Ist sit TM TM n-- « — « «««-x Von Miit Diese-schelmi DU MIN- sietlte die umsangreis Ils- IMML mtl dem einen Fkiihsnnt k IN Gast von Nummer 45 nieder. IV soeben inr Frühstück-return erschie nen war. Es war U Uhr vormit tags. Der Hotelrourn war um diese Stunde schon ziemlich leer. Nachdem der Gast mit sichtlichern Appetit sein Frühstück verzehrt hatte, nahm er eine Zeitung zur Hand. Da tauchte der Hoteldireltne aus seinem Jnspets tionsgnnp auf. Er erblickte den le senden Gast. ging mit disireten Schritten ous ihn zu nnd begrüßte ihn mit einer Verbeugung. »Guten Tag. Mk. Jenlins«. sagte er in höf lichen- Tone. »Es sreut mich, daß es Ihnen bei uns in Berlin so gut gesätti. Jch habe eigentlich schon von Tag zu Tag gefürchtet, Sie ioiirdens nbeeiserr. Nachdem Sie Ihre diplo-«( matische Mission —- ich habe darüveei gelesen —- in einer Weise erledigt has; ben, wie sie in der ganzen Welt even nur Mr Joe Jenlino erledigen tonnte." Der amerilanische Detettiv Michel-» te. »Ich will Ihnen gestehen, Direk tor, ich bin nicht ganz seeiwillig hier« Vorgestern wollte ich abreisen. Da be tarn ich mittngs ein Telegrannn von meinem Schisssngenten in Gothem barg, worin et rnir anzeigte, irn Stagerrat sei ein schwedisches Schiff aus eine treibende Mine ausgelausen und in die Lust geslogen· Nun —- ich habe wirklich nicht viel Lust.-ein der artiges Risiko zu laufen. Jch glaube, es wiire ein bißchen schade... Die Herren Verdrecher brauchen mich viel zu nötig."... Mr. Jenkins griff, nachdem sich der Direttvr entfernt hatte. wieder nach seinen Zeitungen und war dald in die neuesten Kriegstelegratnme ver tieft. Nachdem er die eine gewissen .l-ait zu Ende gelesen hatte. faltete er sie sorgfältig zusammen und grsss nach der zweite-kutschen wollte er auch diese fortlegen, sie ihm nichts Nen -es zu entfalten schien, als sein Bltrt auf eine Notiz im lvkalen Seil fiel, die seine Aufmerksamkeit fesselte. Die Notiz lautete: »Ein seltsamer Vorfall. Jn einer hiesigen angesehenen Familie hat sich gestern ein masteriöseo Ereignis zuge tragen. Bei der Frau Regierungsrat » F. am...platz, deren Gatte seit Be ginn des Feldzuges als Hauptmann im Felde steht, erschien gestern nach mittag etwa um fünf tldr ein hiesi ger Arzt. Er erklärte der erstaunten Dame, dar einem Viertelstunde sei bei ihm ein Ofsizier erschienen und habe ihn aufgefordert, zu Frau Re gierungsrat F. zu fahren, denn diese Deme, var einer Viertelstunde sei Uhr an starken Asthma-Anfiillen. Der Offizier habe ihn weiter gebeten, möglichst ein geeignetes Mittel gleich mitzubringen, ein Ansuchen, dem er entsprachen hatte. Die Dame war im höchsten Grade verwundert; lannte sie doch weder diesen Arzt noch den Os fizier. Das Seltsarne aber war, daß die Angaben des fremden Dfsizieri hinsichtlich ihrer asthrnatischen ieinfiille richtig waren. Von einer unertlarii chen Furcht ergriffen, forschte die Da nte, wie denn der Ofsizier ausgefe hen habe? Der Arzt gab nunmehr eine Beschreibung des rätseltzaften Besuchers: Er habe einen dunklen Schnurrbart und leicht ergrautes Haar gehabt, sei von großer Ge stalt gewesen und habe ein kleines Muttermal unter dem rechten Auge gehabt. An der linten Schlafe· sei ein lreisrunder roter Fleck zu sehen gewesen der fast wie von einer Schußwunde herrührend ausgesehen l)nte. Frau Regierungsrat sk. er tannte ans dieser Beschreibung zii ihrer krrenzenloseii Besturzziiia ihren Mann, der im Felde stand, nnd von nein sie erst gestern sriih einen Brief cui-z . .. erhalten habe. Bis aus die tote Stelle in der linten Schlafe paßten die Angaben genau« Der Arzt händigte iser Dame sein Mittel aus und empfahl sich .. lind niin lomcnt das ilnbegreisliche: Gestern abend iini 9 llhr lies bei der Ta nie ein Telegrainin ein, ihr Gntte sei gestern sriih zehn Uhr durch einen Schus; in die linle Schläfe getötet ivorden.... Die Dame ist dnrch den rätselnas ten Vorfall derart erschüttert worden, daß sie sich in ein Saiiatoriuni lie geden mußte·« Joe Jentine las diesen Artilei zweimal ausmertsani durch, schüttelte während des Leseni mehrere Male den Kopf und versank in längeres Nachdenken. Dann liess er sich hier nnd Uebrrzieher bringen, verließ das Hotet, ries ein Auto an und nannte dein Chausseur die Adresse der Re daltion des Platte-. Es mochte ungefähr 2 Uhr mit tage sein, als sich ein Mr. James Machnald beim Thesarzt des Na eotschen Sanatoriums melden ließ. Der Besuch tvnrde in ein ruhig nnd vornehm ausgestattetee Sprechzimnier gesiihrt, das aits einen alten, schönen Pakt hinauibliettr. Der Fremde sah sichf aufmerksam in dem itiainn Uni, de en einzelne Gegenstände ans-. nahm-los sntj von einem gedie genen und nltivierten Geschmack ab le ten. als sich die Tiir iissnete. Der E nteetende war ein untersester herr mit rascher-, energischen Bewegungen; durch die Brillengliisee diene · ein kurzer, prüfender Blick eins zwei tin gen Augen auf den besuchen eine kurze. einlnvende handbewegnng, die auf einen Sessel deutete, dann setzte sich der Professor nieder und sah dem onveren fragend ins Gesicht« »Den Professor.« begann dieser. »un: Jlfnen gleiq die Wahrheit zu sogen: Jch bin kein Patient, nnd ich wünsche Sie nicht zu konsultieren. Es ift iediglich die Bitte um eine Auskunft die mich zu hnen führt. Jch ein-Mitglied ein-s pikitisnscheu Vereins in Philadelpoio, und ich. komme, nkn mich über einen Fall nä her zu informieren, der mich außer-» ordentlich interessiert.« ! »Nam« unterbrach ihn der Chef ;arzt. »Sie lommen vermutlich in da Angelegenheit der Frau Regierungs-» tat Forsting.« T »Ganz richtig. Und. wie gesagt, ich wäre Ihnen zu Dank verpflichten wenn Sie mir einiges Nähere über diesen interessanten Full mitteilen würdest« «Ja,« begann Professor Racot. »die Geschichte ist in der v«t:at sele merk: würdig. Ich tviirde sie vielleicht ein such ins Reich der Lege-id: vektoeiien —- loenn nicht mein eigener Atti ftenjarzt sie miterlebt hätte. Sie lia ben wohl gelesen, daß Herr Dr. Lot) gestern abend den Besuch eines Offi ziete erhielt, der ihn ersuchte, Frau ,tiileegl:e«rungsrat Foriting zu Hilfe zu Iei . s »Ja der Tat. Ich habe es gelesen! ,Also, Herr Dr. Lots« » s »Ist mein Assistent. Er unterhält in feiner Privatwohnung eine kleine Praxis und ist tagsiiber in meinem Sanatoriurn beschäftigi.« »Und haben Sie, Herr Prosessor. sich irgendeine Erklärung siir das Vorkommnis gebildek?« Der Chesarzt sah den Fragenden mit einem prüfenden Blick an und sagte dann reserviert: »Nein. Jch be dauere; darüber nicht das geringste sagen zu können. Jedenfalls, das eine kann ich Ihnen mit Bestimmtheit iagen: Frau Forsting ist trank, ernst lich krank. Mr. MacDouald -- Sie werden begreifen — ich habe nicht die Ehre, Sie zu kennen —— es handelt sich um das arztliche Berussgeheimnis —- ich muß bedauern, keinen Anlaß zu ha ben, Jhnen gegenüber von meiner Schtveigepslicht abzusehen« Der Atneritaner stand aus· Er sah den Arzt mit einem ruhigen Blicke au, zwei Augenpaare schienen sich ei nen Augenblick zu messen; dann sagte des Amerikanee langsam: »Mein Na me ist Joe Jenkins.« Der Professor saßte sich an die Stirn. «Darum kamen Sie mir gleich so bekannt vor. Jch habe Jhr Bild vor einigen Tagen in einem illustrier ten Journal gesehen, Mr. Jenkins, kurz nach Ihrer Ausbreing des Do lumentendiebstahli. Ich sreue mich, den berühmten amerikanischen Deter tiv in meinem Hause zu sehen. Nun, da Sie ja gewissermaßen zur Polizei gehören. will ich Jhnen zur Verfü gung stehen· Also, was möchten Sie wissen?" »Jch würde,« antwortete Jenlins, »gern einmal mit Frau Geheimrat Forsting persönlich ein paar Worte sprechen. Natürlich in Jhrer Gegen wart, Herr Professor-« Der Chesarzt drückte aus den Knopf des HaujtelephonL Herr Dr. Lot) möge mit Frau Geheimrat For sting herübertcmmen.« »Es handelt sich,« wandte sich der Professor wieder an Jenting, »hier urspriinglich um einen Fall von Itrieggpfychofr. Allgemeine neroiise Uebetreiztheit, hervorgerufen durch den Ausbruch der- Krieges, in Ver bindung mit der Einberufung desc Gatten. verstärkt durch das Gefühl Lder Verlassenheit, vielleicht der per fiönlichen Gefahr. Durch ein astlinia stischeo Leiden haben sich diese Dinge lin den letzten Tagen noch iugespiszt. sDazu die niederschmetternbe Nachricht sootn Jode des Gatten nnd, toas al llem andern die Krone aufsetzte, dieser lgelieimniovolle Besuch des Gatten beim Arzt — — des Gatten der am Morgen ber- gleichen Tages-, m libr, Jason tot war. Dies alles hat die lDame in einen Zustand oerfetzt, der Mehr als bedenklich zu nennen ist. herr Tr. Loh, ein sehr tüchtigen ge .tvissenhaiter Arzt, hat mir ein bis ins lleinste detailliertes Krankheits bild in dieser seltsamen Sache zus» famtnengestellt. Danach ist über die» Gefährlichkeit des Zustandes ders Frau Regierungsrat Iorsting leider kein Zweifel möglich-" Jn diesem Augenblick klopfte es an die Tür. »Noch eins,« sagte Mr Jenlinb. »Ich bitte Sie, inich den Herrschaften als Mr. MacDonald vorzustellen. Es würde Frau Forsting unnötig erre gen, wenn sie meinen Namen hört, und mach errn Dr. Lov könnte es vielleicht be angen machen.« Aus das energische »herein!« del Chefarztes trat ein dunkelhaariger, jüngere- heer ein, gefolgt von einer Dame« die in der Mitte der Vierzig stehen in te. Die stattliche Gestalt war einfa , aber mit einer gewissen til-treten leganz gekleidet; das Ge sicht toor von Sorgen vurchsutcht nnd stach in seiner stiisse kaum von dem weign hast ad, das ei um ralnntez e Augen hatten einen flat ternden Stank » s Der Assistenzarzt war ein bitt-schee schlanker Mann rnit sansten, irr-gu nen Augen. Er wars einen has-n Blick arg Mr. Jenlins und T dann seinen hes sragend an. Di er stellte »denn MaeDonald ans While-del phia« der Frau Regierungsrat Far sting und Herrn Dr. Loy vor. «Mr. MaeDonald interessiert sich sehr siir Jhren Fall, gnädige Frau," sagte er. »Er toiirde gern einiges darüber hö ren; namentlich auch über den Vor fall von heute vormittag. Vielleicht erzählen Sie das Erleonis selbst, -gniidige Frau. Sie sind, urn es lurz zu resiiniieren. der Meinung, Jhren JGatten heute vormittag leibhaftig ge-» Hsehen zu haben?« Die Patientin fuhr sich mit der! Hand iiver die Schlafen, blickte einen« Augenblick traurig vor sich nieder und sagte dann mit leiser Stimme: »Ja, Herr Professor. Ich habe mich nicht getäuscht. Bestimmt nicht. Es war mein Mann. Nicht nur. daß ich natürlich die Gestalt und das Ge sicht erkannte-« der variiberschreitende Ossizier hatte auch einen charakteri stischen Ansatz der rechten Fußes, der meinem Manne eigen ist.« »Und wo haben Sie ilm erblickt?« Atlas meinem Spaziergang. Jch ging mit Herrn Dr. Loh heute vor mittag durch den Part. Wir kommen an eine Stelle. an der sich die Wege trenzen Plötzlich kommt, auf einen Stock gestützt von links ein Offizier langsam daher und treuzt meinen Weg. Jch verfolgte mit wachsendem Erstaunen die mir wohlbekannte Ge: ftalt. Auf einmal, eden als er an mir vorübergegangen ist« wendet der Lffizier den Kon und fchaut mich an; mit Augen, die glafig und über irdifch ans einem totenbleichen Gesicht leuchten. Der Schrei bleibt mit in der stehle stecken; der dort geht ift mein Mann! Während meine Augen auf feinem Gesicht umherirren, fallen sie auf einen feuerrotes Wundmal an feiner linten Schlafe. Jch will auf die Erscheinung losftiirzem da halt mich De. Loh am Arm feft. »Wohin wollen Sieg-« fragte er. »Wohin ich willi« frage ich erstaunt »Sehen Sie denn nicht den Offizier dort? Das ift mein Mann!« ,,Wo5« fragte er verwundert und sieht mit leeren Blicken in der Richtung, die ihm mein ausgestreckter Arm zeigt. ,,Sehen Sie denn nicht den Offizier dortt Der dort langsam hinaufsteigt in der rechten Hand einen braunen Krück floet?«« Da anttvortet mir Herr Dr. Lon mit einer Stimme, aus der ich tiefes Mitleid, tranerndes Mitleid höre: »Gniidige Fran, da geht tein Offizier. Weder ein Offizier noch fonft ein Mensch.'· Dr. Loh taufchte einen verständ nisinninen Blick mit feinem Chef und mnrnielte ein paar lateinifche Worte. »Ich dante Ihnen, gnädige Fean,« fagte Mr. Jentins und erhob sich. »Und nun dente ich: Wir haben Sie fchon ein wenig reichlich in Anspruch genommen. Sie werden recht erschöpft fein. Nochmalg herzliche-i Dant, Frau Iorfting.« Damit wandte sich Dr. Lon mit seiner Patientin zur Tür. »Sie lern men wohl noch einmal zurück, Herr Kollege!« bat der Professor seinen Assistenten. Dieser machte eine tlesne Verbeugung und war im nächsten Augenblick mit Frau Forstina ver schwanden. »Und Jlsre Meinung?« fragte Jentino den Professor, als die lsecden allein waren. »Sie halten die Ta men siie irrsinnig?" »Auf alle Fälle,« antwortete Pto sessor Racot, »mus; ich an einen be gin-senden Jrrsinn glauben Denn die Snniptonie sind unnachweiohar und uiioerlennbar.« ,,Gestatten Sie eine weitere Frage, Herr Professor. Hat die Dame Ver niögens« Der Arzt sit-Ute, sal) Jenling mit einem schnellen Blick an und sagte dann lächelnd: »Nein, Mr. Jeiitins. Jhre lriminellen Bedenken » falls Sie solche haben sollten —- sind hier unbegriindet. Die Dame hat nichts als Ehre bescheidene Pension, die na türlich mit ihrem Tode aufhört. Sie hat keinen Feind, sie ist im Gegenteil überall als eine harmlose und beschei dene Frau beliebt.« »Mit die Dame Verwandie?« »Sie hat einen Bruder, der vor vielen Jahren nach Siidanserika aus gewandext und dort verschollen ist Auszerdeni let-i hier in Berlin ein Bruder ihres Mannes als Reniier. Er ist mik Frau Forsiing besreundet nnd skand ihr in letzter Zeit, da sein Bruder —- ihr Mann —-- abwesend isi, sehr zur Seiie.« Ein Klopfen an der Tür, ein lan ieö «Herein!«, Dr. Lol) kam zurück. »Nun, Herr Kollege," tvandie sich Professor Raeoi decn Einitelenden entgegen, »wir denken Sie über Frau Fotsiings Zustand?« Der Arzt warf einen fragend-n Blick aus Jenkins und sah dann sei nen Chef an. Dieser neigte ermatt qend den Kopf. »Herr Professor,« sagte Dr. Loh leise, »ich muß Jhnen gestehen: ich süechie, eine Kaiasirophe kann jeden Augenblick eintreten. Die Nerven der Patieniin sind aufs äu ßersie gereizt. Noch eine solche Holla zinaiion —- und...ich fürchte, eine iledersiihtung ins Jrrenhaus«. . . In diesem Augenblick gellie ein fürchter licher Schrei durch das haus, ein Schrei der Angst, der die Lust siirmi TM Uch durchschnitt Das Rennen eine-l Menschen« der · in Todesangst seinI mußte, kam über den langen Rossi-« dot. Jm nächsten Augenblick tot-edel die Tür ausgerissen und bleich, mit verzerrten Zügen und weit geöff neten Augen, in denen eine namenlosJ Angst fiebeete, stürzte Frau Fokieingsi Krankenschwester ihrer Patienåin nachJ »Was gibt es, Schwester Motiacks Der Professor sah fragend die Schwe-l ster an, die totcnbleich und atemlos vor ihm stand· Die Schwester schöpfte ein paar-" inal keuchend Ateni nnd sagte dann bebend: »Frau Forfting hat eine neie Erscheinung gehabt. Jch liatte sie ei nen Augenblick verlassen. Da höre sch einen Schrei, eile zurück und treffe Frau Forsting schon auf dem sit-eri dvr, mit der zitternden Rechten zit riickdIiitenin »Mein Mann, mein Mann! Dort! Dort ist er eben er schienen!« Jetzt richteten sich alle Blicke auf Frau Forsting, die langsam die Au gen aufschlug und verwirrt uni sich blickte. »Ist das ivahri« fragte Der Chefarzt mit leiser Stimme, aus der "e5 fast wie ein leichter Vorwurf klang, »Sie haben eben wieder Ih lreii Gatten gesehen?« Die Gefragte sprang plötzlich anf, blictte die Bersaniinelten verwirrt an und schrie dann laut: »Er war est Jch habe ihn gesehen, Herr Professor. Jch habe ihn gesehen! Lln nieinem Fenster ist er eben erschienen! Mit einer blutigen Wunde in der linken Schläfe.« Die beiden Aerzte wechselten einen Blick nnd sahen dann nus Mr. Jen tins, der stumm vor fich niedersieh. »Schwesier Maria," sagte der Chef arzt nach einer Pause, »Sie haben Ihre Pflicht versäumt. Sie dürfen Jhre Pflegebefohlene nicht allein las sen.·. Beruhigen Sie sich, Frau Forsling Hier, nehmen Sie etwas Brom. Danach werden Sie gut schla fen. Und morgen früh werben wir weiter reden. Schwester Maria brin gen Sie Jhre Patieiilin wieder aiii ihr Ziminer.« Die beiden Frauen verliessen das Zimmer· Und plötzlich drang ein selt samer, «rührender Ton durch die Räume: die Aengste und Schmerzen der bedauernswerten Frau haiien sich in einem unaufhaltsanieii, hilfloscn, trostlosen Weinen ausgelöst. Mr. Jenlins erhob sich. »Ich teilt gehen, Herr Professor. Ich daiite Ili iien, meine Herren. Sie haben nieirien Erfahrungsschalz uni einen wertvoll-n Beitrag aus der Geschichte menschli cher Leiden und menschlicher Tragilj bereichert.« J Joe Jenlins ging nachdenklich den» las-gen Parlrveg hinunter, der zwi schen dunklen Tannen hindurch zum Tor des Saniloriumparks siihrte. Und je mehr et sich dem Ausgang näherte, desto mehr verfinsterte sich sein Gesicht. Plötzlich stutzte er. Jn? einem Seitengebüsch lnnate eg; im: nächsten Augenblick löste sich aus dem. Dickicht eine menschliche Gestalt, eines Hand faßte die seinige, und eine zit-’ ternde Stimme ries in beschwörrndemi Tone »Retten Sie Frau Forsting Mr. Jeniins!« Eben wollte er etwas erlniedeeml als die Hand ihn losließ; ebenso! schnell, wie sie gelominen warJ schliipste die Gestalt in die Büsclze zu-» rück, und nur im Vorbeihuschen wun-s te der Detettiv einen Blick aus dass Gesicht und das Alcid der Enteilews i den werfen. Es war Schwester Ma ria. --— — --- Drei Tage später lns man in den! Berliner Blättern folgende Notiz:i »Frau Regierungsrat Forsting von» deren aussehenerregenden Erleunissens hier wiederholt berichtet wurde, ists siir unheilbgr geisteglrant besundens worden. Die Bedauern-stockte ist da her gestern in eine hiesige Jrrenan stalt übergesiihrt worden. Der Fall ist um so trauriger, als soeben dies Nachricht eintrisst, daß die Daniel Erbin eines großen Vermögens ge worden ist, das ihr durch den Tod ihres einzigen Bruder-.- zugesallen ist, der in Siidarnerita ungeheure Wal dungen besaß. Zum Verwalter ihres Vermögens ist der Bruder ihres ver storbenen Gatten, der Rentier Amon dus Forsting, ernannt worden« Das Fionzil des «.’lerzie, das über das weitere Schicksal ber Frau For siing beraten sollte, tagte im Sit zungszimmer des Tr. Siellemanm schen Jtrenhailfes, Den Vorsitz führte Dr. Stellemann persönlich, ihm zur Seite saß sein Assifleni Dr. Holler, iein noch ziemlich junger, aber sehr bedeutender Spezialist fiir Nervenlei ben, ben Dr. Stellemann mit großer Auszeichnung behanbclir. An den bei »den Längfeiten des Tisches hatten zProfessor Racot und Dr. Loh Platz Jgenommen Nachdem die geheime Konserenz beendet war, hatte man Frau Forsting hereingerufen, die nun in einem bequemen Fauieuih vom Licht der Lampen voll bestrahlt, der Unierrebung beim-ahnte —- Dr. Loy hatt soeben feinen instruliiben Vor trag beendet. Sein Chef Dr. Racol hatte den Ausführungen mit sichtli chem Stolz sage-hört und mehrere Male anerkennenb genickt Auch ber Jerenhaucbireiior lächelte zustim mend und blickte seinen Assisienten Dr. Holler fragend an. Dieser erhob sich nach einer Weile unb begann: »Ich danke Ihnen, Heer Dr. Lon, für das ausführliche und snschauliche Referat, das Sie uns gegeben habens Mein Chef, Herr Direktor Dr. Stel lemann. hat diesen Fall in meine hände gelegt, und ich soll die Pati entin weiter obfetvieun und behan deln —- soweit sich hiervon ein Erfolg erwarten läßt« Profe ssor Racot warf einen bedenk lichen Blick auf Frau Foksting, die in ihrem Sessel lehnte und den Worten des Vortragenden mit Aufmerksam seit folgte. Dr. Holler fuhr fort: »Wenn ich J richtig verstanden habe, haben sich also die Erscheinungen vier-« oder stinsraal wiederholt, und zwar tsat die Dame ihren verstorbenen Gatten jedesmal init dem Wand-mal in der linten Schläfe erblickt, also in einem Zustande, in dem sie ihn selbst nie gesehen hat. Nicht wahr, Frau For sting, so war es dacht« Hier stand Professor Racot, nach dem er sich leise mit Dr. Loy unter halten hatte, aus nnd sagte mit einem Blick ans Frau Forsting in warnen detn Ten: »Ich weiß wirklich nicht recht, Herr Kollege, ob es ratsam ist . . in Gegenwart der Patientin. diese Dinge« .. Dr· Holler machte eine begnügen Handbewegnng nnd sagte dann: »Ich spreche in einer bestimmten Absicht — Sie werden gleich sehen, in welcher-. Lassen wir die Patientin hier. Ich bin gleich zu Ende. Also,« wandte er sich nunmehr an Dr. Lots, ,,es gibt zwei Möglichkeiten: Frau Forsting hat die von Jhnen anschaulich be schriebenen Haltnzinationen gehabt HDag steht außer Frage. Nach Jhrer Meinung folgt daraus-, daß sie wahn ssinnig itt Nicht tvalsr?' s l Der Assistenzarzt blickte ein wenig erstaunt aus ten Sprechenden nnd sagte trocken: »Selbstverst«andlich, Herr DottorA ,,Jiun. " fuhr Dr. Haller fort, »da ben Sie selbst aber die gleiche Er scheinuag gehabt wie Frau Forstingr Sie haben, nach Ihren Angaben, den Ossizier mit der ««-tisläsenn-nnde also die Erscheinung des Hauptmotian Forsting in Jltsrer Wohnung gese hen, und zwar nach seinem Tode. Der Ossizier tam zu Ihnen, um Sie aufzufordern, seiner Frau Hilse zu leisten. Wie erklären Sie sich dies, Herr Dr. Lots?« Der Gefragte zog die Brauen zu fammen, zuckte die Achseln und sagte: »Daer vermag ich natiirlich eine Er tlärung nicht zu geben. Zumal ich. troy dieses nnertlärlichen Vorfalls, an Spiritiomus nicht glaube.« »Sie werden das eine lzugeben: es ist unlogifch, daß Ioenn Sie und Jhre Patientin die gleiche Erschei nung gehabt haben -- daf; dann der eine normal und der andere man nig fein foll. Es gibt, loie ich schon bemerkte, nur zwei Möglichteiten: entweder die Erscheinung des toten Ofsiziers war in der Tat eine Hal luzination, dann sind Sie beide irr sinnig, Sie und Frau Forfting« Hier machte Dr. Haller eine Pause-, und alles blickte mit unverhohlenein Argwohn aus Tr. Loh, der bleich, mit halbzngetniffenen Lidern, dafasz und den Sprechenden anstierte. »Oder aber, die Erscheinung lonr eine reale —— dann, Herr Tr. Loy -- dann sind Sie —-- ein Schuft·« Die Wirkung dieser Worte Inar eine unbeschreibliche. Die drei Her ren waren aufgefprungen, Professor Raeot war mit zwei Schritten aus Dr. Floy zugegangen und stellte sich vor ihn hin, als ob er von ihm Re chenschaft fordert. ifden wollte Dr. Lon zu reden anfangen. Tiefe Stille trat ein; da geschah etwas Unentw tetes. Wie von unsichtbarer Hand ge trieben, öffnete sich die Tür, und in ihrem Rahmen stand die Gestalt ei nes Lffiiiers, bleich auf einen mildt stoct gestützt, mit einer blutigen Wunde in der linken Schläfe Mit einem Schrei suhr Frau For sting empor, deutete mit der zittern den Hand ans Die Erscheinung und schrie: »Da ist er! Da ist er!" Tr. Lor) stand in gebracht-net Haltung aus die Tischlante gestutzt nnd stierte auf den Ossizier im Tiirrahmen »Nun, Herr Doktors-« wandte sich Dr. Haller lächelnd an den Assisteiiz arzt, »sind wir nun alle wahnsinnig-? Denn ich glaube. meine Herren, Sie, Herr Professor Baron und Sie, Herr Direktor Stellemann sehen die Er scheinung ebenfalls ganz deutlich!« Profeser Racot aber wandte sich langsam zu seinem Assistenten herum mit einem Blick, in dem eine siirchtcr liche Drohung lag. Dr. Haltet ging langsam ans die Erscheinung zu und zog sie ins Zim mer. Erst jetzt wurden zwei Männers sichtbar-, die rechts und lintg der Tür? von aussen Posto gefaßt zu habeni schienen. Dr. Holler schloß die Tiir und sagte: »Sie gestatten wohl, Herr Geist, daß ich Sie ein wenig ver menschliche? Damit sieh diese Herr schasten nicht weiter vor Ihnen sijrch ten!... Gestatten Sie!«... Damit nahm et vom Schreibtisch einen feuchten Briefmartenschwamnn näher te sich dein Ossizier und fuhr ihm damit über das Wundnial an der Schlafe. Zum Erstaunen der Zu schauenden schwand die rote Farbe augenblicklich unter der Einwirkung des Schwammes, und ebenso waren die Furchen im Gesicht der Erschei nung im nächsten Augenblick sek fchtvunden. Darauf riß Dr. Hasses der Erscheinung die Miise herunter und gleichzeitig eine Art Periicte und fragte darauf Frau Forfting: »Kennen Sie diesen Mann?« Frau Forfting hatte mit weit auf gekiffenen Augen die Maniputation des Arztes verfolgt. Auf feine Auf forderung erhob fie fich, ging drei Schritte auf den Entlarvten zu und sagte mit zitternd-er Stimme: »Ja, ich kenne ihn. Es ift Amon dng Forfting mein Schivager, der Bruder meiueo Mannes.« »Es freut mich,«' antwortete Dr. Hallen »daß Sie so fcharf und iiitfl denlen und erkennen. Beweift es nur doch daß Sie normal und im Besitz Jifrer vollen Geistesträfie find. Leg-ja inuffen nämlich wissen, meine Her ren. Dieser wiirdiae Herr wußte schon siit Wochen von dem Tode des Bruders der Frau Forftiag und von dem ihr zugefallenen Vermögen Er lia. nun den Plan gefaßt, fich diefeS Vermögens zu bemächtigen, und rech nete darauf, mit einer fchwachen, tier vsisen Frau ein leichtes Spiel zu na tsen Ein Zufall lain ihm zu Hilfe; er erhielt die Nachricht vom Tode fei nks Bruders früher als dessen Ehe irau; die Abschrift des Telegrainnis, die Sie hier sehen, ift inir von der Post zur Verfügung gestellt worden. kfsun hat er sich an feinen ehrenwer ten Freund und Studiengenosfen Dr. Los; gewandt, einen vertrachten Stu denten, der im übrigen nichts weniger ;als.- ein Doktor ist —- ein Kapite» idac die Behörde noch gesondert be schäftigen wird. Die beiden haben nun zusammen einen menschenfreund lichen Plan ausgeheelt »Mord«, so taltulierten sie, ,,ist immerhin eine riElante Sache, denn sie tann den Zions kosten. Einen Menschen dagegen langsam, aber sicher in den Just-m treiben —- dag siihrt zu genau dem gleichen Ziel; nämlich zum bürgerli chen und rechtlichen Tod des Betref seitden, ist dabei absr ganz ungeseiht lich denn es tommt nicht herau5.« Mit tser Feststellung des Jersinue bei Frau Forsling lvar notwendig ihre ll .miindigteitgerttiirung verbunden. Verwalter ihres Veriiiögens, also der iln zugesallenen Erbschaft, wurde alsdann ihr Schwager, der würdige Herr Aniandus Forsting. Nach eini-. get weiteren Halluzinationen — die wirren sicher eingetreten ——- war rnit zieirlicher Sicherheit der Tod der be darxernslrerteu ,,Jrrsinnigen« zu er Iinnten — dasiir hätte ein so tüchti-v ch--- Arzt wie Herr Dr. Loh schon ge sorgt — nnd dann war Herr Amon iir:s- Forsting im Besitz des Vermö gens seiner tichioägerin denn weitere Verwandte hat die Dame nicht Itun Herr Forstiug hat seine Rolle als Geist sein-. g Bruders nicht schlecht gespielt; dies siel ihm aber um so leist«ter, als er seinem Bruder sehr hhnlich sieht. Herr Dr. Loh hat ihm .xe·ehielt assistiert. Er hat seine Blicke setecsmal verständnislos »in-s Leere« sanueisen lassen nnd mit der untchuli csi s«en lJlliene von der Welt ertlart, er sahe keinen Ossizier; in Wirllt ch teil hat er ihn natürlich genau so gut gesehen, wie wir alle ihn jetzt erbitt iesc. Der »Geist« ist dann jedesmal binter einein Gebüsch »Vetschrounden«. ti» ist Frau Forsting ansgesallen, dass sie die Erscheinung zwar sehen, aber nicht hören konnte; die-H erklärt sias dadurch, das-, die Erscheinung von de. praktischen Erfindung der Guin miiuhlen Gebrauch gemacht hat. Diese Otii.!riiiisohlen, deren gitterartiaen Vlidrnit ich im Sande des Pakt-H sand, hat-en mich überhaupt zuerst aus die richtige Fährte gebracht. Er bat nun seinen Chef, Herrn Profes sci Z!;’a-:ot, inslecnatisch iibcr den Uns-· nand der Frau Forsting ge: änscht, iizisem er ihm planmäng ein falsch eH strinthcitcslild entworsen hat.« Hier driieiie Tr. Holler ans einen Jili:euf, die beiden Männer erschienen, und Tr. Haller sagte, zu ihnen gr mindet:»c»1iermit iiiergebe ich Ihnen Herrn Dr. Loh und Herrn Amandnö fis-sinnig alci Vlrreitrniten.« Llum tslictte Tr. Hauer Frau For-« stiin an nnd inate in freundlichem Zwiz »Wie mir Herr Direktor Dr. Seite-nimm eröffnet sind Sie frei, gniidiqe Frau Mein Automobii steht vor dck Tiir; ich werde die Ehre i)»ten, Sie ielift in Ihre Wohin-gis zu geleiten« Teils bewundernd, teils voll Jn griinm schaute jetzt alles auf diesen jungen Arzt. Dr. Lot) mochte eine Liewegung auf ils-n zu, wurde aber im nächsten Augenblick zuriiägerissen »Wer...sind...Sie«-.J« sagte er hei ter, die Augen starr auf Dr. Hauer aeiichteL Dieser lächelte. ,,Jl)re Frage beweist mik, daß Sie in meine Per son einige Zweifel setzen. Nun. Sie haben nicht unrecht.« Hiermit riß er Bett und Brille herunter. »Mein Na me ist Joe JenlinsI« s. —- GegeiibeweiH. Tochter »Der Doktor meinte heute, ich folne Ldoch noch Gefnngstunden nehinen!« » Mutter: »Was-, nnd da glaubst Du noch immer, er hätte Absichten auf Dieb«-"' —- Ein Schwetenöter. »Sie werden doch die Partie mit tnnchen, Herr Leutnnnt es wird sehr schön werden« »Selbstveeftöndiich, Gnädigste. schä ne Partie zu machen, isi Leutmme nie abgeneigt. (