Novelle von nårlsc Hn Vetter-. In den mit dustlgen Nebelstsztsis ern geheimnisvoll verhangenen Herbstnrorgen schritt ein Wanderer Einen-, das herz vle erwartender Freude, hoffnungevoll nusbltckend zur Sonne, deren goldener Glanz schon die Spisen der Jusragsenden Vergäb ten vertlärte, während hier, wo er wanderte, das Gras noch ocll schwerer Tantropfen hing und üher den Wiesen noch der Silberschinnner log, den vie Nacht über sre get-reitet hatte. Dnnn wuchs mit jedem Schritt, den er vorwärts sat, das Licht uns seinem Wege. Die Sonne stand bald in voller ist-acht nm blauen Himmel und sah mit goldenen, warmen Augen rni Tal hinein, über die noch somrners lich grünen Wiesen und die gelb :an rot gefärbtenHange und Hulden. Et wandelte das lichtgelbe. szitternde Laub der schlanten Bitten in lauter sttnunerndes Gold und etc-zündete das Rot der Ahorn- und Eschenbaus tue zu ausladerndrn Flammen. Wie war die Welt so schön in ble trn reichen, leuchtenden OerbsttagenS hinten ins sonnigen Etschtal hingen Die schweren, blauen Trauben in lockender Fülle an den Weinstörtetn und aus dem Laub der Apielbänrne lachten tausendsälttg ratbärtige, srolss ;tche Früchte. Hier, un selsigen Sei tental, durch due die wilde· silber 1ume Schnnls von den Ovhen ihres Ursprungs hinuntersturzte über Stetnbldkte und durch rtlsrge, grone set-wande. ika nichts von den stum .·eschtveren Segnsrngen der Ebene; ljtrsr war die Einsamkeit und wilde, tresige Fclsengrdszr, die sich nur sparsam mit einzelan grunen Sum mrtmatten schalt-are und den Schutz nennzrl der Laub- und Tumunväukne nur lässig uns die eine der mächtigen, wetten Schultern geworer hatte. Aber setz-, int surbenpröchltgen Schmiede des Herbste-Z wurde ver Schntzrnantel zum goldgeslielten Krö erlittgsornntf in dem die grauen. dil . steten Felswiinde wie Könige standen unt sich stolz einst-eilten zum blauen Seidenoalvnchiry der sich über ilJre gewaltige. glühende Pracht spani::e. Der Wanderer, der durch sie hin sdkritx atmete rasch. Ihm ging Vie ser Herbstmorgen in seiner leuchten den Pracht ties ins Gemüt. Sesne Gedanken schwangen sitt) on oen Strahlen der goldenen Sonne jubelnd zum Himmel aus. Der Druck und Staub ve- Alltagö und eines ost enttiinschten Lebens siel von seiner Seele ab. Jhm war. als müsse auch sein Herbst. dem der Fuß schon neiililieh zuschritt, mit Gold und Pur lsur und strahlender Wärme aus ihn niedersinlen. Sein herz verlangte nicht nach dem Reichtum der Früchte, den die sennende Ernte-seit ihm in den Schoß werten sollte. Er sonste, daß sei-ne Saat nicht solche trüge, :!s,n verlangte nur nach der leuchtenden Schönheit, nach der surbensrotien Glut solches Oerbstes, wie er über dieser wilden Felsenschlncht lag. Und wenn due alles auch nur so turz, so vergänglich und trügerisch wäre wie nieset selig sehnsirchtige Abschiede rnnsch der sterbenden Natur —- er trollte dantbar sein. Eine Stunde ein Augenblick vollanggetosteter Glückseligteit wirst seinen Glanz iilsesr ein ganzes Lebe-n llnlt war nicht schon allein der toll-. seine Seele sättigende Genuß dieses wunderbaren Morgens genug fes Glückes und Glanze-? Daß er roch so empfinden konnte, daß alle Saiten seines Herzens jubelnd er tlongen wie in fernen, jungen Tagen, war das nicht Glückes genug? Sein Gang wurde elnstischer, sein Vlies gleich ver Sonne immer warmer nnd heller-, während er weiterschritt und solche Gedanken in ihm ausweich «en. Aber dann, lnngsurn heranschlei wend, kam ein leiieg unveyagen uoer ihn, ein ganz iörperliche5. empört-ed Innnles « r: wurde hungrig. Früh Im Morgen war er vorn letzten Wei ter des Taler- nniz gewinnt-ern h.«iie nnt ein iliichiiges Frühstück genom nien und nun stund die Sonne bald im Mittag, und rie hohe Spannung feiner Seele, die ihn achtlos an ein paar Wirtshäuiern baiie vorbeigehen Inssem sank zu einem ganz erbärm Xichem iieiniichen —- o nein, zu einem ishr kräftigen, großen Hunger herab. Es war fein Schicksal, das keine Freude rein und ungetrübi iiber ihn kommen ließ. Er dachte es grimmig, und dann sioeiie fein Fuß, nnd feine Augen weiteren sich in Sehnsucht und Ber innnen. Um einen Feisbmfprung tiegend, Bund er bor einer grünen, mit gro en Steinen beiiiien Ein buchtung. und auf einem der sen nenbefchienenen Steine ins eine Da ne, baiie neben sich auf einen zwei isn Stein ein sauberes Papieriers pieiichen ebreiiet, und auf diesem lagen in irelt aufreizender Appeiiis lichleii Butterbrpie, Ikeifchichniiiem etwas hubm Trauben unb Aepfel, Liberkogi von einer verheißt-assva Libinimernden Flasche, an die sich ver trauend ein kleiner Becher lehnte. Ein mörchenhnfies »Viel-leite beei« litt-'s ein so bezauberndes Stilleben W dusi dem Wanderer bei seinem Andtiet das Herz im Leib-e lachte und weinte. Vielleicht war es auch nur der Ma gen, der da lachte und weinte; er aber meinte, das es das herz sei, und daß der Zug des herzeng des Schicksals Stimme sei. - Nur sntnl, dass dieses eiitziictende »Tischlein dick sich'« schon eine Besitzerin hatte! Zernig schioeiste sein Auge zu die sen-. Ackgernis seiner Seele hin, unt dabei schmolz der Aerger seiner Seele. Welch prachtvolle Erschei nung! Wie herausgewachsen aus dem Reichtum und der leuchtenden Schönheit dieses Tages! Die Sonne umwob den blonden, unbedeclten Kopf mit lautet Goldstrxihlem das schiins geschnittene Gesicht blühte in rosiger Frische. nnd die blauen Augen blick :en so ntilseliiincnert und ruhig in ern blauen Tag hinein, ioie ein Bi ientlichess Aergernis — und das war sie doch noch eden gewesen —- qar tcin Recht hat zu blicken. Und dabei sah sie vertrauenerweclend aus. Sie hatte eine so tlare, freie Stirne, die von llnien, freiem Sinn sprach. Ein jugendlich toller Uebermui, der heute in seinen seinsien seelischin Klängen schon einmal in ihm aufge Tebt Wi, sprang plötzlich keck in seine Gedanken hinein, und ohne Besinnen ilnn folgend, machte er einen Schritt vorwärts, zog den Hut und sagte freundlich, mit einer gewissen herz .irhen Dringlichleitr »Ein nrner Wanderer bittet um eine iniiie (Z.«-bc!« Die Dame hatte icn Augenblick, als er den unternebnienden Schritt tat, .«nloilltiirlich nach dem neben ihr lie ,-enden derben Stock gegriffen aber --l:c sie ihn noch faßte, zog sie die Sand wieder zurück und sah den vor ihr Stehenden prüfend nn, Es lag nichts von Schreck in diesen tlnren klugem tanm ein Verwunderu, nnr ein tleiner Schein von Neugier, in den ein heimliches Lächeln bin-sin !,-nichte. Aber das hnschte auch mir n« die Augen, der Mund blieb ginz .-rnft. Rubin öffnete sie ein am Gur tcl lningendes Täschchem entnaan ilim ein Zehnhellerstiick und reichte eg sein Vitlcnden »Ich unterstütze sonst nicht Land streichrr nnd Bettler, aber an diesen! schonen Morgen soll mich niemand rergebenå bitten«. · Landchreicher nnd ein Zehnheller Fünf Er stutzte nun doch nnd griff ixlllxt gleich nach dem Gebotenen. »Wenn Sie unbescheiden sind und e-· Ihnen nicht genug scheint, tönt-en lEie ohne Gabe toeitergelfen". »Halt, halt, nein!'· Hastig erfaßte ei das Geldstück. Er hatte das lleine. beimliche Lächeln in ihrem leuge entdeckt, nnd das gab ihm seine abermiitige Sicherheit wieder. Fast liebevoll sah er aus den Zehner und dann zu dessen Geberin herab. «Sprechen Sie nicht so nnßachtend von Landstreichen und Betteln. Land streichen an solchem Morgen, dessen Setsbnheit selbst harte Herzen er weicht, ist eine lobenlnverte, feine Jätigleit. und Betteln scheint unter diesen Umständen ein liebliches Ge schäft. Jch danke Ihnen, bloß ·—'« cin Seufzer hob seine Brust —- «es ist nicht ganz das« was ich erbetteln wollte. Sie gaben Rickel statt Brot« Nun lächelte auch ihr Mund. «Llch so, Sie haben Hunger?" ,,Vträfklichen, echten Landstreichkrs l,nnger.'« « »Dann geben Sie das Geld zuriict, Sie tönnen statt dessen Brot hat-ein« »O — Götter und Könige nehmen ein-not Geschenttez nie zurück.'« »Ich bin auch weder Göttin noch Roman-'s sagte sie trocken nnd run zelte die Brauen. »Sie tönnen wei ietaebeer.« Seufzend hielt er ihr den Zebner lein. «Jch biUte ihn gerne behalten-, aber nehmen Sie ihn. wenn Sie das Herz dazu baden, nnd schenken Sie mir gütigft etwas Eszbares.« Lächelnd steckte sie das Geldsliick rin. »Ich habe das Herz dazu«. Dann wies sie mit einer anmutigen Handbeloegung nach dem «Tischlein keajdlchh »Dann ourien eie nun over mich nehmen« long Jhk Herz begehrt. Ich möchte mir nur etwas Obst vorne lIcilteiu alles andere steht zu ihrer Lieriiiqiiiig". »Sie find doch troh Jhres Leu-J nens eine Göttin, oder jagen wir eine Fee-; Sie geben mit vollen Händen. Darf ich mir nun auch noch einen Stein in ihrer Nähe auslachen, um in Ruhe mein Mahl zu verzehren?« »Ich bin in den Höflichkeit-ziemen der Landstraße nicht unterrichtet, sit-er wenn Sie meinen, daß diese Ere Innbnis zu den Pflichten meiner Gastlichkeit gehört, so füge ich mich Ihrer besseren Kenntnis«. »Danie!" Er wählte den nächitliegenden Stein, sie schob ihm das Papierssti riettchen mit seinem ganzen Inhalt zi. und fah dann belultigt Lächelnd Zu, mit welch töttlichern Appetit er sich an die Vertilgung des Vorhande neu mochte· »Sie find wirtlich hungrig!« sagte sie einerlei-send Er blickte lachend zu ihr aut. »Ja, glaubten Sie es denn nichts Meine Seele wurde to vom Magen be lierricht, has ich am Rande einer schwarzen Tat lump. haben Sie sich gar nicht vor meiner entsesseiten Wildhelt gesiirchtet?« »Nicht besonders-IX ich bin nicht surchtsani. Jch hätte mein Leben ver teidigt". »Nein. so schwarz wiire die Tat roch nicht geworden. Ich hätte nur Dein bißchen gestohlen.« s »Zum erstenmal in Ihrem Lebens« sneette sie lachend. »Wer liinn das mit gutem Gewis sen sagend-' Gelegenheit und Not schassen Diebe, der Beweis lag eben tor. Der Zauber und die strahlende Pracht dieses Tages hatten tnich so pesaiigen genommen, daß ich darüber achtlos an zwei vertraueieerwectenoen Wirtshiiusern vorüberging, ohne inei sieu Hunger zu merken. Erst nach dem die Ijiöglichleit, ihn zu stillen, hinter mir lag, rcette er sich aus wie ein Löive.« . »Und drohte mich zu verschlingen ioeiin ich nicht gutwillig gegeer nut le«, liichtc sie. »Aber den Wein mill Ceii Sie iiuch augtriiiten, ich wills nichts zurüdlrugen«. ’ «Siiid Sie denn schon aus dein RunwegLM sorschte er, din- Letzte in den Becher gießend. »Ja, ich have genug vorn Wandern aus der staubigem einsamen Land straße. Die Tour war nicht lohnen-, ioie ich sie niir dachte·'· »Nicht so lohnendts" Jhm blieb fast der Schluck in der Keyle steclen. «l.«.n diesem gottgesegneien Tage, iii dieser wunderbaren, malerischen Schlucht, der Gold und Purpur und Edelsteine uin sich streut! Ueber die Der Himmel seinen blauesten Bogen spannt, die Sonne ihre leuchtendtten clriihlen ergießt und im Grunde der llnue Wilobach sich gtitzernd, ge jchiiieidiii, iiii Trotz iiusschiiuinend tei iien Weg durch zerlliistete Felsen lsiihiit und dazu sein ewiges Lied singt voin starken. stolzen Leben, das iizle Hindernisse unerivindet, um ziiiii großen Ziele zu gelangen zum lin tergiing in Großerein ziiid Geld-Mitge ieni!« Heiß siroiulen die Worte von sei esrii Lippen, seine Stimme lliiiig und :«.l).v.iiig, und seine Augen mitzun Die ihren gros; gross-iet, etwas vorge lsojseik lauschte sie, erst iiiit einem Hal ben Liichelii, dann mit wachsendem Jiiteresse. Ihre feinen Nasensliigel bebten und als er iuitehiiklend seinen :egrisierten, sirahlenden Biict aus sie richtete, atinete sie iies aus. »Sie sind ein Dichter! lSie seizssn isiit Dichteraiigeii!« Er liichte leise vor sich hin und strich die itnu in die Stirne gefalle-ne, Hirn mit silbernen Herbstsciden Inrchzogene dunkle Locke langsam suriim »Mit offenen Menschenaus nen, nichts mehr. llnd Dichters Die meisten von uns trugen ein Stückchen Dichterseele in sich. sie können es nur nicht enthüllen. Haben Sie nicht uuch Ihr Teil Dichterseele'«:!« Ein schönes Rot trat in ihre Wun :sen, und in den Augen entziindete sich ein eigenes Licht. » n«, sagte sie start, »in, aber es konndert nuf anderen Wegen.« Und dunn schwieg sie und suh niit verträumlem Lächeln in die vlnue Weite hinaus. Sein Blick ruhte präsend auf ihr. Sie war sehr schön, ihre Schönheit umfloß sie toie eine reine, edle Me lodie. Jhru wur, als habe er dieses !larc.. stolze Gesicht schen cst gesehen; wundersam belnnnt und vertraut schiert es ihm, und doch wußte er cle nnu, daß es noch nie durch sein Le ben ging. Vielleicht lvur es durch keine Träume gezogen! Er seufzte. Mit solcher Genossin den Weg des Lebens zu wandern, taki uliiszte ein köstliche-Z Ding sein! Da lehrten ihre Gedanken zur Nä ke zuriich sie sah auf das Papierseri viettchen. uns dem nur noch eiu paar Firiitnel und Findcheichen lagen, und lächelte: »Es ist reiner Tisch gemacht Wollen tvir den Rucklveg genieinsczn untreteu?« Erfreut sprang er aus. «Wer·.n Sie den Luni-streichet nicht siirchtent« ,Jch lvill nicht niit dem Lond slreicher wandern, sondern mit dem Dichter-, der mich lehren soll, den’ 4Staub der Landstraße zu vergessen iLber der Schönheit der Ratt-U »Ich sehe gar teinen Stank-IT sagte er, niit frohem, leichtem Schritt? neben ihr hergebend. »Ich sehe nur( graues Silber-, in dein unsere Füße» weiß versinken.« Jm selben Augenblick bog um ei nen Felsvorfprnng eine lleine Herde Schafe, gefolgt von zwei treibenden Bauern, deren leuchtend grüne Ho tenträgey brennend rote Jnctentlaps ren nnd weiße Schürzen sich dem fnrbenprächtigen Londfchnftsbilbe ebenfo ftilvoll einfiigten wie die schneeweißen Schafe, auf deren ge fchorenem Rüclen zwei tolett gelockte. :nit blau und roter Farbe gezeichnete Wollblifchel stehen geblieben waren. Bewundernd tief der Wanderer aus: »Sehen Sie doch, wje fchönl Ein lebendes Bild« vor dem man be dauert, nicht Maler zu fein und es fefthalten zu könnend Seine Gefährtin deiickte sich eng an den Felfen, um das lebende Bild csn sich vorüberzieben zu lassen, hielt das feine Tafchentuch an den Mund nnd rtimpfte die Rufes »Ich febe und fühle nichts als Stan und einen wenig lieblichen Duft.« W »O, wie s ode! Sie scheinen eins vertle ntet enschenllnd, dein das Leben so viel des Schönen und Gro ßen zu Füßen legte« daß es sich nicht mehr die Mühe gibt, jene kleinen, in iitnen Schönheiten zu entdecken, isie »rein mit dem Auge der Liebe und des heiter-en Verständnisses fucksen mttß.« Nachdenllich sah sie zu ihm aus. »Sie haben recht, ich bin ein ver toöhntes Menschentind, aber es ist nicht das »nicht Miihe geben«, es ist Unverstand- Man hat mir nie die klugen geöffnet zu einein Sehen, wie Sie es haben, und vielleicht lernt man das überhaupt nicht, wenn man es nicht in sich hol-« »Vielleicht, aber Sie würden eH lernen. Jch habe freilich schon als Kind vieles anders gesehen als meine Umgebung, mir glithten tin-irrt Flammen und blühten Blumen, tvo .udere Asche und ödes Land sahen, and aus dem tiefsten Dunkel meines Lebens habe ich die lichtesten Bilder ineiner Seele geholt.« »Welch ein glücklicher Mensch Si slnd!« Ein Seufzer llarsg durch ihre Worte, und er sah priifend zu ihr lth. «.Giiicllich? Jch sagte Ihnen »aus kein tiefsten Duntel.'« Klingt das nach Gliidim ,,Doch. Wenn man dem tiefsten Tnnlel goldenes Licht abgewinnen Linn, so ist das Glück, selbstgeschaf senes Glück, das von teinnn iiufzeren Erfolg, leinetn äußeren Glanz ab l;is·.ngt.'« Jetzt seufzte er. »Was ist liber kaapt Gliictt Jeder hat tein eigenes -·.!Ilafz dafür-. Ein sonniger Tag wie ’x-ieser, ein flüchtigeis Begegnen wie ;isiiseres, ein selundenlinges Zusam .--tcnllingen zweier gleich gestirnniten Zeilen, ganz rein, ganz hoch und neue New —- tvem dag, sind sei es Jnch nur einmal im Leber-« zuteil wurde, der kannte das Glück. Mehr braucht es nichtl« Sie ,anttvortete nicht« schweigend ;ingen sie nebeneinander. Es war telir still und eins-im uni fie, nur »die Schnalå tief unten int Grund sang ihr tnildeg, trotzt-Jes- Lied, und ad und zu trieb ein leiser Mittags soiud rote und gelde Blätter zu ihren Füßen Sein Blick ging in die Runde, zum tlanen Himmel und in das vor ihnen Liegende Tal. Dann hielt et dm Schritt ein« und Feine Hand wies auf die Felswand zur Rechten. «Sehen Sie — der goldene Berg, von dem die ganze Menschheit teiintnti Nichts als flimmerntes Gold, das zu uns l)eriibekivintt. Die hol-gierigen Zwerge, die Hütte tief geheimee Schätze haben es geprägt, end dek Herbst hat es ihnen gestoh len,»uin es in lachendem, färftlichenl Uehetnint iibee diese Bergwand zu streuen. Wie die Schnalg dazu lacht nnd jauchzls Sie haßt die Zloesge die ihr immer wieder tiickische Hin dernisse in den Weg werfen! Wenn der Rochtlrind kommt, fährt er zwi schen all das gleißende Gold und wirft es der Wussertochtet huldigend Zu den Schoß! Jupiter tonnnt noch immer zu Donne!« Ein kleiner Wald licht-gelb gefärb ler Birlen war es, ans den seine Lan wies-; sie hatte ihn ans dem Hinweg auch schon bemerkt und «liichtig gebnctitz »Wie hübsch, wie zileichmiisziq gesinnt sterbende-Z Laub, —- der Herrin ist da!« Jetzt snh sie, gliich ihm, des strömende, zitternde Gold til-er die Felswand fließen und I««"o·tte im klinuiihen Des Wildbnclis Den jiilselndcn iibermiitigen Ton. Er ris; sie mit sich fort, er zauberle ans wasser. Fetg und Wald snrbenprjichi iige Bilder, die sie brnnschten. »Sie erzähle-n J.li’iiril·ieii!« sagte sie iriininerisch »Nein, ich erlebe, ich sehe und fiilsle sie«, lächeln- er. »Ist dieses ·.l«.liiirck,en wnndcrinnier, als das; ich clter Waimerixmxmn nnr Wege ein ,.Tischlein drct" dich« nnd eine giilige Fee sank-, nnd dass diese schone, gü tige Fee nun neben mir wandert und nachsichtig nus mich herabldchelt, eoenn ich träume nnd phantasiere wie tin junger sinadek Das Leben ist ja das wunderbarste Märchen; man muß es nur lesen lönnen.« » Wie jung er aussah, und Ivie sein Gesicht in schöner Begeisterung glänz tel Mit solchem Gefährten den lan gen Weg des Lebens gehen, niusite iin köstlich Ding sein! Ein spöt tisch löchelnde3, hartes Männergesicht zog blitzschnell durch ihre Gedanken. und sie schauerte zusammen. Da klang ihres Begleiterg Stimme rnieder neben ihr. « »Wie ist dieser Weg der Wunder volll Dort oben, sehen Sie,.rnnr rnvrweiß und golden grüße uns die Burg der Seligen, Walde-T der Sii Wotans und seiner Helden!« Hoch ilder ihnen, aus dem Kanten der jenseitigen Felswand, tauchten die Reste der Burg Juvnl anf. Die Mittagssonne vergoldete die Spihen ihrer verwitterten Mauern, die fest, vsiegen den tlesblauen hierin-ei aufta gend, wirklich marmorlveiß und sil bern schimmerten. Ueberall durch ihre leeren Fensterhöhlen blickte dieser selbe blaue, strahlende himmel, und Fings um die Mauern loderte das ehst laub aus wie goldene und evteFlarns men, brach aus Rissen nnd kraus —- — ian Kanten empor, wehte purpntn cusgliihend Tiber vie Mauer-sinnen und sprühte golden iilcer den sammets weichen Rosm- der sie umgab, hin iiber zu einer einsamen, dnnteln Tan ne, die ernst und still herniedersnh ans all die leuchtende Glut, die in Bil schen und Zweigen brannte. Hingerissen von Der indrchenlmsien Schönheit tieses Anblickeg stand die blonde Frau mit hastig gehenremj Eltern neben ihm. Er hatte ein Werts qesprochem das in ihr zündete, das Laie Flamme seiner Begeijternng mich m ihrer Seele nuibrennen machte »Nein, nicht Waihcill«, sagte sie Init tlingender Stimme, »das ist der Todeshiigel Brunl)ildg, nns isen Wo inns Zbkn sie bnnine. Die wnverns de Lohe ninlodert senrig den Berg, Fenerznnber uniflntet Briinhildg XII nigliches Totenbett!« Sie hob grüßend die Hand zsnn Felsen empor, die Gestalt streckte sich, jede Linie wurde kräftiger, erhobener gezeichnet, ein Zug königlicher Gruße irrat in das schöne, stolze Gesicht, und dann tlnng es wie eine schwingende Gloeie durch die einsame Mittags ftille der sonnenglänzenden Schlucht: »Aus dein Gebot — entbrenne ein Feuer! Den Fels nmgliihe — loterne Glut! Es leck ihre Zung« —- eg sresse ihr i Zahn sDen zagen, der frech sich wagte Dem steislichen Felsen zu nah’n!" Er stand mit weitgeöfsneten Augen und selig lauschendenr Ohr. Brun hildt Da war nun das Wunder bare, von dem seine sehnsüchtige Seele ost geträumt hatte, ein Augen blick so hohen, reinen Genusses nnd Glückes, daß ein ganzes Leben dar-on rurchsonnt und umglänzt werden konnte. Aus diesem Platz, dieser Ge sang nnd allein siir ihn --— eine Göt tergabel Der Herbst schüttete auch uber ihn die reichste Fiille seines Se gens ans: diesen Tag, der wie ein tönigliches Kleinod seine Erinneng schmiicten würde, solange sein Herz ichlugt Nun wußte er auch, was ihn an ihrem Gesicht so eingesprochen hatte, was ihm so vertraut in die Seele schien, und wag sein Gedächtnis ver ziehens gesucht hatte. Eornelie Feldern, die bekannte Sängerin, die berühmteste aller Briinhildein war seine Weggenossin, war die Verlörperung jener Frauen gestalt, die-ihm stets als Ideal, als die stolzcste, edelste und nngliicklichste aller Frauen erschienen war, der er in seinem Herzen seit Jugendtiigen einen heiligen, mit allen Blüten der Poesie geschmiietten Altar errichtet hatte. Der Gesang war jetzt verstummt, »und die Sängerin wandte sich zn il::n. Ein warmes Rot lag ans ihren Wan gen, und ihre Augen strahlten nech rson innerer Glut. Sie streckte ihm die Hand hin. ,.Meinen Dant dasiir, daß Sie mich sehen lehrten und mir die Schonheit dieser Stunde schenkten!« Er siihrte ihre Hand ehrsnrchtssvoll an seine Lippen. »Sie schenkten —- nicht ich. Err nelie Feldern schentte wie der heu tige Herbsttag, löniglich nnd ver schwenderisch, dasiir tann man nur stumm danlen.'« »Sie leimen mich?" »Nach dem Bilde, nach dem Ruhm and mit dem Hellblirt des Ver-stehen den, dein Sie eine nnvergeßliche Gabe reichlen«. »Es war der Zauber der Stande, dem ich erlag. Es ist sonst nicht meine Art, theatralische Vorstellun gen ans ossener Landstraße zu get-m aber hier fühlte ich mich anf einer so großartigen Bühne nnd vor einein so seinen Zuhijren dass, es mich hin-— ris««, lächelte sie zu ihm anf. »Ich .:-ußte, Jhre Seele sang mit mir. Ich wiederhole es: Sie sind ein Dich :ert« Ihre Worte schwanlten swiselrsn Frage und Bestätigung irr iiei-,te ien Kopf. ,,Viele sind berufen, ske nige auserwählt. Jch weis; nicht, ob ich mich mit Recht Dichter nenisen kann? Jch heiße Herbert SaoenuH.« »Herbert SavenusZ der Dichter der schwerrniitig schönen Lieder eines Wandererst der liebreizenden, herz ermärmenden Kinderlieder't« Sie hatte in warmer Aufwalluna Tauch noch sein-. zweite Hand ergriffen und sah ihm fragend in die Augen. Jn die trat ein dunller, schmerz licher Blick. »Ja, auch dieser. Ich sang sie meinem einzigen Rindchnn ehe es zurückslog zu den Engeln, tson denen es san-. Sie sind die lichten Bilder, die ich mir ans dem tiefsten Dunlel meines Lebens holte.« Sie drückte seine Hände fest, auch ist ihren Augen lag nun eine dunkle Trauer. »Mein armer Freund! tlsid doch ein Wücklichert Sie besassen einmal, mir ver-sagte der Himmel sein schönstes Geschenk. Auch ich llage«. Jhre Hände hielten sich, ihre B’ccle sanlen ineinander, ties, ganz ties. Traben brannten die Flammen des Herbstes um Brünhilds Totenhiiael, hier unten schlugen anch zwei pur vnene Flammen sehnsüchtig auf nnd strebten ineinanderzuschlagen. Nur eines Atemzuges Länge, dann sanken im gleichen Empfinden die verschlungenen Hände schlass aus einander, und die Blicke lösten sich. .Wir tvollen tveitergehen«, sagte sie· Wfi mit tlangtosee Stimme, nnd ihr Ist s:cht wurde blaß E r zog den Hut. »Nein, wik trollen hier Abschied nehmen, nicht dort unten im Tal, wo die Mensche-n wohnen und die Bahn pfeift. thr; nso nns die schöne Stunde ausging, frlpsie auch enden. Leben Sie wohl! In meinen Liedern werde ich Sie kniißen und dieses Herbstinorgens siebenten Jeh lvandere noch einmal den Weg zurück, bis ich den Pde nach Juvat finde; Sie steigen ins Tat, zurück zum Atllag«. Sie nickte leise. »So soll es sein nh gehe. Ihre Lieder werde ich lesen rnd wenn mich der Feuerzanber Irr Bühne nmloht. meroe ich der Sinsrdc gedenken, in der mich der Feuerznnlser »Der Poesie nnd eines starken Gefühls hinriß. Leben Sie wohl» s Und in seine Augen blickend, lo lirrte der Fenerzanokr dieser Stunde roch einmal so siiß nnd schmerzlich in ihr ans, daß ihr war-, als solle sie sich diesem Manne. der in ihr eine Flam -.-Ie entzündet hatte, die sie längst iiir -nuner erloschen wähnte, in die Arme isoersen nnd ihm mit einem Kusse dan len für die Wär-ne und Wege-ist«qu die er in ihr Herz goß. Aber dann reichte sie ihm nnr weh einnml die Hand. Ganz rein. ganz hoch nnd ohne Reu’ sollte vieles Vegegnen nngllingein Sie waren l’ei ten Göttern zu Gast gewesen, der Hauch der Sinne sollte leinen Schni ten darüber wersen. Ohne sich nmznsehcn, schritt sie die Girnsie hinunter-. Die Sonne uns spann ihr blosides, unbedecltes Haar Init einem Gold-ietz, nnd der Stil-ib, sen ihr Fuß ai:sioirl)elte, wehte »Die ein seiner Nebelschleier hinter ihr. Er stund nnd fah ihr nach, solange jsin Blick ihr folgen konnte, dann sit-In er langsam den Weg zurück, ksig er zn einer grüner-, etwas über dem «’enc liegenden Matte lmn. Aus vtJer To Liars er sich nieder, und seine Biiele wanderten hinüber nach Inval, der iniiflaiinntem schimmernden Burg, nnd seine Lippen lächelten. lein flogen voiii Totenstein Btiiiihilds ksiiiseiid klingende, blühende Träume herüber Sie sanken iii sein Herz ind wurden darin zu Liedern voll Uliit und Schönheit zu einein tau scheiiden, wunderbaren Zusammen ltang von fallenden Blättern und riirpnrroten Flammen, von sinlencen Tagen und leuchtend-ein Sonnen-Felix roii scheidender Liebe und ewigem inneren Glück —- zu Liedern, mit denen der Herbst als sürstlieher Ge eer mich ihm Gold und Purpur und Edelsteine über den siiilenden Lebens iveg gestrent hatte. -«.-— Vater lebet Tei- Vater lelitl — ziaii Rose drückt t«li-.-. Hei; den blonden dinnben lind hin die Viiipeii svelieifiriielt Zii seiueiii Paar vergraben Tei« Vater lelitl —- Eein Brief erziihls Von froher Ziege-Munde Was loochenlaiig ihr Herz gequält, Flieht jauchzend sent dein Munde; »Der Vater lelit nnd iit limhlaiifl Begiejsn ene- ie1,i·lt iiieni Bildt-heut Wie iitiel niiseh lailnii zn iiiie ans Tei Wangen siisze (p’i·;«iil)ile .il — .sia« fiseii’ di.h iiiir — dce Vater lebt) Eljnial stand er iiii zzeiierl Olsniai hai ihn der Lob iniisihlvebt, Zhiu der ini—;—,· ach. so teiieil T ie iiiiaeln usisseii link-« nnd recht-I llnd niaiielien Maineiadin Zah sti· ini Ztiirine dees Gefecht-I ) ;«,ei«!ihiiietieiii von Nrininienl Euch ei, -—— hn, er ein-at siegreich verl Ten Feind eiia eisi Einsetzen Ei sliiln klini naitil Tin Wall empor Lais nsiii ein inildes Hienenl — llnd us«ntei lelii!—- Fliliii ei· nach Hinw, ;«,i.:·i ilin das nieni veii Eisen: -aiin in dei liisse diiiixi nie-Pl aus« sann iiiiieii inildic LLeiseiL Tann. Bulnlnih selniiiiiten wir die Tiic Mit nun-leimen Olirlaiideiil Qin Elsnuli tin-einst Heil Eimer diil Tn iiiaitin den GraiiilantciL LU, Pinsels-In gelt, du niiril mir fein Qui lliszznhs Rudern lich-us llud fix-n -.·isIni"5-t nurd Vater scinl skn m, —- icin Vul- lmrn rede-HI« — Und lisiic !ilf«,l der Ahctldlau Tic Hellscu Alliiiixislcrzcn. Im Wennan llxinnic die junge Frau Mit iisrcm Mind um Herzen llud friedan lelzrrt Eiern um Eiern Am lilmicn fOnnnicl dwlscik — llnd doch-scle jeder mellcnfem Ein lslullueci Namen lobcnl Eali, wie ein wackrer Landlvrhnnann Talnnsanl in die Nrälsisn lind wie ais-J seinen klldcui rann Tas warme-, trcnc Leben. llnd wie nmli einem Bilde nnili Tie Hund anf feinem Herzen — Ein jnnfles Weib -s-- ein Mondes Bill-— Ein Muß in Todesfxmnerzcn». « see-de vie heut-. » Friedrich der Große schrieb in eis nein Briefe aus Bollenhain am 11. Elpkil 1759: Jch glaube, man hat in oirsem jetzigen Kriege alles veege en, was Anstand nnd Schicklichleit ßk. Die sonst höflichslen Völker ihren ven Krieg wie wilde Tiere. Ich schön-« mich der Menschheit, ich ertöte übez das Jahrhundert —- Slimmt. —- A. (im Gebie ge): »Diese Bekgluit zu genießen, ist wirklich ein Hochgenuß!« s