We Miste Roman von Dass Bettes-. — kl- IMPLIED Mit einladendee Sandbadequ nach einein Sesiel hinweise-kein hatte er zum Sitzen aufgefordert. Der Daß schien es nicht zu bemerken, er blieb sieben. nnd den Blick fest auf Tren teln gerichtet. sagte et: «Jch komme im Auftrage und als Bevollmächtigtee meiner Richte. um mit Jhnen iibee die Scheidung zu unterhandeln." Trenteln hatte nun doch fast feine Fassung verloren -—- das hatte et nicht erwartet, das nicht. —- Wie tu hig und kaltbiütig jener ihm das sagte! Wohl hatte er, als ihm der Be such gemeldet wurde, vermutet, daß man mit ihm unterhandeln wollte, natürlich nur in det Zulchußfkage, ihn zu bewegen suchen würde, sich mit einer geringeren Summe zitfeiedenzui geben —- aber daß man ihm gleich mit den etften Worten das Amßeksie antragen könnte, war ihm nicht in den Sinn gekommen. Das war wohl auch nue eine in te —- nun. er ließ sich nicht einschtichs tem, das ging nicht von Alice aus« die Familie hatte es ausgeheckt. · Diese Ueberlegung gab ihin feine Haltung zurück. »Wie wollen doch Plan nehmen« es spricht sich dann öesset.« — Und als Frantvitle aus diese wie derholte Aussckdetstng sich niederließ, letzte et sich auch. Ein spöttisches Lächeln erschien am seine Mundwintel, als er sprach: »Seht verehrter Herr von Frank viue, Sie sehen mich erschüttert durch Jhre Frage —- ich muß glauben, mich veriiört zu haben, mir fehlt das Ver frandnis fiir Jhre Zumutung. Während ich hier in banget Sorge sieye und von Stunde zu Stunde Nachricht von meiner Frau erwarte, wie ej ihr gehe, wo sie fei —- denn unerklärlicherweife sind die Briefe meiner Schwiegermutter fo dunkel gehalten, daß ich das Schlimmfte de fiirchten mußte —- wird mir Ihr Ze fuch gemeldet. Ein Schreck —- gleich hinterher eine frche Hoffnung erfüllte mich. Sie bringen mir gute Nachricht von Alice, es kann nicht anders fein — und plödiich —- aber es ift ja nicht möglich, ich habe mich verhört: Sie haben jenes Wort nicht ausgespro chen. Warum, weshalb« — Er war aufgeforungen und ging nun wirklich erregt im Zimmer um her. .Wer darf es wagen, sich zwischen mich und meine - rau zu stellent« Es hatte dro end klingen fallen, glitt aber an Frantoille vorüber wie das Summen einer Fliege — nur das Gefühl des Widerwillens ergriff ihn —- oor jenem da vor sich, der um schnöden Geldes willen mit dem Höchsten Spott trieb s— denn was sanft war es, wenn dieser Mensch der brutal feine Frau beschimpft, ihr den Glauben an Gliio zerstört, sie fast in den Tod getrieben hatte, mit so hohen Worten um sich waer Er wartete, ob Trenteln weiter sprechen würde; als dieser schwieg. erhob er sich und trat auf ihn zu, fo daß Teerrteln in feinem Lauf ein holten mußte: »Herr dort Trentein, in diefer Weise kommen wir zu teinern Ende Sie müssen versuchen, meinem Vor schlag mehr Ruhe entgegenzubringern ich will mich auch deutlicher ausdrüks ken und der Sache gleich eine Form geben« Sie werden durch eine Schei dung in berufliche Schwierigkeiten kommen, vielleicht den Abschied neh nien mii en; wir möchten Sie nichtj in petun ·’rer hinsicht schädigen: Ut-l io was verlangen Sie, wenn Sie in. eine Scheidung tritt meiner Nichtet nimme- - l NAIOZ Trenteln aufbrausen wollte: - i- »B«cite, ich bin noch nicht fertig.z Jch erlliire Jhnen hiermit, daß meinef Nichte nie und nimmermehr zu Ih-i nen zurückkehrt, Sie müssen nlsoi wohl einsehen, daß große Worte hier nichts nähen, und daß es in Ihrem» eigenen Interesse liegt, ohne solche sich» klar und deutlich zu der Frage zn stellen, denn ich werde Sie nicht eher verlassen, als bis ich erreicht habe,i Ins der Zweck meines Vettern-neus eoaek Jch will Ihnen die Sache ers» leichtern« — Er richtete nicht daraus, daß Tren teln ihm einen bösen Blick zum-Its und ihn unterbrechen zu wollen schien, er sprach ruhig weiter: »Als- —- Iote Ihnen schon meine Schwögerin geschrieben —- unser Oe schöfi hat bedeutende Verluste erlit ten, die nnd leider zwingen, in Eier-i dstion zu treten nnd, als Folge da von, unsere Lebensweise einzuschrän ken — Ienissieni oder eigentlich in , rent Uns-, soweit m meinen du. dessen Fasmie und alle, die M dis- rechnen, angeln, de natür lich der stehe Gewins- den das Ge sehist bisher Wen, Priscian M als ei net Mensch bleibe et t nnd "tie selts, tun W Midas-end en W m Wiss-is wuchert-teu- sei-» ner Nichte die allerdings vertleinerte Zulnge weiter zu zahien Wie Sie diesen Vorschlag aufgenommen haben: wissen Sie ja selbst am besten, undI Sie werden sich sagen müssen, dass ich nach dem Vorfall der unserm Un erbieten gefolgt ist und im Hinblick auf den Umstand, daß meine Nichte unter keinen Umständen zu Jbrren zu-l rückkehren will, keinen Grund mehr sehe, meine Absicht zu verwirklichen. so daß Sie sieh die Sache fest wohl nochmals überlegen werden müssen« Er machte eine Pause und wartete, ob er eine Antwort erhalten würde. Die Mienen Trentelns hatten erst hohn ausgedrückt —- nnch wie vor glaubte er an die großen Verluste nicht, diese Menschen wollten nur mit ihm handeln er war ihnen zu teuer geworden, oder sie wollten ihn ab ichrecken, daß er von seiner Forde rung, Kapital herauszugeben, abiehe —- noch und nach, als Franiville wei tergesproehen, waren Zweifel in ihm entstanden -- etwas mußte doeh da hinter steeten. Wie sollte er dann mit den paar Gulden leben können. noch dazu mit der verwöhnten Frau. All fein tierger galt fest ihr. Sie wollte nicht zu ihm zurück. Gut, lchön —- mochte sie bleiben, wo sie war — er hatte kein Verlangen nach einer armen Frau. Scheidung ver langte sie — auch ut. —- Aber es war nur billig, da sie ihm durch Zahlung einer großeren Summe zu weiterem Fortkommen verhalten Das flog ihm alles burch den Kopf. während ei in ihm vor Wut kochte und er den to hoheiteooll Da itehenden, dessen Ruhe ihm wie Hohn serschiem am tiedsten niedergeschtagen hätte —- aber ruhig, ruhig, sich nur nicht hinreißen lassen! Er atmete tief ans. noch einmal wollte er anstandshatber versuchen, den Onkel Alieens umzuftimcnem od tvohl er aus keinen Erfolg rechnete nnd ihn «auch nicht wünschte. Er zwang sich zur Ruhe und Würde. »Herr von Frantville — ich trinn aus Jhren Vorschlag nicht eingehent —- meine Frau hat mich verlassen,. ich fordeke, daß sie zu mir zurück-J tommt.« : »Herr von Trenteln, ich bitte, bleisl den wir bei der Sache· Meine Richte; würde eher sterben, als daß sie dasj töte —- iider diesen Punkt haben mir nicht zu verhandean Hier handett es sich nnt um die Frage, was Sie als Entschädigung verlangen, wenn Sie ohne Umstände in die Scheidung willigen, damit meine Nichte schnell frei wird, nicht auch noch unter dem Prozeß, der ja nicht zu umgehen ist, lange zu leiden hat. Also klipp und klar, nennen Sie Ihre Forderung. Sobald wir uns darüber geeinigt ha ben, wird here Dottor Landaner, der Rechtsdeisiand meiner Richte, sich mit Jhnen in Verbindung seien, um das Weitere zu erledigen.« Trenteln hatte sich abgewandt und stand an seinem Schreihtisch. Den Kon tief herabgebeugt, machte er den Eindruck eines in Gedanken Vers-nimm. »Den von Trentein, ich warte noch Immer ans Jhren Bescheid', hörte er Irantoilles Stimme nach einer Pause wieder, eben, wie er mit seinem Ent schluß fertig geworden war. Was tonnte längeres Zögern niits zenk Der Mann da in seinem Zim mer war undeugsam — er wußte, was er tat. Da half kein langes Uebertegen —- er mußte sehen, die Sache mit Anstand zu Ende zu fiihs ren. .,herr von Iranipille - Sie ha ben vorhin angedeutet, daß mir die Scheidung, der Prozeß in meiner Kartiere schaden wird, daß ich meinen Abschied nehmen, etwas anderes er greifen muß —- Sie sahen auch ein« daß ich das ohne Geld nicht tann. Sie trafen das Mchtise — sonst —- seien Sie ist-erzeugt, wiirde ich mich aus diesen undsornehs nien handel nicht einlassen. —- Ader in der Zwangslage, in die Sie mich .oersesen, muß ich an mich deutet-. und tann es doch nicht über mich bringen, in Ziffern zu sprechen, mein Ehrgefühl sträubt sich dogegen.« — »Ich verstehe, tommen wir zum Schluß, ich will Jhr Ehrgefiihh das Sie meiner Nichte gegeniiber weniger deutlich bekundet haben, nicht ver »!,esen und da ich Kaufmann bin, selbst den Preis nennen, den ich biete Hättst-: Sie behalten die Kaution, wir igeben noch IPOO Mart dazu, alles Izahlbar am Tage, an dem das Ge rHcht den Scheidungsspruch fällt — sdie Aussteuer meiner Nichte geht su riick, ich werde darüber verfügen. Wenn Sie einverstanden sind gehen wir demnächst zu einem Notar, der unsere Abweichung befcheinistz das Weitere wird, wie gesagt, meiner Nichte Rechtsbeisiand Ihnen mittei len.« Trenteln hatte mehr erwartet — ein Blick in das entfchlassene W Irnntvilles ließ ihn erkennen, daß er Weiteres nicht zu hoffen habe. — Schon milteer seine Zustimmuns geber-, da sprach Jrantvtlle weiter nesit tun Ende des Praxis-M hälfte des bisherigen ges der Zula e regelmäßig ethaiten —- in dem attvurt,den Dotter Landauer auf-seit hat nnd den toir bei-n Notar unterschreiben werde-, cxch dass-r Trentetn nickte Imm. Its Franks-tue aus dein Hausej trat, atmete er tief auf —- illiee war frei! s I I here Alfred vin Irantville fass auf der Veranda der lleinen Villa in Friedewa und legte Patiente. Wenn die zweinndfiinfzig Karten angelegt waren, begann er von Zneuern. nur wenn Besuch lam; pflegte er damit au ten und in langer Schilderung eine Leiden setz-assist len —- er war böse auf jeden der ihm nicht glauben wollte. Er könne nicht mehr so viel gehen, das strenge ihn zu sehr an, und nn rnentlich —- dab leitete sagte er fe doch nur, wenn seine Frau nicht in lliter Nähe war — der Appetit fehie ihm jegl. Denn er quälte Frau Leo nare stundenlang damit, was sie zurn Mittag- und Abendessen herrichten lassen sollte, wandte, wenn sie ihm hin und wieder eine zu schwere Speise versagen mußte, List an, utn steh solche zu verschaffen, schlich in die Küche, utn der Köchin heimlich einen Befehl zu geben und freute sich wie ein Kind. wenn er seinen Willen durchgeseht hatte. Wie ein Kind stand er auch sonst dem Leben gegenüber — tamn hatte er nach fiir irgend etwas Interesse; nur ab und zu ergriff ihn die Furcht, daß er verhungern müsse, daß das ihnen verbliebene Kapital nicht bi zu feinem Lebenäendse ausreichen würde. Die Frage: «Sag mal, Leda-eh wieviel besisen wir?" — wiederholte sich faft täglich, seine Frau muste ihin dann genau verrechnen, wie grpr ihr Vermögen sei, wieviel auf der Bank lti e. und was sie an Zin sen zu verle hätten. Sie, die in ihrer Ehe sieh nie darum zu tilnernern gehabt, nie mit Geld zu rechnen verstanden tat bat seht gedul immer von neuern, gisg stets auf ferne Fragen ein, wenn sie auch zu fühlen glaubte daß et nach dern sie lauen angefangen, nicht mehr hinhiirte, ja schon vergessen hatte, was er eigentlleh zu wissen wiinslhtr. Außer diesen Geld- und Es ent-« fragen gab es nur nach eins, was seine Teilnahme erregte: Das wars der priefträger. s Soweit er von seiner Veranda aus sehen konnte, verfolgte er ihn auf seineni Gange. ’ «Sieh rnal Levnvre, da driiben in de: Villa war er zehn Minuten lang —- ieh habe nach der llhr gesehen — warurn mag er sich da immer fvl lange aufhalteni Gewiß schweigt er mit der Köchin und läßt alle ande ren wartenf heute war es ibrn zu arg gewor den. Er hatte feine lebte Patienee nicht beendet und starrte ans die Straße hinau, aber nicht auf die Willen welche sonst der srieftrsger bevorzugte —- sondern auf eine Ne benvilla, die erst vor einigen Tagen bezogen worden war. .Dent dir, Leonore,' sagte er zu feiner Fran, die eben auf die Veranda bei-austrat, »bei den neuen Einwoh nern ist er noch inr Hause —- zwölf Minuten sind schon dergangen.' Dabei zeigte er auf feine Taschen uhr, die er in der band hielt, und wurde erst wieder ruhig. als er den Postboien heraustreten sah. »Da ist er — nun lomrnt er zu uns.« Frau Leonore lächelte still —- ein Keine-, ergebungsbollei Lächeln. das ibr anbaftete, seitdem iie von der hiibe ihres Glückes herabgestiegen Mk Mein Gott ja, sie tten zu leben, reichlich zu leben, be nniiire Sorgen traten nicht an sie heran, aber da wa ren die Kinder, iiber deren Schicksal das Mutterbeti sich nicht beruhigen tonnte. Mike. Was würde ans ihr wer den, wie würde sich ihr Leben ge ftaltenil Die Scheidung war inzwischen ausgesprochen, Alree war frei. Aber die Mutter war doch in Sorgen unt te. Noch immer war sie rnit Onkel Richard auf Reisen. Eine geschie dene Frau mit einem unverheirateteti Mann allein auf Reisen, wenn auch der Onkel ein lronlrr Mann war — ei mußte doch überall Anstoß erre gen. Wenn ihrer Tvchier Brieie auch heiter klangen siesi stets ihr Leben als ein ruhiges und glückliches schil detie —- Ftaii Leonore laut-te nicht daran, sie fühlte, daß file nicht die Wahrheit schrieb, wußte, daß es oft swichen den Schilderungen ihrer Reimlebnisse kleine, hingeworfene Worte gab, die von iineingestanvener Sehnsucht sprachen. Aber was wollte sie tun —- all ihre Einwände hatten nicht geholfen — Ulice, die ineniee fo gut und nach fiel-is gewesen, irae auf einmal so elf-ständig geworden und hatte auf ihre-n Willen ließen-dein Dahinter steckte Onkel Richard an ders war es nicht denlhak — sonst wiiee die Tochiee hoch ins Eltern kiis gekommen, hiiite hier Ruhe und sites Jesus-. Nikel-ät; der Mutter iie e »Daß in,ich Maine-« s-ichcieh damals —- »ich sann nicht, iniise mit ijie a iieriis wer den; i würde- niit sue ain hestenhei p» ZW W Miit-exkl mä- zufaxmensehöew«wi Frau Zronipiile hatte siii fügen triissem « Dann war Lothnr. Gleich zu Anfang, cis sie hierher übergesiedelt, war er hier zu Besuch gewesen. Die Uniiorrn heiterer ausgezogen —-mer1 toiirdig, roie ruhig der Junge das hingenonrmen hatte. Es war doch sein Lebensplon gewesen, Ofsizier zu werden —- nun hatte er sich Mi leichgiiltig dagegen gez t. Er fähle sch in feiner neuen Le singe sehr gliicklich, das Sitt. auf dem er sich be fand, sei zwar nicht iibernrößig groß, kein Rittergui, aber et arbeite sich ein« nnd später, wenn er fertig wäre, liinne er ja vorläufig eine Domäne dachten. Bei der Abreise —- die Mutter hatte ihn zum Bahnhoi begleitet nnd schon den lepten Abschied genommen — war er noch einmal aus dem Wa gen gesprungen, hatte sie chnell noch mali.umirrrnr und geiii t und ihr zugeiliisiem «Eine Tochter ist auch auf dem Gute, ein reizendes Mädchen.« Frau Leonore tone in Sorgen zu riieigebliebem Sie kannte ja seine Nei gungen —- weih Gott, wohin et sich wieder verirrt hatte. Und dazu das große Kind — ihr Mann. »Das große Kind« meldete sich eben wieder: «Leonorr, er ifi vorbeigegangen, Ifisr uns hat et wieder nicht-« — )to.1rum nur Aliee niehi schreibt, auch »Es-than beide lassen nichts von sich - oren.« Hoir oorgesiern einen Brief, und Lo ’:har schreibt doch nicht ost, er hat doch erllört, daß das Leben in Feld uin Wald ihn gar nicht dazu kom men lasse, daß er friih ausstehe und abends todmüde sei.« Alsred Franioille nahm seine Kar ten wieder auf — er schien schon oergessen zu haben, was er eben ge sagt hatte —- doch nochmals wandte er sich an seine Frau. Sein Gesicht h.tte dabei den Ausdruck der Zu friedenheit angenommen, aus seinen Worten sprach Genugtuung: »Es ist doch ein Glück, daß Alire von Trenteln geschieden isi s- denke doch mal, was hätten wir tun sollen, wenn wir jeßt noch den großen Zu schuß bezahlen müßten! So sind Dir das los —- Alice ist bei Richard gut aufgehoben, sie wird ihn einmal werden« — und leise, irn Flüstern-m .Weiß·t du, was ich glaubei — Richard hat bei der Liauidation ein utes Geschäft gemacht, er hat fu« Ich ein otdentliches Stück Geld ges nommen, das fällt alles Alike zu.« Uedet Frau Franioilles Ziige ging ein schmerzliches Zacken. Sie wollte es nie wahrhaben, daß ihr Mann geistig schwach wiirde — haite das auch gegen den Arzt, der A:.deutungen gemacht, heftig bestrit ten; nach solchen Worten mußte sie sich doch etngestehen, daß es Augen blicke gab, in denen er geistig min derwertig erschien. Diese ewigen un niißen Sorgen um den Lebensunter hatt, dieser häßliche Verdacht gegen den eigenen Bruder, die Gleichgültig Leit gegen das Schicksal der Kinder —- das alles ließ sich ni t wegleugs nen — und doch wies te den Ge danken immer wieder zurück, daß das etwas anderes sei, als der oft stärker hervortretende eaoistische Zug des Alters, nur noch siir das .e’ ene Wohlergehen Empfindung zu ha n. Warum Schlimmeres glaubeni — Das würde das Leben zur Qual ina chen. I O I «Bist du nicht müde, Vlies-" — So voll-Sorge klangen die Worte des Frogendeiy der sich aus seiner ruhenden Stellung in dein über den Gardasee langsam dahingleitenden Boote aufgerichtet hatt-. Räder Onkel —- das fra si du jede Minute, du weißt doch, das mir das Rudern Vergnügen macht, außer dem« — «Ader Ulfred —- von Mike hatterf T Die ]chtvteg, ihre Bis-e vertolgteni sinnend einen Adler, der sich aus den« Gebüsch am Ufer erhoben hatte und mit langsamem Iliiczelfchlag zur höhe strebte. Jeßt schwebte er über den grauen, hochragenden Felsen, ein paar stör tere Schläge mit den weit ausge spannten Flügeln —- balti war er ihren Blicken entschwunden Alire fah in die leere Lust — rnii leeren Augen. Sie war nicht müde, sie hatte diz Wahrheit gesagt. nicht müde im Sin ne der an sie gestellten Frage —- sie brauchte Bewegung, Ermüdung — und wenn sie ausgesprochen hohen würde, was sie in ihrer Antwort su tiickgehalterh so hätte et geleistet: Außerdem —- ich muß mich miide machen, ich muß mein Denken, enein Iiihlen betäuben, denn ich siirehte mich voi den qualvollen Stunden ver Selbstbesinnuns.« Aber das durfte er, der vor iht im Boote fas, ni t wissen, nie erfahren, ee tvtieve nier- etnpiinven, un siillhaeen inm, wenn er lauben müßte, daß e nicht glücklich ei, daß ihr M Leben anfing. zur Last Ia werden« Denn das, was sie In er kennen geglaubt, damals, nach ihrer Krankheit als seine Beete ip nn ders klungen, was sie in ihrer Ver swei uns und Lebensart« tn dem einzigen Verlange-h Schuh g- fin «ben, jemanden in hohen, des the pur Seite ftiindee don sich gewiesen —j immer deutlicher hatte sie es erkannt: Er liebte fie. i Nie hatte er davon zu ihr gespro chen, aber der Ton feiner Worte rvari weichen feine Blicke warmer gewor den s- an- jeder andreichaag ählte sie feine Liebe, Sie-ne zärtliche org um sie —- nnd hatte nichts dage gen einzusehen. nichts nie ärmliche vesrrvand stliche Zaneigang Er ers kriinler seit den Mona ten ihres Isctmmeniehens. Seine Oe alt tte sich mehr ge beugt, die guten, lagen Augen blick ten milder-. Und doch nie eine Klage —- nicht er erfchien sich trank and hilssdediirftig —- fein ganzes Denken galt ihlc Sie fiihite, wußte das and konnte doch nicht helfen. Nur Mitleid, gro ses Mitleid war in ihr· Mitleid mit ihm — und mit fich. Schon iam sie sich oft feldft wie eine Kranke vor. Der ftete Umgang mit ihm, nur mit ihm, dem Kroaten, hattk ihre Ner ven angegriffen; von dem vielen Her umreiten war fie miide. Und anderes war hinzugekommen, Aeuszerei. Sie hatte Blicke ausge angem Worte sliiftern gehört, die ihr Verhältnis zu ihrem Mitreifen den- anztpeifeitem — Das nagte an ihr, triidte ihr die Freude an den Schönheiten der Natur« der Kunst, die sie sonst mit offenen Sinnen ge nofsen haben würde. Dann, mit ei nem Male stand eine duntle Sehn sucht in ihr aus, die wach-, zum Ver langen s- nach dem Leben, nach Liebe. Wie sie mechanisch die Ruder hob und auf die glipernden Tropfen, die daran herunterfielen, blickte, stiegen ans der Tiefe det Sees Bilder aus — Bilder der Vergangenheit Die Gestalt ihres Mannes — hat te fie recht gehandelt, sich so unver söhnlich zu zeigen, hätte nicht doch alles noch gut werden können. wenn fie nicht geflohen wärest War es nicht doch nur aus Lebensnntlugheit geschehen — ihr leanthafter Zustand daran schuld gewesen? —- Sie hatte in dem unseligen Augenblick, als jene bösen Worte fielen, nicht an til les gedacht, und leine milde Siiini nie hatte an ihrer beider zerstörte Leden gewohnt, das folgen mußte isverin sie ging. llnveesöhnbnr war sie fortgegangen. War sie es auch gehlieheni — War dies die erste Stunde« in der Zweifel in ihr unfstiegeii?! » Jii ihrem Grübeln nurde sie ge siiiri. »Wir niiifsen umlehren, Mich wir sind nahe bei der italienischen Gren ze, ich sehe dort lints am Ufer den Wachtposten.« Erleichtert eitinete sie auf —- dani dor fiir die Worte, die sie due ih rem leidvollen Denken rissen. Wozu nähte dujl —- Ee iodr ja alles vor bei, zu Ende — vielleicht wiir es doch das Wichtige gewesen Einen stechendeii Schmerz empfand sie bei dem lesleii Gediinlen, der noch bliischnell durch ihren Kopf znctte: Er hatte sie fiir Geld freigegederik Auf den Zuruf Frantolliee hatte sie das rechte Ruder stärker ins Wus ser qedrisz, das linle ruhen las sen — langsam mochte der Kahn eine Drehunz Dann, oli die Spitze Ri dei zugekehrt war, bewegte sie beide höher wieder in gleichniäßigern Takt· Dem Boote noch, don Italien her über, zogen langsam dunlle Wolken. Das bisher so leuchtende Bild schwand. der See nohni eine dunklere örbung ein, erschien seist schwarz. ie Felsen starr-ten drohend auf fie herunter. ’ »Es tomnit eiii Mittel« hörte sie Franldille sagen. Sie halte in ihrer Beriräuiniheit iiuf die Veränderungen rings uni sich her nicht gerichtet, fest· hob sie denJ ten-pp wandte den Ema zur-m s dann setzte sie die Ruder stärler ein das lleine Fahrzeug schoß dahin, dan das Wasser auffprihte und icn Titel sich eine fchäuntende Furche bildete. Richard Frantville folgte ihren Be wegungen mit den Augen Durch hie halbe instecnis, die sich um sie herum gebidet, leuchtete das Weiß ihrer Arme, von denen sie die halblongen Aertnel gurtickgeftreist — er fah unter der hufrigen, hellen Bin se hie sich liebende und sentende Brust —- hie tteinen Füße, die sich fest gegen sie Latte irn Boot sie-Ent ten, uen vern Körper für vie größere Anstrengung festere Stühe zu geben —- er mußte hie Augen schließen, um das heiße Gefähh das in ihm anf stieg« get eedrileten. Nicht das erstemal geschah das· Wie oft sschon hatten seine Blicke verlangend auf ihr geruht, wie oft schon hatte er ich mit allee Kraft zu tiickteißen Wisse-h unt sie nicht an sich en siehest, ihr zu gestehen, was in hin vorging. . Noch immer war er Sieger til-er Ko getrieben-»stei- ham die Inn-n u erseht en, gu ängstigen, ihm die H onnenheit zurückgegeben Denn was durfte er erwarten? Sie war lieb und gut su ihm, sie nen sorgte ihn und suchte ihm fede Be quemlichkeit gn scha sen —- das war aber such alles. Nie tte er ein on detts Sefith ein iihl, nach dem alle seine Sinne lechgteeh in iht paart-sehnen tsnnerr. nd durfte er heran heulen, saus te er sich nicht init dem begniigem ton- sie ihm bot-i Hatte er anderes erwartetii hatte er nicht geglaubt, glMich zu sein. wenn sie nur stets dei ihm warf Gewib- iu — aber fehl war sie srei. —- Mit dem Augenblick ihrer Befreiung war neues hoffen in ihm ertvachtx Seine Sehnsucht hatte neue Formen angenommen Die dunklen Wolken waren vor übergegangen —- nur wenige Kopfe-« hatten sie iiber Riva anegesprengts das Gewitter hatte sich nicht entla den Jeht nach dein Souper war der himmel wieder tlar. Die Wärme de- Tngeö hatte nicht nachgelassen Die Terrnsse des Hoteli war niit Rindernden nnd lachenden Menschen egt, nur Alice nnd Franldille hat ten einen Plah unten am See Ze wählt Schweigend, tvie ans Verabredung, hatten sie die Gesellschast verlassen, schweigend horchten sie aus das leise Anschlagen der Wellen in der sast schreckhasten Ruhe der sie umgebenden Einsamleit. Um sie herum tiefe Dunkelheit s-· nur sern am Horizont ad und zu ein Ausleuchten des abgezogenen Ge witters. —- » Sie waren beide in Gedanken — die seinigen gingen zu ihr. die ihren weit sort in die Vergangenheit Von dem See wanderten seine Blicke zu ihrem liebli en Gesicht. Sie hatte den Kop zurückgelehnb ihre Augen geschlossen, die Winde-« ruhten verschlungen in ihrem Schoße Ein Bild mattek Lässigleit, nnd doch war diese Lösiigleit wie Sehn sucht nach etwa-, was lommen mußte Er faßte nach ihrer Sand und löste sie aus der Verschlingung —- ein wonniges Gesiihl durchzuckte ihn, als er teinen Widerstand sand. Ihrs Augen blieben geschlossen, ihr Atem ging tiefer, schneller —- hatte da- ieine Beriihenng beivirlt — siihlte sie doch mehr siir ihn, als er zu hoffen gewagt? War der Augen blick gekommen, sich dai Glück. ein ganzer Falles Glück zu erobernssi « lee.« Sie antwortete nicht, sie war wie in einem Traumzustnnd, wußte nicht, wo sie sich besond, wer bei ihr war und ihren Rennen nannte. Die Vergangenheit hatte ihre nnze Macht iiber sie gewonnen, vor Ihren Augen erschien wieder das Bild ihres Mannes —- sein Bild aus der ersten Zeit ihrer Liebe —- sie siihlte das heiße Verlangen, das sie durchströmte, als er sie zum erstenmal in seine Ar me geschlossen, sie trauten vor Glück un seiner Brust geruht hatte — und in diesem Erinneru, bog mit einer Gewalt ihre Sinne täuschte, ehnte sie sich on den Mann, der sie on sich sog, nnd erwiderte seine-Risse Minuten bliebin sie· in dieser Ver suntenheit, er fühlte, wie sich rhr Körper inniger on ihn schmiegte, wie ihre hont- gliihte — nur eine Se tunde stand zwischen ihm und seinem Glück. Doch sein Wille Ionr gelähmt. Ein Wort. ein Rome. ven sie gesliisieri, geh-sucht, riß ihn zurück. Wie Eises tölte packte ej ihn —- sie hatte den Namen ihres Mannes genannt. Also nicht ihm galten ihre Rüsse, nicht ihm ihre Leidenschaft, jenem nn deren, ver sie verachtet, verstoßen, ver iousti — Nur im Augenblick der Täuschung hatte er empfangen, was jenem gehörte, was nicht ihm golti Ausschreien hätte er mögen —- so schmerzhost war dies Eint-finden Wie ein Wahnsinniger tnm er sich vor, daß er zu hossen gewagt, wie ein Narr, den man verspottet —- nnd doch —- die Seligkeit bei Augenblicks hörte er nicht missen mögen —- urn eine Welt nicht. Noch immer hielt er sie umschlun gen, doch plöhlich riß sie sich los. Jn ihren Augen irrlichterle es — suchenh gingen sie umher, um aus Frontville hasten zu bleiben. Da wurden ihre Blicke starr, allmählich tnm ihr die Erinnerung, das Be wußtsein und mit diesem die Erkennt nis, daß alles nur ein Traum ge wesen. Oder vielleicht doch lein Traum — oher dann hatte sie in den Armen jenes gelegen, der re seht mit so traurige-n Ernst an lselte. ihre Lip pen hatten aus den seinen geruht: die Wonne ver vergnngenen Minuten dontte sie ihm. Sie schlug die Augen nieder, sie fühlte heiße Scham in sich aufsteigen —- teokdem tpnnte sie ihm nicht ziies neu. Noch hielt der Rausch an, dei- sie on seine Brust gedrängt, das Bild des anderen war fort —- vetblichen — einem Phantom gleich. Tief atmend zog sie die reine Luft ein — ihre Augen steciiten den ne ben ihr Eises-den - Er hatte sich abgewandt und sah über den See hinweg. · Sie wollte sprechen, ihm ein. paar liebe Worte f en, um ihm zu zeigen. daß lie nicht ziiene —- lie fand nichts —- langsam We die Bezauheeunq von ihr gewichen. Nichts sont sittlic sehliehen als Mitleid — heißes Mit leid, daß lie lein Gefühl nicht erwi dern konnte. uefte sie ihm das sogen —- jeht Wiese-n Augenblick —- ihin iede helnt- Iiehmen —- odee sauste sie ihn in Megöulchung lasse-is Weil-We Mel-)