W . Erinnre-ges — Erziihlimn von Geer-a Piderin Herr Benno Rad-e, der eine groke Schmuekfedsernfadrik im Osten der Stadt besaß, war aus kleinen In fängen durch unermüdlich-en Fleiß ein reicher Mann geworden. Er hatte die Weisheit bestätigt gefunden. daß Geld auf der Straße liege für den, der sich danach zu bücken verstehe. Herr Rade war in der oberen Etage des alten hauses am Ufer des Kanals wohnen geblieben, wenn auch alle feine Geschäftssreunde nach dem Westen zogen, dessen Häuser jenen »unentdel:rlichen' Komfort der Neu zeit baten. Seine Fabrik und die übrigen Ge schäftiräurne befanden sich in einem Seitenfliigel des Hauses; wie hätte es ihm in den Sinn kommen kön nen, eine Aenderung vorzunehmen! Der bald sünszigjiihrige Jungge selle war nicht nur reich. Er war auch bequem geworden. Wenn er in feinem Korbsesfel saß, der dei jeder Bewegung leise knifterte, pflegte feine Schwester, die ihm die Wirtschaft führte, zu sagen: Jst ist schade um dich, Bruna, deine Wodlbeleidtheit läßt dich älter erscheinen, als du dist.« »Wen kiimmert mein Aussehen? Wer fragt danach, ob ich schlank oder breit din·?« »Ich, deine Schwester.« »Du, meine Schwesterl« Es sollte spöttisch klingen und bekam einen zärtlichen Untertan. »Du hast in deiner Jugend eine gute Figur gemacht, damals-, nach dem Krieg gegen Frankreich —- als du zurückkamst. Wie schlank warst du! Welchfgute Haltung hattest dul« »Das ist gewesen —- und wenn du mir Vorwürfe machst über mein Aus sehen, was soll ich von dir sagen? fDir könnte eine Liegetur oon Nutzen ern." Fraulem Irr-inne lachte. Use müssen wir in diesem Jahr unsere Sommerreise getrennt unternehmen, weil wir entgegengesetzte Wirkungen erzielen wollen. Jch meine aber, schließlich gehen wir doch wieder rnit einander in ein billiges Ostseebnd.« »Ich ginge gern noch einmal in das alte Nest zurück, aus dein wir stammen-« »Ich nicht« »Warum denn nicht?' .Weik ich gennu weiß· daß die höuseiz die Berge. der Fluß, die Wälder in meiner Erinnerung ge wachsen find. Viel schöner sind sie geworden. Die Gärten vor den To ren erscheinen mir in Gedanken prachtvoll. Die Rosen dnsten süßer, und wenn wir hinkt-innrem seuszen wir über die Wirklichkeit Denn auch die Sterne ans Abendbiminel haben nicht mehr den hellen Schein, den sie damals hatten.«.... «Wann damals?« »Als wir jung waren und nur im Reich der Oeffnung lebten." »Du übertreibsi, Rosalie, und das tatest du immer.' »Du nicht, Bennoi Deine Gedan ken und Hoffnungen flogen niemals zu hochs» Benno Rade lachte gezwungen und sagte zwischen zwei Zügen nus seiner Pfeife: «Viel—-leicht.« Fräulein Rvsalie ließ ihr Strick zeug in den Schoß sinken und lausch te. Durch das pssene Fenster kamen die Töne einez Liedes, das eine junge Frauensiirnrne sang. »Die neuen Leute moran nnd aus der Provinz-« Herr Benno Rabc niclte und lauschte dem Volk-lieb und blies Rauchwaltenin die Lust und dachte an die Zeit nach dem Feldzug, als er eine gute Figur genacht hatte. Ja, damals hatte er wirklich im Land der Jllusionen und Hoffnun gen gelebt. Jn dem alten Eckhauz am Markt betrieb sein Vater-, here Benno Rade wissen-, ein Schnittwarengeschtist — Benno Rade jin-sol- batte niemals etwas anderes gedacht, als daß er der Nachfolger seines Vaters werden tönnte, aber als er aus dein Feldzng heimtatn, ein junger Held mit dein eisernen Kreuz und einer schweren Verwundung, bildete er nur knapp ein halbes Jahr den Mittelpuntt des allgemeinen Interesses. Man pflegte ihn, bis er gesund war — aber als er wieder hinter dem Ladentisch stand und mit der Elle hantierte, war er wieder Benna Rade jsini0r, der nicht zu den honaratioren gehört und den die Töchter dieser Kreise rnit Zurück haltung behandeln. Das hatte Benno Rade nicht ertra gen tönnen, denn sein hetz wallte von solchen Schranken nichts wissen. Er sag in die Welt und konnte sich nicht entschließen in den Schnittwm tenladen arn Warst zurückzukehren in detn Rosette all Stsse der al ternden Eltern waltete nnd ähnliche Erfahrungen nachte. Die seien-. Rat daß sie die EIN-Ist die ide Issessst W« set-Mast und still Ideen-and. · MADE Its-fis der die-: Ost-site ver vsten W - " stim, und M Inder tu W sein Sommer tros deiner Abmachung in die alte Heimat.· Resolie zuckte die Achseln. »Du magst recht boden. Jm Lin sang ist man enttiinscht. Aber wenn die- Vergoldung absiillt, die wir der Wirtiichleit geben, bleibt nicht genug übrig. an dem man sich srenen lnnn?" »Ich weiß nicht." »Aber ich weiß es —- die alte Liebe bleibt.« Die alte Liebe! Benno Rade er schrak selbst, ali- er das Wort aus sprach. Rvsalie wiederholte »Alle Liebe.«— Dann nach einer Weile begann sie: »Weißt du noch, wenn Marline Bör ner tiber den Martt ging? Dann tratest du erst in vie eine Tiir des Ladent, die aus den Markt siibete,’ und dann in die andere. die den Ein-! gang von der Straßenseite bildetei Und das alte Fräulein von Jsselss barg, die pensionierte hosdame, die uns gegenüber wohnte, und das Trei-; ben aller derer« die am Miikltplngs wohnten. von ihrem Fensterspiegeli aus beobachtete. hat zu unserer Mut-i ter gesagt, als sie sich eine schwaer seidene Schürze lnnster «Gut, daß! Jhk Haus km Eckhau- ist —- sp ecmal Herr Benno wandelnde Gegenstände von verschiedenen Seiten und Per spettiven betrachten." « »Damals schalt der Vater zum erstenmal iiber deine Dummheit, die er eine Eselei nonnte.« »Ja —- und meinte, hossentlich bliebe diese Liebe nur eine Episodr. Man lönne viel Mädchen lieben. aber zum Heiraten gäbe es Mir eine.'· »Unser guter Vater-. Wenn du ganz ehrlich sein willst, war dies blonde Mädchen daran schuld. das-, du ledig bliebst-« Benno Rade lächelte webmiitig gliiellich. »Wenn dn es so bestimmt weißt, warum soll ich widersprechen. Jch durchlebte vorhin in Gedanken alles das, was du eben laut werden ließest Jch babe die blonden, schlan ten Mädchen immer m schönsten ge t-.-k-- « just-III »Nun wollen wir nicht länger zu rück-. sondern vorwäetjblicken.« .Nein, ich habe das Bedürfnis, zu rückzudenten, und nun halte still und laß mich reden. Es ist ganz heil sam, davon zu sprechen. wie steil der Weg war-, den ich zukücklegte —- bis zum reichen Mann. Die Hahnenfe detn, die ich auflas und gläiieie und un den Enden mit dem Fedetmesset träufelte, um sie iiit deinen Winter hut zurecht zu drehen, bildeien den Anfang meiner Schmuckfedekninbtik.' »Wir waren sehe bescheiden erzo gen nach dem Motiv: »Aera-sie nicht dns Getingek«« Die beiden hingen wieder ihren Gedanken nach. Der Abendwind trug den Wassetgetuch des Kunnli herauf — zwischen die Lieder. die ein junge Stimme immer noch sang, midte sich det inniieknde Flügel schlng der Wildenten, die tagsiibet den Konnt aufsuchten, um abends nach dem nahen Waldiee zurückzu fliegen. O I i Am anderen Tag um die Mittags zeit, als Herr Benno Rabe die Treppe hinausitieg —- eine breite Treppe mit altmodischer Raumverschwendung an gelegt —, überholte ihn die Nachbarin von nebenan, die junge Frau, die mit ihren Liedern alte Erinnerungen ge weckt hatte. Sie trug ein hellblaues Sommertleid von billigern Stoss, das sah Benno Rabe aus den ersten Blick. Wollmuiielin, aber geschmactvoll ge macht, nicht letzter Schick, nein so, als ob es die junae Frau selbst zu geschnitten und genaht hätte. Auch daß sie blondes Haar und blaue Augen hatte, entging ihm nicht. Er war ein wenig bestürzt, als sie an ihm vorbeiliei, und ließ ein Palet Brieie aus der Hand fallen, weil er ins Stolpern geriet. Seine Au aen, die der Vorübereilenden solgten, hatten das Sinsenmaß falsch genom men. Die junge Frau bückte sich und hals die auseinandersallenden Blät ter aufsammeln Er wehrte ihrer Höflichkeit aber sie war slinler als er und reichte ihm lächelnd die zusammengerassten Blät ter hin. ,.Rabe. Benno Rabe«, stellte er sich bor, nachdem er seinen Dank ausge sprochen hatte. »Ich weiß es, here Rabe. Jch lese jeden Morgen den Namen aui Jbren Tüeichild. Jn dieser großen Stadt weiß man nicht viel mehr von den Mitbewphnern eines hat-sei als ihren Namen. den man aus Im Tite kchäd sieht, wenn man ihn überhaupt . « here Rabe sagte, im Beitetqehern wie sehr ihn und seine Schwester ihr Gesang ersreut habe Ali er sich von ihr dem-di det hatte, warf er einen Bli- nu ihr’ Tsirschild. —- «deubnet, Oberlestee.« ·- Und dann blieb er eise- - blies nachdenklich M nnd Ist-s wie ihn das san-te W M,» alt morden zu seit-· cis- TMJ behenden Mann hebt eine fresse see-as lein M ans. ; Und dann hatte ihn die Feste ans etwas erinnert —- eae sei-e Meinst-z sche heimat. Sie TM seit esse-s leicht since-sey III- Istk das Wes Wes-«- -« TWFI Jst-ish- sowme ums-il W Augen —- selche Auges-braven hatte EMarline Wer —- Unsinnt Er Ischakt sich einen alten Esel und schloß Edie Tiir zu seiner Wohnung aus. Als er Rosalie sein Erlebnis er zzälfth lachte sie und gönnte ihm die Erfahrung s »Auch das noch.« « Dann lachten sie beide, um zuletzt »wehmiitig zu werden. Es ist eben ein sonder-dare- Ding, tpenn das Al ter auf einen Menschen zukommt. Benno seufzte: »Mit unseren Er innerungen sind wir beide nicht ganz fertig geworden, sonst tviirde mich nicht jede junge Frau mit blondem Haar und dunklen Brauen iiber blauen Augen an —- meine Jugend erinnern — und du würdest weniger Scheu haben, in die alte Heimat zu reisen.« I I I Einige Tage danach kam die junge Frau, um die Schwester des herrn Rade um einen Rat zu bitten. Sie tam gegen Abend. Die Geschwister saßen in ihrem Erker Die junge Frau klagte, dasz sie sich in der großen Stadt nicht zurecht tinde. »Sie lommen aus einer kkeinen Smle fragte Fräulein Rosalie. »Ja, aus Buschenhagen —- mein Mann stammt aus der Mark, ihn zog es hierher zurück .Sie —- sind mit den Börners ber tvandt?« fragte here Rabe und fühlte einen Stich im Herzen »Gewiß — das ist meine Mutter — Martine Börner.« Nun übernahm Rosalie die Un terhaltung Sie fragte und liesz sich erzählen. Mariine Börner hatte den reichen Fabrikanten hegelmann ge heiratet. — »Wie befinden sich Ihre Frau Mutter?' Benno tam seine eigene Stimme ganz unwirtsich vor. .Oh, der ging es aut. War sie wirklich einmal das schönste Mädchen im Ort?« .Tas war sie. Tie Schönste weit und breit.' Rasalie erzählte und Benna ezss gänztr. »Es-roch Ihre Frau Mutter nie mals von der Zeit nach dem Zelt-zug, von dem großen Friedensfest, bei dein alle Häuser illnminiert waren — die Gloden läuteten, und alle jungen Mädchen schwarzweißrate Bänder trugen?« .Ja. gewiß ost, wenn sie etwas recht Lustigek erzählen wollte, sprach sie von jener Zeit —- von einem pral ligen Verehrer-, der unendlich somi sche Manieren hatte — ich glaube, er hat ihr sogar die hanp geküßt und eine Liebesertlärung gemacht. — Sie sagte dann immer zu seiner Ent schuldigung: .Er war im Grunde ein ehrenwerter Kerl —- aber damals ge-. rieten die Menschen leicht in eine Art Rausch und vergaßen Rang unlt Stand.« Nachher kam alles wieder ins alte Geleise. Ach Gott,« sagte sie immer zum schloß, .es mag leich ter sein, eine Kanone zu erobern — als ein Mädchen, das jin Rang über uns steht.« Die Geschwister schwiegen. Die junge Frau bemerkte nicht ihre blas sen Mienen —- sie erinnerte sich an das vergnügte Gesicht ihrer Mutter, die so herzlich lachen konnte. »ilebrigens —- wie ist mir denn — herr Ruhe —- «Benno« Rade — steht nicht auch Jhr Name aus der Ehrentafel in unserer Stadttirche2' »Ja — ganz recht,« sagte Rosalie und feste sich geraden »der Name meines Bruders steht dort — denn er eroberte bei Spichern eine Ka none.« Die junge Frau zog die seinen Brauen hoch. — Wie war das denn? — War dieser alte Herr am Ende jener Verehrer ihrer Mutter, iiber dessen drollige Manieren sie heute noch lachte? Das wäre fatal· — Sie verabschiedete sich bald, es lam teine rechte Unterhaltung mehr zu stande. Sie ging und dachte, es taugt nichts, wenn man in der Groß ftadt Betanntschaften anlniipft. — Als die junge Frau gegangen war, stand Benno Rade auf und trat ans Fenster. Er blickte auf die Baum kronen, der Sommerftaub hatte ihren Usttern schon eine graue Färbung gegeben. Aller Glanz war von seinen Erin nerungen gewichen. Nun wußte er ej —- der große Liebesschrnerz seiner Jugend war siir Martine Bittner eine lustige Episode gewesen. Ein schriller Pfiff zerriß die Abendstille —- das Feierabendsignal slir seine Fabr-it. — Da fiel ihm seine Arbeit ein — sein Wert, zu dem ihm jene Ent tiiigfchung seiner Jugend den Anstoß ga Er hatte eine heimat verloren und ein Arbeitsfeld ewonnen. — Seine Sch er war zu ihm ge treten. —- Sie legte ihre cand auf seine Schulter nnd sagte: «Deine Musche und Miasma-n flinme einer falschen Richtung damals, Benno — aber unglücklich bist du doch nicht, nunf da du Crit deiiien ftzrtni neru ertigtper niu .M cergoldung ist betreffan abgetrifchk Malie —- aber es bleibt Mir meine Iriett und die Verpflich .Wut zu fein.« den sang wieder die junge »Frau, und von unten hepuf klang der Wunder Mohsiadt W Cis-« Ischthhrt sit der stattsam-L · Etiize ans den-i Hamburger Infeiilelien von C. L Die Brise war zum Sturm ange wachsen. Tief ning der hiinniel über dein Strombett; fcharf wie Ru ienliiebe ttatschten mir schwere biegen iiopfen ins Gesicht, und nur mit Miibe konnte ich« bart an ber häufen reibe entlang schreitend, den Böen wie dersteben, bie die Wellen des Stromes mit solcher Gewalt gegen den Kai peitschten, baß der Gischi bis weit auf di Straße brandetr. spie-such sitt-in Weine-i Stoß ge gen die Schulter, daß ich suriicttaiis inelte, und im gleichen Moment tauch ien, aus einein schmalen Seitengiifzs chen toiiiinend, zwei mit Booteriemen beladene Gestalten auf, die sich iiiit einein flüchtigen .wo:srschii« Wehmt met- in achttf an mir parbeischaben· Dein Aussehen nach tonnten es Stromsischer sein« und sie wurden inir auch kaum fonderlich aufgefallen seiii wenn ich nicht an der Backe bei einen eine flammenbiote, tiefe Narbe beobachtet hätte, vie dein fcheucn Ge sicht einen wilden Ausdruck gab· Ueb rigens mußten sie es sehr eilig haben, denn sie verschwanden, ohne sich zu eilt chiitdigen oder auch nach mir um zu lieten, am fenfeitigen Simsienians de. wo eine sogenannte Jakob-leitet zum Jollenponton ainabfiihrtr. »Die können doch bei dein Sturm nicht fischen wollen-« dachte ich un willkürlich; aber mir blieb teine Zeit, ihnen nachzufpiilien denn iim zwölf Uhr sollte ich an der Riedeibaumi brücte sein, und es fehlten laum zehn Minuten an ber Mitternacht Doch ich ereichte mein Ziel und fiaiid nun harrend auf dein spärlich ethellten islnlegepontom der bei dem Westen itoß beängstigend tnarrte und ächzte itnb wie ein gefesfelteo Tier an feinen Besestigungen riitteltr. cis Sud Also M iustitiam-II« i »Ich werde mich doch nicht vor ein Haar Regenböen fürchten, erwiderte lich lachend und sprang aus das Fahr zeug über, das sosort seinen Kurs aus oie Mitte des Strome· nath Der Führer begleitete mich in oie ileine Knjute. woselbst pas Gespräch oalv aus den Dienst inm. »Ja den legten Wochen sind unge wotsnlich viel Oiebstähle und Eindru che auf Schiffen vorgekommen«. be richtete jener, ,die Tater müssen mit groser Vorsicht zu Werte gehen und —- gute Abnehmer haben, sonst würden sie unseren Leuten, deren Ei ser und Geschick ich oielsach schätzen gelernt habe, nicht vie jeyt entgangen sein.' T .Jr. einer Nacht nie der heutigen swerven oie Piraten wohl zu hause ieiben.« «Mögiich —- doch sind gerade sol che Nächte sur lichtscheuee Gesindel wie geschossen. Bei dein Lärm ver Natur wird ihr «Vtrbeiten" arn teichtetten überhört.« ,.2a haben Sie freilich recht — und wohin gedenken Sie die heutige Streife zu rich«en?« »Ich werde den Hauptliegeptah der Oberlander Kahne, den Saalehafen, überholen lassen; eb aber die Streife Erfolg hat oder nicht, wird sich erft zeLgen mussen.« « Jn diefem Moment fchrillten im Maschinenraum mehrere rafch aufein anderfolgende Gloaenzeichem und vom Dea ber wurden Stimmen laut. Aue der Raiiiie tretend, sahen wir, wie der Steuermann das Ruder herum warf und das Schiff feinen Kurs fah änderte, um bald darauf zu ftops pen .Wnt is, Laufen?" fragte der Füh rer. »Er Kerls sind jatooll fpruttens »dann, dat fei bi Nach u Nebel ohn’ Dichter feil’nt Gliet weur iet up den jverfluchten Kasten «rupfol;rn. Hallo. »flapt ist« , Keine Antwort· . . aber hart an Steuerbord trieb eine duntle Maer iachter auo dem inneren hafen zu. Es jwar eine beladene Schule, die der Sturm oon ihrer Beriäubung gekif fen unr die nun führerlos vor dem Sturm und Strom trieb und dem Sinten nahe war. Da sie den Ver tehr aqu außerfte erfährt-ein mußte fie fo rafch toie möglich geborgen und an einen sicheren Liegeort gebracht werden, was unfere Weiterfayrt um eine halbe Stunde oerziigerte. Bald liefen wir in den Hauptbafen ein, der durch ei nen schmalen Kanal mit einer Schleu fe mit dem Saalebafen in Verbindung siebt. Troß der Rachtftunde ruhte der Verkehr nicht ganz; eine Viermaftbart, die zur Ausreife tiarrnachte» wurde von zwei Schleppern auf den Strom verbote. Um Kai machte ein eben eingelaufener Dampfer Mi- wobei ebenfalls mehrere Schlepper affiftieri ten dann fuhr unfere sarkaffe in den Schleifentanah wurde durchge xchleufi und gelangte in den Saalehai as . ier al o vollen Sie H - essend nrsienk fragte täw m Der iibrer antwortete nicht gleich, fonbern horchte eaiif den ten einer Standpfetsp die troi des Sturmes versieht-UT toar und vorn lmfeitiaen Ufer aus untre-betet wurde. .Uir find gerade noch sur Zeit ge der Arbeit. Fertig, Kerl-l« Schon hatten sich die an Bord he t'..edllchen Untergebenen, silnf an der Zahl, ihrer Oelröete entledigt und handlaternen hervorgeholt. «Sall iek fleutenk fragte einer ln dienstlichee Haltung. »Noch nicht, vorwärts Stürmann.... full peed!' Wieder schrillten Pfeifenssgnale durch die Nacht. Auf mehreren Röh nen schlugen Hunde an, hier und dort wurden ärgerliche Stimmen laut. Während das Boot oortoärtsschoß, musterte der Führer mit feinem Nachtglas die Reihen der oertäut lie genden Flußfchissr. ,Dot rechts achtet de drütte Zill, iel will rni hangen laten, wenn dor nich -n Jos' verstounn Hebt ji nix sehn, Lüdt« Zwei von ihnen glaubten eine ähnliche Wahrnehmung gemacht zu haben wie ihr Kommandeur5 die andern konnten nichts Bestimmte-c- sa gen. .Vortvörtö, Stürmann. . . .mehr Backbord!« Noch hatten wir die Stelle, wo die verdächtige Jolle verschwunden sein sollte, nicht erreicht. als vom andern Ende des Hafendeaens her eine Bar laffe auf uns zu hielt. Auch diese toar mit Beamten der hofenpolizei befest, deren Führer untern-. Kom nmndeur berichtete, daß man ein ver dächtiges Boot mit zwei Jniassen ge :!chtet, ed aber wieder ans den Augen verloren habe. «Siiid beide User borschristtmöszig belehrs« »Jawol)l, herr Kommnndeur. Vor ver Sachsenbriiae liegt außerdem die Bartasse V.' »Gut, so können uns die Burschen ktiuin entgehen.'« Er gab nun seine Befehle. Schnell waren beide Bartnssen neben den Hil len festgelegt and diese selbst von den Beamten erstiegen. teliich der Kom niandeue schloß sich der Streise an,’ um die Maßnahmen persönlich zu überwachen Linn dein Klassen der Bordbunde ausgeweekt, erschienen meh rere der Kahnechnssee, uin sich nach der Ursache des Lärms zu eriundis gen. Auch eine Weiberstiinnie wurde hörbar; da iiber niemand aus inr stei- : ien Rücksicht nahiii und ier der Nord-s « irsest unsanst uin die Ohren pfiss, ver- I schwand die Frau bald wieder uniers Led. i Erst nach etion 40 Minuten ersl schien der Komniaiioeur wieder. Eri war sehr ernst geworden. »Nun has ! Sie etwas erreicht?'· sragte ich. ] Einen der beiden Spiybiiben ha-’ ben meine Leute nach vieler Muhei und unter eigener Lebensgesiitirs dixigsest gemacht; der andere iii entq weder entkommen oder —- traun-« ken." · «Ertriinken«k« ries ich schaudernd. «Walirscheinlich, denn auch den Fesigenommenen mußten ivir uns dein Aussee holen; er hing, um nicht ent deckt zu werden, an der Irr-sie einer Zille bis un den hal- im Wasser und würde schwerlich gesunden worden sein« wenn er nichi schließlich selbst m Dilse gewinselt hätte. . .der Feig ling.« «’.sia, da tvunsche ich Zhnen zu oem Erfolg von Herzen«. . »Dann Sie auf', unterbrach er inich rauh, »nur das nicht! Ich hätte v·«.l darum gegeben, ivenn der Lump versoffen aber wenn ich wenigstens nicht babei gewesen wäre, als sie ihn heraufholten . . aber das ist nun mal jber Dienst·« . Er wandte sich ab und starrte in die Nacht hinan-, ohne sich uin mich weiter zu tiirninem Sein Benehmen wiirde mich ernstlich verletzt haben, wenn ich niir nicht gesagt hätte, daß den sonst so liebenswürdigen Mann etwas Besonderes, Niederschtnetterns des aus dein seelischen Gleichgewicht gebracht haben musztr. So enthielt ich rnich aller-Fragen Nach turzer Zeit wurde die Jolle längsfeit gebracht, die ben Dieben altl Fahrzeug flir ihren Raubzug gedient hatte. Sie enthielt zwei Oelrcite, ei nen Satt voll Garberoben und Wä sche, ein Faß Salzfleisch, Messing hähne, eine Blenbluternr. Dieiriche, Vrecheisen und Tal-wert usw« Alles wurde genau zu ';!rotoioll gebracht, die Jolle selbst aber samt den sorgsam iiniwickelten Nabern (Ri sue-U ins Schlepptait genommen· bleichoein noch die Meldung eingetroffen war, gaß der Verhaftetr der nächsten Wa che übergeben fei, ließ der Korn mandeur die Rikckfahrt antreten, wah renb einige-der Beamten die Suche nach dein Ver-nisten fortsetzen muß ten. Ali wie daran wieder in der Ka jute zusammentraf-m verhielt sich niein Fiihrer zunächst noch so schweig sain wie zuvor. Plöiiich aber ließ er die Faust schwer auf ben Tisch fal len und rief: «Entschulbigen Sie bit te, niein Benehmen . . . aber ich lsnnte es nicht o schnell überwinden. Es ergeben sich in Dienste site unser einen bisweilen Situationen in denen inan sein seaintentiiin ziiin Teufel wsnschen nnd niie Mensch sein mischte . . . leider ohne es zii tönnen Sie, wissen, baß ich vor meinem Ueberteltt ins dasenpolizeitorps alt Osfizier der handelsniarine fuhr. Ill- er ter Steu erniann der Vierniastbart «cllen« hatte ich in meiner M — Jun gen von guter hertnnri usw erzie hung, den seine bereits seit Jahren Iverioittwete Mutter, derlnian re an sah, dass sie bessere Zeiten gesehen, Krisis-l an Bord brachte und —- da der Kapiiön abwesend wnr —- mir ist-ergab. Der Bengel war gutmütig und sehr anstellig, so dass ich allerlei Hoffnungen aus ihn setzte uno dies auch der Mutter gelegentlich brieslich kuritteiltr. Nur ein gewisser Hang zur Ungebundenheit und zum Leichtsinn niißsielen inir an ihni. weshalb ich ihn bei passender Gelegenheit vornahm und unter vier Aussen ein ernsies Ist-Hort init ihin redete. Er versprach finir das Beste und hielt sen mich slangere Zeit zu meiner Zuttieven Hheit. Als ich später die Führung der T»lJ-llen« selbst übernahm, liatie ich ’ihn gern als Matrosen an Bord be halten, aber mein Jnteresse an seinem Fortlonitnem vielleicht auch meine ge legentlichen Vorstellungen wenn ihn der Leichtsinn weiter als gut war zu siihren·vrohte, müssen ihm wohl unbe esuesn geworden sein, denn sobald er toniite. zerriß er bar Band zwischen uns unp nahm aus einein englischen Schisse heuer. Das war nun zwar sein gutes Recht. euch sogar orgreiss tsch; dass er aber seiner alleinsteltenden Mutter von diesem Schritt leine Mii teisung machte, sie auch bis an ihr Ende ohne jede Nachricht über seinen islusentbalt lies-» nor niedertröchtig, und ej hat niir in der Seele ioeh getan, ihr aus alle Llnsragen nichts äiber ihn melden zu sonnen. Denn auch ich holte ihn. von einer einzigen unersreiilichen Benennung in Ant iverven abgesehen —- er war an einer Schlägerei beteiligt und lsntte einen tiesen Messerstich in die rechte Blute erhalten. die ich verbinden cals — nicht wiedergesehen —- dis heute. Daß aber gernde ich diese Mochi Dienst liriden, daß er gerade mir eile gemei ner Spitzbube in die Hände rennen n ußte« dxio wiir mir bitterer nie altes Voraussetzungen Weiß Gott. ich hät te ihn lieber aus dem Grunde der Elbe gewußt, ais ihn so wiedersehen zu müssen. . . oder wag dar-um gege ben, wenn wir den ans-ern stritt seiner ges-ißt hätten« Er schwieg und sliiszte den Kopf schwer aus dir Hund; eine Träne stahl sich zwischen Pen Wimpern her vor. Da erhob ich mich leise und trat our dur- Teet hinaus, denn auch mir ioar eigentümlich nino Herz gewor den. Als ich die Erzählung meines Freundes überdachte, fielen inir plötz iich die beiden Stromsischer ein, mit denen ich vor dem Anboidgehen zu :nininenxieitoszen mir. Linie nicht oer Lomrnondeur oon einer tiefen Wunde in der Bin-e des jetzigen Arrestonten gesprochent Und hatte jener Mann, oet sein »wohrschu« murmelte, nicht eine tiefe Nurde ge z.'.gt? . . . , « Es wehte immer noch eine harte Brise, over ihr Hauch tat rni- roch-. Wir waren wieder nus dein breiten Strom und drimpiten dein Niederha fen zu. Mo wir uno der Fährnelle nin Baalenhöst not-irrem erschou vom Pontrn her laute· Girhleii und wir sehen im hellen Schein der gegen den Strom hin utgedlendeten entni ittpen Bogenlnnipe einen schwerbezechs ten Makrosem dre unser Fahrzeug siir drio Iiihrdoot holten mochte und mit -i:eiden Händen ncch uns winkte. Der Leomniniideur besuhl dein Steuer mann. langsnni on deni Ponlon ent lang zu fuhren. damit er den Schierke riuitliireii und zur Ruhe innhmn iiSnne. Da entriß letzterem eine Bis den hat« und bei dein Bemühen, ihn wieder zu ergreifen, torlelte er vor wärts, stolperte und siel über neii Rand in den hochgehenden Eiter-i. Mich iiverlies es soli, denn bei oein Wellengang hielt ich ihn siir oerios ren. Ader noch eininu: sollte sich die Brot-our der Schiffsleute glänzend bewähren. ,Mann öwer Bei-ht« —- ,,-?-topv!" staunt tauchte der Verungtucrte wie ver aus, als auch schon, von geübter Faust g:schleu.)ert, eine tveiszgetxrichene Rcuungsvoje unrt neben then am Wossek fiel. Diese ergriff er zwar, aber ver Strom silhrte Mit-en und Boje schnell davon. «Ttvee Mann in e Joll raich!'« Schnell war die im Schlevu ge ,·’:hrte Jolle oen:a:-nt und loszetoori sen. Butt- hatte incn den achtet uus Treibenden erreicht, tnit einem Bootehalen erinszt —- und ihn -.nr Bord geholt, tvv er mit Decken um hiiltt wurde ,,Rn de Wuch, Stürme-um« Mit voller Krnst rauschte unser Fahrzeug dem weithin sichtbaren Ge viiude zu. Bevor ich mich verabschiedete, hielt ich es siir meine Pflicht dein Kom mnndeur von meiner Begegnung mit den vermeintlichen Stromsiichern Mitteilung zu machen. Er hörte in teressiert zu und :ies·. »Nein Zwei-· sel, es sind die beiden Spisbuben ze toe en; bei solchem Wetter gehe tent It cher aus den Strom. Geben Zie, bitte, Ihre Wahrnehmung zu Proto koll. 4sollte der eine wirklich entkom men ein, so di tet sich vielleicht ein Anhalt, leinetn ersten -.:. « Spur Zu situierten-« Natürlich ersullte ich seinen Wunichz dann aber gab ich den wett tern Männern die hand. Diese Nacht hatte mir einen Einbliet ln ihren ge enhrvollen und aufreibean Verus ge Ohr-It