M MUMGW Mel-lit. « Ein Lustigk· aus des Litmtnervoli. Von Karl Zernlmtln Das Lieben ist keine so einsnche Sache, als es sich mancher ausmalt, Dem der Himmel die Liebe gleichsam zum Doch hineinträuseln läßt. Es gibt Leute, vie just zum Lieben seine lsignung haben und es erst unter der Wucht bedeutsamer Ereignisse, sozu sagen im Schweiße des Angesichts er lernen miissem Zu dieser Sorte von Menschen gehörte der Feiedel, des-· Hiaselbauers einziger Sohn — im allgemeinen und im besonderen ein ganz braver und verständiger Bursch. der nur den Duet ntn Buckel trug, schrecklich schüchtern zu tun und die Frauenzimmer, die Gttschen, nicht ausstehen zu können. Sah er von weitem einen Kittel. so machte er lie ber Umwege weitum, um ihm nicht begegnen zu müssen, und tonnte er nicht mehr ausweichen, sah et zu Boden wie ein Hühneescheltm Selbst redend slößte ihm solche Beklemmung nur ein Kittel ein. in dem ein sau beres und dadurch gesahespulendes Dirnlein stol. Alttoeiberröcken aller-« JTFZI bezeigte er derartige Achtung O s Voltrniunb lebt ein saftiger Aus ruck. der da lautet: Was ver steht ei. Ochs von einer Muslatnusz! Diese ein wenig anziigliche Redensart tvendete man gerne nn, loenn man: vorn Iriedel und von seiner Weiter « scheu sprach. Belagt sollte sein, er sei überhaupt noch nicht auf den Ge schmack einer Liebschaft getonnnen, loeil er ansonst sicher sich nicht so ssrn pel benommen hätte. Zu dumm das, mit dem FriedelS W Jiilfrlein und noch teine Liebschaft geführt, das wiire ja schließlich eine Dorssünde, aber eine liileiche Man hörte ibn einfach fiir einen besonders eingesogenen, nötigenfalls sogar fiir einen noch nicht ganz aus-gebackenen Burschen gehalten. Dafz er aber den Fehdehandschttd, der nie seine ar beitsame hand zierte, so unverbliimt, so riicksichtslos den Dorsschönen nnd Minderschönen vor die Füße fchleu derte, beschwor einen Sturm der Entriistung herauf, wenigstens in die-— sen Kreisen. Was nähere Betannte zu seinen Gunsten vorbrachte-n er sei zaghaft wie ein Schaf. ver-füge über ein bermindertee Schönheit-gefühl; er schöne der Weibsperson Macht gar zu sede, weil die nun selig im Deren schlummert-we Hiaselbiiuerim seine Mutter, dem hinselbauer stets mit großer Schlags und Zungenseetigteit die Oberhand fühlen ließ —- all das wurde unzureichend befunden, solch ungeziunliches Benehmen zu entschul -digen. Gegenteilig stachelte solche Verteidigung erst recht die in holdes Busen schlummernden Rachegeister aus zu furchtbarem Tun. Daß ein Mann zum Verderben der niederen so ossentundig das gegenteitige Ge schlecht als entbehrlich, ja als neben siichlich und verächtlich hinstellte, durfte nicht ungerochen bleiben. Abnte nicht, der arglose Feier-eh roie regel recht die holden des Ortes Kriegs rat abbietten. Auf ieine Zitchtigung, vielleicht sogar auf seine Eroberung was- abgesehen So riiette der Derbst heran« die Brechelzeit. Da sind den Dirnlein, den Leuchtern-um« große Rechte ern geröutnt. Nicht mit Unrecht heißt es im Voll: Kommt Brechelzeih geht der herrgott in’- Welschland-l Wird gar viel Tolles getrieben. das der Herrgott nicht rnitansehen tvilL Des halb überläßt er den Brechlerinnen lieber Freifetd So bleiben die Jung ferchen naturwaun unter sich und es geht vor allem über die bösen Schlan teobuben lo-, die zu viel fonven und zu wenig heiraten. Dafür allerdings rächen sich diese, indem sie den nach nicht. l hause gehenden Brechlerinnen mit höllenliirm nnchtollen und bierbei fo gar mit wachseirgeschmierten Peit schen knallen Aus den Hi.aselbnuerischen wan diesmal besonders-J abgesehen Er soll te die Bosheit der Brechlerdirnen all: zudnld nm eigenen Pelz verspüren An welchem Haus er immer vorüber ging, tvo immer er sich zeigte: Gteich fuhren Brechlerinnen mit allem Lieb reiz der Erinnyen nuf ihn Log, um nach uraltem, von ihnen gut ausge-l niißtem Recht seinen Hals oder seines Arme mit Werg zu umwickelt Sie ichniirten ihre zarten Fesseln nicht we nig zu. Kaum Lust zu schnappen gönnten sie ihm und et johlte vor Schmerz laut ans. Das setzte als dann freilich ein Deidengelächter ab. Obendrein wurde der Arme noch mii .»Oagen« lBrechelstnuly überschüttet von oben bis unter. Blieb ihm nichts übrig, als mit versweiselter Gebärde Fersengeld zu nehmen. Jeder solche Vorfall versammelte sicher das halbe Dorf als Zeugen seiner Leiden und es sehlte nicht em gutmütigen, nicht nn beißenden Brondtvorten Allen Breehlerinnen voran an grau samen Worten in noch grause-means handeln tout die dumm« Das war die Großwuertochtey die mit den sinn ielnden Schwarjaugen und den ot ternden sen n chiinstee Ebenholz sarbe, d ihm we zwei regelrechte Tensellschtviinzchen verlorner-. Gerade die bannt konnte er deshalb von all den deriein om wenigsten ver iieseln, und doch —- sernde ihr guckte er deiin .sinden« ein tiefsten in die Angen. Vielleicht nur nsshallx weil ite die Wer biifchel so fest anzog, als wolle sie se ne liehseindliche Seele in unanflöslkche Bande schlagen. Um all den Nachstellnngen der er bosien Dotftäschen zu entrinnen, tat Feiebel schließlich, was jeder a.:dere an leiner Stelle auch get-n .)Ljite: Ging einfach während der Breatelzeit nicht-mehr aus. Nicht unt in die Kirche, geschweige denn anders wohin. Allein zu Hause-war er sehr nieder geschlagen. Giftete sich über fiel selbft, weil er immerdar an das Paar tohlschwarzee, boshafter Augen denken mußte —- wollte er oder wol-te er nicht. Schließlich redete er sich ein« er sei verhext. Etleichtert atmete der Trauminit erst auf, als die gefahr volle Brechrlzeit endlich ihrem Ab schian zueilte, der Tag heranrückte, an dein er sich wieder ohne Lebensge fährdnng auf der Gasse zeigen konnte. Das Hoden hinter dem IHerd fand et ja nachträglich s on äde einig. Vor allem aber: der anna hö te er gern — seine Verachtung gezeigt. Ihr beim Begegnen justament nicht in die teuxltchen Gucker geschaut, die ilzan Rast und Rud« geraubt hatten. Der Mensch denli und — da der Oetrgoit in’s Welschland gesliichtet ist — die Brechlerinnen lenken. Diese aber hatten ihm noch eine Ueberra Ehung eine nette, zubedacht, dem - riedel vom Hiaselbauer. Des Brechelns Abschluß bildet das Brechlerma l, ein kleines Gelage in Fried und reuden, gedenl der fertig gebraehten Arbeit. Da schickt des Hauses bevorrechteie Teich er einem Burschen, meist jenem, aus den sie ein wenig spiyt, ein Baumstämmchen zu, nach Art der Christbäume geschenllies hangen. Dem also Ausgezeichnelen obliegt hieraus die Verpflichtung mit anderen Burschen und mit Musilansi ten sich in dem Hause einzusindem das ihm die Einladung zukommen ließ. Meist macht der Bevorzugte, der widersahrenen Ehre wohlbeivußt, ein treuzlustig Gesicht und streckt sich so gewaltig, wie nur je ein Gliiltspil.i. Jst er nun doch vielen einen guten Hahnensprung in der Gunst der Schö nen voran. Einer aber tat dies nicht« würdigte ganz und gar nicht Iden Vorzug und schnitt Gesichter, die knach Fasselbeer - Essig rochen. Die ser eine war der Feiede.l, des Casel bauerit Sohn. Denn er mass — toelch ein Hohn! — dem diesmal der Fichtenstamm zugeschieti worden more Eine Tschedra (Pseischen) und ein Tschintel (Toschenmessee-) von ge wöhnlichster Sorte hatten an demsel ben als Angebinde gebaumelt. llnd die ihm die Einladung zugeschickt, das niae niemand anderer als die schwarz äugige Hat-am das Hex-lein. Wenn· nur anginge. aus der Haut ivar’ er gesprungen vor Zorn« Scham, Verlegenheit. Er witete und wet .terte; er rannte im Haus umher-, machte seltsame Gebärden; er grübelte und zermatteete sieh das Gehirn. Wie sich aus der Schlinge ziehen? Leisteie et der Aufforderung leine Folge, is wurde-n ihm sicher die Burschen, de nen m immer um ein tolle-z Treiben zu tun ist, aus des Hals gehetzt, und sie hatten ihn mit Schand und Spott zur Austraggederiu, zur Hasena. hin geschleppt. Flieh-us Das Haus wur de umwacht, weil man oon gegneri scher Seite alles ungesehn-. alle-i nor bedacht hatte. Das wußte er genau. O, »diese Hannal Er bedauerte dies mal lebhatt, teik«reißendes Tier. lei ne Hyiine oder sonst etwas dergleichen zu sein. Würde sie zersleischeep ja wahrhaftig, zerfleischen toiirde er sie in diesem Falle, ungeachtet ihrer schwarzen, bosbasien Augen« welche — ,uss. selbst jetzt mußte er sichs einge istehen — doch so blihsternschöu wa lten. So blinlteruschön und so bog Ihanx Was nich ihm iihkig, den« »gute Miene zum bösen Spiel auszu « stecken! Sann und lann wieder. Und es kam ihm ein Einfall, spät. aber noch rechtzeitig. Ein guter, ein toller Einfall. Tolle Einfälle sind meist gut, nicht im Ursprung und den Mit tel-, sondern im Erfolg. l Zog er dann seine graue, mit grusgriinen Betaszschniiren heim-Ege putzte Lodenjopne, tehlederne Anteno fen, grüne Zipfelstrümpse und die Bundscttuhe nn. spannte die seinetw itickten Hosentröger über die Brust und setzte quer übens linte Ohr den Filz mit seiner forschen Schildhahns feder. Vergan selbst das Sehn-urk värtchen nicht zu htäuseln, und unch her beschaute er sich nicht wenig wohl gefällig, geborgen im Schng einer Scheuer, in einen- runden Handspies gelein. O, et fühlte die Tebel-verach tung eines Glodiatoten in sich. Moch te kommen was da wolle, das Schick fnl fand ihn nun gewappnet. Wollte tapfer sein! Als ex fertig inne, be stellte er flugs zwei harmonit.1spie lee —- mon beachte: gar zwei, too ei ner hinlänglich gesiigt hätte! — und den Mesner, der Geige tragen konnte, lud feine nicht toenig er staunten Knmetaden eis und abends fette sich der Zug unter Klang und cFang in Bewegung, zu Damms Haus n Dort war bereits die ganze große Wohnstube mit Jungfern und anderen Gefessme Gottes angefüllt, die sich den Spsß mit dein zeiedel mitonses lieu wollten. Wohin man schaute, knlks Miso lschelnbe, gab ei ver chmiste Oe chtet; sie alle, die da ver qnnnelt waren, erlebten aber iln W blaues wunder. Schon als der Dia selsauerische so herausgeputzt unter Musitschall und mit einem gar ver gnitglichen Gesicht ausmarschierte und als er gleich beim Eintreten tat, als gelte es nur ein Einlösen der ange nehmsten aller Pflichten« gaW große Augen; noch größere jedoch, als er gar so ungewöhnlich launig, tanzlusiig und gar so sangsröhlich«tvar, und noch mehr: so freundlich mit den Dirnlein. einer jeden etwas Schönes, etwas erlesen Schönes zu sagen wußte Das gab Kopsschiitieln, Zischeln. Staunen. Einige meinten, der Frie del sei entschieden mit einem anderen vertauscht worden. Andere hinwieber behaupteten. er müsse rein noch einmal in den Bactofen getrancht sein, weil er wie ausgewechselt sei auf einmal. Sogar die gupsete Schüssel voll Hir sebrei der eiteln, der ilsa nicht vol lends hina zuwiirgen verunrg, nach altem Brauch und natürlich zu allge meiner Belustigung in's Gesicht ge rieben wird, lösselte er rnannhast un ter einigen recht gut angebrachten Witzen aus Diese Eszlrastleistung uersöhnte auch die le ten, die nochJ was gegen ihn am erzen ikugenJ Kurz, aus dem Schlachtapser der tol len Sippe war ihr Leithammel ge-l worden; die Harmonitaspieler klap pertea rüstig mit den Fingern, weil die Freud’, aus einem Saulus ei nen Paulus gemodelt zu haben, start in die Beine subt. » s Das war abek noch nicht das GAUSL EMFIS ganz besonders Lu stiges gnlfs vbendtein und den Spott hänsen, den Schndenseohen gefiel es nicht wenig. Das war es: Mit allen Jungsekn schätekte und tanzte der Hiaselbnuerische. Eine aber schaute et gar nicht on. Und diese eine? Des Hauses Tochter-« die Umsatz«-iust ge Oannnl Aber nicht nue der Frie del tanzte nicht mit ihr, als wie ver schworen. auch keiner von den anderen Burschen. Nur ein alter Auhhikt nnd ein Bauen der selber schon erwachsene iTöchtet hatte. baten sie ans purem Mitleid mn einen »Drahet«. bekam ;nien aber site ihn inenschenstenndliches Mute-sangen einen regelrechten Korb, weil die getkönlte Schöne auf einmal ein Leiden bekommen hatte. Ein recht sonderbates, nämlich —- »sntkisch Haxenweh.« Und das Muß ihres Deiniiiigung voll zu machen, sung der Friedel beim Steitischen vor: Gelt, Du Schwarzangete, Gelt, siir Di taugat i, Gelt, site Di wae’ —i recht, — Wenn i Di möcht! Daraus tat et wiederum lustig."iviel viel-leicht nie noch in seinem ganzen Leben. ! Als dann bi Leute beitritt-achten, an ihrer Spihe der über-lustige Hinfä Merische vergrub hannerl tun Kopf tief im Beim-isten Den bog-haften Schwarzaugsn enttropste etwas, das sie nicht um Ophirz Schilde vor der· schadensreudigen Welt hätte blinkens lassen. —- Sie, die spöttitchc Henneb die noch nie geweint! Sie weinte noch öfters. als sie er fuhr: der Hiaselbauer - Friedel hat nun doch dns Liebes erlernt. Das ersah die staunende Mitwelt daraus-. dass er bnlb mit der einen, bald mit der anderen anbandelik Gar se gut hat er dies Lieben ers lernt, dqu er sogar sie alle wieder-I im Stich ließ. Alle! Und die. die sirh ein-it besonders Itmiiht hatt-e. ih- das Lieben beizubringen -— sie schaute c nicht mal ar. So wiss jut eisen- liebebediirstigen Seelchen web! Wie S aber so gebt aus der Welt: Die sich scheinbar nicht wollen, finden sich ost sdoch fiieJZ Leben. Eis wurden wieder seine Föbchen gesponiien zusi schen den beiden —— gar-J eigene Fiid » Her-, unsichtbar siir nlte Späher-Je gen. Und tmtin der Hinselbmiee seisj lnen Sohn weils der einzige W «rs lvoin Mititär losgebetxrr hatte und ihml hernach ba- Gut übergab, itolzierte »auch säon ein Hochzeit-Finder mit stattliche-n Blunienbusch nu- Der Brust und bev- mit roter Masche geziemen Spanische-Ihr in vers-band einher non Haus sit Hang-. «Sonniag fährt Der Brauttasvn und I Spinnmdl, Montag die Braut! -« Er sagte es alle-i. die H wissen wollten: ber Friebel nnd die Hast-n geben ei- Paar ab, wie nicht bald ein zweit-; Weil ber FriedeL der Hinw bauerbun, das Lieben gründlich ge lernt hatt — Zweii Fliegen mit ei ner Klappe. Jung-s Hausfrau. lzur Köching: »Ich werde während. der nächsten Woche selber lochen, Jet te-, v-— Recht fe, gnä’ Fern-, mein Bräutigam hat auch ichon längst einen gehörigen Denlzetlsl verdient!« —- ,·Friih sibl fich, wer..." Knisierer (feinev Neugebsrenen ei sem Freunde präsentieret-vix »Da-— wie das lleine Kerlchen mit den Beinen säume-ein« —- «Nossieretblui! Der desllheui scho- an das Dommeln-Ist —- Ein Zweifler. Fräulein Großmundt »Ich habe mir vorge nommen, nur einen reichen Mann zu heiraten, und bei diesem Vorsatz bleibe ich stehen!« Vetter- «Slel2en?« — ves- oak tm Zeitgemasze ErzäkJung von Gram Rundttp Alle ihre Bekannte hatten schon Fetdpostbriefe erhalten, nur sie nicht« sie, die Sprachlehrerin Seibert. Und wie schlug ihr das Herz um ihren geliebten Jungen, der so weit da draußen stand in Belgien, wo die Menschen so besonders böse gewiitet hatten gegen deutsches Gut und Blut und tvo das abscheuliche Intuiti »reurwesen so viele Wunden schlug. JJhr Kurt war ja ihr Ein und Al lles. Sonst hatte sie nichts vorn Neben und wollte auch nichts von ihm· Freilich einst, vor Jahren, hatte sie auf ein dauerndes Glück ge hosst an der Seite des angebeteten Mannes. Doch schon nach sit-einw natlicher Ehe verließ er sie böswillig. Damals war sie dem Wahnsinn na he! Was sollte sie tun? Jng Was ser springen, wie ihre arme Freun din Elise, als sie ihren Bräutigam verloren hatte? Nein, nein, nur das nicht! Es war nicht die Furcht vor dem Tode, es war die Scheu vor; der Sünde des Selbstmorde5. lind dann —- hatte sie denn ein Recht, auch jenes Leben zu verlöschen, dem sie mit Zittern und Zagen, aber auch mit seligem Ermatten entgegen sah? Nein, dazu hatte sie tein ttteehtt Jrn Gegenteil, sie mußte est erhalten, sich ihm erhalten! Aber wie? —- Da sagte sie denn nicht mehr nein, als ihr der Sprachlehrer Sei bert, trotzdem sie ihm früher einen Korb zugunsten des unwiirdigen anderen gegeben hatte, zum zweiten Male feine Hand anbot. Die erste Ehe wurde geschieden und die zweite gestaltete sich äußerst gliicilich Helene war ja so dankbar siir die nene Wendnng ihres Lebens-, daß sie ihren Mann ans Händen trug. Und wie liebte er sie nnd ihn· den kleinen süßen Jungen, der nun auch seinen Namen trug. Da eines Tages erlag Seibert einem Herzschlag! Jetzt erst vernahm Heime des Schicksals eher ne Stimme, die ihr in Herz und Ohr schrie: »Du sollst nicht gläcklich sein!« Sie aber biß die Zähne zu-; samtnen und trotzte dem Schicksal.j Da auch sie persett englisch, franzö stsch und holländisch sprach nnd ihren Mann hin und wieder im Unterrichten in diesen Sprachen er solgreich unterstützt hat«-. übernahm sie seinen Beruf nun ganz. Der Lohn blickt nicht aus. Auch in da neuen Stadt nicht, within sie verzo gen wol-ern Sie hatte viel und gut bezahlte Stunden, so daß sie und ihr Ksrt keinen Mangel zu Leiden brauchten. Er genoß die sorgfältig ste Erziehung, und .heicte, init seinen vierundzwanzig Jahrm, hatte er als Elektrotechniter bereits eine eint-täg tsape Stellung mac. Da kam der Träg. Jhk Kaki mußte mit. Sie winte, et aber lachte. We so fröhlich wie sein Boten dessen Fröh llchieii einst M junge Mädchen ge wann und es glauben ließ, so viel gesunde Fröhbichkeit könne nur aus änem gutes Herzen komm-u ,,Mutti.« eiies Fritz, »du laß aber das Rechneu sein« sonst zilhe ich on deke Seiten -auf! Sei froh und stolz, das du einen Jungen hosi, den du mit hinaus schicken darfst, um vie Feinde sc drehte-schone wie unser Kaiser sagte« »Ich bin in mich senk- und stolz, nbee -« »Ach sey-»du denkst weis-L ich koni: me ais-i wieder! Na, Mutter, da bist du schief gewictelt! Nek, ich bin an Brot gewöhni, und Unkraut ver dirbt sicht"’ Also nus Mich Frank reich!« Und so hell Etlang von seines Lippen due smnzösische Chan son: »Au- ·l.«ur is- la inne-, mon »Hm-U rief Frau Eeibert, Jus das —- icki bitte Dich —-« »Mit NisuttU - »Bitte« singe nichk ——·«!1Echt jetzt — verspxich mir jetzt nm eins, void, techi solt-»Hu schreibe-if« »Mit Wert und .Ou.n-dschlng,Muis iet!« I Neue war et schon ifii Wochen «fott, sub noch immer keine Nach richt. heut-. er Die Mutter ver-" gessen? — Nicht doch, er dachte .ost, seht oft sogar as fie, auch in diesem Augen blick im Quartier des MlgietT der einen se siusieken Eiudmck machte. »No, M ist mir gleich,« sagte sich Kutt, und öffnete 1211F·,Fenster,4 um noey nimm-, eoc er Ica- zukomme, den nächtlichen Himmel zu betrach ten. Den belkssichm himmel! Du lieber Gott, et limr wie de- in der heimat, so ruhka so friedlich und doch —- ganz an der Ferne schien et getötet —— hier«- nber leuchtete der Mond voll und gron hekuxtec — ous all den Tat-finden von Sternen» heraus —- als wollte er fragen: »Ihr Menschen, wag ist denn In euch ge fahren-« — und Da er von Kurt keine Antwort erhielt, strahlte et ruhig wettet —- Tie Sterne stim metten, und Kutt fing nn, halblaut zu singen: »An chit- de la laue — mon ami l"’ici«rs)t« —, da klopf te es an der Tür —- und ehe Kurt ,,Herein« sagen konnte, stand sein Wirt vor thin. Große dunkle Augen bohrten sich in die seinen, die genau so dunlel waren, — merkwürdig, auch auf der Stirn des Mannes rin W gelte sich eine Locke wie bei ihm. »Sie sangen soeben — —" »Qui, monsieur. frei —-—« »Oh, bitte, reden Sie deutsch, ich spreche Jhre Muttersprache auch und ganz gut sogar — ich wnr —- ich bin — upropos, wollen Sie noch eins Glas Wein mit mir trinken? Ah. ich errate, Sie vermuten, der Wein sei vergiftei —- unbesorgtl Mit sol-l chen Mitteln arbeite ich nicht« Und! ehe Kurt noch Antwort gebenlonn te, hatte der Belgier eine Flasche Wein herbeigeholt und die mitge brachten Gläser gefüllt. »Trinten Sie —- — Sie zögern noch? Dann trinle ich zuerst —« und er leerte sein Glas bis aus der Rogelprobe. Nun trank auch Kurt das seine leer nuf seines Wirtes Ge snndheit. «Dnnle!« sagte dieser und setzte sich. Auss- neue bolthen sich seine dunklen Augen in die seines Gustes —- dnnn fuhr er sich mit der Hunds über die Stirn, als- wolle er irgend-! welche Erinnerungen sortwischen oder’ festhalten, und sprisch: »Sie haben eine angenehme Stimme. —- Können Sie noch mehrere solche smnzösiseye Lieder?« « »Gewiß,« entgegnete Kuri, ,,doch« das, was ich vorhin sang, ist mir nm geläufigsten von Hause her.« »So, so — Jhx Vater sang es wohl?« »Nein —- meinen Vater habe ich nicht gekannt.'« Schinerzlich bewegt snh Kurt zu Boden. »Da« —- nnskchet knm es heraus —- ,«fnng es Jhre Mutter?« »Ja, monsicnr, sie sang es —- — mein Vater starb, als ich kaum lal len konnte. Jch kann eg Ihnen nicht sagen, wie tief und oft ich das-schon beklagt hobe. Meine Mutter ist jn so. herzensgut und hat nichts nn meiner Erziehung versäumt Ihr danke ich alles, was ich bin, und dennoch pnst mich innnchnml eine brennende Sehnsucht nnch einein Va ter, meinem Vater! Wie wäre ich jetzt doppelt glücklich, wenn er noch lebte! Und — —- ei, warum soll ich mich nicht einmal selber loben, Mutter hört es ja nicht, s-— — — anch mein Vater müßte glücklichsein ini Besitz eines solchen Prachtlerls, wie ich einer bin.« «,«Prachtlerl.« —- fast freudig stieß es der Belaier hervor, —- ja, ein Prachtlerl scheinen Sie zu sein".« — Und plötzlich iwieder ernst werdend. fuhr cer mit der Hand über die Stirn. Nach einem tiefen Atemzuge, der wie Lein Seufzer klang, fragte er leise und zaghaft: »Woher sind — Sie — gebürtig?« »Aus Heidelberg.« Wie von unsichtbarer Macht ern-« vorgeschnellt, sprang der seltsame Mann von seinem Stuhl. Heftig arbeitete die Brust —- ein tiefer in nerer Kampf schien sie zu erschüt tern. »Was ist Jhiien?« fragte Knrt teilnahmsvolh «quält Sie ein Schmerz?« »Ja. ja, ein Schmerz! Aber lan körperlicher-, nein, ein seelischer Schmerz! Und das ist viel schlim mer! —- Koinmen Sie, ich will Ih nen etwas erzählen aus meinem Leben; —- anch ich war einmal in Heidelberg. —- Jch war damals so alt, wie Sie eH heute zu sein schei nen —— ich studierte dort, nnd ich war einer der Fröhlichstea aber auch der LeichtsinniasteM Bei mei ner Logigniirtin verkehrte deren Nich te, ein Bild von einein Mädchen, ich hätte nicht der sein müssen, der ich war, wenn ich hier lalt geblieben wäre. Jni Gegenteil, ich verliebte nach iiber Hals nnd Kopf in das süße Geschöpf Die Tante sah ci -ungern, aber auch sie wußte ich zu gewinnen, so daß sie es link- endlich erlaubte, zusammen einen Spazier gang zu machen — in heller Mund nacht —· am silbernen Neckar ent lang. Wenn ich zu dichten ver stiinde, wiirde ichs Ihnen beschrei ben, wie glücklich wir waren! Je nein Spaziergang salaten andere,wir machten Pläne fiir nie Zukunft, wie alle törichten Menschenkinder, und nach wenigen Wochen heirateten wir. — Doch lanni war sich gesetzlich an das Mädchen meiner Wahl gefesselt, als mein Herz erlaltetr. EH war wie das jähe Erwachen nach einem tollen Rausch! Anfangs wehrte ich mich dagegen mit allen Kräften des Her zens nnd des Verstande-, bald aber hatte ich nur noch den brennenden Wunsch, wieder srei zu iscin. Ich wurde worttnrg, abstoßend, binn inelte ouss neue die Nächte hindurch mit den alten Kumpnnen, die mich bei ihren Gelugen nls renigen Siins der feierten! Meine junge Frau ertrug alles mit Geduld und ohne» Vorwurf. O, hätte sie doch getobt, ihrem Untvillen Lust gemacht; diese engelhaste Duldung machte mich ru send! Um dn —- sehen Sie mich nicht an —- eines Abends ·—— verließ ich sie nnd —- lehrte in mein Vater land zurück. Von da aus schrieb ich ihr, unsere Ehe wurde geschieden — ich war der Schuldige —- ich sandte ihr Geld —- sie wies es zu rück, sie würde selbst siir sich sorgen und —- den Knaben — ich sei dessen nicht tvertl Da faßte mich der dumme Trotz, ich liimmcrte mich um beide nicht mehr. Jch ging eine andere Ehe ein und — doch mer da von-nichts. Seit Jahren bin ich Witwer und — einsam! Ob meine erste Frau noch lebt? Jch weiß es nicht. Aber ihr Bild, ihr süßebBitik trage ich noch hente bei mit — du i- sts-Un Sie —«' und er entnahm seiner B:ieftasche eine vergifbte Pho tographiid .Meine Mutterl« schrie Lun»,ge nari dasselbe Bild von ihr stecttnoch in unserem Albuni, auf der Rück seile steht in kleinen zierlichen Buch staben »aii clair iic la tut-Gi« — ,,Das schrieb ich selbst, als ich ihr dieses Liedchen vorgesungen hatte, so ost, bis sie es mir nachsang mit ihrer lieben Stimme, die so zart mai-, wie sie selbst.« ,,Dvch —- wie ist mir denn,« Kurt griff sich bei diesen Worten wie ratlos an die Stirn, »wenn meine Mutter Jhre Frau war, dann —" »Bin ich dein -—", ties der Bel gier schnell, und wollte seinen wie »dergesundenen Sohn nmartnen. Die ser jedoch stieß ihn plötzlich von fich i »Nein, nein! Sie sind nicht rnein »Vater! Sie können, Sie dürfen nicht ijener Mann sein, nach dem ich mich iheimlich so lange-Jahre sehnte. Sie Idiirfen es nicht sein! Jch könnte iden Gedanken-nicht ertragen, indem Manne meinen Vater zu sehen, der meine arme Mutter einst verliess iheimlich verließ! Der alle ihre Gli te nnd Liebe von sich wars ivie der Wanderer eine ihm lästige Bürde Der jener Stunde nicht mit Frei-s den entgegen sah, da ihm des Na mens Erbe geboren wurde O, wie bin ich stob, daß ich diesen, Ihren Namen, nicht trage, dasz meine Mut ter einen miirdigeren Gatten sand den ich leider aber anch gar nicht kennen lernte. Nur ganz dunkel kann ich mich daran erinnern, daß er mich tturt nannte. Daß meine Mutter einst Ihnen glanvte unt Jhren Schmeicheleien unterlag, will ich ihr verzeihen Sie war damals ein schwiiches, unersahrenes Mäd chen, wahrscheinlich verblendet wie oft manche ihres Geschlechts vorn Reiz des jungen Ansliindevs, vdee das Deutsche so entzückend spricht, aber nie versteht und nie degreistz was deutsch handeln heißt- Woher Jhr auch immer kommt in unser ges liebtes Vaterland, uin Euch unser Bestes anzneignen aus« allen ·Gebie ten, um es dann in Eurer Heimat gegen uns zu verwerten, eins nehmt Jhr doch nicht mit, das gute, dunk me, deutsche Herz! Verlassen See mich jetzt, ich will schlafen-« «Schlasen! Du willst, Du kannst seht schlafen?« »Ja, denn mein Gewissen ist rein. Meiner Mutter nichts von dieser Be gegnnng zu verraten, das ist alle-» was ich für Sie tun tvill«. »Hutt« —- fnst flehend kam es heraus, »ich habe bereut, gebüskt durch eine unglückliche zweite Ehe, sei nicht so hatt, wenn auch nicht alles, so ist doch vieles noch gut zu machen —- ich bin ein reicher Mann, ich tann Euch goldene Tage schaf sen — Jhe tommt beide mit mir nach Frankreich —« · »Nach Frankreich, ich? Ja, Maan hast Du denn vergessen, daß. ich anf deutschem Grund nnd Boden ge boren wurde? Siehst Du denn nicht, daß ich ein deutscher Soldat bin!?" ,,Soldat, ja, gemisz, Soldat — Dn bist ja hier als mein Freund!« »Soll. tann ich vielleicht Jhr Freund sein?« »Du lannst e-:«, ja, denn Du bist meines Blutes-, ja, du trägst auch meine ZiigeS Mit meinen schwar zen Augen siebst Du mich an! Auf Deiner Stirne ringclt sich das Haar wie einst auf der mein-n ———« »Und wenn auch! In meinem Herzen regt sich nichts von Ihnen. nichts für Sie! Gute Nacht, zum letzten Mal!« Da tönten Seixiisfe durch die Nachr Kommandoruse —- Stinnnen — ein Signal erklang — »Kurt«, schrie der Belgier,,,bleib hier, um Gottes-willen miite nicht gegen mein Land. Du darfst nicht! Du bist tein Deutscher, da es Dein Vater nicht war. Jch tann den Gedanken nicht ertragen, daß Dir die Waffe gegen uns crhebsL Komm an unsere, an meine Seite —« Kurt aber hörte nicht. Er schnall te seinen Siibel inn nnd griff nachs seinem Revoleer. Den aber hatte-« der Belaier schon in der bunt-. «Treund oder Feind Z« »Feind, Feind fijr ewigl« Da knallte ein Schuß, und Kurt Hanf lautlos zu Boden. Noch ehe ver Mörder die Waise gegen sich selbst-s "tichtcn konnte, ftijrmtcn Kameraden Kuttg ins Zimmer und eniwnssne ten ihn. »Sieh du, ein Frmtltireu2!« schwirrte es durcheinander-, und nis solcher wurde der Verbrecher in Gewnhtfmn gebracht Schon um an deren Morgen, nachdem wieder Ruhe herrschte und der feindliche Ueber fall glücklich abgeschlagen wur, wur l »Zum letzten TUcnie,«,"1icfz er. de der Franitireur mit anderen sei-L nes traurigen Gelichterå zum Tode geführt Als er fiel, tief et laut und schmerzlich: . »Jetzt —- Freund — Freund — füt ewig!" « Eps