Sonntag-blatt- des Staats- Anzeiger und II set-old GE« th va skeigv u2ss Mztms pries-mer m sein«-aus« Von ästihetm Kaufmann Dresden, 27. Januar 1915. Der Kaiser seiert heute irn Felde seinen Eintritt in das 57. Lebens jahr. Er hatte sieh alle Gliichviins sche, Depeschen, Geschenke vertreten Er will nicht, dasz die Post itberlastet nnd daß dadurch eine Verzögerung in der Ablieferung der siir diel Truppen bestimmten Post herbeige siihrt werde. Auch in den deutschen Landen sollten alte sonst an diesem Tage üblichen Festlichteiten unter bleiben. Das ist auch zum Teile geschehen. Doch seiert wohl jede Zei tung heute den Friedenstai ser, der den Krieg noch in der elsten Stunde ehrlich zu verhindern suchte. Die »Franlsurter Zeitung« bemerlt, dass es sonst nicht ihre Gepslogenheit sei, an dieser Steue tiin Leitnrtiieh des Geburtstages reaierenden Persönlichkeiten zu geden ten. »Aber heute nehmen wir ger ne Llnlasz, vom Kaiser zu sprechen Denn es gibt in dieser Zeit des gro ßen Krieges niemanden, dem das seindliche Ausland to unrecht getan hätte und täglich noch täte, wie ihm. und es mag ihm, dem dns eine schwere Priisung ist, eine Genugtu ung sein, dass auch Kreise, die ihn in sriiheren Jahren nicht selten tri tisiert haben, in der Schicksalssrage der Deutschen Reiches durchaus aus seiner Seite stehen und alles, was im Ausland über seine angebliche Schuld an dem Kriege gesagt wird, als Berleurndnnq zurückweisen.« Aus den Friedenslaiser sind die Artitel der meisten Zeitun gen gestimmt, nnd selten haben die deutschen Blätter dem Volke so aus der Seele gesprochen. Das ganze deutsche Voll steht aui des Kaisers Seite. es achtet, es bewundert, ja. man tann mit vollem Rechte sagen. ses liebt ihn. Jn Oesterreich Ungarn lann die Liede des Voltei siir seinen greisen Monarchen nicht größer sein, als im deutschen Volle von heute die Liede zu Wilhelm ll.. vm var feindnche ers-ermit- sest Mr nur noch Attila ll. nennt. Ader äußert Nt so die wahre Gesinnung der seindlichen Völker? Bei den Franzosen sicherlich nicht« Da toird es wohl manchen geden, der seufzend zu sich selber spricht: »Hättest wir nur diesen Mann statt der gräßlichen Charlkrtans,1velche uns in diesen Krieg gehetzt daden«. O Von der Front in Flandern und Nordirantreich wird berichtet, daß die französischen Granaten setzt weit toei niaer Blindgiinkser aufweisen. Bis Mitte Dezember plakte eigentlich nur iede zweite sranzösische Granate, seit ist die Zahl der Blindgiinger bis aus 10, höchstens 15 Prozent, der mindert worden. Die Franzosen ver seuern nämlich amerikanische Granateni Das Fabriiat ist besser, also ein «Triurnph« der-·anreriiani schen Industrie! Steckt die Fahnen heraus, ihr schustigen Männlein von der Stalxlbranchek Bei-sagt eureFraui en und Töchter tnit,noch mehr Dia nranten, mit noch größeren Perlen, ihr Fadeitanten von Mordrverlzeu gen! Das Sündengeld, welches die Franzosen und Engländer und die Rassen siir diese ,,bessere Ware« be zalslem gestattet ei ja. Und ihr tönnt ja sagen, dasz die Bryansche »Ur-Manna der Neutralität euch be rechtigt, diesen Blutzcll vom deut schen Volle zu erheben. Aber hört nun wenigstens aus mit dem schein heiligen Friedensgepliirr und mit euren Wedlbwen von den Schreiten und den Verwüstungen dieses Krieg-. Bereamnrelt euer Gewissen mit den gedrechseltens Beschmichtigunaem wie sie der König der beachten euer here Stmtisetretäy bushelweiseliei fert, over verschont uns um ver Phraie, daß so lange nur die time-i ritoniiche Privatindustrie, nicht( aber die Regierung es ist, welche; diese Massen von Ileiegsnmterinli über die beiden Mitmeere ichmeißt,1 die Neutralität nicht verletzt merke. Seit Wochen oermeide Mehr-ent ichen Freunden« die mich ale Ameri taner kennen, auf der Straße zu begegnen. Denn angenehm iit es nicht, mit schlimmen Bemerkungen ilber das Verhalten der Ameritnner nngerempelt zu werden. Daß nur ein paar ichwerreiche Inbrilans ten jenes Blutgeld einbeirnsem das das arneritoniiche Bett nicht daran beteiligt iii und die Sache auch Tut-erlitt- nicht billigt, das lönnen die« entrüsteten Leute hier nicht unter scheiden. Sie meinen, daß ein tnergiichei Wort vonWailting tpn genügen würde, um die Piraten bnnve in England zur Durchlniiung von Kornichifien zu zwingen. eben-» so wie die seiten zur Erlauin der Landung·der Baumwollenschisse in seemen igezwungen worden sind-. Baumwolle brauchen die Deutschen Zweit weniger dringend ais Weizen »und Mais Cleßteren für das Vieh) Wenn Amerita den Feinden Deutsch lands Kriegsmaterial und Pferde liefert und es nicht bei England durchseht, daß den Deutschen Wei zen und Petroleum zugeführt wer den tas:n, so ist das teine Neutrali-i tät, sondern eine ganz einseitige Be günstigung der Verbündeten und eine direkte hilse Englands bei dessen Versuchen ein Volk von 68 Millio nen auszuhungern Wird so Deutsch lands Freundschaft siir Amerika im Bürgertriege vergelten? Was soll man den entrüsteten Freunden der Ameritaner daraus erwidern? Höch stens den neuen deutschen Gruß: »Gott stkase England!«, woraus ein wütendes »Er strase es« als Gegen grusz erst-tat Vorn ersten Zeppelinangrisse aus England hat das Kabel berichtet. Es war nur ein Versuch zur Einschüchs terung tieet Feindes und zur Besries digung der Deutsch-Xb welche nicht begreifen tannten, daß man so lange damit gezägert hat. Der Versuch ist glänzend gelungen, und weitere Angrisse werden sicher solgen. Der strenge Winter ist aber nicht die günstigste Zeit. Auch sind die nöti gen Vorbereitungen wohl noch nicht beendet. Ein Lustschiss bedarf des gesicherten Hasens in noch weit hö herem Maße wie ein Seeschiss. Um SJiassenangrisseq durch Zeppeline durchzuführen, muß man bombensis chere Bergangshallen besehen, welche möglichst nahe dem Angrisszvunlte belegen find. Solche Hallen im Fein destande,vielleicht sogar unter demFeu er seinvlicher Geschüde zu errichten, ist keine leichte Ausgabe. Sie ist vielleicht schwierigen als ver Bau einer Eisenbahn durch die Simi Wiiste, um das Titelenheer und schwere Artillerie in die Nähe des Suezlanals zu besiirdern. Aber daß beide Ausgaben ihrer Lösung ent gegengeherh daraus tann man mit Sicherheit rechnen. Wenn der Früh ling aus die Berge steigt, wird noch manches andere steigen in dein entscheidungjschwangeren Lenze, wel chem wir entgegen-zehen Neulich schrieb ich Jhnen von dem Schwaden Rausenberger, der ei ner der iteuppschtn Ingenieure ist und den gewaltigen 42 sent-Mör ser gebaut hat« Jch erwähnte dabei. dasz man von diese-n Mann noch »Gröszere5« erwartet. Das Größere ist seht da. Eil ist ein Schiffsge schiitz von 40,46 Zentimetern, welches 42 Kilometer weit Granaten von 920 Kilo, also ungefähr 2085 Pfund am.Gewicht verseuert. Man könnte da mit von Calais über den Anmel tanal i33 Kilometer weit) nach Do rer seuern, und sogar noch 9 Kilo meter weiter nach England hinein Ein einziger Schuß dieser Riesenka none würde wohl laum weniger als 810,000 tasten. Auch die neben Do ver liegende Küstenstadt Iollestone würde im Bereiche dieses niedlichen Geschosseö liegen. Es wird viel iiber diese neue Wasse.geredet, so gar iissentlich. Kürzlich hat hier in einem Vortrage ein anderer Aruvvscher Jngenieur darüber nähe re Auslunst gegeben. Wie viele von .diesen neuen Feinden Albions be reitz sertig sein mögen, entsteht sich der Kenntnis. Aber man wiirde überhaupt nichts davon erfahren. wenn die Sache nicht schon ziemlich weit aedieben wäre. Enthusinsten in Deutschland trau men von der Möglichkeit einer Lan dung in England. Dazu gehörte natürlich zuerst der Besiä von Ca laio. Ob unter dem chuhe des Feuers einer Batterie solcher Ge schutze ein liebergang von gewalti gen Truppenmassen möglich ist,steht freilich noch sehr dahin. Vorläufig wird aber doch die namenlose Angst der csngliinder wesentlich durch diese neue KruppsTat gesteigert, wenn vie re Angst überhaupt noch einer Stei gerung fähig ist. Wichtiger ist die Frage, wie viele hunderttausend Kitcheners in England zurückgehalten werden mögen, aus Furcht vor der deutfchen Jnvasion· hier herrscht its-eigene der Wunsch, das; möglichst viele von der neuen englischen Ar mee in Frankreich angetroffen wer den mögen, wenn es im Frühling wirklich zu den gr ohen Schlachten bannen sollte. Die Deutschen ha ben den Kitchenets dann genügende Massen neuer Truvven entgegenzu stellen, selbst wenn die Ktchenev Million voll werden sollte. Und das deutsche Reservoir ist auch dann noch lange nicht erschöpft. Auch der C nimer wird wieder neue deutsche Riesenheere auftauchen sehen, und der Herbst ebenfalls, wenn es dann-Noch nötig fein sollte. Dabei ift noch durchaus nicht in Betracht gezogen, das die 23 deutschen Armeetorp5, welche fett unter Hindenbntg in Polen siegreich vorgehen, früher-. als manche denken, für den westlichen Kriegsschauplah frei werden können. Die Rassen haben kürzlich eine Milliarde Mart in England beloms men, nachdem sie dem zähen Jvhn Ball die mit der Forderung ,,Geld oder Sonderfrieden« geladene Pistole ans die Brust gesetzt hatten. Aber von diesem Gelde kommt wenig nach Russland Es wird meistens zur Be zahlung der Januar - Knpons der russifchen Staatsschnld benutzt, geht demnach meistens nach Frankreich. Jetzt herrscht ein Gerücht, dasz die drei edlen Entente - Brüder einen ge meinschaftlichen Pump von fünfzehn Milliarden Mart erheben wollen. Die Geschichte hat nur den großen Haken, daß England dieses Geld fast allein aufbringen müßte, unt feine Verhän deten zu stiitzen. Die französischen Finanzen sind starl zerriittet und dem Rassen geht's, zoie dein seligen Grafen von Luremburg Die Vener reicher melden, daß die Rassen uralte Artilleriemunition verfeuern, welche gänzlich wirtungilos ist. Auf je drei russische Soldaten, welche in die Front gepreßt werden, komme nur noch ein Gewehr. Die unbewaffneten Rassen stehen hinter der Front und warten auf die Flinten der Ge fallenen, Verwundeten und Gefange nen. Diese Angabe mag vielleicht nicht ganz den Tatsachen entsprechen, aber daß das russische heer feine Offen fivtraft völlig verbraucht hat, ist ab solut festgestellt worden. —- liebe-tei nen möglichen Sonderfrieden mit Russland wird fest in vielen deut schen Zeitungen gesprochen. Die mei sten verwerfen den Plan, namentlich geschieht dieses seitens des starken femitischen Flügels der deutschen Presse. Ein weiterer Monat wird eher ein Urteil iiber die Frage ge statten. J- Iahees Lichte. Der Brief einer Fürstin aus der höchsten rassischen Aristokratie und Verwandtschaft des Zaren ist dieser Tage in Deutschland bekannt gegeben worden. Das umfangreiche Schrei ben ist am 1. Dezember abgeschlossen und über Rom nach Deutschland ge totnmen. Die Fürstin schreibt, daß die russtschen Verluste in ihren Arri sen bis Ende November und nach Angaben des Kriegsministers auf 50(),0()0 Tote und 1,800,000 Kranke und Verwundete geschätzt worden sei en, und daß deshalb tiefe Trauer in allen Schichten der Bevölkerung herr sche. Ueber die Zahl der Gefangenen würden gar keine bestimmte Angaben gemacht. Jn den nicht zum engeren Zirtel des Zaren gehörenden Adels treisen werde die Beteiligung am Kriege als Rußlands Unglück bezeich net, und Verwandte des Zaren, vor allein Großfiirstinnen deutscher Ab kunft, die schon vor dem Kriegsnot bruch den Einfluß des Großfiirsten Ritolai Nikolajewitsch brechen woll ten, trachteten trotz schlimmer persön licher Kröntungen neuerdings da nach. Bei Poinrarkss und Vivianis Pe tersburger Besuch sei die Entschei dung gefallen. Sie sei nach den Ab sichten der Kriegspartei von szolski und Beckendorff vorbereitet worden. Dieser habe damals aus London be richtet, daß Englands Koalition mit Belgien, Portugal und Japan jedes Risiko ausschließe. Einen haupt trumpf beim Zaren habe der Groß fiirst mit der angeblichen Versicherung Bivianis ausgespielt, daß er mit Ausnahme von Janrtss die ganze So zialdemokratie geschlossen hinter sich habe, und er dafür garantiere, daß alle revolutionären Elemente in Nuß land wither des Krieges ruhig blei ben würden. Die Rüstungen mit den französischen Milliarden seien unter ausländischer Kontrolle erfolgt zur Beschsmung aller wahren Patrioten. Die dunklen Uhnungen jener Groß itirstinnem darunter auch der Groß flirstin Sergius, die ungeachtet schlim mer per öniicher Krönkungen die Kai sersami ie vor dem Unheil des Krie ges hätten bewahren wollen, seien nun leider in vollem Umfange einge trofsen. —- Höchfte Rot. »Dein Va kon scheints neuerlich recht schlecht zu geben, er bat ganz graue Dante be kommen.« »Die hatte et schon länger — abet jeht kriegt er nicht mal mehr vom Friseur Haarfärbetinttut ge borgt!'«' - . sitt-instit gern-e. tstizze von L. R. v. d. L.) heute, wo jeder Deutsche mit Stolz ans unsere herrliche Flotte blickt, wo die Namen der »Emden«, der »Scharnl)orst«, der «Gneisenan«, des ,.U 9« u. a. m. sich mit goldenen Letsv ltern in das Buch der Geschichte einge tragen haben, erscheint es nicht unan gebracht, einmal den Blick zurück schweisen zu lassen in jene Zeit, da Innsere jetzt so achtunggebietende See jmncht noch gleichsam — man verzeihe »den Ausdruck — in den tiinderschw »den steckte. War auch die König ;lich Preußische Krieqsmarine« nur ge kng km Zahl der Schiff-, so des-kn Jsie doch schon damals jener bewun Zdernsiverte Geist, der jetzt so herrli che Früchte trägt, der Geist der »Pflichtersiiltung bis zum Aeußertten« «-— und schon damals lebte in ihr je nes wahrhat tameradschastliche Ver hältnis z ischen Vorgesetzten und Untergebenen, das von jelzer auch bei unserem ruhmgetrönten Lnndheer ke stand. Sehr bezeichnend in dieser Hinsicht ist eine heitere Episode aüs jenen vergangenen Tagen, deren Helden ei nerseits der hochverdiente Großind miral Prtnz Adalbert von Preußen andererseits der in der ganzen dama-» ligen Königlichen Marine als Origi-; nat betannte Bootsmanngmant Chri stinji Lerche Haren.» « Brsaglet Moor Lerche von use-. Abs Kasernenschiss »Barbarossa« war ein, sehr tüchtigen in der Welt viel her-l umgelommener Seemann. dessen Kopf- und Barihaar bereits merklich zu ergrauen begann. Ebenso wie sast alle älteren »Kriegsmariner« jener Pe riode war er aus der Handelsslotte hervorgegangen Jahrelang hatte er »dann im königlichen Dienst den an gehenden Seeossizieren als Kadetten Unterricht im Splissen und Knoten erteilt, und so bildete sich denn im Laufe der Zeit ein ganz besonderes Verhältnis zwischen ihm nnd seinen Vorgesetzten die früher fast alle ein lmal seine Schüler gewesen, heraus. s»Maat Lerche« durste sich wohl ein seeieres Wort auch-den im- Range viel höher Stehenden gegenüber erlauben, das Recht wurde ihm von niemand bestritten. Sie alle wußten ja, was sie an ihrem wettergebräunten, stets dienstsreudigen und dabei immer hu morvollen alten Bootsmannsmaat hatten, und schätzten ihn auch dement sprechend. War es doch ein Mensch, aus den man sich jederzeit und unter allen Umständen unbedingt verlassen konnte. Und so ertrugen sie denn liebevoll manche seiner kleinen Schwä chen. Ruhig hörten sie es mit an, wenn Christian Lerche, der eine lei denschastliche Vorliebe sür Gesange vortriige nnd zwar hauptjjichlich sür seine eigenen — hatte, Abend siir Abend ,Musii machte«. Schauder volle Töne klangen dann über das stille Wasser des Danziger Hasens. wo damals S. M. S. ,,Barbarossa« vor Anker lag, begleitet von dem quieischenden Klagegestöhn einer völlig verstimmten Handharmonika Jedoch war unser Maat nicht nur ein großer Musiker vor dem Herrn, sondern er betötigte sich auch noch aus einem anderen Gebiet ganz hervorra gend: er war ein Meister in der Kunst des »Fabniierens«. Hunderte von Malen konnte er ein und dieselbe Begebenheit erzählen « er wiederholte sich nie. Stets wnszte er seinen Zu hörern die Geschichte durch Verände rungen aller Art, mannigfache Aus schmückungen usw. in zwar so und sovielter, aber immer verbesserter oder vermehrter Auslage vorzusehen. Das Urteil der gesamten Schiffsbesaszuni gen der Königlichen Marine lautete da her denn auch einstimmig: »Im Garnspinnen ist dem Lerche keiner über!« « - . An einem schönen Sommertage standen der die Wache habende Offi zier und Christian Lerche an der Qkommandobriicle von S. M. S. »Bnrbaeossa«. Plötzlich iragte der Maat völlig unvermittelt den jungen Leutnant: »So-un Sie mal —- hm — haben Sie eigentlich schon einmal mit unserem GeoszadmiraL Seiner König lichen hoheit Pein-z Adalbert von Preußen, gesprochean « »Ich? Rein« —- lautete die er staunte Antwort, »bishee noch nicht »Aber waren Sie vielleicht schon in dieser beneidenöwerien Loge2" Der alte Lerche liichelte still ver onnen vor sich hin. »Die ich mich chon einmal mit unserem Großen linin unterhalten habe, fragen Sie. see-e Leuinontt Oh, ich kenne den tinzen Adalbert ganz enau, ich war doch zusammen mit i m aus der «Elbe«, bei Tres Forlas —- müssen Sie wissen. Wir smd sozusagen da mals die besten Freunde geworden.« -Gloub’ ich — glaub’ lieber Manti« verseste der Ossizier mit lei sem Lächeln. «Der hohe Herr hat wohl große Stücke aus Sie gehalten —- nicht?'« »Das will ich meinen, Herr Leutnant!« entgegnete er geschmeichelt. »Seine Königliche hoheit schätzte mir sehr ,,Lerche«, sagte er bei meiner Abtommandierung auf die »Boshei rossa« zu mir, Lerche, treffen wir uns mal wieder, dann besuchst du mir tan meinem Schiff Laß dir aber niemals erst lange mit die Soldaten ein, auch nicht mit die Offiziere von der Wache. Jch werde schon Dafür sorgen, daß sie dir nicht mit ihre Fragen belästigen werden. Wenn du mir besuchst, dann schlidderft du zgleich in meine Kajiite runter, und stvenn du da etwas zu essen und zu jtrinien findest, dann zierst du dir nicht lange und langft zut« ,,Jatooll, Königliche Hoheit«, sagte ich, »so ma chen wir’s!« Und dann hielt ich ihm meine Hand hin. »Hier legen’5 rin!« meinte ich, und wir fchiittelten uns nun die Hände, -wie das bei alten Seeleuten und guten Freunden so Brauch it«.« Das betvundernde ,,Donnerwetter!«, das zum Schluß dieses Berichte-. dem Munde seines Zuhörers entfuhr, nahm Christian völlig gelassen hin — Selbstverständlich machte die Ge schichte des unverwiistlichen Minites sofort überall die Runde Nicht nur auf der »Barbarofsa«, sondern auch Tauf den übrigen in der Danziger Bucht liegenden Kriegsschifer wurde sie gebührend gewürdigt. Wochen waren seitdem vergangen ;Da lam eines Tages die Nachricht, daß Prinz Adalbert demnächst zur Besichtigung des Geschtvaders in Danzig eintreffen werde. Pünltlich, zur festgesehten Stunde, erschien denn auch der hohe Herr, und wenige An genblicle später ging an Bord S. M. S. ,,Artona« die Admiralsilagge och. Christian Lerche, der zu dieser Zeit Dienst auf S. M. Fregatte »Theti5« tat und gerade die Wache hatte, fah dies mit sehr gemischten Gefühlen. Verflixt noch mal, nun saß er ja recht nett in der Patfchel Und als er jin dem gleichen Augenblick bemerlty ldaf von allen Seiten fragende Blicke lau ihn gerichtet wurden, und man Icher seiner Kameraden ihm listig zu ;lächelte, da war es mit feiner Ruhe vorbei. Voller Eifer lief er hin und her und fand bald hier und bald dort etwas auszufegen, um fo seine Verlegenheit zu verbergen — tonnte aber trotz alledem den zahlreichen Er tundigungen nach dem Brfinden fei nes »Freunde5« doch nicht gan«l aus dem Wege gehen. —— » Der donnernde Salnt der Kanonen war verhallt, der Pulverdampf hatte sich verzogen· Von der »Ar!ona« stieß das Admiralgboot ab nnd nahm geraden Kurs auf S. M. S. »The tis« zu. Kurz daraus gellten die Pfeifen, die Trommeln wirbelten, die Mannfchasten standen in Paradeanf stellung. Seine Königliche Hoheit, Prinz Adalbert von Preußen tam an Bord! Der hohe Herr sintzte einen Angen blick, dann grüßte er flüchtig nnd be-« gab sich sofort, wieder alle militärifche Gepflogenheit, in Begleitung des- dia pitäns in dessen stajiitr. » »Sagen Sie, mein bester Sande :wall," redete er hier diesen an, indem Her sich vor ihm hin und her drehte, l»bemerlen Sie denn etwas Llufzerge wöhnliches an mit? Habe ich mich Vielleicht irgendwie Iveisz gemacht oder dergleichen?« Erstaunt erwiderte der Schiffs lommandant: »Ich bemerle nichts Derartige-L Königliche Hoheit, wirt lich nicht das geringste. Aber-, stö nigliche Hoheit werden verzeihen — wie kommen Ew. Königliche Hoheit eigentlich auf einen solchen Gedan ten?" swr n t f- k, .«!.l »Weil Jylc Leuck, us- src sniuH vorhin zu Gesicht bekamen, sich kanni( das Lachen verbeißen konnten, Herr Kapitän!« entgegnete ärgerlich der Prinz - Admiral. ; »Wie?« — — Dem KommandanL ien S. M. S. ,,Thetis" drohte bei« dein bloßen Gedanken an eine so un erhörte Disziplinlosigieit die Sprache zu versagen. «Jawohl, es ist so, wie ich Ihnen .sagte!'« fuhr sein Vorgesetzter fort. »Die Kerle grienten samt und son ders. Vielleicht tann irgendeiner Jhs rer Ossiziere uns über den Grund dieser ungewöhnlichen Heiterheit Ans schluß geben?« — l »,Wie Königliche hoheit beseh en.« — Die Gerusenen erschienen -—— sie alle bestätigten die Wahrnehmung des Prinzen »Wenn Königliche Hoheit gestatten, so kann ich die Sache ansllären«· mel dete zögernd der jüngste Leutnant von S. M. S. ,,Thetis«. »Wir haben zurzeit hier bei uns den ältesten BootsmannsmaaL ver Königlichen Marine, Christian Lerche, an Bord.« — »Schon gut -—— schon gut!" unter brach ihn der Großadmiral ungedul dig. »Sol! ja ein komischer Kauz sein, dieser Lerche. Jch habe auch schon manches von ihm nnd seinen Schnurren gehört. Aber ich verstehe wirklich nicht« — — ,,Wenn Ew. Königliche Hoheit mich fortfahren lassen wollten?« Ein lurzes Nicken war die Ant wort. Und nun erzählte der Offizier die Geschichte vom Booismannsmaai Lerche und seinem »Frennde«, dem Prinzen Adalbert, so, wie sie damals im Munde der Schiffsbesaynngen lebte Jm Verlauf des Bericht-Z klärte sich das Gesicht des Großadrnirals immer mehr auf. Als der Leutnant geendet, brach der hohe Herr in ein belustigte-?- Lachen aus. »Den Mann muß ich tennenlernem mein lieber Sundewall«, wandte er sich an den Kapitiin der Fregattr. Waben Sie, bitte, die Güte, mir meinen ,,"5reund« ednnal rufen zu lassen!« — — Christian Lerche glaubte, seine letzte Stunde wäre gekommen, als ihm der Befehl iiberbracht wurde, sich sofort bei Seiner Königlichen Hoheit zu mel den. Der talte Schweiß trat ihm auf die Stirn, und zitternd fuhr seine schwielige Rechte durch den ftrup pigen, kurz gehaltenen Vollbart. Was wiiide wohl die Strafe fiir seine re spettlose Aufschneiderei sein? —- — Doch seine Angst schwand zum größ ten Teil, als er in das lächelnde Ge sicht seines Großadmirals sah. Mit der ihm eigenen getvinnenden Leut seligieit, durch die sich dieser um die Entwicklung unserer aufstrebenden Flotte so hochberdiente Seeoffizier im Fluge aller Herzen gewann, trat der Prinz dem Alten entgegen und streckte ihm seine Rechte hin. »Lerche«, sag te er lächelnd, »Lerche, hier leg’s «rin! Und treffen wir uns mal wie der, dann besuchst du mir auf mei nem Schiff. Laß dir aber niemals lange mit die Soldaten ein, auch nicht mit die Offiziere von der Wa che. Ich werde schon dafiir sorgen, daß sie dir nicht mit ihre Fragen be lästigen. Wenn du mir besuchst, dann ichlidderst du gleich runter in meine Kafiite. und wenn du da etwas zu essen und zu trinken gindesn dann langst du zu und zierst ir nicht lan ge. Verstaiiden?!« Dem Maat wurde es schwarz vor Augeu,- als er aus dem Munde des hohen Herrn seine eigenen Worte hörte; taumelnd verließ er die Ka jiite. Draußen aber, auf Deck, wo ver frische Nordwest seine Stirn um spielte, erholte er sich sofort und — war im gleichen Augenblick wieder giitten drin in Dichtung und Wahr eit. Als er nämlich an der Front sei ner noch immer in Parade stehenden Kameraden vorüberschritt, rief er diesen s— und es bebte in seiner Stimme etwas wie von verhaltenem Triumph -— leise zu: »Na, habe ich euch nicht immer erzählt, daß ich der beste Freund unseres Großadiriirals, des Prinzen Adalbert von Preußen, bin?! Nun werdet ihr’s wohl endlich glauben, ihr Döslöppe!« Und stolz, als handelte es sich nin die natiirlichste Sache von der Welt, begab er sich aus feinen Posten. - Berliner Humor. Tas; dast- Anssibleiben oon Ruch richten ein-J dein Felde nicht innner von der Feldpoir oerschnldet ist, zeigt ein Vorfall in einein sächsischen Tot·f, iiber den das- Risaer Tage blatt berichtet. Eine Fran, die seit Beginn deis Kriege-I ohne jede Rach richt von ihreni inc Felde stehenden Mann geblieben war-, lies; dnreh den Schultehrer einenVries an die Kun pagnie schreiben init der Vlnfrakun ob ihr Mann noch unt Leben sei. All-J Antwort liefen folgende Zeilan ein: »Liebe Linn! TaLJ ist gen-cean daß Tn erst znin Schnllehrer ne gangen bist nnd hast schreiben las sen. Hier hanizen passiert niiiht Neues-. Wir schiissen nibber nnd die schiissen ribber. Grnsz Tein... « Es ist immerhin erstaunlich, kas; bei dein vielen «Schiiiien« der Va terlandsverteidiaer nicht einmal sich hat anfenern lassen, zinn Vleinsst Zu greifen, bevor seine Frau grobe-: Geschiitz aniahren ließ. llnd derar tige Leute, die die Biichse anch n ihr siir Minuten niit der Feder yet-tim schen wollen, wird ess noch eine ganze Anzahl neben. ---.-—— — Reflexion. »Wen« Eva schon eines Apfels wequ das ganze Paradies preisgegeben hat, wiss wiiri de sie erst einem modernen Sommer » but zuliebe getan haben!« . -i i