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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 11, 1915)
»Al- reuccnmä«. ! Von Alte-in Rudolpep Zwanzig Jahre war Ojtnr fein-! Glases Schmied ohne es bist-er gepackt zu hoben. Immer-, wenn er glaubte, er habe es beim Schopfe, entzog es sich ihm wieder. Dahn hatte der Deine Finger, die wa feftzuhntten verftnnven, und wer sie fab, mochte tetnem geraten habet-. rnit ihnen Betnnntschnft zu nms chen. Und bocht Er tonnte fich de erdentltchfte Milbe geben, nichts blieb ihm. hatte er fich in einer Ar beitsstellung eingewöhnt, und er tonntc an etwas anderes denken, tot z. B.: »Je» möchteft du auch ein-l Frau und ein Kind hoben,« bann; war ei fchon wieder vorbei. ErT brauchte sich nur nml aufzurichten und aufzuatmen, fich etwas freier zu fühlen, gleich glitt et ihm weg. Das wußte ver Teufels Andere brauchten sich btoß zu rühren, es flog ihnen nur fo zu. Und er gab sich gen-iß Mitbe. Es gab keiner-, der then dns nicht beftätigrn rnufztr. Aber es blieb tbm alles versagt. DIE Glück konnte dicht neben ihm liegen, er packte es nicht. Da stand er einmal an einer An fchlagfäute unb las das eben ans geheftete tnnttrotr Platat mit der Auffchrtft »1000 Mart Betobnung". Neben ihm ftanb nuch einer, der tote er los. Ostar achtete nicht auf ihn und guckte nur auf das Platnt, ob wohl alte-, was da stand, ihm be reits bekannt war. Plötzlich rief es hinter ihm: »Hab! Du ift er ja!« Oslar drehte fich erschreckt um. Der Mann neben ihm wurde von einer derben Schus rnannetfauft gepackt, herumgeriffen, daß Arme nnd Beine in der Luft einen Halbkreis beschrieben, und ab geführt. Oslar stund wie verdusi. Dann vergtich er den Verhafteten rnit der auf dem Ptntat gegebenen Beicht-ei bung des Gefuchten und stellte ten, es stimmte alles genau überein, jede Zoll. Nach mehreren Wochen las er al lerdings in der Zeitung, ber Täter zfei in ftanada ergriffen worden. Doch das war ihm nur ein schwa cher Trost. Die gegebene Befchreji bung paßte auch aut den anderen, unr- der hätte es auch fein können. Es war eigentlich zu verwundern, daß er es nicht war. Nicht ganz, aber ähnlich fo ging es ihm immer. Als er neun Jahre alt war, ftarb fein Vater. Ein Jahr darauf trat er bei einem Kaufmann als Ausläufer ein. Das gefiel ihm fehr gut. Jn vieler Stil lung hatte er noch am wenigsten zu klagen. Er kam durch die ganze Stadt, lernte diefe und die Leute kennen mit allen ihren Eigenheiten und Wunderlichteiten. Eine ganz neue Welt ging ihm auf. Er begann das Knabenbaile abzuftreifen, fühl te und dachte« wie ein Ermachfener. Das war die einzige Arbeitsftelle, die er selbft und aus freien Stücken aufgegeben. Mit der Schulentlassung nahm er eine fiir den ganzen Tag an. Da aber war feines Bleibens nicht lange. Der Drogift, der fels ber oft lange beim Friityfchoppen un«-: bei den Karten faß, schalt ihn einen faulen Jungen und lchictte ihn weg. Bei einem Kaufmann, der laum aus dem Geschäft ging, kam er in den Verdacht, eine Flafche Wein entwen det zu haben. Alles Jammern und Beteuern half nichts, und da es ihm dort gut gefiel, erbot er sich schließlich weil er teinen anderen Ausweg fah, Erfag zu leiften Das fah man aber als Schuldbökenntnix an und entließ ihn. « Ein Buchhändler nahm ihn an mit dein Versprechen, später im Lohn zulegen zu wollen. Freudig verrichtete er seine Arbeit, und nut den- Biichern ruhte sein Auge. ulo hätte er sie geschrieben. Konnte er eo irgend möglich machen, las er darin. hatte er ein Buch in der hand, brannte es ihm wie Feuer. Er konnte es nicht aushalten. hatte er nur mal den Umschlag entsernt und hineingelugt, gleich war ihm besser. Konnte er vorn nnd am Schluß auch nur einiges lesen, so daß er sich die Geschichte selbst zu sammenbringen konnte, dann ronr ihm ganz wohl, und das Buch tat ihm nichts mehr. Das Geschäft ging eines Tages an einen anderen Besitzer über. Dieser weigerte sich nicht nur, die versprochene Lohn ausbesserung zu übernehmen, son dern meinte sogar, die Arbeii selbst verrichten zu können, oder nur ge legentlich von anderen tun zu lassen. So ging es ihm immer. Ganz wunderlich war es ihm bei einem Händler, der ihn siir den Berti-us von Thristbäumen in seine Dienste nahm. Der hatte ihm gesagt, Osinr tönne manches nebenbei verdienen, wenn er nur schlau sei. Schlan feini Nun, das hatte er immer se ivnntt Lin-gezeichnet verstand er es, die Bäume herzurichten. Was er aus den Dänden stellte, worein hübscher leichtnäsziger Baum ohne Lücke. E n Zweig lief wie der nn dere und stand wie nach Zeichnung. Als der Mindier Ost-se das er stemal allein ließ« sagte er ihm genau: »Mir den Baum will ich so viel und slie den soviel.« So trat er zu jedem Baum nnd nannte was er dasiir haben wolle, dann tagte er zu Osten-: »So, nun sieh zu, was du machen tannst.«' OgtarE ver tauste, und alt der händlet kam und fragte, wieviel er denn file se den Baum bekommen, da schüttelte er den Kaps, als Ostar genau die Zahlen nannte, die er angegeben. Und siir den Schlanken auch nicht mehr?« fragte er noch einmal Ooi tar nerneinte erstaunt. Der Mann wandte sich weg und brummte: »Aus dem wird wohl nichts werden.« Wie es ibm in der Arbeit erging, so auch in der Liebe. Zweimal hatte er sich mit größter Aussicht aus Er folg einem Mädchen gewidmet, doch immer, wenn er dachte, seht ist ne dein, hatte sie ein anderer. Darum zog et sich von diesen unbegreislis chen Menschenkinder-i zurück. Aber einmal kam es ander-. Z tar hatte den ganzen Tag wegen Arbeit nachgesragt und subr nicht gerade in bester Laune nachhaltie. Er war allein im Wagen und starrte hinaus, bis ein Leiermann zu ihr-r einstieg. Ostar half ibm beim Ein steigen, kam mit ihm ins Gespräch und erst-br, wie der mit seinem Be rus ganz zufrieden war. Er sprach den seinen Einnahmen, wo man das Instrument leihen tönne wie er auf diesen Erwerb gekommen und was Jdergleichen Dinge mehr waren. »Und wer ein bißchen wie ein Jtaliener laussiehh bekommt noch am meisten,« ischloß der Unbekannte beim Aussieis )aen seinen Bericht. ! Das machte den Oskar unruhig. Er riictte aus seinem Sitz bin und ber. Schließlich trat er ans Fenster lund spiegelte sich in den Scheiben-Er hatte etwas dunkle Haut, schwarze Haare, die er nie glatt bekommen konnte, worüber er sich ost geärgert, und dunkle Augen. Von Stamr war er gerade tein herkules. abcr doch nicht klein nnd hübsch gewach schen. Zu hause« in seinem Konr merlein, ging er ans und ab, blieb am Fenster stehen und setzte wieder seinen Gang im Zimmer fort. Die ganze Nacht wälzte er sich in seines-n Beste und konnte nicht schlasen. Am Morgen stand er zeitig auf Er suchte ein buntes Tuch aus fei nem Itaftein ftellte sich vor den Spie gel und tuiipfte.es mit einein Kna ten, der ihm erft durchaus nicht ges lingen wollte, um seinen Hemdtrm gen. Dann hat-se er da noch eine-. alten weichen Hut· Dein gab er ein paar willkürliche Kniffe und Ben len und feste ihn fo auf, dafz ein Büschel feiner trauer Haare her aus-hing Dann schaute er noch ein mal in den Spiegel und holte sich von einein Verleihet eine DrehorgeL Ter Mann lachte derschmißh nictte ihm aber aufmunternd su. Ostar begann zu spielen. Erst ein wenig beklommen, bald aber trat Ier teck und sicher auf. Der erfie Wi lderwille war überwunden, und schon Hder Anfang brachte einen Erfolg, »mit dein er recht zufrieden war. Es Hab sich nun altes von felbft. Stell ,te er fich an feinen Kaftem graziös ivie ein Tanzmeister-, und drehte mit leichter Hand die Lurbeh blickte er mit süßem Lächeln und schwärmen fchen Augen di: Fensterreihen ent lang. Zeigte sich ein Frauentopf, wars er derziiette Blicke hin, griff mit der Hinten nach feinem Hut unr zog ihn, indem er den Arm weit .:uäftreckte, den chf noch et was »sehr zur Seite und nach hist ten hielt, lachend feine Zähne zeigte und das Weiße und Dunlle feiner Augen fpielen ließ. Dann fielen von allen Seiten die Nickel herab So hatte das Geld noch nie feinen Weg gefunden. Er empfand nicht mehr, was er zuerst befürchtet. Der Gewinn war besonders grog bei einein Liede, dessen Melodie so flott nnd wohllautend war. Das gefiel ihm besonders. Er wiegte den tiopf hin und her und trällerte mit. Das Lied verführte ihn dazu. « Mit der Zeit hatte Oslar für je den Tag seine bestimmte Tour. Die Bewohner wußten schon, sowie der Lasten die ersten Töne erschallen ließ: das ist dex »Jtaliano«. Uno fte wußten dann auch, ob es Diean tag oder Mittwoch war. Die Fen ster öffneten sich und alles lauscht-, Frauen mit ihren Kindern sahen zu ihm hinab. Nur der eine Schn stek hämmerte immer wie wütend auf dem Leder. Der Mann hatte offenbar tein Verständnis sitr Mu sik« Der Schuster aber hatte offen bar einen anderen Grund: wenn der »Jtaliano« kam, gab es Erbsen mit Speck, und die hatte er nicht gern. Freitags gegen elf Uhr kam Os tar in ein Haus« in dem in einem hintersiiibchen ein Zunges Weibsbild an ihrer Nähntasch ne fast. Sobale er auf den Hof kam, hielt sie dies Maschine an, beugte ihren Kopfzums Fenster und blickte träumerisch hin unter. Kam dann das Lied, das Os tar so mitnahm, daß er die Melo die mitsummte, warf sie ihm ihren Zehner zu, nnd von ihrem Gesicht wich um einiges der fthwermiitige Ausdruck. Lange, lange Zeit ging alles gut. Da sollte ei ihn einmal blthartig ergreifen: Jett ist es aus. In einem rechten Sonnentage fragte er ein Kind nach jener eint am Fenster. Es antwortete hin: YLDa eine Treppe? Das ist Frau-! lein Moizent" »So, so! Fräulein Molzen « Da wußte er-schon was, aber es schien, sali ob ihm die Auskunft keineswegs geniigtr. Er machte ein Gesicht, als sei er ganz untefriedigt. Erst als er sie sah, erschien wieder ein klein-esl Lächeln darant. Er war unsicher. Und diese Uns sicherheit steigerte sich, als er nichts wie gewöhnlich bei dem fraglichen Liede seinen Zehner von Fräuleinl Moler erhielt. Daß sie kein Geids habe, darnach sah es nicht anti. Und daß sie ihm nichts geben wollte,au1; nicht, denn dann hätte sie ihm doch nicht noch zugetiichelt. Das Lied war beendet. Ogtar stimmte die Drehorgel gerade fiir das nächste Lied, da warf sie ihm das Geld su. Es fiel ihm direttvor die Füße und war in ein weißes Pa pier gewickelt. Er machte es aus, sah auf das Papier und wieder aufs das Geld. Es war eine halbe Mart. und auf dem Papier stand, nicht gezade in schlechter Schrift: «Spie lett Sie das italienische Lied noch einmal! Können Sie ist nicht sin gen?« Er stutztr. Ein italienisches Liebt Er bastelte an seinem Kasten hers um, rückte an seinem hute, langte verlegen sein buntes Taschentuch her aus, putzte sich die Nase unt- fuhr sich damit über dat- Gesicht. Dann putzte er noch einmal die Nase tin-: steckte das Taschentuch erst in die linke, dann in tie rechte Hosen-nicht Schließlich faszte er an den Kasten, als wolle er ihn auf den Nacken nehmen, ließ ihn aber wieder los und haatierte an der Walzr. Pfäh lich hob sich seine Gestalt, die ein weni zusammengesunlen war, und mit Ficherem Griff stellte er die Wal ze ein· Sicher faßte eridie Knebel und spielte aak gewünschte Lied-, verhielt sich aber ganz ruhig. Als aber der zweite Vers tum, begann er zu singen, und das mit einer St cherheih als hätte er es schon im mer Trübn »Ala bore maccarvni.« Er sang noch weiter iiber das Zwischenspiebund in den zweiten Vers. Die Worte sprudelten nur so von den Lippen. Die Kinder stun den mit ossenem Munde um ihn herum und staunten ihn an. Auch von den Fenstern schaute man mit Bewunderung und Erstaunen auf ihn. Kein Mensch verstand etwas von seinen Worten, es war ja ita lienisch. Die Wirkung des Liedes war überraschend. Als er geendet, sielen ihm von allen Seiten Geids stiicte zu. Was ihm sonst so schwer machte, hatte er jetzt mit Leichtigkeit ’und ohne große Mühe. Er verdien te buchstiiblich sein Geld im hand umdrehen. Ueber-all sang er nun zu diesem Liede und überall hatte es die gleiche Wirtung. Aber ost schüt telte er sich vor Lachen, wenn er e endet. Die Leute wunderten Pist dariiber und hielten ihn manchmal für nicht richtig-. — Auch mit Fräulein Molzen hatte er Glück. Es machte sich alles ohne besondere Mühe. So leicht war e-: ihm noch nie. War er bei ihr-, siihlte er sich grenzenlos wohl. Andere hat ten immer alles mögliche an ihm auszusetzem putzten an ihm herum, hesahlen und nörgelten. Fräulein Molzen dagegen lächelte aliicklichwar er nur bei ihr. Sie überschüttet: ihn mit Freundlichkeitem Jhm war es wie in kalten Tagen in einer war-« men Stube. Sie wußte längst, er hatte Jtalien nie gesehen. Jhrer Zu neigung tat es nichts. Sie fragte nicht weiter und sprach nicht mehr davon. Und so ost er auch zum Singen verführt war, er wagte es» nicht und hütete treulich sein Ge heimnis vom Liede: «Ala bore maccaroni.« W tat deutsche sie-. Es braust cin heiliges Rauschen Vom Bergwald die znm Beit, Wie wenn sich Wipsei bauschen, Von Stürmen stolz gestimm Es führt den Föhn der orsten, Te- Frühiings Ziegerschrttt Und von den hdchstcn Hotficn Ten Schwung der Adler rnit. Als Fiinder nnsreä Werkeö m Wehn des Weltenstner m Stahlklanq starken Schwertes, - m Erz des Glockentuer giebt eø mit Heroldftimme ein Heidenliecr voran; Noch un Granatcnqrirnme Umjanchgt ec· Mann unt Mann. Wenn uns sei-. Klang duckt-zittern Der Heimat Bild erscheint. Wenn es im Zorn gen-Meri, Zersegt es Feind um Feind. nd wenn es über Meere Und Länder klirrcnd zie t Bceibt Erziied unsrer E re Und stets das deutsche Lied. —- BeispieL »Liebsi Du mich auch wirklich, Frih?« »Ach, Schat, i ver-sichere Dir, so wahr wie die deui chen Angst-nichts —- Jm Vorteil. «Jialien hai den Krieg vom Zaun gebtochen.« i»Ja, aber die Zaunfiecken hab’n w r.« —- Die Daupisachr. A.: «Wi en Sie schon, aus dem Schloß, we es Sie neulich gekauft haben, en ein uch.« .: « der Goii sei Dant« ieine DOMAIN-« iiid seh —- ei öftres Ich dirsJ sie-. Slizze von Edeln Rüst, Berlin. Frau Thora don Gerden tramte auf ihrem Geburtstagstisch hernm. Es war still hergegangen gestern — Gott sei dani! Die Männer, Brü der, Vettern und Freunde waren alle draußen im Westen und im Osten, und nur die Frauen waren gekom men. Ernster, sorgenvoller, ohne reiche Gewänder, und ohne all das laute Geboren, das die Menschen glauben annehmen zu müssen, um sich und andere zu oergniigen. Und-dann waren sie aue wieder zeitig gegangen. Es war mit dem Rachhauselommen jetzt nicht so be quem, und — wozu bis in die Nacht hinein zusammenhocken und Krieg sprechen nnd immer wieder Krieg und nichts als Krieg! Gestrickt hat ten sie auch alle Strümpfe, Striiinpi se nichts als Strümpfe, die immer wieder noch gebraucht wwirden lange noch — —- wer weiß, wie lange noch! Wie alljährlich hatten sie hübsche Gaben gebracht: Kunstgebrauchsge genstiinde, nicht beängstxqend kost lbar, aber von Geschmack und prakti scher Nunbarieit zuglei«h Es war so in der Familie, über Geschenke nachzudenken Thora ließ alles noch einmal durch ihre Finger glei ten und freute sich daran — nicht mit dem Herzen, aber mit dem alt gewohnten Wohlgesallen an den Hei nen Daseinseitelteitem Was war denn sonst ihr ganzes Leben? Kleine befriediate Einmi ten: ein bißchen Goldglunz nnch außen — ein sreundlichsausgeoruni genes Daseinsbehaaeni Damit schloß die Welt in erstcirrtcm Lächeln ab über der großen inneren Leere und Einsamleit — —- — Lmi Astrn, die gestern verhindert war. sprang auf ein Stündchen herani. »Ach, herrliche Sachen hast du wie der bekommen, Thora! Ich schäme mich ordentlich mit meines Teller declchen...« »Du weißt, ich freue mich aufrichtig darüber, Leni, jedes ist ja ein kleines Kunstwerk wie al les, was deine lieben Hain-e voll bringen« »Ach, und dein Mann. er Eber häust dich geradezu —- jedes Jahr wird’s mehr!« »Ja —- wir sind jetzt rund acht Jahre verheiratet, al so sind es achterlei Dinge. Rächstes Jahr werden es neunerlei fein, und so sort — wenn wir’s erleben!« »Du bleibst hart gegen ihn, Tho ra.« »Ich hart?« Die junge·Frau lachte ihr starres Lächeln ,,Doch, du bist hart mit ihm. Du kannst es ihm immer noch nicht vergeben, daß er das reiche Mädchen in dir geheiratet hat! Jn all den acht Jahren hast du’s ihm immer noch nicht vergeben lönnenl Mein Gott, sask alle Männer gehen nach Geld -.— wie die Welt heute ist, müssen sce es doch auch wohl.·. Aber du weißt doch ganz gewiß, dasz du auch ein jso hübsches Mädchen warst und im mer noch unverändert bist, daß er dich mindestens zur Hälfte um dei ’ner Schönheit willen gel,-eiratet hat-« »Ja, warum nicht? Doch mak lum zerbrichst du dir plötzlich um uns den Kaps, liebe Leni?« »Es zerbrechen sich mehr Leute um euch Zwei den Kopsl Zwei besondere Menschen wie ihr, von allen Lebens reizen umflossen, und doch nie glück lich gewesen! Es ist soqeltsam — man möchte so gern dahinter tum men, möchte helfen!... Höt’ mal..·. a, er spielt! Temperament hat er —-— Kiinstlerblut durch und durchl« »Ja — vielleicht wäre er als Musiter gliictlicher geworden!« ,,Meinst du, daß es das ist, Thoraf« »Ich weiß es nicht!« »Uebrigens um diese Zeit? Da war er doch sonst im Bureau.« »Die Rechtswälte haben jetzt reich liche Ferient Zudem — et ist ein berufen. Jn acht Tagen ist er fort, in wenigen Wochen im Feld!« »Ich denke, er hat nicht gedient?« »Nein! Er war damals zu schlank ausge schossen, es waren reichlich Einjähris ge vorhanden —- sie nahmen ihn nicht, so sehr er sich bemüht hat, za den Ulanen zu tommen·« »und jeszt...?« »Jetzt ist kk fad diensttiichtig,« »Und nun muß er als einfacher Wehrmann..·?« »Ja, als ganz einfacher Luiksturmmana mufz er nun mitgehsn!« »Das ist hart sur dich!« »Für mithi« »Eure ganze Verwandtschaft ist Offizierstand — in höheren Chargen sogar —" ,,Darum...i Das ficht mich nicht an! Aber es tut mir leid um ihn. Seinen Le bensgewohnheiten wird die Char genlosigkeit sauer ankommen. Sonst; —Tausenden geht es wie ihm." . »Gebt er denn gern?« »Ich glau-; be, ja! Natürlich nicht wie ein« Kriegsfeeiwilligee von achtzehn Jah ren! Aber er weiß, es gilt das Va terland und seine Ehre, und da tut er ol und freudig mitt« »Wer wei, ähora —- vielleicht sucht er den Tod! Man sieht’s ihm doch an, glücklich ist er nicht« «Vielleicht...!« sagte die junge Frau mit starrem Lächeln auf den Lippen. Leut stand gebückt, beide Hände flach auf den Geburtsta stiscgzges enunt und sah statt ichts. at das ein seltsames Menschen kind, diese Thora! Was spukte in ihr herum, die sich der Welt so kühl wie der ewig lächelnbe Mond gab? Jn ihrem eigenen tiefsten Innern ftanden wohl Türen angelweit auf, in die goldene Lichtwellen aus- und einftrömtea — —- jemand suchten, über den sich ihre warme Sehn suchtsfiille gießen durfte Und zwei Raume von ihr getr nnt tobte der Mann seine Leidenschaft auf dem Flügel aus... und diese Zwischen-I räume blieben leer, dunkel und wärmelos. Wie seltsam, wie sehr seltfanit Nun mußte dieser Mann in den Krieg, vielleicht dein Tod in· die Arme —- und das Eis zwischeni den beiden war nie geschinolzen, nie s malöl ,,,Thora es tut mir leid, deinen Mann zu stören aber Vater hat ei nen Auftrag an ihn mitgegeben,« wegen der Pächtereien —- du weißt ja...« »Das wird ihn nicht stö ren! Der alte Justizrat tommtauch morgen zurück —- der muß die Sa che zu Ende führen —- errg lann doch jetzt nicht.«'« »Ich foll’s ihm aber sagen —- er vermittelt da bef ser ———« »Also ftiike ihn ruhig — er nimmt es dir nicht übel!« Leni Asten hatte dreimal an dies Tür gellopft, ehe der Freiherr von Gerden fein Spiel odbraid und ant wortete. »Ah, sieh da, Fräulein Leni — was bringen Sie denn Schönes-W Ein kleiner-« Meißner Sekvice stand ans dem Tisch —"— der Kaffee war nicht angeriihrt. Leni Akten entle digte sich ihres Auftrages-. Dann fragte fie: »Haben Sie Jhren sinsfee ganz vergessen?« »Am-in schmeckt mir’s nicht!« »Aber warum trinken Sie denn al lein?« »Meine Frau denkt wohl, es ist mir lieber so! Jch bin ionft auch um diese Zeit nicht mehr hier!« »Wie sonderbar! Wir halsen eben drüben getrunken und lieb geplan bert — warum kamen Sie denn nicht hetiiber?« »Man hat mir nichts gemeldet, und —- warutn soll ich stören, wenn man mich nicht wünscht!« »Also aus euch beiden werde der Teufel tlng!« rief Leni aufrichtig empört. Dr. Gerden hob oie Schultern ein wenig nnd zündete sich lächelnd eine Zigarette an. »Geben Sie mir auch mal eine —- ich.muß meine Nerven besänftigen.« »Das ist prachtvoll von Ihnen, ich hab-? fo Hiern, mit ’ner Dame eins zu tauchen —- es plaudert sich so zwanglos und ge miitlich; man wird schnell warm da beil« »Thora mag das nicht!« »Nein, Thora mag es nicht-. Dasiir kann sie nicht. Es ist ja auch weiter lei ne Notwendigleit, daß Frauen rau chen. Aber so mal in stimmungs voller Gemeinschaft —- na, kurz, ich baW gern!« »Was spielten Sie da eben? Es war schön, heroisch, marschartig — ich tann mich aber nicht besinnen...« »Es hat Jhnen gesalleni«· »So viel ich durch all die Türen in mich aufnehmen konnte, scl)ien’s mir wundervoll!« »Das freut mich. Sie sind der erste Mensch, der da zuge hört hat! Es it ein Marschlied Es hat mir vom ersten Kriegstage an in ten Gliedern gelegen!« »Von Jlmen·..?- Seit wann lomponieren Sie denn?« Seit lan ge schon —- aber bisher immer nur Kammermusil.« »Ja, richtig, im vorigen Winter tvurde mal ein Triv von Ihnen gespielt. Es gesiel uns allen außerordentlich, aber dann hat man nie wieder davon gehört. Und jetzt machen Sie Kriegslieder? Der Kriegstaumel hat die ganze Welt redselig gemacht! Sind es viele?« »Gerade acht.« »Auf jedes Ehe jahr eins!« lachte Leni. »Kennt Thora sie?« »Nein! Sie sind ja laum erst vier Wochen alt. Es toll meine Hinterlassenschaft an Thora sein!« »Hinterlassenichast . . .?«' »Ja! Wenn ich nicht wiederkom me, soll sie doch etwas zum letzten Andenken haben!« »Von tvem sind. die Texte? »Auch von mir! Jch bitte Sie aber, lein Wort davon anT meine Fran zu verraten «—74 Handi darauf!" Uem stiften gao Iom oie Hand und trat dann an den Flü gel: »Darf ich mal l)i11einsehen?« ! ,,Bitte.« Leni las eine Weile be gierig in den Texten. Dann stockte sie und las laut vor sich hin: Und sieh —es öffnet sich daj Tor-— Es löst das Herz sich lastbefreit — Ein Quell rauscht sonnbestäubt her dor, Voll holder Botschaft -— fernem-eit Leis zögernd streckt sich meine Hand Nach deinem blonden Wellenhaar — Und —- fall’ ich jetzt im fremden Land, Jch weiß doch, dasz es einmal wart »Wie merkwürdig — auch Thora hat eben etwas gesagt von offenen Türen und sonndukchstäubten, bis her leeren Räumen und... Sollte sie doch einen Einblick...« »Das ist unmöglich —« sagte Georg von Ger den schnell. Leni schien es, als wä-» ee sein Gesicht blasser und hageeerL geworden, seit sie die Verse laut ge-l lesen. »Sie —- Sie lieben Thora...«i! Und-—- Thora hat das nie erfah reni Sie haben sie in dem Glau ben gelassen, daß nur ihr Reichtum... Wissen Sie, daß das eine Sünde ist, Doktor —- eine gar nicht gut zu » mochende Stinde nn ihr und —- on sich tell-sti« Gerdens Ton wurde hart: »Ich habe Thora ihres Geldes wegen ge heiratet, und sie mich, weil sie sich mit ihrer Stiefmutter nicht stellen konnte, weil ich eines siebenzackige Krone führe und —- weil ich ein be gehrter Mann war, der in der Ge sellschaft eine gute Figur machtet Wir sind also quitt miteinander — vollständig quitt!« »Wie tommen Sie denn deiraus?« »Ich habe es mit eigenen Ohren ge hört, als sie ihrem Vetter Matten lachend ihre Verlobung mit mir berlündetr. Jch stand noch im Vor zimmer und löste das Seidenpapier von den ersten Rosen, die ich ihr als Bräutigam bringen wollte. Mir war’s recht so! Dieses Betenntniö gab die Richtschnur für unsere Ehe, und —- so ist es zwischen uns ge blieben! Was wollen Sie-es war immer eine oornehme,tadellose Chri« »Und nun dichten und komponieren Sie Kriegslieder. damit Ihre Frau, mit der Sie durch Jahre innerlich wie durch Mauern getrennt lebten, etwas Persönlches von Jhnen zu rückbehält, wenn Sie jetzt in Fein bestand Jhr Leben lassen müssen? Aber das ist jn alles der helle Wahn sinn! Und so wollt ihr nun aus einandergehen?« «Durchhalten bis zum Schluß!'« sagte Gerden bitter »Aber Sie lie ben sie doch!?« Statt der Ant .toort setzte Gerden sich an den Flü gel und spielte und tang: Und sieh L— es öffnet sich das Tor — Wie ein besteiendeg Ausjubeln tlang es. Aber bei der zweiten Strophe brach er ab — beugte sich über die Tasten und stöhnte in sich hinein. Leni Aste-i hielt sich die Ohren zu und lief ratlos davon. Doch eine andere Tur öffnete lich leise, hinter der Thsia schon lange gestanden hatte. Als hingen ihr welvichte an den Füßen, schlich die junge Frau zum Flügel, legte ihre beiden Hände aus ihres Mannes Schultern und sagte mühsam und weich: »Georg!« werden wandte its-h Iahungs uni, verwirrt —- er begriff nicht. Thal-as Augen lenchieien auf »Georg — acht Jahre haben wir nichts vonein ander gewußt. Aber — wir haben noch acht Tage Zeit — — Jch habe dich all die acht Jahre geliebt —- mit todtraurigem Herzen geliebt... Wir haben noch kurze acht Tage Zeit, die langen acht Einsamieitsjahre derges sen zn machen — wollen wir fie nützen? Laß mir nicht die Lieder — lafz mir dich! Was dann auch kommen mag, ich weiß: es war! Jch fann dich durch nichts mehr verlie ren — nie mehr! Wollen wir uns unsere Schuld vergeben...?' Da griff Gerden mit deiden Hän den nach dem blonden Kon und zog ihn nieder an feine Brust. Beide fagten kein Wort. Sie hielten fich umfchlungen und weinten —- wein ten sich in ein lachendes Glück hin ein. Das Glück währte bis zur letzten Minute dieser acht Tage, und dann ging Gerden, Blumen an Heim und Brust,- als einfachchehrmann« ftolz und lachend, nnd froh bereit, fiir das Vaterland zu sterben — wenn ec- fein mußte. Familienhaupt Klagelied. "’."lch. wie ist dass Lclscn dnfterl Hein« bezahlt ich meinem Schnjter ’ ,enr ein emsig Sohlenpaar »Hu-den mmnchcn Honorarl Ziehen Cnnnchcnl Sieben Cnnncheni Hinuncllnnnlnsndntlcrdemnichcnl »Tai-er hats ich armer Sünder «Zreoen Minder-l Sieben Minder-, Treppen anf und nieder hctzend, Lacher in die Sohlen suchend, lind mein arme-«- Portcrnoimaic Hat die chwnfche Diarrhoel Zorne brennt in mir wie- Feuer; Xir das Leder gar fo teuer, kann crfindet einen andern Zwis, auf dein der Fuß kann toandcrnl Wie soll werden das nn Wintcrl Barfuß rniiszten dann die Kinder Durch den cchnee urnherjtolzierein — Ncin—-da mniz man was prodiercnl blönntc man nicht Music-i clle Nehmen an des Leder-Z stelle. — Dict find sicher anch die brit'ichen; Mertt man's doch, wenn wir sic klit schen. Ader ach, Won fallt nnc em: Diefeo Leder taugt nichts. nein. — Weil es doch, wie ihr ja wißt, Allznfeljr dnrchlöchett ifl, Und ans solchen »Sie-ne Stehen« Inann man tenn Sohlen mache-in Drum wird sich nichts machen lassen, Als sich in Geduld zu fassen. .. Eine Hoffnung Ift geblieben: Unsre tapferm lnartern, lielnn, thucm starken, deutschen Streiter . Siegen weim, siegen weiter-. lind drum glaub ich nnvetdcuffen: Sind Franzosen, Weitem dltnffcn Erst verfol)lt, o Normen qullmer, Wirt-« fiir dich auch wieder Dilligetl —- Neuigkeit. Jn England soll die allgemeine Wehrpflicht für Kriegsfreiwillige eingeführt werden« — Bos haft. Stationsvorftnnd (einer Vizinalbahn): »Geftetn hat sich ein Lebensiiberdrüffiger von un ferem Abendzug überfahren lassen.« Bekannten »Wie kann man nur fo eine qualvolle, langsame Todesatt tvählen?« —- Det Knallptotz. Dorf wirt: »’s tut mir leid, aber. i kann an fremde Leut’ koa Bier mehr abgeb’n.« Parvenm »Was kostet die ganze Wirtfchaft?«