheel an im Berghof. Jn der Schu le, da ging es ihr auch nicht zain besten. Sie war schwer und langsam von Begriffen, immer veröngsiigt," immer eine « iellcheibe des Spottes und der Qualereirn ihrer Kollegin nen. Julrza wehrte sich nicht. So wie sie die ungute, harte Art ver- Va ters als etwas hinnahin, was sein» mußte, wie sie sich willig jede Arbeit von der Tante aufhalten ließ, ohne jemals ein freundliches Dantwort da fiir zu erhalten, fo nahm sie auch die frei-blose Vereiniamiing her seit, die sonst hie glücklichsie im Leben zu lein pflegt, all ihr Schicksal hin. Jahr reihte sieh an Jahr. Längsi ing die Julesa nimmer ins Dorf hinunter zur Schule, und empfand das Ende der Leidenszeit vielleicht als das erlte Gute in ihrem Leben. Die rote Julcza« hieß sie fest, und der böse Spott vergangener Tage tlang in dem Namen, denn auch die Natur war hart und mitleidlos zu ihr gewesen: sie war ein unfchiines, unscheinbarei Geschöpf. mit dem hlassen, unintellts genten Gesicht, has die braut-roten hanre iasi häßlich machten. Stumpf lebten die drei Menschen da oben in dem stillen has hin; niemals fand die Freude Eingang in ihre Seelen, es war ein wortloses Vegetieren Wenn der Föhn iiber die Bergwande siri.h, nnd vie kahlen Bäume ihre ersten zarten Blättchen bekamen, dann gab es im Berghof Arbeit. Und wenn der Sommer leine sengenden Strath len in Goldsiriihnen til-er hie heim-It; spann —- dann sahen die im Wald-» has nichts von seinem Bliihen und Reisen — als was durch ihre Arbeit aus ihrem Boden wuchs und wurde Die reiche Ernte des herbstes war erneute Arbeit siir sie, und tam der Winter und hiillte das Berghiiusel in seinen weihen, weichen Mantel, dannY gab es erst recht nur Arbeit in Hülle und Futte. Die lange Juli-Da mit ihren derben, tnochigen banden ging bald mit vargenetgten Schultern, trie der alte Vater-, gebeugt unter einer Last, die man ihr auferlegt und die nun siir sie das Leben war. Und es blieb -— auch als der Vater eines Tages tot im Bette lag, morgens, da sie ihn verwundert suchten· Sie he ruben ihn neben seinem Weide unten tm Dars, aus dem tleinen Friede-as —- aher der gesentte Kops der Julrza hob sich nicht« fest, wo sie dach srei hätte atmen können. Sie lebte wei ter mit der -alten Tante, tvie sie his her gelebt. Nur dass sie in lauen Sommerniichten manchmal var dem hause sah mit mäßigen Dönden und hinausharchte aus die verwehten Fi deltliinge, die aus dem Dorswtrtsi haus herüberlamen. Dort spielten Zigeuner-dort tanzten sie den Isar das, die Mädeln und Buben, mit de nen sie in der Schule gewesen« und die sie gequält hatten! Wie gut, daß sie da allein saß und teiner von unten sie ragt necken kannte. Jn dem tlets eten. im caselnusrstrauch sang und slBtete eine Nachtigall, silberner Monds n litt langsam liher vie hohen um amme und herunter zu usamsiensesuntenen Möbel das d« so einsam saß und hinüber shtsrchth tva das laute, sköhliche Leien seine auchzende Weisen sang. Oh es Sehn acht spar, das ihr das her so schwer machtel Sie sauste esn Was wußte die rote Julcza von dem Lebenl Als das Raunen und Flüstern. das durch die Welt ging zu einem einzi gen Aufschrei wurde, der sich erhol-l gegen die freche Willliir einer ganzen Reihe Feinde, da horchten auch die in Idem einsamen Walddorf auf. Und Lhallten die Fäuste gegen die Fels-via de, hinter denen ei fich zu regen be gann; —- sie sollten es nur wagen, ein-zufallen —- diefe hunde drüben! Jn Scharen strömten ste zu den Fah nen, fast lein baut war mehr im Dorf. das nicht Liebes und Teures hatte hergeben müssen. Nur am Berghof stutete auch das große Erle ben dieser neuen Zeit vorüber-dort lvar leiner, den es hätte htnreißen können. Nach dem ersten Jubel der heldenhaften Freude folgten bange Wochen der Erwartung, und dann lagerte der erfchiitlernde Ernst eines bewundernswilrdigen Heldentums iiler der in innersten erschauernden Hei mat, schob feine grauen Trauerschlei er auch fast über jedes haus im Dorf. Wenn Odie rote Juleza ietzt einmal ins Dorf hinunterging, dann folgten ihr nicht mehr die spöttischen Blicke von früher. Durch Tränen getrübt, lange Gestalt fast neidvoll an: die hatte es gut — der nahm der fürch terliche Krieg nichts, die hatte leinen draußen, um den fie bangen und- zit tern mußte, leinen, den er ihr weg gestohlen aus dem warmen Ledenl Daß ihr das Leben auch früher nichts gegeben von all dem Glück und der Seligleit, die das Vorrecht froher Jugend, daran dachten sie nicht, die sie jeht fast beneideten! Und dann lam der furchtbare Tag, an dem das l fah man die vorgeneigte,. Dorf vom Feinde überrumpelt wurde, der sich hier häuslich niederließ. Ei war zum Glück nicht eine horde grau samer Zerstörer, die einbrach, sondern die Abteilung eines halbwegs gesit teten- russiichen Garderegimente, in dem es sogar etwas toie miliiiirische Zucht nnd Ordnung gab, und Pliins dern mit Erichießen beitrast wurde-. —- Aber die seindtiche Einquariiernng war doch schwer zu ertragen, weil man sie paßte, die sich da als denen ani spielten, und weil man act-gesogen war von der langen Rot der vorher-« gegangenen Kriegswochem Auch im Berghof lagen Soldaten. Die rote Julcza wußte erst gar nicht; was sie mit ven Menschen anfangen sollte, die da in ihre abgeschiedene Stille ein brachen. Ganz verstört ud verwirrt schlich sie herum und überließ es ders resoluieren Terelneny, sich mit den ungebetenen Gästen zurechtzufindem Sie wich den Fremden ani, wie sie nur tonnte, aber als einer der Sal daten, ein blntjungei Kerlchen, neit; einem weichen, traurigen Jungenge-s ficht schwer ectrantie, mußte sie wohl; oder übel doch der Tante helfen, die« all die Arbeit nicht allein bewältigen konnte. Die Kameraden tiiminerten sich nicht viel um den schlappen Kerl, H der vollkommen zusammengebrochenj in Julczai Kammer lag Als fiej sein erfchöpftes, fchmerzverzogeneöf Gesicht zum erstenmal fah, da er sief in der Sprache ihrer heimat umx Wasser bat, durchzuckte sie ein Gefühl, i das ihr bisher fremd gewesen: er tat ihr leid-obwohl er ein Feind war, den sie hassen mußte. Aber startef Gefühle waren ihr bisher verfagt ge-! wesen, der roten Julcza, sie empfand nur Mitleid mit dem armen Kerl, Ider so hilflos war. Das Weib regte sich ploalich in ihr und überwand Iihre große Scheu vor dem Fremden; )sie nahm sich des Kranken an sie pflegte ihn, sie saß in1angen Fieber nächten an feinem Bett obwohl die jTante darüber zeierte und chirnpfte, Hund sie verrückt fchalt. ie rote iJulcza ließ die Alte leifen, ging ftill sund wortloi ihrer Arbeit nach, und fah weiter bei dein Kranlen. Sie wußte, daß er tein böfer Mensch war, dafz sie ihn gezwungen hatten, diesen fürchterlichen Krieg mitzumachem den er haßte, wie fo viele von ihnen. Warum hatte man ihn nicht ruhig daheim gelaffen bei der Mutter-, de ren Einziger er war, die nun allein fas und sich tot ängftigtel Ein Bau er war er, auf einem kleinen Gut fah er auch, aber größer und fchöner war es doch, als der Berghof, und er lieb te seine heimat, fein Dorf und fein Haus —- und feine Mutter —- ia — und noch eine —- toie er die liebte! Und hatte alles verlassen müssen, um sich totfchstiken eu laffen filr Väter chen, das er ncht tannte und das ihn doch nichts angingl Und nun lag er da und wiirde fterben in der Frem de-- aber er wollte nicht fterben — nrin — er wollte nicht! Grauenhaft war es, das Sterben —- er hatte es fa gesehen, wie furchtbarl Und er llainrnerte sich an die rote Julrza, der et fo feltfam zu Mute wurde, denn niemals vorher hatte einer sich an fie gefchmiegi, und ihr gute Worte gege ben! Und der arme Aruns-. in fei nen Fieberphantasien —- der streichel te und umllammerte sie, gab ihr tan send Namen, die sie ja nicht verstand, aber der weiche Ton seiner gebroche nen «Stimme, verriet ihr, daß es Lie bes und Zärtliches war, das er stam melte. Und in dem jungen Weibe regte sich etwas, das es nicht kannte, das es beiingstigte —- und doch fo namenlvs beglückte. Er kannte sie nicht, Der Fiebertranlet Er sah nicht« da sie die lange rote Julcza war, mi den eckigen. hageren Formen, mit dem häßlichen, roten haar und den reizlosen Zügen, er schmiegte sich an sie und liißte sie, und wurde ruhig in seinen ärgsten Schmerzen, wenn sie ihr Gesicht an das feine dreszte, und ihm leise, ganz leise und scheu Worte sagte, die keiner je zu ihr gesagt, und die sich doch heraufstahlen ans der Tiefe ihrer aufgerüttelten fehnfitchti gen Seele. Tag und Nacht rang sie mit dem Tode, der schon an dem Bet te stand, in der der Fieberlrante baid bewußtlos lag. Und dann wurde es plötzlich laut und lebendig im Dorf, Iso laut, daß es bis zum Berghof hin Taufdrang Die alte Tante brachte die » Freudenbotschan daß die Nufsen gest ’schlngen waren und die Ungarn in den nächsten Stunden die ungebete-’ nen Gäste aus dein Dorf verjagen würden. Natürlich warteten die das nicht erst ab, sondern gaben Fersen geld. Jubelnd umarmten sich die toie befreit Aufatmenden unten im Dorf —- und oben stand die-rote Julcza mit angstvoll geweinten Au gen an dem Bett des letzten Feindes, den die Flüchtenden einfach vergessen hatten, und der nun wehrlos dein an rückenden Gegnern in die Hände fiel. Ganz hoch richtete sie sich auf, ihr ftilles Gesicht flammte plösilich und ihre matten Augen hingen an dem abgezehrten Gesicht des Bewußtlosen. Dann lief sie hinunter ins Dorf zum Pfarrer. Und der alte, gütige Mann verstand, was ihn aus dem verwirrten Gestammel des jungen Weibes immer wieder anwehte: der in ihrem hause lag —- roar ein Sterbender » ein Mensch, wie sie alle — tein Feind! Sie sollten ihn nicht wegschleppen — sie sollten ihn bei ihr sterben lassen! Und so starb der Fremde, der Feind, in den Armen der langen, roten Jul rza, und sein lehtes Wort war ein zärtliche-is Geflüster, das sie gierig nuffog —- als gälte es wirklich ihr. und nicht einer, die weit, weit fort war, aber noch in der Todesstunde in der Seele des Armen lebte Jm Dorffriedhof an der Mauer begraben sie ihn, den sie nicht kann ten, dessen Namen sie nicht wußten, und der nun bei ihnen zum langen letzten Schlaf liegen mußte. Ein lee rer Erdhügel mit einem rohen Holz treuz, das leinen Namen trug. Aber nach wenigen Wochen blühte und daf tete es auf dem einsamen Grab, daß das namenlose Kreuz in einem Far benrausch versank, den der junge Frühling auf den frischen Hügel ge zaubert hatte. Die rote Julcza saß nun nicht mehr vor ihrem hause-— thr«Platz war an dem stillen Grabe, das ihr gehörte ihr ganz allein, pas sie hegte und pflegte, das sie schmück-. te, fiir das sie sorgte — das der Jn- ! halt ihres jammervoll leeren Lebens jwutde· "'- . - Sie sah ganz anders aus, plöslichJ die rote Julczm Ausrechter ging sie," und in ihren Augen, da lag es —-; toie der leise Schein einer stillenj Freude. Es war etwas in ihr Lebens gekommen, das mehr gewesen als; stumpfe Arbeit. Sie erfaßte esl nicht! Es war tein bewußtloses Ber- i stehen -- aber es erfüllte sie mit ei- i nem Gefühl, das sie niemals vorher gelannt. An dem einsamen Grabe fiihlte sie sich nicht mehr allein, da wurde es still und friedlich in ihr. Und wenn sie die Blumen goß und sich ihres Bliihens freute, dann tag ein gliicklicher Ausdruck auf ihrem unschönen jeht nicht mehr so stampfen Gesicht. —-.—— —- Aus der Schule. Lehrer ibeim Bei-hör zu einem Schiiler): hast du deinen Mitschiiler auch ver hauen helfen? Schiller: Nee, here Lehrer, ich habe strikte Neutralität bewahrt! —- KriegersMonolog. Wenn wir doch bloß nach England 'riiber kommen tönntenz ich habe großen Ap petit aus ein echt englisches Beefsteat. —- Telegtamnh Die englische Kriegsleitung beabsichtigt, bei ihren Fußsoldaten Rollschuhe einzuführen, um ihnen ein rascheres Entlommen vor deutschen hieben zu ermöglichen. — Senegalschiihen Senegas lese: O, beese Krieg, beese Kri , ist stattlich kalt im Norden, frieren fis-ari se aut ab von alle Knochen olonel: Tröstei euch, Kinder — wenn die Deutschen"so weiter-machen, rtieten toir immer weiter südlich, da witds wärmer c Zum-m sie-them Siizze von Cliire Becken « Sie was ein heißnchcz «itjiiugfer-I liches Weer mit einem Hiipfgang, klein« fchmal und biswan ein wenig rotnafig; außerdem wackelte sie beim Gehen mit dem Kopfe. Fiir uns Kin der war sie der Gegenstand aller bö fen geende. Wenn wir sie in einer der orfftraßen laufen fahen, ewig das geflochtene, fchtvarzlackierte Hen keltiirbchen am Arm, ohne Kopfw beciung, im dürftigen, schwarzen Weibchen, ängstlich und immer ein wenig zu fchnell, blieben wir stehen« faben sie an und lachten. Zu einem kleinen Hunde hätte keiner von uns gefngt: »Du Ami faß sie!«; eher zu einem Gänferich. « Der aber hörte ja nicht auf unS.-. Einmal dagegen machte er ohne un-! ferne Aufforderung einen Sturmwi griff auf Lieschen-« g tat sie ans .Aiigft? Sie griff in i r Henkeltörbs chen, holte einen Salziuchen heraus Hund warf damit nach ihm. Jemand Zatte es gefehen, nun sprach Alt und ung darüber. »Lieschen hat nach einem Gänferich mit dem Salziuchen geworfen!« Nach einer ganzen Reihe von Jah ren kam ich eines Abends an dem Taufe vorüber, in dem Lieschen mit i rer Mutter und einer fteinalten Da me lebte. Es regnete. Wie ein Nebel war der Regen, sein-· und durchdringend Jch ivar trotz dem ins Freie gegangen Mich hun gerte nach Erleden. Aber draußen war alles grau und trostlos. Jch nahm das nächste Dorf zum Ziel, um die Abendposi zu erwarten. — Die ersten zerstreut liegenden Bau ernhiitten waren wie schwarze Ktums pen; aus-gestorben scheinenhast, ich lonnte mir kein Leben hineindenlen. Meine Augen hasteten weiter, in die stäudende verhangene Ferne hinein. und meine Füße auch. Da stand plötz lich eine helle Wand vor mir, groß und wirklich. Schwarze Augen da rin, ein dunkler Hut daraus. Ein gaus also, ein shelles Märchenhaust er stöudende Regen wurde hier zum Schimmer, zum Glorienschein. Denn mit einemmal wußte ich: das ist das Haus von Frau hegemeister Andree, von Lieschens Mutter Acht Jahre war ich hier nicht mehr gewesen. Vergessen hatte ich das Haus Und die Menschen darin. Wie war das rnöglich?! Jch stand plötzlich an das hohe, schwarze Eisengitter ge preßt, das den Garten abschloß, und schaute mit brennenden, hellaufge wachten Erinnerungsgedanten hin ein.... Einmal schon hatte ich hier gestan den. Vor vielen Jahren. Wie war es doch?... Müde vom wilden Kinder spiel und zornig über irgend etwas, was meine Kameraden getan, hatte ich mich trotzig abgesondert. Jch wollte allein bleiben, und wurde des Alleinseins doch bald überdrüssig. Da s preßte ich mein Gesicht an dieses Git ter, dreist spähte ich in den Garten nach Lieschens komischer Gestalt. Sie swar das beste Mittel, mich wieder umganglich zu stimmen. Aber so dreist ich spähte und so sehr ich sie sherbeiwiinschth sie war nicht gekom s men s Statt defer erblickte ich Rasenflii tchen von einer Farbe und fanften Re nglmäißigieit wi- sie meine Kinder iaugen noch nie gescheit hatten. Gol fdene Sonnenlringel lagen darauf. fDie Sonne spielte mit den Ahorn .und Buchenblättern. Hufchend zeig ’ten sich Schattenbilder von Zweigen, idie ein leifer Wind tofend hin nnd her schauteltr. Weiter gingen meine Augen: ein tieevestreuter, fchmaler Weg führte zn einem größeren freien Platz an der Haustür; groß und dunkel war ste. Zwei breite Schwellen aus Granit lagen davor. Dann das Haus. Lange und prüfend ruhten meine Kinderaugen darauf. Weiß, ruhig und vornehm tuar es. Abweh rend vornehm. Vier große Fenfier zu jeder Seite der Tiir. Ein hohes, ab fchrägenves Dach. Manfardenfenfter, die mich anlächelten und geheimnis voll zu fich toinrten.» Raftlas plagte ich nqu meine El tern. Eines Tages endlich ging meine Mutter mit mir in das helle haus. Als toir es tvieder verließen, war ausgemacht, daß ich von Frau Andkee Klavierunterrichi erhalten fvllte. Von nun an begann fiir mich ein neues blühendeö Leben. —- "rau Andree lebte von anderen Menschen vollständig abgeschieden. Sie tvar eine weißhaarige, fiille Frau. Jm fchtvars zen oder grauen weiten Kleide, ein Spihenbiiulschen auf dem Schneefchei tel helle Filethandfchuhe an den Kinder-, fo fah ich sie fafi täglich. — it unklarer Neugierde und durftig nach etwas Abfondeeli em, war ich Pierher Bei ern-nen. Ene Märchen chiine r che Welt hatte ich dafiit efunden. Doch nein, etwas war doch feh- avfonderlich: Lieschenl Das Lieschen, das ich von der Straße kannte? Nein, nein! Von dein« Lieschen war hier teine Spur vor handen. Lieschen war hier umhegt, umsorgt, sie war sanst und lieb; an mutig im Gehen und Sprechen. Ein tindlrches Lächeln verschönte ihrl schmaleö Gesichtchen und verjüngte es bedeutend. Sie huschte im Hause um her; etwas Liebes strömte von Ihr aus. Zuletzt hatte Lieschen hier einel Mutter! Das war es, was mir zu denken gab und mich beunruhigte. War Lieschen denn in zwei Gestal ten vorhandenit Für mein Kinder herz blieb diese Frage rätselhast Nur ganz dunkel dämmerte mir etwas von einer Schuld aus, die die Menschen belastete ohne daß sie es selbst viel fleicht ahnten. s Aus der staubigen Dorfstraße sah Lieschen furchtsam und lächerlich aus. Was aber weit schwerer wog: sie war vogelfrei, siir jeden Gassenbuben. So bald sie sich zeigte, ergossen sich Hohn und Spott aus sie. Warum? Weil sie einsam mit ihrer Mutter lebte? Weil die beiden Frauen von anderer Art waren . . .. Kaum wagte sich die Ver schiichterte, die sür eine Närrin, siir eine Jrre galt, mehr unter die Men-. schen In ihren Augen brannten» Schreck und Schmerz, wenn ihr die! Leute nahe tamen, und stieß sie garl jemand an, so schrie sie mit einer merkwürdigen, treischenden Vogel stimme aus... It te L Hier in dem vornehmen, schönen Haus glich ihr stilies Leben einem verzauberten Dasein, so sriedlich und harmonisch war es. Hier sah sie jung und klar und rüstig aus. Höchsten iiinsundztvanzig mochte sie sein. Ihre Stimme war weich, sie hatte eine Zärtlichkeit, die ich mild empfand und die mich rührte. Jmmer war diese Wär-ne in ihren Worten, gleich, ob sie mit der alten Magd oder mit dem Hunde sprach. Der Klang versteifte sich nur noch, wenn sie mir unten am Wasser Märchen erzählte oder mir vorlag. —- ,.Lie« hieß sie hier. Als ich sie zum ersten Male so rusen hör te, blickte ich überrascht von der Miti ter aus die Tochter. Gütige Wärme in dem einen Gesicht, unschuldige Kindesliebe in dem andern. Das war doch nicht der Blick einer Jrren? Das war das Auge einer Träumerin, einer Märchensvinnerin. Die beiden Frau en lebten nur mit sich. Jhre Freunde waren Bücher und ein Hund. Jhre Interessen galten dem großen Obst garten, dem Pakt mit den schönen Blumen, Büschen und alten Bäumen. hin und wieder verkehrten sie auch mit dem Gärtner. Eine ganz stille, ganz heimliche Liebe hatten allerdings die beiden Frauen noch. Zu Weih nachten, als viele große Palete abge sandt wurden, ersuhr ich von ihr. Das war ihr sleisziges Nähen und Stricken siir arme Kinder. Ganz nnd gar verschömt war diese Liebe. Alte ihre freie Zeit —— und ich glaube, auch alles übrige Geld, das sie mit Eiser eriibtigten, verwendeten sie daraus. — Verte, die alte Magd, waltete selbständig neben Und in dem allen. Von anderen Beziehungen und anderen Menschen hörte ich nie Jni Pakt iuar ein tiroctetplatz. Viel spielten wir dort unter den herr lichen alten Buchen, Ahorn: und sta ftnnienbänmen. Gute und schöne Bü cher lasen wir dort zusammen Cop persieldsche und viele andere ferne Personen waren häufig bei uns- zu Gaste. Bunt und gar lebhaft durch einander besuchten sie uns nuf den lühlen, schönen Nusenplötzen. — Wenn ich über Nacht blieb, schlief ich oben in einem der Mansnrdenstiib chen. tiöftliche, unvergeleiche Nächte. Die alte Magd, die mich hinauf be gleitete und mir zu Bett half, stand der Wirtlichleit ani nächsten — sie tonnte heftig auf die böse Welt schel ten. Dem Aussehen nach gehörte sie aber erst recht in ein Märchen: »eine ewig brummende Alte, mit dem gu ten Herzen, die ihre Königin und Prinzessin über alles liebte!·« Von ihr erfuhr ich einmal; warum Lieschen Eintäufe machte. Die Alte paßte eben noch weniger in die Dorfftraße, mochte die Menschen nicht sehen, die ihr Kind verfolgten. Dies Kind, deni eine tiefe Scheu vor allen Fremden ungeboren und dessen Gemüt durch Vereinfanimung bis zur krankhaften Furcht vor den Erscheinungen der Außentvelt gesteigert erschien. Wie die Berührung eines Fingers auf einer wunden, hautlosen Stelle wirlt, so wirtten fremde Gesichter und Men schen auf dieses seltsame, scheue We en das sofort zutraulich, frei, often wurde, wenn es allein war oder mit jemandem, in dem es einen Freund empfand Als diesen Freund empfand sie nun mich. Sah sie mich kommen, fo erlosch das irre lacterfeuer in ih ren Augen, das Geicht wurde ruhig, mild formte sich der Mund und das ganze Wesen war Zuiraulichteit und herzlichteit. Und ich fühlte mich hier wohl wie nirgendwo. hier empfand ich zum ersten Male das —- Glück der Wunschlosigleit. Wie lange ich dies glückliche Leben führte, weiß ich nicht. Meine Eltern verzogen, und mit den Jahren wur den dann diese kostbaren Erinnerun gen zugeschüttet Zufällig hingeweht stand ich nun zum zweiten Male an diesem Gitter. — Jch ging meinen Weg bald zurück. Eine schwere Bürde aufgeriihtter tief seliger Kindheitserinnerungen nahm ich mit mir. Am nächsten Vormittage sollte die Sonne vom Himmel la chen, denn da wollte ich ,,Lie'«- und ihre Mutter aufsuchen. — Jch habe niemand mehr gefunden. Verwildprt war der Garten, vernach lässigt das Haus-. Der Herbslwind pfiff ein wildes Lied, er zerrte mit harten Händen an den Bäumen und schüttelte sie. Hoch lagen ihre herbst reifen Blätter am Boden. Bunt und kostbar anzuschauen. —- Glutvolle Späirosen blühten dazwischen, sie rangen in Abwehr gegen Sturm und Tod. . f Nein, nein, dies Bild wollte ich !nicht. Jch suchte ja lebende Menschen, )Freunde. — , Jch wollte den Garten verlassen, da straf ich einen Mann. Er glaubte, ich Ihabe die Absicht, das Grundstück zu Haufen, und da er es zeigen sollte, Iwar er gelommen.... Ich ging durch die verödeten Räu me. Dabei ließ ich mir sagen. was er wußte. Frau Hegemeister sei zuerst gestorben, schon vor sieben Jahren, bald darauf die alte Magd. — Und Lie? Fräulein Beschean ,,Ach,« sagte er, »das Fräulein war ja immer so scheu. Sie ist wohl nie ganz richtig im Kopfe gewesen. Da sie teine nahen Verwandten hatte, sollte-sie nach dem Tode ihrer Mut ter und der alten Magd in ein Stift. Da hat sie sich vor Angst dort unten im Wasser ertränkt. Das Haus wird nun durch einen Notar ausgeboten, niemand aber findet sich dafür.« Jch ließ den Erzähler stehen und ging. Mein Herz war fassungslos. Arme, arme Lie! Arme Märchenspin nerinl Ja, so und nicht anders wirst Du in meiner Erinnerung leben. Mir hast Du Dein goldenes Krönchen und Deine goldenen Pantöffelchen gezeigt. Wundersames habe ich in ihrem Glanze schimmern sehen. Gar Schö nes ist dadurch in meinem eigenen Herzen erblüht. Deshalb weiß ich, wer Du in Wirklichkeit warst. Ein Menschenkind, das sich vor dem Ge richt der Welt fürchtete. Auch schulde ich Dir Dant. — — »Andrees Lieschen,« bist Du nur für die Gassenbuben und für all die Menschen, die nur Häßliches und Lächerliches an Dir ·sahen. Das Spießrutenlaufen und der Hohn machten Dich lrant und irr, sie trie ben Dich dann in den Tod. — , Einmal noch blickte ich zurück auf das Hans. Die Worte des Mannes: ,,niemand findet sich dafür«, fielen mir ein. Jch wünschte, daß es immer so bliebe. Märchenmenschen haben ja einst dort gelebt, wie dürften andere nach ihnen kommen? Mag der Sturm brausen, bis die Mauern gebrochen und die Bäume hingesunken sind. Es war ja Deine Heimat, Dein Märchen haus, — Andrees Lieschen! Die undachtigrn Vallcttratteu Deutsche «-pione sind jetzt in Jta lien ein gesuchter Artikel und wer dort irgend jemand spanisch vor kommt, tut gut, sich sofort auf fran zösisch zu drucken, sonst kommt er bei der polnischen Wirtschaft hinter schwe dische Gardinen. Wie die italienischen Zeitungen berichten, hat dies Schick sal u. a. in Ankona zwei Ballettda men betroffen, die bei tleinem Gehalt verdächtig große Sprünge machten. Beide haben bereits eingestanden, ei nem organisierten —-— dem Ballett toeps —- anzugehörem und ließen sich im Bei-hör verschiedene Seitenspriinge zuschulden kommen, wobei sie sogar versuchten, dem Richter auf der Nase herumzutanzen Auch haben sie be reits einige sanx pag zugegeben, die sie aber niemals solo, sondern nur im pas de deur gemacht haben wol len, ihr Partnek wäre stets, nachdem er angetanzt sei, bald wieder abge sprungen. Schließlich setzten sie sich aus die hinterbeine. sagten dem Rich ter ungeschniinlte Grobheiten und wollten nicht wieder im Prototoll si gucieren, weil darin zu stark aufge tragen und alles aus die Spitze gestellt sei woraus sich die beiden Teiiotfeen Tmit einer Pantomine empfahlen, wel che den Gerichtshof zu einer Gruppe erstarren ließ. — Die neue Marte. Lebe recht (in einem Wäscheladen): Jch möchte einen Brurnmerlrageni Verläuserim Wie, einen Bruniniers tragen? Den führen wir nicht! Leberecht: Nanu, ich meine einen Umlegettagen, hat-weite 42 »m!