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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 29, 1915)
III-—- sq cis-ge Kriessepiscde von Fris- Hernmnnz . Ess- Zldend waren die Treppen sägt-LA; ein Feld-Artilleris-Regis sent rnit schweren Mörser-, die Rude, die Prosen und Lisette-n neit Mlaud geschmückt Rassen-, tat gnd. dröhnend. Und die breite . Wahr schwelte vorn Standedes sagdigen Bodens-. Aechzende Räder der Munitionskolonnem Pserdegess näher-. Ein Soldatenlied, das sich im Abend verlor .Jn dex Heimat, Jn der Heimat, , Da gibts ein Wiedersehn!« « Und ganz« ganz fern, mch ein mol: ·...und die Vöglein im Walde«... Ein Jnsanterie - Regiment so!gie· Etappetnde Gewehrgrisse. Die letz te Ansprache des Oberster-. Der emporgehattene Degen sunsslte in der Dunkelheit, die er durchstach »Vorwärts« marsch!« Und die Kompagnien glgttenschati tenhast an mir vorüber. Gegen Mitternacht die Abteilung der Fnßartillerir. Jch reichte einem Freunde noch mals die hand. Langsnrn erloschen in den Baracken die Lichter. Hier ein-, dann dort. Das Tor an der Hauptweche wur de verschlossen· . Das heerlager war leer. Arn nächsten Morgen stieg am Fahnenmasie neben der Kommun dantur die Genset Fahne empor, das rote Kreuz im weißen Feide. I i O Das ungeheure Lage, d.-.H einsam in der heide lag, in Friedenszeiten der Schießplatz siir die denn-warten Regimenier. wurde in ein Reserve lazarett verwandelt, um ais letzte Station des großen Etappengehieted zwischen Heimat nnd Operationsge biet die derwundeten Kämrser aus s zunehmen. daß sie hier in der hei mat genesen. Und ich war als Arzt hierher kommandiert, meine Pflicht zu erfüllen. Als ich am nächsten Morgen durch das Lager ging, waren die Seini tiitsmannschaften schon eifrig mit dem Ausriiumen beschäftigt Die Pferdeställe wurden gesäubert, ge weist und ged·elt, mit grasen Zen stern und mit Oesen versehen; die Baracken wurden geräumt, um eine slieschriintte Anzahl gereinigter Betten Eteder aufzunehmen Es galt, fiir 6000 Verwundete zu forgen. In einer Offiziersbaracke linde ich an der Tiir einer Wohnung einen hund, einen Dasel. Sein halsband trägt ein kleines Schildchen. Darauf den Namen Darlchenc Verwundert und ein wenig miß trauisch beiiugt mich der TerteL der mir in das unverschlossene Zimmer nachtappelt - Kalter Zigarettenqualm erfüllt den Raum. Die schwere Stehlen-ne auf dem schlichten Schreibtische mag ge blait haben. Die Luft ist zum Er sticken· Einige fertige Brieie liegen adressiert auf einer zurückgelassenen Schreibmappe. Der Leutnant bat .leine Zeit gehabt. sie nach zu befor gen. Daneben steht eine kalbvolle Litörflasche mit einem Zettel beliebt: »Bei-sit meinem Nachfolger!« Ich muß lächeln. Und da fällt mein Blick auf den Hund, der mich unentwegt :inschaut. Arme Hundeseele," rede ich ihn an, «hat man dich zurückgelassen, weil man dich draußen im Felde nicht gebrauchen konntet Armer Kerl!« Karlchen heult zur Antwort. Er will mich verstanden haben. Jch gehe weiter, und als ich her aus auf die Straße trete, ift »Fort chen« neben mir. Ach fa! Daran hatte ich nicht ge dacht. Aus Kameradschast habe ich « die Briefe des Leutnantz mitgenom men, um sie weiterzubefördesm Soll te ich nicht auch die Pflicht haben, den bund in meine Obhut zu neh meni »Komm, Karlchen!« « Kerlchen hat das gar nicht an ders erwartet. Er ist schon viel zu sehe Soldatenhund, um nicht zu Tiger-, daß man siik ihn zu sorgen Mit einem frechen Gesicht trippelt er neben mir her, löqu voren, wor tet auf mich und kommt mit in mei ne Behausung. Won, war-! »Ja, mein Liebling. ich verstehe dich noch nicht, doch will ich mir Mii he geben« Und ich schiffte ihm ei nen Nan voll Wossee. Kerlchen irintt. »Gehst du, wir werden uns schon verstehen- Und Fressen icllst du auch bekannter-X Mein Zimmernnchbnt kommt vor bei nnd fragt mich been-untert, wo ich den hund herhabe. »Ich habe ihn an Kindes Statt angenommeu.« Jan-MS meint Aar-schen und kauert den Assistenzqtzi an. Er ; schon zu Wer-, was et mit this var Und ich war Lebens Jesus is- mmts Wasims- zu se psilich verschwunden- Jch vsiss an der Tiir ich am Fenster Karl chen kam n . Da bekam ich ed mit dem Gewisem und ich machte mich aus, meinen nnd zu suchen . .. Ich hatte kntr meine Ynsgcbe ein wenig zu leicht gemacht Das Lager war groß, und wie ich baid merkte, mein Karlchen war nicht der einzige inndling der jest seinem Herrn nach ztrnuetn tonnte. Es liesen mehrere shunde herum schen seindselig dis )sig, tnurrend und teisend. Wie konn te man sie auch so im Stich lassen! 7 Daich Karlchen nicht sand bean lruhigte ich mich in dem Gedanken er würde seinen Weg schon Jurist-sin den und ging wieder meiner Arbeit . Karlchen222——-——— nach. Erst am Abend bekam ich es mit der Unruhe als ich von einem Befehle hörte alle herrenlofen hun de des Lagers sollten eingesungen und erschossen werden. Da ging ich denn zur Kommandantur, erklärte mich bereit, den —- wie ich emng — von einem Freunde zurückgelassenen Dattel .Karlchen« an mich zu neh men und ihn zu füttern. Warum ich gerade diese hunveseele vom Tode erretten wolltes- Jchsroußte es selbst nicht. War es der treuherzsge Blick gewesen, der mich ihm zum Freunde machte oder war es ein unbestimm bares Gefühl, das mich sür ihn ein treten hieß, das manchmal schon .Schicksal« wurde? . Kurz und gut, ich lam gerade noch zurecht, Karlchen zu retten. Sie hatten ihn bereits am Nachmittage eingesungen. Um ihn aber siirders hin vor seinem ihm drohenden Ge sschicke zu bewahren. sperrte ich ihn sein und nahm ihn täglich ans einen kurzen Spaziergang mit, den ich mir in einer steien Stunde gönnte Und Karlchen belohnie meine Tat durch lriihrende Anhanglichleit. Er schlies sanchts aus der kleinen, harten Matte lpor meinem Bett, empsing mich rnit tags, wenn ich aus meinen Baraeten ;,tam mit lautem Gebell erwartete mich abends ungeduldig um mich ein IStiick in die einsam- tiese menschen leere Heide. die wie ein blauer, bliii ihrnder Wenblumenring unser La get umschloß, zu begleiten. Und ich gewann ihn von lag zu IJg lieder. i Er fehien mich Mlomrnen als fei .nen Gebieter anzuertennen, hielt mit Jrneinetn Burschen. der ihn fütterte, fFreundfchaft und fehien feinen frü !heren Deren vergessen zu hatem ! Doch ihn ganz für mich zu behal lten, daran dachte ich nicht. Wenn der lKrieg vorbei war, wollte ich feinen Ereihten Besitzer schon ausfsndig ma Ichem Schwer war das nicht« da ich lja die Negimentsnummer wußte. Die ganze Dundegefchichte märe nicht wert, erzählt zu werden, wenn sie nicht bald einen geradezu tragi fehen Ausgang genommen hätte. Ein treuer Transport Verwunde ter war dem Lazarett gemeldet wor den, und wir mußten uns geger Abend alle bereithalten, die Soldaten augzuladen und unterzubringen. Man hört viel von dein heiligen Deldentum dart draußen inr Felde der Ehre, wahrhaftig, ei gibt auch sein stilles, unendlich großes Helden tum der Arbeit im «then des Ro ten sireuzel Wie eh biefe zum Waffendienfte untauglichen Männer aufopferten, fieberhaft ohne Ruhe ar beiteten und um das Wahl der Kämpfer ganz das eigene oergaßenS Und denen ist es ein Trost, hier helfen zu können zu lindern und Schmerzen zu heilen. Langfanr ift der Zug vor dein lleinen Bahnhof eingelaufen. Bahre nach Bahre wird aus den Wagen ge hoben und in die Baraelen getragen. Seine lehten furchtbaren Schatten wirft der Krieg fo weit hinein in verschontes Land. Furchtbare,feheels tende, graufanre Schatten! Spät in der Nacht ist die Arbeiij bewältigt, die Räume gefüllt mit den Berwundetem Die Petroleursilarnpen werfen ihre blinkenden Strahlen über die sauberen, weißen Betten. l Stbhnen Stammetnde Wortes Aechzen. Die Verbande werden ge-« löst, die Wunden gewaschen und neu bedeckt. Anordnungen sind zu tres-« sen, die wichtig siir die exnzeinen sind. « Und die Schwestern, die Kranken wärter arbeiten mit rührender Liebe. Allen, allen soll ja gebolsen werden. Sie wollen ihr lehtes tun, um ihrem Vaterlande zu nähen Und die Stunden schleichen träge. bleischwer-. Zweihundert Betten. Jst die At beit überhaupt zu schnsseni Im Friibumgen gebe ich beim, uin mich zu waschen, schnell einen Schluck warmen Kassee zu trinten· Und dann wieder hinüber Jn einem kleineren Gen-ach iiegt ein verwundeter Ossizier. Eine Ku gel bat ibrn beide Beine durchschm gen. Die Wunde ist nicht schwer, aber sie rnag furchtbar schmerzen. Gesprochen bat der Kranke noch nicht. Aber die ganze Nacht durch lag er mit starr-enden Augen und ver bissenen Lippen. Und getrunken bat er, wie mir die Schwester sagt Langsarn löst ich die binden und rede ihn an. Er scheint mich nicht zu rer . sur seine raffte band s w den lu. Sie sinkt die es M R Ut il Wsiiut M Thea, die RUM ten-II Ists-T sen auf den Enge gerade WT Verwende-ten herbei, den sie in eiIIT anderes ZQW ein-betten weckt-. PIW He sen- cuad im IIT met nnd ERqu Inieh an. So cle ob et fes-sen W: DI- with nele doch nicht Höfe seis, daß ich mal nnd-T vie schaute? Du Hist gestern nichts Inst mit ausgegangen Vusp sei schon so guts-· T Das ungefäte dachte ich. T »Willst du muss« T Die Schnee- Ischku T Bitte. jagen Sie ihn doch ein mal fee-IS' T Aber det Basel weicht ihr in-. BosT gen aus und springt Inie un KnieT empor. T .3um Donnetwettee!« ’ hat et denn alle Erziehung ver gessen? Und noch einmal heitsche ichT «Karlchen!« T Da. Der Kranke ist ein wenig; erschrocken zufammengesuheen und blickt mich an. s Und der hand Plöslich stehe et IniI sinckeeuden Augen. Steht State. Was ist denn los? Jch will nach ihm treten. Es be achtet Inich gar nicht. Seine Bis-e Iend die des Verwun deIen vereinen sich. Do winsekt der hund. Ee hequ einmal auf. »Katlchen!« Eine müde Stint-ne nufdem Kran kenlagee spricht das. Eine Stimme, In det ein jäher Jubel zittert Und noch eint-säh «Knklchen!« Da gehe ich leise XIV-tut f i ( pas »Man - l Läg-re von start Meinen ’ Langsam kam ihm das Ernmcheni wieder Er lag in einem Raums und um ihn, neden ihm lagen auch« Menschen — ganz langsam wurde« ihm das gegenwärtig. Es war diels Weißes da: die Zeiten« die Wand-»s« tie Menschen« die da zwischen del-f Betten gingen; aber es war noch« keine rechte helligkeit. Die kam wah« noch. -« Er fragte einiges mit leiser Stim me nnd bekam diese Antwort. Leise Hände legten ihm die Degen zurecht, heben ihn aus« legten ihn wirkt nie der; . Und dann wußte ev’i: er tnarl in der hölle gewesen nnd war npchs einmal zurückgekehrt ins süße Meu:· Erdenleben Da wurde er ganz siilll and dachte lane nach, wenn er ge rade nicht schlief Er suchte sein Wissen in Stücken zusammen: wer er war, daß er heil Beginn des Krieges fortgezogen war, gleich den Millionen —- und ja: daß ihm am Morgen der Schlacht — der« legten Schlacht — ans einmal eingH sollen war, daß ja« heute sein 25. Sei-? burtstag sei. Die Schla t, die-» Schlacht, wie war das nach Esj war quälend, alles so beisammen-! suchen zu müssen. . . Aber dann ka-! men ihm andere Gedanken dazwischen tvie war's zu hat-sei Denn er hatte dach ein suhaasr. Wie ging ed der Schwester. mit der er die legten Jahre zusammen gehausi hattei Muß-» te sie von ihm, sorgte sie sich um ihn?. e»Die Augen .suchten im Raum, ob» sie jemand fänden, den er fragen! ldnntez aber es war gerade niemstndj da; sa blieb ihm vorerst nichts, alsj sein Nachdenken und das Suchen. 25 Jahre erst. das mai am schwer-s sten zu denken, denn es schien ihm, altzi sei er uralt . . Woran lag das? Das» sand er, als der daran dachte, daß» er an jenem Morgen mit einer guten Zuversicht, Denn auch mit einem ge-« wissen seierlichen Ernst in die Schlacht gegangen war mit den andern; das-» nach dern ersten Gepliintel der Mor genstnnden. die Schlacht am Mittag heftig geworden war; daß sie unge srüm vorgegangen waren, daß seine» Kompagnie, tm senkt-um der Etex 1ung, beim Vorgehen in den Höllen tessel gekommen war, und: hier war sein Denken schon sast am Ende. Un ter dem Feuer setnvltcher Geschüsc hatten sie weiter nichts mehr tun tön nen, als sich platt aus die Erde wer sen und warten. Selber seuetn war ganz zwei-los gewesen« . . Und sie t,ntten ganz still- gelegen im Lärm unter plahenden Geschossen; einige aber hatten geschrien oder gebeten je oer hatte gewartet, wann es ihn tus sen würd-! Und da toar ihm etn Gedanke getan-men: dies ist dte höl le; —- wenn uns nicht von recht-·- oder ltntt Lust geschafft wird, sind wir ver-toten· . . Nun wußte er: ein solches Erleb . is war außerzettltss, eine solche kSchtqchi hob den Menschen fis- nu genbltae aus allein Zeitmaß heran-, stellte ihn vorübergehend so ins Un geheue, daß ihn-, heimgetelsrt tnz Leben, ein surchtbarer Ernst und etn tiesee Blick bleiben mußten· . Er ent« sann sich noch einer "tcksen Cr schtttterang and eines eries an der Schulter, als er sich ein we nis erbot-, um Ha spähen. . . und darzu nichts mehr . . . f d Ue r war »den-»Harm, un - l set Dort war an halb der Belt; setn Denken Inn dies sztP und seine slltstertenx die böse . .t Chin- slss erst disk-: an mit-ein Mit ferne-das ee aus der seåesm tm. I Hist-situ- wnkakz ask e- seyn - c i MDie Dieschwester tain und sprach ieise zu ihm: fee dringe ihm seine Post verleiten Zeit. der seit erlasse es; nnd zu Abend wiirde UUQ fix ihn da sein: seine Schwester sei get-ni reisen sie werd-e in der Dämmerung hier sein. — Er war ganz ousgeregti deine Finger sitterten noch ein we nig. als sre nach den Briesen und Karten griffen Nun saß er schon zu Hat-se, nnd ep war milder Herbst mit sanster Sonne und solle-idem Laub Schwester hatte ihn noch einiger Zeit mitnehmen dürfen. um ihn zu hause ganz gesund Zu pflegen. Dann ging er schon im Garten neben dem hause hin und her, stand cin Zaun und sah die Straße in der Sonne liegen. Wenige Menschen ta ncen vorüber-, grüßten oder nictten — ganz wie-einst. Die Glocke der Mein stadt schlug, in der Nachbar-Mast spielte jemand Klavier, und ein Vnnd schlug ein paarnial on; Kinder ta tien mit einem Karten voll Feldsriichc ten daher — wie einst» .Die hei mai war noch immer schön nnd still nm ihn. Aber dann wnr ein plöxliches Aus wachen in ihm, sein Mick weiiete sich. fein Auge ward gr und er stand wie horchend. . . - s »Dort« und Driiden stand vor seiner Seele, da versnnt die Stille und das Mein stadiidnll. Er war ja hinweggeriint gewesen aus diesem Leben ins Zeit sose nnd er würde wohl noch einmal dahingehen; wenn er erst wieder ge fund war. . . . Er machte seine ersten Gänge durch die Stadt: iider den Marti, an des Schule und an der Kirche vorbei, da nnch in die Stille zwischen den Gär Jcn vor der Stadt, wo die Bürgers Frauen aus ihrem Ländchen die Fruch n ernteten. · . Ernste änner waren ein psarrnal zu ihm getreten« hatten ihn gesragt, und er hatte Antwort gegeben, aber in seinen Worten war ein sremder Klang gewesen, ais speci che er von etwas Unmiiszigem, Frem dem, Fernemz und sie hatten ebenso zog-hort, swie er erzählte. Als wäre all dies iedten Endes gar nicht zu verstehen von allen. vie zu Hause blie ben. Einmal waren auch ein paar ganz" sunge Mädchen zu ihm getreten, als er am Zaun seines Gärtcheni stand, und hatten seine Erlebnisse wissen wollen; denen hatte er gar nicht zu antworten vermocht; seine Blicke wa :en tveit svrt gegangen iiber sie hin weg. und unter seinem Schweigen was ren sie wieder gegangen. Nun ging er in der Stille und in der späten, aber milden herbstsani ne, und Stille und Einsamkeit wa ren ibrn lieb. Er kam aus die Pro Inenade und ging unter den Linden dahin. Aus dein Jamle wo die städtischen Turngeriite standen, spiel ten Kinder-. Sie hatten Säbel von Holz. helnie« Fähnchen in den hän den und einige auch Kindergetvebre. Er blieb stehen und sah ihnen zu. Da mußte er lächeln, als er sah, wie ihre Seele, begeistert, selbstverloren, im Spiel sich auslebte Aber er erkannte auch, daß ein Kind, daß alle Kinder-, wenn fee auch mitgerissen waren von den Ereignissen der Zeit, doch sast zeitlos lebten; eben in ihrem Spiel; cu- den Ereignissen der Zeit nahmen die Kinder so viel, als sie brauchten, am ibre Seelen groß, begeistert, gläu big zu fühlen; im übrigen aber leb ten sie ganz ibr Leben, fast jenseit der Welt. . . Die Kinder sahen ihn, den Sol daten, lächelten ibn an; der größte von ihnen stellte die Kolonne zurecht, kommandiette: Bataillon marsch! und: Augen tinlki und so zogen sie vorbei. Da dankte er, legte die Dand an die Muse, lächelte und niste. . . Aber schon ging wieder sein Auge weit. Das Ungeheute stand fern; manchmal war es, es klänge ein Ton, ein Dröhnen herüber-, aber es stand fern, wie jenseit; wocheniang nun schon. . . Er war dagewesen, er würde wieder shingehen Wer konnte es hier versieheni Aber da sah er etwas Neues. Jn der Sonne, die schräg herschiem un ter den Linden, auf einer Bank saßen die alten Miit:er, Grasmiitter und stritten; er grüßte sie, und da bat ihn ihrer eine, er möchte sich herze-sehen und ihnen erzählen. Und da icnnte er nicht anders, er mußte das tun. Und als er so erzählte, fühlte er, daß . es wie ein Faden ging, wie eine Lei-! sung von ihnt zu ihnen und daß alle( Freie alten herzen eine Ahnung hatten von der Größe und dem Ueberzeitlisi chen, pas die Erde erichtitterte. i Er iiihite ei. als jede der Alten« ihm er shlte, welcheri irer Entel nnd Reff nett dabei. im rieg, wann He alle zuiest qeschrieben hatten, unvi daß es ans ihren Briefen io getlunsen hätte wie ans dein, was er eben et xii U hatte. Auch waren eint-se schon alle-I, und die Frauen, vie davon erzählten, hatten wohl ein heimliches Zittern in der Stimme . . . Pan-? lass-Wider etwaser Stille, a s In nun Dicke W 7Wwemwus knu- ask c ·I e UAMUM -do?-Unsei nic. U W I I. g Von Linse-te Kisverh U l Die Brit-Its sitt-spie spr Sud Sie han« die tret-m Jus- M. Ihre Augen bliiten unter Träne-; siel lnirschte init den sit-nein die denkka Haare flogen, als erbebten sie rnit iin Zorn —- ihr ganzer Körper war eine einzige große tobende Aufregung. Jin Hintergrunde des Zimmeri stand eine Hof-danie: alt, innig-mit magerer aristotratischer Figur. Sie stand Heis« würdig, rnit entsetzter Seele ob dem, was sie sah. Wie konnte sich die Prinzessiii so gehen lassen! Diese wilde Empörung über den Befehl des Königs — —- — Schlieszlich. was ar es denn beson deres, das Se. ajestiit ihr hatten sagen lassen! »Man wünsche die Frau Prinzessin nicht immer in lila zu sehen. Ein Jahr sei sie nun am Hofe als Gemahlin des Thronsolgers Prinz Philipp. und niemals trage sie sich anders als lila. Man habe geglaubt, sie würde mit der Zeit von selbst davon abtomnien. würde sich kleiden wie alle übrigen, sie falle ja ganz und gar aus den Rahmen mit ihren Kostiiinen Man habe Geduld gehabt, aber nun —- Maiestät wün sche die Frau Piinzessin anders zu sehen: man räunie die lila Gewän der hinwegl« Der ganze has hatte schon längst auf diese Willensäußerung des Kö nigs gewartet. Es war ja auch auf die Dauer unmöglich —- — —- — i i Prinz Philipp trat ins Zimmer. Er war groß. dick. niit seinitielblani ten Haaren und einein raten, gut mütigen Gesicht. Er wußte von dein Befehl des Königs und er verstand diesen Wunsch seines Vaters — ge wiß, ja- es war peinlich, daß die Prinzessin sich so gar nicht anpassen tvnnte. Er allerdings bätte ibr var liiusig die lila Gewänder ruhig gelas sen, denn ei- liebte seine tleine Frau, er sreute sich« wenn sie vergnügt war, und darin —- er war bequem. Aus einandersetungen vermied er gern. »Weißt Du schont« ries ihm die lleine Prinzessin entgegen Er sah die Tränen in ihren Augen und die Fette zwischen den Brauen. Ein Wint —- und die hosdame schwand wie ein Schatten aus dein Zimmer. Der Prinz liess sich schwersällig in einen Sessel sallen und legte niit ei ner großvaterhast « gottergebenen Miene die Hände ineinander: «Ija, mein Kind, mein Vater bat es besah ien . . ." Der Prinz lieb abivebrend die hand: »Mein liebes Rind, er ist der König, das Oberhaupt ver Za inilie. Da lann man nichts tun — was willst Dut« Und er wiegte den mächtigen Körper wie spendean hin und ber. l.Das ist ärbiienilich daß nian mich zwingen wi —- «ioingen..." Und sie drehte die Fauste gegeneinandee· »Sei doch reiniiiistig, Du.« Die Prinzessin sah zum Fenster binauds ihrem Gemahl den Mitten zutebreiid s Prinz libilipp blickte unschliissig zu ihr hinüber. «Run ist sie aus mich auch böse — natürlich', dachte er. «Teusei, diese langweiligen Geschich ten! Jch tann doch nichts dasiir." i - »Gutes Kind,« sing ee von neuem an, «siebst Du, wenn ich Königs Wälc . . .« s Wie von einein Schlage getrossen,; subr die Prinzessiii herum, stieß einen» Schrei aus wie ein halbunierdriicltes’ Jauchzen, breitete die Arme weit aus- » einander und jubelte: »Ab, wenn ich Königin bin. wenn ich erst Königin bin!'« Sie tlatschte in die hände und ries übermütig: »Ich werde lila geben« Du wirst lila gehen- der ganze has wird lila geben —- lila —- lila!« Und sie sprang dem Prinzen aus den Schoß und wars die Arme uin seinen halt-. »Das ganze Königreich soll lila geben — das ganze Kdnigreich soll lita gehen —- -- od, bitte, bitte, ver sprich es mir.'· Und sie driickte sei nen seminelblonden Raps so sest, daß ibm sast der Atem verging .Welch ein Segen, daß sie wieder sidel ist,'· dachte cr nusatmend; und während er versuchte, seinen Raps srei zu bekommen, ries er lustig. dröh nend: »Sollsi es haben, das lila Königreich — no ja- sollst es haben!« Sie strahlte ver Glückseligteii. uWenn ich erst Königin bin...« Und sie begann zu plaudern, fröhlich. ausgelassen, wie ei dann sein würde. Und Prinz Philipp hörte zu. anrü sierte sich iiber ihre drolligen Reden, lachte breit und behäbig u allein, sagte: »Ja, ja!« und ver and tein Wort von dem, was sie sprach An diesem Tage waren sie beide sehr glücklich. Als der Prinz abends sein Schlaf gentach aufsuchte, dachte er: ,Wirl M, ich mus- dieser kleinen Frau eine andere Freude machen —- ist ja ein niirtisches Persdnchem aber zu niedlich war sie heute —- zu nied l s » Im anderen Tage ließ er ganz its-sum de- hpsschaeidkk tin-km »und Wir ein lila Gewand ans We- glänzender Seide. Und als es then nach vierundzwanzig Stun den geliefert wurde, zog er es ganz am Abend an und sing n seine fran. I Die »Mi- as irn Vett, als dte Sie seht-s uegx t Mahl -Ik sit ein rknd starrte Just WMUMFUM Gestalt im Mast-U verwirrte Keins Phi WIL diied unschliisig in der Isnische n. Völker-, tote eine Rippe- eee et den vie-p- nippe de röter und plus-wer als sonst aussah; mit der Rechten hatte er ungeschickt oie langen Falten des Kleides ausge rosst, alt furchte et, darüber zu stol pern. CI woe ihm unt-ewiglich in diese-n Rock. der so gar nicht zu ihm paßte. Er empfand selbst —- dumpf. unklar —: das hättest Du nicht tun sollen. Und dazwischen dachte er: »Wie benimmt man sich nur in sol cheen Kostiirni Soll ich ernst sein oder heiter, oder ..« Ader bevor er einen Entschluß ge soht hatte- schallte vom Bett her ein lautes Gelächter Kein harmloser. kindlicher Judel war es —- nein, die Prinzessin schrie. sie brüllte vor La chen; sie wars sich zurück in die Kis sen und wand sich vor Gelächter; wie ein Lemnos schüttelte es fie; sie biß in die weichen Decken. sie vergrub ihr Gesicht, und konnte es doch nicht ein halten tonnte es nicht diimpsen, dis große, unbändige Lachen. Prinz Philipp ioar wie versteinert. Zuerst hatte er mitiochen wollen, aber dann schien ihm das unsinnig; dieses nicht endenwollende Gelächter ärgerte ihn —- er lain sich selbst so haue wurstmößig vor ,.Mein Gott, so höre doch aus — was soll man irn Schloß denken!« Die Prinzessin bis; sich aus däe Lippen, schielte verstohlen zu ihrem Mann hinüber· schluckte, mürgte — und das Lachen brach von neuem los, nnoushcrltsan.. Der Pruiz wurde ungehalten. Er stand jth dichl am Bett. und trat hilflos von einem Fuß auf den an deren. »So nimm Dich doch zusam men! Mein Gott, ja, eo ist spaß haft, ja —- aber nun iii’s genug. Alto, ich bitte Dich, hör’ auf.« Mit einein Male lachte die Prin zessin nicht mehr. Sie fah ihren Mann an, ganz ruhig. mit einem stil len, nachdentlichexi Ernst. llnd d.inn langsam, mit einer miiden Traurig teit sagte sie-. »Du lannit nie ein König in lila fein.« · Er war froh, daß sie nicht mehr« lachte, obwohl ihrn dieser plötzliche Ernst etwas unheimlich war. Gut mütig, wie beschwichtigend, streichet-e er fe. »Ist ja auch Unsinn. diese ganze lila Geschichte. Jst ja nur ein Spaß.' » Sie legte sich zuriict und wandte den Kopf sur Seite. Ein ruckweiies Stoßen ging durch ihren Körper, wie ein Schüttelfroii, ein-» «Si? wird doch nicht nochmals an ian en zu lachen-« dachte der Prinz äng lich Ind beugte sich über lie. Da merkte er. daß sie weinte. Der arme Philipp war ratlos. Er feste sich neben das Beit, verfluchte innerlich allei, was lila war und da rnit zusamt-reading und benahm sich zärtlich, tröstend, wie ein guter Papa zu feinem rerwiihnien Töchter-hea Das Weinen der Prinzessin wurde stiller. Eine große triibe Mattigkeit jiberiiel sie. Jhr ganzes lila Königreich versank vor ihr. —. »Mein Königreich wird sein wie alle anderen Königreiche —- — — . Philipp kann nie lila tragen —- nein, ei wiire ja lächerlich. Und alle die Jiibrigen am bote, sie wiirden ehenio lotniich aussehen —- — —' ; Sie lag jest still« mit geschlossenen TAugein Der Prinz glaubte. sie J schliefe, und ging leise aus dem Zim mer. llnd die lleine Prinzessin dachte weiter: »Und ich? Auch ich werde wie die anderen fein ——( gerade so — -- Nur manchmal, wenn ich allein bin- ganz allein, dann will ich diete weichen lila Gewinder anziehen — — niemand toll es sehen — —- — — nieenand foll es wissen —- — —- —.,« Heer Uöiebemmchen auf dem Keim-· schau-latet --— Herr Gottlieb Käsebemmckkem der geniale Kriegsberichieeftmeet de-) «Pptschappeler Simnmtiich - Anzei gees", hatte litt-glich Gelegenheit, ein Lager gefangenee seinde zu besichsd gen. Ein franzssi chet Flieget-Offi iet, der sich trotz nllet Mißerfolg-, ieinee Kameraden sehe geringschätzig iibet die deutschen Lititpiloten aug sprqch, prahlte auch Ihm gegenüb-: gewaltig «Pah«, sagte et, »unfetn Regens liinut ihrsdeutichen uns doch nich nochmochenl Der fliegt stundenlan; mit dem Kon nach unten.« »Ei ja, mei lutestes hiiekchenJ et wideete here Käfebemmchem »d hamm Se nu freilich techdz mir Deipichen behalten Se nämlich des Glo städts oben!« O Von einem anderen Gefangenen wurde Den Mitebeenmchen gefragt, was ee von dem Einfall der Fran zosen im Elqu holte. - »Mein Uetöheveitee,« entgegnete er often, »wenn Se ömal wieder so san scheiden Einfall haben sollt-ein dann behaldeu Se’n giinivich dies-et tot sich; ssuid viied nämlich wieder i Ielninll der-abl« Z