Sonntagsblått des Staats Anzeigner und J ce r01d. v«·G Its-R Dis-i ftp ) - genfchemlich ganz gefesselt von dem Ein Dier- Yarher streut-J subsid. Von O. Denkt-. Carson Chalmers befand sick in feinen luxuriofen Räumen in der Nähe von Madiion Square, alt ihm fein Diener Phillipo die Post des Abends brachte. Außer der gewöhn lichen Korrespondenz, die er rasch durchflog, befanden sich zwei auslän diiche Briefe darunter, vie den glei chen Posisiempel trugen. Jn dem einen war die Photogra phie feiner Frau, die sich auf Reisen befand. Er warf einen lurzen Blick auf die ihm lo teuren Züge und be gann dann die Letture des zweiten, eines unendlich langen Briefes-, au Jnhnlt des Schreiben-. Dieser Brief war auch von Frauenhand und er enthielt giftige Weile« in süßen ho nig getaucht, oall oon hochaiten Un aeutungen über die Photographierte. Chalmers zerriß den Brief in tau ieno Stücke und begann in wilder Hast auf und ad zu gehen, wie ein Dichungeltiger, der zum ersten Male in einem Käfig eingespert ist, oder wie ein Mann, der in seinen vier Wänden« wuter, weil er Anlaß hat, an feinem Teuersten zu zweifelt-. Nach und nach lioerwand er »seine Ruhelasigteit. Philtivs war mit ei nem Male tm. Er trat niemals ein« er erschien auf der Bildfläche, wie ein richtiger «Deui ex machina'. .Wünfchen Sie hier oder auswärt zu speisen-P fragte er. «Hier-.«· erwiderte erhabnen-, »und1 in einer halben Stunde-« Er lauschte in trüber Stimmung auf den Jnauarij feurm, der -«poiaunenartig durch die Straßen Lilie-. ( »Halt rnal«, rief er dem Diener zu, der sich aus dem Staude machen wollte, «nle ich nach Haufe ging, iah ich auf dem Mai eine Anzahl Leutei in Reihen aufgestellt Einer hielt von( einem erhöhten Standpunkt herab eine Rede Weshalb haben sich die Leute dort in Reihen aufgestellt und was hnden sie darf« s »Heute die tein heim haben. Ob-l dachlose, ·derr'. jagte Millin .,D·ers Mann« der auf der Kiste steht. willl ilsnen ein sreiee Nachtlager schaffen. Gutberzige Leute, die seinen Appelli anhören, geben ihm Geld. Dann! sendet er. entsprechend den erhaltenens Gaben. Mann um Mann nach dem? NachtafyL Deshalb haben sie sich in» Reihen ausgestellt; sie erhalten ihres Betten angewiesen der Reihe nach, wie sie antreten.« «Hör’ mal«. sagte Chalmere, »so-» bald mein Diner serviert ist, laß ei nen der Männer herauskommen. Er; soll mit mi r speisen Welchen —?« begann Phillipjs zum ersten Male, seit er im Dienstes stand, seine Worte stammelnd. »Wähl« dir irgend einen aufs Ge ra:ewohl«, sagte Chalmers. «Sieh’ zu, das; er möglichst nüchtern ist — und einen gewissen Grad von Reinlichteit aufweist. Das ist alles-X Es war recht ungewöhnlich für Chalnieu, den Kalisen zu spielen. Al lein an diesem Abend empfand et die Wirtungelosigteit der gewöhnlichen heilmittet gegen seine Melancholir. Er wollte etwas Auszerorendtlichee, etwas im Stile Arabiene haben, um seine Grillen zu vertreiben. Nach einer halben Stunde war Phillipe mit dem herrichten der Lampen fertig. Die Kellner von dem Ylestaurant drunten brachten das schmackhafte Dinen Der Speisetisch mit zwei Gedecken strahlte förmlich im Glanze der Kerzen, die von rosafar L denen Ichirmen derhiillt waren. Und tun fiihrte Phillipj mit einer bezeichnenden Handbewegun —- alt ob er einen Kardinal oder e nen Ein hrecher begleitete —- den vor Mitte zitternden Saft ein, den er aus , hatte Man pflegt Ioiche Menschen Wende zu nennen. Der Cintretende P war das Wenn eines durch Feuer P den Nachtafyltandidaten herausgeholt havarierten Schiffes. Es schien, alt ob noch ein letztes Aufflackern dieses iteuerloie Menschenfchiss erglänzen machte. Gefecht und hände waren erst tiirzlich gewaschen —- ein Tribut un die onnention, auf der Phillipj befknnde hatte. Da landete nun das arme Wenn in dem mattbeleuchs reten Saale, ein wahrer Klecks in die g sen-. Bilde unrnwnifcher Autsiattung. Eine tranthcfte Bläer zog über fein Gesicht, das- von einem rötli en Stoppelbakt umratnnt war, der aft », b:e zu den Augen reichte. Phillips s stumm fcheiterte an dem Verfuche, ’ das hellvraine Dank in Ordnung zu bringen, dnä in wirken Strähnen der . uvviel und lich mit der Zeit den Kon turcn eines gründlich obgetragenen Hutes ungeonjzt hatte. Seine Augen s zeigten den Ausdruck twkiger Hoff nunqsiosigiesit. wie die eines Hundes der von seinen Quälgeiftern in die Enge getrieben wied. Sein Rock roat bis an den Hals zugetnöpst nnd ließ· bloß einen Viertelon breit einen Kra-« gen sehen, der einmal weiß gewesen war. Er war übrigens nicht im ge ringsten vertegen, als sich Chatmers erhob nnd aus ihn zutisi »Sie weiden mich verpflichten«, sagte Chaimees zum Fremdling ge wendet, »wenn Sie als Gast an mei nem Mahl teilnehmen.« »Mein Name ist Plumet,« sagte der Mann von ver Straße etwas barsch, »wenn es Jhnen so geht, wiei mie, dann werden Sie den Namens Jykes Tischgenossen ersahten wol ten." «Jch war eben im Begrisse, michi vorzustellen«, suhr Chalmers rasch dazwischen, »wollen Sie die Güte ha ben, mir gegenüber Plan zu neh men." - Plumer neigte sich etwas vorniiher, um dem Diener Gelegenheit zu geben« ihm einen Stuhl unterzuschieben E tpatte den Anschein, als oo ihm das Bedientwerden durch heslissene, galte nierte Latnien nichts Neues wäre. Phillipe stellte die Anchovis und die pliven nus den Tisch ,,Gut'«, brummte Blumen «ich sehe, daß es sich um ein Diner mit Gän gen handett, nicht wahrt Mir eben recht, mein erhobener Herrscher von Bagdad, du bist der erste Kalis mit einem echt orientalischen Aroma. der mir seit dein ersten Frost begegnete. Welch ein Glitett Und ich war der Dreiundvierzigste in Reih und Glied. Ich hatte eben meine Vordermiinner til-gezählt, als dein willtommener Bote mich zu dem Feste entvot· Jch hatte ungeiahr so viel Chance, heut' Nacht in einem Bette zu schlafen. als Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Wie willst du denn eigentlich die traurige Geschichte meines Lebens haben, ttll Raschid, — ein Kapitel mit jedem Gange oder die ganze Ge schichte auf einmal bei Aassee und Zi garrelsp «Die Situation scheint dir nicht neu zu sein«. bemertte Chalmers lä chean »Bei dem Barte des Propheten — nein —«, antwortete der Gast. ·Rew York ist so voll von wohlseilen Varun nl Raschids wie Bagdad oon Zlöhem Zwanzigmal hat man mir meine Lebensgeschichte mit vorgehal :ener Mahlzeit abgefordert. haben Sie schon jemand m New Yort ge sunden, der etwas für nichts givti Neugierde ist das Motiv ihres Wohl lune. Viele oon ihnen werden dich mit einer Münze oder mit einer be iegten Seinmel hestechen wollen; an dere spielen den Kalifen zur Melodie eines Rostbratens; allein die einen wie die anderen lassen dich nicht los, bis sie deine Autohiographie haben mit Vorrede, Fußnoten und unver össentlichen Nachtragssragmentew Nein. ich din iein Neuling im Ge schäft, ich weiß, was ich zu tun habe, wenn mir in Altagdad an der New Yorter Suhway ein Mahl vorge seyt wird. Jch mache auch dir mei nen Kotau und ich hin bereit, dir für das Diner das Geschichtchen zu er zählen." »Ja meinem Fall befinden Sie sich im Irrtum, ich will Jhre Geschichte nicht hören«, sagte Chalmers, »ich will Jhnen nicht verhehlen, daß es eine plötzliche Laune von mir war, die mich veranlaßte, irgend einen Un oetannten von der Straße zu holen. um mein Diner mit mir zu teilen. Jch oersichere Jhnen. Sie werden unter meiner Neugierde nicht zu lei den haben." «Ach, Unsinn«, rief der Gast aus und machte sich enthusiastifch an feine Suppe. «Jch habe nichts dagegen einzuwenden. Jch bin eine reguliire orientalische Märchensammlung in ro tem Umschlag mit ausgeschnittenen Blättern, wenn ein Kalif, wie Sie, seinen nächtlichen Rundgang macht. Um aufrichtig zu fein, wir Kerls oon der «Bettbrigade« haben eine Art Taxe fiir solche Fälle. Jmtner gibt. ei Leute, die einen anhalten und wis sen wollen, was einen auf der sozia len Stufenleiter so tief herunterge oracht hat. Für ein belegtes Butter-f brot und ein Glas Bier erzähle ichs die Geschichte, dass mich der Sufs so’ weit gebracht hat. Fiir Fleisch, G iniise und eine eTasse Ka fee erz« le ich oie Geschichte von dem hartherzii gen hausherrm sechs Monate im hospitah Stelle verloren und so fort. Ein Stück Braten und ein Viertel dollar für eine Untertunst zur Rach loeten die· Erzählung heraus von dem Vermögen, das an der Börse der schlungen wurde, und wie der arme Kerl stufenweise tiefer und tiefer fant. . . Dies ist das erste Mal, daß mir ein solch fplendidei Mahl vorge setzt wird. Jch habe teine Geschichte auf Lager, die dazu paßt. Wissen Sie was, Mr. Chalmerö, ich will Ihnen dafür die Wahrheit erzählen. wenn Sie sie hören wollen. Sie wird Ihnen weniger glaubhaft er-i scheinen, als manches tunstvoll erdachsl te Mädchens . Eine Stunde später lehnte sicå uns ser arabischer Gast mit einem rus zer der Befriedigung in seinen Stuhl ;uriick, während Phillipö die Zigarren und den Kaffee brachte und den Tisch abränmtr. «Haben Sie jemals von Sherrakd Plumer gehört?'« srug er mit einem fremdartigen Lächeln. «Jch erinnere mich des Namen-IT sagte Chalinertt, er war ein Maler, glaube ich, der vor einigen Jahren ein bervorragendes Ansehen genoß.« »Wer fünf Jahren«, sagte der Gast. »Dann ging ich auf den Grund. wie Blei im Wasser. Jch bin Sherrard Plumer. Das letzte Bild, das ich malte. verkaufte ich für 2000 Dollar. Nach diesem tonnte ich fiir ein Gratispgrtriit keinen Abnehmer finden.« »Was war der Grundt« mußte Chalmerg fragen. »Ein drottigee Grund«, bersegte Plumer bitter. ,Jch selber tonnte et niemals recht begreifen. Eine Zeit lang schwamm ich wie ein Rort oben auf. Jch fand Eingang in die gute Gesellschaft und Aufträge in Massen. Die Zeitungen nannten mich den Mo dernaler. Dann begann es mit den drottigen Dingen. So oft ich ein Porträt beendet hatte« pflegen die ·Leute, die es besichtigten, zu iliistern und einander mertwiirdig anzuse X n. Jch fand nur zu bald heraus, was es Init meinen Bildern auf sich hatte. Jch hatte die Eigenart, in dein Ge sicht auf meinen Porträt-s den verbor genen Charakter des Originals her auszubringen Jch weiß nicht, wie ich dies tat —- ich malte doch nur was ich sah —- allein ich weiß« daß ei mein Ende war. Einige meiner Besteller wurden ganz wiitend und weigerten sich, die Bilder anzunehmen. Jch malte das Porträt einer sehr schönen und populären Dame aus der Gesten Gesellschaft. Ali ich es fertig yatte,sah esihr Gatte mit einem ganz besonderm Gesichtsausdruck an. und eine Woche daran reichte er die Schei dungsllage ein. - Jch entfnne mich des Falles eines angesehenrn Bankiers, der mir saß. Alt- ich sein Porträt in meinem Ate lier ausgestellt hatte. tam einer sei ner Bekannten, um das Bild anzu sehen. .Mein Gott«, ries er aus, »sieht er tvirllich so aust« Jch sagte ihm, daß das Porträt für sehr ähnlich gehalten werde. »Ich habe diesen Ausdruck um seine Augen noch nie vorher bemertt«, sagte er, »ich denke- ich gehe mal hin nnd ziehe mein Bantlonto zurück.« Er ging auch hin, allein der Bankie. war satt und mit ihm auch das Konto-. Es dauerte nicht lange, und ich sah mich ohne alle Aufträge. Die Leute wollen nicht, daß ihre geheil nien, gemeinen Gesinnungen sich im Bilde ossenbaren. Sie tönnen lächeln und ihr Gesicht zu einer Fratze ver ziehen nnd sie täuschen; allein das Bild kann es nicht. Aus wars- mit meiner Porträttunst und ich mußte sie aufgeben. Jch arbeitete eine Zeitlang sür eine Zeitung und dann siir einen Lithographen, allein meine Arbeit hatte überall den gleichen verhängnis vollen Essett. Wenn ich nach einer Photographie zeichnete, wies meine Zeichnung charakteristische Ausdrucks nuancen aus, die man in der Photo graphie nicht finden konnte, die aber sreilich im Original vorhanden wa ren. Die Kunden beschwerten sich lebhast, besonders die Frauen. und ich konnte nirgends lange meinen Plah behalten. So begann ich denn mein müdes Haupt an die Brust des alten Bacchus sn lehnen. Und gar bald stand ich in der .Bettbrigade« nnd erzählte Lebensmiirchen siir naht haste pendem Langweilt dich, mei ne wahrheitsgetrene Geschichte, Kalis? ch kann, wenn di» vorziehst, das Wall Streetsllnglllcksregister auszie hen, allein das bedar der nötigen Tränenbeglettung, un ich fürchte, daß sie mie nach dem guten Diner nicht so leicht zu Gebote stehen wird.« »Nein, nein«, sagte Chalmers ernsts ,Sie interessiert mich sehr haben alle Jhre Porträtt irgend einen un angenehmen Zug ausgewiesen oder gab ei Leute, die der Prüfung h tes merkwürdigen Pinsels still el ten?« «Cinige, ja,« sagte Planken »zu meist Kinder, auch ziemlich viel Frau en und eine kleine Anzalfl Männer. Alle Menschen sind nicht chlecht, wie Sie wissen. Wenn sie nichts aus dem Gewissen hatten, waren auch die Bil der recht. Wie gesagt. ich lann’s nicht erlärem ich kann Jhnnrn nur die Taqtlsachen berichten.« us Chnlmers Schreibtisch lag die Photographie, die er am Morgen mit der Austandspost erhalten hatte. Er ließ Plumek eine Stizze da-’ nach machen. Nachdem dieser sertig war, erhob er sich und streckte dies Glieder. »Es ist sertig«, sagte er gähnend,l »entschuldigen Sie mich, da ich Sie so lange aufhielt. Jch sand Interesse an der Arbeit. Himmel, bin ich aber mühe. - Hatte tein Bett legte Nacht, müssen Sie wissen. Jch denke, ich muß jetzt gute Nacht sagen, Beherr scher der Gläubigen.« Ehalmerg begleitete ihn bis- zur Tür und steckte ihm einige Banlnoten zu. »Oh, ich nehme sie gerne. Das ge hört alles mit zu meiner gegenwärti gen Lage. Dante. Und auch für das sehr gute Diner. Jch hoffe, daß e sich nicht als Traum herausstellt, wenn ich erwache. Lebe wohl. mein trefflicher Kalis.' Wiederum schritt Chalcners aus dem Teppich rastlos auf und ab, allein so weit als möglich von dem Tische, auf dem die Pastellstizze lag. Zwei-, dreimal wollte er sich ihr nä hern, unterließ es aber. Er tonnte den Glanz der Farben wahrnehmen, allein seine Angst hielt ihn in einer gewissen Diitanz. Er setzte sich wie ver und versuchte sich zu bekuhigen. Plötzlich sprang er aus und lautete Phillip5. »Hier im Hause wohnt ein junger Künstler", sagte er, »ein Mr. Heines mann. Weißt du sein Zimmer--m »Ob«-sur Stock, vorn hinaus«, sag te Philiin «Geh’ hin und ersuche ihn, mich ei nige Minuten mit seiner Gegenwart zu beehren." heinetnann kam sofort. . Chulmers stellte sich selher vor »Herr heinernann'·, sagte er, da auf dem Tilsche liegt eine kleine Pa stellstizze Es würde mich freuen, rveIn Sie inir Jhre Ansicht über den tWifchen und Porträtwert der selden mitteilten.'« Der junge Künstler ging aus den Tisch zu und nahm die Stizze in die Hand. Chalmerg saß hall) abgewen det, im Sessel zurückgelehnt «Wie finden Sie stei« frug er lang faust. »Als Zeichnung«, sagte der Künst ler, «tann ich sie nicht genug rühmen —- ej ist das Wert einer Meister hand, tühn angelegt, fein ausgeführt und voll Wahrheit. Jch hin wirt lich überrascht; ich habe eine so gute Pastellarbeit seit Jahren nicht gese henAder das Gesicht, der Vorwurf, was sagen Sie daz ni« »Es ist sehr fein erfaßt«, sagte hei nemann, »dirett tünstlerisch angeiegt und erinnert mich die Auffassung an einen berühmten Meister.« «Sie wollen mich nicht verstehen, ich meine, was sagen Sie zu dein Original, was sagen Ihnen diese Porträtzüge, wie finden Sie den Ausdrucks« »Der Gesichtsausdrnck«, sagte heineinann »ift der eines wahren Engels. Darf ich fragen, wer?« »Mein Weib«, ries Chalniers aus« sich au den erftaunten Künstler stür zend, eine Hand pressend und ihm auf den Rücken llopfend »Sie reist en Europa. Rinnn diese Stizze. Mann, mal« das beste Porträt deines Lebens darnach und lasse mich den Preis befiirnenen.« Zu life-Tun um eure-. Soldat Strampel ist zur Gesange neubewachung kommandiert Bei die ser Gelegenheit begleitet er einen ge sangeneu Franzosen aus dem Lager in die Stadt, um Eintäuse zu machen. Dort angekommen, bittet der Gesan gene, einmal austreten zu diirsen. Strampel, der-Niemand etwas schlech tes zutraut, genehmigt das. Er wartet siins Minuten, der Franzose tehrt nicht wieder. Endlich geht ihm ein Licht aus: .Er wird doch nicht etwa durchgebrannt sein«-« Seine Vermutung bestätigte sich. Drei Tage »Kasten" bekommt Strampel als Be lohnung. —- Kurz darauf geht er mit einem Nussen zur Stadt. Der Zeldtvebel garantiert ihm vierzehn age. wenn er ohne den Rassen heim tommt. Als beide bor einem Bäcker laden vorbeigehen, bittet der- Gesan gene, sich ein Stückchen Kuchen tau fen zu dürfen. Strampel bleibt sest, eingedenk der vierzehn Tage «schtoar zen«, die ihm in Aussicht stehen. Beim nächsten Bäcker wiederholt der Russe die Bitte. Nichts gibt’bl Den dritten Versuch vermag Strampel nicht abzuschlagen. Mit den Worten: »Wollst’s wohl machen tvie der Fran zo» heimlich verschwinden? Daraus tbird nichtöl —- Stillgesiandenl« läßt er den Nussen stehen und geht selbst in den Laden, um den Kuchen einzu kc.usen. Als er wiedertam, der an dere Abschied nahm. . . Strampel erhielt seinen Lohn vom Feldtvebeh tvie er ihm versprochen hatte. »Und mit ettt’ Zins dahei." ölriegszeitflizzc von Enge-n ( .a«igeu. ...Sie tant von einem Tauten besnch. Und gerade, wie sie die Stra ße treuzte, fiel ihr ein: sie tönnte noch rasch mal hinüber in die »Rose« s gehen, ihre Schulfreundin Friedll Wiedemann besuchen. I Friedl stand just in der Tur, unt-; lacht vom jungen Maisonnenscheiml nnd lachte mit dem Sonnenschein utn die Wette, als sie ihre Freundin Do-! rothea sah, die sie wie alle nur Deas nannte. ’ »Den —- Gott — is ja reizend, das da endlich mal tommstl Laßts diTja so selten sehen?« ea Döbler sah triibe in Friedlss pikantfeineg Brünettgesicht mit derl Schneckelnfrisur. s »Der Ernst dieser Zeit läßt einen selbst die Besuchsgedanten vergessen ..Seit mein Bruder gefallen ist« — «Ja, sa," meinte Friedl mitfüh lend und nahm der Freundin hand· »Komm — setz dich..« Dea Döbler nahm im Samtstuhl am Schaufenstrr Platz. Durch die ge mnsterte Gardine konnte man gut die Straße übersehen, ohne selbst gesc hen zu werden«-. Herzlich plauderten die Freundin nen... Dann traten zwei Feldgrane ein — junge Menschen, die ehedem Stammgäste in der »Rose« gewesen waren, und die nun — als Verwun dete in Berlin iveilend —- ihren er sten GenesungHaUHgang benützend, die altgetvohnte, liebe Stätte besuchten. Friedl Wiedemann, die Wirt-stach ter, erhob sich sofort und bekam einen hochroten Kopf.·. Der eine, ganz schlanke Feldgraue, der Fritz Zachonx bekam ebenfalls eine glnhende Rote über sein wirklich hübsches, tectsröh liches Gesicht. Dea Döbler lächelte melancholisch m sich hinein. »Kein’ Rose, tein’ Nelte kann blühen fs schön Als wenn zwei verliebte Herzen bei einander tun stehn.« Daß die Friedl Wiedemann und der Fritz chJow fkch liebten, das fah man. Die beiden Feldgrauen und Friedl gingen nach dem Vintergrund des Lokals. Die »Rofe« war ein schma ler, langhingestrectter Raum, rags iiber in ewigem Düfter. Ganz hinten erst ließ vom Hof her ein Fenster einen Schimmer Licht herein. Reden diesem Fenster stand das Klavier. Dea war allein... Gedanken-Dek loren fah sie aus die Straße hinaus, in der das Leben nicht so wild bran dete wie sonst im großen Berlin... Ein junger Mensch fesselte ihren Blick. Jn dunkelblauem Jackettanzug eine federnde, tadellos gesormte Fi gur. Ein fehr fchöne5, fast zartes Ge sicht. Der junge Mann lam in die »Hätte« —- toahrhaftig. Als er- die Tür ins Schloß drückte, fah er die junge Dame am Fenster. »Ach — Fräulein Döbler,'· griißte er erfreut. Dea neigte ihren dunkelbraunen Kopf zum Gegengruß und fragte er staunt: »Sie kennen mich?« »Herbert Kresser,’ ja — wir saßen einmal hier an einein Abend zusam men, mit Meissners und Weigts, er innern Sie sich nicht mehr?'« Doch —- an den Abend erinnerte sie sich noch, Monate war es her; und jetzt ertannte sie auch den jungen Mann. »Ja —- aber — da waren Sie doch in Feldgriist?«« » Sie machte eine einladende Buer gung —— und Heebert Kresser zog sich einen Hocker hervor und setzte sich neben sie »Ja, damals war ich noch in Feld grau; —- inzwischen bin ich als mi litiiruntanglich siir immer entlassen worden« Ganz leise wankte seine Stimme. Dea sah ihn begrissslog an. Es war doch kein Tadel an ihm zu ent decken. Das Haar war wieder gewach sen wie sonst. Nach hinten gekämmt, legte es sich in ganz gleichsaebiges Blond weich und plüschig zurück. Ein goldenes Blond mit da und dort auf zuckenden Silberresleren Das Gesicht war direkt rosig — freilich wie über udert, so seltsam zart; und in den schönen blauen Augen war etwas Schwimmendes, Zeichen überstande ner Krankheit. »Warum denn —- untauglich?« sragte Dea mit verhaltener Stimme. »Schuß durch die Lunge — und das heilt nicht mehrt« Tea suhe auf. »Aber ich bitte Sie! Es ist doch eine gesunde Lunge, die durchbohrt wurde! Wie viele solcher Schußwun den sind schon verheilt!« Herbert schiittelte den blonden Kopf, daß die Silberreslexe in dem Goldglanz heller aussprangen. »Nein, nein! Jch habe ja einen . jungen Arzt auf Ehre und Gewissen gefragt, wie lange ich noch zu leben habe. .. Zwei Jahre höchstens noch!« Den wurde schneebleich und erregt; sie fühlte ein nie gelanntes Gefühl jäh in sich aufwallen. »Das? Das hat Ihnen ein Arzt gesagt? So brutal ins Gesicht? Der —- wird nie ein Wohltäter der Menschheit!« Herbert sah sie unberwandt an Wie schön war dieses ovale, seinziigii ge Gesicht, die Augen unter den lan gen Wimpern wie aus goldbraunem Samt geschnitten. Die dunklen Zöpfe hatte sie schlicht und deutsch-Mensch in dichtem Kranz um den Kopf ge schlungen. Dieser Kon war ihm schon damals an jenem Abend mit Meißners und Weigts ausgesallen und unvergeßlich geblieben, damals —- als seine Braut noch neben ihm saß. Das bittere, trampfende Gefühl, das er überwunden wähnte, quoll nun doch wieder insihm hoch-» Dea aber sprach mit einem verhal tenen heißen Klang in der Stimme weiter: »Sie müssen einen alten Pro fessor fragen, den ich kenne; der wird Jhnen gewiß sagen, was ich Ihnen sage: Es kommt doch ganz daraus an, wie Sie leben, in gesunder Lust mit gesunder Nahrung! Dann ver heilt die Wunde völlig« Wieder das wehmütige Kopfschiits teln Herverts. »Ach — das ist nun egaL Ezch muß ja doch nun einsam bleiben. Meine Braut, an der ich so hing, hat mir auf die Aussage des Arztes- hin den Ring zurückgegeben-" Schlug ein Bliy dlendcnd vor ihr nieder? yeulte eine Granate über ihre Häupter hin? Den sant in erstarren dem Entsetzen in ihren Stuhl zurück und stierte wie entgeistert den blon ·’den Menschen an... Aug dem Hintergrund der »Rose« kam Musik. Friedt Wieder-rann hatte sich ans Klavier gesetzt« flantieri von den beiden Feldgrauen. Nelsons «Prinzeszchenlied« spielte sie. »Ich bitt euch, schenkte mir ioas!« Dea atmete tief anf. »Das —- das tat ein deutsche- Mädchens Das tonnte sie tun in so ernster, großer Zeit? O pfui —— die Feige. Erbärm lichel Jch schäme mich für jene! Frei lich —- Sie können schließlich Gott danken, daß Jhnen noch zurzeit die Augen geöffnet wurden! Ueber den Univert jener!" »Ja « ich trauere ihr auch nicht mehr nach, aber« —- und er nahm aus der Westentasche einen goldenen Ring und ließ ihn auf den Tisch tlirren... Da lag es — das Symbol der Treue, und der schwache Sonnen schein, der dnrch die Gardine fiel, glitt weg von diesem Ring Den konnte den Blick nicht losrei ßen von dem blonden Kopf. Mein Gott — wie tat ihr dieser Mensch leid, namenlos, unendlich leid. Wie einen Gedankengang zu Ende spin nend, sagte Herbert verlorenen Blicks: »Kann inir ja auch niemand einen Kuß mehr geben!« Er führte das Bierglas an den Mund· irant einen tiefen Zug und stellte das Glas wie der nieder. Da griff sie darnach, jäh und rasch —— ehe er sichs versah — und trani, irant von derselben Stelle, an der eben seine Lippen geruht... »Dea!« rief er —- ungläubig — noch ohne rechten Begriff. Erschiits Urt, ivortlog bog sie das Haupt ihm näher. »Den! Und wenn ich wirklich nur noch zwei Jahre lebe? — — Da sprach sie voll echter. weibtiefer Jnnigkeit: »Dann sind es zwei Jahre dei- Glücks — zweimal dreihundert undsiinfundsechzig Tage!« Ergrifsen — mit plötzlich metal lisch ausglänzenden Augen —- legte er den linken Arm uin ihre Schulter, und sie schmiegte das Haupt herüber, innig an ihn... »Dein, Dea, so wie ich bin —- dein bis zum letzten Atemzug!« »Und ich dein, Verliert —- fiir ewig —- ich liebe dich!« —.-.—— -—Kleines Gespräch »Diese Landstraßen hier in Polen haben sa belhaste Aehnlichkeit mit den russi schen Siegegmeldungen«, sagte Hin denburg zu seinem Generalstabschef. »Wieso«t« fragte dieser erstaunt. »Weil sie eben so grundlos sind«, lachte der Feldnmrschall, indem er seine Stiesel aus dem Schlamm zog. —- Kein Streber. Buteaw vorstand: »Jetzt. wo es so viel zu tun gibt da wollen Sie Urlaub haben?!« Beamte-: »Na, da macht es einem doch gerade das uieiste Vergnügen!« —- Verdächtig. Polizist (zum Kollegen): »Der Schlosser Ferdl muß wieder was am Gewissen haben, ich habI ihn erwischi, wie er unserm Polizeihnnd eine Wurst zusteaen wolltet«