SkaatS Anzetger unnd J set-old. « Sonntag-hinkt de Gm dJZI mid, N ,Don eZsm nn. me ,- »- » , --- . sie IMtsiIr. x Von Dr· P. Minnen Stqbsarzt d. R» Sie hielten nicht Unanshnltsmm fluteten vie russiichen Kräfte vor uns zurück, der Wei sel zu. Das gab anil strengende Mär che, lauen ein Tags unter 40 Kilometer, und dsö will m; Walfisch-Polen mehr bedeuten alg litt-I der-wo. Es wirkt ganz eigentümlich. dem feind nah auf den Fersen folgend, eine Spuren un allen Orten zu l:e obachten. Namen wir an ein Fliin chcn, dann fanden wir die darüberl führende holst-kürte noch brennend. Beräirgstigte Einwohner. die schlich-» tern aus den dichten Wäldern an dies Morschlirqße lamen. bestätigte-i uns,s daß vor luin einer Stunde die letzsl ten Kohlen davongeritten seien und; die Brücke in Brand gesteckt hättem Natürlich hatte dieses Brückenzerstöi ten gar seinen-Sinn, denn die Flüsse waren so flach, daß uniere Kolonnen ohne jede Schwierigkeit neben der brennenden Brücke hindurch-zogen Selbst die Artillerie und die Bagage wurden nicht sonderlich aufgehalten So waren wir schon ven ganzen Vormittag ·marfchiert, «immer vicht hinter dem Feind her, ohne daß-wir ihn fassen konnten. Die Dra goner, unserer Vorhut zugeteilt, wa ren ein paar-nat mit ver Kofatens nachhut in Fühlung gekommen, aoer auch ohne nennenswerte Erfolge,. denn diefe widerliche Gesellschaft riß aus«-. So näherten wir une dem Flecken Cz» ver uns zum Quartier bestimmt war, und mit dem wir vorläufig vie «befohlene Linie« erreichten. Als wir Yedo auf zwei Kilometer heran wa ren, tam ein Dragoner ver Vorhut gnriiet unv meldete, dass vermutlich in ven loäutern von Cz. noch Ziosai ten verstectt feien. Eine von einem Eis-jährigen - Unterofiizier geführte Patrouille von fechi Mann fei nicht Leiickgetommem nnd man vermute, ß sie mit Kosaten ins Gefecht gera ten nnv aufgerieben worden sei. Nach kurzer Beratung wurden zwei Züge ver als vorderste marschieren den vierten Kompagnie beauftragt, den Flecken nach versteckten-Rassen abzufuchem Jch fchloß mich diefer Abteilung an, und während das Gras eine Rast machte, marschierten wir auf Cz. los. Nach einer Viertelstunde kamen die erften Häuser in Sicht. Der Flecken lag malerifch in einer Talfentung eingebettet. Teil-geifewaren die nied rigen häuser auf vhn nmgebenden hiigein erbaut, fast a e von tleinen, recht verwahrt-isten und verwitderten Gärten umgeben. Die sogenannte hauptstraße, auf der wir eineiieiten« war grunvlos. Ein grauer, tlebriger Morast. in vem vie Mannichasten fafl stecken blieben. Als wir die ersten änfer erreicht hatten, wurden die iige eingeteilt und nun Haus für hanc Untersucht Der Ort schien völlig ausgefunden Kein lebende- Wesen ließ sich blicken. Es hatte zu regnen angefangen, und der bleierne himmel, der über ver Landschast lag, vermehrte das Du stere und Unheimliche des Eindruck-K Langsam ritten der Hauptmann v. G. und ich die Straße entlang, wäh rend die Mannschaften die Häuser ab suchien. Als wir um eine Straßen biegung tamen, sahen wir dicht an den häuscrn eine Gestalt liegen. Es tvar einer unserer Dragoner, und zwar der Einsichtige-Unterossizier, der jene Patrouille geführt hatte. Er hatte nicht lange gelilten, eine Kosas tengutei toar ihm mitten durchs Herz gegangen. Bei der Untersuchung des Toten siel mir aus« daß er außer der Unisoetn nichts, aber auch gar nichts mehr bei sich hatte, leine Uhr, teine Geldtasche, teinenFeldstecher, lei ne Erkennung-marte, geschweige denn Wasserk. Die Stiesel hatten sie-ihm sogar ausgezogen. Der arme Kerl! Jung, voll Begri sierung, voll Lebensmitt, war er viel leicht vor zwei Stunden hier einge ritten, und nun war alles aus. Vor bei stie immer. Wir konnten damals nicht ein-nat seinen Ratten« feststel len. Es toar rnie schon listersausgei Mille-n daß Kosalery wenn sie intt den nseigen ins Gefecht tarnen und Er splse hatten, grase- Gewicht daraus legten, die Ertennungsmarten unserer Oesollenen an sich zu nehmen. Ein Gesangener hat rnie später bestätigt daß sie diese crtennungsnrarlen t ihren til-tun abli ern. als beweis tte heer triegeri chen Leistungen. is- Zu -las ich in ndianerbiis chem» da in not am v e noprhqut ihrer ser als etoeise rnit nach Hause rachlen. Das siel mir damal tvieder ein. Its wir weiterritten, fanden wir noch siins andere Dragoner, alle tot, von den Pferden leine Spur. Alle in kitichet Weise aus-geraubt Eine maß - ose Wztt packte unsere braven Reser oiften. Jeder malte sich die Tragödie aus, die hier vor zwei Stunden sich abgespielt haben mußte. Jch glaube, wenn wir die feigen Kosatenhunde zu Gesicht bekommen hätten, es wäre ih nen furchtbar ergangen. Daß die Ka meraden erschossen waren, das war Soldatenlos, dabei fand niemand et was, tonnte es doch in den nächsten Stunden jedem so gehen, aber dnß man ihnen ihre wenigen habseligteii ten seise geraubt hatte, das war es, was unsere Leute so empörte. «Pfu«i Deibelt gegen so'ne Bande muß man ttimpsen!« Ein alter Re servist rief ei mit einem solchen Ab scheu im Ton, wie ich ihn selten ge hört habe. Allmählich kamen die ver schiedenen Patrouillem die tn den häusern nach Kost-ten suchten, zuriiet Als Sammelplntz war der Marltplatz angegeben worden« Noch tiefer der Strnßenschlamm, noch elender die Häuser und hiitten ringsherum. Jn der Mitte des rechteckigen Platzes der unvermeidliche Ziehbrunnen mit sei nen riesigen Holzräderm die zum Her aulwinden der Eimer dienen. Da unsere Leute weder brannten," noch scho«sen, noch plünderten, hatte sich vie ängstigte fast nur aus Ju den bestehende Einwohnerschaft etwas beruhigt. Da und dort erfehien am Fenster und in der Tür der elenden Baraclen ein Kaftanträger. Schwarz haarig, rotblonk weis-, mit langen ungepflegien Bärten. in gut gearbei teten hohen Stiefeln, schüchtern. ver ängftlich, neugierig, aber alle bereit, sofort ein kleines Geschäft zu machen, ein Glas Tee zu verkaufen, fcheußlich aussehende Lachen« anzubieten, ihre bisher verfteckt gehaltene meist ran zige Butter an den Mann zu brin gen. Herr Hauptmann, ein Dragoner fehlt noch, einen haben wir nicht ge funden.« « » «Unteroffizier, der hat uns hoch die Meldung gebracht vor einer Stun U « »Nein, Derr Haupts-kaum von die fer Patrouille ist niemand zurückge »totninen.- Es waren ein Einjährigeri .Unteraffizier und 6 Mann-« «Wifsen Sie das genaus« » «Ja1vohl Herr Hauptmann, .fiinf »Man-i und den Unteroffizier haben wiåp gefunden, der sechfte Mann fehlt ino .« «Sind fehon · alle Suchpatroutllen ;zuriick?« «Gefreiter Z. rnit drei Mann fehlt moch, hie sind nach vern Ostausgang isu.« s. .Gehen Sie rnit 6 Mann, und fe Hhen Sie, wo die Leute bleiben.« : Wir warteten weiter au dein TMarlt und unterhielten unt rmt eini »gen Juden, die.einigermaßen Deutsch lsptachem Jn der vorigen Nacht hatte ;noch russisehe Jnfanterie hier gele igen. Dort, in jenem Eckhause hatte jder Stab gewohnt- vielleicht fünf Of .fiztere, alles Generale, wie unser Fikaftauträger voll Ehrfurcht meinte. iPlöslich um 12 Uhr nachts waren Hitosaten gekommen, vielleicht zwei hundert, und da sei die Jnfanterie in aller Eile abgerückt. Die Kosnten »seien noch geblieben und hätten un aufhörlich die Straßen durchritten Hund die Einwohner in die Häuser ge trieben. Um U Uhr, es war jest Iettvn halb ein Uhr, seien »deitsche« zReiter getommen, und da hätten sie ; eßen hören, und dann feien die »He-f ten in wilder Eile davon. i »Herr Hauptmann, wir haben den Jsechsten Mann gefunden, auf einer sBodentammen aber da scheint nicht »al1es in Ordnung zu sein. Wenn der »Herr Stabsorzt sich den Mann ein ;rnal ansehen wollten.« , »Ja, herr Doktor, wollen Sie so ,gut seini« » »Jatvohl, gern, herr hauptinann -Unteroffizier, gehen Sie voran! , Ziemlich am Ostende des Dorfes g auf einem hilgel inmitten eines itdwachsenen Gartens ein niedriges haus. Als ich näher ritt, sah ich außer unseren Leuten auch eine Gruppe Zivilisten. Da lag der Dragoner, auf Stroh gebettet, m. »Wie haben Sie den Mann gefun den, Zi« .Derr Stab-next ais wir u die sen hör-fern kamen, fanden wr dort unten arn Wege eine Blutloche und eine Dragonermii. Wie wir nun in den Däusern achten, haben wir ihn aus den-Hoden dieses nie-, so tote er da ixe hinter der utteri tifte e.funden un sagen die Leute hier, verstehe io n biß n Peiniseh, der Drngoner iei non of taten ver wundet worden und eherbe ercth auf ihren dausdoden g iticht est-eint uns was nicht richtig zu end Jch untersuchte den Toten. Er war noch warm. Auch hier ein Brusifchuß, aber wohl nicht tödlich, dagegen iiber dem rechten Auge eine tiefe, bis auf das hirn gehende Wunde von einem scharfen Instrument herrithrend, ei nem Beil oder dergleichen. Mit deri Wunde konnte der arme Kerl unmög lich die Leiter zum Boden des Hauses hinausgetlettert sein, also entweder hatte er dort oben jenen absolut töd lichen hieb betommen, oder er war schon alj Leiche dort versteckt wor den. Während ich ihn untersuchte, waren meine Blicke ganz unbemerkt über die Gruppe von Zivilisten ge schweisi. Stumpssmnig standen sie da, drei Männer, ein altes Weib und ein heulendes Kind. und hinter ihnen noch ein Mann, schwarzhaarig mit braungeldem Gesicht. sunlelnden Au gen, zerlumpter Kleidung und etwas aussallend Unruhigem in Haltung und Blick. «Unterofsizier, halten Sie den Kerl da, der will wegl« Jch hatte gesehen, wie dieser ekel hast aussehende Mensch ganz sachte nach der Ecke des hauseö zu sich driits ten wollte. « »Den-en Sie nichts bei dem Toten gesunden?« »Nichts, Herr Stabsarzt, gar nichts!« «Waren aus dem Boden an der Leiter und im Haus Blutspuren7'· .Nein!« . . Es war klar, der Dragoner war als Toter aus den Hausboden ge schasst worden. Warum? Kein Mensch nitqrnt sich doch ohne besonderen Grund eine Leiche ins Haus. Es gab nur eine Erklärung, die Leiche war beraubt und sollte nicht gefunden werden. Ober —- der verwundete Dragoner war erschlagen, damit man ihn berauben konnte. Für letztere An nahme sue-ich die Tatsache, daß der Brußschug nicht, der Beilhieb aber tödlich war. Jm handgemenge lonnte der Arme nicht gewesen sein. Aus meine Veranlassung wurden die Zivilisten durchsucht. Bei jenem verdächtigen Kerl sand sich eine sil berne Taschenuhr mit Kette, deut scheö Fabrikat, und deutsches Geld. Angel-lich hatle ihm das ein Jude vertaust. Es war natürlich alles er logen. Die Gerichtstommission, die nach Ankunft unseres Regimenti so sort zusammentrat, fand auch noch das blutige Beil im hause. Angesichts der erdriielenden Beweise gestand der Kerl die Tat. - So konnten wir wenigstens de einen jener braven Kameraden rächen, die für uns ihr Leben lassen mußten. Zu spät Eine lleine Krieköersiihlung von H. von A almoer Dpra Petersen wartete aus ihren Mann. Seit mehr cals zwei Stunden saß fee wartend aus der Bank, die neben der Tiir ihres tleinen häus chens stand. Die Kinder schliefen, vie alte Magd hantierte noch in Küche und Flur und trat hin und wieder hinaus, sah ihre Frau an, schwieg und lehrte ins haus zurück» — ! Dora Petersens Herz ttopftr. Ihr Mann war zur benachbarten Stadtl gefahren, um aus ihreBitte noch einmal - den Versuch zu machen, beim städti schen Tiefbauamt ais Jngrnieur an zusommein Von der Nachricht, die er ihr an diesem Abend bringen wür de, hing alles ab — Gliick oder Un tergang. « Sie besaßen nichts mehr; die letz ten 50 Franken waren von der Spar lasse abgeholt. Kam er mit schlim rnein Bescheid, so konnten sie betteln gehen. Die laue Sommernacht um toste ihr blondes Haupt; der Mond, der hin und wieder aus leichten, grau en Wollengebiiden hervorlugte, warf einen fahlen Schein auf ihre feinen Züge. Sie war so wunderschön gewesen, bevor sie an oen Mann, den sie heiß geliebt bate« gelonnnen war. Nun hatten nagender Kummer, nie endende Sorgen mit grausamem Griffel tiefe Furchen ins einst so leuchtende Ant lih gemalt. Kein Mensch glaubte, wie jung sie noch war. Vorn Kirchturrn schlug die zehnte Stunde! Warum tarn er nicht? Das Vureau schloß urn 5 Uhr; er hätte lang vor Abenbbrot zurück fein tön nen. Das haupt sant ihr auf die Brust; das herz trarnpste sich in ban ger Ahnung zusammen. Tiefe hoff nungilosigkeit tarn iiber sie. »Sie sollten besser hereinlonimen, Jesui« fagte die alte Magd, die schon bei Dorac Eltern gedient hatte, und die hier bei den jungen Leuten ihre Irbet ohne Entgelt verrichtete. »O tsird kühl, und wenn er bis zum zehne nicht gelommen ist« dann kommt er noch lange nichti« Die Frau barg ihr Gesicht in bie nde. Maß mich, Manni« sagte sie fast flehentlich, und die Alte ging ins harrt zurück. Dora Petersen schlief nicht« aber sie erschrak, als sich ihr plöslich eine hand auf bie Schulter legte —- die han ihres Mannes. «Irnst«, rief sie und suchte in der , Dunkelheit die Züge seines Gesichte57 zu ertennenz ein teichter, Schauder slog ubet sie. . I Es neß sich aus- die Bank fallean die Füße trugen ihn nicht ganzt sicher. »Es ist futchtbat!« stöhnte Dota. Er wurde böse., »Was ist furcht hatt« l »Du hast getrunken!« sagte sie ton-« os. Er lachte aus. »Das haben mehr! getan als ich an diesem Tuge!« sagte et trosig »Don du die Stelle bekommen?« smgte sie da mit einem leisen Aus atmen. »Die Stelle bekommen? Nein, Kistdt Um Stellen bewirbt sich heute teiner. Die hat nächste Woche jeder von selbst. Jn zwei oder drei Tagen werden wir mieg haben!« Sie sah ihn ungläubig un. Im mer, wenn er ein schlechtes Gewis sen hatte, brachte er irgend eine er staunliche, überwältigenoe Nachricht, dik ihr Jnteresse von Xhm nbtenten selte. , Er war so unsifglich schwach, so er bärmlich, so feig!« Sie lief-, ihn auf seiner Banl sitzen iiiiitlf schlich ins Haus. Jm großen Allovenziininer schliefen ihre beiden Kinder, die fiißen Gesichter rot vom gesunden Schlaf. Ein heißes Schluchzen lain aus ihrer Brust. Jn ein paar Tagen hatten sie nicht mehr genug, iiin diese kleinen, arnien Geschöpfe satt zu ina en. Ernst Peiersen schlief feinen Rausch draußen vor deni tleiiieii Häuschen aus. Erst als der Morgen leise her aufzog, begann er zu froftelm schlich ins Allooeiizinimer, legte sich zu Bett und schlief bis tief in den neuen Tag hinein. Jn Doras hirn arbeiteten die Ge danken. Wenn er sie doch frei gäbe! Wenn er ihr doch eingestiinde: »Ich bin nicht fähig, fiir eiiie Familie zii sorgen, ich bin nicht einmal fähig« Ja, wenn» mich selbst zii erhalten!" er sie gehen ließe mit den Kindern! Sie und die beiden armen Wiirnier würde der Vater wieder ins haus nehmen. Der Mann aber, bor dein er leine Achtung hatte, durfte seine Schwelle nicht übertreten. Aber so war Ernst Peterfen nicht; der ließ sie nicht frei — nie und ninierniehrl Der legte sich, sobald der Rausch oerflogen war, wieder aufs Bitten und Versprechen, und war man nicht gefügig, so wurde er ge waltig. Solch ein armseliger. elender Mensch, und doch hatte sie ihn einst geliebt, heiß iind grenzenlos geliebt! Wie war das möglich gewesen? Am Nachmittag saß Petersen bleich vor der Tiir deb Hauses und sprach ooin Krieg, aber Dora hörte nicht zu; sie wandle geflissentlich die Auf iiiertsanileit den Kindern zu. Aber dann tam der Pfarrer mit bern Lehrer an der Seite an ihnen vorbei, und der Pfarrer wandte sich um unt-sagte: ,,Scinoere Zeiten kom men sür unser Vaterland. Sie wer den wohl auch unter den Ersten sein« die hinausziehen, Petersen«i« »Ja,« sagte ber und rerite sich aus. »Ja, Herr Pfarrer, so wird eg sein!« " Jn Doras Gesicht ging eine große Veränderung vor. »Ist es wahr mit dem Krieg?« sragte sie zitternd, und Petersen tri nnnphiertr. »Natürlich ist es wahr, und in ein paar Tagen bist du mich los!" Sie beugte sich zu den Kindern hinab, sie war wie betäubt. Er sprach noch etwas von dem, was er gestern gehört, aber sie war» nicht fähig, ihm zu folgen. Da sprang er ärgerlich aus. »Hast du noch etwas Geld?« » Sie guckte nur die Achseln unb; slchlich ins haus. Die Knie zitterten; t r. »Dann nicht!« schrie er wütend, blieb sitzen und starrte ins Leere. I st- i ’ —- — Eine Woche späte- sagl Dora mit ihren beiden Kindern rni l stillen, behaglichen Wohnzimrner ihres Elternhauses. Zum ersten Male hatte ihr Mann in seinem Rausch die Wahrheit ge sprochen. Unerhörte Ereignisse hatten die ganze Welt erschüttert. Für eine turge Spanne Zeit war jeder von der Sorge und Angst ums eigene Wohl und Wehe abgelentt worden; eine kurze Spanne it war auch die klein ste, engste Seee über sich selbst hin ausgewachsen- Dora hatte ihren Mann zum Bahnhos geleitet, und ir gend ein gutes Gesiihl siir ihn war beim Abschied wieder in ihr herz ge-» zogen. Aber alt sie dann ins stille, arme Häuschen zurückgekehrt war, als die. dickeren Sorgen sich von neuem blei schwer aus ihre schwachen Schultern legten, da schwand das armselige his-v chen Liebe Für ihn schnell wieder dahin. »Ein schlechter Mann —- ein schlechter Vaterl« jammerte es in ihr, und sie schämte sich seiner, weil sie ihn einstmals srs hoch eingeschiitzt hat te. Einen Tag später war der Brief des Vaters mit der Einladung, zu ihm zu lominen. angelangt. Sie weinte beim Lesen. Es tani ihr hart an, selbst vom eigenen Vater Wohlta ten anzunehnieri, aber sie hatte teine Wahl. Es war nicht Geld und war nicht Brot ini Haus-, und tleine, un schuldige Würmer sahen mit vertrau enden Augen zu ihr aus« Da war sie mitsamt den Kindern und der al ten, treuen Magd in den behaglichen Wohlstand, aus dein sie stammte, zu rückgetehrt. — Furchtbar wütete der Krieg in West und in Ost; uniaßliche, grauenvolle Berichte von iritielaltertichen Grau samkeiten, die verübt worden waren, standen in den Zeitungen Die ersten Brirfe von den ins Feld Gezogenenlaineii in der Heimat an. Die Frauen, die sich aus der Straße vegegneten, hielten einander an und berichten sich vom Ergehen ihrer Männer und Söhne. Auch Dora hatte einen Brief don iyrem Mann erhalten. Sie hatte nie auch während ihrer Brautzeit nicht, Briese mit ihm gewechselt, sie hatte auch niemals Briefe von ihm, die er an andere geschrieben hatte, gelesen, und darum jah sie vielleichh mit solch staunenden Augen auf das« Btatte, das sie nun schon seit mehr als einer Viertelstunde in der Hand hielt. »Liebe Dora,« schrieb er. »Wenn ich dir schildern wollte, tan meine Augen in diesen wenigen Tagen, die ich fern von Euch bin, gesehen haben, so müßte ich Grauenhaiteg oerichten, und das möchte ich nicht! Entsetzlich ist dieser Krieg, der die Welt erzittern macht, und wenn man mitten drin stel,t in diesem Jammer, in diesem unaussprechlichen Elend. dann suchen die Gedanken in ihrer Qual einen Punkt der Ruhe, des Wohlfeins. Do ra, meine Ruhe, mein Glück liegen in deiner Hand! Jn diesen Tagen des furchtbaan Erlebnis bade ich zum er sten Mal aus tiefstem Herzensgrund herausgesiihlt, welch schlechter Mann, welch gewissenlrser Vater ich gewesen bin. Aber glaube niir — und dieses soll kein leeres Versprechen sein-— tehre ich zurück aus diesem Toben hier draußen, dann bin ich ein anderer — dann sollst du cnischadigt werden fiir alles Leid, das du durch mich er fuhrst. Das schioöre ich beim Haupte meiner Kinder. — —- —'« Jhr Kopf hatte sich ties geneigt; wieder und wieder las iie seinen Brief durch. Das Leben an feiner Seite zog wieder an ihrer Erinnerung vorbei: diese Kette von Eiitltäuichungem diese ewigen Versprechuiigen und der immer von neuem eriolgende Utiictfall in den alten Leichtsinn Sie seufzte tief und schmerzlich Konnte man da noch glauben — noch Vertrauen haben Nein —- nein! Zu oft hatte er ihr gelobt, ein neues Leben anzufangen Zu leicht flossen ihm solche Verspre chungen von den Lippen Die Bit terteit hatte sich zu tief in ihr Herz elngefressem sie ldnnte ihrer nicht mehr Herr werden. lind dort) lag dieser Brief wie ein Alp auf ihrer Brust »Schreib mir ein gutes, liebes Wort!« hatte er am Schluß gebeten und nun setzte sie sich an den Tisch, nahm Papier nnd Tinte und begann zu schreiben. Ftiihl sing sie an; aber während des Schreibens tauchten Er innerungen aus friiherer Zeit in ihr aus —- aug jener Zeit, da sie ihn so über alles geliebt hatte. Und ohne daß sie eg wollte, ward der Brief immer wärmer, und ihr lperzz schlug laut dabei, die hände flogen iiber due Papier — sie wußte gar nicht mehr, was sie eigentlich schrieb. Wie eine Mutter zu ein m irre gegangenen Rinde spricht, so wurden ihre Worte: gut, liebevoll, verzeihend. »Ich glaube an dicht Noch ein mal will ich an dich glauben! Und ich will die Kinder lehren, daß sie fiir dich beten! Und ich selbst will für dich beten, daß du gesund heim tehrst!« Und während sie so schrieb, ward es immer heller, immer freudi ger in ihrem Herzen. Zum ersten Mal siihlte sie jeßt, daß auch sie nicht ganz schnldlos war, daß ihr Herz sich verhärtet hatte, und daß der schwache Mann, der einer Stiiße bedurte, vielleicht oft schon vergeblich un ein gutes Wort von ihr gehofst hatte. Tränen der Reue liefen iiber ihre Wangen, als sie zum Schluß schriebt »Wir wollen wieder ein neues Leben beginnen; du sollst stark und ich will weich werden! Und wenn wir beide d:esen Vorsatz ang . X nd üben, dan wird und muß es ja gut werden!« Sie brachte den Brief zur Post und sie malte sich ans, wie er sich freuen würde, wenn er ihn läst, wenn -er sähe, daß sie noch an ihn glaubte — und seinen Worten .vertraute. Als sie nach aufe kam, fand sie ten Vater mit eltsam ernstem Ge sicht. »Komm zu mir Doral« bat er und begann: »Deine Ehe ist teine glückliche gewesen, Doral Dein Mann hat es nicht-verstanden dir und den Kindern ein wohliges Heim zu schaffen, und er wäre vielleicht eines Tages ganz in die Jrre gegangen. . .« »Vater, Vaterl« schrie sie auf. »Aber Gott hat Gerechtigkeit wal ten lassen. Dein Mann hat einen eh renvollen Tod gefunden. Deine Kin der werden in Ehrfurcht an ihren Va ter denken können. Das ist ein großes pnadengeschent « Sie hörte nicht mehr — sie war cui-;- decn Zimmer geschlichen. Die große, tiefe Liebe von früher war wieder in ihrem Herzen. Zu spät! Zu ipiitl Unfu- Mttarhemcauf dem «- titsc Hauptsitz-. Sehr geehkte Rkynfzjknk « un Bericht un Cädorna'sche Ard mecht’ch Ihn doch nich schiaem denn die find’ mer in jeder DER-zei dung under ver varit: Wed derderichte«. Un weil ooch sonst hier noch so ziem lich alles vei’n alden is, will ich Ihre Neigier nich länger ufs de Fol der schbann' und Jhn’ den Rest Von mein’ marinierten Bedder sein’ Brief schreini, von da an, wo ich ’5 letztemal abschnabben mußte. Do heeßt’s also weidet: ·,.Der Komnmndant von unsern Bot-d is ä snmoser Kerl. Kalb wie äne Hundeschnuuzr. Neilich hudve sich unser Geschwndek an feindlich-e Krei zek ’tangebirscht, un nu trachter von allen Seiten. Mächdche Wussekseiien schdiegen Uff- wo ä Dorbedo ein schlag, un die dunkle un schdirmische Nacht wurde unheimlich von Schein werfern un brennenden Schiffen rie leichvet. Da schdand er in sein’ Deerzeich wie aus Erz gegossen uff der Kommnndobticke un guckte durch sei bracht-volles Glas· Usf eecnnl kam Eine außergewehnlich große Seht-akz welle — er kutschte aus« sei Glas flog 'runder, un de nächste Welle schvielte’5 iwer Bord. »Sch1veinerei!« sagte"r, un drinn: ,,Maat, ä andres Glas, un bring’n Se glei Lin’ Schnabbg mit!« ——— Der läßt s’ch ähm dorch uischt aus der Ruhe drin g’n. Vor verz’n Dagen soff mer uns ämnl uff der andern Seite von Kannl a bißchen de Gegend an. Bloß Io. Mr muß doch long ze dun hinn. Da nieent’r uff eeuial: »Hm, bis nnchn Hafen von X. since noch so un soviel verweilen. Welche Schnelligkeit tönn' m"r’n fuhren?« —- ,,Zwang,zch, Herr Obetleidnant.« —- »Bong, iahr’ .-n’r einunzwanzch! Mal seh’n wan dort los is.« — ,,Zn)unzch un ä halb i43’5 aikzerfchie, Herr Oderleionnnt!'« — ,,Bong, fuhr’ mer einunzrvanzch!« — Un nu ging'g los. Wie m’r io ziem lich ’ran lonr’u, un der Haer schon in Sicht war, dn war’n ooch gleich zeidch ä baut feindliche Krcizer in Sicht, die dort uff ver Lnuer lagen. Da rneente der Oderleidimnt: »Dum me Geschichte! ’rein kmnm’r Da na dierkich nich. Wolln nwer ä bißchen angreisem nich? Nudierlichl Greif m’r ämnl an!" —— Noch ä baar ruhige Konirnandos, un ’ran ginng nn’ Feind. Los mit den Dorbedol Wie der eine rniichdche Wosserfeilr. Der hndde gesessen. Awer vie andern Kreizer ivnr’n noch nich faul, un mir nichten ooch tichdch unser Deil ab. Zum Glick war’sch nischt eriistlicheo, awer uffhalten durft’ m’r uns nu nich mehr. Nu ging's haste was tannste zerfet. ’s war ä scheener Erfolg gewe sen, ooch for mich, denn ich itichte her-rochen ’s Eiserne Kreis. Cene gelungene Ruder hamm’k an Bord. Das is Joneleit, ä Libdnuer. A dichdchee Seemann, awet ii ver rickies Laden Der nennt ie alle »du«. Eemal sagt’r’sch ooch zum Obeeleidnant. »Mensch«- sagte der, »sagen Sie denn Zu jeden »du«?« — ,,Nein, Herr Oberleidnnnt, bloß zu dir un zu Deren Obermant.« —- — Doi war’fch in der Haubdfache, was m’r mei Ver-der fchrieiu Hof fentli klärt sich B Widder nu bald uff. nan kriegen Se s’ nächstemal wieder än« ausfihrlichcn Bericht von Jhren gedreien GottliebHahnemanm