Nebraska f ScoatHTÄnzeiger und Il'cerold. . sz Ya- suna — -« ) Von Adolf Etat-L Als Gyninasiast verbrachte ich die Semmerserien alljährlich bei einein Oheim meines Vater-. Das Schloß, welches er bewphntr. in Wirklichkeit nur ein langgestreates, lasernenarti es Gebäude mit tleinen Schick-Juba fenstern und diistereu, geioölbten Gän gen und Zimmern lag in Nord-Un garn. Dunkel und dräuend blickten die Karpathen auf das Haus hernie der und wenn es lange geregnet hatte oder ein heftiges Gewitter niederge gangen war, dann spritzten die Wel len des Flusses bis hinauf zu den Fenstern des ersten und einzigen Stammes Onkel Juw, der in diesem alten Gemiiuer hauste, war alt, uralt. Kei ner wußte so recht, wie alt er eigent lich war. Aber daß er das achte Jahrzehnt schon überschritten hatte, das war gewiß. Dabei war er tör perlich überaus rüstig. ging gerade wie ein Stock und machte den Ein druck eines ungewöhnlich kräftigen Menschen« Mit feinen Verwandten stand er weder gut ncch schlecht. Er besuchte sie nie und verbot sich je , den Besuch, wenigstens von Erwach senen. Uns Jungen hatte er gerne um sich und wir waren auch stets gerne bei ihm, so düster auch der Ort so eigen auch der alte Mann sein niocdte. In meinem lei. zanke erzahue mir Ohm Julo die nachfolgende Geschich te. Sonderbar, sie machte damals nur wenig Eindruck aus mich. Heute erscheint sie mir wie ein zwar düste res, ader sitedenprächtiges Gemälde aus längst vergangener Zeit. Jch erinnere mich an jedes Wort, an jede Gebärde, an alle Begleitumstiinde,» weiß noch genau, wo«sder Erzählerj sasz —- in dem hachlkhnigen Alma-s terstuidl anr Fenster — und wo ichs hockte — aus dein Schemel zu seinenl Fiisjen —- weisz dies so genau, das-! ich die Szene mitten könnte, und höre; deutlich die laute, etwas hart tliugeni s de Simses s Ei ist etwas Ciaentlirnltchee ums die Entwiritung. Wie ost warst du eigentlich bei mir, Junget Fäus odee sechs-nah nicht«-i Nun, du bist jedes Jahr größer geworden und tliis ger, wie sich das gehört, aber schließ lich warst du immer ein Kind, im mer, bis heute. Heute bist du ein anderer. Vielleicht noch tein ganzer Mann, aber gewiß tein Kind mehr Tn selbst mertst dat- wcljt nicht so und deine Leute auch nicht, weil sie dich beständig unter den Augen haben Vltxer ich merte es wohl. ileoerall geht es so, bei dem ein seinen Menschen nnd dei der ganzen Menschheit. Wer mitten drinnen steckt itn Truhel, der übersieht qäusig den Moment in der Entwicklung wo eine Epoche in die andere übergeht und Versäumt es, die Entwicklung rnitjumachen,.lebt noch eine Zeit lang so ljin und meelt dann aus einmal, das-, er fremd geworden ist in der .Weti, daß er die Zeit und die Men schen nicht mehr versteht. Dann macht er es am besten so wie ich: er zieht sich wie die Schnecke ins Haue zurück und ledt sern vcn der Welt, wie ein letztes übrig gedliebenes Iabeltier, welches den Untergang seiner Rasse überlebt hat· » Es war eine andere Rasse zu mei ner Heils wilder, roher, wenn du willst, waren sie alle, ade —- doch nein, ich will nicht vergleichen, will nicht ein tindlicher Lodredner vergan genee Zeiten werden. Jch will dir lieberieine Geschichte erzählen, eine Geschichte, die die Antwort ist aus deine Frage von heute morgen, war um ich leine Hunde im hause dulde. hätte ich dir einsach gesagt: Jch tann keinen Hund heulen hören, er iiberläuft mich kalt, wenn die Jam« rnertöne des Tiere-:- die Nacht durch schneiden und Angstschweisz tritt rnir aus die Stirn, dann hättest du mich wohl ausgelacht Wenn ich dir meine Geschichte erzähle, wirst du mich besser verstehen. Jnt Tiesland unten, wo zwischen weiten fruchtbaren Ebenen unendlich große ungangbare Mcore sich dehnen, lebte die schöne Rosztkm Sie hieß nicht umsonst die Schöne. Mehr als ein halbes Jahrhundert ist verflossen seit damals, aber noch heute dente ich mit Entzücken an sie. Wie ein Bild rvert txt-r sie von eines göttlichen Meister hsnd geformt, ohne Tadel und Fehl. Und dabei war sie un glücklich. Alt-dar —- ich nenne nur die Vornarnen —- Aladar, den sie —- ein Mnd noch — geheiratet hatt-, nmr ein tückischer-, roher, herrischer Mensch, der den Edelstein nicht zu schiihen wußte, welchen da( Schicksal ihrn in · den Schoß geworfen hatte. Mehrere Jahre trug sie das Joch dieser Ehe, dann trennte sie sich von ihrem Mann. Sie lebte, wie in der Ver bannung, in einem kleinen Schloß hart am Rande des Mai-steh Der ein zige Weg. der hinführte, ging an Aladars Kastell vorüber. Man er zählte sich, dasz er Tag und Nacht die Straße bewachen lasse, um es zu erfahren, wenn etwa jemand Roszita besuchen sollte. Denn er liebte sie auf seine Art und war eifersiichtig bis zum Wahnsinn. Aber sie gab ihm keine-n Grund dazu. Nur wenn sie hie und da in der Nachbarschaft ein Fest besuchte, traf sie mit anderen Männern zusammen. Zu Hause in ihrem Schlößchen empfing sie leine Besuche. Schließlich aber schlug auch ihre Stunde. Ein Weib, jung und schön, begehrenstoert und, begehrt, tann schließlich aus die Dauer sich nicht al lem Liebeswerben entziehen. Weiß Gott, wie das Gerücht aufiam, aber eines Tages rannte man es sich in die Ohren und erzählte es auch wohl uuui uueat Huasprzgsaaunuzz ux inv nor Lauschern sicher war, daß die schöne Roszista einen Liebhaber be sitze. Wer es war, wußte niemand recht. Aber man erzählte sich, daß er bei Nacht zu ihr tomme und zwar nicht auf der Straße, sondern durch das Moor. Die meisten glaubten nicht d.1ran, denn das Moor galt als ungangbar. Wohl führte ein schma ier Weg durch dassetbe, aber nur we nige tannten den Pfad und auch von diesen hätte es niemand gewagt, in dunller Nacht den Versuch zu machen, einen Weg zu gehen, der selbst am hellen Tage gefährlich war, bei dem jedes- sußbreite Abweichen den sicheren Tod bedeutete. Aber trotzdem er hielt sich hartnäckig das Gerücht, ja es wurden Zeugen namhaft gemacht, welche den nächtlichen Liebhaber gese hen haben wollten, ie er, einen bund an der steine, im I ollmcnd oder im unsicher-en Sternenlicht über das Moor schritt. Es dauerte lange, ehe das Eeriicht Aladar u Ohren lam. Der Che mann ersährt derartige Dinge immer als der Le te· Als der lahrne Janto im ausche das Gerede er -"hite. todte Aladar toie ein Wahn inniger. Am nächsten Morgen aber schien er die Sache vergessen zu ha ben, worüber wir alle erleichtert auf atmeten. Etwa 14 Tage später lud er uns zu sich ein. Eine solche Einladung hatte nichts Auiälliges an sich; man war damals sehr gastfreundlich nnd gast froh in unserem Ungarn. Wir fa ßen beisammen, tranken, spielten, tauchten und ließen die Mitternacht heranlommen. Wir waren«alle rom goldgelben Tokayer schon ein wenig benebelt, sonst hätte doch wenigstens einer von uns-s protestieren miissen, als Aladar den Vorschlag machte, wir sollten-zum Schlößchen ziehen und der schönen Noszita ein Ständchen brin gen. Die Zigeuner im Dorfe wurden aus der Schenle geholt und bei dem Klange ihrer Fideln zogen wir vom Kastell »zum Schlößchen. Aladar befahl den Zigeunern, nn ter Roszilss Fenstern ihre schönsten Lieder zu spielen. Als im Hause alles dunlel blieb, nahm er eine der Zigeunergeigen, zapfte die Sai ten, wie bei einer Guitarre nnd sang daz u Da öffnete-sich oben das Fenster und Nosiila erschien Beim Scheine der Fackeln, die wir mitgebracht ha ben, sahen wir deutlich das verächt liche Lächeln ihres schönen Gesictites. «Geht heim und fchlast euren Rausch auö«, rief sie herab, »und schont eure Stimmen, sonst tönnte der Uhu und der Rade eisersiichtig werden auf den Konkurrenten-« Aladar stand da, den Kon im Nacken, den Blick auf die Gestalt im Nachtgewande gerichtet. Und plötzlich lachte er grell auf. »Gefallt dir mein Sang nicht, schöne Roszitat Watte ein tleines Weilchen und dn sollst eine Stim me hören, die dir lieblicher ins Ohr llingt." Noch hatte er nicht geendet, crls vom Moore her ein schnurrliches Heulen ertönte, das heulen eines ge ntarterten, verloundeten oder sonstwie verlesten Hundes-. Schrecklich und teängstigend klang es durch die Stil le. Alles stand da und lauschte. Und aus einmal mischte sich in das heu ten eine männliche Stimme. Deut lich vernahmen tvir das Nasen. « ilse, hilse«, llang ee über das oor. Roszila erdebte, die Hand, welche aus- der Fensterbriistung lag, schien sich einzustellen in das holz, eine Stüge suchend, damit die stolze Gestalt nicht in sich zusammenbrechr. Nie werde ich die grossen an stersiills ten Augen vergessen und de über menschliche Qual in den Zügen der Frau· Und vom Moor her klang maklerschütternd das heulen dez hun des und die hilseqlsr. I »Hörst du ihn?« Aladar lachte grell aus. »Hörst du deine Nachtigall, mein Täubcheni Die singt freilich schöner als so ein alter Uhu. Nur Ischade, daß sie bald ausgesungen ha iben wird. Das Moor ist tief und sperschluckt so ein Singoögelchen wie kder Wallsischiiiagen den seligen Jo-· Inas Nur dasz es die Beute nicht wieder herausgibt, niemals wieder. Niemals! Nun, was steht ihr denn da und gafft? Ja so, ihr tönnt euch die Ge schichte nicht zusammenreinien2 Und sie ist doch so einfach. Liebe ist er Lindcrisch So einfach ist der Ge anle, sich von einem guten Spiiri hund selbst bei Nacht sicher übers Moor führen zu lassen. -Ein bischen gefährlich zwar, aber als ob die Liebe einer Moszila nicht ein bischen Le bensgefahr wert wäret — —- Uebri gens, ein schlapper Bursche. Er weiß nicht einmal, mit Anstand zu sterben, schweigsam, ruhig, wie es einein Edel mann ziemt. Hört nur, toie er heult und uni Hilfe ruft. Was geschehen ist« wollt ihr wissen? Auch der Haß tanii schlau sein. Eine tüchtige Wolfssalle, an der schnialsten Stelle des Weges ausgestellt, schnapp, da fällt sie zu. Hört ihr sie heulen, die BestM Hört ihr ihn iviinniern, den Tron badur, der hilflos verlassen iin Moor schon die band des Todes im Nacken fühlt. , Warum lacht ihr nicht iiber den Spaß? he? Lustig, Briider, lustig! Spielt aus, Zigeuner, euer lu stigstes Stück.« Und die braunen Gesellen, welche wahrscheinlich leine Ahnung von den Dingen hatten, die sich hier abspiel teii, geigten drauf los; das Tönen der Fidel vermischte sich mit deni Heulen des Hundes und den Rasen des llngliicllichen zu einem schauer lichen Dreitlang Siehst du, seit fe neni Tage kann ich teiiien Hund heu leii hören. Wie die Sache ausging, ioillst du wissen, Junge? Glaubst wohl, Roszila wäre dran gestorben oder hätte sich ein Leids getan? Jch sagte dir schon, ioir Menschen von damals, auch die Weiber, waren von anderm hols. Glücklich ist sie geworden, recht glücklich niit ihrem Aladar. Du schauderst? Eine andere Welt, lieber Junge, eine Welt, in der die Frauen eine Liebe zu schätzen wußten, die so groß war, daß sie selbst vor Mord nicht zurückschrecktr. Das verstehst du ioieder nicht«-X Nun ja, ich sagte dir gleich: zwei Epochen, zwei Welten. Zwei Welten, deren die eiiie die aiide nicht versteht. « —W Yntrriffixier Yottebolirm Von Pisutin Prossianctz »Es ist prachtvoll, wie sich unsere Leute da draußen schlagen, die alten Landtvehrleute wie die Jungen. Kurz bevor ich das Pech mit dem Arm hak te, bekam ich noch eine Schwadron Frsiwilliger als Nachschieb, die waren noch größere Dransgänger.« Der Sprecher, ein großer Husarens major, riickte gen verwundeten Arm in der Binde zurecht. »Und was-site Kerle drunter sind," snhr er nachdenklich fort, »du sah ich einen Reiter —- ich denke, das Gesicht kenne ich doch —- srage ihn, da ist es Wengstein, der große Heldentenok mit der noch,größeren Gage! Läust hin und wird Freilvilliger Reiter. Außerdem waren noch zwei Privat dozenten und über 50 Studenten da —- alle s:eiwillig!« »Bei meiner Kompagnie ist ein ganz berühmter Schriftsteller als Sa nitäter,« bemerkte ein Hauptmann. Ein Oberlentnant mit dem Eifer nen Kreuz, der bisher schweigend in der Ecke gesessen hatte, lachte aus. zDen tomischsten Kerl. glaube ich, here Major, hatten mir doch in un serm Regiment. Bei uns dient näm lich der Unterossizier Willi Rotte bobm.« »Wer ist denn b05?« srngten die anderen Ossizietr. Der Oberlentnant lachte: »So heißt er nur in seinen Papieren, sonst nennt er sich der ,,ursidele Natte bahm'«!« -- « »Was? Der? Der bekannte Varie tstomiterf Der mit dem dicken Ge sicht?«... »Genau derselbe. Und ist Unter-is sizier der Reserve in der zweiten Kompagnie unseres Negimentö. E:st wußten wie —- das heißt die Osti ziere —- gae nichts von seiner An wesenheit. Aber eines Tages gehe icki durch das Quartier in einem belgii schen Dorfe, da sehe ich einen dicken Hausen Soldaten und höre brüllendeö Gelächter Jeh trete nahe-, man macht mip Plas, da sitt ein dicker Unter assiziee aus einer Tonne und singt ein blödsinniges Lied aus die En - Kinder-, aher komisch, mit einem so deolligen Gesicht, daß ich auch lachen muss. Das war meine erste persönli «che Bekanntschaft mit herrn Willi Nottebohm. Jetzt fiel er mir öfter anf, aber nicht immer angenehm. Zu erst ging es ja. Bei den Gewaltmärs schen, die wir machen mußten, war er immer vornan, immer fidel, wenn ihm auch der Schweiß über sein dil tes Gesicht lief —- und machte seine Manchem So heiterie er wenigstens die Leute aus. Besonders einen Sing sang hatte er, da bogen sich die Leute vor Lachen. Als Refrain ging es immer: »Kinder, kommt, die Reife hat . Uns ja nischt gekostet, Kinder, haut den Englischnsann, Bis sein Roftbeef rostet!« Sehr geistvoll war es nicht aber sein Gesicht glänzte wie lauter But tersuppez und die Kerle wollten sich totlachen. Allmählich wurde es aber zu viel. here Nottebohm schien die taisertich deutsche Armee fiir sein Publiium zu halten, und sein Mund werk stand nie still, auch bei Nacht miirscheu, wenn er besser das Maul halten sollte. ch habe ihn auch ge l,örig angepfis en, aber dann machte er ein so zerknitteetes Gesicht die blanken Aeuglein versanken in lauter iummervollen Specifalten, daß man sich umdrehen mußte. um nicht laut zu lachen. Jch machte den Feld-owe( auf den Unteroffizier Nottebohm aufmerksam, da sagte er: »Ja Befehl, .Herr Ober lentnant, ich weiß schon Aber wenn ich den Kon wegdrehe, dann macht er meine Stimme nach, daß ich den ken könnte, ich bin·5 selber!« Also der urfidele Nottebohm spiel idweiten Einmal kam ich von hinten an die Marschlolonne heran, da hörte ich das Lied: »... Kinder-, yaut oen irngnscymanm Bis sein Rostbees kostet!«." aber mit meiner eigenen Stimme, einfach täuschend nachgemacht. Von wem? Natürlich von Herrn Rotte bohm. Jch war wütend nnd lief gleich zum Musik-. Der sagte mir: »Sie sind nichternst genug!«, nnd ließ sich den sidelen Nottebohm kommen. Ein Jammerbündet erschien, den Speck in Trauersalten gelegt, das llnte Auge betrübt, das rechte ver gnügt. Er tnallte vor dem Major die Absätze zusammen, daß er schtvapptr. ,,Ob er den Unsinn nicht lassen könn te?« —- ,,Zu Beschl, Herr Major, es ist angeboren, ich tann nichts dasür,« sagte Nottebohm mit Jammerstimme, daß man vor Vergnügen hätte aus treischen tönnen, »ich sehe so ausl« »Aber Sie können sich doch zusam mennehmen, Unterosfizier!« mahnte der Major. »Zu Beseht, aber es geht nicht, Herr Major,« sagte Nottebohm treu herzig und sah ihn so recht mit der strahlenden Breitseite an. »Wie ich heiraten wollte und meiner Frau ei nen Antrag machte, sing sie an zu lachen and schrie, so ginge es nicht, es wäre zu komisch. Jch sollte es schriftlich machen!« Dabei brachte er die ganze Geschich te mit des Majorö eigener, heiserer Stimme, aber in so jämmerlichem Ton heraus, als og es ein Malheur gegeben hätte!« Die andern Osfiziere lachten. »Na, und n)eiti3r«.m k Der Oberleutnant fuhr fort: »Nu, der Masor drehte sich — schwubs -—— um und sagte: »Es ist gut, Sie tönnen abtreten!« Dabei zuckten seine Schultern vor verhalte nein Lachen. Am Abend darauf ta men toir in die Frant Eine Nacht und einen Tag in ttteservestellung — über uns platzte-i die ersten Gran-i ten, da wurden die Kerls still. Note bohni auch. Am nächsten Morgen ta nien wir tn die Schittzenlinien Spa ten rang — Gräben aus«-heben — Unterstände bauen -— na, Sie ten nen das ja zur Genüge selbst. Vor uns stand französische Jnsanterie unv hauptsächlich englische Artillerie, die aber merkwürdig still war. So lagen wir in den Schiisengräbem Es reg nete, die Feldtiiche tani unregelmä ßig, turzuni, das rechte Elend der Untötigteit mit stetem Aus-dem-Po sten-sein ging uns an. Mit einem Male sing der Feind an loszulnals len. Die Brüder hatten wohl erst Reserven nachgezogen. jedenfalls war es ein mächtiger Angriss aus der ganzen Front. Unsere Linie war ziem lich dünn, neblig war ei auch, und gerade als die seindliche Artillerte Ich so recht eingeschossen hatte und ie Granaten unsere schönen Unter stiinden zerschmissen, verloren wir den Anschluß nach links —- wir waren rechte Flügelspitze —- und lagen nun schön da. Es war etelhast, meine herren. Keine 80 Schritt weit Sicht irn Nebel, dazu der Feind, der uns so richtig eingegabelt hatte, es sah scheußlich bei uns aus. Jch denke ge rade, ob uns die Engländer vielleicht umgehen wollen, da platzt ein Schrapnell über dem Bataillonsslab ——’der Major und zwei Hauptleutel hin. ' s So ein Pech — und dabei aus ex "poniertem Postens Jm ersten Augen shrick warm one sau, die Leute spuk kten instinktiv die Unsicherheit. Die Inächsten deutlich die stumme Frage: Sollen wir nicht zurück? Jch sah !mich nach dem andern Hauptmann um, der hatte aber auch gerade seinen Schuß bekommen —- und wollte ei nen Entschluß fassen. Da höre ich links vor mir etwas lrähen, heiser, die Stimme des Majors: »Pslanzt das Bajonett aus! Zum Sturm, marsch, marsch, hurra!« -,— Jch sehe den ursidelen Nottebohm« das Bajonett in den Fäusten, ’raus dem Graben springen. Die andern Kerle auch, ich ziehe den Degen, spü re einen Schlag gegen den Arm, sehe gar nicht hin, und los —- marsch, marsch, hurrat Wir alle rein in den Nebel. Na, also luer Kaum 200 Meter nach vorn ist der Feind, englische (Terri torials im Schüsengrabein hopps rein und mit dem Bajonett leerge segt! Weiter! Da ein Geschiitz — zwei —- eine .Batterie, französische leichte 75 Millimeter —- iveg mit der Mannschast. Plötzlich sind leine Fein de mebr da. Gleichzeitig kommt ein Windstoß, der Nebel hebt sich, und wir sehen, dasz linls von uns unsere ganze Front im Sturm vorgeht, wir am weitesten vorn, und der Feind! läuft — aber wie!« Der Oberleatnant macht eine Pause »Am Abend liörten wir dann aus dem Brigadebesehl, daß das erste Bataillon — also wir — den Umge hungöversuch des Feindes rechtzeitig bemerkt und durch Sturmangrisf glänzend abgewiesen hätte. Gleichzei tig wurde ich ausgesordert, Mann schasten siir das Eiserne Kreuz zu benennen. Jch suchte etwa 12 Mann aus, darunter Noitebohnn Leider konnte ich nicht als Grund siir ihn« wie gern gewollt hätte, angeben: Weil er im lritischen Momente die Stimme seines gefallenen Majors nachmachte!«« Zs fgiesst ffesslsferfim Stiege. Feldpofrliries eines baiierischen Müller-ie visisiereh .16. September. Liebe Mamal Jch sitze hier, wo darf ich nicht schreiben, in einem tei zenden Zimmerl an sauber gedecktem Tische, der mich so sehr an die Hei mat erinnert und denke viel an Euch Die Verschiebung unserer Truppen laus der Gegend von Lunebilles wirft Du ans der Zeitung erfahren. Zunächst sind wir gliicllich vom Feind weggelöst nnd z Z. hinter der Front Batterie ist in einem tleinem Ort mit mehreren Höer unter-gebracht Ich habe ein Zimmerl mit gutem Bette wie im Manöver. Schlief heute bis 8 Uhr; dann Kassee mit Erd beermarmeladr. Wir sind jetzt aus dem Wege der Wiederherstellung Die letzte Zeit war aber geradezu fürchter lich, ohne daß wir vom Feinde gera de besonders zu leiden gehabt hätten. Z Tage Bitvat im ströinenden Regen, taum zwei Stunden Schlaf in der Nacht; die letzte Nacht war ich al Adjntant ganz ohne Schlaf. Wir wa ren die letzten, die vom Feinde bei Regen nnd Nebel abzogen. Hätte der Himmel uns nicht geholfen, hätten Ivir uns eben fiir die andern opfern müssen. Jeht aber istg wunderbar. Mein letzter Brief war etwas zu be ängstigend fiir dich, liebes »Mutter chen, entsprach aber der" Wahrheit Mit der Zeit ioirst Du Dich auch beruhigen iiber alle Gefahr-ein die mir drohen, wie auch ich auf meine Zu kunft fest und ruhig schaue. Dein letzter Brief klagte mich Der Schreibsaulheit an; das tut mir leid, ich lanu jedoch nichts dafür; man gibt die Briefe meist dem nächsten Besten, der zur Post geht und so geht leicht etwas verloren. Soeben geht die Türe auf und — dampfender Reisbrei kommt herein mit Erbitter marmelade und Tec. Heute« Mittag gab’s Gans-braten und Omelette. Du darfst mich aber nicht albern finden. Der Krieg besteht aus Stimmungem die ich Dir einzeln schildere. Der Mensch ändert sich, denkt nur an den Feind und, wenn das vorbei, an sich Alle edleren Tätigkeiten fallen auch bei Gebildeten weg. Man läuft dann alle Viertelstunde zum KochlesseL also heute lann ich nur sagen reizend. Draußen sitzt die Eintvohnerfaruilie und erzählt sich-auf — deutsch, recht anheimelnd, herrlich Und kein Schuß stört dies Essen; nicht wie bei Lu neville hinter den Geschützt-erlangen zu welchen das Essen in Töper 1000 Meter weit vorgetragen wer den mußte. Oft ließ ich zum Essen antreten, da — Krach auf Krach nnd an die Geschiiszez man wartete dann j in den Eindeeiungen, bis der Feind mit der Schießerei müde geworden, dann kam man wieder zum Essen herausgekrochen, oft ein bis zwei Mann weniger, die verwundet oder tot liegen geblieben. Nun deren Por tion nahm ein anderer. So wird man mit der Zeit, man schimpft dabei auf den Feind, daß er uns durch seinen Kugelregen das Essen hat kalt wer den lassen· , Mir gebis, wie Jhr ans diesem Brief entnehmen könnt, unberufen gut. Und so grüße ich Euch alle herzlichst Euer Alsons. 22. Sept. Soeben eiserne-; Kreuz erhalten. Herzlichen Gruß Alfons. Bei Peronne, 1. Okt. Liebe Mama! Gestern Brief be kommen, wo Du über das Eiserne Kreuz schreibst, das ich bereits seit 8 Tagen in Händen habe, wenn es auch noch nicht in den M. R. N. gedruckt zu lesen ist« Es ist wunder bar einfach. Schwarz mit Silberein sassung und nimmt sich aus dein grauen Feldrock sehr gut aus. Vor It Tagen habe ich erst den Schlafsack erhalten, er ist-nicht ganz nach Wunsch ausgesallem da er nicht gesiittert und wenig war-n ist, er nützt aber doch Gestern habe ich auch zwei Paiete mit Zigarren und Schokolade von Papa erhalten. Ein vorübergehender Darm iatarrh ist geheilt, Magen ist zur Zeit in Ordnung. Seit 5 Tagen sind wir wieder vor dem Feind, natürlich wieder in erster Linie, zuerst nach drei Fronten, jetzt mehr Stellungs iamps, der lange dauern kann. Ich war einige Male Ordonanzasfizier und suche unsere arme Jnsanterie, die tolossale Verluste hat, zu unterstützen· Vor ein paar Stunden war ich im scheußlicben Granatenseuer. Rudolf R. ist jetzt auch da, er ist bei der Batterie Bu. eingeteilt, wir sehen uns öfter. Herzlichen Gruß AlsonH. . . . 5. Ott. gehts recht langsam vorwärts-. Wir hocken dem Feinde jetzt wieder seit 8 Tagen gegenüber; alle Spitzfindig leiten und Jndianerschliche müssen ausgeniiszt werden. Gestern wäre ich beinahe einem solchen zum Opfer ge fallen· Jch hatte Tags vorher einen 50 Meter hohen Kamin von innen aus an Klammern bestiegen (an was kommt man nicht alles, wenns um die Wurst geht). Heute tvollte ich wie der hinaus, um von hier aus die Feu serleituna zu übernehmen und hatte lhiezu vorher durch Pioniere oben eine Itleine Eitzaelegenheit einbringen las sen. Bei der Anitäherung zwang mich das feindliche Feuer (die Kerle schie ßen ans jeden aufrechtstehenden Mann mit Shratmellg —- ehrt sehr!) den Telephondraht am Bauche lriegend abzuwidelnllnterdessen beschossen die Franzosen so genau den Kantin, daß von ZU Schuß JU trafen. Die Krone mit allen Leitern siir Inich wurde l)ernntergeschosfeu, wäre ich da droben gesessen. Welch ein Glück. Abends wollte ich doch noch einmal hinauf doch waren innen die Klammern aus gerissen. Mein jegiger Beobachtungs standpuntt ist schlau angelegt und hoffe ich viel von solchen ausnutzen zu können. Gruß Lllfons. Lieber Papa! Bei uns im Westen — Seit kurzem ist in Fritz lar ein eigenartiger, der triegeriscken Zeit entsprungener Gedanke verwirk licht worden. Es haben vier Bür ger den dort untergebrnchten zahlrei chen Verwundeten eine kostbare Fahne gestiftet, die dazu dienen soll, alle toiedergeuesenen Krieger ohne Unter schied der Wassengattung in den »Stunden der Erholung und Zerstreu ung znsannnenzuscliließem Dieser Tage fand aus dem Lisettienhos die feierliche Weihe des nners statt, und itn Anschluß daran ging es in lgescnlossenem singe nach dem benach barten Dorfe Werlel dessen Bewoh ner die Soldaten zu einem Mahle eingeladen hatten Der gastfreund liche Ort bereitete den Vaterlandsver teidigeru einige Stunden sriihlicher Geselligteit, und erst abends versam melten sic sich wieder um ihre Fahne, um znnr Als-schied noch eine Ansprnche des Burgen neisters von Wertel entge genzunehincn Unter vaterländischen Gesängen ruckte schließlich das bunt gewürselte »Vertoundeten - Bataillen« wieder in Fritzlar ein. s--.-. —- Glosse. Gerade die süßen Weiber haben schon so manchen Mann verbittert. — Ballgesrii«ch. Junger Manns »Fr·ciulein, spotteten Sie schon einmal aller Beschreibungl« —- Humor tm Fe de. Sol ::al Wie riecht denn met eZigarrW K:amerad Hm, die solltest du r.. n- - Cen, wenn der Feind kommt, dann reißt er ausl s