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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 26, 1915)
sue Its-hemmte- m T Ziele-sent . « Iriegöerlelmis vou Adolf cektel. ! Der Abend des 18. August toneI schon weit vor eschritten, und es! fehlten nur note zwei Stunden biss Mitternacht, als wir von Landen,’ einem Ort nett-westlich von Liltttch. wegritten. Wir waren unser acht, und ei galt einen nächtlichen Patrouillenrittl iu die Gegend von Titlemont, wo hin sich größere Truppenmassen ge sogen haben mußten. Die Nacht war nicht nllzudunleh und wir konnten ganz gut einen Teil der Landschust ist-ersehen. Der Weg führte uns zuerst in direkt westlicher Richtung aus Neerivinden zu, welcher Ort de reits von unserer Jnsanierie besetzt worden war, die aber später wieder zuriiagezogen wurde. Schweigend ritten wir, unsere gan ze Aufmerksamkeit auf die Gegend richtend, eine Zeitlang aus der teil weise ausgerissenen Landstraße da hin· Kurz vor Nenn-indem bis wo tin unsere Vorposten reichten, ga belte sich bei einer kleinen Kapelle die Straße, und da hier die Straße vollständig zerstört war, beschloß un ser Führer, Leutnant S..., nun eruerseldein zu reiten. Jm Bogen nach rechts inmitten wir vorsichtig das laugaestreckte Dorf, aus dem Hundegelläss erscholl. Sonst war alles still und dunkel· Aber wir waren von Battiscs her aewarnt, wo wir ja auch in aller Stille meuchs längs übersallen worden waren, au ferdem wußten wir ja auch, das; mir dicht vor dem Feinde standen. — Plötzlich ein leises »Halt« unseres Führer-ex er schob sein Nachtglaoan die Augen. Leise stamprten oIe Ieiserne uno klirrte eine Säbelscheidr. ,.Nichls!« — Still ging es weiter. Plössllch standen wir un einem kleinen Fluß, wie das kurze Gebüsch nur llser uns erkennen ließ. Nach lurzer Untersuchung ginn es tindurch, eine ziemlich steile Anhöhe hinaus, und vor unsere Augen schob sich ein schwarzer Woldseyetn Links unten glänzten schwache Lichter. Dort lag Laer. Vorn Feinde keine Spur! Jetzt äußerst vorsichtig an die Waldspihe heran und durch-· Jnderns wir ungefähr zwei Kilometer nus’ einein hiigelriicken « sehen wir uns wieder vor einem4 Fluß, nn dem sich eine Straße hin zieht. Auch hier kein Feind Also tie Böschung hinunter über die Straße durch den seichten Fluß undi nus der anderen Seite die breite Bii schung wieder hinaus· Wir sind in einer Baums-hle Da plötzlich —- — bewegliche Schatten — — seindliehe Nordosten Sosort standen wir. Die Pserde rilckten unwillkürlich eng zusammen. Weit vor legte mein Euchs den Rossi Es thir so still, da nian glatt e ter- anderen Herz schlagen zu hören Jn der Ferne brannte ein aroszer Lichtsleck. Dort lng Tirlemont Zum czliick wurden wir durch die Bäume edeelt, sonst hätten sie uns wohl sosiort bemerkt. Wir waren direkt vor der stnrlen seindlichenl Vorpostenlette, die den höheren Dis-l knnzug vor uns besetzt hielt. Ein Wunder war es; daß sie uns recht hatten anreiten sehen. Do, wie schon bemerkt, das Ge lände dor uns sich bergan zog, heit ten wir leinen Ausblick, und der Stund, oder die Bewegung des Fein des, die toir erkunden sollten, blieb uns verborgen. Also mußten wir noch weiter. Durch die stnrle Vorposteniette hindurch zu kommen, war —- wie unser Ftihrer erkannte —- schier un möglich So gab er uns das Zei chen zurn Mitlqu So leite atr- nur mognas ging es die Böschung tdleder binad nnd an dem schmalen rechten User des Flns set- südtvörts entlang. Plötzlich-streckte sich vor nns eine lange, rechts mit Bäumen bestande ne Erdsalte. Leutnant S... desahl hier zu kalten. Er wollte sich zu Fuß durch den Feind schleichen, und ich sollte ihn begleiten Fast geränkchlos schaben wir nns vorwärts. Dicht am Rande der Falte gewahrte-I tvtr einen starlen Kavnlleetepcstem und lmnn zwei hundert Meter davon schien Jason terte zu lagern. Südwärti, ans das Dors Ese tnail zu, ebenfalls Kavallerieposten Jeht wurde es gefährlich. Ader sollten wir zurück, ohne unsere Aus nahe gelöst zu haben? Nein, halb tnt eine preußische Husarenpntrouille nichts, und wenn es an den Kragen ging. hauptsnche — sie entdeckten die Zurückgedlledenen mit den Pfer ten nicht; das wäre satal geworden. Behatsam trochen wir in den Furchen eines Kartpsselseldes dahin, dicht am Standort der Jnsanterle dorbet. Olitcklich kamen wir dor bei und tonnten angehalten hiigelan trtechetn Als wir einen erhöhten Feldrntn erreichten, bot lich endlich etn Ueber tlict qui das Gelände dothrleenvnt Vor uns mußten grssere Jnsnntes tierna en liegen. Aus der sitt-wärt lich-in W Pers-te führend-u Straße srtillerie und große Mas sen marschierender Kavallerir. Jeit wußten wir genug Eben wollen wir zurück, da ge Kavalleriepatrouillen über das e lände Donner —- ieht wurde es schlimm. .Borstcht, verlieren Sie die Ruhe nicht!« sliistert rnir leise der Leut nant zu, und so schnell als möglich gehen wir zurück. Nach bangen Minuten haben wir gliicklich sast den Rand der Erdsalte wieder erreicht. Da schickt sich plün lich aus der anderen Seite eine seindliche Patrouille an, in sie ein-. zureiteu. · »Aust« tust leise der LeutnantJ Jetzt heißt-) lausen!« Hei, wie wir liefen, umpsissen! von den Kugeln der Feinde, die sogleich hinterdrein sausten. Plöglich trachte es aber auch vorn »Gott sei Dant! Die Unsern!" Mit Ungedult und bangen GH siihlen hatten sie, dicht unter den Au gen der Feinde aus uns gewartet, und kamen jetzt zu Hilfe s Unser Leutnant, ein prachtvollen Reiter, war mit einem Sah im Sattel. Jch erwischte die Zügelnicht mehr. Aber schon ging es südtoärts sort. Jn dem Augenblick aber sanften die Feinde heran. Eine celunde früher-, und sie hätten uns uingeriH ten. Jetzt war es zu spät. Ohne Bügel und Zügel flog ich als letzter dahin. »Wir müssen durch das Nest!" schrie unser Führer. s Es war dies der einzige offene» Weg, denn durch den Fluß konnten wir nicht mehr, di» auch aus vers anderen Seite bereits Feinde warm,l die aus uns Jagd machten. i Jn rasendem Sausen ging es dir-i hin. Schuß aus Schuß lrachte, ohnej indess zu tressen. « Aber die Feinde schienen gut be-s ritten zu sein und blieben uns dichtj aus den Fersen. Sie seuerten un unterbrochen, und ich hörte wieder holt das unheimliche Pseisen der Ku geln dicht an meinem Ohre. Diei tolle Jagd ging indesz immer weiteni Da —- dicht vor uns eine west-( wrtd führende Straße und eine Brücke, aber —- besetzt. Ob wir nun vor- oder rückwärts gingen, das war jetzt gleich schlimm Darum draus. Und »Hui'·, wie der Blitz saßen wir unter den ver dusten Franltireiirs, die wohl das Schießen gehöri, uns aber wegen des Gebiisches erst im letzten Moment dahersegen sahen. Nitsch, ratsch — wir waren durch! Aber ein heißes Brennen an der linken Seite sagte mir, daß ich ge trossen sei. Doch konnte ich mich halten, und im rasenden Laus sau sten wir, andauernd beschossen, ausl der Dorsstraße dahin, die feindlich favallerie immer dicht aus den Fer en. Da sauste ich plötzlich mit hestigem Anprall aus die vor mir reitenden Kameraden. Nur mit Mühe konnte ich mich im Sattel halten. « »Zum Teufel, wir Fnd verloren! Festgeritten!« schrie un er Leutnani. »Wir verteidigen uns bis aus den letzten Blutstropsen.« Wir waren in"eine Sackgasse ge raten, die ein hohes Tor abschloß. Die Feinde sausten heran. Aus den Gehösken schoß man, zwar meist aus Unlenntnis der Sachlage blind in die Lust. Da schreit plötzlich der Reservist Bei-man auf Französisch den Bewoh nern des Gelyiistes, vor dem wir sestsaßen, zu: »Vedn, schnell, macht aus. hier sind die Hunde drüber.« . Das alles ging natürlich in ra sender Eile, und der Ausruf ge schah, ehe wir noch recht wußten,daß wir sestsaßem Etliche bange Selunden verstrichen. indem wir den Kampf mit den Fein den ansnahmen, etliche aus den Sät teln schossen und selbst immer von Kugeln umzischt waren. Da — hurra —- das Tor össnete sich ein wenig. Jm Nu waren wir drinnen und hatten die Bauern sowie zwei Feinde, die mit durch waren, nieder geschlagen. llnler Mühe gelang es uns, das schwere Tor wieder zuzuschlageiu Ueber uns Psiisen die Geschosse da hin .Iiinder, seid ihr noch alle da?« schrie unser Führer-. Da waren wir Gott sei Dank noch alle, wenn auch mehr oder weniger verwundet; nur zwei Pferde hatten wir verloren. Die konnten wir aber durch die seindlichen ersehen. Doch ietzt galt es vor allen Din gen, hier heraus« womöglich aus stei es Feld zu kommen, und das schnell, denn der Feind konnte jede Selunde eindringen. Während wir nach ei nern Ausweg suchen, ertönt pliiylich außerhalb des Dorfes anhaltendes fietoehrseuer. Das mußten Deutsche ern. Duera, dort war Rettung! Schon drangen die Feinde von allen Seiten ins Gehöst ein, aber wir hatten uns bereite einen Weg durch den Garten gebannt Im Nu saßen wir wieder in den Söttelnz nur unserm braven Aas-; meraden Beckmann war es, wegens einer Berwundung, nicht möglichan kein Pferd zu kommen. Rasch ent chlossen sprang unser Lentnant n mals ob und bnlf ihm tn den So tel. So schnell ei gehen wollte, snusten wir ab, bekamen aber sofort von links Feuer; etne feindliche Patrouils le suchte uns hier den Weg abzu schneiden, was lhr auch ohne Zwet sel gelungen wäre, wenn uns nleyt tm selben Moment durch eine starke Patrouille 5er Ulonen hilfe gewor den wäre. Durch das heftige Schieszen aus mertsnm geworden, waren sie sofort herbeigeetlt. Unter ihrem Schutze zogen wir uns zurück. Alle außer Beckmnnn und mir wa ren nur durch Streiffchiisse verwun det worden. Vor Neertoinden trafen toir aus eine zweite Ulnnenputrouille, die ebenfalls bei Esemael an den Feind geraten war. Spät und sehr ermattet kamen wir in Landen nn. Aber wir waren froh und befriedigt, und durften stolz darauf sein, unsern nächtlichen Er-! lundigungsritt mit so gutem Erfolg zu Ende geführt zu haben. Golf-de auf hoher Zer. —--- — ( Etizze von L. Ot. Schirmen Ein eintöniger Sang liegt mir iml Ohr —- langgezogene, weiche Kodeni sen, die einander rhythmisch abliist Und im Halbfchlas ist mirs, als treuze ich wieder in tleinasiatischenj Wassernz einer von der braunen Schiffsbedienung, ein beturbasiterj Jndier und Jünger Mohammeds kommt wieder wie einst an meine! Lule, des Morgens friih, den WITH-i tappen in der Hand und reibt dass Metall und reibt wieder, und singt’ dazu, leise und weich, einige Stro phen aus dem Koran und sie tommenj zu mir herein most snnnicnl, most nn- tanilmh Melodifcher fielen sie nuch nicht von den Lippen jenes sma ragdgriinen Abtömmlings des Pro pheten, den ich in der Hagia Sophia hörte. Und im Halbfchlaf noch fegne ich den Morgensänger, weil er mir deu vollkommensten litnstlerischen Genuß bereitet hat. Und bitte den Prophe ten, seinen Schatten zu dergriißern in alle Ewigkeit Denn mit einem Male bin ich ganz toach und weiß, es ift der Seewind, der zur Lule hereintveht nnd über die runde Oeff nung hinbläft wie ein Bübchen iiber die Löcher seiner MnndorgeL Jch stehe auf und hate den roten Vor bang wieder ein« den der Wind log geldst hat. Wie ich so hinausschaue, ist es ein grauweifzer, früher Mor gen, wohl zwischen vier und fünf. Jch schätze, wir sind noch mitten in der Bah von Bistaha, ein gut Stück von Finisterre entfernt. Jch wiirde fast sagen, es wäre neblig draußen, so unbestimmt ist die Ferne, doch das Wasser ntn uns her und die Einzel heiten des Schiffes sind llar genug. Jch lege mich wieder. Es ist ein atrobatisches Kunststück, in das Schiffsbett zu kommen, ohne zu den alten blauen Flecken neue hiuznzn fügen, aber tan toin man nia enI Dafür besitzt man auch einen ilemen Bettisch, der am Gestell angefchraubt tft und Uhr, Obst und ein Rotizbuch :rägt. letzteres für den Fall, dasz sich mal ein unsterblieher Gedanke un verfehens einstellt. Es ist noch ganz leer. Ich lege mich zurecht. Der Wind fängt sogleich nn, mit dem Vorhang zu spielen. Er flattert, er ist schon vom baten los. Jch seufze halb ärgerlich, halb luxuriös. Da brüllt es plötzlich los, neben mir, über, unter mir, ein langgezw genes Geheul, das mich einzuhiillen scheint. Wie aus dem Bauch eines Riefentieres röhrt es durch die Weite mit jenem vibrierenden Unterton der Orgelbässe, der ein fo unerträgliches Gefühl in der Magengegend hervor ruft »Das Nebelhorn!" sage ich zu mir selbst, »wir sind in eine Nebetbant geraten." Da, aus dem llnbestimmten, schwächer, dlasser, antwortet ein zwei tes Riefentier, ebenso unarttiuliert, ebenso heiser, anderthalb Töne hö her als unserer-. Ein Gesiihl der- kllkiskveraniiaensl ergreift mich. Nichts ist mißlicher als Nebel aus See. Nach kurzer Stille heult unser Leviathan wieder los. Und im Bruchteil einer Setnnde nntwortet der andere. Ein wenig nach Steuer bord hin, aber zum Greifen nahe! Jch llettere aus dem Bett und tasle nach meinem Schlafrock Noch ehe ich eins den Füßen stehe, briillt unser Tier wieder los: dr« kurze heiser Bellaute -- und dreimal bellt das andere ebenso kurz nnd heiser zurück. Während ich mich mit den Aet meln des Schlasrocks herumschlage, bricht eine elettrische Klingel los. Das ist nun eine sonderbare Klingei. Sie hiipst hin und her, als wenn sie an lauter silberne Tasten anschliige nnd dabei schlägt sie auch einen New im Gehirn, der alle übrigen Nerven in Bewegung setzt· Und während die Klingel ihr nerviises Getön hören läßt, erzittert das ganze Schiss plögs lich und stoppt, wie ein wildes Pser ,«« das man mit brutalet Faust zum Stehen gebracht hat. Jch taumele mit meinem Schlus rock auf den Bettrand und begreife, M wir Gegendamps gegeben ha Rasch lause ich zu meiner Buglute.« Um mich her ist ein Geräusch wie; von tausend nackten Füßen aus den Blanken. Ah! Die LastarsS Alle Mann an Deckt Jch glaube, ich werde nie das seltsame Gefühl ver gessen, das mich ergriff, als ich uun aus der Lute hinnuisah. Da, wo eben nach die ungeheure Weite des uebelumflorien Raumes sich ausgedehnt hatte, da lag es nun tie senhast quer vor unserem Bug, ein lsochragender Rumpf, stumm, starr sinnig und geheimnisvoll An dem Riesending leuchtete der abgeschabte, rostige Mennig, mit dem esJ gestrichen war, darüber schlvärzliches Eil-ali gelb bis in die Schlafe, alles wuch tig, greifbar, tatsächlich, und doch so rätselhaft aus dem Nebel geboren, der es vor einer Minute noch ver borgen hatte. Das Wasser um uns her ist ruhig, fast wie mit Oel gegliittet. Die bei den Niesenleiber liegen so unbeweg lich still. Fast ist es, als ob sie sich schweigend gegen einander mäßein Und sonderbarer Weise steigt in mir plötzlich etwas aus wie Zorn aus die andere Bestie, die uns da so quer iiber dein Weg liegt. . .. Die Weisung: »Alle Mann an Deck« hat das Eingeborenenbott in bunten Scharen herbeigerufem Wie die Affen plappern sie, während sie mit nackten, braunen Fiißen einander umrennen und die Glieder schlen tern, um in ihre indigoblauen Baum wolljoppen zu fahren. lind aus der Lule an der Steuerbdrdseite sehe ich Passagiere in höchst einfachen Mor genlostiimen, die sieh die Episode be schauen. Ein baumlange-r Geistlscher steht ganz nahe, er trägt lallweiszes Pajcinier-Nachtzeug, das- genau zu sei nem lallweißen Gesicht abgestimmt ist. Sein haar trägt er augenblick lich gesträubt; merlwiirdiaerweise lonnte ich aber in jenem Augenblick mich nur auf das französische Wort atmnrittts besinnen, um seine Frisur auszudrücken. Neben· ihm steht ein dicker Herr mit drolligen Glotzaugem wie eine holländische Holzpuppe, feine Pajamas sind himmelblau, dagegen der Schlafrock seiner Gattin aus gel ber, wattierter Seide. Plötzlich fängt die Maschine ganz gelinde wieder zu arbeiten an. So sachte ist ihr Rhythmus, tote der Pulsschlag eines schlafenden Kindes. Die Wasser sangen an, langsam den Kiel entlang zugleiten in das weite, unbegrenzte Nichts hinein, das hinter ihm liegt. Dann sehe ich, auch wir bewegen uns, schneaenlangsam — und in regelrechten Abständen brüll! unser Nebelhorn. Aber aus der Tiefe tommt teine Antwort mehr.... Jch krieche wieder in mein Bett zurück. Ein englischer Freund fällt mir ein, der lonsequent von der «Etvisch!eii« spricht. Er kann? eben nicht besser Ja, ja, die .,Ewiichleit«! So also hätte ihr Antlitz ausgeschnitt, wenn wir — 20 Meter weiter rechts gewe sen wären in einem gegebenen Au-« kienblick —- so still und steinern, mit einer versteckten Drohung. ’ Jch legte mich auf die Seite. Zwei gute Stunden konnte man noch schla ien. Eine Stro he von einem alten Seesang lam mir in den Sinn, dieJ ich zu wiederholen versuchte, etwas vom ,,Negervoll, das in den Tauen hing«· Merlwiirdia araphisch! Wer hatte das doch gleich? Ach so, der alte Geibel. Halb ichläfrig suchte ich nach dem übrigen. Da war doch etwas von Oel, das sie geladen hat ten,- und Korintheu und von einem täuschen Kapitäm und einem Strauß mit tunestschen Piraten, die besagter tiapitän mit Schieszrulder in die Lust sprengte —- oder war es Rüb samen? Und ich wunderte mich, tvie er das machte und fand teine Antwort. Nur dasz der Steuermann siielebusch hieß, das wußte ich noch ganz positiv. Hans Kielebusch . . . Dann fielen mir die Augen zu und ich schlief, big der Deckstetoard in iie Frühstückstrompete blies. —— Erziehung. Mutter: »Du ungezogener Schiingel hast schon wie-s der eine Tasse zerbrochen. Dafür betommii Du jetzt eine gute Tracht Gleich kommst Du her!« Irihchem ,,Fällt mir gar nicht eini« Mutter: ,,.Komm·, mein liebes Fritzchem und laß Dich hauen; Du kriegst nachher mich ein schönes gro ßes Stück Lachen« i »- Befcheiden Professor ian feiner Frau): »Meine, ich bin sehrl hungrig, kannst Du mir nicht für ebinezi Augenblick ein Brötchen ge en « —- Das sagt genug. WOJ du darfst mirs glauben, lieber Freund, in meiner liingjiihrigen Ehe( habe ich nur ein einziges Mal ein unsanftes Wort zu meiner Frau ges MU« -»-So. wie ist das mir Inögiich?«« «,Na, ich hatte aleich am erstens Mal gerade genug!« j .- - ——-——: »f» Insel-. · Von Hans Bethge. « « t . — ;..I Her-essen · Der alte Londmt hatte sein Weib verloren. Es war der grausamste Schlag, den ihm das Leben versetzt hatte. Seine Helene fehlte ihm über all) Seit sie unter den alten, ewig raunenden Linvemvipseln ans dein Magdalenentikchhos eingegraben lag, der nun das Ziel von des Greises täglichen Spaziergängen wurde, war es unsagbnk öde und leer in seinem Hause. Der Sonnenschein der glück lichen Tage war fort und konnte nie mals wiederkehren. Wenn die Sonne auch wie sonst durch die blnnten Fen ster aus die Dielen und Unschuld-tel ten Möbel fiel, » es wollte in den alten Zimmetn nicht mehr hell wer den. Es war ein paar Wochen nach dem Begräbnis. Ein Herbstnachtnittag, lalt nnd stürmisch, lag iiber der Welt, und es ging schon starl dem Zwielicht entgegen. Am Himmel, der- den gan zen Tag die Sonne nicht hatte sehen lassen, stoben schwarze Wollenballen. und die Lust war voll irrender Blät ter. Die Aepfelbäume im Garten raufchten und schlugen mit den Win seln aneinander-, und von dem Dach der Laube gingen die gewaltsamen Töne einer Aeolsharse ans, die man her-abzunehmen vergessen hatte. Der Rat saß in der Stube vor dem Schreibtisch und las in Theo dor Stornis Novelle »Pole Poppens späler«. Das war das Buch. das er vor allen anderen des teuren Hol sten liebte. Er las sich so hinein in diese her zige Kindergzschichtg daß er seinen Schmerz daruber vergaß. Storm war allezeit sein Tröster gewesen, » jetzt in seinem größten Weh loar er ihm doppelt ein Freund. Er las und las-, nnd sein Gesicht heilte sich aus. Es loar, als- ob all die iliunzeln nnd Falten daraus ver schwänden· Und nun tam er an die Szene, wo sich die beiden Kinder, aneinandergeschsniegt, zu niiehtlictsem Schilf in die alte Kiste betten, — das loar die schönste Stelle in dem Buch, — er tannte sie wohl, er hatte sle ja oft mit Helene gelesen, —- ja, die mußte sie nochmal mit anhören, -- sie hatte sie auch so gern. »Du, Helene,'« sagte er nnd rückte die Vrtlle zurecht, denn die Dämme rung war stärker geworden· Es lam teine Antwort. Auch llang seine Stimme so seltsam in dem Zimmer».. Und als er nun ausblictte und den leeren Lehnstuhl sah, ans den dje Getanien, die sie so sehr liebte, von dem Fensterbrett herunternieltem da wurden seine alten Augen größer nnd größer«.. Das Butten-rot Eine ältere, allein loohnende Da me rüstete sich eines Morgens-» ntn auszugehen und Einläufe zu machen. Da tlingelte es, und sie öffnete. Es tvar ein junger Bettler, der ntn ein Almosen bat. Die Dante nahm eine Brotsrhnille, bestrich sie reichlich mit Butter und gal- sie dem Manne hinan-J. Der tantte llnd ging. - Daraus vervollständigte sie ihren Anzug und stieg, nachdem sie die Korridortiire hinter sich geschlossen hatte, gleichfalls die Treppen hinab. Unten in d:m Hausslnr kam sic. plötzlich ins Rutschen. Sie streckte die Arme aug, um eilten Halt zu gewin nen, griff jedoch ins Leere nnd fiel zu Baden. Sie vermochte sieh nicht wieder zu erheben. Sobald sie sich rührte, fühlte sie einen zwiefachen stechenden Schmerz: dicht über dem Spann des einen Fußes und loeitscr oben in der Nähe des tttiieo. Sie rief um Hilfe. Man kam ans den eins-l nen Wohnungen herbei und trag die Unglückliche, die bei jeder Bewegung Zeichen des heftigsten Schmerzes galt, mit Mühe zu ihrer Wohnung empor. Ein Arzt, der itn Nebenhang wohnte nnd herbeigernsen wurde, stellte fest, dafz sie eitlen in diesem Alter bedenk lichen doppelten Fluochenbruch davon getragen habe. Man sah nach der Ursache ihres Stllrzes: ihr Ins-, tvar aus einem reichlich bestrichenen Butterdrot ans-i geglitten . .. Tilde Hain-. Anut Hausen. Tilde Haiengs Brau tigam, wollte zu Ostern von feiner Fahrt nach Oftindien zurückgekehrt sein« um Hochzeit zu machen. Ostern war gekommen — Knut Hausen nicht. Nun war es Mitte Juli, und er war noch nicht da. Auch keine Nachricht von ihm oder dem Schiff, auf dem er fuhr. Tilde wurde täglich lwffi nunggloser. Der zwölfte Juli war Stuuts Na menstag. Tilde hatte an diesem Ta ge geweint, daß ihre Augen Ringe trugen. All das schwere Glück, das sie sich fiir diese Zeit erträumt hatte, es lag nun fern, fern. Der Abend war tiihl und schöni Es war Vollmonds-leih und derl Strand von dem weißen Licht end-( los iiberfchienen. Das Meer ebbtr.j Die kleinen Schaumlronen in der Ferne glänzten wie flüssiges Silber. Tilde Haken war im Laufe des Ta ges mehrmals am Strande gewesen. fEs war ihr, alt ob Kauf heute plsji slich erschean mü , oder doch Pech Hricht von ihm. iiher stellt-h war ihre Oeffnung-umsonst gewesen. . Run, spät abends, zog es te noch einmal ans Meer. Sie stahl ch vom Hause fort. Daj Stückchen ide land, das das Dorf vom asser trennte, hatte sie bald durchmesseir. Dann ging es über die Dünm Und nun wandelte sie langsam, vom Mond umjlutet, an deren usze hin. Leise, lnum hörbar. plöt chnle die See, und von dem Dorfe klang ju Pausen der Schlag der Wird-tum uhr· Sonst war es still. Kein Luft zug ging. Die Schwille des Tages schien auch in der Nacht nicht wel chen zu wollen. Tilde ging langsam. Zuwcilen blieb sic stehen und atmen tief. Jhre Au gen Waren nuf die Flut gewandt Als sie sie einmal vor sich aus den Strand richtete, bemerlle sie eine Strnudaster, die am Saum der Dü ue ihr kümmerliche-S Dasein skisletr. SI! trug eine duulclblaue, volleuts saltete Blüte· Tilde bückte sich und brach die Blume« Und im Weilerschreiten zupste sie eing- der dusllosen Blütenblätter nach dem anderen nb und sprach dazu in Gednnleu: »Ur lcol — sk lsl loc — ck icUl —- er ist tot ——« und so fort, bis die Bliite nur noch aus wenigen Blät tern bestand. Da ließ sie ihre Hände plötzlich sinke i. Es bangte ihr vor der Ent scheidung des letzten Blattes. Ein Vogel schreckte neben ihr aus. Das Mädchen fuhr zusammen und unter driielte einen Schrei. Dann sah sie deni Vogel nach und lauschte dein entschwindenden Fliigelrauschem Als er iveit sort war, erhob sie die schmalen Hände wieder und zählte weiter. Jhre Finger zitterten. Ihre Lippen sprachen die Worte, die sie dachte, leise mit: »Er lebt —— er ist tot — er lebt —- er ist tot —- er lebt« — nun tain das allerletzte Blatt ——: ,,er ist toi.« Tilde blieb stehen. Die entbliitterte Bliite fiel aus ihren Händen. Mit großen erstaunten Augen sah sie aus-: Meer. Es war, als sähe sie in eine andere Welt Endlich löste sich die Starrheit ih ier Mienen. Sie ließ sich zu Füßen der Düne nieder und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Er ist tot.... Hilde Haien «oeinte. Sie hatte teine lHossxiung mehr. Der frohe Ted. tis ivar eine raunende Mondnacht, nnd der Flieder dustete. Aber auch ein Blutgeruch stieg zum Himmel aus, iind aiii Horizont ivar der Feu erschcin eines brennenden Dorfes. Aus weitester Ferne tani irgend ein Geräusch schlecht uiiterscheidbar, ein Rollen, Stinnpfen, Dröhnen oder Geliiatter. Der Tod saß aus einein Falben, seinem Liedlinggpserde nnd ritt iiber das Schlachtfeld Iiiit Genuß und Be dacht· ,,Jiichhe!« jauchzte er. »D, du ar beiiedeite, gesegnete Ernte! juchhe!« Dabei tlatschte er dem Fall-en den Hals nnd lachte. Jn der Rechten hielt er eine Sense. Miiunier neigte er sich und gab damit einein Verwundeien den Rest Miit-lich scheute das Pferd und stiesz ein Wielierii ein-J Vor seinem Maul bildete sich ein iiniiucl Gischt, der in Striihnen zur Erde trosi »D[iei« Der Tod zoa nie Ziiael strass nnd sah, was es and Vor den Vorderfü fzen der- Tieres war es. Etwas Ent festliches Dec Tod sprang ab, hielt dar Psrrd lniz am tsirdisz und sah zu. Er sah zwei junge, verwundetc Zirieaer in der gleichen Unisorni, Lande« leiite, Freunde siwei Leichen aesichtcr in denen die Anaen das ein ziae Leben waren Der Mond brach sich darin iiiit fahlein Silberlicht. Ein wilder, verzioeiselter Glanz sprang daraus hervor, der nach deui Leben verlanaie. Die beiden ranaen miteinander-, lautlos ineinander actrallt« snit schweren Bewegungen Sie tangen n:n eine aefiillte Flasche, die der eint von einer naheliegenden Leiche losgehalt hatte. Dass hatte der andere geseken Nach langem Ringen wandte der-· welcher die Flasche in der Hand hats jseine allerlei-Je Kraft an nnd Eies-. jenen derart vor die Brust, dass er loglies1,.Darnnf setzte er den Trank an die Lippen. Jn dein qleioiete Lin genblzck licsz der Tod Oändemd die Sense durch seine Gurgel fahren. Er siel nm nnd die Flasche entgliit s i ’ner Hand. Der andere warf Dem To -de einen dankbaren Blick zu, tun-« lrallte die Flasche nnd siihrte sie zuin Munde. Der Tod hob die Sense zun zweiten Male. Ein leichter Schnitt. Aus-! Seine Majestät biielte sich. nahm die Flasche und zertriiininerte s» «.-i einein Feldstein Dann schnana ee sich ans seinen Hengst schlrig oen Hernielin mn seine Lenden, riit weiter und teilte oon neue-n hin und wieder Erlösungen ans. Unter Köchinnen Wat inn nennst Du nur dritten Land-J munn immer Kusin und nicht Vet ter?« . »Dri» ist ck mir zu magct.«