In sinkt der zertr. Von site-org Ruielsm Die lleine Pendelnhr zeigte aan zehn. Es toar in dem Reservelazas rett,da5 tiornrnerzienrat Langenau in seiner Bill-J vor dem Tore eingerich tet hatte. Das geräumige haus lag in einein großen Garten, seitab von dem Lärm der Straße. Man betrach-· tete ei rne r als Genesungsheint fürs solche Sol 1ten, dte seelisch unter den« ungeheuern Eint-rücken des Kriegeo,« unter seinen jähen Schrectniffen gelit-l ten hatten. Auch waren hier solches Verwundete unter-gebracht. die leichtj zu pflegen waren. obgleich ihnen dag-1 Schictsal manchmal besonders schwerl mitgespielt hatte. Oberlehrer Dr. Freiburg, Leutnant der Reserve und vor kurzem noch tkompagnieflihren war aufgeftanden« und hatte sich allein angelleidet. Er wollte sich daran gewohnen, zumal! er sich doch ganz gesund und kräftig; fühlte. So traf ihn der junge Milisl taroer der in seinem Berufe eigent-! lich ifacharzt fiit Augenheillunhe war. Beide kannten sich von her Schule her, wenn ver Oberlehrer auchl um einige Jahre älter war. Hier intl Lazarett waren sie in kurzer Zeit; Freunde geworden, schondadurch daß ; der Arzt dem Verwunveten so man-« chen kleinen Gefallen erwies, wofür’ dieser in seiner hilflosen Lage dank-I var war. Jesst hat er, ihn in den! Garten zu geleiten. aber der Arzt wars nicht damit einverstanden; er führt« ihn zu einein Liegestuhl und hieß ihn stch niederlegetn Dann breitete er sorgsam eine leichte Decke über ihn aus. Er sagte thn niit ernster Stim me, dass er sich noch schonen müsseJ wenn die Wunden auch gut in Dei-s sung seien; vor alten Dingen solle ers sich vor seelischen Erregungen hüten-( 4 Dr. Freiburg lächette. Seelifchel lxkkcgllllgcn Illtsslcke et mwl mer-tul Früh um süns war er von sdems Schlage der Uhr erwacht, die er sich; vesouderi ausgedeten hatte als stan-’ dig redenden. ewig munteren Kante-« raden, weil ihm ansangs in seiner? Einsamkeit die ununterbrochene Stille: schwer aus die Seele gefallen war. Er isatte seither noch einmal in aller Ruhe sein tünstigeg Leben überdacht und war sich ganz tlar darüber ge worden, welchen Weg er einzuschlagen have; er war zu einem sesten Ent schlusse gekommen, und seitdem er siillte ihn eine stille heiterteit, trö stend und stärtend nach den lezten furchtbaren Wochen. Jest bat er den Arzt, ihm noch einmal das Bild sei ner Braut zu geden, und als er es »erhalten hatte, betaslete er es mit den Fingern und führte es an die Lippen. Er vermochte es nicht zu se hen; denn Stirn und Augen waren verbunden. »Zum les-ten Male«, sagte der Ver wundete in entschiedenemTone, ·sortan hahe ich tein Recht mehr dazu. Und nun wallen wir an Dagmar Walram schreiben, wenn ei dir recht ist. Die Täuschung muß ein Ende halten« und sie soll die Wahrheit ersahren, die ganze Wahrheit.« Der Arzt sing zum Tische und sekte sich zurecht. Er nahm Feder und Papier, schrieb Ort und Datum und sagte dann: aBitte, diktiere!« Aber im selben Augenblick trat ein Kranlenmärter herein und meldete. eine junge Dante hüte, den herrn Dotter wegen eines Kranken zu spre .Bitte, sich ein paar Minuten zu gedulden", antwortete der Arzt .Sie sehen, Neu-nann, was ich zu tun han« Der Warter ging aus den Gang zurück- Dort wartete ein Fräulein i-.it hübschen, energischen Zügen. »He-rinnen Sie mit ins Besuche ziininer«, sliisterte Neun-kann »Heut rtunt Freiburg diktiert dem Herrn Tottor gerade einen Brief.« Jm Antlitz der jungen Dame malte sich Erstaunen und Ueberraschung. und dann sliisterte sie glücklich; »Bei-t nant Freiburgt Gerade den möchte ich ja übern-schen Mein Verlobterl Und auch den Herrn Dotter kenne ich· Gehen Sirt Jch werde mir selber helfen.« Der Marter zögerte einen Augen l-tiet; aber alt er die entschiedene Mie ne des Fräuleins sah, zur-te er die Achseln und ging titun stand Dagmar Walran hoch ausatmend vor der Tür, die nur an gelehnt war. Sie saßte den Griss und wollte eintreten. Da hörte sie ihren Namen nnd ließ die Tiir wie der los. Mit einem Male schoß es ihr dur den Sinn, daß ei weder passend ei, ohne weiteres einzudrin gen, noch hier In tauschen. Sie wollte sich Inkiicziehenz aber die nächsten Worte baunten sie sest und nahmen ihr den Atem. Eine junge Dame muss man ei Wlich nicht warten lassen«, hatte ihr Vers-biet gesagt. Eber wir wol len ei ists machen, das ist auch karmheeziwt Jch habe den Wortlaut im We Its-« L Das-nah ina- tetten Male rede Dich mit dieses Rassen an, der sie ssr ewig teuer ist; fortan habe ich nicht mehr das Eli Dich se I nennen. Er liebes ind! Ein nn with-de lasen, nnd arm reißt ei Ins dich « enteinder Ich rnnsr Die Deine Frei heit zurückgehen weil ei ein Verbre ..------ f— W chen wäre, Dich fest nosch an mich fesseln zn wollen. Ich werde Ditzi niemals wiedersehen; denn ich bin schlimmer daran als der armseligne Krüppel. Jch bade Dich bis jetzt ge tiiufchtx die Kugel traf nicht Hand nnd Wange, fondetn fie hat mir veioe Augen genommen- Ich bir. blind fiir alle Zeiten« —- — Weiter kam der Verwundete nicht. Ein tiefer Seufzer ertlnng«und tieß ihn innerhaiten Dagmnr war ins Zimmer getreten; sie ftnrrte entgei nett auf den Verlobten, der wenige Schritte von ihr entfernt ausgestreckt lag, und beide Hände preßte sie aufs Herz. »Was haft du s« fragte der Bunde «Dn feufzeft beinahe wie ein junger Mädchen Jetzt erft bemerkte der Arzt Dag nmr; ein Schreet fuhr ihm durchs Herz, aber er begriff sofort, was er zu tun habe. Er legte den Finger auf die Lippen, zum Zeichen, daß sie fchweigen solle, und dann fügte er in gieichgnltigem Tone: «Ver·zeiy. wieder Störung! Was haben Sie, Neu r.anni’ Die Dame tonn nicht warteni Ich tomme." Und nun folgte ein Wirrwarr von Schritten, den der Verwunvete sich nicht deuten konnte. Eine Tür ward geschlossen, und dann vegonn ein Ge fliifter auf dein Gange. Aber er hörte nicht hin; denn feine Gedanken weil ten wieder bei««dem, wag fein tiefftes Herz veschiiftigtr. Der junge Arzt hatte Dogmen Weitre-m die gnr nicht tviderftrebte, au- dern Zimmer gezogen. .Wollen Sie ihn denn töten, mein Fräulein?« herrfente er sie an, aber immer im ierfeften Tone. »Es wird ’hn zerschmettern wenn er erfährt, ofz Sie hier sind, wenn er es unver mittelt erfährt." Barmherzigkeit, Herr Doktors Blind? Wirtlich blinoi Beide An nm P« »Sie haben es gehört,« sagt der Arzt rauh. ,Fassen Sie sichs Jni Kriege muß man vieles ertragen ton nen, namenttich in einem Kriege wie dein heutigen. Gewiß, blind. Aber ist nicht notig, daß wir ihn nun auch noch unibringen «Hätte man Vertrauen gehabt und mir Die Wahrheit geschrieben!« klagte Dagniar. »Nun hats ich geiesen: reichterwundet, und da wollte ich ihn heute überraschen." Recht hatte sie eigentlich. Der Dot tor war entwassnet, und zudem hatte er die Gefahr jeyt vollstandig abge wandt. Er bat um Verzeihung, daß er so heftig gewesen sei, und dann ging er sosort in das Zimmer, um den Blinden vorzubereiten. Er teiite ihm mit. es sei tatsächlich Be such eingetrossea. und zwar siir ihn. So ging er Schritt siir Schritt weiter und übermittelte ihm zuletzt die Wahrheit Zwar war Freiburg et was überrascht, aber er erschrat doch nicht mehr. Tief ausatmend sagte er: «Da«e hatte ich gern verhindert und und ihr und mir erspart; nun es nicht andere sein kann, soll sie mir willtorninen sein. Nimm aber den Brief, ich will es ihr persönlich sa sein« »Sie weiß es', sagte der Arzt. .,,Jch habe ei siire beste gehalten, sie ; vorzubereiten.« LHO lallt Langmut Willkum Denn zum toeiten Male in dnrs Zimmer· Leise fanl sie an dein Liegeftubl nie der, worin der Verlobte lag, ergriff seine Hand und bedeckte sie mit Küf fen; und er fühlte,· wie sie von ihren Tränen benetzt ward. »Mutter-. lieber Witlter!« fchluchzte sie. Er richtete sich auf, taftete nach ihrem Gesicht und firich leite iiber ihr Haar-· i - entfernt. l ,,Armer Dagntnr,«« tonlofer Stimme. Einen Augenblick schien es bann, als ob er, von tiefstern Gefühl über toöltigt, sie an feine Bruft ziehen wollte; aber er bezwang sich männ lich und liefz sie los. Dann bat er sie, aufzuftehem er habe ihr vieles zu sagen. Der Arzt hatte sich'an den Zehen Die Verlobten waren al lein. Einen Augenblick herrschte Stille im Zimmer, nur unterbrochen durch das gleichmäßige Ticken der Wanduhr. Dann tiegann Dr. Frei burg: »Es war bei einein Sturm auf eine Stellung der Englanderz als mich die Kugel traf. Jch wurde be wußtlos-, und all ich wieder zu mir zorn, trug ich bereits einen Verband; fagte er tnit Hdazu war rnir der Kon fo benommen, «daß ich gar nicht auf den Gedanken lau-, worin die Bertoundung eigent ltch bestände. Dann haben ste rnir tropfentoetfe die furchtbare Wahrheit beigebracht, und ich fühlte mich wie vernichtet Niemals die Sonne wie derfeben diirfen, dich nicht« keinen Menschen: alle Wogen der Verzweif tung durchflnteten meine Seele, und ich dachte daran, mich felbfr zu töten. Mich nackte ein wilder Schmerz neun ich rntr vorstellte, daß I ans de serufe ais-gestoßen speie, voran inein Seele fo fehr gehangen hatte. Me nali feste ich vor Inelner klafft sieben m den tritsteu Juno-n- sitt denen ich verwachsen tvaez nie-als Rede ich siedet sit ihnen durch Mnudslurtnaudetn,wteichel fe seen getan hatte. Junker sue fchltininttes Einsamkeit verdammt innner allein in biefer ewig nährende W Finsternis- welch ein gunlnller Se vantel O lieber sterbens« Walier Freiburg ward unterbro chen. Dagniar preßte seine Vnnb und ries leidenschastlich: .Ja, lie ber sterben! Und mich las mit dir sterben!« « Der Beriviindet lächelte; er drängte sie sonst zurück und sagte: »Nein, Dagiiiar du sollst leben und ich will auch gar nicht mehr sterben. Höre, wie ee wieder hell geniarven ist in meiner Seele. Jch hohe mir Ge sellschaft erbeten, die Uhr dort, unb nun hielt ich ständig Zwiesprache mit ibi. ich, der Zerbrochene. der ganz" aus seinei Bahn geworfen war unb immer seiern mußte, mit ihr. die vom Schweigewichi des Daseins zii rast loser Iatigleit getrieben wurde. Zieht mich die Erde nicht an ivie sie und wem alle meine Begabung zu unab-; lässiger Arbeits Arbeit, Art-eitl Begycilb bin ich unglücklich weil ich: nicht arbeitennann Aber gibt es denn nicht anbere Arbeit ale Kna ben uiib Jünglinge zu unterweiseni Wenn ich dne nicht iiehr kann, find dann schon alle Brunnen meiner Seele versiegt? O nein, ich fühlte, wie es in meiner dunklen Nacht rei cher nnsing zu quellen als in den lichtesten Tagen und darüber wölbte sich der Himmel in nie gesebenerPriicht; neue Sterne tauchten hervor, neue Sonnen, und sie verbreiteten einen unbeschreiblichen Glanzf Der Blinde hatte sich aufgerichtet Der Glanz, von dem er redete schien aus sein are es, oerbundeiiee Antlig übergegangen zu sein als er nun von ieineii planen und Absichten sptach cr svollte zunächst in eine Blindenaiistalt gehen und dort alle-II zu lernen versuchen was ibin dienlich unb förderlich sein konnte, nament lich bie Braidsche Schrift und die’ Schreibmaschine. me schwebte das Beispiel der helen Keller par, der jungen Ameritaneriin die blind und taub von sriibester Kindheit an, T nicht nur fertig trachte, lesen un schreiben und sprechen und die ver schiedensten Sprachen zu lernen son dern auch noch ties in die Geheimnisse der Mathematik einzudringen. Da dürse leiner verzweifeln. der wie er bie reichen Erinnerungen seiner Ber gnngenbeit habe und zudem noch das et.,abene Feuer einer großen Zeit in sich nachwikien sagte. «Und nun will ich die sagen, was ich eigentlich vorhabe", fuhr et sott. »Ich denke Schriftsteller und Redner zu werden. Die Gebiete sind mit nicht ganz fremd, und ich meine, daß ich schon einige Proben meines Ta lents gegeben bade. Warum soll ich nicht weiiettedeni Mein Anblia wird meine Zubötet nicht beleidigen, fweil ich nicht entstellt sein werde. Freilich kann ich fte nicht sehen, und das iit schade; denn die Strahlen die von Aug zu Auge geben, begeg nen sich und weben unmettlich sast und doch bald fübldae die feinsten Verbindungen. Aber wenn mit auch das Licht det Augen seblt, das Licht det Seele, das sich in mit entzün det bat, ist hell gennug. alles zu Jubetsttablen und auszugleichen Jn s mit wogt es von Gedanken und Ideen, kund ich weis fest. daß ich etwas l zu sagen habe, und das ist die haupt sachr.« s- e si- ges-» ; St INUI flw ul drscsfiuung ge jredet und diefe Glut ging über auf idas Mädchen, das vor ihm ftand, l»fr) daß es beinahe die Schwere des kllngliåels vergaß das sie beide betrof sfen hatte. f .Ja'·, rief Dagmar aus« »fo ift es gut, du wirft leden und fiegen, und jich werde mit dir leben.' » Da wurde der Blinde plötzlich wie der ernft und fagte: »Du mit mir ; leben? Das wäre ein Opfer ohneglei Ichen« das ich nicht annehmen kann -Wenn ich auch das lebhafte Gefühl habe, daß ich durchdringen werde, fp werden mir doch Enttäufchungen lnicht erspart bleiben. Du haft rei znes Glück verdient, und das wird in ,meiner Nähe nicht zu finden fein; zdenn ei wird viel der verlorenen und ; derdeoffenen Stunden geben« nnd wer immer an meiner Seite fein wollte, der müßte die größte Entfa gung üben lönnen und das gibt ftille und traurige herzen." »Walter, ich lann entfogen.« »Das follft du nicht. Meine Nacht darf nicht zufammengehen mit deinem Tage. Darum tft es meiene Pflicht, dich freiziigeben. Wir müffen Ab fchied nehmen, Das-nah nnd es ift für uns «beide enn beften, wenn es rafch gefchielft.« Der Blinde faßte ten Ring an fei ner linken hand und wollte ihn ber nnteezieben; aber er lam nicht dazu. Dagmar fiel ihm in den Arm und fagte leise, Init ficht-Idee Stimme .Bitte, Waltet laß das! Liebftee Wal ter, laß mich bei dir bleiben!« Er verfuchte das Mädchen fanft züriietzudeiingen nnd erwiderte: «Jn diefer schmerzt-allen Lage dürfen wir ans nicht leiten laffen durch nnfee Gefühl, fondern müssen die ruhige. llaee Vernunft fee-ruf ( o sen-, gest-, kenn seist-te im imer beiden W, sub sein se fI fast sit. dal- II dich nicht ver en darf.« Das is Mitleid. und Mitleid same nicht ewig wären-' »Nein, das ift Treue, und Treue lann alles überwinden. wenn fie aus der Liebe heraus geb-ten ist. Sieh. Weitre, ins hast Miit kniest-. als du in vielen Schlachten dein Tode gegenüber-treten mußtest Sollte ich da nicht den Mut haben, dein Leben ine Auge zu sehen, dein Leben mit dir-i Darf ich nicht auch etwas wachsen in dieser großen Zeit, wo ol leg wächst? Als wir un- verriet-ten dr. ward nicht die Klausel daran geknüpft« daß mein Versprechen hin fällig sein sollte durch das erste Un gliict, das uns in den Weg treten würde. Und du tannit mich auch gar nicht entbehren. Du willst einen neuen Berus ergreisen; aber wenn euch noch soviel straft und Reichtum aus deiner Seele quillt, so mußt du doch in Verbindung bleiben mit sder weiten Welt. Dazu tann ich dir hel fen und so einen Teil deiner Arbeit :.vernehtnen.« So ging die Rede hin und her. Er vezweiselte nicht die straft reiner Lie de; aber er siirchtete das Einerlei der Tage in seiner Nähe und wollte sie dem nicht aussehen. Da ward Dag mar letdenschustlicher und inniger und der Mann immer leiser und amtier Er fühlte. daß seine Gründe onhinschmolzen unter solcher Hingabe, und da wußte er kein anderes Mittel, als sich starrsinnig in Schweigen zu hiillen. Dagegen tonnte sie nicht tiimpsen und sagte voller Weh: »Du hast teinen Glanver an mich und mei ne Liebe-" «Dngntar, ich darf nicht. Gib es auf, mich zu quälen, ich darf wirtlich III-us lsut Uns-uns Guts-sur aus Linde. und sie wußte nichts mehr zu sagen. Jhre Tränen slossen; aber das Schluchzen unterdrückte sie bald Da hörte man nichts im Zimmer al- daa Tiefen der Uhr. Es war eine von leiser and stiller Art; sie gehörte nicht zu denen, die die Zeit so laut und aufdringlich zerschneiden. Selbst in ihrem Tiataa lag etwas von melodischeni Klang, noch mehr aber in ihrem Schlage. Sie hatte längst ausgeholt und nun schlug sie e!s, ruhig. bedächtig, ohne hast, und. als ihre Zeiger dann weiterstrebten nach der Höhe des Tages, da blieb in ihreiii Gehäuse noch eine gute Weile ein tiefer Nachtlang wie von einer wehevollen uni- doch so glückli chen Zeit Und dann schwieg auch sie, und Dagmar Walram lain zu der Ueber zeugung daß sie scheiden müsse. .Jch will gehen,' sprach sie in tiessteni Schmerz. »weil du mich nicht langer habe und weil du an meine Liebe und Treue nicht glauben willst. Zum Abschied will ich dir aber noch das eine sagen: Du hast von dem Licht der Seele gesprochen. und so wird es in dir hell und leuchtend sein; ich aber, die ich noch meine bei den Augen habe, ich muß sortan durch ewige Finsternis schreiten« Nun leb wohl, Walten das hast du ge :rollt.« Als sie ihm nun die Hand reichte. da siihlte sie, daß er leise zitterte· und von seinen Lippen rang sich taum hörbar das eine Wort: Bleib!« . Von diesem Wort ging ein Strom des Glücks aus durch zwei junge mutigen herzen Nichts ward weitei gesagt. Es war wieder still, und nui die Uhr iündete mit ihrem leisen Tidi stitl den unaushalisainen Gang dei ’großen. gewaltigen Zeit. f und zwei leid-nahm- Malta-ei snahmen zusammen den Weg aus, dei Jdurch Finsternis zum Licht führt. de. Der Schneidermeister Krittliii ist im «Goldeiien Löwen« wegen tei lner Rörgelei und Knielrigteit beim Isiellner nicht sonderlich beliebt. Ei inett Abends geht er wieder zuir «Abendschopven. verlangt ein Glai zDier und siini Tageszeitungem Mitt slerweile erscheint ein Dutzend in dei Stadt einauartierier Krieger-leine, di· umständlich Speisen und Getränke be stellen. Der «Ober" bedient die Sol idaten der Reihe nach, was dein biedes creii Schneider natürlich arg mißiiillt Irr macht sich bemerkbar und sährt dei FKellner an: »Warum bedienen Si mich denn nicht, ich habe doch zueis bestellt7« « . —MarsregiertdieStuni »Bitte, mein Vett, unt-voller oex jGeitagtg »Militiitliefetungen gehet «voi!« i —- Der Offizietstellvet Heete r. Gutsbesihek Volk-nann, in Militärvethöltnie Reserveossisiet, i! zu den Fahnen berufen worden. D( ee ein Junggeselle ist, hat er feinen Johann das Heu-wesen suntekitellt lebt nun daheim wie Gott in Franc reich, trinkt Wein und Lilöee seines beten, taucht dessen Inn-orien, tätel sich auf dem Dis-am kurz, et ässt all Manieten seines ten nach. Da e die übrige Diener cheft für feine per sönlschen Dienste in Anspruch nimmt enttiäitet sich die Köchin: »Was fäll Ihnen ein, wer sind Sie denn segen lich?« Und lakonifch nöfelt et: «Jd bin Offizieestellvettteter. —Uebetflij»ig. Ruisische Soldat: Einmal sollten wie uns vor die Füße was n. Kamerad: oqu Jeden Augen bli- tönnen sie uns doch abgefchossn werden! —- Gutee Rat Ansat: Nicht zu essen — sein Schnape — kein Jus tet für Pferds-W was sollen wie tun Jason- seiideechen —- ikessJI wi auf dein Pferd! s sie Lipple schneidet-. i Stizze von Gustav Seht-öden 7 Wer ein rechter Kerl ist« der muß sein wie der Lipple Schneider Phi Jli p Freund heißt er. Die Adtiirs zu g «Lipp« liege man sich ja noch Fgesatlen, aber «):ipple", das ist ehren riihrig. Es ist oder nichts dagegen izu machen. Wenn sich die Bauern keinmal in etwas verbeißen, drum ist ihnen das mit teiaer Gewalt wieder san-s den Zähnen zu triegen· Klein ;ist der Schneideemeister Philipp lFreund nun einmal. Klein und zschmal wie ettoa ein gut gewachsen-r jBierzehnjiihriger. lind gewandt und jslint wie ein Wieset. Heißt er halt -,.Lipple". Erst hat er sta) dagegen gen-ehrt mit dein Zorne, mit dem det Zweeghnhn gegen den faulen Brah tnaputrmGoltath anliiust. Nun läßt er’ö gehen. Seine Schneiderhölle ist hoch. Dar aus hält er. Was tut’s, daß er sich einen Stuhl hinstellen muß. um hin auszukommen Herunter ist er alle mal rnit slinletn Sprunge. Das- sieht unternehniend aus und beweist, was siir ein Geist in dem tleinen ttötper wohnt. Hinauf aber steigt er nie, wenn es jemand steht Auch an seinem schönen Familien namen hat er allerhand aus-zusehen Sagt einer tuez «Jreund" zu ihm, so läßt er aus den Dreisten einen giftigen Blick lob. »Bin nit jeder manne Freund,· sagt er, .,ist teine Ehre das.« Tituliert ihn der andere daraus «herr«, so paßt ihne das wie der nicht. Der Lipple hats über haupt schwer. Sagt er etwas in der Gemeindedersarntnlung, dann muß es schon etwas besonders Gescheites sein, wenn sie nicht lachen sollen Nun aber ist eine Zeit, in der der Lipple Schneider zeigen tann. was tin ihm ist· Ali der Krieg drohte, da was-ev, als hätte der Lipple Rä der unter den Füßen. Von seinem Dörstein rannte er in die Stadt inach den neuesten Nachrichten. Jeden «Tag. Dann stand er vor der Re tdattion, wo aus schwarzem Brette die Eingänge angeschtagen waren, hatte die Hände in den Hosentaschen und schob sich zwischen den Leuten durch, bis er vorn stand. hernach hatte er ein verächtliches Lächetn um seine dünnen Lippen. «Zeigen wollen wir«e ibnen,'« sagte er von obenher, »den den Frie densbrecherw zeigen wollen wiss id nen, wirt« Und wieder waren da etliche, die dazu lachten. Das verdroß den Lipp 1e. Weit aber mit den Stadtleuten nicht gut Kirschen essen ist, drehte er ihnen verächtlich den Rücken und wanderte beim. Im Dorfe bewie er mit genauen Indien« wie start wir seien, allein das attide herr, hernach die Reserven, die Landwebr und die Freiwilligen. hernach ward da. Der Lipple schloß sein haus, übergab seinen Finten und den Schlüssel der Nachbarin und sagte-: »Ich hats einen Weg vor, von dein ich Ieicht nicht wieder heimkehren tönnte." So zog der Lipple aus, und die Nachbarn sahen ihm nach, mit einem wunderlichen Gesiibl im Versen Der Ordnung wegen hatte er sich beim Schsizen- abgerundet »Das willst. Lipntei Ali Freiwtltiger gehn? Du bastdas Mast ntt«, sagte der Schutze .Maß«, antwortete der Lippie ge-« ringsumer »als av- heure kuriqu ankäme. Das wuchs-F lind er schlug sich gewichtig dahin, wo das Herz sitzt Acht Tage später trat er in der Abenddämmerung wieder ein. Ganz leise trat er aui und ging hinter den Häuiern weg. hätte ihn die Nach - darin nicht zufällig gesehen, er hätte - den Schlüssel nicht abderlangt vor . Scham. So brachte sie ihm denn - den Finten und den Schlüssel, und der Lipple zog wieder ein. Er hatte wahrhaftig das Maß nicht gehabt, und alles Bitten war spergedlich ge wesen, zumal er noch dazu dicht an die iiintzig war. Das war ein reich liehes Maß Wermut in seine reine, schöne Begeiiterung. Berichiichtert war der Lipple und verbarg sich, dir der Pfarrer zu ihm tanr, ihm die band auf die Schulter legte und tagte: «Lipp, es rniissen auch etliehe Männer irn Dorfe bleiben. Wir wer den daheim genug zu tun triegen·« So wird denn der Lipp lich daheim als ein rechter Kerl zeigen. Einen Plan hat der Pfarrer, zu dessen Ausführung er des Lipptes Dilie braucht. Jn Qitpreußen iit rechtfchafien Nol. Wie wäre es, wenn man bei den Bauern hier und in der Runde Getreide ianuneltei Der es aber sammelt, das rauh ein Kerl fein, der herz und Mund aui dem rechten Fleck hat. Das ist beim Lipple der Fall. Alls zieht er aus. Erst von Haus zu hau- in der hei rnatgemeinde, dann qui zehn Dile F fern in der Runde. Einen Brief V dem Pfarrer hat ee in dee Taiehr. Den liest er jedesmal vor. hernach gibt er aus enenr ioqiel Gutes dazu, das den uern das Legen ilber den kleinen Anwalt der st Neuheit vergeht. Jn vier Wochen hat er dreihundert tner beisam men. Its aber der iarrer berichten will, daß das der Lipple gesammelt, da wehrt der sich rnit hörst-en und WI Jiißen dagegen- Mnß halt ver Pfar rer wenigstens to tun, all ginge ex auf feinen Namen, mn den nat-gereg ten Lipple zu beruhtgern Arn selben Abend läuft dem der Vermann Adlung in den Weg. Es geht start in den Herbst nnd sitt mäch tig falt. Der Hernrann aber steett in einem ftp-dürftigen Gewande, daß ihrn die Glieder tmpperm Zufällig weiß der Lipple einen. der ein an ständig Zeug tür annehmbaren Preis liefert. Acht Tage darauf Läufe der Herrnann in einem Wams und ein Paar Hosen umher, die ihn warm halten, mag ver Winter ton mer-, wie er mill. Aber es ist ihm bei bättes ster Strafe verboten, zu sagt-m von wem er es hat. »Lipp,« iagt der Pfarrer wieder, »wir müssen sammeln. Wie wäre es?'« »Ei, freilich, freilich«, erlldrt der Lipp. Und er sammelt Mit dem Tippfles Bauern hat er einen harten Strauß. Was der gibt, ist zn wenig fiir den reichen Mann. Der Lipple rechnet ihm vor, daß er bei einem Daferpreiie von Jst-ZU Mart am Zentner über 5 Mark mehr ver dient habe, als vorige-El Jahr, und 35 Zentner hat er geliefert. Es nützt nicht-. · Der Bauer gibt nicht mehr nle 5 Mart. Weit er aber gerade einen neuen Anzug braucht, laßt er den Lipple gleich Maß nehmen. Der lacht hernach verfchmttzt vor sich hin. »Auf dem Wege triege ich dich, Bauer«, sagt er. Für den Anzug erhält der Lipple 20 Mart Arbeitslohn. »Wart, du Geizhals", sagt er daheim, kriegt die Liste her und schreibt beim Namen des Tippfles Bauern eine 2 vor die 5. »So Bauer, fett hast du wenig stens rechtschaffen geblntet.« Dummerweise klopft ver Pfarrer nachher dem Bauern ans vie Schul 'ter. »Das ist recht, daß Sie soviel gezeichnet haben. 25 Mart ist nnch fil: Sie ein schön Stiick Geld.« So kommt des Lipple Schandtat nn den Tag. Als-sich der Jrrtum 2iuflliirt, lacht der Pfarrer laut vor sich hin, und der Bauer tnurrt. «Lipp", sagt der Pfarrer, «d;: ite hen 10 Mart, bei denen ver Name fehlt. Wer gab die«." «Dnrf’ö nit sogen, herr Pfarrer.« »We) ist Ihr Name?'« — »Ich hats nir gegeben« »Lipp, er ist ein schlechter Mensch-« Dabei hat der Pfarrer wahrhaftig eine Träne im Auge. Was hnt ver Lipple nicht alles noch gemacht. Brieftriiger ist er gewesen sund acht Wochen durch Schnee unp Schlackerwetter geftapft, Kirchendiei ner ist er. Alle die Aernter sind ja verwaist. Einmal, gegen das Früh fnhr hin, zieht er die Feuersvrise ans dem Spriyenhnusr. Er zerlegt fie, reinigt sie unt- bringt alles in schönste Ordnung. .Was stillt Dir ein, Lipple?« fragt der Schulze. . - -. .- J «:Welllsl, ed konnt oted Jahr sur ioieder einschlagen, wie dorigee Jahr Soll’n wir hernach dastehen und nix tun können, iveil der Schmied zufäl lig draußen Munition fährt-t« Da mit läßt er den Schulzen stehen. Das Schicksal aber schwebt über des Lipplee haupt. Der Pfarrer hat über ihn mit dein Landrat gesprochen. Der hat versichert, daß er tun wird, was er kann. Nun ist's ba, und der Lipple tann dem Schicksal nicht entgehen. Ein Autotnbbil hält bot dem Schneiderhöujlein Der Landrat steigt aus« und um die Ecke kommt der Psarren gerade als wäre er be stellt. Lipple springt aus der Hölle aus die Erbe. Sein kleines Herz pocht toie ein samtnen als die Her-· ren in die Stube treten. »Es- freut mich,' sagt der Landrat, »Ihr-en selbstlosen Eiser belohnen zu tönnen." Dabei hestet er dem Schneider eine Medaille an die linte Seite, gerade über dein Herzen. Die Rote-Kreuz Medaille. Er drlickt dein Lippte, der dasteht wie ein Stein, die Hand, rredet noch allerlei von seiner llns eigenniigigteih und daß er dein Va tertande auf die Weise gerade so gut diente, als wenn er draußen wäre, und hat uni die Lippen ein leise Lächeln. Jn der Tiir erhascht ihn ver Lipple an ver Hand »Herr here Landrat, ivofiir ist dast« Soviel also hat der Lipp von der Rede verstanden, daß er nicht einmal weis-, wosiir er geehrt wird. »Für Jhren selbstlosen Ei ser.« Nun ist der Landrat hinaus und mit ihm der anrrey der über haupt nichts gesagt at und nur von der Seite her mit zwinlernden Augen aus den Lipp gesehen hat. Und der Lipple steht und sieht auf das blintende, runde Metall. »Jetzt soll ich das tragen, wenn ich in die Kirche gehe und so?- Iiir selbstlo sen Eiseri Aber ich hol-« ja nik getan, gar nir. Sie haben mich ja nit brauchen können. trosdem ich in zwanzig Garnlspnen war-. Zett, wo bleibt der selbstlose Eiter? Ach Gott, wenn ich doch nur wüßte« wie ich das verdienen soll, das Ehren reiche-Il« "—-— D a «- Universaldieb. Kann Jhr Waldl auch schwimme-it Und ob. —- der gehört zum Thi , der UnterseesDaeteL