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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 21, 1915)
l Das Liller Tor von Ypern . i Nach dem ersten Krieggjnltr M Schikkld sIques heutige-I ILWIISEI Kaisers-schilt IIIII Jn der letzten Juliwoche schreibt ein Korrespondent ans Wien: Wer in diesen lehten Tagen in Wien mit oder ohne Absicht die Ge fpröche auffing, die in ben Auffees und Gasthiiufem in den Straßen bahnwagen nnd in den öffentlichen Gärten geführt wurden, der Ionnte immer wieder die Worte hören: »Jetzt wide ein Jahr!'« Es ift nnnds tig, zu sagen, worauf sich diefe Worte bezogen. Es hat wohl leimn Men schen in der alten Wienetftndt gege ben, der sich in diefer letzten Julin ·he nicht lebhaft mit dem beschäftigt hätte, was jetzt vor einem Jahre in Wien vorgegangen ift. Von Fieberfchauern der Aufregung war die Stadt gefchiittelt worden feit dem Tage von Sernjelvo, dann kam der 25. Juli, der Tag der Abreise bei Frhrn. v. Giesi aus Belgrnd, nnd schließlich am 28. Juli die Kriegserllörung an Serbien. Wer damals miterlebt hat, was sich in dem fonft anscheinend fo behaglich und i beigegangen, ohne alle die Erinnerun gen, die schönen und die traurigen. wieder wachzurufen Raum an einer Familie, kaum an einem Hause sind die Monate dieses Krieges spurlos vor-übergegangen Wir erinnern uns an einen Tag, da wir in der Stra ßenbahn Anfang April ein Gespräch zwischen zwei Modedamen belausch ten, die die wichtige Frage erörterten. welche Farbe in der heutigen Saiten wohl die Modefarbe fein werde; da erhob sich in. einer Ecke ein bleicher junger Oberleutnant, der den einen Arm in der Binde trug und neben dem ein-: Kriirte lehnte, und sagte ar tig, aber mit unverlennbarer Ironie: ,,Schwarz, meine Damen!« Er hat recht behalten. Sieht man die Wie ner Frauen jetzt auf den Straßen und in den Gärten, so läßt es sich leider nicht leugnen, daß Schwarz bei vie len die Modesarbe ift. Auch daran haben die Leute wohl lebhaft gedacht, wenn sie jegt sagten: »Nun wird’5 ein Jahr!« Aber die Worte klangen nicht verzagt, klangen nicht ungedul dig, sondern sie wurden mit ernster und fefter Fassung gesprochen. Wien hat viel gelernt in diesem Jahre, und wenn auch die Sonne ebenso warm herunterlacht wie früher und wenn auch ver Grundzug des Wesens der Wiener Bevölterung, der »Hamur,« nicht verschwunden ist, fo ist doch eine ernstere Note in das ganze Leben der Stadt gekommen. Aber man lässt sich dadurch nicht anfechten und tut aller-, unt zu vermeiden, als wäre man min« der vergnügt als in alter Zeit. Wer aber dieses Wiener Voll, wie es lebt und liebt, seit Jahrzehnten lennt, der läßt sich nicht täuschen. aber es überlommt ihn ost ein rnit ;eiurr leichten Art von Rührung ge ’inischtes Erstaunen darüber, wie sich dieses als allzu leichtlebia wenn nicht gar leichtsinnig verschriene Volt wäh rend des Krieges gehalten hat. Schil ler hat den Wienern die man-tu lcsriu des Phäaleniurns angehängt uud selbst Grillparzer, der ein Sie-et wiener war, läßt einmal seinen Otto kar sagen: »Ha, Wiener, leichtbewegi lich Voll, —- Habt ihr siir euren let lern Gaum gezittert?« . .. Jetzt, nach dein Ende dieses Kriegsjahres, hat es sich herausgesiellt, daß die Wiener besser sind als ihr Ruh Die unend liche Gutmütigteit dieses Volles, bes sen störtste Begabung darin zie beste ben schien, sich selbst zu ironisieren und sich iiber sich selbst lustig zu ma chen, hat die reifsten Früchte im Dienste der Kriegewohltiitigteit ge Landfinrmwachc in Ekllm ans Man leichtlebigen Wien zuirug, der wird diese Zeit nie mehr vergessen, und doch: wie viel, wie Großer, wie Un geheuerliches hat sich seitdem zugetin gen. Tage der Sorge kamen, Tage erhebendee Freude. Tage zornigfter Erbitterung. Die Wienee glaubten oft. keine Zeit zum Aiemäolen, ne-; schweige denn zum Erinnern finden; zu können. Aber jetzi, da sich der Be ginn der großen Ereignisse fahrt, ist doch lau-n einer an diesem Tage vor ssn deutscher Seite etkichtms Denkmal für die gefalle-ten Deutschen nat Massen in Liviu. Die Pyramide trägt vei Tafeln, aufs denen das Andenken der für ihr Vaterland gefallen-n Deutchen bezw. Nu en«qee u wich; auf tapferer Abbildu iit - ie Seite des Maul-, welI die . deukmiel iüc die deutschen Ar equ aufweist nicht chtbgr. Dkk kdentstem zeigt ferner ta« Esseme nnd das Its-Wische kost« des-; Atem tragen, und Wien allein hat in bie sein Kriegsjahr bisher bem Zwecke der Kriegsfiirsor e rund 66 Millionen Kronen geopfert Und snit einer Ge duld sondergleichen, mit einer Zähne ieit, die man dem Wiener nie zuge traut hätte und die zu liefern ihm al lerdings fein Humor verhaif, hat et all die Unbilden dieses Kriegsjahres überstanden. Der Wiener ist genüg sam geworden, er hat aus zahlreiche Segnungeu der Wien-er Köche verzich ten rnüssen und —- Wunber über Wunder — er hat nicht einmal bar iiber »geraunzt," wobei doch das »Naunzen« zu den angestammtesten Grunbrechten des Wieners gehört. Von einer eigentlichen Knappheit der Lebensmittel war ja freilich nicht die Rede, es war immer genug da, aber W gerade die tleinen Leute sich geduldig und ohne Murren in das scheinbar llnabrvendbare fügten. Jedoch berei tet sich auch jeßt eine Wendung zum Besseren vor. Die Behörden begin nen energisch gegen den Lebensmittel wucher einzuschreiten, die Gerichte ver urteilen fleißig und streng die Preis treiber und da die unaarische Ernte sehr gut ausgesallen ist, und die Ern te in Oesterreich Gutes erwarten läßt, wird wohl bald auch der lleine Mann wieder sein gutes Brot zu erträglichen Preisen erhalten. Es ist selbstverständlich, daß sich auch das Straßendild wesentlich ver ändert hat. Dieses eine Krieggjahr brachte es mit sich, daß die jungen Männer im Bürgerkleide zum größ ten Teile aus den Straßen verschwun den sind und einen zum Nachdenken stinrmenden Ersatz siir sie bilden die Verwundeten, die heil oder in der Ge nesung begriffen, so häufig in den Straßen und den Anlaan zu sehen sind. Soldaten aller Wassengattuw gen, aller Sprachen und Nationen des Reiches, von denen die meisten noch niemals Wien gesehen hatten und die nun unter Führung von Leuten der serregerursorge in Sirnizenoahnwagen oder zu Fuß durch die Straßen ge fiihrt werden« um die Wunder der Großstadt rennen zu lernen. Dann stehen sie gruppenweife vor den Pruntgebäuden und insbesondere vor der Hofburg und raunen sich in ihrer Muttersprache ehrsiirchtig zu: »Dort wohnt der Kaiseri« Oder sie liegen hingestreckt in der warmen Sommer sonne in den Anlagen und tauchen vergnügt und plaudern von ihren Er lebnissen, und wo sie erscheinen, fehlt es lnicht an Gutmütigen, die ihnen allerlei gute Dinge zusteeten, und es fehlt nicht an Freundlichkeiten, die ih nen erwiesen werden; wobei wieder hervorgehoben werden muß, daß ge rade die kleinen Leute sich ihren Ver hältnissen entsprechend rührend benehs men. Die deutschen Soldaten, deren es in Wien in den letzten Monaten nicht wenige zu sehen gegeben hat« erfreuen sich besonders herzlicher Anf nahme. Und wenn rnan gänzlich un befangen und nüchtern die Zustände in den Spitiilern und Genesung-sbü men prüft, so wird man überhaupt nur Erfreuliches hören. Ueberhaupt hat von den verschiedenen Zweigen der Verwaltung sich der Sanitätsi dienst der militärifchen und der sit-pi len Behörden weitaus am besten, näm lich geradezu vortrefflich bewährt. Von den gefürchteten tipidemien ist leine gekommen und die Anzahl der Erimntungen an Typhus, Blattern Feldmbbinkk Dr. Uchh zurzeit in Lodckl der ntit dem Eise-neu sucuz ans gczeichnet wurde wer die Wienee kannte, mußte be-» füechlem daß sie die Einbuße an Qua lität noch viel schwerer ertragen wär-i den. als jene an Qualität Jn den( ersten Kriegsmonaten wurde freilich noch ein wenig zu arg aus dem Vol len gewittschaftet. Dann aber kam das Kriegsbtot, es verschwand die Kaisetsemmel und es verschwanden nlle ihre Vettern aus dem stolzen Ge ;schlecht des Wienek Gehört-. Es kam Krieg-gefangen servische Kotnitatfchis. noch schlimmer: es tam das Wais brot, das sast nur aus Mais bestand und dein Bürgermeister Dr. Weiß tirchner den Namen »Dr. Mniskirch-· ner« eintrug. Man lochte weniger und man aß weniger. Und wenn das banerische Bier ausging und das Pil sener zu teuer wurde, dann traut man still-zufrieden sein Abzugbier, hierzulande »Feiisterschwisz« genannt, und hatte es schon seit den ersten Ta« gen des Krieges gegen Frantreich siir aanz unpatriotisch gegolten, französi schen Champagner zu trinken Wel nebeubei gesagt, auch unerhört teuer geworden war,) so tarn man nun daraus, daß es mit dem Heurtgem dem Grinzinger und dem Gumpoldss lirchner ebenso gut geht. Freilich hatte die Lebensmittelsra ge auch ihr ernstes Gesicht. Die Prei se schnellten in die Höhe, und es läßt sich nicht leugnen, daß wie anderswo auch in Wien die srevelhaste Preis ireiberri und der Letensinittelwuchcr ihr schnödes Spiel begannen. Tie Brotpreise blieben erträglich, aber die Preise von Fleisch, Obst und Gemiisei erreichten höhern die durch nichts zu’ rechtfertigen waren und allmählich zu drückendsten Steuern zu werden be gannen. An die Seesische, die in Deutschland willtommenen Ersatz bo ten, ist der Wiener viel zu wenig ge wöhnt. Er weiß sie nicht zuzuberei ten und schätzt sie mit Unrecht ge ring. Viel zu hohe Preise erzielten auch Obst und Gemiise und vor allem die Zwiebel, die geradezu zu Phanta siepreisen hinausschnellte, die man da mit zu begründen versuchte, daß die hauptmasse der Zwiebellieserungen siir Wien und Oesteereich überhaupt aus Aegnpten stammte, was übrigens sum Teil nicht unrichtig ist. Es ist selbstverständlich, daß diese Vorgänge auf dem Lebensmittelmartt die min der Bemittelten weit schwerer trafen und tressen mußten als die bemittel ten Kreise und es muß mit Aner kennung hervorgeht-den werden, daß und Fleckentyphus usw. geht über die Anzahl der Ertraniungen in norma len Jahren kaum hinaus. O— frleeesstrinse. Ich reite durch die inorzseusrischen Flur-h Durch Frankreich-J Vlueu heut ini coun - tanesalaus44 »Im Himmel, diesem uuircheuhaiten, - blauen, Stehn duithe weiss-»i- Wöltchen strauz bei zusqu Ninus harrt dass Land der reichen Etu leitenden, Tasz von der Zeaeuslast der Halm schier Michi; Doch miss« ich mitteilen der Glocken Lauten Und deutscher Frauen liebes Augesichtl Za, Glockenläntxut Lh. .oie lange schwimmt Hier hinterm Greuuunll deutscher Heere schau Die eh’ruen Stiunnen, Die selbit unsern Siegen s Vetsaaten ihren insluu Julieltoin Tie, wenn wir Sonntaqu unr- zusam uieiisaiideu. Nicht dröhnen licyen in geweihte-s- Erz Und, wenn an ofsnet ,;i-isiide-.-gt«ust wir standen, Nicht Hiuimclssktninuaru liehen unserm Schiner-f Und deutsche Frauen! Wnsuet ihr, ihr Frauen, Wie baua tvir iuisien Oeirnatseliatritl Wie ost lvir sehnsiutnsuoll nach Lsten schauen Aus dieses Lebens ernster Wirklichkeitl Im Tages-Einerlei, ini Ztillsiitsschietem Im Sturm, der unsrer Feinde Mauer bricht: « Da leuchtet hell aliJ naiupspreiö unsern Blicken Der deutschen Frauen liebes Angesichts So rett« ichAlt still versunken durch die n en Die kurze Spanne zwischen Pflicht und Und meinekbhetszen Sehnsucht Träume aueu Sich Otmmelsschlösier licht nnd weit das Vaterland, das icqernente. Ttnd hör ein Jubeln, wie t s nie aei f, Und lei der Glocken wo cndem Geläute Kröuzt deutsche krauen and uns Heini und chtvertl W. För ste r. Bci den Vol-positiv « Feldwcbck Und wo ficht denn in aller Welt der Müllers -oldat: Zu Befehl, Herr FeldmcbcL der Miglie-r ist das zitcitc "-1cohl)n«cl nach rechts. el- TonlpteL Das Wort Kru Ueber die Bedeutung des in den Berichten vorn italienisch - österreichi schen Siriegsschauplatzes viel genann ten Wortes »Kra« wird von einein der slowenischen Sprache Kundigen folgende Austunft gegeben: »Das Wort »lrn« (fprich tern) ist ein in der slowenischen Sprache allgemein gebrauchteg Substantiv und zwar be zeichnet man damit eine scharf zuge schnittene Kante oder auch eine Fels spitze. Auch die Adjektivformen »irnast« oder »trnjav" — abge: stutzt, verstümmelt, und das Verbum «otrniti« —- abstutzen, verstiiinmeln, sind im Slovenifchen allgemein ge bräuchlich. Jeder des Slowenifchen Kundige, der einmal die fteile, oben etwas abgestutzte Pyramide des Flutst bergeg gesehen hat« wird zugeben, daß es nach slowenischem Sprachgebranch teine treffendere Bezeichnung dafür geven tann als «trn«· Dieser Name dürfte asfo sicher slowenischen Ur sprunges sein und tauin etwas snit der hypothetischen teltischen Wurzel »car« zu tun haben. Daß die Italie ner dafür bei Rrieggbeginn die Be zeichnung Monte negro erfunden ha ben, dürfte auf einer irrtiimliehen Deutung des Wortes ,,trn« beruhen, indem sie eg mit ,,crn" (spr. tscherm —- schwarz, verwechselt haben. Es gibt wohl in der gleichen Rette einen Berg, der ,.Cina prst« — schwarze Erde genannt wird. Dieser Berg hat den Namen nach einer breiten Fels platte aus schwarzem Schiefer, die na he am Gipfel in das weiße slaltgei itein eingesprengt ist. Die Crna prst, die übrigens nur eine Höhe von 1844 Metern erreicht, liegt aber bei Wochei ner Feistritz, volle 20 Kilometer ost lich des Kru, so daß eine Verwechs lung beider Gipfel wohl ausgeschlos sen ist; es dürfte auch den Jtalienern schwer gelingen, die Crn prst se zu Gesichte zu betommen. — »Deine bifte deutsch!« Stand da auf irgendeiner Station ein Güterzug, der sich friedlich aus deutschen, yolliindischen, französischen und belgischen Wagen zusammensetzte, die letzteren mit dem dräuend aufge richteten belgischen Löwen geschmückt Aber das Wappentier war symbolischs getötet. Es war mit Kreide einfac nial kräftig durchstrichen und daneben standen die kurz und biindigen Wor te: »Jetze biste deutsch, verstandan« heiteres m einem hemmen sammt Ein Feldgtnuet mit dem Bande des Eiseknen Kreuzes erzählt.von dem slcchtartigcn Rückzug einer russischen Abteilung-: »Die Rasse hawme cwc gedacht: liewer emnl e Vertelsiimn feig als des ganze Lrwe dot!« — Ein verschmitzt drcitifchauender Ha nuuer belehrt feine ländlichen Keime-— taden über den Unterschied zwischen Lumpion, Ehampion und Champig non: »Die Babbierlnderne wo die Kinner truge, des sinn Lampinjong; Kinder und Greift v ,,Gtos3vntcr, Nas; mit beide noch ein-nat zusmnmen marschieren soc-iden, tmt in keinem der Märchen urstnndui, die du mir erzählt l)astt" die Schwämme wo die reiche Leut esse, heißt met Schwampinjong, und wer am beste rudem kann, is e Schampinjong.« — Ein oberhessischer Bauer spricht von französischen Ge fangenen, die er transportiert hat: »E bissi Deutsch konnte se schont Kn mernd konnte se ganz gut sage Iqu Atdilletie unn stavallerie!« —- Ein Vettvundet , der in ein anderes La znrett übergesührt worden ist, schreibt in einem Dantbries on die Schwester vom Roten Kreuz: »Hier geht es unr- auch nicht schlecht, ubes man wird doch härter angepactt, denn hier ist lautet Herkcnpersotml und keine Damenbedienung!« Ein Stoßseufzer in Esset-itz. - v — v Tat-u ji, dir Sache-acht weim- fch icf. Zu.««c)k.dcsli-1llc11 unfru- Plijnc ins Woher — und zu Wasser flicsfrn unser-c Sänfte m tus- Luft.