Die seh-le Mele.l Roman von »Du- pecer. (12. Fortsetung und Schlus) Und schnell, leise, nur für sie hsri bar. »Ich muß Sie heute noch spre ihen —- niuß — im Garten unten, ani Ufer — ich werde warten.« — Ganz herrisch llnng das, doch ihr erschien es nur wie ein Ruf zum Glück —- sie neigte, unmerklich fast, den Kopf —- und was auch immer noch in ihr dagegen stritt und sie zu tiickreißen wollte —- sie wußte, daß sie feinem Rufe fokgen würde. Und dann war sie zu ihm gegan gen. Ohne ein Wort zu sprechen eilt, ohne zu fragen, Erklärungen zu for dern, hielten sie sich in den Armen — fre schmiegte sich an ihn —- all das tagsiiber zerrende, zweifelnde Gru beln war ousgelöschi. ein Jubel in ihm, vor dem alles andere zurück wich — nur nach ihren Küssen ver langte ihn, immer wieder fühlte sie jeinen Mund auf dem ihrigen —- und als sie nach Atem rang, küßte er ihre Augen, ihr Stirn. ihren hals — jetzt nur nicht sprechen, nichts hören den Augenblick festhalten, das Glück nicht von sich lassen!— Und dann, mit einem Ruck, hielt er sie doch von sich ai; er wollte ihre Augen sehen, nochmals die Hin gabe darin lesen —- und als ob sieine Liede dadurch noch an Kraft gewonnen. preßte er sie von neuern «an sich und liißte sie wieder und wie -der. —- -- — Jn der gleichen Stunde stand an einem Fenster des hotels ein bleicher Mann und sah mit starren Augen aus das Bild unter sich. Schon den ganzen langen Tag über Ihatte er sich mit Gedanken gequält, die ihn erfaßt hatten, in ihm wühl ten —- nachdern er den Brief der Mutter an ihre Tochter gelesen. Die urcht, daß der Augenblick gekommen ei, er Alice verlieren könne, über ischlich — laurn zurückgedrängt —. ein banges Gefühl — fein Denken, eoie oft er sich auch gesagt, daß sie nicht von ihm gehen, ihr Wort nicht brechen würde « So sicher war er gewesen! Der Ge danke, daß sie ihren Mann nicht der gessen, seiner im stillen noch gedenke, diese einzige Sorge war verschwun den —- der Ruf der Mutter, der Bor evurf file ihn hatte neue Sorgen her susbeschroorem Mußte nicht das Erwachen kom men. die Erlenntnii, daß an seiner Seite ihr Leben ein derspieltei sei -— dasz sre noch jung war, noch Forder ungen an das Leben hatte — andere, größere, als mit einem Kranten ans Mitleid in der Welt herumzureisen2 Aus Mitleid! —- War denn das ein so großes Gefühl, daß es alle andere aus-löschen könnte? — Gab es nicht viel höhere, gewaltigere —» die, wenn einmal erweckt, darüber hin- j auswachsem sieghaft und sordernds i Konnte er nicht selbst ein solches« — war es nicht die Liebe, die ihn alles hatte hinnehmen lassen, ihn« zwang, seinerseits zu fordern, egoi-" ,stisch, ohne Mitleid, das sich auch in ihm für die sich Opfernde hätte regen z müssen? s Und wieder ruhiger geworden; er lonnte ja mit ihr sprechen, ihr fa gen, daß sie in die Heimat zurückkehsl ren, die Eltern besuchen würden! s« Wie ein Geizhals suchte er —- das Oeringste — Kleinste, was er geben Konnte. l Gleich naai ihrer Heimkunft von« dein Nit: hatte er mit ihr sprechen» ihr als- Uhristgeschent anbieten wollen,. was er sich aitsgetlilgelt —- aber als-. ksie von Tisch ausgestanden er schon die Bitte auf den Lippen gehabt, ihm eine Stunde zu schenken —- sie war zja heute von allen Seiten in Anspruch genommen, daß sie nicht einen Augen- ( Obliet allein sein konnte —- wae bieseel unglückliche Doktor Möllet, der seit’ dein Morgen verschwunden gewesen, wohl irgendwo bei den Ausgrabuw gen gesteckt hatte, und den Gras Ek lenbach schon als Verlorenen aus teommeln lassen wollte, erschienen und hatte die ganze Gesellschaft zurückge halten. i Feierlich, mit ernster Miene war er ins Speisezintiner getreten, hatte, nachdem er alle Gäste um sich ver sammelt, einen länglichru, schwarzenl Legenstand aus der Beusttasche gezo-! gen, triumphierend in die Höhe gehal- « ten und mit fast entzückteni Blick aufs Beinen Besis gesagt: s « «Eine Mnenienhand —- kiir vieel JSchilling etstandenl Sehen Sie diese Form« — - Er hatte nicht zu Ende sprechen können, denn während lief-tosend seine ÆZIHUMÆ evae sei lit- : sehe san der einle Glieder läßt auf eine Frauenhanb schließe-. ich schäie bat Alter her Dank-" —- einen endlosen Vortrag hielt er, und wäh rend rantville nur den Augenblick sher · ehnle, mit Mär sprechen su »tönnen, mußte er hier zuhören und Hab und zu ein Wort sagen, um den tDoltar nicht zu verlehem Später lam dann der Gang nach dem Kloster-, die Aufforderung zur nächtlichen Messe, bag Souper — nicht eine Minute hatte er sie fiir sich gehabt, fast hatte es ihm geschienen, daß sie sich absichtlich sernhielt. , Das war etwas Frembes, Neues für ihn. Das frühere Qualen seiner Gedanken hatte wieder angefangen, und als alle nachts das Hotel verlas sen, er allein zurisiclgedlieben war, hatte er nicht schlafen lönnen. war( unruhig im Zimmer hin und her gegangen. Dann, als er das Geräusch der Zu tiictlehrenden gehöri, war er ans Fen fter getreten, aus dem fehnfiichtigen Verlangen heraus, sie wenigstens nach zu sehen. Eilig, sich schnell verabschiedenb, wie es ihm schien, war sie ins haus gelaufen — er hatt-e gehorcht —- viel lleicht lam sie noch, klopfte an und Ifragte, wie es ihm ergehe —- gestern Ihatte sie das getan. nach dem Ritte »Hu dem Tempel von Karnat — Heui jte wartete er vergebens — es blieb sstill — ihren Schritt hörte er nicht — sie mußte doch an seinem Zimmer vorüber! Wo blieb sie?... Noch immer stand er am Fenster und blickte hinaus. Var ihm der mandbeleuchtete Gar ten, in dem jeder Strauch, jede Pal Ime deutlich erkennbar war. ’ Und dann —- ivar das nicht ein« Mensch, der dort ging, unruhig hin »und her, wie er selbst vorher hier iin ,Zininier gegangen? I, Ein Gebüsch verbarg die Gestalt jeinige Selunden —- jetzt trat sie wie der heraus in das Mondlicht — ;deutlich erlannte er Baron Trojander. I Und jetzt — vorn Hause toinineiid, eine zweite Gestalt, eine Frau. ? Er stöhnte laut aus —- er hatte lAlice ertannt. Starr blickte er auf die beiden. Er wollte fort vorn Fenster, nichts sehen von dein, was da vorging — doch blieber stehen. - Er wollte den Blick abwenden, sich die Augen rnit den blinden bedecken — doch er beugte sich var, feine zit ternden Finger trainpsten sich urn den Fensterriegel, es war ihm, als ob er das Fenster ausreißen, laut hinunter schreien niiisite —- und er blieb stunirn. Ein Lauscher, ein Zuschauer, der ge spannt auf die Entwicklung des Dra inaj wartete. Alles hatte er gesehen: Wie der Mann die Frau in seine Arme genommen, geküßt —- toie sie dann später eng aneinandergefchniiegt iin Garten aus und ab gegangen — jede handbeivegung fast jeden Blick hatte er angstvoll beobachtet Jetzt würde sie sich von ihm tei ßen —- ioürve nach dein hause, nach seinem Fenster deuten —- sie mußte sich doch erinnern. daß da oben ein Kranter war, dein sie ihr Wort ge geben, den sie nicht verlassen durfte! —- Richts geschah, ruhig wanderten die beiden aus und ub — so viel hatten sie sich zu sagen, daß sie Zeit und Ort zu vergessen schienen. Endlich —- Alice suchte sich aus den Armen ihres Begleian zu lösen — sie lonnte sich nicht gleich befreien —- irgend etwas, eine Svihe, eine Schleise an ihrem Kleid hatte sich verwickelt, daran wurde sie festgehal ten, sie mußte das erst befreien — ein leises Auslachen —- ioie ein Peit schenhieb fiir den Lauschenden — dnnn standen sie wieder eine tleine Minute — bei beiden händen hielt er sie, stumm sahen sie sich in die Augen. s Und wieder liißten sie sich —- noch mals —- ein letztes Mal —- aber jetzt wie zu tutsein Ahschied —- wie Men schen, die mit sich llar sind. die ihr Glück bestimmt haben, die wissen, daß ihnen ein neuer, leuchtender Tag he vorsieht. tlnd nun — endlich — trennten sie sich· Alice eilte dem hause zu, einige Minuten später solgte ihr Trojandek. Frantville horchte nach der Tür hin: schon hörte er ihre Schritte. Wenn er jetzt die Tür öffnete — zu ihr sprach, ihr sagte, daß er wisse, was geschehen —- dasz ee alles gesehen — daß sie ihr Wort gebro chen, ihn verlassen wolle —- vielleicht gewann er sie sich zurück Er sühlte den Schlag seines het zens bis zum halse heraus. Ein anderer Gedanke — ein Fle hen zum Schicksal nach Tod, nach Et lösung: »Er-baten dich meiner —- laß mich sterben!« — Die Schritte Ilieenl kamen näher. waren schon ganz nahe. Er mer zur Tiir stärken —- Its spät — leise llappie eine Tite, et hörte das seist-H eines sich im stehenden Esset-. . spiti s hätte et ihr tust lot ileuIGabechleedin W Revis-hu besiegen lassen wilrtie —- lvelch ein Leben stand ihm bevoef Biirde er se sen-sen können, was eur beiiitåckerleth sägt-de nicht der nas- ilw W sesehenf s- VLM IN nicht servet swetslwng bei jedem Vort, bat sie mit einem Manne sprach, jedem slich den sie mit einem andern tat-schief Welche-i Wahn hatte er sich hinge geben —- ssich in Sicherheit gerategti nach jener leiten Aussprache ans der Fahrt nach Alexandrien! Nach gestern Hatte er zur gleichen Zeit hier am Fenlier gestanden, ihre Rückkehr von dein nächtlichen Ritte erwartet —- mit Sehnsucht zwar. aber auch mit Ruhe ——— init der Ruhe ei nes, der weiß: »Sie tommt zurück zu« dir sie ist nur aus eine Stunde von dir sern, sie wird wieder bei dir seithi bei dir bleiben. Hatte sie das nicht gesagt, als sie ihm ihre Beichte abgelegt? War da mit nicht der letzte Funke Zweifel: ausgelöschi, der idn immer noch gess quält hatte, wenn sie in trüber Stirn-. mung war —- wenn er sich ausge malt hatte das-, tre noch an jenen an dern zur-iteman 1 So nahe hatte er sich am Ziele ge glaubt — nie war ihm der Gedanke an einen Fremden, Dritten gekom men — ihm allein würde sie sortab gehören Er ließ sich schwer in einen Sessel fallen und starrte in die Ferne. Wie gestern leuchteten die Mem-. nonssäulen drüben in Theben im Mondlichte herüber —- das gleiche Bild jeden Abend, jede Nacht —- und nach den Abenden und Nächten die Tage, die er hinleben sollte - ohne fie. — Ein Grauen packte ihn —- eine abergliiubische Angst — daß das die Stufe sei kitk sein« Tei: han- sk· sie nicht don ihreni Manne lot-geris sen, ihren hilfloieii, erregten Zustand benutzt, uin sie an sich zu tetteni Wäre sie nicht doch zurückgekehrt in ihr haus, hätte sich versöhnen lassen, wäre glücklich geworden? Und nun war sie ihm doch verlo ren — ein Fremder hatte sie ihm ent riMn - Wieder kehrten seine Gedanken zi feineni künftigen Leben zurück: Vielleicht nur noch ein paar Jahre — oder nur Monate —- oder Wochen Vielleicht auch nur Tage —- aber gab es eine Möglichkeit, auch nur diese zu durchleben —- ollein, ohne sie?.... Konnte er die Bilder der Nacht, das Nahen des neuen Tages ertra gen, jedem Morgen mit zerrisseneni herzen entgegentreten —- iniiner nur aiit dein einen Gedanken: »Du bist allein, sie ist fort — ein endtofei Trümmerfeld, ein öder Weg liegt oor diri« Das sollte sein Leben sein!... Er erhob sich mühsam, schwankte an den kleinen Tisch, der vor seinem Bette stand. Er mußte sich festhalten —- so schwach hatte ihn die Aufre gang, das qualvolle Denken gemacht. Dort stand Alicens Bild. Sein Blick siel darauf —- eine heiße Welle überflutete ihn. Und dann —- so dunkel wurde es uin ihn her-« Müde. in dehaglicher Lässigteit sant er aus fein Bett. Wie in weiter» Ferne sah er sein Leben vorüberzie-« hen: Ein Brausen und Fluten wies auf dein Meere —- ein Steigen und Fallen —- und nun diese legte klin gende Welle.... CI war gut — alles war gut, rote et geschah. .. Alice — Trojander — —- sie würdi glücklich fein on dessen Seite -—geborgen. — Auch er war geborgen. Von fern her drangen leise flutende Töne an sein Ohr — ein träumender Vogel — oder Musik —- nein: Alireni Stimme« Sein Bewußtsein schwand — noch einmal feste sein Herz. wie ooii dein lehten Gedanken bewegt, zain hämmernden Schlage an — dann stand es still. Um den Mund war ein Lächeln wie bei eineni Schla fenden, und auf dein toten Anttii ruhte teuchtender Friede . .. Ende. —- Der beste Beweis. Sie: Hier in der Zeitung steht, daß in ei nein Glas Wasser eine halbe Million Bazillen enthalten sind. Et: Ja, da siehst du, daß heutzu tage alles überfällt ist. — Undant ist der Welt Lohn. Das ist der Dank von dem Kerl! Lade ihn zur Jagd ein« und ruhig schiebt et mit den einzigen ha sen weg! — Unter Bettlem Ede: Du, Lade, komm ins-l tan an de Lit iaßfäule, ick gtvobe, da steht ein nenet Telegtamni dran! Late: Lieber nich, et könnten viel leicht Schanzskbeitet jefucht wetdent --- Unter Streichen Unsere Soldaten, vie Nächte durch in des Mkenmäben lie» müssen, beneide ich nich. Unserem-e würde det nich susthten. Unsere-net ers recht, denn tote oft missen wir nachts ten Stensenjtaben im. um uns-fide mind- is. —- settug. Dein-den mittä sem Du, san, mein schauest-i nie-d hat W der Bethnqchtsninnn aus Anstand geholt, das tft ja tu weng mit Säsmehl Ieiiilltt san Innp d. Dankt-Ist Ja dem niedrigen Dadnzinisiet mit der desska Rosenninstettapetts U der die alten Usdel aus Kirsch uinhplz so vorzüglich paßten. sa ßen Tante Tenchen und Tante in chen, wie sie in dee Familie d. en wald genannt wurden. Sie bespra chen eifrigst. wer non den Leawalds in diesem plötzlich heteingebtochenen Krieg init ins Feld zog. Und da Tante Tonchen und Tante Finchen mit ihrer mündlichen Aufstellung zu Ende waren, konnten sie feststellen, feiner-, der den alten deutschen Namen Leuwald führte, und feiner, der mit einem dieses Naman in verwandt schastliche Beziehungen getreten, witt de fehlen, nun es galt draufloszw schlagen, nun es zu zeigen galt, daß man wüßte, was Deutschland von seinen Söhnen forderte. Nat einen Namen hatte man nicht genannt. ei nen Namen, der eigentlich nicht hätte fehlen dürfen. Aber es war, als scheuten die beiden Damen davor zu rück, ihn auszusprechen als hinde ih nen etwas die Zunge. Es tlopfte, und ohne das Herein der Schwestern abzuwarten, ftiirmte ein blondej, schlanles Mädel inll Zimmer. Das junge Gesicht strahlte ,Ach, ihr Tauten. da sikt ihr in euerm altmodifchen Bau und derweil friert unsere Stadt draußen seine größten Stunden. Eben ist ein Re gimeni ausgerückt Herrgott, war das schön und feierlich!« Ihre Blau augen leuchteten. »Mit Blumen ha ben wir unsere Soldaten bewor en und ihnen tausend ute Wünsche nach gerufen. Ach« ihr anten, wie tönnt ihr hier in dein stillen Zimmer hol ten, während draußen die Wogen det Begeisterung so hoch gehen. daß man davon überwältigt ioird«. Sie sanl atemlos in einen der steifen Stühle, dessen Sitz mit grü nem, verblichenem Nil-s betleidet war. Jung. hlond und rosig san Marie lene d. Leuwald da und sah die Tanten fast vorwurföooll an. Tante Tonchen schüttelte den Kopf. .Marielene, du bift eigentlich alt genug, dir die allzu impulfwen Ma nieren abzugeivöhnem du weißt, daß wir gewiß patriotisch sind, aber ich meine. fiir han« Leuwalds Tochter gebühre sich jetzt Ernst, denn. Vater und Brüder ziehen auch in den Krieg.« »Gott sei Dank. Tante Ton en. es wäre mir und ihnen wahrhatig gräßlich zumute, wenn sie daheim bleiben müßten. Zum Trauern und Heulen haben deutsche Mädel jetzt teine Zeit, und frohe Gesichter müssen wir ihnen zeigen, ihnen, die ihr Le ben zum Schuhe und zur Ehre des Vaterlandez aufs Spiel seyenc Tante Itnchen lächelte weich. ; »Nicht so stiirmisch, Marielene» Tante Tonchen meinte es nicht fok aber wir Alten find schwerfälligekf als eure Jugend«. l Marielene niatr. «Magst wohl recht haben, Tantet Iinchen", und- dann fügte sie hinzu: «Morgen muß auch Joachim fort. er war vorhin bei uns, sich zu verab schieden, ich denke, er wird auch bald bei euch antreten«. Kaum war das letzte Wort iiber ihre Lippen, da pochte das Mädchen und meldete: »den b. Courmont, läßt fragen, ob er die Damen spie-! chen darf«. i Im nächsten Augenblick betrati Joachim o. tioukrnont das tteine Zimmer-, das einen so tnappen Rah men siir seine trastig - schlanke Gar-, desigur abgab. Er trug schon die: seit-graue Unisorm und neigte sich zum Kuß über die schmalen Finger der alten Schwestern. daraus be grüßte er Marielene mit sestem Hand schlag und auslettchtendem Blick Wir wollen hassen, dein Regi ment nimmt an den Kämpfen im Osten teii«, meinte Tante Ton-ben nachdem sich Joachim gesetzt. Er zuckte die Achseln. »Glaubt es taum, trotzdem es mir-« ossen gesagt, auch lieber wäre«. Ueber Marielenez Stirn zog ein Wölkchen. «Unstnn«, entsuhr et ihr. «Feind ist Feind, und ob du ein paar Rus sen oder ein paar Franzosen tot schießt, ist gieich«. Aber Kind, Kind«, Tante Fin chen sah mißbillisend aus die blonde» Nichte, um deren Lippen ei wie Auf-i ruhe lag, »du weißt doch so gutl toie tote, daß Joachim der Sproß ei ner uralten französischen Familie ist, einer Resugiessamilie, die unter dem Sonnen.önig die heimat vertieß Sein Name ist seanzösisch und es! rollt auch sicher noch sranziisischeil Blut in seinen Adern und — —« « «Um Gottes willen, Taute, höre ans, Joachim ist genau so deutsch wie wir Anwalt-h oder meinst du die betrat mit drei Lentoalbschen Morden zahlt bei den Courmonts i i et Yes-s m til-te sich nä» Wams ist«-. riqu ists-me sitele eine,Lentoaib an Großvater und Vater-sen aber so iie nnd lieben-wert ouen ein mits sm« weil LmMdgscåttearrierst-iienrenisten unter-i Oattinnen wühlten, so meinej ,ist das site die Rasse doch nicht GWMD s cWas-Meile . In chreii Augen sparen dar us W meet 1 »Nun. wenn den Coarmonti drei Lenipaldsche rauen nicht helfen tannstem ganz uisch zu werden, wird es wohl auch die vierte nicht ists-· nen, und deihald, lieber Joachim gebe ich die deinen Ring zariickc Sie sog den rna aldenen Reif, den sie als einzigen gchenurl trug. ab, und fihn aus den Tisch legend, wandte sie sich den beiden alten Damen zu. die sprachlos der Szene gefolgt waren. i «Daß Joachim sich in einer für sdas Vaterland so hachwichiigen Stan de an seine stanziisische Hertunst er innert und sogar noch sranziisischeö Blut in sich feststellt. genügt mir. einzusehen, er ist nicht der richtige Bräutigam für die graut-deutsche Marielene Leuwald«. I Sie griss nach ihrem Hut, den sie ,vorhin bei ihrem Eintritt achtlos "auf einen hocker geworfen. «Adieu, Tante Iinchen und Tante Tonchem doch nein, adieu sagt man nicht mehr und »Mit Gott« tlingi auch tausend nml schöner. Also mit Gott! Und das »Mit Gott«', Joachim, gilt auch dir und noch eins: I «Solltest du einmal dahinter kom men, daß deine dunklen Augen und dein duntles Haar nach lange leinen Franzosen machen, denn das gibt es auch hier und überall. dann lannit du )mir’s mitteilen, salls dir Marielene iLeuwald jemals ernstlich etwas ge Fgolten«. Damit war sie zur Tür shinauT ««- s-- . »U Stumm sahen sich die Schwestern an, aber sie außer-ten teine Silbe, nnd Joachim Courmont nahm bald Abschied Sein Gesicht war blaß, aber un sagbar kühl, und seine Lippen lagen ssest anseinandergepreßt, als er seiner Wohnung zuschritt - Konnte er denn dafür, daß die JWiege der Vorfahren jenseits der Vo gesen gestanden, nnd daß er das Blut des alten Geschlechtes noch im mer in sich spürte? —- — — Leb« wohl, Marieiene Leuwald, ein schöner Traum ging allzusriih zu Ende. — —- — Ein so eigenes Gefühl beschlich ihn bei dem Gedanken, nun gegen die Menschen des Landes« das die Väter heimat genannt, das Schwert zücken zu müssen — ein ganz sonderbares Gefühl. —- Wie ein Alp legte es sich aus Joachim Courmonts Brust, da er darüber nachgriibelte, und »Fort larg saß er bei den Kameraden. » heiße Tage solgten. Joachim Tour montj Regiment war eins der ersten, die quer durch Brigien zogen, nndz es blieb ihm im Schlachtgetose nicht. viel Zeit, an die blonde Marielenes zu denten. Nur zuweilen, wenn er; desleends müde umsant, war es ihm,; als packe ihn Heimweh nach dem Man-! den Mädel, das sein Weib werdenj sollte, und das ibm seinen Ring znl rückgegebern weil er ————— Ja, weshalb eigentlich? Er war deutscher Offi·3ier und dachte leine Selunde lang daran, ir-» gend etwas zu tun« was sich nicht mit der Ehre seines Standes ver trug, aber wer durste ihn verdammen, weil in ihm, dem Enkel, noch etwas von den Ideen lebte, die einst der Ahnherr gedacht. Durch Belgien betraten die deut schen heere französischen Boden nnd der Sieg hestete sich an die deutschen Fahnen, dasz sie sich siotz im Winde blöhten nnd srendig ansslattierten in bestied· tem Triumph. Jn Joachim Couemont aber war eine Wandlung vorgegangen, seit er dein ersten Franzosen entgegenge stiirmt. Nicht eine Sekunde lang hatte er dabei seiner Herinnst ge dacht. Ja, war ei denn nur törichte Eitelteit gewesen, die ihn die Erin nerung daran hatte pflegen tassent Mit einem gewissen Staunen, in das sich Verachtung mischte, blickte er aus die meist schwächlich wirtenden ranzosem und er empfand mit tolz seine große, breite Gestalt. Der Franzosen Art nnd Wesen stie ßen ihn ab, und sein eigener Name sing an, ihn wie eine Last zu drücken. — —- — Eines Tages marschierte Joachan,l etwas hinter seinem Regiment zurück geblieben, an der Spitze feiner Rom pagnie durch ein lleines französisches Städtchen. Die Bewohner hatten sich beim Rohen der geiürehteten Deut schen in ihre häutet zurückgezogem Joachim spähte umher, man durfte niemals var Kugeln ans dem hin terhalte sicher fein. Aber alles schien sich, wie der( Bürgermeister des Ortes versichert hatte, ruhig zu »crdalten. Gans am Ende des Städtchens be fand sich ein kleines altes han«-, es hatte etwas Vornehmes, fah aus wie eine zurückhaltende ariftotratische Greilin Ueber der halzgeichnitztew dunklen Eingan tttir fah man an Wappen. Joachpn strikte tvei getrenste Schwerter « as war ja das Wappen der Canrmants, das war ja das Wap pen seiner Familie. Er erinnerte sieh, gehört zu haben. alte Ema-mont- hätten Frankreich um Ladung dem vie-zehnten knchel verlassen, und nachdenklich betrachtete er das alte, von Wind und Wetter grau gewordene Dani. Piöillch drückten die Manns-haften weit nach links biniiber. ein scharser Knail hatte sie . Joacfinr Wut sprang vor, da los eine Bombe Initten im Weg, eine Umbe, die, Gott sei Dank, nicht lexplodiert war Wie eine Welle, die dem Usee zu «steebt, so siiirzten sich bie Soldaten aus ba- Doas zu. iiber dem die zwei getreu-ten Sei-werter prangten. Die Holztür war eins, zwei, drei aus ben Angein gehoben und durch den schmalen Flur ergoß sich die Schar. TVoran Joachim Tour-mont. Doch alle Zimmer schienen leer. Eben be »trat man ein hübsches dunkelgetöntes »Gemach, und Joachim wnr es, als Ibewege sich die Tür eines breiten Garderobeschranle5. Mit einem Satz war er dort. Der Schlüssel steckte Taber troßdem war er nicht zuge jschlossern Schwer ging vie Tür auf »sehr schwer-. und Joachim vermeinte von innen ein leises Geräusch zu ver snebrnem wie wenn Nägel, die sich fest jzulmlten suchen, brechen. J Langsam gingen endlich die breiten ;Fliigeltitren aus. Ein Geruch von ein Jgelampserten Meinungsstiiaen ström te Joachim entgegen, und ein paar Soldaten lachten: «Pfui, Motten ;pulver!« I Joachimö Augen aber hatten zwi zschen den,vielen und eng aneinan sdergepreßten Kleidungöstiicken etwas erspäht, was ihn für einen Moment zusammenzucken ließ. Eine alte Hadernburchsurchte Männerbond, die .»ben Kolben ls i es Regizlvers um HWM·ZM.·«SJFI wollte er die Kleider, hinter denen sich der Mensch verbarg, beiseite reißen, wollte seinen Leuten ein Zeickrn geben, da stutzte er, am vierten Finger der Hand sah er einen breiten Wappenring —- und im Wappen die zwei getreuzten Zchwerter der 6,ourinonts. Ein karger-» schweres Nachdenlen, ein Aussirassen der hohen Gestalt, nnd Joachim Conrmont schlug die Türen des Schranles zu. »Ihr habt recht, ed riecht schmis lich nach Moltenpulder2« Er tat, als drehte er den Schlüs sel nach rechtz, aber es war nur eine blinde Bewegung, die Schranltllr blieb ossen, wie sie gewesen. »Schnell, schnell, wir lönnen unt hier nicht länger anshalten«, rief er, »die hinterlistigen Bombenwerser wer den sich längst durch irgendein Seiten glirtchen in Sicherheit gebracht ha n.« .Na, ei wäre ihnen auch schlecht gegangen. wenn wir sie erwischt hät ten«, brummte einer mit riesigen Fäusten. Joachim aber verließ überhastig das hart-, an dem sein eigenes Wap pen eingemeiszelt war, das ihm aber iekt so fremd, so entsehlich sremd diinlte. Sein Kopf hob sich stolz. Er hatte nichts gemein mit elenden Menchels minderm und ihm war es, als sei tein Name fortan ein schwere-, ei sernei Gewand, das ihn erdriicken müsse. Und dennoch, die welle, von hochgetriebenen Adern durchrissene alte hand hatte sein herz zugunsten des Mitleids entscheiden lassen. Ein mal, weil der, dem diese Hand ge hörte, in einem Alter stehen mußte in dem ihm wohl laum nach viel Le benszeit zu neuen Niederträchtigteiten blieb. nnd dann —- nun dann — Vordiiter waren wohl einmal Bril der gewesen, und solange er selbst den Namen Courtnont trug, wollte er ibn nicht der Verachtung aussetzen Hossentlich aber trug er ihn nicht mehr lange, denn ein Plan erwachte plöhlich in ihm und nnhm immer stärker umrissene Gestalt an. Froh und zufrieden stimmte ihn dieser Plan und ihm war ed, als nickte ihm die blonde Marielene zu und streck ten Tlch ihm ihre schlanten Arme ver söhnend entgegen. Eine Woche später stiirtnte die blonde Marielene Leuwald wieder in das altnivdische Tantenzimmee mit der Rosentauete und den Kirschbrnmi dolzmöbeln Jhr Gesicht war glücke heisz und ihre Augen lachten. »Ihr Tauten. ich bringe eine schö ne Botschaft! Joachim hat mir ge schrieben, er wisse setzt ganz genau, daß nicht das lleinste Tröpschen srnns zösischen Blutes mehr in ilnn sei, ganz genau wisse er das, den blonden Leuwaldschen Frauen gebühre dasiik aber Dant, und wenn er wieder heim lehrt, dann will er Se. Maiestiit bit ten, den Namen Eourcnont gut deutsch in hosberg wandeln zu dürsenl Ach ilsr Tauten, das tlingt doch anders —- so gesund und marlig—·.« Sie kecktk jubelnd die Arme hoch. Juckt sei Dant, dasz er's nun weiß, wie durch und durch deutsch er ist, mein Joachim, Gott sei Dant. daß er sich nun völlig dariiber llar geworden, ich —- ach ich wußte und sühlte es ja längst, sonst hätte ich ihn sa nie, nie mals lieben lönnen«. Goldene Abendsonne siel durch die halb sugezogenen Vorbiinge und biillte das dlpnde Mädel in einen schien mernden Strahlenmanteb Die beiden alten Damen nisten sich lächelnd zu und Tante Finchen meinte, die schmalen Dände faltend «Ja, ed ist doch etwas Wunderschös nes um das Deutschseieh das einp sindet man erst ff recht immer und tief in dieser chtveren, vielleicht schwersten Zeit siie Deutschlands