f-— f f f ...O Sekvftecjeknis vsmlöftlichen Kriegsschaa - p W. Von Tentam-. Und wieder einmal geh« vorwärts durch Sonnenbronv und mnsurischen Staub bis in die Nacht hinein. Der Bntaillonsmelbereiter trnvt die Marschlolonne entlang: »Der Herr Masse lässt die Herrn haupttente nach vorne bitten.« —- Bald sind vie vier häuptlinge um den Bataillonss tonnnanbeur versammelt. »Meine Herren, Divisionsbefehlt Das Dorf M· da vorne ist schwach von Rassen befest; das Regiment hat sich in Besitz des Dorfes zn sehen-" Also Nochtnngrifft Na, in Gottes Namen los! Noch 3 Kilometer Marsch durch die Nacht. dann ist das Dorf erreicht. Doch schon vorher meldeten Patrouils len, daß der Gegner den besseren Teil der Tapferkeit erwählt habe und aus-— geriirtt fei. — Auch gut. — « Wir beziehen um 11 Uhr abends Alarmqnmtierr. Jch tomme mit meiner Kompagnie auf einem Heu loden unter und fchlnfe zwischen mei-: nen Leuten wie ein Toten Levhaftes Schützenfeuer weckt mich. Jch fahre anf, der Tag guckt bereits durch die Löcher im Scheunenb..·ch. Die Schiifse fallen in unmittelbarer Nähe, die dicht vor meiner Schenne stehende Aufzennmche muß sich mit den Rassen nefafzt haben; -- einige Ge fchofse llotfchen nnf das Erkennen dach. Meine Jungen schlafen noch nied lich, doch rauh muß ich sie aus Mor tshens Armen reißen. .,’tluffiehen!« beillle ich mit Sten tr-kftic::me. Hier und da ein Gebet-min, ein Wölzen und Steckein im iidrjgen Stille. —- ---- »Vorwärts, Kerls, die Rufsen sind dac« Das wiritl —- Wie die Dachse aus drin Bau, fahren sie aus ihren Deus baufen und fangen an, sich auf sich ieldit zu besinnen. Bald ist meine Kompagnie auf der Dorfftrasze ver sammelt. Die Straße entlang irabt ein Adi jutant: »Herr Hauptmann möchten sofort zum Herrn General toniinen!« »Mein lieber L» ich habe einen ganz besonders vekantcoortungsoollen und interessanten Auftrag fiir Sie. -— Seden Sie, hier« ·— er zeigt auf die tsenerolftabetarte —- »liegt der Ort M.-O. Da dort verschiedene Wege zusammenlaufen, ist es sehr wahr cheinlich, daß die eingetefselten Ruf-« sen hier versuchen werden« durchzufiw fzen. Sperren Sie sofort mit Ihrer Kompagnie die Wege und halten Sie die Ortfchnft unter allen Umstän den. —- Jch fchiete Jlmen bald Attil lerie nach. Machen Sie Jhre Sache gut.« , "Ein freundlicher Grile — ich bin entlassen-· — Bald ift die Kompagnie auf dein Marsch. — Patrouillen voraue, denn es geht ein Stück durch den Wald« dann weit ausgeschwärmt die Epide, auf 400 Meter folgt die Kom pngmb Bei der Spitze reitend, fehe ich- hier und da icn Walde allerlei Bedächti ges herumwinirneln, aber Feuer be tanien wir nicht. Nach einer halben Stunde —- die Patrouillen hatten inzwischen des öfteren auf einzelne herumstreifende Rassen geschossen —- liegt mein Ziel vor mir, und gleich vom erlien Gehöft weht die weiße Flagge mit dem roten Kreuz. Wann. Jst das etwa schon ein Feldlazarett von nngt .Jn diesem Augenblick länst, deutlich erlennlxar. ein rnssischer Jnsanterist mit Ge toelir dicht am Gehöst iiber die Stra ße nnd strebt einer seitwärts liegen den ossenen Scheu-te zu. Da « nei ben snir ein Schuß, der tittisse tim nielt und stillt. »Herr Hauptmann, den hab« ich!« Triumphierend rust’5 der Schütze »Brot-, mein Sonn, sollst ntchher mich eine Zigarre haben!« Vorsichtig dringen wir in das Ge höst ein« anch die rottoeisze Flagge schiin nicht immer vor mostotoitischer HinterllsL Habe ich doch einen lan gen, von den litnssen im Stich gelas senen Mnnitionözug gesehen, dessen mit Granaten vollgepfropite Wagen das uns heilige Neutralitätsabzeichen des Genser Kreuzes trugen! —- — Doch tein Feind tritt uns entge gen, aber aus dein Wohnhaug stür sen vier, siins russische Aerztr. »Messienes, vons etes rnei prison niers,« rede ich sie an. »O, toir alie sprechen deutsch«, wird mir von dem Rangiiltesten ver Herren zur Antwort, »wir bitten um Jhren Schust« Jch beruhige die nusgeregten Leute: »Meine Heeren, Sie haben von uns nichts zu befürchten, wir täinpses nicht gegen Samariter.« »Aber werden andere Soldaten tommen nnd ans uns schleszens« »Auch davor werde ich Sie schiisenP Jch stelle einen Posten zu Ihrem persönlichen Schuh« dort vorne vor das Schifft dann geschieht Ih nen nicht-t« Dantbar geben sie sich zufrieden, liesern ans meinen Beseht ihre Was sen, Säbel und Browntngpistolen ab i. und verschwinden wieder in ihrem use. Run aber schleunigst auf meinen Posient Jch stehe nm Südrnnd des Dor fes. —- Drei Wege treffen sich hier aus siidlicher und westlicher Richtung. 300 Meter vor mir dichte Kieserns schonnng schnurgerade durchschnitten von dem seidmärts sührenden breiten ;Wege, nach rechts hin eine große -Watdbtöße, an 2000 Meter lang, ;rings umtränzt von dichten Waldun gen. , Die Wege werden mit Unterossi zierposten besetzt, mit der Kompag nie nehme ich im Halbkreise eine Stellung uni den Südrand des Dor ses. so daß ich alle drei Wege unter Feuer nehmen tann. Sofort graben sich die Leute emsig ein. — «.f;lerr Hauptmann, Herr Haupt mann- da Russen!'« Aufgeregt rust’s mein Hornist ne den mir und deutet den südlich s;ih: renden Wall-weg hinunter Glas an den Kopf ·- — —- wahr haftig, Russent — Aus etwa 900 Meter ziehen Fahr zeuge durch den Wald über die Stra sze weg. icheinbar eine Querschneuse benutzend »Visier 900! Aus die Kolonnen Schützenieuer!« Die Leute rechts nnd lintg von mir. die den Weg einsehen können gehen in Anschlag, ein scharses Zie len dann zerreißt Knalt um Knalt die Morgenstillr. Mit dem ihnen eigentümlichen Sinnen ziehen die kleinen Todesvo: ten den Weg hinab. Dritt-en häumen sich Pferde, ein Fahrer stürzt vom Vort, das Fahr zeug bleibt mitten aus dein Wege stehen. Einige Leute tauchen aus aus dein Walde, scheinbar bemüht, den Wagen wieder tlott zu nmchen, doch wieder sausen die unbarmherzigen StahlinänteL und die Helfer ver schwinden spurlos. —- Das liegenges bliebene Fahrzeug muß ihnen den Rudng aus engem Watdwege verte gen, denn inrrner wieder versuchen sie. es sortzuichassenz doch kaum zeigt sich ein Mensch, sausen ein paar blaue Bohnen, nnd der Weg ist leer. Sieh da, schon macht sich « mein Feuerriegel bemerkbar! Von halb rechts webt ein weiszer Lappen, ein langer Kerl schtvenlt ibn an einer Eisinge, zwei andere drücken sictz hin ter ihn Russische Jnsanteristen, die sich er: geben wollen! — Wir winten, sie tommen zögernd näher. —- Mir ssjllt nnwillliirlich der Vers aus Hans Ductebein ein: »Der Vogel, der mißlraul ilkm sehr!" Zwei von meinen Leuten geben iiH nen entgegen nnd nehmen ihnen diei Gewehre weg. Willenle lassen fiel sich abiiibten, aus den stumpsen Rus sengesichtern augenscheinliche Befriedi; gung, daß sie nun in Sicherheit sind und sich nicht mehr brauchen totschirs szen lassen. Die drei herrschasten waren an scheinend Versuchslaninchenz wahr scheinlich wurde aus sicherem Versteck gespannt ausgepaszt, wie die Sache ablausen würde. Denn laum sind die drei Kerls in Gewahrsam, da we hen mit einem Male von allen Ecken weiße Flaggen. Jn Trupps zu sechs. zu acht und mehr lommen sie ange zogen, die tapferen Streiter der Na rewarmee, die in spätestens acht Ta gen in Berlin halten zu Mittag essen wollen. Möglichertveise mag ihnen das noch zuteil geworden sein, aber als Gesangene unter preußischer Aus icht. Manche hatten noch ihren Schick priigel dei sich, toarsen ihn aber schleunigst von sich, wenn es hieß: »Getoehr toeg!« (’)Jterltoiirdig, das verstanden alle!) Die meisten Hel den hatten ihre Getvehre aber schon iriiher itn Stich gelassen. Räderrollent —- Jm Galopp fährt eine Feldbatterie aus dem Dorf her aus in meiner Sellung aus. Ich tann woht sagen, dasz mir diese Ver stärlung außerordentlich gelegen torntnt, und freudig schiittle ich dein thirnernden von der Artillerie die Hand. —- — Aber seht, ein ander’ Bildt — Ein großer Trupp Kavallerir. mindestens 2 Schwur-komm totnmt von halt-rechts ans dem Walde, voran ein Reiter mit einer mächtigen weißen Flagge. thhrscheinlich ein gestoh lenes TischtuchJ —-- Jch sehe durchs Glas-. --- tttot leuchten die breiten Ho senstreisen: Ah, Rosalem — Da habe ich die Lippen zusammen pressen müssen, damit ihnen nicht der Fenerbesehl entsloh, der in Setunden 1000 Geschosse aus die Mordbrenner losgelassen hätte. Denn manches Elend, manch Wert muttvilliger, sinn loser Zerstörung hatten wir schon ge sehen in ostpreußischen Landen, und immer hatte ej geheißen: »Die Schlimmsten sind die Kosaten.« Jch gehe ihnen mit meinem Vizes seldtvebel Frihe und meinem steten, getreuen Begleiter, dem Hornisten Vardt, entgegen und gebe ihnen, mit ten unter ihnen stehend, den Beseht, die Massen wegsutversem Anschei nend funktioniert die Sache auch wie sonst. denn einige Gewehre tlirren be reits zur Erde —- da sanst von ir gendwoher eine russische Granate dicht itber unsere Mipse weg, und, als tviire das ein verabredetei Zeichen, seht sich die ganze Band vorn Fleck in Galopp-: nnd reitet aus meine Kompagnie los. Und wir dtei Mannercheni Wir sehen das Angaloppierem müssen unil noch höllisch in Acht nehmen, daß toie nicht über den Haufen geritten werden, und plöiiich das altbetannte Glis — biii —- bssi —- — —- W Mückensurnmen, nur schärfer, kürzer »—— sitzen mitten drin im Feuer mei »ner eigenen Kompagnie! — i Verflucht noch malt —- Wie von. einer Strippe gezogen liegen wir ialle drei platt auf dem Bauch. Mir schoß dabei der Gedanke durch den Kopf: »Das war Hinteriist nnd Ver abredung, setzt sind wir im Wurst slessel!« denn ich hielt das Infan tertesener im ersten Augenblick fiir ritssisches, das von einer im Walde verborgenen Schuhenlinie herkäme. Wir also liegen platt am Boden, die Nase im Heidelraut, da gehto plötzlich aus nächster Nähe: Pengl — Pengl —- Und schon saust mir Sand ins Gesicht, den ein dicht vor mir einschlagendes Geschoß ausgewü belt hat. Jch blicke auf und sehe ans fünf zig big sechzig Schritt mehrere stoss ten, neben und hinter ihren Pferden stehend, emsig bemüht, uns ins Jen seits zu befördern· Wieder ein Schuß: Peng und neben mir ein Schrei: »Herr Haupt mann, ich bin getroffen!« - Jm gleichen Augenblick habe ich auch schon mein treueg Gewehr, das mich noch in jedes Gefecht begleitet hat, am Kopf, ein richtiger Jäger schnadpschith — und ein Halt-nie, der eben wieder hinter feinem Pferd her vor-schießen will, schlägt hinten über· — Ladend sehe ich, wie ein czweiter mich scharf zielend aufs Korn nimmt, doch neben mir ein stnalh dem Kerl fällt die Anat-re aus den hoch über den Kopf getvorsenen Armen, und er stürzt tote ein gefällter Baum. Das war mein getreuer Fritzel Brav, mein Alter, der Schuß rettete mir das Le ben! Doch, es schießt immer noch! Wo! steett der Kerl! Aha, dort hinter sei-s nenl Gnnc —- Nn, warte, mein Jung chenl —-- Der erste Sehnsz dem Psero aufs Blatt — ein Schweißsuchs war. es mit snst weißer Mähne, merkwür dig, wie nebensächliche Eindrücke in solchen Augenblicken haften bleiben — der Fuchs fällt rückwärts in sich zu sammen, und ehe der Reiter sich noch besinnt, liegt er daneben. Zu Ende? --— ss Es scheint so; nuch meine Kompagnie hat dng Feuer eingestellt. — Ein vorsichtiger Blick in die Run de, aber es rnhrt sich nichts mehr. — Wir erheben uns —— alles bleibt stil. — — Mein Hnrdt tlngt nicht, sondern lacht mich tapfer an. »Nu, nrmer Junge, was ist denn?« — »Ach, nicht schlimm, Herr Haupt mann, man bloß durchs linke Bein!« Er loill ausstehen, es geht nber nicht. Zwei des Weges lommenbe wassrnlose Nussen müssen ihn znm Verbandplatz trngenp der im Dorf neben dem rus fischen Feldlaznrett eingerichtet wor den ist· Und die KosalensrlxwadronenZ Herr Gott, wo sind bie geblieben-Z —- zwi schen uns und meiner Kompagnie bn liegt«s in schauerlichem Durcheinan der, Reiter nnd Pserbe, tot nnd ver-H wnnbet. Reiterlose Pferde irren uni her, und was von Menschen heil blieb, drängt sich dort mn Gehöst ener aneinander-. » Wir kommen zuriieL mit sreudigetm Zurus von der Kompagnie begrüßt; teiner hatte gehofft, uns noch lebend’ wiederzusehen. l Meine Leutnants erstatten Be richt. -— Einer meint, dng kussiiilke Vlrtillerieseuer hätte unter den Floh len eine Panit hervorgerufen, sie hätten nichts Feindseligeg mehr iin Schilde geführt nnd sich nnr retten-« wollen. I Doch von den anderen wird ilnn widersprochen: »Die Kerls schossen doch mit Gewehren und Pistolen voin Pferde aug, uns sind verschiedene Bohnen um die Ohren geflogen! Die Leute bestätigen das auch.« Na, jedenfalls hatten sie seuern las sen, nnd der Erfolgs Zweihundert Meter nur waren die Kosalen in schärfster Gangart geritten, zwei Schwadronen waren eg mindestens gewesen, und wir-Z tvnr iibrigt —- — 47 zählte ich und lies; sie durch ein Konnnando nnch M. zuriicttrangi pottieren. An uns vorüber ziehen jetzt die an deren drei Rompagnien des Ba taillonö und verschwinden in südli cher Richtung im Walde. llnd wäh rend weitere Trupps von tussischen Jnsanteristen von rechts her sich unter Tücher-schwenken ergeben, prasselt aus der Richtung. in der dne Bamillon in den Wald tauchte, heftiges Ins-Jn teriesener los, nu Artillerie brunimt dereinzelt dazwis en » Der Batterieches äugt scharf durchs Scherensernrohr in die Richtun des Kampslörms. Mit einem Male fchteit er ein Kommnndo in seine Batteeie hinein, blisschnell stiegen die Laset enschwänze herum, ein kurzeö iel nehmen, und mehrere Male dr llen die sechs Geschühe den Rassen ihre Morgengriisze zu. Aus einer Lichtung hatte russische Artillerie versucht, auszusahten, da kamen unsere Schätzen, und ihr Ge schoßhagel schmeiterte in die Kolons nen. fchmetterie Mann und Roß zu Boden. Kein Wehren half, denn durch die Schuhfchilde sanften die Stuhl mäntel, kein Bedienem lein Richteni der Gefchiise war möglich. Und von oben her prasseltrn die Schrnpnells unserer Butterie hinein, Pferde, Men fchen, Gefchiihe und Munitionswngen: zu wüften haufen übereinond erwer-: send —- Do warf sich aller-, long noch atmete, In wilder Verzweiflung in den schützenden Wald, Kanonen und Mu-« nitionswngen uns überlassend. Der Jnfantetielampf entfernt sich immer weiter und verstummt allmäh lich, die Rassen sind geworfen, in den tiefsel zurückgedrängt Doch bei uns gehi’s weiter. und jetzt tritt die Artillerie in ihr Recht. Am cscherenfernrohr der Butterie iiihrer auf dein höchsten Tuch hinter uns einer seiner Leutitaiits, über je dem Gefchüyrohr die Kunoniere, aus spähend wie die Lnchse, so haben sie dng Gelände unter Beobachtung; nichts entgeht ihnen, jede feindliche Beobachtung haben fie iui llmfehen weg. Hinten im Hochwalde eine hohe Staubwolle, die eilends von rechts nach links zieht. »Im Walde rechts berittene Anton nen«, ruft der Beobachter vom Dach. Ein Kommnndo, die tttohre fliegen in die angegebene Nicht-um »Schrupnell, Brennziinderi Auf die Etaubwolte im Waldes 22 Hun dertI lfine Gruppe!« Sechs Geschützschliinde liriillen aus. sausend ziehen die Geschosse davon. einige Seinnden später, und haar schars über der Staubwolle, hübsch gleichmäßig nebeneinander, stehen plötzlich sechs grauweisze Rauchbe then, scheinbar so harmlos und doch Tod nnd Verderben niederspriihend in die Reihen der Fliichtenden. ; »Gut die Feuerveiteilungt 21 Hundert! Noch eine Gruppe!« Dasselbe Bild, nur etwas näher sdie Sprengpnnltr. Die Ztaubwolte sstockh zerslattert dann nach allen Seiten. »L» fix, kommen Eie mai ans Scherenseriirohr!« Just der Batterie chef. Jch eile hin, die Jlisiiche Vergrö ßerung rückt den Wald greifbar nahe, —- dn, zwischen den Bäumen durch loniint’g in vollem Rasen, —- -— le dige Pferde! Aha, die Schrnpnellg haben ihre Schuldigleit getan! —— Der jüngst von mir so geschmäer masurische Staub ist heute unser Verbündeter. Er verrät jede Kolonue der offen bar in heller Flucht befindlichen Rus: sen. Und jede Staiibiuolle ist bald von 12ss18 dieser verderblichen Rauchbälle nmtriinzt und die Wit iung ist immer wieder die gleiche: Umherjngende reiterlose Pferde, zer slattern oder Zuriictsluten der Stand wolken. Unbegreislich nur blieb uns, daß die-Aussen gegen unsere Handvoll Menschen, die durch das einige Zurich transportieren der Gefangenen — es waren inzwischen sicher schon viele Hunderte geworden — sich noch er heblich vermindert hatten, nichts un ternnhinen. Jeden Augenblick erwar teten wir einen Feueriibersall und Angrisf aus dein vor und hinter uns so unnngenehm dicht an 'unsere Stel lung heranreichenden Walde, aber nichts geschah. Nur wieder und wie der stellen stellen sich siaggenschwin ffende Trupps lich ergebender Rus en. i Es mußte eben im seindlichen Heere vollkonunende lnirtsiilosigleit und De imoralisntion einnetreten sein, unders Jtoar dieser Mandel an Unterneh ;mung"ggeist gar niitn zu erklären. » ,,iltecht5 ncn Waldrande einzelne Reiter«, meidet ein Beobachter. »Achtung, da kunnten noch meiser tust der Späher vom Dach. Wahrhaftig, eine ganze Schwadron trnbt gemächlich den rechts nach links. —- 1200 Meter unr, diesmal tanu ich mittun. Und da erkenne ich ja auch wieder die roten Streifen! Nochnialg Nosatenl Nu tin-riet! —- — lind iu den Donner der lsleschiitze plappert hell mein Geweliricuer hinein Driiben ein Zinnen und Durch einandersahren. -« ein Bäumen und Stürzen von Pferden, dann ein wildes Davonjngen nach links. »Wer Pserdelisii.teii vorhalten«, schreie ich meinen Schützen zu, und wieder und noch einmal bellen die Kanonen. Da ist«-z driilscn ruhig geworden. Kein Pferd, tein tlieiter mehr zu se n« — Wegrasiertl « Schönes Oslpreu ßen, wir rächen dichl s-— —- — Gerude als icli meine Kompagnie erreiche, kommen den westwärts süh renden Weg drei Reiter daher. Vorn ein alter, tviirdiaer Ossizier, dessen schneeweißee Volldnrt hell leuchtet, sein Adjutant und eine Ordonnanz begleitete ihn. Er si t ab und meidet in gebro chenent entsch, er käme als ältester Ossizier der noch im Walde befindli chen T«;uppen, deren Uebergnbe anzu bieten. Es seien vorhanden 21,Hz Ba taillore Jnsanterie, eine Abteilung Zeldartilletie und einige Kavallerir. Wie erössnen ihm, daß seine Leute abgeholt werden würden, ilyn selbst senden wir unter Führung eines Ar tillerieossiziers nach M. zurück. Wir gestatten ihm, zu reiten, was ihn « scheinbar mit großer Danlbarleit er iiiae i Gleichzeitig bitten wir um ein stär ker-es Abholungslommando, wir konn ten es nicht mehr schaffen. Jm Abreiten sieht der Oberst — es war ein Artillerle - Brigade - Kom mandeur —, durch welche geringe Ge sechtstraft er sich hatte aufhalten und zur Uebergabe zwingen lassen, und Tränen liefen ihm über die Wangen in den weißen Bart. War’s Grimm, daß er sich so hatte täuschen lassen, mass Trauer-, daß mit seiner ge waltigen Uebermacht gegen die zehn sach unterlegenen Deutschen nichts auszurichten gewesen —- wer mag es sagen? — Bald iam von M. her eine Kom pagnie und rückte bei uns vorbei, die Gefangenen zu holen. Vom Walde her kommt in endlo sem Zuge die Schar der Gefangenen Seelenrnhig, mit ihrem Lose durch aus zufrieden, ziehen sie dahin. Auch Viele Offiziere dabei, alles lräftige, schöngetvachsene, gntgetleidete Mön uer. —- Ein Drittel dieser Macht hät te vollnuf genügt, uns- zu erdrücken. Und sie ergaben sich doch! Warum? Weil sie nicht wissen, wofur sie länipsen, Ireil ihnen der große na tionale Gedanke fremd ist, der unsere Leute beseelt bis lzum jüngsten Res lruten, und weil ihnen der Wille zum Siege fehlt, den Wunden und Tod nicht schrecken. -————-—O - - s-———- — vernichtete. Krieg-Zither von til. U. Lindneih Er war zu ihr gelotiinien, erregt,l mit glänzenden Augen und doch mit einer Testiglein die iiber seine acht zehn Jahre weit hinausging. »Ich »e« mit, Mutter. Sie- gehen alle »Die ganze Prima.« Frau Kranse zuckte zusammen Das hatte sie lommen sehen in die ser Zeit ohnegleichen, die ihr gewil tiges »Stirb und Werde« in jedes Leben hineiuries Seit Tagen zog es unter ihreni Fenstern hin zum Bahnhof —- sm- I gende junge Mannschast, eifrig unds willig trappelnde Pferde, drohend rasselnde Geschütze und Munitions wagen Ununterbrochen rauschte ess vorbei wie ein S,trom und keines Stunde hatte in ihrem Herzen diei Angst geschwiegen, daß dieser Strom auch ihren Jungen hinwegführeni wiirde. i Nun war es so weit ! Sie griss nach seinen heißen jun-! gen Händen. »Und wag sagt Vater dazu, Herbert?« »O, Vater ist samos.« »Geh, mit Gott Junge « hat er gesagt. »Benei den tönnt’ ich Dich. Weißt Du, Va ter hat wohl immer ein bißchen unter seiner Eigenschast als tlteichgttiippel gelitten. Man kann ihm das jetzt so nachfiihlen Außer mir war ich gewesen, hätten sie mich nicht neh men wollen. Na damit hatte es ja nun leine Not.« « Er rectte seine schlanle Figur ein bißchen. Wie groß nnd triistig er aussah. «Ge h, Miitterchen, sieh nicht so ver hagelt aus Kopf hoch! Ciehst Du, so —- und lachen «- so gehört sich-i für eine deutsche Mutter. Freu Dich doch mit mir Es ist das Herrlichste, was es gibt, siir solche große, heilige Sache mit hinauszugehen Weißt Du wohl, daß ichs auch ohne Eure Ein willigung getan hätte? Das wäre dann aber leine Respeltlosigteit ge wesen, nur Naturnotwendigteit. »Das Volt steht aus,« Mittterchea Wie ein Feuersturm ist das und reißt einen ohne weiteres mit weg. Nicht-z zu ivollen.« » Nun leuchtete est doch in ihren Au gen aus wie Geberstolz. Wars nicht ein Großes, dem Vaterland einen sol chen cohn geben zu lönnen?- Nein, die iroße Zeit sollte sie nicht tlcin nnd schwach sinden « Vier Wochen hatten sie ihn kroch Vier Wochen, die die Eltern gleich sain tropsenweise austostetein Sie wollten ihin diese Zeit noch so recht schön machen, aber was sie ihm auch zu Liebe taten, immer hat ten sie die Empfindung, als ob das alles ihn nicht so recht erreiche. Jn wenigen Tagen schien er um Jahre gereist, wie los-gelöst von allen seithe ren Interessen. Seine geliebte Che mie, die ihm Lebensberuf hatte wer den sollen, die Musik, die seine Mu ßestunden auggesiillt, die niedlichen Backsischchen, bie seine ersten Lin-it stunden aus dem Gewissen hatten, das alles war blaß und nebensächlich ge worden vor der Ungeduld, in seines Volles Schicksalsstunden mit dabei zu sein. »Es ist wirklich, als ob er nur noch halb bei uns wäre,« sagte die Mutter bekümmert. — Und dann tain der Tag, da sie ihn hergeben mußten da sein Land ihn« iries in der Blüte seiner reinen Ju gendtrast. Und über Frau ltlrita kam die ganze Bedeutung des Wortes voni dem Schwert, das durch einer Mut ter Seele gehen soll als sie ihn zum letztenmal im Arm hielt, zum letzten mal den lurzgeschorenen Kopf strei chelte. Gewaltsam hielt sie die Trä nen zurück, die durften später flie ßen. Bis zuletzt sollte d: r Junge ein heiteres Gesicht sehen. »Mein tapferes Mutterchen, — siehst Du lvohl, Du verstehst Dich jetzt schon ganz gut aus die Helden mutter.« scherzte er noch, aber dann wurde er plöylich still. Nie hatte es einen Mißllang oder ein NUM hen zwischen ihnen gegeben, und doch war's ihm, als erkennte er erst seit die ganze Jnnigleit des Bemer das sie verknüpfte. Und damit degriss et auch erst in vollem Umfang, was sein Fortgehen ihr bedeutete. Er fühlte. wie sie in seinem Arm zitterte. ,,Lnsz doch gut sein,« sagte er mit unsicherer Stimme. »Ich komme ja wieder. Ganz gewiß. Und wenn nicht, Mutterchen, dann laß nicht Dein und Vaters ganzes Leben daran tranken. Versp:ich mir, daß Du nicht traurig sein willst, es gibt ja nichts Größe res, als sterben fiir Deutschland Und ich bliebe dann immer Dein Junge, werde nie ein langweiliger, gesetzter, alter Obttlelkrer oder so was-. Versprich mirs« Und als sie nicht antwortete, drin gender: .,Hörst Du, ich tunn sonst nicht ruhig fortgehen, und wir yiiisi sen doch ganz frei sein da draußen. Versprich mir’s doch Liliutterchen Mir zu Liebe.« Da tat sie auch das noch; legte ihre Hand in die seine. »Ich versprech’ «Dirs, Herbert," sagte sie. und einpf«:nd es gleichzei tig als ein Wunder, dnsz sie so spre sclsen konnte. Es mußte wohl so seLn, sdaß Freude und Not des Einzelnen sich beschämt verkrochen vor der Freu de und Not eines ganzen Volteg. II- Jit st Die ersten Traiierlniiden kamen. Sie slogen hierhin und dorthin, und auf den Straßen sah man die ersten Trauer-kleiden Ach, sie rerniehrten sich nur allzu schnell. »Steht bei Jhneii noch alles gut?" fragte eines Morgens ein Kollege den Rechiiungcsrat Krause aus dein Wege quin Burg »Gott sei Dant, ja! Aber freilich —- wer weiß —« Ja« lver weiß. Schon vor Abend gab es ein Haus mehr, in dein die Freude erloschen war, und Herberts geliebtes »I.Iiutterchen« lag wie zer schnietterL Was sie gefürchtet, wofür sie sich in ihren Gebete-stunden zu stählen versucht hatte, das liesz nun, zur Wirklichkeit geworden, doch alles Vorahnen weit hinter sich zur-lieb Jhr Junge tot — iiiit zerrissenen Brust irgendwo in Feindeelond ve grabent Nie mehr seine hellen Augen sehen seine fröhliche Stimme hören! Wäre es nicht besser, auch zu sterbeiilt Wozu lebten sie nun noch, ihr Mann und siet Nichts schrecklicher, als vor eineni öden, einsamen Leben zu ste-« heii nnd sich angstvoll zu fragen: Was tue ich diiiiiitks Jin Korridor jetzt behutsanie Schritte- Jhr Mann tani. Er hielt den Brief von Herberlci Feldivebel, von dein die«"!t.ltutter bisher nur jene ersten schlimmen Worte gelesen hatte, die aller- lveitere iibersiiissig zu machen schienen. ,,lllrile,« sagte er, indem er sich neben ihr aufs Sofn setzte, »sieh die sen Satz. Hast Du eine Ahnung, was das bedeuten kann? Ich verstehe nicht —« Mit Aufbietiing cller Energie zwang sie sieh, noch eiiiiiial in den Brief zii sehen. »Es wird Jhnen vielleicht ein Trost sein, zu erfahren, daß Jhr lieber, tapferer Sohn taiiiii gelitten hat. Wir trugen ihn ein wenig beiseite, lehn ten ihn gegen eine Böschnng Da at mete er nur noch einmal auf und niiirnielte etwas. Mii- tlang es wie: »Versprich inir...« Dann war es auch schon vorüber... ,,Versprich mir,« was mag er da mit gemeint haben, Ulrile?« Die Frau schlug die Hände vors Gesicht. Ach, sie iouszte es wohl. »Veriprieh mir, dass Du nicht tran rig sein ioillst..." Das hatte sie ja ihrem jungen Helden in die Hand ge lobt uiid mußte eO nun halten. Ja, sie mußte; toste es, was es wolle. Wie ein Motto würde das über ih rem Leben stehen« dem eben noch jeder Jnhast gefehlt hatte, heute und mor gen und all die einsamen Jahre hin durch. Es ivar die Aufgabe-, die ih res geliebten Jungen Fürsorge ihr gestellt hatte. Er forderte das Opfer ihrer Tränen. War das nicht allzu viel verlangt, ivo tausend andere Mütter weinen durften und sich die Last von der Seele lösen? Aber «nicht traurig scin«! lsatte er gebeten, und sie ’hatte es ilini zugesagt aus seinem Todcggang Eo etivas nimmt man nicht ziiriieL Weinende Augen sind wie geblen det, sehen nichts; und die Zeit sor derte doch Menschen mit klaren, scharfen Blicken siir dar- Leid, das sich tsald zu Bergen türmen würde rings-nun Auch aus sie warteten wohl schon viele sreinde Tränen, dasz sie sie trockne, und das würde ein Tun im Sinne ihres Jungen sein. War ihr Llchtzehnjähriger so über seine Jahre hinaus weise gewesen, zu wis sen, daß er ihr damit einein Lebens zweck wiedergaM Dein Manne ioards unruhig, daß· sie so lange schwieg. Hatte der Schmerz sie von neuem ehrt-mächtig gemacht? Aengstlieh berührte er ihren Arm. —- »Ulrike!« Da sah sie aus und in ihren Au gen lag Märtyrerlicht. »Ja, ich weiß, was er nnd hat sagen wollen, Friedrich. Laß mich jetzt nur noch ein Weilchen still; — dann erzähl ich’s Dir.« Js,