Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 07, 1915, Sonntagsblatt, Image 10

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    Is».
Stiere von Leser Maus-s
Behemann Lehmann stand auf eifis
gee Meist, fern im Osten. im can-l
hen Ausland. Der Wind heulte aus
allen Eisen. warf ihm Eisnadeln ins
Gesicht. zerrte an feine-en Mantel;
bis ins Mart drang then die Kälte.
ließ ihn fehneller auf und nd gehen.;
Zu fehen gab es eigentlich nichts, feine
Augen vermochten das Schneegeftåber
nicht zu durchdringen ee engste sich
auf fein Gehör verla;fen. Die led
lofe Stille umfing ihn drückend,
machte ihn müde, und tränknerifeh
fehweiften feine Gedanken zurück in
die Heimat.
Zu Haufe fußen fie gewiß jeht am
warmen Ofen oder am Ttvenddroti
tifch, ließen sieh die heiße Suppe
wohlfchrneetem Das vehngltche Wohn
zinirnet, die freundliche, mildere Mi
ene, er hatte fie deutlich vor Augen.
llebeehaupt. fein hübsches häuechew
Jetzt lag es fecher in Schnee eångevet
let, aber im Itighjnhr, wenn er wie
lerlehren würde, dann fpkoßte uno
grünte der Wald, an cem es lag, gut
ihm doppelte Schönheit Die Fluten
und Meifen, die flogen aus ihm auf
feine blühenden Minimum-, das gas
em Zwitfchern und Singen ohne Ruft
nnd Ruh. Ein schwer dultender
Fliederweg führte von der Garten
vforte zum Dunste-r, Busche-oer kont
ten um dasjele und rote Gernnien
nisten in Uederfülle von den Fenster
drettern.
Der- miißte er feinem Weibe las-f
sen, fie hatte es verstanden, niis dernj
miirtifclcen danke einen fchönen Erst
kenfleel zu schaffen. An Fleiß ließj
es vie wreie nie fehlen, das vewiedi
schon der Gemnfegiirtrn hiiiter demj
Hiiufe, wo dJS Vioiige für des Leibes
Notdurft hernnrciftr. Aber auch hier
gab es noch der Blumen und bluhen- «
den Sträucher genug; ohne die tonne
fie nicht leben, die muffe fie hoben.
Und nun hätte innii meinen mö
gen, sie wäre mich fonft ein für Gesl
iniitlichleit und Behagen wirtendee
Weib gewesen; weit gefehlt! Frieden
hatte er in feinem Haufe nicht ge
funden. Als er als taimucker Soldat
oor fünfzehn Jahren die ältere Miss
chin zur Frau nahm, da hatte er
nicht geahnt, welch herrfchfiichtigen,
unliebenåioiirdigen Charakter fie he
fiiß. Trn ganzen Tag arbeitete sie
mit Lärm und Unfrieden, war grob
und polterig, gönnie reinem ein
freundliches Wort. Unlustig tani er
des Abends nach hinse, er wußte
fchon, daß die Kinder entweder ver
meint, oder gnr nicht mehr da waren;
dann hatten sie zur Streife zu Bett
miiffen. Und er hatte sich doch auf
fie gefreut· Er nahm feine Vater
pflichten ernst. titchtige Menschen foll
ten sie werden, inehr lernen, es weiter
dringen als er. Die Kinder wurden
größer, aber Macht über ihre Versen
gewann er nicht. Das fraß in ihm,
mochte ihm fein heim noch freut-lo
ser. Und in die Arme rinhni er fein
Weib schon gar nicht mehr gern, viere
c-lternde Frau rnit den grauen Hitar
ftriihnen um das verdroffene Gesicht
Und dann tnin der Krieg. Wie
ein Blis schlug die Kunde davon in
die nhnungslofen Versen der Deut
schen, wühlte fie auf zu flammender
Begeifternng, ließ sie in Empörung
zittern oh del fchnöden Ueberfalles
rer neiderfüllten Nationen Jn deii
Wirtsftuben les Heimatsiiidtchens
wurde eifrig diskutiert un den Stra
ßenecken st.inden die Nachbarn zu
i.-mmen in erregten Gruppen Er
hatte sich ziemlich ferngebnlten, war
ruhig geblieben; von jeher ließ er an
bedächtiger Mann alle-:- an sich heran
kommen. Noch braut-te er ja nicht
mit. Wenn die Zeit cn ihn, denl
kinndsturmmnnm inm, wenn das Lin-;
zerlnnd ihn rief, dann würde auch er «
folgen, seinen Mann stehen.
Jmmer dichter wurde das Schnee
gestöben immer enzpsindlicher die
Mitte. Richtig schläfrig machte ihn
Las Wetter. Lehmann ging rascher
Jus und ab, schlug mit den Armen,
um das erstarrte Blut in Bewegung
zn bringen« Ja, und dann hatte er
sich pliiylich freiwillig gemeldet, noch
bevor er einberufen wurde. Zur
Hölle hatte ihm sein Weib das heim
gemacht, die spärlichen Einnahmen,
Die der Krieg niit sich brachte, warein
eine Quelle fortgesetzten Streitensz
seine Grete wollte sich nicht hinein
sinden in die veränderte Lage.
Und dann hatte sie es eben iniissen
and auch können, das bewiesen ihre
Briese, die ihn erreichten· Sie käme
schon zurecht, er solle sich nur nicht
nin sie sorgen. Der Junge mache
Botengänge, unt- dos Mädel strick
sleißig Soldatenstrilmpsez zu hun ern
brauchten sie nicht« Die Dann ache
wäre, das« er nur gesund wieder»
beimessen das sie ihn wieder hätte-H
Sie wolle such verleägiichee sein, ihm -
das Haus behaglicher machen; sies
sähe ihre Fehler jetl ein, nnd er-;
würde use noch fröhliche Mienen zu«
e heiserm-new Und die Kinder
sich sonach ve- sater und:
immer, oh M der vstieg
Nicht ev Ess- stis i
»Es-r- -ss-·«-,«iss3:;. n- W
sve ran. — doch«
die Oberhand in the W. Q«
sie er sieh ges die keimt
Dis-som- ei ie- es. n- sp
iM echte-, ns II w b l.
Und weine feine Srete aueh mal wie
der polterte nnd zantte. er wär-se nicht
hinhifren, und wenn sie kein Ende
finden konnte, dann nahm er sie ein
fach in vie Arme und lachte fie nich
iig aus« bis sie eben miteinsiimmen
würde. Und die Kinder, die helanr
er auch schon wieder zurecht, da hatt
er keine Sange mehr. Wenn nur der
Herrgott ein Einsehen hätte und den
Krieg bald beenden würde.
Und wenn er dann auf der heim
fahrt sein würde, wenn seine Lieben
ihm entgegeneilten, wenn. . . .
Da zerrissen Alarmschiisse, die Po
sten vor ihm abgefeuert hatten, vie
Luft. Lehmann riß sein Gewehr an
tie Backe, spannte oen Dahn. Seine
Augen spähten in das Gewirbel der
Flocken, sahen springende Gestalten
auf sich eindringen. Ein Feuern hü-.
den und drüben, ein verzweifelte
Kiimpfen Mann gegen Mann. Wehr
rnann Iris Lehmann fiel lautlos in
den Schnee. Wenn-»
pie III see Tränen-.
Auf die schweren Prüfungen
Bezug nehmend, welchen zur Zeit die
deutschen Frauen nnd Mütter unter
worfen sind, schreibt eine deutsche
Frau:
Es ist ein eigenes Gefühl, einem
Menschen entgegenzutreten, den ein
Verlust an lieben Angehorigen in
folge oes Krieges getroffen hat. Wer
da gar weiß. daß ihn der Krieg in
gleicher Weise nicht treffen kann, den
rivertommt in solchen Augenblicken
wohl eine Art Scham, und vie Tat
suche des großen Dosen-, das dein
anderen auferlegt wurde, erscheint
ihm so hoch und heilig, daß er sich
iaum getraut, mit einem Worte
daran zu rühren. Solche feine Rück
sicht ift nun — wir diirfen stolz dar
auf sein? —- oft nicht vonnöten, weil
die Betroffenen starte Seelen sind
und gefaßt dem ilnabänderltchen ins
Auge sehen. Aber andere müssen
auch wieder erst dem Leben zurüetgo
wonnen werden und ibnen gegenüber
ist die größte Zartheit-angebracht
Mit ben, landläufigen Formeln
wie: Kon hoch! ober: Die Zeit
heilt alte Wunden! bleibe man nur
zu Hause. Sie werben höchstens als
Lieblostgleit empfunden und steigern
fo das Einsamkeitsgesiibl des Trau
ernden. Dann ist es schon besser:
Nicht trösten! Jn der Annahme,
man könne-einen Menschen« der so
schwer im Innersten verwundet ist«
iiberhanpt trösten, liegt womöglich
schon eine verletzende Anmaszung. Zu
dern hat gerade der Deutsche etwas
Störrisch - Stolzes in seinem
Schmerz, das jede Annäherung noch
erschwert. Er will selbst fertig wet
ben and in Ruhe gelassen sein. Er
ist stumm in feinem Schmerz und
ibn zum Sprechen zu bringen« ver
langt Meisterschast menschentnnbigen
Tröstens. Wer fte besitzt, tann viel
Gutes fördern, denn das Sprechen
schafft bieten Erleichterung Ganz
fehl geben übereifrige Menschen bei
derlei Geschlechts, die darauf ans
sind, ihre Gutberzigteit an den Mann
zu brbigem
Zunächst miifsen wir den heftig
Weinenden wie den tonloö Leidenden
sich selbst überlassen und von ferne
stehen. Es kommt schon die Stun
de, wo der Schmerzderlorene sich spie
der dem Jedischen zukehrt. So lnnge
gilt es geduldig zu warten. Der
Starke empfindet es als zudringlich,
wenn man sich allzu sehr um ihn de
liimmert. Von dein Erlitkenen spre
chen ist natürlich das Verkehrtefte.
Wenn man sprechen will, dann ver
suche man, die Aufmerksamkeit aus
das Leiden eines anderen oder das
der Gesamtheit hinzulenken. »Der
wirksamste Trost, bei jedem Unglück,
in jedem Leiden, ist, hinzusehen aus
die anderen, die noch unglücklicher
sind als wir: und dies kann jeder.«
So schrieb einst Artur Sgopenhauer.
Neben diesem Mittel vergesse man
aber das wichtigere nicht: den Trau
ernden leise und unmerklich wieder ei
ner regelmäßigen Beschäftigung zu
zuführen. Der Untätige neigt immer
zur Schwermut. Dagegen findet sich
der Tätige bald wieder in der Welt
zurecht, die ihm vor kurzem ohne den
geliebten Toten noch so leer und un
erträglich vorkam,
-.-—
i
—- Der Erzgrantigr. Ia
-»Warutn dift Du denn deute gar so
;grnntios«
s B.: »Weil ich nix sinds über das
sich mich giften könnt’k«
—- Ein Menschenfreund.
herr: »Warum liegen Sie denn ans
den Schienen.«
Selbftmvrdkandsdat: Eil-, mein
herr, ich bin leben-müde, warte
hier auf einen Zug. um mich berfahs
ren zu kasfen.«'
herr: »Ur-net Kerl, kunnten Sie,
ich werde Ihnen helfen; auf die ein
Gekeife kommen vorläufig des-e «
ge, aber i werde Ihnen eins zeige-,
tot-« ase us Minuten ein Zug Iet
kehrt.'
—- Erktäeltd »Der stief,
den ich eben mä der M dringen
" M A Ein-ein i
Wenn eine Mutter Essig umgeht
mit ihren Kindern, wenn sie deren
Wesen sorgsam studiert, sindet sie
bald heraus, wie das eine nnd andere
genommen nnd behandelt sein will.
Die Kindeestnhe mit ihren Ersahrnns
gen macht alle Bücherioeijheit zit
nicth Des Lebens grüner Baum
blüht in der Praxis, nicht in der
Theorie. Bei der Kindererziehnng
ist besonders mit daraus zu achten,
sriedsertige Menschen hernnznbildem
Menschen, mit denen es sith leben
läßt« Menschen« denen die Rechthai
berei. die Streitsucht seen liegt. die,
rasch wieder versöhnt, gern die Hand
zum doch vielleicht einmal gestatten
Frieden bieten.
Es liegt in der hand her Mutter,
solche unter ihren Augen heranwach
sen zu sehen. Wie sie nach die Bee
ontniortung dasiir trägt, wenn in der
Kinderstube der llnsrieoe herrscht. So
zeigend der Anblick einer sroh he
schiistigten, arbeitenden oder spielen
ten Kindersehar ist, so abstoßend
toirtt das Gegenteil·
Jm Winter sind die Kleinen mehr
ausi han« angewiesen und ihr Tant
melplay ist ein beschränkteren als
wenn sie sich zur guten Jahreszeit
oergniigt im Freien bewegen tönnen.
Da liegt denn vie Gefahr des Ans
kinanderprnllens sehr nahe nnd es
Liegt eine große Weisheit darin, ihr
rechtzeitig vorzubeugen Hat sich das
rechthaoerische Welen erst einmal fest
gesetzt, sei es auch im ganz tleinen
Rinde, so ist es recht schwer, er aus
zurotten. Es ist damit, wie mit einer
Wucherpslanze, die immer wieder ern-’
porsthießn obgleich man sie durchaus
kerniehtet glaubte. Ter gestorte Frie«
den bringt Unzuträglithteiten aller1
Sirt hervor, nnd, was am schlimmsten
ist, die Gewitter werden ans ihrer(
harnivnischen Ruhe get-kocht Die»
Mutter muß den Grund eines ausge
brochenen Streites ersorschen und
dann ganz gerecht bei der Schlichtting
hergehen Zwar lann ein Macht
wort die lauten Aiillagen der tleinen
Gegner augenblicklich verstumnien las:
sen, damit ist aber der Gerechtigteit
noch nicht gedient. Vielmehr zieht sich
rer vielleicht unschuldig Geträntte in
sich selbst zurück, während der Frie
rensstörer iriuniphiert. So soll es
nicht sein; die Mutter inuß den
Streitfall unparteiisch untersuchen
und dann sonst, aber energisch erledi
gen. Sie darf auch durchaus nicht
dulden« daß sich die Geschwister ge
genseitig vertlatschen; wie sie überi
haupt nicht ininier, ivenn es sich uni
ihr vermeintliches Recht oder Unrecht
handelt, ihre Beschwerde der Mutter
vortragen dürfen. Jst diese auch die
natürliche Vertraute ihrer Kinder undi
dürfen diese init den allerkleinsten
und den allergrößten Anliegeii zu ihr
kommen, so zieht sie doch darin sosort
eine scharfe« nicht zu überschreitende
Grenze, sobald sie einander vertlagen
wollen.
Es gibt verschiedene Weisen, dieser
Untugend zu begegnen. Ein schein
tsares Eingehen aus die vargehrachten
Anschuldigungen, sogar ein Verspre
chen aus Belohnung machen ein gut
geartetes Kind stujigz es schleicht sich
wohl mit einem leisen Schamgefiihi
von dannen und versucht seinerseits.
den gestörten Frieden wieder herzu
stellen. Ein zweites Mnd ist wieder
ganz anders anzusassem es wird aus
seine eigene Unvertriiglichteit und aus
die häufig genug erprobte Nachgiebigs
teit des andern Kindes mit allein
Nachdruet hingewiesen. Geschieht dies
mit liebevollern Ernst, dann sieht ver
iteine Streitrnacher gewiß sein Un
recht ein und verspricht der geliebten
Mutter Besserung. Wieder ein an
deres Kind muß bestraft werden, falls
es das Anschwörgen und Verklagen
der Geschwister teph alter Ermahnun
gen nicht unterläßt, muß es einmal
ganz siir steh allein in einein anderen
Raume bleiben. hört es das srohe
Lachen der vergnügten Geschwister
und sieht es die Mutter mit ernstem
Gesichte an ihm vorbeigehen, dann
wird es sich bald nach Verzeihung una
Gemeinschaft sehnen und sich tiinstig
mehr zusammennehmen.
-
Uszsstiedesheth
Ungeniigsarnteit und Unzusriedens
heit, dieses elende Geschwisterpaar,
deren Verbindung der Neid seine
Entstehung verdankt, sind die Stif
terinnen großen Unheils aus der
Welt. Sie bilden die Ursache der
meisten häusliche-r Zwistigteiten, wie
auch sasi aller tleinen und großen
Kriege, von denen die Völker zer
sleischt worden sind. stät-sieben it
dagegen ist der Sonnens n
Seele; sie due leuchtet die dunklenz
sStunden des seini. Sie iidersj
lzieht die hescheidensien Verhältnisse
mit einem golden s mmerndenL
ach, der einen steund ren, an-.
z henderen Einst-I ans un er ce
rniit ausübt, als der drohte chsunx
telnde Diamantenglani des
trans. Sie wird itn sie-de rnitdee
Genügsainteit eine Quelle der seen
de und des schwand-. (
It id. seelisch- weint-ge
zu den, dente ich mir reizend! Ita
tiirlich nicht alte von einer Sorte»
halb Knaben und halb Mdchenl'
irae-.
Hände können unseniein charakte
ristisch sein. Jlsr Aussehen; der mehr
oder minder gepslegte Zustand lassen
Schlüsse zu sowohl ous Haus« als
auch aus Neigungen und Kulturbes
Idiirsnisse dessen. an dein sie Verrat
üben. Selbst Charoltereigenschasten
entscheiern die Hände dem, der ge
lernt hat« zu beobachten .
Es gibt brutale Hände, denen rnan
es ansieht, daß sie rohe Geth zu
iiben gewohnt sind. Und es gibt weich
liche Bände, denen niemals ein-feste
Zupacken zuzutrauen wäre. Besonders
oerriiterisch sind jedoch Hände bei
Gemüttbekoegungem Selbstbeherrschte
Menschen mögen Gesichtszüge unt
Haltung gut in der Gewalt haben.
nerer erregung ist ihnen meist nicht
bewußt.oder es gelingt ihnen auch bei
bestem Willen nicht« sie still zu halten.
Auch bastige, sahrige hände gibt
es« die ost danebengreisen oder ver
schütten« was sie anfassen. Sie tön
nen den Schreiten der haussrau bil
den, wenn sie soeben ein blütenreinee
Tischtuch ausgelegt hat. Oder net
vöse Hände. die mit den Nägeln aus
dem Teller troninieln, mit dein Uhr
deckel lnipsen, oder dauernd die Zi
garrentasche aus-« und zullappen las
sen. Auch eitle Hände bei Frauen, die
mit weich-lässiger Bewegung iiber das
Haar streichen, gleichsam otdnend unt
glättend, aber im yeinilichen Bestre
ben, jutvelengeschrniictte, gepflegte Fin
ger vorteilhaft zur Geltung zu brin
gen« Und eitle Mönnerhiinde bei
Künstlern« die die widerspenstige
Stirnlocke zu böndigen versuchen.
Dann unerzogene Hande, die den
Kopf kratzen, an der Nase reiben, in
den Mund fahren, etwaige Piclel be
tasten« int Ohr bohren oder sonstige
unappetitliche Bewegungen vollsiihren,
ost vielleicht dein Besitzer oder der
Bestgerin ganz unbewußt. Besonders
das Kopslragen tann man ungemein
ost, auch als Verlegenheitsgeste, beo
bachten und muß sich dann wundern.
wenn dieselben hönde gleich daraus
Brot oder Süßigkeiten zum Munde
siihrent Zu den unerzogenen händen
muß inan auch die rechnen« die mit
ausgestrecktem Finger aus irgend je
mand weisen, und ihn dadurch in
Berlegenheit bringen. Oder die in Ge
sellschaft anderer ant Anzug herun
terstreichen und saubern, wobei na
türlich Staub oder Schmutzdartitels
chen dem Nachbarn zusliegen.
Kurz, das Studium der hönde ist
beinah ebenso interessant wie das der
Gesichtsziige und hat vor diesem noch
den Vorteil, daß man sich selbst be
obachten tann — also vor eigener
Tür zu tehren Gelegenheit hat!
--—--.-..—--—
IICIOIO
Das Außerachtcassen der Rücksicht
gegen unsere Nebenntenschen macht
sich sowohl icn hause, in der Fa
milie, als auch in der Oessentlichleit
bei Vergnügen oder auch ernsten An
liissen, als Unglück-stillen usw. häu
sig recht unangenehnt geltend. und
wenn auch weniger zart besaitete
Gemüter von der Gefühlsroheit, alt
die die Rüssichtslosigteit doch immer
hin anzusehen ist« weniger betro en
werden« so gibt es doch gar viele a
turen, die unter den Taltloftgteiten
anderer schwer leiden.
Wie ost unterhalten sich Leute in
einein Avnzertsaal miteinander, un
bekümmert daruni, ob sie damit ih
ren Nachbarn den Runstgenuß stören;
ioie häufig tehren hotelgäste zur
Nachtzeit laut lachend und liirinend
heim, ohne zu bedeuten, daß sie
damit vielleicht erholungsbediirstigen
Flurnachbnrn den mühsam gewonne
nen Schlummer rauben; wie ost blit
ien die Leute einen mit irgend einem
aussehenerregenden Gebrechen behaf
teten Menschen neugierig staunend
an oder drehen sich topjschiittelnd
immer und immer wieder nach ihm
um, ohne bei ihrer trassen Selbst
sucht, die lediglich die Befriedigung
ihrer Neugier heischt, in Betracht zu J
ziehen, daß sie dem Unglücklichen,der!
diese Blicke sühlt, damit die siirchteri ;
lichste Seelenpein bereiten. Wie geij
danien- oder rücksichtslos reißen man-«
che Menschen bei ihrem Nächsten,
»dem der Tod ein teures Leben ent
;rissen, durch immer neue Fragen nach
sden Einzelheiten jenes Ablebenz die
kaum dernarbte herzenirvunde wie
der aus, und wie unbewußt grausam
quälen sogenannte Kranienbesu r
den armen Patienten, wenn sie i in
von allerlei schönen Audsliigen oder
heiteres Festen erzählen, die sie liirzi
lich mitgemacht —- in der Meinung.
damit den Kranken zu zerstreuen«.«
Es lie sich wohl noch seis iele
von be usten und unbewusten titl
Mtslojigteiten erzählen, mit denen
Wicht-i sich gegmieitie est ott
das Leben verbittern, und wer in
its-Im Sein-ern breche blättert.
dern toird in dieser piehung manch
peiniicher Augenblick wieder in das
Gedächtn. gen III-: merken.pset et
tva u un ren
Geld-sucht ists-ten gar viele M
chen aber dazu beiitaseth der W
losigteit den Boden zu entzie
he-, besonders wenn e versuchen,
hnen innewohnende elbsisucht su
bekämpfen.
Keiner tft darf-see tat-W
das Money am answe
dige Eigenschaft ist, und doch, tun
viele untee uns thnen tni Ernste
sogen, ste fchenoctten sie. Es dt
Idee teinen unangenehmeten n
blick als einen schindsenden Men
n.
Da steht et: die Stirn in tiefe
Falten gelegt oder die Brauen
Wege-gen Die Lippen sind doe
geschoben, die Augen düftee auf
einen Punkt gerichtet, und üdek dein
ganzen Gesichte liegt etn Gemisch, in
detn Trog. Verachtung und Unde
haglichkett um die Odeehettschast
streiten.
Und wozu führt dieses Schindl
lent Es niigt niemandem und
schadet allen: det Schmollende so
wie die, denen sein Groll gilt,
werden ihres Lebens nicht sech. Jst
es nicht genügend, tvenn man ein
nndee unangenehme Dinge gesagt
oder getan hatt Muß nun auch
das Schwellen noch eine erstatten
de Eisttufte um die Herzen legen?
Datum frisch den alten Feind
bekämpft und lächelnd das erste
freundliche Wort gesagt, es wird
schon helf-UT
»
Noch schlimmer wie unter Ers
wachsenen ist dag Schmollen gegen
Kinder. Da gibt es ganze Reihen
von Vätern, Müllern, Erziehern
Lehrern. Tanten usw., welche, nach
dem der kleine Sünder seine
Schelte oder auch eine Trachtwohli
gemeinter Diebe erhalten hat« esz
dabei nicht bewenden lassen, san-s
dern meinen, es dem Kind-. duech’
tagelanges (es tlingr schauerlich,
cber es ist wahr) Schnrollen noch
eindringlicher zu machen, wregroß
sein Vergehen war. Ja, dieses »Bis
sesein" wird ost über Sonn- und
Fest-, ja Geburtstage ausgedehnt.
Die Jugend ist turz, hütet euch.
sie unnötigerweise zu verdunkeln;
ihr tut es nicht ungestrastl Wie
schmerzt es, muß man ansehen. wie
das gequälte Kind, sich um Ver
zeihung an den Betreffenden wen
dend, beiseite geschoben wird mit
einem mürrisch kalten: .Geh nur!"«
·Jch weiß ichvv!«. »Uni- mich!«.
»Ich mag von dir nichts wissen!«.
Das arme Ding, ej ist ganz rat
los! und schließlich wird es trohig
und vergißt gar, um Verzeihung zu
bitten, wenn es Eltern oder Er
zieher geiriintt hat
Darum laßt ei mit einer Stra
se genug sein! Kinder verdienen
ast Strasen, und sie werden je nach
dem Charatter des Missetäterlt ge
linde oder hart aussallenz immer
hin aber wird es nie nötig sein«
dass nach dem Strasntt noch ge
schmollt wird
-——
Issslets
»Nuscheln« ist tein Wort der
Schrtitsprache, aber diese hat keine
bezeichnung sür Leute« die «nuscheln«,
o. h. leise und undeutlich, man tönni
le sast sagen unsauber sprechen. «Jn
seinen Bart reden« —- was ungesahr
das gleiche ausdrückt —- tann doch
nur ein Bartträger. und Barttriiger
zibt es heutzutage nicht allzu viele«
und vom schönen Geschlecht können
sogar nur ein paar Ausnahmen »in
den Bart reden'. Also müssen wir
schon beim .Nuscheln« bleiben. »
Es ist eine recht unangenehme An
gewohnheit, wenn man beim «- re
chen die Zähne nicht auseinandertut
und den Kehltops schont, als tönne.
:r bei größerer Tätigteit entzweiges·
den. Manchmal mag das ja auf Vol
lcheidenheit und Schiichternheit hin-I
oeuten, in der Regel ist es aber iml
Gegenteil eine llnverschiimtheit, Grob-l
heit und RücksichtslosigtelL Wean
man schen in Unterhaltung mit einem
andern tritt, so muß man dessen An
spruch anerlennen, tlare Votale und
Konsonanten zu hören. Man kann
nicht verlangen, dasz der andere erst
lange überlegt, was man meint. Jst
es schon ungehörig, den Sinn seiner
Worte nicht deutlich auszudrücken, so
es noch viel ungehöriger, die Worte
selbst halb zu verschlucken.
Es gibt auch «Nuschler« in der
·Schrist, Leute, die alle Buchstaben
gleichmäßig schreiben, so daß man
ein »n« nicht von zwei »ss" oder
von einem »a« unterscheiden kann;
andere, die die Endsilben nur durch
einen Strich andeuten: Mit ihnen
macht man ost tursen Prozeß —-—man
liest ihre Briese und Weijheiten erst
gar nicht. Aehnlichet müßten die
Sprech-Nuschler auch zu gewärtigen
haben. Doch ist man Auge in Auge
höflichen Man ärgert sich, aber liis
cheltz man la t den lomischen hei
;lgen nicht ste n, sondern sragt und
sragt —- ost dennoch ohne am Ende
u wissen, was er will. Im geselligen
lehr ist es mit solchen Vers lut
tern ein roch-et Kreuz; und eder
tut ein utes Wert, der ihnen in sei
ner Beife ieLRL toie störend ihre tin-s
art ist« Mit m Ruschler muß man;
gerade sehr deutlic- s echen. Wenn?
er nicht ein gan be on s hartgesatsz
teuer Clinder i , wird er hossentlichi
die Absicht merken und seinen Kehl
cops heller stimmen.
—- Der Aermstr. »du Jhee
srau auch ein sogenanntes Steaeni
Mer
.Ja —- mich!«
If sc M
Iezept ssr Kriegsnot
M: 10 W Inttpfseim siir 2
Emti Hefe (und, wenn m lich, et
was Sauerteisx 2 Esliiiiet iimmet.
4 Wirt Salz. —- Zubereitrtngis
weise: Die Karistsetn werden gekocht,
erkaltet geschiilt und gerieben. Etw
4 Pfund Mehl werden mit reichlich
L Ounrt Wasser-. der in etwas Was
ser gelösten Bese, Salz und Kümmet
tüchtig verarbeitet, 1 Psund Mel-i
über-streut und enn warmen Orte dse
Nacht hindurch gehen Mien. Arn
nächsten Morgen tdmmen die gerie
denen Kartosfetn und ( Psund Mehl,
tüchtig geknetet, hinzu-; dann noch
mntj zwei Stunden gehen lassen. Von
dieser Masse werden 4—5 Brote ge
sormt, indem man jeces einzeln ani
einem Brette mit dem titest des Rog:
genmeth tüchtig rollt. Dann nomi
nmts etwas treiben lasien und im
warteten Ofen etwa 119 Stunden ge
backen.
Schnittinnchtdrtchem So
viel tteine Tortensörmchen, wie man
siir die Personenzahl braucht, werden
:nit einem einfachen Splitterteig ans
gesiittert — tnan lann auch einen
etartosselteig machet-, der noch bittr
ger tommt. Nun zerläßt tnnn aus l-«
ckiirnxchen etwa Zig- Unzen mageren
sprit, den matt in zierliche Wurfel
getchnitten hat« so daß er hellt-eilt
.«.nlaust, und verteilt nkn ans den Bo
den der tnit Teig ausgesiitterten
Förrnchem Drei mer werden mi:
zwei Eßiössel geh-retten Zchnittlauch
nnd etwae Puprita oder wetzen-.
Psesser vermischt und diese Masse
aber den Speck tn det: Förmchen ge
stillt, in mäßig heißem Ofen gehauen
nnd gestürzt. Der Teig ist wie solgt
zu bereiten: I. Buttrrsptitterteigs t
tinzen Butter unter 4 Unzen Mein
tneiet man mit eine-n Ei, gibt Satz
nnd so viel süße Sohne dazu, tun
sich der Teig rollen läßt, dann-ratl
ntan ihn in dte mit Speck ausge
strichenen Förmchen ein. Oder Z.
Kartossekteig: Ein geschmeidiger Kar
tossetbrei wird tntt eine-n Ei und
etwas Mehl, Salz nnd Sohne ver
mischt und, wenn zu trocken, etwas
Butter darunter getnuet, itn übrigen
wie bei Butteripiitterteig versahen-.
Man braucht meist keine Butter nn
ter den Kctrtoiselteig zu mischen·
Billiger 3iironensPie. —
Ohne Eier. Jn 3 Taiien springenv
tot-end Wasser gibt man s Eßloiiel
»Kornitärie, die mit ialtein Wasser
glatt gerührt wzirde, und tacht die
ilar und gar, etwa 8 Minuten. Dann
fügt man eine Peise -..aiz vie geriebene
Rinde einer Zitrone und den ganzen
Saft davon hinzu was aber nicht
tniigeiocht werden sollte, siißt den Brei
nach Belieben, iiigt einige Eßiiifiel
guten, iiißen Rahm, unter beständi
gein Schlagen hin-u, bis die Masse
weiß und leicht tit, aber nicht zu
diinn, und fiilli damit eine Pie
pfanne, vie man mit einer zarten
Pieirnfte ansgeiegt hat. Jst der
Pie erkaltet, tut man oben daru
ber auf jedes Stiick l Eßlöiiel feste
Schic- iahne. vie leicht geiiißt wur
. Dies Rezept ergibt zwei runde
Piet.
Salat von roten Beete-i
und Kartoste'n. Uebriggevlie
tene rote Rüben weran tieinwiirsei
ltg geschnitten, desgleichen übriggelslies
dene Salztartosseln. Man macht
eine leichte Mehlschwitze, die man mit
etwas Wasser oder Würfelbriide auf
ziehen laßt. Arteschiitten und Mi
riihren, dann Essig oder Zitronensist
nehmen unv damit tlarriivren, soo:et
Del, als man zum Schneidig- und
Dicksliissigrnnchen getr.iucht, lang-»Wir
angieszen und mit etwas Milch oder
Zahne verriihren. Jst dieser Bei
gusz dicklich, tvie flüssige saure Schne,
so mischt man ihn gesalzen und gewei
iert unter die Beeten und Kartotirti
tviirsel. Man verziert die Schiniel
mit griiner Petersklie nnd Rapnnzs
Exis- . . .
Weißsischsuppr. Tre iehr
billigen Weihsisckke eignen sich gut zu
einer vorzüglichen Sappe. Man
schneidet eine große Zwiebel sein
vlättrig, ebenso L vie 3 gelbe Rüben,
etwas Petersiliens und Selierietvnrs
izel, röstet dies in etwa Tit-;- Unzen
Butter deilgeld, überftiiuvt es mit
etwas Mehl, stillt tnit Wasser, in dem
man etwas Kiimmel avgclochl h.tt,
aus, salzi, psesiert, gibt die gut ge-«
reinigten Fischchen hinein und tiiszt
die Sutspe tmin 15 Minuten to
chen. Dann tvird sie durch ein Sieb
gegessen, das Fischsletsch entgriitet,
in die Suppenschiissel gelegt, die
Brtihe darüber gegossen und mit ge
briihten Brotschnittchen ausgetragen.
Klöste mit Fieischrestein
Arn besten eignen sich gehaates Pölels
tletsch oder Reste von getechtetn Schin
ten oder von Kasseler Schwein-bra
ten Mu. Man weicht altvackenes
halb ßvrot in Milch ein und drlictt
es aus« tntscht es rntt gestoßenem
stritt-ach ettvas erlassener Butter,
etwas Meiji« Mil , Satz« geriet-euer
Wistntth gehustet Petersllie unv
dem Fleisch zu einein baltdaren Mose
teig, ans dem man Möge sonnt, die
in reichlich iiedendetn Snlgtvasser
ehvtnrmend gar gerecht, rnit dem
mnlössel herausgenommen und
au ertoiirinted Schüssel angericht
tverden. Man tann e rnlt serlszo
sener Butter oder gewärmter Braten-i
tnnte überstillem