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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 16, 1915)
W- . ste sstteesngeh Lan Aiiicd Meiner Eckmrdt »Dort unten. Sahn-, liegt die Stadt; die Mauerreste rechts sind der Tempel; unter ihrem Schutt liigt das Gewölbe, von dein ich sur-acht Lord Melville hob den Jeldsiecher. So weit hntte der Priester also wenigstens nicht gelogen. Da lag in der Tat eine oersnntene Stadt. Vielmehr ihre Trümmer. Weiß Gott, wie isor Jahrtausenden ihr Name gelautet hatte und wer ihre Erbauer gewesen. Wie sie überhaupt in dieser schwerlich menschenleeren Emde in der nicht ein Tropfen Wassers auszutreiben war, möglich gewesen sein mochte. Dieses rötselhafte Land der won dernden Seen, der tötenden Einst-ne teit, der tousendsiiltigen Schauer und Geheimnissei Tibeil »Und du warst bereits dort. Ku purloostyok «Ztveicnnl, Herr. Die Schrift, die ich dir gab, stammt out jenem Gewölbe. Dort liegt noch viel. Rie inond aus der Welt weis es außer nur« »Gut, sobald die Sonne aufgeht. steigen wir hinab und holen uns do oon. Und dann schleunigst zurück nach Darjeeling.« »Und mein Lohn, Herri« «Ersi wenn wir glücklich durch Silliin hindurch sind. Kapurivastym An der Grenze sollst du ihn haben wenn ou mich nicht lieoer hie Dar jeeling begleiten magst. Würde es nicht sicherer auch siår dich sein«-« »Ich setze meine Pilgerfahrt sort, Sahibz ein Pilger sengt nicht nach Sicherheit Doch ich versproch. dich sicher zu den Deinen zurückzubringen; es sei also, wie du sagtest.' Der Koch meldete, die Zelie seien aufgeschlagen, und das Nachtmohl sei bereit. Lord Melville zog sich zurück. Fern im Westen versank die Sonne hinter der Karotorumlette, deren schneeschimtnernde Spitzen noch ge rade in der Größe von Eierbechern sichtbar waren· « Jn Tanne-g der Hauptstadt Sit tims, hatte er die Betanntschast Ka purivnstyae gemacht. Aus dein Basar hatte er ihn vor dein Messerstich eines sanatischen Mosletns, eines wilden Asghanem beschützt dem der rnit sei nem hölzernen Reignaps umherziehens de buddhistische Bettelniönch ein Dorn irn Auge war. Arn Abend war Kapu rivastya in seinem Bungalow erschie nen und hatte ihrn als Ausdruck sei nes Dantez eine aus Eselshaut ge schriebene uralte tibetanische Hand schrift überreicht. Als er sah. rnit welcher Sammlersreude der Englän der daj Geschent entgegennahni, hatte er ihn gefragt, ob er mehr davon zu besitzen wünsche Er wisse in Tibei, ein paar Tage reisen von der Grenze von Sittiiri, eine zersallene Stadt. die niemand kenne. Ein selbst den Tibetanern un bekannter Engpaß über den Kinjins jingo siihre in die Gegend, die ball toinnien menschenleer sei. Bei der Stadt habe sich ein altes Gonipa ein Buddhistenlloster, befunden. natiirs lieh auch längst zerfallen. Unter den Klosterruinen sei ein großes Gewöl he noch gut erhalten. Dort lägen noch viele derartige Pergamente. Wenn der erhabene Fremdling mit einigen zuverläsigen Leuten eine Ex pedition wagen wolle, wolle er ihn führen. Gefahr sei nicht zu befürch ten, die Gegend sei noch verlassener und öder als das übrige Tit-et Er beanspruche siir sich nicht-, nur eine Gabe für sein Kloster, das arm sei. Für 500 Rupien wollte er den er dubenen Fremden geleiten, obgleich e-: verboten sei, Europäern die Wege nach Tibet zu zeigen. Indes, er sei ja tein Tibctaner und wenn er den T-alt1i-Larna zu Ldassa auch als aetsts licheg Oberhaupt anertenne, in wett tichen Dingen habe er ihm nichts zu besetzten Der Netto-trinkt« in das-· verbotene Land einzudringen, hatte Lord Mel ville nicht widerstehen tönnen, zumal die in Aussicht gestellten Handschrif tenschätze seine dilettantische Forscher phantasie in helle Flammen festen. Jn acht Tagen hatte er seine Vorbe reitungen getroffen und stand nun nach einer vielwöchigen Wanderung voll der unsiiglichsten Strapazen über vereiste Gebirg-spaße, auf denen tein leitendes Wesen zu erblicken war, außer den tief unten über denSchlueh ten treisenden Geiern, und durch son nenvezbranntes Steppenland am Ziele Ein Ausruf lauten Staunens ent fuhr Lord Melville, alo er am näch sten Tage mit Kapurioaftya in das noch merktoiirdig gut erhaltene Klo stergetvölbe eint-rang Da standen noch, natürlich von dickem Staub be deckt, aber vollkommen unversehrt und geordnet, als ob sie erst wen ge Jahre und nicht vielleicht ein Jahrtausend dort ruhten, lange Reihen von Per gamentrollm Ei war offenbar die Klosterbidliotheh Wie schade, daß Lord Mitsille nicht Tibetonifch lesen beratet Mo Ktelan hätte er hier W sogen, Hase-»am- ne n m klei- we pas-»MMier » MHW Ists-it EXPR- « THE-E ins-II- « .« » ice ten und einen Streiszug geqeii ihn unternahirien —— mußte er lnrse und schnelle Auswahl fressen. Die Sans tritwerte schienen. nach cherslächlichen Stichpeoben zu urteilen, nichts zii enthalten, das inein nicht schon ge tannt hätte; er liest sie deshalb lie sen und dasiir m den tihetanischen Handschristen sprtschassen. soviel ver Yat nur zu tragen imstande war. Ein Ausrus seines Diener-i ließ ihui sich umdrehen. Der Mann hatte bei der Arbeit zufällig an ein borspringenbei Stern ornciinent an der Wand gestoßen. Das Stück hatte nachgegeben. unb eine Steinplatte hatte sich in iri ihrerMitte angebrachten Zapsen gedreht, eine Ri sche in der Mauer sreigebend. Jn der Nische lagen eine kleine Pergamentrolle und ein aus Sandelii holz geschnihter würselsiiriniger Ka en Als es Lord Mel-ice nicht ohne Mühe gelung, den Kasten zu össrien. Jsand et darin eine durchsichtige Ku jgl von ungefähr sechs Zentimeter ; urchinesser aus reinstem Oergtristoi. Die Kugel war iiiiö so reinem Mate Irial hergestellt nnd schellte-meiner ge -schlisseii, baß sie snst unsichtbar war. Nur ganz schwach hob sich ihr Uni risz in ber Lust ob. Frugend blickte Lord Melville ans Karpurivastya, der lächelnd neben ihiri stand. «Eine Göttertugel, Sahn-. Eine der größten Selieiiheiten. Nur weni ge Klöster in Lilien eines in China ’«-und eines in Jndien besitzen solche.« »Sieh her, ich lasse sie sich drehen; siehst du vie Bewegungk tieins Und dennoch dreht sie sich. Jch tlebe ein Stückchen Papier aus sie und lasse sie wieder sich drehen. Siehst dui Die Kugel — lau-n siehst du sie — scheint stillzusiehen, das Papier scheint in der Lust zu schweben. So volllvnis inen tönnen Menschenhände den Kiisj stal nicht schleisrn. Diese Kugel tout-z de von den Göttern aus die Erde! gebracht« ; .llnd wozu dient sie. KapuiiH postan« « «Sie zeigt die Zutuqu Doch n«ir. wem es gelang, alles irdische Begeh ren und alles irdische Leid in sich zu1 ertöten, dem enthüllt sie ihre Geheim nisse.' .Dag gelang mir nun zwar bieherj noch nicht, Kapurivnstya,« lachte Lord Melville, «ader die Kugel soll das Glanzstiict meiner Sammlung wer-. den. Das nenne ich einen Fund —l du mußt mir mehr davon erzählen!« Das Gesicht des Jnders verzog sich. ini Schrecken. l »Herr, was willst du inni« stamss melte er. .Giittertugeln dars man» nicht rauben« — —- · is .Rauben! Ei ist ja niemand da,1 dem sie cedörtP : «Sie gehört den Göttern· Herrtj Ich deschwöre dich, lege die Kugell zurück und derlasse diese Stätte! Siel wird dir Unglück dringen! Wer eine( Göttertugel raubt, stirbt keines nn tiirlichen Todes, und seine Seele geht« nicht ein zu den Wandlungen!« l »Dort-us wollen wiss mildli lassen, werter Freund! Die Kugels nedine ich rnit, das Schriftstiia aus« Willst du dies vielleicht zum Bot-; wand nehmen« mich irn Stich zu las-J sen? Sieh dich vor!« ; Finster, sast drohend hatte Lord» Melville diese Worte ausgestoszein « .Wie du willst, Sahib," erwiderte der Mönch ernst. .Du rettetest mein Leben — ich werde vielleicht bald: Gelegenheit haben, dich zu schüdenss wenn die Götter es zulnssen!« « »Zum Henker deine Götter! Jch denke. du bist Buddhist?« »Ehe der Buddha zur Erde nieder ftiea» regierten die alten Götter b:e fes Landes. Sie find nicht tot, Sa hib! Ich warne dichl« Unwillig steckte Lord Meloille den seltsamen Fund in seinen Rndsack und wandte sich zum Gehen. «Morgen friih unt fünf brechen wir aufk« befahl er kurz. O II I Die Rückkehr sollte indessen uner wartete Schwierigteiten bringen. So bald man die Gebirgåregion wieder betreten hatte, begannen sie Noch hatte man bie Paßhöhe nickri wieder erreicht, als eine Larvine nie derging. Drei Putz von denen oer eine bie kostbaren Datum-site trug, wurden von ihr erfaßt unb in die Tiefe gerissen. Der Verlust war fiir die Wissenschaft nnersealich »Die Gotter warnen! Noch ift es Zeit, herr; kehre um und gib ihnen ihr Eigentum zurück!« hatte Kapnris vastya gewarntz war aber natürlich bei Lorb Melville böse angekommen »Bist du rein des Teufels-« hatte der geschrien. Jett nochmal umteh ren, rnit verminderte-n Proviant!« Darin hatte er anth zweifellos »recht; es wire heller Wahnsinn ge wesen Schlimm aber baß nun ber lWea verschüttet nnd weiteres Vor Ideingena anniöglich war» Ei half nichts-. Die verfchiittete Stelle mußte lmn sangen werben. Atso, die Steig eisen ans beut Zuckfack und in Got tes Rassen berste-It, die steitabfallens de Wand herabzutletternx M Meter tiefer erreichte man ja wieder den ab. Aber vie Vaks — — Sers Wen-seh notheins ber Saus-eite ee. MWMÆI sen into Ut- un jin-te non-, bis Mira erreicht spar, rohe Mem M MW aber hatte in der sacht einen Waben Traum. Die Aufregung des Tages- M nn gewolfnte enqe Zelt fein-ei Diener-Z ntit dein er fich del-elfen muste, die tschi-state Matratze von zweiietlkofter fSaudetteit —- ollee das ließen In zn Anfang nicht einfchlafen Dann träumte ihn, es drohe ihm irgendeine -undetannte Gefahr; erschreckt fuhr er Iaus dun Halbfchlaf auf. Was war Idee — bewegte sich nicht die Zen wandZ Stahl sich nicht ein Arm ta ftend hindurch. Er hob den Revoldee und feuerte blindtings gegen die Lei nett-and. Der Schuß nnd ein gesendet Schrei brachte das ganze Lager auf die Beine. Der Mönch lag in feinern Winte ! «Sahib, ich hatte es wohlgemeint; lich wollte das Eigentum der Gottes das dir Verderben bringen wird. an Tini-b nehmen; sie baden es anders de-; schlossen. sie wollen deinen Untergang. Lebt Wohl-« i Dies waren Rapuridafttfai leite» Worte. Seine Seele war eingegangenf zu den großen Wandlungen —- —; Arn folgenden Tage erreichte die» Expeoinap die Grenze pka Sinims nnd drei Tage später Tatnlong Lord! Meldille fuchte den englischen Rest-( denten auf und erzählte ihm feine Erledniffr. Der Resident requtrierte fofort Pferde für ihn und eine sichere Estorte nach Darjeeling. Seinem Rate folgend, hielt sich Lord Mei dille auch hier nicht auf· sondern fuhr mit dein nächsten sage nach Katlutta, roo er sich unverziiglich auf einein P ckc O.-Dampfet nach Europa ein schiffte Der oerwohnteste Kurgast des lleis nen mitteldeutschen Badeortes war entschieden der aristolratisjr hoch gewachsene Englander mit m fon nenverbrannten Gesicht nnd den ine lancholischen Augen. Badeverwaltung, Kurarzt, hotelier —- und vor allem vie Damen waren gleichmäßig um ihn bemüht. Kein Wunder, wenn einer den Vorzug hat, Lord und enorm reich zu fein and so zu erzäh len weiß. Ein lleiner Spieen und ein geringes Nervenleiden — die Folge aus Forschungtreisen erworbe ner Austegungen und Strapazen — lassen einen vornehmen Kavalier un ter solchen Umständen nur noch in teressantet erscheinen. Ja, Lord Melvillei Nerven waren entschieden herunter. Deshalb hatte sein Londoner Arzt ihm geraten, Waldlnft auszusuchen, aber großere Aurorte zu vermeiden. Körner-lich hatte er sich hier auch rechi erholt, wurde aber von seit zu Zeit von einer unertlärlichen inneren Aufre gung nnd neroösen Hast befallen. Alsdann konnte er sich tagelang gegen seine Umgebung absperren« mut terseelenallein die Waldungen durch streisen und silr jedermann unzu gänglich sein, bis der Zustand sich legte. Dann war er wieder der lie benswürdige Gesellschafter und char nrante Plauderer wie zuvor. Dr. Müller, der Kurarzt, behaup tete, nachdem er Lord Melville genau untersucht hatte, ei habe nichts zu be deuten und werde sich in der ozons reichen Lust schon geben. Aber es gab sich nicht; im Gegenteil, in lester Zeit wiederholten sich diese Ansälle« wenn man sie so nenncn wollte. eher häufiger, ohne daß der Arzt hatte helfen können. Und dies hatte seinen guten Grund; sein Patient hatte ihm nämlich nicht alles- iiber sein Leiden mitgeteilt. Na mentlich nicht, daß er sich insgeheim leidenschaftlich mit einein eigenartigen Experiment beschäftigte Dieses Experiment bestand nun in folgendem: Jn mandhellen Nächten pflegte Lord Melville sich in feinem Zimmer einzuschließen, nach orieiitas lischer Art mit untergeschlagenen Bei nen auf ein ain Boden liegendes Kis sen niederzuhoclem die hände über dem Hinterhaupt zu vertreuzen und in dieser Stellung stundenlang reglos aiif eine vor ihm liegende große Kri stalllugei, in der da- Mondlicht sich widerspiegelie, hinzuftarren Wie er zuerst aus diesen verriiaten Gedanken gekommen war? Die Perga mentrvlle, die bei der Götteriugel ge Ilegen hatte, zeigte die Zeichnung eines Uizeten in dieser haltung Den til-e tanischen Text hatte er bisher noch« nicht Gelegenheit gehabt, entziffern izu lassen; auch scheute er sich, dass Do liument aus der hand zu geben« Da er jedoch irgendwo gelesen hatte. daß inditche Yogin sich aus ähniiche Weise die merkwürdigslen Gesichte derscha - sen sollten. beschloß er, die Sei praltisch autzuprpben Anfangs hatten die Versuche ihm nichts eingetragen als fürchterliches Kopfweh, ein steifes Genick und Schmerz in den Kniegelenken Ge wöhnung aber ließ bei systematischer Wiederholung diese unangenehmen Unfangserscheinungen schwinden, und er pflegte in eineir halbwachen Däm merzustand zu versenken. in dem ee in der Kugel feurige Ringe und wei ße Wölkchen aufsteigen sah, die chao tisch durcheinander vogten und sich entscheianll bestrebten, feste Umrisse anzuneh Immer deutlicher teaieii«die For men vor, se öfter er den Versuch an te. L .Ipallende Gewänder, eine isten chÆ Gestalt. Gestchtsziige bitdeteii Dai war· in -,-, waktbssth sein M W —- sapiirivasiya var ei, diettsssivunde in der «Stirn, der ihm chinerslich lächelnd aber nicht unsrer-leidlich zunieltet» Auch den Mund bewegte er. alt ob er reden wolle. llnd Lord Mel oille wußte. Kapurivastna werde re den, wenn er. M. nur-beharr ilieh sortsahre . . . I So sehr er aber auch seine lllnso ’merlsomleil anstrengte. ei wollte ihm inie gelingen· der Erscheinung die im mer deutlicher hervortrat, einen Laut ja entlotlen. vielmehr den Klang ih rer Stimme in vernehmen. Denn sie sprach, die Gestalt in der Kugel, sie gab sich geradezu verzweifelte Wilhe, sich verständlich zu machen. Immer lebendiger wurde va- Spiel ihrer Ge bärden. nnd wenn sie endlich demerls te, daß alle Anstrengungem sieh ver ständlich zu machen, vergeblich blie ben. zog der Ausdruck tiefster Trau rigleit über das ernste Biißerantiih, ehe ei sich in wollenden Nebel aus löste, der alsbald zerfloß. Meldille siel alsdann regelmäßig in detiiuhnngsähnliehen Schlas. aus dem er erst spät mit dumpsem Kopf erwachte hätte er Dr. Müller rechtzeitig in Kenntnis gesehn so hätte der Arzt ihm diese nerdenzerriittenden Versu che zweifellos verboten und wohl gar die Götterln el weggenommen Seine täglich wach ende Leidenschaft —- ei war wohl der gleiche orscherdrang, der ihn immer wieder n ferne Län der hinanstrieh« und der ihn hier reizte, ein ihm undelanntee. seelisches Gebiet zu erschließen —- warnte ihn instinltiv hiervon es war ihm, ais ob er unmittelbar vor der Einlaßpsorte zu einem geheimnisvollem fremden Reiche stehe, die sich ihm bald, bald auitnn müsse.... Jn zwei Tagen war Vollmond; da würde die Erscheinung reden; —ee wußte ei, fühlte es« . Die Gäste des Kurhorele lagen in tiefem Schlummer. Nur Lord Mel ville wachte auf feinem Zimmer. Ein Strahl des Mondlichts siahl sich durch die offen stehende Baltoni tiir. Lord Melville im Pyamaanzuge lag vertröumt auf dem Diwan und-s blies den Rauch einer Odiumztgarette in die lauwarme Sommerlqu Auch io eine itn Orient angewöhnte Unaetj — das Dpium! ! Jetzt gings iuf Mitternacht zu und das Mondlicht flutete voll her-! ein. Es war Zeit. Melville legte die Kugel aus denl Teppich und nahm die vorgeschriebenel Stellung ein. Die Erscheinung ließ nicht langes auf sich warten. Aber sie sprach heutej nicht. Sie deutete dreimal auf dasH tleine Loch in der Stirn und lächelte: Melville zu. Dann nictte sie und» schien nach oben Zu blicken. ( Und wintte. Ali ad sie tagen wolli l te: »sama« Komm dacht« Und dlöslich war es Lord Mel-l oille. als ob die Kugel berste; dat" Phantom trat der-ruc, ei schwoll an," ei wuchs —- mit einem Male laß Kapurivaftya vor ihm, wie vor einem Jahre so oft im Zelt Und Lord Mel-i ville glaubte wieder ieine Stimme zu hören ·Nur wer alles irdische Begehren; und alles irdische Leid in sich ertöi; iet, dem wird das Geheimnis ent-» hüllt.« » Dann war der Mönch wieder ver schwunden. Jtn Mondlicht leuchtete und flimmerte der Kristall Lange dachte Lord Melville nach· «Jch habe verstanden, Kam-eina stya,«« sprach et. »Mit tvet alles tr dische Begehren und alles Leid in sich ettötet —- gut. ich werde es ettötenl Daß es nie mehr erwacht! Das Be gehren nicht und das Leid erst recht nicht. — Und ruhig, faft heiter, als ob der Entschluß ihm Erlösung von einer Qual gebracht hätte, öffnete ee die Schieblade des Schreibtisches, wo sein Revolvee lag. —- — — Sie fanden ihn mit geleeuzten Bei nen am Boden toueknd. Vor ihm lag die Kugel .Jn der Tat, ein mettwiirviget Fall.« äußerte sich Dr. Müller dem Polizeibeamten gegenüber. »Ein äu ßerst metltviiediget Fall! hätte ich nur eine Ahnung gehabt« daß der Un glückliche sich tnit Autofuggestionsep petimenten befaßte —- dqe war na türlich das helle Gift file ihn!« «Sie lauben also, hett Dosten daß ee ch vor dee Tat gewisserma ßen selbst hypnotisieet hatt« .Abet·ztveifellosl Sie sehen ei set Ueentutlich hat ee den Unfug auf feinen Reisen in Indien tennenges letntl Dort werden d" e Keiftalltus geln allgemein zu dein wert verwen det. Bekannte Sache, dass Die Din Iqet werden in biet san in der Nähe i acht —- in Jues bersteinl Ich selbst kenne einen Fabrikanten, ver expottiett see massenhaftl —- Fall-le Geschichte file unser Bedi« --—--·-— —- Einzige Verwendung. Vor dem Richter steht eine Jammer geitalt mit duechichemenden Rippen, ein atmet Advotatenicheeibee, dee Essen und Trinken nue vom hörenias Ien zu kennen scheint, wegen einer kleinen Uebertretn in einer kurzen hqftstrafe vetntteil . Fast mit Teil nahme fragt ihn dee Richter: »Und vann wollen Sie Jhee Strafe Inne Lenk« »Nein-sie Woche«, klingt die melan cholif Antwort, .da hab’ ieb meinen Uelau , ich disk sonst ohnehin nicht. Zwei-M sie Gelie. Tätig-se non Paul Itallnnemy .Sie ift blond und lacht immer.« Das war so ziemlich alles, M man im Lazarett von Schwester TU eilie wußte, denn toeder die aufrich tige Dantbarteit der Verwundetem die sie pflegte» noch die mödehenhost herzliche Junetgung ihrer Mitfchwes stern tonnte iiber Iene tiihle Unnahs barteit hinweglommen, welche sich hinter dieser scheinbaren Lin-gelassen heit verbarg. Der Stab-neu der allein Näheres iiber ihren Namen und hertunft hätte sagen lönnen, hielt viel oon ihr IEO war überhaupt teine Frage, daß iSchwefter Cäcilie ein tüchtiger Mensch ’n-ar und die Energie, mit der sie je einmal übernommene Aufgaben durch fiihrte, oerschaffte ihr uneingeschränk ten Respett. Der llang auch aus den zahlreichen Briefem die. meist in ungelenten Zügen geschrieben, oon der Front fiir fie antamen von jenen Vergessenen. die ohne Lieben allein in der Welt ftanden und deren Namen ausfindig zu machen Schwester Cä cilie sich unablässig bemühte. Und täglich, fast jede freie Minute damit autfiillend, sandte sie ihnen Briefe, sandte größere und lleinere Gaben. Schwester Cäcilie liebte es, mit vollen Händen zu geben, wann und wo es ihr nötig schien, ohne erst zu warten, daß man sie darum bat. Wollte man aber etwas liebersliissis ges, und wan auch nur eine Kleinig teit, lonnte fie so heftig werden, daß ihr Zorn in teinem Verhaltens mehr zu dem Anlaß stand. gerade weil sie ein eigenes Gefühl besaß. Laune von echter Sehnsucht zu unterscheiden Darum ging ihr auch jener Brief ’ so nahe, in dem irgendein ihr völlig unbekannter sie dar, ihm eine leere Zigarreniiste zu schicken, Saiten und was sonst nötig war. unt eine Geige zu hauen An jenem Morgen tonnte Schwesl ster Cäcilie taum ihre dienstsreie; Stunde erwarten, die ihr ermöglichte, ; in einer Musitalienhnndlung nachs langem Prüsen eine Geige aukzusj wählen, die iie mit dem glücklichenl Bewußtsein, einem Menschen einel große, echte Freude zu machet-» heim-l trug, sorgfältig verpuckte und ins! Feld schickte. « Wochen vergingen, Schwester Cä cilie hörte nichts von der Gerge, nochi von dem Empfänger. Die Arbeit im Laznrett nahm zu, die schwere’ Verantwortung ließ «ihr teine Zeit, an eigene Angelegenheiten zu denken. Immer neue Scharen von Verwunde ten tamen, starben oder gingen, nach dem ihre Wunden geheilt waren, und siir manchen hatte der Name «Schwe ster Cäcilie' einen besonderen tiesen Klang. . . . I An einem Abend, als Schwester Cäcilie todmüde sich gerade zur Ruhe legen wollte, lieh sie der Stab-sagt rufen. .Schtvester, ich habe morgen eine Operation ooe: wenn alles gut geht« werden wir vielleicht dem Mann dass Augenlicht wiedergeben können. Eil liegt mir nun daran. daß er sich möglichst ruhig verhält. Können Sie« die Rachttoache übernehmen? Jchi würde sie niemandem lieber anoersp trouen.' i «,Gern Herr Stabsnkzt" sogtes Schwester Cäcilie. z Ging, stürzte ein paar Tassen hei- » ßen Kassee hinunter und begab sich; ins Kranienzinrnirr. I «Schwester!' ; Ein Seufzer, angsterpreßt, ist das Wort; die Stimme zittert. « J Schwester Cäcilie steht neben dem Bett, legt ihre band aus die Decke» damit der Berti-unbete, ver sie nicht sehen kann. sie fühlt. »Ja, ich bin hier« Miid tastende häutig »Juki ich Ihre Hand halten, Schwester? Dann bin ich nicht so ollein.' Die fiebrigen Hände legen sich heiß um ihre hour-. Schwester Cäcilie läßt sie dem Blinden. »Aber ieht liegen Sie still.« Die flackernven Atemzüge des Mannes teuchen leie, unheimlich blöht »sich die tiefe Ruhe der Nacht in dem Karbolbunst bei Zimmers. «Schwester, erzählen Sie mir nur«-A »So liegen Sie doch still. Sie be wegen sich ja sortrvährend.·' »Bitte, erzählen« ; »Ein andermal. Jetzt müssen Sie ischlasenk .Jch tonn nicht, Schivester.« »Bersuchen Sie’e·« Jn Schwester Eiiciliee ruhiger Stimme liegt etwas Zivingendes. Der feiertvunbete seuszt, liegt stili, ganz ill. »Schlasen, schinien«, lallt er. Beide schweigen eine Weile, dann beginnt er wieder. «Wenn bie schrecklichen Gebnnien nicht wären. Erzählen Sie, bitte.« »Dann Iniiisen Sie aber ganz brav siielhkenichi riihren,« sagt Schwester Tö e . Alls- eines To es betont ich einen sties aus dem chiihengrabem ein unbekannter Freund schrieb mir, ich möchte ihrn eine tleine Zigarreniisie schicken und Saiten. damit er iich eine Geige darnie- niachen könne. Da ging ich hin unb tin-sie ihm gleich eine. das ging schnell, aber mit dem Schwert hatte ich meine liebe Rot, denn das vorgeschriebene Gewicht wollte nnd wollte nicht herauskom men, sit ich mich endlich entschlos, die OF Klagen zu lassen. Als ich dann- keinen Teile, in Karten IerfaeM zur Post getragen hatte und heimturn, snnd ich aus dem Tisch den Steg legen, den ich vergessen hatte. yMit einein Briese sandte ich ihn hin: ltetlser... .« ’ Regloe, mit wachen Ohren, hat der Berivundete zugehdrtz fest macht er eine jähe Bewegung, sucht sich ans Ist-richten «Schwester, machen Sie Licht!" i «,.Der Arzt hat es streng verboten« «Nur einen einzigen Augenblickl« Leise, ganz leise streicheln seine Ihände ihre Hund« pressen sie erregt. ; .Seien Sie doch vernünftig Was rurn denkt's« »Sie hohen mir die Geige geschicktl« Kalt iiberrieselt«s Schwester Cö eilie, und in ausquellendern Mitleid beugt sie sich tieser aus den Verwun deten. Der spiirt ihren Atem. Seine hände liisen sich, zitternd streifen sie das Gesicht der Schwester, tasten zart, göttlich iiber Mund und Wangen und Schlitten«.. »Ich muß Sie sehen, Schwester . se . . . . Schwester Cäcilie beißt ihre Lip pen, und während sie einem inneren Zwange solgend, seine Finger wieder und wieder ihre Wangen hinnbgleiten liiszt, muß sie ihre ganze Energie uns bieten, um nicht insznweinen.... Die Operativn tvnr schwer. viel schwerer, als der Stobsarzt gedacht hatte. Es ist auch wenig Hoffnung, baß sie gelungen ist: der Mann hat Fieber. Seltsam benommen verrichtet Schwester Cäcilie ihren Dienst in ven Kraniensiilen Das Erlebnis ver Nacht hat ihr Innerstes durcheinan der gerüttelt. Wie tanr sie nur knir anf, von der Geige zu erzähtmt Was- anall oder nur«- inehr? Und wenn, wier Sie nohni sich zusammen, wollte nicht voran denken. Aber jeder-may wenn sie on dem Zimmer vorbei mußte, tvv er lag, glaubte sie, die Türe aufklinten zu müssen. Wie ging es ihm? Ob er noch lebte? Er wur schon jenseits jener Grenze, wo Le: hen nnd Tod iich die Wage halten. Vor sich sah er schmerzhaft bren nende Sonnen«vie in wilden Kreisen wirbelten, wie Feuer nuf ihn steten unb werter wirbelten. Um ihn trachte es, bonuerte ein Chaos schreckhaiter Geröaiche, bos näher kroch, bona ganz entfernt hallte unb dazwischen fang unv fang vie Geige.... e-l:er Verwnnvete seuizte tief. Jetzt wor ihnr viel leichter. Der Arzt. ver neben ihm staat-, legte vie Sprihe weg, zuckte mit ben Achseln und ging. Als ber Arzt orn nächsten Morgen inm. war bie Krisis überstanden L Schwester Cäcilie hielt Wort. Sie kann als er nach dem Operatianvsaal gebracht wurde, tva der Verband ab genommen werden sollte. Sie zit terte. Wenn nun der Stabsarzt sich geirrt hatte? Wenn das Augenlicht nicht mehr zu retten gewesen war? Der Aerniste hatte ja teine Ahnung, sreute sich wie ein Kind, die Spende rin der Geige. . . .zu sehen. Mit geschöstiger Hast und dvch vorsichtig löst der Arzt die Binden. Mit ruhiger Zuversicht, ein Lächeln um den Mund, hält der Mann ans dem Operationgtisch Schwester Eit eilieng Hand, verheißt die Schmerzen, um ihr nicht wehztttun. Jetzt ist die letzte Binde entfernt. Der Staböitrzt beugt sich über die starren Augen, untersucht, untersucht und vriift noch einmal. Qualvvlle Selunden verrinnen. Leis schüttelt der Arzt den Kopi. Schwester Cacilie siihlt etwas in sich zerbrechen. Totenbleich, die Lip pen vertnisfen, steht sie. ohne zu zuk len. Das lächelnde Gesicht des Ah nungjlosen peinigt fie. Arn liebsten möchte sie sich lot-reißen, hinauslau ten, laut ausschreien. »Es ist alles ver-schwellen man tann noch nichts sehen.« sagt der Stabkarzt, nach frischen Binden grei send, den Verband zu erneuern. I « s I Viele, viele Wochen vergingen, ehe Schwester Cäcilies Verwundetee das Lazarett verlassen tonnte. Ge ilt. Seine Augen hatten nur tveni von ihrer sriiheren Schärse eingebii t. er zsah seisch, beinhe blühend aus und lvoll Selbstbewußtsein Aber als er zu Schwester Cäcitie som, um sich zu vernbswieven, ihr zu danken, blieb von der ganzen wohl votbereiteten Rede nichts übrig nts »ein etregtes Stornmelm »erner wka ich traurig. . . .ohne Freunde ohne Freude.... verachtete mich. . und dann tnm die Geige was war das erste Mal, daß mir etwas geschenkt wurde .. da freute ich mich. denn jth hatte ich je nmnv den ech lieb haben konnte . . da schrie ich Varro und sprang aus dem Graben die andern stürmten hinter rnie her dann kam das Schrapnell»«« Schwefter Cäcilie drückte feine Sie Wette sie fester, als He bet wußte und schüttelte sie, als er ging. Sprechen konnte sie nicht.