Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 12, 1915, Sonntagsblatt, Image 10

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    SEE— Des-s
ch III-I
Don Gimi Mit-a.
Der Nechisouwali Einrich. dem
die Menge am Ausgang des Gerichts
Itebändes znjnbeiie, hatte inkch heim
lich in fein Ante mctgezogm E
schien dem Triumph entfliehen zu
wollen. Ein junges Mädchen trat-i
iicm im Bari-hergehen ein kleine-!
Stköußchen zu, das im Rahmen des
Wzgenienstekg hängen Hieb. Hast-g
gtiif Wink-ich nach den Blumen und
nich dar-m
»Sehen Sie,« sagie et, «tiez hier
iit der befie Beifall, frei heran-H gw.
aufrichtig und feine Gebärde ist ioke
ein Aiisschtei des Herzens Doch ich
retviene aW das got nicht« «
·Abek ich bitte Sie, Rechtsan
walt«, widerspmch i:»: »Sie wu
teu....'«
»Ja, ja, ich weiß, bewundean
ptett, erhaben. Jch habe einen Kopi
gerettet —- ubet es ist der Kopf eines
Bahre-has Jch habe mit großer
Betevsamteit geiogem da ich vie
Iteifptechung durchgesest habe -·,
til-et ich habe darum nicht weniger
gelogen.«
Er war blnßI Seine heinde zit
terten. Er hatte seinen Kunden
mit herzzerreißenden verzweiselter
Leidenschaft verteidigt. Mnn hätte
weinen können, es set sein eigenes
Leben, seine Ehre als Nechtsanwalt.
eie er dem schmnchvollen Tode ent
rang. Und ich sehte ihm als noivgr
Rettrendor auseinander, wie groß
die Dratnotil und Wucht seines Ins
lentj sei, sich drei volle Stunden
der Verteidigungsrede hindurch deran
in die Seele eines Aiigellngten hin
einversetzen zu können. Er hört.
mir zu. seine Augen blickten ins Leere
und aus seiner Stirn perlte der
Schweiß.
.Oh! Schweigen Sie«. sagte e:
plöhlich »Schweigen Slel Jn. ich
lsin es, den ich verteidigte; Sie haben
das sehr richtig empfunden. ich bin
eil. Das Geheimnis drückt mich end
lich zu schwer-. Nicht wahr, Sie
träumten den-en, nur erhabene, edle
und gerechte Dinge zu verteidigen?
Sie sprechen nur mit bebenver Seele
hinter den Schranken? Aber Sie
rechnen nicht mit dem Leben, das Sie
zu seiner Kleinheit herabioiirdigt
Sie in seine bösen Zufälle hinein
zwingt.
Sehen ciel Jch war zwöltJnhrk
nlt. Jch glaube, daß ich sonst war
nnd blonde Locken hatte; meine Mut
ter nnnnte mich einen Lichtbliet und
Jesuskind. Das Leben meiner Fa
milie war sorgenvoll Mein Vater
hatte sein Vermögen bei irgendwelchen
idustriellen Trugbildern verloren,
nnd trotz der Sorglosigteit jenes Al
ters sah ich aus den beliitnmerten
Stirnen, den abgenutzten Kleidern,
an dem Leben ohne jeden Luxus an
den einfachen Mdhlzeiten die Armut
um mich herum Meine Kindheit
aus jener Zeit hat in meiner Erin
neruns den Geruch seinen teilt nie
derrieselnden Regens und feuchter
Bettniiische
srsch — trsr yi.tten eine Groß
t..,nte eine Winrich der früheren sie-It
mit get-L -lltem Hänbchen undSchkacht
irden, welche eine lalbe Million
tefaß. Mein Vtter tonr ihr nächster
Verwandte-, der in Aussicht genom
mene Erbe Die strenge Alte hätte
uns nicht einen Heller vor ihrem Ah
let-en gerieben- Nichtsdestoweniqer trö
stete meine Familie sich bei all den
angeführten Unglücksfällen mit die
sen Hoffnungen ( Eines Tages wur
ten tvir reich fein — die Herren ei:
nes großen Gutes und eines flei
r.en zwischen Elbe und Wefer gelege
nen Schlößchens. —- Winriehgruh
Indessen ftgttete man der Tante
zärtliche hochachtungsvolle Besuche
ab. Sie hatte den Kopf einer Groß
mutter. Mitten unter altem steten
ne, Kupfer und Mahagoni sprach
man von den verblichenen Onleln auf
den Daguerreatyphildern, deren Leben
in Abenteuern und Tugend dahinge
gangen war. Man seufzte. Die Fuß
biiden trachten Ei war alt ob ir
gend jemand kommen müßte. Bis
weilen wartete man darauf — in
einem Schweigen, das mich erstarren
ließ. Eines Tages empfing die Tante
uns mit ihrem bösen, zahnlofen Lä
cheln:
.Jch halte noch var, meine Freun
be,« sagte sie, »in nnfrer Familie
wird man hundert Jahre alt. Ei ist
eine alte Gepflogenheit, und Jhr
wißt, daß ich alte Gebrauche ehre."
Eine Woche fpiiter wurden wir
von ihrer Tlir gewiesen·
Meine Familie tatn gänzlich nie
dergeschrnettert heim. Man fürchtete
das mein Vater fich tötete. Meine
Mutter war widerstandsfähigen ging
umher-horchen und legte fich aufs
Lin-schen- llnhre, arme, hartnäckige
und verschlagen Verwandte, ualre
Halboetterih posteva staff-J
geschickt ums-a ern
hatte sein Miit feine-n Rut
Elends teils-hinzu mMcheilaT
nd tM
·Iseahat jknriamä want-n- .
szMsss Wiss-»n
Mis
'.s’ sts «
«·i-I. r-t
Mit-MINI
—
lieb-te meine Locken nnd mein Kin
detgtlichtchm fein- Jch glich einset
Bitde« das neben dem Its-tin ihrer
Snlons in einem mottenzersressenen
Samtrnhmen iiber einein Lichten-.
hing. Wenn man es versuchte mich
mit der Mahnung, recht lieblich nnd
zärtlich zu sein. zi- ihr zu schicke-U
Ein Freund machte ihr koquan
Vorstellungen: mein Vater lei in der
Fremde, meine Mutter trank nnd ich
infolgedessen sozusagen auf tie- Stra
ße. Tie Innre konnte seit zwei Terzen
nicht mehr das Bett verlassen, Ihre
Krankheit machte sie Gefühls«rufwcl
Zungen zugänglich; ich wurde eint-»san
gen. Die Haushälterin Saphir-, die
unsre Vettern in Winrichsrutp inge
stellt halten« betrachtete mich ohne
Unruhe. War ihren großen Keller
schen Augen all’ der tliigliche. aus
mir leistende Kummer und unsre letz
ten gescheiterten inbrünstigen hoff
nungen nicht sichtbar? Gleichmäßigen
Schrittes siihrte sie mich in den Part,
in dem ein kleines Mädchen mit ei
nem Terriei spielte. .Dos ist Jtzre
Verwandte,« sagte Sei-hie zu mie
So hatte ich denn, da meine Vettern
denselben Einfall gehabt hatten, wie
meine Mutter, eine Nebenbuhlerin
Meine .Veetoondte« war ganz brü
nett und hieß Klorm Sie verabscheute
die Tante und vergötterte den Part.
Wir schlossen Freundschaft, und
plötzlich fühlte ich — gleich wie ein
Morgen sich entschleiert und alles
lindeet -—, mein Herz frei werden,
und wir amiisierten uns ohne jeden
diplomatischen Hintergedantem
Eines Morgens hörte ich zu inei
ner Verwunderung, niie meine Tanle
das Dienstmädchen aus-schalt. Saphir
setzte gerade auseinander, daß de
Notar. dem sie ganz zufällig begeg
net sei. den Wunsch geäußert habe,
Frau Winrich seine Aufwartung ma
chen zu totntnen. Wahrscheinlich schon
morgen.·. Meine Tante erwiderte,
daß sie sich von all’ diesen Vorsichtss
maßregeln nicht fangen ließe. sie habe
noch nicht die Absicht, ihr Testament
zu machen. Als abergliiukische Pro
vinzlerin wußte sie von unzähligen
Vorkommnissen und hatte, wie ich
glaube, Furcht davor, ihr Ende un
freiwillig beschleunigt zu sehen, fo
hald das Testament unterschrieden
war. "
Am selben Abend tarn ein tleiner
Schöferjunge Zophie holen, da ihr
Mann sich deiin Heralsallen von ei
nein Baume dreiviertel totgeschlagen
hatte. Nach lautem Geschrei und vie
len Tranen blieb die gute Frau einen
Augenblick lang stehen und sagte
dann: »Ihr werdet euch jetzt in euren
angrenzenden Zimmern schlafen le
gen. Iviihrend ich siir einen Augenblick
nach Hause laufe. Wenn Iante wäh
rend meiner Abwesenheit illa-gelt, o
wird sie wohl ihren Löffel Medizin
nehmen wollen. Ihr könnt dann auf
stehen und ihn ihr geben. Aber ver
ahsiiuint es nicht!"
Sophie ließ uns den Terrier,
schloß die Tiir zweimal ab und ging
mit einer Laterne davon. Wir
schweiften lange im Hause umher,
Mart-, der Hund und ich. Alle Bil
der sahen ioir uns an. Die hehe
Wanduhr schien in dem Borzinriner
umherznsehen Ei schlug Mitter
nacht und wir hatten ei immer noch
nicht gewagt, uns zu Bett zu legen.
»Siehst du.« sagte meine Base,
«Sophie wird nicht vor Tagesan
bruch zuriiettointnen Wir milfsen
schlafen gehen, die Augen fallen mir
zu. Nur wird die Taste setzt bald
mit ihrem Geläute anfangen. Es ist
ihre Stunde-« jede Nacht weckt sie mich
auf. Und so geht das fiinss bis sechs
mal, bis zum Morgen. Jch stehe nicht
aus, mir ist es zu lalt. phie hätte
dahleiben müssen, wofür bezahlt man
sie denn?«
»Hu-: m wahr
»Hör’ nml,'· fuhr Klara fort,
«t"o"nnte man ihr nicht die Glocke fort
nehmen? Wir würden in Ruhe schla
fen können und morgen könnte So
phie ihr alle Medizin auf einmnl ge
ben. Denn fest, in diefen dunkeln
Gängen, fürchtet man sich zu sehr: es
gibt Gespenftee, die die Lichter aus
blofen."
-Lh!«
»Ich weiß es befiiinint Wir wollen
alfo hören gehen, ob Tante fchliift,«
entschied Mars-. «Du wirft die Glka
te nehmen und sie auf den Teppich
stellen. Tante wird denken, daß fie
fie im Schle heruntergeftoßen hat,
und da sie sich nicht erheben konn,
wird sie den Tag und Sophie er
warten.«
Mit fchieicheuden Schritten ge
langte ich bis Ins Bett; ein kurzer,
rascher Atem ftie qui den Kissen
auf. Mit vieler sift ergriff ich die
zwifchen ver Rachtlampe und einer
Tasse stehende kleine Glocke, deren
Ton ich in meiner deind erftiekte, und
fteklte fee leife auf den Teppich. Dann
entfernte ich mich, rückwärts gehend,
ein wenig itternd und deuten-hist
denn ich rchtete jeden Ingenhlich
das Minottetsefecht rnit ziirnender
Stint-see quffahren zu f .
TätEssielleieht ift es ftref r, were
ch, Joenn Tante
ilhlen folitef
es sirsiy ene, wie hart
die ttlteszu Meinen en sper,
Wirtin Ist fchlinmer
F
Furcht oder Gewissen-disk Und gis-it
JiÆeten uns lachend in unsre i -
mer« Aber es gilt einen noch n
Schus: das ist der Schlos·
Der Hund legte sich mes Mars
Teppich zur Ruhe nieder. Wir
schwersten noch ein wenig« dann
schwieg meine Bose und der Schlaf
übersiet ein-I fast im selhen Augen
blick. Nun, Sie tennrn in den Schlaf
bez Kinde-z: es ist die Undine der
Legende, die uns inH Wasser hinab
zieht...
Bis Sopbie nni andern Merkw.
bleich von der d:tr«:i;wack.ten nnd mis
regenven Nacht, zurückkehrte iunn sie
die arme Tante halb aus dem Bette
hängend, kalt, int. rnit steif-n, wie
zum Reisen unggcstreckten Arn-et:...
Meine Familie erhielt das Grie. das-·
Gurt und das Schloß-. Jch sah meine
Mutter lächeln Doch ein Wieso-its
der mit zunehmendem Alter wuchs-,
begann mich zn peinigen «.«-; hatte
meine Tante sterben lassen...,-ich
hatte sie getötet! Meine Mitschutoige
bie i fes-zehn Jahre später heitrer-«
bat Jenseit- den Schleier ve- Ver
gessens über diese Rinden-" gewor
sen, was wäre das Leben ver Fran
en, wenn sie nicht vergiißeni Und
vielleicht hätte auch ich die bösen Et
inneysngen vergessen tönnrn, doch ich
habe«getoälytt». ich war dazu ver
dammt. die schreciicbe Laufbahn ei
nei Advoiaten zu wählen. Und in
allen Diebitiitilem in allen Verbre
chen. die ich verteidige, sinbe ich ein
Weniges vcn mir selbst, es tit meinej
eigene Vergangenheit, siir die ichj
spreche.«« i
set Intuition-end
Von via Cofierin
Jeder Krieg zeitigt auch im hin
terlande ein Heidentum, das wahrlich
nicht geringer einzufchlisen ift, als
kcs auf dem Schlachtfelde gebotene.
Weil aber der Donner der Gefchtihe
und das Pfeifen tückischer Kugeln
dabei nichts zu tun haben, fv möchte
Ich es das «ftil!e' nennen. Und die
Tat fa eines stillen beiden. deren
tvir ja, Gott sei Dant, viele zu
Oefterreichj Ehre haben, fei hier lurz
gefchildctL
Wie die Transverfalbahn nach dem
Echernat »Ztveite Ordnung, letzte
Güte« gebaut wurde, schüttelten dies
Hauern des Landbezirtes die Köpfe,
dran sie hatten eine ganz ander-.
Zraffe verlangt und es taftete ihrem
Tit-geordneten einige Mühe, sie zu
täberzeugem daß landwirtfchaftliche
Jntereffen vor Staatsnvtwendigteb
ten zurücktreten ntiiffen. Er ver
säumte es aber nie. in den Ver-s
iannnlungen eine geheimnisvolle Un
terredung rnit dem Kriegsminifter u
erwähnen und so gaben sich die fest
geehrten beeren Wahler bald zufrie
ten und führten ihre großen Erd-i
iipfel wie fvnft per Achfe auf den
Markt.
Das Bähnlein stiftete recht nnd
schlecht fein tiinftliches Leben und die
Beamten auf den paar weit ausein
anderliegenden Stationen betrachteten
ausnahmsweife den Dienst als eine
angenehme Unterbrechung ihres freud
lvfen Dafeins, denn die Gegend tvsar
fv öde, daß sich sogar die bekannten
Fiichfe dort nicht gute Nacht fasten
Aber diefes dell hatte plöhlich
ein Ende, wie das Manifeft »An
meine Völler« erfchien. Das Sta
tionsperfonal wurde verdoppelt und
derdreifacht, und in einer Nacht gin
gen fest mehr Züge. wie in Frie
tenizeiten in einer Woche bei Tage.
Zudem war der Dienft fehr anstren
gend, denn die ganze, wie sich’i fest
igte fehr wichtige Verbindungss
Stecke war eingleisig, die Aastveichen
klefchriinlt und die Stationdanlagen
etn. .
(
Dem Rufe des geliebter-. Kaisers
folgte freiwillig und fofort auch der
erst kurze Zeit penfionierte Oberfiibrer
Wenzel Rowal Sein Wiedereintritt
wurde nicht nur von den höheren
Stellen, sondern namentlich von ben
Betriebsbeamten mit großer Freude
begrüßt, denn Romas kannte sozusa
gen jeden Schienennaael der ganzen
Linie, er betfiigte infolge feiner faft
fiinfunbzwanzigjöbrigen Diensfzeir
bei allen Seltionen iiber außeror
dentliche praktische Erfahrungen, un
ter feiner hand verwandelte fich die
bockbeinigfte Lolomoiire in eine sanft
fcaffeemiible, feine Züge liefen immer
wie am Schnürl und alle, die ihn
konnten, wußten, daß sich hinter fei
nem rauben, oft polternben Wefen
eifernes Pflichtgefühl nnd tiefe her
zensgiite verbarg.
Taltattak —- Taltaktal — riefen
eines Tages die Morseapparate ja
ungewohnter Stunde und schon surr
ten in allen Stationen die weissen
Streifen hervor unb die Telegrapbis
flen notiertem Amte nacht verlelsri
ter triegssabrplanmässige Zug Ro.
227 als Mnnitisniziw Maschine s,
III-Irr Rote-ab Turnusper onale. Je
de Außeerlmg der orschriften
liber den rensqutverle wird
strengstens aft, Der g ern asi
sierte, beschlenn Ihnenqu Saul
tätssag 4 B, i ins Vorrang, daher
Zug 227 vie reuzungen in Idorf
und Willern ab ausarten hat«
Es war Ml ernacht, wie ber Zug
in bie Mittelsatian totendorf ein
lies. Der siegen l in dichten
Schleiern und selbst r ortana e
Sturm rannte diese Lulisfen
verschieben Der Maßgabe M
gleich-tilgs- an den-s »We,
W
toe:l jede Abwehr gegen dieses Wetter1
Zerneksin vergeblich get-km wäre. Erl
sprang aber doch ausarten-nd in den
Biensnvagem hörte die Meldung are-i
rerschrteb den Stundean und zog
lie Uhr.
I »Halt neben Minuten Verspätung.«·
Anstand-te er sich an den Jugäsiihrerl
BE ndee. 1
! »Ja, Herr Assistent, « trnr die Ant
Insekt. »bei dern Gegenwind itt dsis
Item Wunder, aber ter Nowat bringt
! schen bis Aderf herein.«
I »Nicht wahr, Alter« rief er dem
--.;:i der Treppe stehend en Lotoneotids
stährer zu. «cder kann keine alte Kuh
in dem biss l Regen nscht tausen?«
.Schneller schen, als mancher Heu
ochs, der irn Trocknen sitzt.· knurrte
Ilrwat zurück und- hiett seine Uhr
gegen die Manipulationglaternr.
»Herr Asiistent,« setzte er hinzu, »ich
muß tern die Abfahrt bitten,4knst
get-U aus die späteste.'
»Geist« Rotvat, ich weiß. daß Sie
nsit Dampf nnd Sand nicht sparen
werden« erwiderte der Beamte und
sieeg ab. Ein Teillerpiisf, ein horn
«rui, die Lichtpiinttlein, die dein Zug
entlang still ttanden, hoben nnd sent
nn sich automatisch zur Kontrolle
rnd verschwanden, die Lotomotive
psiss nnd weiter rollte der Zug in
tie Nacht hinaus.
Tot Unwetter sehte mit aller
straft ein. Echten braust« schrie
Titrwnt zum Heizer. Der Regen
ilcrtschte dald von rückwärts. bald
ist-n den Seiten mit die beiden, vorne
ti.nndste ihnen die Boxhise entgegen
nnd der Sturm trieb den morgen
Rauch in den Stand. Der Zug
tarnpste sich mit erhöhter Geschwin
digteit durch nnd schon war mehr als.
die hälste der Stationödistanz durch
snhrery als sie in sliegender Eile ein
Wöchterhans passierten. Einen Au
genblick sahen sie schattengleich den
Mann davor stehen« dann verschlang
ihn der Dampf und die Ferne, nnd
schon weit von ian hörten sie verhal
lend die Dachsignnlgloele Magen
Binrbom — Bimbam —.
»Um Gottesmillem herr Obersiihs
ter, Adors hat den Sanitötszug ab
gelassen!« schrie der Heizer sassungss
tot. Einen Augenblick sank Narr-ais
Hand vorn Hebel und er blickte starr
vor sich hin. Da vorne kamen hun
oerte von Verwundeten, die die Ge
nesung in der Heimat sinden sollten
und hinter sich hatte er iiber IMJJOO
Fiilo Etrasit nnd Mnnition! Das
rntseyliche Unglück mußte um jeden
Preis dermieden werden, das rrnr ein
L-ebot der Menschlichteit, das loar
Pslicht und schon hatte er die Schwä
che überwunden nnd seine Gedanlen
ordneten sich.
Gellend wie ein Angstrus stieß die
Dampspseise das Signal »Breinsen
fest« hervor. Dann riß er den Hei
zer zu sich nnd schrie ian ins Lhr:
«.?artl, zum Barth-schieben ist es
zu pät. es wäre auch zn rigtiert
lschnell iiber den Tender nnd die
Ilnpplnng lob! Es gibt nur ein
Mittel, ich muß den Gegensatz ab
sangen. Weesen Sie zurn Zeichen,
taß Sie sertig sind, ein Stück Kohle
tkeriiben Binder soll nicht vergessen,
rorsichtehalber die Brernser in eine
Linie auszustellen, die Deckungssigs
nale allein genügen heute nicht nnd
morgen soll er zu meiner Frau ge
hen, sie beruhigen —- salls ich nicht
setbst nach han- tornnren inne-. Gott
besoblen nnd seit Marsch!« Schon
siiblte er, wie die Klöie an die Tores
grissen, er brenrste auch die Ma
schine. lappte die Zugeleine und band
sie an einen Daten, so das die Pseise
in Täti leit blieb — da kam ein
Kohle-ist gepoltert — ein tnrzeå
Stoßgebet, Notoot riß den Regulator
ganz an sich, die Lotoniotitze machte,s
uner Inn teoig, einen somit-yea
Sprung nach vorne und raste weiter.
Jede gnlt’s! Er preßte die Lippen
».s.feinnnber. In früheren Jahren
halte ee zweimal entlaufene Zugleile
abgefangen, aber dabei irae alles les
gewesen, Ivie ek- die Jnstrnllivn als
tlieorelisches Beispiel aniiihrle. Dies
mal hatte sich alles gegen ihn ver
schworen. Seiner Berechnung nach,
nsußle noch obendrein die Begegnung
gerade in der fast süniziggrabigen
Aurve erfolgen, bie eine Höhe aniliel.
Er öffnete beide Ventilr. lo baß
der Dampf fessellos abflrörnie und
let Manprneterzeiger rapid zurück
ging. Dann zog er langsam die
Brenrse an und stellte den Regulator
sittlich die Maschine gliiichte und
rauchle und da war links ber
Wald und die Larve . .. ver Sturm
trag ihm abgerissene Wisse zu, seine
Berechnung war eichii : Mitten in
der Larve fuhr ver genzug auf
ihn, ber Wind brilckle den Rauch
seiner Lokomotive herunter, so daß sie
aussah wie ein riesenhafies, finst res
Greisenhaupt rnii wallenbetn ar
und Vari und drohend blicke-eben
Augen. · . Fabel absiellenL , . .D-1nn
verlor er plösllch den Boden, er
fühlte einen siechenden Schmerz im
Müden und irn Kopfe, wie aus wei
ter Ferne sah er Lichter blinken und
hörte verworrenene Stimmen —- al
les verschwand in einein grauen, un
barehbeinglichen Nebel und der sen-n
muss bat slni vorn Gesichte bes se
sinnunsslofem
—- e ·· .
Iris-i Mi- TYnls W
U II
Jeswa Yes-v mir am sehe
Wen stand bade-I«
W
i
; III W
Title THIS-se M sent —enffifsedtiixkifehkn
Krieg, Post-Grimme T. Bei-.
Jn Encli mn Sehn-orie- Meer
standen die Leute in dichten haufen
am Hafen. Erresle Worte flogen
hin und her. Alter Blioe waren hin
th aufs Meer gerichtet, wo in der
Ferne ruffifche Kriegsschiffe davon
esttmpflrm die eben Eregli einen un
willlomtnenen Besuch nogeftnttet hat
ten. Schon den dritten während der
letzten vier Wochen. Wenn die Ver
ngiinfchttngen Kraft gehabt hätten, die
rufsischen Ariegsfchtffe lägen gewiß
fehon am Grunde des Meeres, dort,
wo es nm tiefsten ift, nnd nie wären
sie in den heimatlichen Hufen gekom
men. Aber all die Fläche, fo leiden
schaftlich sie auch waren, waren eben
nur Worte. und die breiten Rauch
fehwnden am nördlichen Horizont zeig
ten betedt an, daß die feindlichen
Schiffe wohlgemut dahin fuhren.
Vielleicht waren die Ruffen gar noch
stolz auf ihre nenerlnhe Schandtat
dor Eregli ein paar harmlofe Tegel
fchiffe, wie fie fiir die Lüftenfnhrt in
Gebrauch find, in den Grund ge
fehoffett und ein Dukend Hiinfer der
friedlichen Stadt in Trümmer gelegt
zu hoben. Während die Leute nm
Ufer- noch das Ereignis besprochen.
fiel plöhlieh ein Wort mitten in die
anfgeregte Unterhaltung hinein, ganz
leife zwar, und vorsichtig. aber es
sprang wie ein Funke von einer
Gruppe zur anderen über, und die
Manner sie-ten die Kopie zusammen
nnd ihre Stimmen snnlen zum Illi
stern herab. Gewiß! Es war gar
nicht anders möglich: ein Spion gab
den Aussen durch Zeichen land, das-,
die Lust rein» sei, und die lamen dann
und schickten seigerweise ihre Gram
ten III die ossene Stadt. Man nannte
aneh einen Namen. Niemand anders»
als der griechische Pape tonnte der»
Verräter sein« denn der hatte sich!
chon imme als der geschworene
eind der itirlen ausgespielt. Sein
aus lag ein tleintdenig abseits von
der Stadt, weithin sichtbar, nnd jetzt
erinnerte sich manch einer, dasz er
schon öfters in einein Fenster dort
eigentümlichen Lichtschimrner gesehen
habe, nach gestern noch. Als hatte es
nur dieses einen Wortes dednrsl, war
jetzt mit einemmal so manches llnr,
was bisher irn Benehmen des-Boden
unverständlich erschienen war. Aber
wiewohl alle Welt in Erein wußte,
daß der Pape den Russen bestimmt
geheime Dienste leistete, fehlten doch
siir seine Schuld die Beweise Alles
waren blosze Vertnntnngcin Teshnlb
mahnten auch die besonnenen Män
ner ernst davon. ab. als eine Schar
Hihiiipse sich aus den Weg zun- Hause
Dirnitris machen wollte, um dort
schnelle Justiz zu iiben. »Mir tejne
Uebereilung!' hieß eg. Schon der
Prophet sagt: .Eile ist vom Jenseit«
Die Leute standen noch eine Weile
am User. dann zerstreuten sie sieh all
mählich. teils utn ihren Geschäften
nachzugehen, teils um den neuen Schn
den in der Stadt zu desichtigen. Nur
eine tleine Gruppe blieb noch in eisri
gern Gespräch beisammen. . «
»Jch hab dem Dimitri nie ge
trarit!« sagte der eine, der Poiizei
direltor von Eregli. »Ich glaube
such, daß die Leute recht haben, die
behaupten, daf- der Grieche hier feine
band im Spiele hat. —- Wao mei
nen Sie, Addnllah Efferidi?« »Auch
ich halte den Popen jeder Schandtat
gegen uns fähig. Aber was nnyt es,
don der Sache zu fliisternl Mm
müßte Beweise schaffen, nrn dein
Menschen, der uns schon so viele
Verdrießlichleiten bereitet trat, endlich
einmal das Hand-wert zu lege-U denn
wenn die Moolotoitet noch öfters zu
solchen Besuchen eingeladen werden,
wird unsere Stadt bald nur noch ein
Trümmerhaufen feint« Ahdullah
wies nach der Stadt. «Sehen Sie
die Spuren der rusfifchen Grüße!
heute liegen auch ein paar Tote in
den Strahenl« Die Männer nietten
ernft rnit den Köpfen. Gewiß, es
müßte etwas geschehen, sonst —. Auch
der Polizeidirettor nickte rnit gerun-«
zelter Stirne, und seine Augen irr
ten hinüber zu dem hause des Pape-n
das friedlich irn Sonnenschein lag.
Schweigend drehte er fi eine neue
Zigarette und zündete te langsam
an. »Man sann vorläufig init dem
Popen nichts machen, sonst heißt et
gleich, daß in unserer Stadt die
Christen verfolgt würden. Wir tön
nen gar nicht vorsichtig genug »sein!
Idee ich werde die Augen offen hal
ten!.th etwas an den Gerüchten
dran, werde ich ei herausdetomnrem
und dann —« Er grüßte ernst, ohne
seine Rede zu vollenden, und schritt
der Stadt zu. — — Eine sreudige
Nachricht hatte die Bewohner von
Erdegii schon arn frühen Morgen an
den hoer gelockt. Kopf an teon
standen sie nun da, und sahen hinaus
voll steuer Erregung auf die schim
mernde ffetfläche, aus der sich
tveii draußen der duutle stumpf eines
Kriegsschiffet leise fchaulelte. Aber
diesmal leuchtete onf der Schiffs
e der doldtnond im blutroien
de, und von den häufern der
todt antworteten weg-zählte andere
türkische hnen mit freudigem Gruft.
Sie Er un sfreude lag ed ilder der
Ctodt nach o den do en lehten Wo
chen. Hon denr tiiri schen stiegs
schiff draußen lüer sich ein soof
pon kräftigen Mateofenfltnsten geru
W
deet. Denn Un- seg, der Kontinent
dnnt des cchi , an Land. Beine
Knan erwarteten ihn die
der Stadt, nnd die Menge
siedelte ihni voll ehrlicher psesstetmis
zu. Mit den angesehenften ertretern
der anderen Nationen var auch Di- ’
mitei, der Bode, an den Hasen ge
lorninen«nnd sie alle versicherten den
Dislziee der nnwandeldaremTreue
der nichttnoharninedanischen Unterta
nen deg Padlschnh. Besonders Di
mitri sloß iidee von patriotischer Be
geisterung. Für den Nachmittag holte
Raus Beg die Herren zum Besuch des
Schiffes eingeladen, und inmitten der
mit Tod nnd Verderben drohenden
Kriegsnserlzeuge herrschte an Bord«
ein festliches Leben. Manch Wort
voll begeistert-r Vaterlandsliebe wur
de gesprochen, manches Hoch ans den
Padischah. ans die glorreiche tiirtische
Armee, ans Enver Paschiy den Frei
heitsheldem aus-gebracht Schließlich
sprach auch Dimitri namens der
nichtmohanrniedanischen Osmanen in
glühenden Worten, flehte Segen aus
die türtischen Wassen herab nnd
fluchte den Feinden der Tiirlei. ganz
besonders aber den Rassen, die das
friedliche Eregti schon zum dritten
Male heimgesucht haben. Als ter
geendet hatte. drückte ihm Naui Beg
sichtlich erseent die Hand· Er habe
schon viel von der treuen Gesinnung
Dtmiteis gehört, sein Lohn toiirde
ihm gewiß nicht ausbleiben Ter
Pcpe wars ihm einen schnellen, miß
trnuischen Bliet zu, lächelte aber so
sort wieder, als- det Nommandant
jetzts die Gäste zu einem Nundgnng
einlnd nnd Dimitri anssorderte. mit
Zihin vorauszugehen Alles wurde be
sprang-. niank deg plauoerre yener
Hind liebenswürdig mit seinem Be
gleiter. Wie von ungefähr blieb er
bei«einem der gewaltigen Geschiihe
stehen. Liebkosend fuhr seine Hand
riber das blinlende Geschützeohr. »Ein
hübsches Ding, tradi« Lächelnd subr
er sort: »Es wird vielleicht schon
sehr bald zu tun belonirnenl« Fra
gend sah ihn der Pape an. »Stat
denn die Rassen schon wieder in der
Nähe?« Statt einer Antwort lnd
ihn der Ossiziee ein, doch einmal
durch die Histervorrichtung zu schauen.
Das diieste ihn interessieren, denn
das Geschiig sei schon gerichtet nnd
geladen. Diinitri trat heran, blictte
durch das Glas und erbleichte. Rans
Leg aber plauderte mit gleich liebens
würdige-n Lächeln weiter: «Seben Sie
tas Ziel guts Das Geschüh ist haar
schars aus jenes Haus dort eingestellt.
Sie lennen es vielleicht? Wenn näm
lich dortinoch ein ei ziges Mal auch
nur eine. lleine Sisunde ein Licht
ausblintt, wie schon eitler vor den
Nussenbesuchem dann geht hier inr
selben Augenblick dee Schuß los. Und
der wird gut tressen, viel besser als
die russischen Kanonen!« Diniilri
schnitrte es die Kehle zu. Aus sein
Haus trat das surchtbare Geschiiß ge
richtet. Tier tiirtische Dssizier lächelte
noch immer. »Nun, wie gesiillt Ih
nen das, Dimitri?« Der Pope stam
melte unverständliche Worte, und ging
langsam weiter. Bis zur Absahrt
der Gäste an Land blieb er unsichtbar,
auch dann, als alles zur Falltreppe
drängte, hielt er sich im Hintergru d.
Aber Raus Begs scharse Augen an
den ihn doch. Freundlich verabschie
dete er sich von denh Poren
»den es Ihnen gut gefallen bei
uns? Geseben haben Sie doch alles
gut, was ich Ihnen gezeigt habet
Und vergessen Sie ni t das Geschiig,
das Jhnen so gut ge allen hatt« —
Noch einige Tage blieb das Kriegs
schiss im Hasen von Engli
Jn dein hause drüben am User,
das ein tleln wenig abseits von der
Stadt lag, blieben die Iensterläden
hinsort geschlossen. Der Pape Di
rnitri war noch in jener Nacht mit
sennt seiner ganzen amtlie sortgei
zogen. Niemand wu te wohin.
Die ganze Stadt kannte seht den
Spion, und sein Name wurde nicht
mehr nur leise genannt. Aber man
war -srob. daß er selbst das Weite
gesucht hatt-. Jin Innern des Lan
des toar er unschädlich.
—- Trastlase Gegend. Frem
der: »Das soll hier eine Sommerfei
sche sei-IF Kein Schatten, iein brauch
bares Triniwasser, unbequeme Un
teriunit . . .«
Einheirnifcherz »Aber die Lust, die
herrliche Luft, die aus den Bergen zu
uns totiith
»No, do seh'n Sie ’i ja: Sogar
die Luft beziehen Sie von auswärtsi«
—- B o s bei f t. Kusine (zum
Studenten, der ihr feine Photogra
phie zeigte); «hitnmel. siehst Du aber
nüchtern aus, das ist gewiß eine Mo
mentaufnahme.«
s- Jm Neitnurani der
B u r g r u i n e. Gast tzunr Wir-m
»Der Wein macht der Ruine wenig
Ehre, desto mehr aber das gebtatene
huhnks
—- Sa wlat Aehnliches.
Fremder Czum Keinem haben
Sie vielleicht etwas von Max dacht
dat«
Max halbe —- nein, aber a halbe
Dacht können E triegm!«
—. seid-it Ia »Mein
Freund und ich werden an einem Ta
ge in den Stand der Ehe treieni«
s» - »Das ich rechts qetetltee
EIN-M iii DOM- SWMF I