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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 9, 1915)
Staats Anzetger und I cerold Sonntag-blau des dJtzt MvN »Ja W Meister see trost. Von Wilhelm Karls-nann. "-— Hinter der Front kämpft jetzt das ganze deutsche Volk gegen den engli schen Ausbungerungsplnn Die oon der Regierung angeordneten Maßre geln sind derartig strenge, daß rnim im Auslande wohl glauben konnte, es stehe bedenllich schlecht bezüglich der Mundoorriite Deutschlands. Auch die hnservorriite find beschlngi nnlnnt worden, die Brauer sollen nictit mehr als 60 Prozent ihrer sonst vermaischten Geiste gebrauchen, Brot wird nur noch gegen Ver brnnchsrnariem die aus den Fami lienvorstano gemäß der Kopszahl der Familie lauten, und die nicht über imgbnr sind, verkauft werden, alle stödtischen Gemeinden von über 5000 Einmohnern müssen Dauer-Fleisch wnren einlegen, damit die Verbrau cinr in jenen Gemeinden später nicht etwa höhere Preise siir diese Nah rungsmittel bezahlen müssen. Jn den Epeiseanstaltem Kasfeeresinurants und Wirtschasten muß der Christent iveder sein Brot mitbringen oder er erhält vom Wirt das zu den sonsti gen Speisen zu verzehrende Brotnur gegen eine Brotmnrle. Wer Gäste zu tich ins Hang einlndet, darf die sen tein Brot geben« denn der Brot tensurn deH Gustgebers ist nur nus dessen Familie eingerichtet. Man bekommt ztoei Kilogramm, helf-l ameritanische Pfund, Brot fiir jede Person jede Woche. Mehr gibt es nicht. Solche tief eingreifende Maß regeln machen allerdings einen be öngstigenden Eindruck, aber es sind doch nur von weitauoschanender Vor ficht gebotener Mittel. Es muss immer wieder betont werden. das-, Deutschland genug Vorräte birgt, ' um bis zmn 1. August. dem Anfang der neuen Ernte, damit auszureis chen. Aber es ist nicht unmöglich, dass die neue Ernte infolge ftarter Regengüsse, Frühlingsfröste undan derer Rattergetvalten bis zu vier Wochen verzögert wird. Es muß deshalb Vorforge getroffen werden, das-, die Vorräte bis zum I. Sev tember reichen. Zur Not freilich tiime man auch ohne jene Zwangs maßregeln bie zum September und noch darüber hinaus, aber dann würden die letzten Wochen fast ans schtießlich aus Kartoffel- und Fleisch nat-rang bestehen müssen, nnd der Viehbestand würde zu einem bedenti lich großen Teile geopfert werden müssen. Wer weiß, ob nicht in je ne tritische Periode, etloa Mitte Juli bis Anfang September, gerade die letzten und wichtigsten Entschei dungen des Welttriegeg fallen wer den? tlm biete Zeit dürften die Kar toffeln und die letzten Reserven des Viehbestandes nicht darangeseyt wer den. tso must auch dann noch ge nügend Brot vorhanden sein. Der Mann, welcher fiir Haus nnd Herd im Felde tiimpft. dars nicht von Sorgen um feine in der heimatdars bende Familie bedrängt sein. Deutschlands Vorräte sind noch immer sehr groß, besonders an Vieh. Zl Millionen Rindvieh. 2322 Mil lionen Schweine, össz und Zik- Mil lionen Schafe nnd Ziegen sind vor handen. Von diesem Bestande tön nen namentlich die Schweine, Scha fe und Ziegen fehr ftarl reduziert werden. Von Schweinen sind wäh rend der letzten Monate-· weit über die doppelte Zahl gegen früher ge schlachtet und in Dauerwaren ver wandelt worden. Der Preis betrug iin Frieden ungefähr 50 Mart per Zentner Lebendgewicht, jeht ift er auf eilt-Lis- Marl geftiegen. Auch das Nindfteifch hat eine entsprechen de Steigerung erfahren. Das Be ftreben geht dahin, die Milchverfop gnug ganz in der früheren Weife zu erhalten· Das im Frühling ans b.rnfiil;ige Areal ift durch Moorluls iur twobei etwa 90,0()0 Kriegsge fangene befchäftigt find) nnd durch Ausnutzung von fonftbrachliegendem Lande etwa vergrößert Alle Bau uläfze der sptädte follen ftch in Ge iniifegärten verwandeln. Die gro ßen Wälder werden ausgeniitzt. in dem nmn alle Waldfchneifen al ttartaffeliicler, auch zum Genriifebau aus-nützt tauch zn diefen Arbeiten fallen Gefangene beitragen), ferner follen die Wälder in nusgedehntem Maße zu Weiden benutzt werden Die gewaltigen Zucker-nassen, welche in Deutfchtand lagern und großen Nährweet des-sen, werden dem Vol te zugänglich gemacht. Die gute Obfternte von 1914 ift fchon rechts zeitig durch Eint-Heu aus-geniin worden. Die erwähnten Zwiingtmnsregelnt dienen dazu, das Voll an eine fehrl genaue Anpassung an die vorhande nen Nahrungeinlttel u gewöhnen. Damit alle Volksgeno en fatt wer ten können bis zum leyten Augen o blicke des Durchbaltens, sollen alle lernen, mit Verstand zu essen, sich den Erfordernissen der Zeit anzu passen, von alten liebgewordenen Ge wohnheiten abzusteben. Das vorhan dene Nahrungsquantum reicht aus, wenn demgemäß gewirtschaftetwird, aber es reicht nicht ans, wenn jeder so weiter lebi, wie er zu leben ge wöhnt war. Jene Maßregeln ha ben nur äußerlich ein biitotratisches Aussehen, der Grundzug ist aber detnotratisch und sozial, und ihre Spihen wenden sich eigentlich nur ge gen die reicheren Klassen. Der är mere Teil der Bevölkerung wird sich ja viel leichter in die Lage ein gewöhnen. Er hält es zum Rotfall einen Monat lang bei Kartoffeln aus, wenn es nur nicht an Mi!ch fiir die Kinder fehlt (da ist besonders vorgesorgt). Aber in den wohlha benden und reichen Kreisen wird man manche Härten spüren, und der Glaube, daß man fiir Geld alles haben kann, wird einigermaßen er schiittert werden. Wird das erreicht, so ist es an und fiik sich ein uner meßlicher Vorteil. Es ist gut, wenn man zu dem Glauben der Voreltern zuriicklehrt. Denen war das Brot noch ein heilig gehaltene-Z Ding! Jch erinnere mich aus meinen Jugend tagen, daß uns gelehrt wurde, auch die härtefte Kruste und Krume Brot darf nicht vergeudet werden. Welche Massen von Nährwerten werden vergeudet in den Kuchen der Reichen! Die haussrau kümmert sich nicht um die Küche, die Diener schaft rvirtschaslet aus dem vollen heraus-, jedes reiche, ja auch jedes nur wohlhabende haus könnte mt den Nährwerten, die vis seht nur aus Nachlässigkeit in den Spitleimer wanderten, eine arme Familie er halten. tilevrigens geschieht dieses Unterstiitzea von Familien, deren Väter im Felde ste n, jetzt in aus giediger Weise.) Alle vergeude ten Nährcverte kommen in dieser Zeit aber nicht auf das Konto der Herrschaft, weiche dafiir bezahlt hak, sondern sie werden dem Gesamt schane der darauf angewiesenen Nation entzogen. Man muß das heutige Deutschland als eine große Familie ansehen, welche von einem gemeinsamen Vorrat zehrt· Des halb sind die Erlasse gegen die Kuchenschlemmerei der Reichen, ge gen die Vergeudung wichtiger Volls aiihrstofse in Schlagsahne unv ande ren Learreieu durchaus berechtigt. Der Krieg ist ein großer Lehrmei ster. Das ganze deutsche Vvlt geht setzt in die Schule. Es lernt, wie man haushaltem wie man einteilen soll. Jn Berlin wurde zunächst eine Vorschule eingerichtet fiir Leute, welche das Volk belehren fol sen. Da hielten betannte Volkswir te Unterrichtsturse ab über den Nährwert des Hokus-, der Kartoffel, des Fleische-Z. der Milch. sowie iiber die Führung einer alle Nährftoffe geschiclt verwertendea Bollstiiche. Auch Dinge, welche eigentlich jeder schon wissen sollte, wurden dort ge lehrt. Z. B» daf; von der Nährtrast der Kartoffel das beste verloren geht, wenn man sie schalt. Man soll sie kochen und dann die Haut sorgsam abziehen, denn die wertvollsten Stof fe schen nächst der Schale. Diese Schule wurde besucht von redege wandten Männern und Frauen. Letztere tamen wesentlich aus der deutschen Frauenbewegung, welche sich nicht ans hhsterischen Suffra gelten wie in England, zum Teil auch in Amerika, zusammensetzt Es tanien Aerzte, Geistliche und Lehrer, Juristen, Kaufleute und Arbeiter und besonders viele Landwirtr. Die se lernten dort, was sie später dem Volke vorzutragen hatten, und dann klugen sie in Scharen in das Land hinaus- und hielten ihre Vorträge, lvie man vernünftig wirtschaften soll in dieser grossen aber auch schweren Zeit. Jn anderen größeren Städ ten wurde das Berliner Beispiel be folgt, und nun wird auf allen Dör sern, in allen Kleinstädten und Großstödten geredet und gepredigt über die eine grosse Frage: Die Or ganisation des gesamten deutschen Volle- zu vernünftiger und der Zeit angemessener Lebensweise. Das Juli strömt in Ema-c zu diesen Vorträgen, namentlich aus dein Lan dr. Für die Bauern ist diese Be lehrung besonders notwendig, denn sie haben noch viel zu lernen über geeignete Ausnützung des Viel-fut ters, iiber Santtorm über Iriihgei müsebou, iiber Beschossung billiger Dringmittei. Auch getrennte Vor träge werden gehalten, solche, welche besondere site die Hausstanen be stirnnit sind, andere, welche den Männern Stets zum Nachdenken geben sollen. Die Redner und Red nerinnen verstehen et auch, die Vorträg besonders interessant zu machen durch turze hinweise aus die Kriegslage, die ja jetzt wieder so - besonders günstig ist. Auch etwas Musti wird dazu gemacht, schließ lich ein gemeinsames Lied gesungen Da es auf dem Lande doch recht mangelt an Veranstaltungen, welche die Dörfler einander näher bringe-« so trägt nicht nur die Tagesfrage, sondern auch die damit verbundene Geselligteit und überhaupt die Neu heit der Sache viel bei zur Füllung der Vortragsplätzr. Deutschland bringt mehr Kartoffeln hervor als irgend ein anderes Land der Welt. Wie viele Bauern haben das vorher· wohl gewußt? Wie füttert man Zeit die Schweine am besten, da es an der rufsifchen Gerfte fehlt uno das Iüttern mit Roggen sogar mit Gefängnisstrafe bedroht ist? Ein gutes und nahrhastes Futter ist ein Gemisch von Zuckerrüben, Kartoffeln und Strohhiictsei. Jn »der benach barten Stadt kann man jetzt viele Küchenabfölle umsonst haben, man braucht sie nur zu holen, und dazu bar der Bauer jetzt noch Zeit. Wie lann man der Leutenot bei Beginn der Frühling-arbeiten am besten fteuernt Durch schon vorhandene Org.nifa:ionen, sich durf. »in-nüt zung der Kinderarbeit, Be,chröntui ! des Unterrichts der größeren Kin der. Ferner durch Lieferung von Pferden und Zugtierein durch Dampfpflüge, welche an ein Dorf, oder an eine Gruppe von Bauern verliehest werden Aus alle diese Dinge gehen die Redner ein und der Bauer hört gern zu. Der Bauer hat gute Jahre hinter sich Er weiß auch ganz genau, daß ein Morgen Land ihm vor 25 Jahren sünf Doppelzentner w e n i g e r Noggen gegeben hat, als jetzt. Und damals waren es auch die »studierten Leu te«, welche ihm beigebracht haben, wie er diesen Mehrertrag aus dem Boden herausholen könne. So wird die Saat, welche die neu geschulten Bolksredner siien, auf gu ten Boden fallen und schon in die sem Jahre Früchte tragen. Die hauptlehren der Vortragenden find übrigens gedruckt worden, und sie werden in Millionen Exemplaren im Lande verbreitet. Auch sind vie le Bücher und Zeitschriften erschie-; nen, welche die große Tagesfrage des vernünftigen Lebens in Kriegs-; seiten behandeln. Ueber eines die-. ser Bücher schreibt Friedrich Nan niann: »Das Lehrbuch des verstän-» digen Essens ist gerade zur rechten’ Stunde erschienen. Es heißt: »Die deutsche Bollsernährung und der englische Auehungerunggplan« und ist bei Bieweg in Braunschweig er fchienen. Umfang etwa 200 Seiten. Preii 1 Mart. Dieses Buch ist eine gemeinsame Leistung von sechzehn Gelehrten und der hochlundigen Frau hedwig Henl unter Führung des Rettors der Berliner handels hochschule, Professor Elhbacher. Es gehört in die Hand jedes Leserg,der: sich vor Volkswirtschaft, Ernäh-! rungelehre und vielen Ziffern nicht fürchtet, denn es ist die Grundlage; unserer praktischen Bottsarbeit von: jeht an bis zum Kriegt-schlug ; »Was dieses Buch theoretisch zu leisten versucht, ist eine Aufgabe, diej schon im Frieden besser hätte vor-J bereitet sein können, wenn wir diej wirtschaftliche Mobilmachung grünv-’ licher bearbeitet hätten. Der ganze Volkskörper wird als eine einzige efsende Größe aufgefaßt im Sinnes deö biblichen Wortes »Unser täglich Brot gib uns heute«. i v- - s Der Krieg scheint an einem Wen depunkte angelangt zu sein« beson dero im Osten, wo eine Hauptein scheidung ivor Warschaw unmittel bar bevorsteht. Auch wenn die Rus sen derselben ausweichen und die polnische Hauptstadt preis-geben wür den, wäre der Gewinn iiir die Ver biindeten gewaltig; besonders mit bezug nus die Stimmung in Eng land und Frankreich und bei den Neutralen. Die beiden russischen Flügelarnreen, in Ostpreußen nnd in der Buiowina, sind gleichzeitig von den Deutschen und von den Leiter reichern und Ungarn geschlagenwor den, die ersteren von Hindenburg sast bis zur Vernichtung. Der Riickschlag zeigte sich sofort in Pa ris. Französische Rente, das belieb teste Wertpapier des französischen Sparers, sant in drei Tagen von 72 aus 69.· Dieses Papier, welches in den Neunsiger Jahren pari stand nnd noch 1912 etwa 90, ist mäh rend des Krieges um 19 Prozent gesallen, doch ein recht eindringlicher Beweis der ießigen Bewertung der russischen Zilse seitens der Franzo sen. Die inanzen des reichen Lan des sind derartig zerriittet, das-, Irantreich schon » bei Krieg-anfangs in England Geld ausnehmen musi te. Eine innere Anleihe von nur 800 Millionen Franks versagte der artig, daß den seichnern schließlich drei Monate Frist Ende Januar) zur Erfüllung ihrer Verpflichtun gen gemäkrt werden mußte. Doch wäre es alfch, an der Krediiwüri digteit Frankreichs zu zweifeln. Das "Land wird der Schwierigkeiten wie der Herr werden, schwerlich jedoch während der Dauer dieses Krieges. Der russische Rubel steht in Lon don 22 unter Nenntoert. Wesentlich um diesen Uebelstand zu beseitigen, wurde don den drei Mächten versucht, ein gemeinsames Darlehn von 15 Milliarden Francs aufzunehmen Der Plan scheiterte, weil England die ganze Last hätte übernehmen müs sen. Aber Russland ist in höchster Geldnot Es muß seine Goldreserve, die immer noch 1,300 Millionen Ru bel in Gold beträgt, angreisen, wenn nicht große Summen aus England kommen. Aber der Brite will nur mit 800 Millionen Francg heraus riickem und dieses Geld soll zur Deckung fiir den nächsten lkinliisnngsi termin der rufsischen Coupcsng dienen, das Geld bleibt also in England und Frantreich Außerdem will lsngland noch fiir die Bezahlung der im Illus lande gemachten russifchen Bestellun gen einstehen. Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß die Geldnot das Friedenobediirfnis Ruleandg in ähn lichem Maße steigern wird, wie es die furchtbaren Schläge Hindenvnrgg be wirken. Wie anders steht Deutschland da als seine Gegner. Die Sprozentige zu 9719 emittierte Kriegsanleihe ist in vier Monaten um J Prozent ge stiegen. Frankreich hat 5prozcntige Schatzscheine mit 10jähriger Laufsrist zu nur lxsz emittiert und hat den ganzen Weltmacht zur Zeichnung ein geladen, während die deutsche Anleihe 2nur von Deutschen gezeichnet wurde. Ei wird sich lohnen, den Kurs der französischen Schatzscheine, die erst tiirzlich ausgegeben wurden, zn beob achten und mit dem Erfolge den deut schen gleich hoch verzinsbaren Aal-ihr zu vergleichen. Deutschland behauptet sich glän zend in diesem Riesentriege gegen drei Frontein Jn Rußland hat es den Kolosz mit eisernem Griffe an der Gurgel. Jn Frankreich nnd izsandern zwingt et mit der anderen Hand die Engländer und die Franzo sen in gewaltigem Ringen zu Boden Was ist das siir eine Leistung! Wel che Nation hat jemals etwas Aehn liches vollbracht! Habt gefälligst Re spett vor dem Michel, ihr scheinheili ges Krämer-gelichtet in Amerika, die ihr jetzt Gold miinzt aus d::n ver gosseneit Heldenblnte eines tnn sein Dasein ringenden großen Volkes-il Jst die jämmerliche Dollar - Neu tralität des Herrn Brnan ter Dank für die Rutturtaten deiJ deutschen Elemento ans amerikanischem Bo den? Was wären heute wohl die Ver· Staaten ohne die deutsche Eint-Inn dernngi Und was hat Deutschlands ,,Luxuoslotte« bisher in diesem Krie ge geleistet? Die ganze Welt, so weit sie aus ehrlichen Leuten besteht, ist voll ihres Ruhms-. Was mag man wohl driiben in den britischsverftlaw ten amerikanischen Blättern zu dem lesten Stück der timden - Mann schast gesagt haben? Waren sie gestimmt aus den Ton des Bürger schen Liedes vom braven Mann, des sen Taten tlingen wie Orgelton nnd GlockenhaM Jch siirchte, man hat diese Witingerfahrt ans einem alten Segeltahn 5,0l)0 Meilen durch den indischen Ozean hindurch, vorbei an den Batterien und Areniern der Eng länder und Franzosen in der Straße von Perini, man hat diese Heldentat, die deri Zauber der IEeeromantit al ter Zeiten wieder ausbliihen läßt, ebenso totgeschwiegen wie die wunder vollen Siege Andeutung-L Aber iiver seden erlogenen «.-,.yuszengraven sesten —- Sieg der Feinde wird man in solthohen Lettern berichtet haben. Ein witziger Pariser hat aus Grund der Ossensiv - »(friolge« Jossres Cini Dezember und Januari berech net, dass es dreihundert Jahre dau ern würde, bis die Franzosen Vor Köln ständen, vorarisaeseht, daß sie im selben Tempo weiter siegen würden. Und was sagt nmn driiben zu den Forderungen der Jung an China? Die Gesctxiaste, die iidrigens Amerika sehr nahe angeht, hat in Dentsnssand allgemeine-Z Hohnaelijchter ausgelöst. »Jeder dieser Lunipenlsunde wird vaui andern abgetnn«, der schöne Berg nur- einern alten deutschen Schwant vnsit vortresslich daraus, tveil die Herren Jape sich soanr iin Jangtse: Tale, dem geheiligten Eigentum der Briten, einnisten wollen Der Jün ger hat sogar seinen Meister an tin verschamtheit iitiertrosseik Ich möchte gern in den britisaien Mut-e zu hongtong, in den Etrnight Bettle nients und in Jndien den Gesprächen der protestierenden Hundelsnerien tauschen. s s I Morgen, der 18. Februae, kriti scher Tag erster Ordnung! Mit ai len Mitteln soll das Oliv-zerge spenst an die btitischen Küsten getra gen werden, hat der deutsche Admiral stab vor 14 Tagen angeiündigt.Wer darin einen Bluss vermutet, irrt »sich sehr. Mit allen Mitteln! Was da werden wird, steht ganz sdnhiin Es ist ein gesahrenvolles, Hschweres Stück, dessen Vorhang sich Inun lüstet. Sicherlich sind die Bor ’dekeitnngen sorgsam erwogen. Mag Iseim daß man sich getäuscht hnt liibet die Gewinnchancen Aber Hel dentollen werden in diesem Stück gespielt werden. Daß die deutsche Flotte diesen Tanz wagt, zeigt, dntz der Ossensiv: Kampfgeist den sie jvom ersten Tage dieses Völker-rin Tgeng entwickelt hat, unerschiittett ssortdesteht Möge der Erfolg die ;sen Mut gebührend lohnen. Gott Istknse England! I . · s Noch ver Ansicht ersah-mer Miti stiirs sind längst nicht so viele Eng ilitnver in Frankreich gelandet, als jdie Feinde angegeben hatten. Die Nachschiibe sollen iaum größer ge stvesett fein, als zur Aussiillung der tLiicien nötig waren. An der Frant sin Flandern hat man noch so gut tvie gar nichts von ettgtischen Ber ftiirlungen gespürt —- dagegen hat Hindenlturg seinen letzten großen Sieg wesentlich mit frischen Trup spen aus Deutschland — man spricht· von drei Arnteetorps —- gewonnen. iAuch nach Frankreich werden täglich Nachschiide neuer Truppen versendet. Bis Ende Februar soll eine große neue Armee in Frankreich versam melt sein. i. i Walter Heytnann, einer der hoff nungsvollsten jungen Dichter Deutschlands, ist im Sturm bei Soiffong gefallen. Sein letztes Gedicht fand man vom Blute des Verfassers getötet in dessen Tasche: Den Hinterbliebenen, spez von Waltec Henntantt -:«. Mutter-. er iotnntr nicht ttattt Dank Den du geboren — Frmn von alten Männern ist deiner gefallen — Ftirtder — iltt ltaln euren Vater Ver-« lorenl Eine atofze Mutter Ist nniet Land. Veldentod Hat eine iattire Haud. Kinder — Wcrdct wie er, Macht tlntt ttteln Zchatth »—.—-—.—-..-.f Du Geburtstag-essen Elizzc von Mem Zanison. Tischlermeister Brösel nnd der Fiorbarbeiter Johann Bett hatten am gleichen Tag Geburt-Juni Sie sa szen nebeneinander im Srtyiitzengralmil in Erwartung ihrer Paketr. Gott lieb Brösel war so aufgeregt, das-, er überall eine lzeittoteode Beschäftigung suchte. Schiesilich nähte er sich eis nen Knopf on seinen Rock, der aber immer wieder absiel. Mal risz der Faden« dann brach die Nabel ab, und endlich verlor er den senops selbst und mußte also diese Arbeit ausge hen. »Mensch«, rief Johann Beck, »hab’ Dir doch nicht so diimlirh Du bist doch kein kleines siind niehil« »Ja, Dn belornnist anch iiictsiH. Da kann man schon ruhig bleiben.« Nein, Johann Beet erwartete iein Paket. Jhm war hier draußen, wo Zeit zum Denken Ioar. so manches klar geworden. lsg war sonderbar, aber so oft sehnte er sich nach Hause, nach Frau und Kindern. Aber er wußte auch, daß sie froh waren, daß er fort war. Ebenso froh, toie an dere traurig waren. So oft dachte er: Wenn sie mich setzt sehen könnten, so wie ich jetzt bin. Ich trinke nicht mehr, und ich teile altes niit meinen Kameraden. Aber wenn sie an mich denken, dann sehen sie noch den al ten vor sich. Die fast täglichen Sze nen standen ihm immer wieder vor Augen I Liir sal) sicli tnnmelnd nach Hauses lorninen. Seine Frau schlich mitl öngstlichen nnd doch drohenden Blit len von ihni fort. Sie holte die acht Kinder ans den Betten nno sagte: »So, nnn schiitzt mich vor entein Va ter.« Jedes-nnd tat sie des, nachdem er sie einmal geschlagen hatte, er selbst wußte nicht einmal, warnni. ---— Und dann nmr es wie eine Verschwö rnng gegen ihn gewesen. Die stin der standen tampsbereit da, von dein größten bis znin kleinsten, das, itzt dein Schle geriittelt, blaß nnd zitst ternd vor ihm stund. -- Das brach seine Umst! -— Jedes neitgeborene Kind bedeutete siir ihn einen nenen Feind. Seine Frau zog sich die Kinder zn ilsreni Schutze groß nnd pflanzte in ihre Seel-en den Haß, den sie siir ihn in sich trug. Johann Beet dachte daran, wie ost er wirklich ten Willen besaß, anders zn wer den· Aber dann glaubte er wieder, daß es zu spät sei. Die Hindert waren ja da, die Zeugen und Rich ter seiner Vergangenheit, die Kinder, die ihn haßten. Als er fortkom, wußte er, sie freu en sich. Er glaubte es, aus den Blicken seiner Frau zu lesen, aus der Geschäftigkeit, mit der man sitt sein Fortkommen sorgte, aus der bangen Frage, die sich stets wieder holte, wann er denn fort müßte. O, er hatte Augen im Kopfes Und dann hatte er selbst gehört, wie ein Neun jiihriger feinen Kameraden zartes: »Hurra, Jungens, mein Oller muß auch weg.« Das konnte er nie ver gessen. Dann die Briese seiner Frau. —- »Es ist so ruhig, seitdem Du nicht da bist.« — War das nicht ganz zweideutig? —- — Er verglich sich mit seinen Kameraden, die von den Ihren mit Liebe überschüttet wurden. Denen man alles gab, was man ih nen geben konnte. Aber gewiß, die tranken nicht, die schlugen nicht! — tir kam sich ganz erbärmlich vor. tir sehnte sich nach einem Menschen« der ihn früher so gekannt hatte, wie er war, und der doch zu ihm sagen würde: Ich weiß es, Du bist gut! Er sehnte sich wie ein Kind danach? All diese Grübeleien, dieses Verlan gen nach Liebe, hatte er zn Hause nicht gekannt. Hier draußen aber, da erwachte in jedem das Gewissen· Da aab es nnr eing. Gnt nder bö se! Ohne Unterschied, ohne irgendwel che Schattierungen. Gottlieb Bröscl packte schon sein Patet aus, strahlend, glücklich. Als er das Bild in Händen hielt, aus dem seine Frau und die Kinder ihm froh entgegenlachten, da konnte er seiner Freude kaum Herr werden· Jo hann Beck aber sah sast mit Neid auf den Glücklichen Da wurde plötz liai sein Name gerufen. Er fuhr wie aus einem Traum in die Höhe. Man hielt ihm ein Palet entgegen Jn der Adresse erkannte er die Schriftziige seiner Frau. Er riß Bindfaden und Papier mit seinen derben Fingern wie im Fieber auf »Sie haben mich nicht vergesseu!« jubelte es in ihm. Und er öffnete. Jn dem Patet lagen nur Flaschen mit Rum, Kognat und Schnapz »Damit Du auch eine Freude hast« Und wieder las er aus den Worten etwas wie Hohn, wie Schadenfreude. »Sie wollen mich ja nicht anders,« dachte er. »Ich bin anders gewor den, sie ade: zwingen mich aus den Weg zurück, den ich gegangen bin.« Etwas wie - Haß stieg in ihm auf. Bei-ruhe hätte er aus Trotz eine Fla sche nach der andern getrunken. Dann aber wars er eine Flasche nach der andern in ohuinächtigcr Wut aus die Erde, daß die Scherben klirrten. »Seht mal den Bettl« schrie da einer. »Der ist wohl verrückt geworden! Den Iniissen wir beiiu Stab-spritzt an uielden. Der hat dir-·- Fieber!« Johann Bett aber sah und hörte nichts-. Er saß in sich versunken und wußte, daß er aus der ganzen Welt tciuen Freund besaß. Keiner ach tetc ans ihn. Jeder war init sich be schastigt. Er war der einzige Ge narrte, lsnltiiuschteI ——— — TIliu nächsten Morgen ließ der Hauptmann seine lioinpnnie antreten. »dianieraden,« sagte er, »Ihr könnt Euch iiu neuen Jahr das Eiserne Kreuz verdienen. Ihr sollt den Weg bis zu den seindlichen Schützen griiden von Drahtverhauen und Hin dernisseu liesreien Freiwillige vor! vllöglichsi solche, die nicht Frau und Kinder hadeu.« —— »aber wunderte iuan sich, als Johann Beck als et sier dortrat. »Bed, haben Sie sich das auch reiflich iihrrleat«.'« —-— »Ja wohl, Herr Hauptiiiaiinl« Jch have nicht-J zu oerlie en dachte er. Aber er sagte es nicht. Man brachte ihn schwer verwundet ins Laznrcti. An seiner Brust prangte das tiifekne Kreuz. »Ha ben Sie Kind-erf« fragte der Ober ar«;t. »Acht.« »So, na die können stolz gnf ihren Vater sein.« Bei diesen Worten stieg Johann Beet das Blut zu Kopf. Der Gedanke tvnt ihm noch gnr nicht geioinnien, daß et mit dieser Tat die Achtung seiner Ziinder gewinnen konnte. Er richte te sich auf dein Bett und seine fie beinden Finger schienen etwas zu su chen. »Wollen Sie etioas:—,« fragte die Schwester »Ach. ich möchte nach Haus schreiben, daß ich das Eiserne Kreuz «-—" »Lasfen Sie nur. Ich werde es fiir Sie schreiveii.'« Und nun harrte Johann Beet vol ler Aufregung auf die VlntwgrL Je der Augenblick, den er nicht besin nungslog lag, ivar mit der Frage ausgefüllt, ob tein Brief fiir ihn da wäre. Bis dann der Tag kam! Ge rade fein Nennjöhriaer. der ihn da mnls so gehäuft hatte schrieb: »Alle Jungen-s haben ietzt viel Respekt vor mir, weil ich solchen Vater habet« Johann Beck iiberiam ein Glücks gefühl das seine Genesung beschleu nigte. -