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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 1, 1915)
Nebraska Staats- Anzetger und J cerold. Um van ,evN »Im rvsn IW vvff v f Ältjahres Äbørtxied. Silvefteri Etizze von Friede von Boctticher. Schnee überall, wohin das Angel blickt. Felder-. Wege und Gräben be-» deckt eine gleichmäßige, weiße Deckel und die Bäume beugen sich und tra-» chen unter der Last; aber bein Wind macht sich auf und hilst ihnen die Last nbschiitteln, nur wenn einmal eine Kröhe mit mißtiinendem Geschrei ihren Platz wechselt, dann schüttet det. Schnee in dichten Massen hetuntets Die Sterne am himmel flimmern und blinken mit bliiulichem, kaltem» Schein und der Schnee leuchtet und» erhellt vie mondleere Nacht. Es ist um die Stunde der Jahres wende. ; Durch die eisige Winteelälte schrei-; tet ein Wanderer mit gebeugtem Ritt ten und weißem Bart. -" Seine Schritte sind gleichmäßig, wie der Pendelschlag der Uhr und niemals bleibt er stehen, niemaiz blickt er zurück. «Griiß Gott, Meister, wohin so ei lig«i« tust da eine stische Stimme und ein Jüngling gesellt sich zu ihm. mit einem Antlih rein und klar wie ein unbeschriebenes Blatt. Der Jüngling seufzte. »Du hast deinen Lauf noch nicht begonnen und feufzest schon!« sagte der Alte. »Oui« vie wohl heiterer gedacht auf der Erde? Komm in die Stadt, da wirst du auf andere Ge danken kommen. Hörst du das Brau sen? Siehst du den hellen Lichtschein? Dort grüßen dich noch Lichter aus je dem haus und überall sind die Men schen bereit, dich freudig zu empfan gen. — Dort in der schönen Billa, welch heiteres Bildt Wohlstand und Beha gen in den weiten Räumen. Fröhli che, festlich gekleidete Menschen um die dampfende Punschbowle und die Ju gend geschäftig am Kantin, mit vom Eifer geräteten Wangen. Sie gießen Blei, um aus den'grotesten Figuren die Zukunft zu deuten, und sie deu ten. was sie wünschen, und necken sich und lachen — —- was tann die Zus» tunft ihnen anderes als Gutes brinss gen, meinen sie, sind sie nicht Kinder-» des Glücks? Wohlwollend und» freundlich lassen diese Menschen mich ziehen und ebenso werden sie dich be grüßen. Altjahrsabend, Neujahrstag das sind ein paar Feste, an denen man sich gut amüsiert. Sonst nichts Schau, dort im Kontor wird noch gearbeitet. Ein Mann.siht über gro ße Bücher gebeugt und rechnet und rechnet. Finster und verstört sind seine Mienen und seine lband trampft sich zufammen. Jetzt springt er auf und läuft unruhig hin und her. Wie totenbleich er ist. Schweiß steht auf seiner Stirn. hörst du, wie er zwi schen zufammengebifsenen Zähnen flucht: Ein miserobles Jahrt Ein vermaledeitei Jahrt Jch bin rui niert.« »Da bist du schon," sagt der Alte mit Wehmut, »aber deine Zeit ist noch nicht da, eine kurze Spanne ist noch mein, da will ich Abschied neh men von der Erde, ehe ich hinabsteis gen muß ins Reich der Vergangen heit, um dir Platz zu machen. Jch will noch einmal hineinschauen in ei nige häuser der Menschen, will sehen, wie sie meinen Abschied feiern —" »Und wie sie sich riisten zu mei nem Empfang.« unterbrach ihn der Jüngling mit strahlenden Augen. .Wobl werden sie dir entgegenjubeln, wie sie mit mir vbr zwölf Monaten taten. aber auch du wirft viele ent tiiuschen. Wenn du scheidest, wird mancher dir fluchen, der dich heute mit Lachen und Jauchzen begrüßt, manch anderer wird dich segnen, der dir jetzt mit Bangen und Zagen ent gegenbliat, viele werden dich gleich gültig scheiden sehen, doch deinem Nachfolger freudig zujubeln und viele werden sagen: Was ist mir Neuiahri Was ist mir Silvester? Tage, wie andere Tage, und dann legen sie sich aufs Ohr und verschlafen die Stun de der Jahreswende. Sieh, hier in diesem Dorfe schläft fast alles, nur wenige Lichtlein blit zen zu uns herüber. Die hellen Fen ster dort gehören zum Pfarrhaus Der Herr Pfarrer sitzt so spät noch in feinem Studierzimmer bei seiner Predigt zum Neujahritag. Diese Festtage waren eine Zeit schwerer Ar beit siir den alten Herrn, aber freu dig hat er sie vollbracht und mit zu friedenem Lächeln erhebt er sich jetzt, um ins Wohnzimmer hinüber zu ge hen. Dort hat sich schon die ganze Familie versammelt, sie stecken frische Kerzen auf den Tannenbaurn, denn er soll heute noch einmal in ieinemi Glanze strahlen. Vor dem Harmo nium sitzt des Hauses iiingsiei Töch terlein. es bliittert in den Roten und; sucht ein Silvesterlied, aber ihre Au-» en schweifen immer von den Noten; sinauf zu dem jungen Mann, ders neben dem harmoninm lehnt und sein wendet vom Antlitz der rei W raut. »Fort! fortl« Da drüben grüßt mich noch einmal die Lampe aus dem engen, ialten Kämmerleim Die brannte dort auch vor zwölf Monaten und der arme Dichter safz damals wie heute übers seine Arbeit gebeugt und schrieb mit kalten, steifen Fingern. Als ich ein-J zog, begrüßte mich der fleißige Manns mit einem hoffnungsvollen Aufleuch-» ten seiner tiefen Augen, aber ich habe feine hoffnungen nicht erfüllen tön nen. Sein haak ist bleicher gewor den und feine Wangen sind schmäler and Berge von befchriebeneni Papier haben sich um ihn gehäuft. Werden die Silveftetglocken ihm neue Hoff nung ins herz läuten, oder wirst du ihm Mutlosigleit und Verzweiflung bringen?« Der Jüngling schaudert zufammen und der Alte zieht ihn fort. «Sieh’ das Leben in den Straßen, wie die Menfchen wogen und sich schieben, wie die Wagen durch die Straßen sagen, als wäre es mitten am Tage, und dort, aus dem großen, glänzend erleuchteten Saale tönt Tanzmusit. Wie drängt sich die fest lich gepuhte Mel-nah Durch Staub und Dunst hin urch sieht man die Paate wirbeln und sich drehen. Die tanzen aus einem Jahr in das an dere hinüber. Sie tanzen durchs Le ben, solange sie sung und gesund sind —- utid dannli —« . »Sie tanzen durchs Leben,« sagt der Jüngling mit ftiihlichern Lachen und will stehen bleiben, doch der Alte faßt seine Hand. · du, die beiden habe ich sit-l MAin dürfen, die iegnen mich nnd blicken voll froher Oeffnung in die Zukunft· Mbgefi du ihre Hoffnung nicht zu Schanden werden lassen. hörst du, jetzt singen sie mir ein Abschied-lieh Wie es uns nachtlingt in die dunkle Winternacht! Die kna chen mir das Scheiben fchtvet, aber ich muß weiter, die Minuten fliehen. Dort drüben das trübe Lämpchen flattert im Zimmer eines atmen kran ken Knaben. Sieb, tote er sich von Schmerzen gepeinigt in seinem ärm lichen seit bin- und berwirft. Das Lämpchen brennt fo triibe und flat tert fo ängstlich wie fein Lebenslicht So wir es schon vor zwölf Monaten, als is einzug, nnd fo ist es heute, aber immer naht die ersehnte Erlö ku noch nicht. Gott gebe, das du e b- btingen darfst« »Wir müssen immer weiter, vorbeis an Freud', boziei an Leid. NimmeH darfst du verweilen, wo Luft und Frobsinn dich fesseln, immer mußt du vorwärts schreiten mit festem, schwe rem Tritt, bis das letzte Sandlorn aus deiner Leben-Saht rollt. Dorthi« Der Jüngling hebt fein haupt und blickt zunr Turm der nahen Kirche empor, wo eben die Uhr die zwölfte Stunde verkündet, und als er den Blick wieder zur Erde wendet, ist der Alte verschwunden. lioll nnd feierlich seht fest das Glockengeläut ein und braust in mächtigen Akkorden Tiber vie große Stadt und weit hinaus ins Land. sit der Häupter-nacht .Von Carl Busse. sein' soll es warm scin... Wir-s ein Buchenfcheit Den Flammen vor, die schon auf Beute laneml Bald singt das holz its Sterdeweh und - ei , Wenn rote Zungen gierig es um schaue-km Dann watt’ und horch: Dumhps braust schon h.eran Ein Födlein Zeit fielet al- votn en- gen Ein neuer bFaden simltet sich langsam an, Machtvoll egtiiszt vom regnen Sturm der Glocken. Wie manches Mal nintsolcher Wende Ich Gab ich dem Altfahr feiernd schon Ge leitle Bald waren Sterne hoch im All ent fa t, Bald trieb der Sturm nur Schnee-ze wölt ins Weite. Doch jedesmal sprach groß der Türme Mut Und üderlant scholl Jubel ans den Und immer stieg aus Ist-einem setzen Ein wilder Wunslia dem neuen Jahr ent gegen. Dni eine allt· in seiner Munde Kreis Mein ssen fegnen und zur Reife bringen, Sollt· mir de« Lorbeers kühlen Sieges drei-, Den immergrünen, um die Schläfe schliimenl Ein andres sollt« um junge Liebesnot Sich blühend stelle-i wie ein Riesen ruhn-kein Und in den Grzllana. der ihm Will komm bot, Rannt’ ich ihm sehnlich einen Mäd chennamcn. O Nacht der Wende, wieviel Wünsche . trug Mein Herz dir sul Wie viele sind » verlodertl Wo iit ein Jahr, das keinen Traum erschluqu Wo ist ein Jahr, drin keine Hoffnung rno dert t? Und doch — was tntst Schau nicht, was dir serrannl Häng deine Sehnsucht neikliiubig an das Die Zukunft lockt. diktiqu stolzes Ders, okan Bleidst du dir treu, hält anch das Jahr dir Treuel Die Mohltäiterim Silvester-Stizze von Helene Lang-Anton. 444444 ----- Frau v. Semlcr saß an ihrem Schreibtisch und erledigte ihre Kor respondenz. Sie seusztr. Es war tnglaublilh was ihr die Wohltätig teit sür Lasten auserlegtr. Selbst Unannehmlichleiten wurden ihr nicht erspart, denn es gab gehässige Men schen, die ihre Wohltätigkeit Ver gnügungssucht, Strebertum nannten. Trotzdem taten die Leute ihr Un recht, denn sie hatte ein warmes Herz für Arme und ihre Not. Und deshalb liesz sie sich immer wieder finden, wenn man sie suchte. Sie niimte, sang und tan te, verkaufte; tsnd arrangierte Vor ellnngrn slirl Waiseniinber, Witwen, Blinde, Taub-! stumme — rukz iiik ane, vie hun( brauchten. Sie war Witwe und hatte teineH Kinder; und das war wohl der; Grund, daß man ihr gar Teine Ruhe eiesz. Sie hatte sast nichts mehr ron ihrem schönen, behaglichen Heim. und so war die Sehnsucht nach Ruhe und Einsamkeit gekom men. Auch heute, kurz vor dem Silve mrbalh der siir die Veteranenspenbe Königssaal stattfand, und zu dein sie Bilder gestellt hatte, laut diese Sehnsucht wieder ilber sie. Sich in hie ei enen traulichen vier Wände rinnta einspinnen, sich selbst leben zu ksnnen nnb von dem ganzen Tru M Dosten und Treiben da drau ßen nichts hören zu müssen, wäre köstlich, wäre traumhaft schön gewe« im nSie fühlte sich noch immer müde utTt abgefpannt von der General-l ptpbe und doch mußte fie nach der Jungfer tlingeln, um sich bei der Toilette zum Silvcfterball helfen zu lasen. " Es war ein Silvestetball wie alle, voll Frohsinn und guter Hoffnung für das nächste Jahr. Den Höhe punkt bildeten die lebenden Bilder. Besonders das lesth die Heimkehr der Sieger, begrüßt von Frauen und Kindern, wurde jubelnd aufgenom men. ; Frau v. Semler war mit sich zu .srieden. Sie fühlte, daß sie etwas Gutes geleistet, und das war ihr Ynkehr als das Schmeichelhafte, das ihr gesagt wurde. Da trat Prosessor Lohr mit seinen beiden Kindern an sie heran. Er litßte ihr die Hand und sagte bewundernd: »Sie haben Jhre Sache vortrefflich gemacht. Die Bilder waren tadellos gestellt und wirkten samoö.·« Und mit einem Blick auf das fünfjährige Mädchen und den achtjährigen Jungen fuhr er fort: «Verzeihen Sie, gnödigste Frau, daß ich Jhnen diese lleine Gesell schaft hier bringe. Aber da ich sie nur auf Jhren Wunsch im letzten Bilde stehen ließ —- Sie wissen, ich bin dagegen, daß Kinder zu früh et was von der Welt und ihrem Schim mer sehen, außerdem gehören sie um diese Stunde ins Bett —- so müssen Sie sich schon gütigst etwas ihrer an nehmen« Frau v. Semler errötete leicht und neigte sich liebevoll zu den Kindern. Jn demselben Augenblick schlug die große Standuhr im Erler, in den sie sich zurückgezogen, zwölf. Ein »Prosit Neujahr« aus Hunderten von Kehlen schwirrte durch den Saal, Gläserllirren, Wünsche wurden tout Draußen läuteten die Glocken das neue Jahr ein. Endlich sagte Frau t-.-Semler verwirrt, vielleicht aus dem Bestreben heraus, die Situation zu verändern: »Ich wünsche Ihnen alles Gute und das, was Sie sich selbst wünschen« »Wirllich?« Er hielt ihre Hand fest. »Ich habe nur einen Wunsch, wollen Sie ihn mir erfüllen-« »Wenn —— ich tann —·« »Man nennt Sie eine Wohltäterin.« »Sie sind doch lein Bedürstiger?« »O doch. Nie liinnte sich, gniidige Frau, Jhr Wohltätixiteitssinn mehr betätigen. Glauben Sie nicht, daß et- eine unendlich grosze Wohltat wa re, wenn Sie zwei arme derivaiste Minder an Jhr Herz nehmen, an ih »Isen Mutterstelle vertreten würden, lwenn Sie in ein verödeteg Haus wie der Glück und Behaglichleit brächten? Jch rede gar nicht von mir, denn was ich für Sie.empfinde, wissen Sie lange —- lange.« Die junge Frau stand stumm da. Die warme Bitte fand den Weg zu ihrem Herzen. Noch zögerte sie. Da rief er die ltiiider: »Helft mir bitten!« Verständnis-eins sahen ihn die Klei i-en an. Dann riefen beide aus einein Munde: »An-, bitte, bitte, tue doch, was Papa will, er ist so eint-" Da war sie überwunden, und leise flüsterte sie ihn-. zu: »Ja, ich will. Jch will den Kindern eine sinte Mutter sein und Ihnen eine ver-s ständnisvolle Frau. lingt es mir, und ich dringe Ihnen und Jhren Kindern das Glück wieder: ins Hauss« Jn schnell erwacier schlang die Kleine die Aermchen uiii ihren Halt-, ivkihreiid der Junge sich an sie schmiegte und sich an ihre-n Kleide festhielt. Sie hatte ihm die freie hand auf diig loaige Haar ge ugt, und als sie so dastand, eng ver eint mit den Kindern, ging ihr eine wunderbare Empfindung durchs Herz Professor Lohe unifiisste niit strahlen den Blicken die liebliche Gruppe. Wnenf drängte es sich iiber des Professorö Lippen: Das ist ein le bendeö Bild, wie es schöner nicht er dacht, nicht gestellt, nicht gemalt wer den tann. Und wissen Sie, wie ich dieses Bild nennen ioiirde?'« »Nunf« »Die Wohltäterin«. Und auf das kleine Mädchen weisend, des fen Köpfchen an ihrer Brust ruhte, fette er hinzu: «Finden Sie via-t daß dies der schönste Orden ist« Da lachte fie, drückte die Kleine fe ster an ch, reichelte noch zärtlicher die blon en ocken des Ju en and sagte: »Sie haben recht. nd da diese Detoeatton von Jhnen kommt, to ist es mer billig, daß fortan niir in Fhrein hause die Wo ltiiterin sein wi Hoffentlich ge- » Zäknichkeit f Neujahr bei deg Kalmiitlm Von Hedda von Schmid· Die Kalmiicken, die in der süd rufsifchen Steppe, an der Wolga no-. madisieren und sich zum Buddhis-! »was bekennen, feiern alljährlich vier große Feste, welche man als die Feste der vier Jahreszeiten bezeichnen »iann, da sie in das Frühjahr, in den jSominey Herbst und Winter fallen. f Das Winter- oder Neujahrsfeft heißt »Sullah« und wird Anfang Dezember begangen. Es wird zu gleich als das Geburtsfeft eines jeden Kalmücken betrachtet, denn bei feiner Geburt gilt ein Knlmüclentind als bereits ein Jahr alt und feiert nm nächsten Sullahfeft, auch dann, wenn dieses am folgenden Tage ftnttfindet, feinen zweiten Geburtstag. Die Kalmiicken haben eine andere Zeitrcchnung wie die gebildeten euros päischen Völler: sie messen die Zeit nach Perioden, die aus je 60 Jahren bestehen; ein jedes Jahr hat aber auch nicht mehr oder weniger als 12 Mo nate, welche sämtlich Tiernamen ha ben. So heißt der Dezember ,,Barsch«, der Januar »Hase«. der Februar »Drache« usw. Auch die Jahre selbst haben besondere Namen, die etwa auf folgende Weise zusammengesetzt wer den: ein Jahr heißt der .,Wassee drache«, das nächste der ,,Eishase«. Die talmiiclifche Priesterschaft no madisiert in Zelten, welche immer in einer größeren Anzahl beisammen stehen und mit dem Saenmelnamen ,,Hurull« bezeichnet werden· Dort werden die großen Jahresseste mit besonderem Pomp und unter aller hand religiösen Zeremonien gefeiert. Das Volk der Kalcniielen ist in zahl reiche Stämme eingeteilt, jeder Stamm«besitzt seinen eigenen Huruli. Warum das Sullahfest, das mit dem russischen Neujahrsseft in gar keiner Verbindung steht, just Anfang De zember begangen wird, darüber exi stieren leine sicheren Daten. Wie es heißt, soll es zur Erinnerung an den Geburtstag eines großen buddhistis schen Gesetzgebers gefeiert werden. Am Vorabend des Festes werden von den Priestern aus den Zelten, in welchen der Götzendicnst abgehalten wird, große, mit weißen baumwolles s nen Tüchern bedeckte Tische aufs ireie Feld hinausgetracien und in einiaer Entfernuan vom Hurull ausgestellt. Die gläubigen Beter, die aus allen Gegenden der weiten Steppe zum Fest herbeigeströmt sind, bringen kleine, runde, aus« Weizenmehlteig ge sormte Schälchen, die mit Oel ge süllt sind und in welchen ein Dochl steckt. Ein jeder dieser aus Vanmtvollen·» säden hergestellten Dochte besteht aus ebensoviel Fäden, wieviel Jahre der Besitzer des Schälrhens zählt. ( Jeder Familienvater, der das Stil-i lahsest begeht, hat ebensoviel Schäls then auszustellen, wieviel Häupter sein Zelt birgt. Während vor den Alt-i ren dem Buddha und anderen Götzen Opser in Gestalt von Mais- undt Neislörnern, von Gridmiinzen nnd Muslatniissen daraebracht werden« während die andächtige Menae Ge bete murmelt, zünden die Priester die Dochte in den Oelschnlen an: brennt ein Flämmchen hell und ruhig, so ist es ein Zeichen, daß das kommende Jahr siir den, dem der Docht gehört, ein in jeder Beziehung glückliches sein wird; slackert das Lichtchen jedoch, oder erlischt es gar, so gilt das als ein böses Omen. deutet aus Krank heit nnd Unglückssälle, wenn nicht gar aus Tod. —- — -Yrosit-AN Aeusasri Nach und nach flammen überall auf der Steppe und in allen Hurullö und in den »Hi-tons«, (wie die ge wöhnlichen Zeltlcsmplexe heißen) Lich ter auf... die Priester Unvollkomm nen die Jllunsination, indem sie auf dem hölzernen Ring an der Spitze des Zeltdaches Schälchen mit brennenden Dosyten befestägen . . . Die schneelose Sieppennacht ist frostllar —- die Wintertage in jenem sklimn sind mild, die Nächte dagegen recht kalt. Diese Jlluminution in der öden Ebene ist von einer eigen zottigen poetifchen Wirkung Allmählich geht die religiöse Feier in eine ·weltliche über... Der reiche Herdenbesitzer, der kalmiickische Edel Inann, hat die settesten unter seinen Schasen schlachten lassen —- eB wird Ziegeltee und Schassleischbriihe de rettet, man nascht von den in Fett geschmorteri kleinen Kuchen aus Weizenmehl, trinkt süßen Litör, der iin nächsten Russendors vom Schaut wirt erstanden ist, und den selbstge hrauten Wermuzbranntweim den dir Kalmiicken, trotz seines fürchterlichen Geschmacks, allen anderen Getränken vorziehen. Auch die Armen unter den Kal rniicten, die als Arbeiter aus den Fischereien an der Wolga und am Kaspisee tiimmerlich ihren Lebens unterhalt erwerben, schlachten am Sullahsest ein Lamm... Man ve sucht einander in den benachbarten Zelten, die Klänge des primitiven Musikinstrumente, der hölzernen ,,Valalaika«, werden laut, und wäh rend die Dochte in den »Sullah Schälchen« mit kleinen Flämmchen brennen, daß es aussieht, als wären unzählige Glühwtirmchen über die Steppe verstreut, steigert sich die Fröhlichkeit in den Zeiten. Man beglückivtinscht einander zum neuen Jahr, man tanzt den unschö nen NationaltaiU, der eigentlich nur aus Gliederverrentungen besteht, man singt in langgezogenen Tönen recht unharmonisch, wie die Musik der Kalmiicken titerhaupt ist. Allerhand Gecirr der Steppe, durch »den Feuerschein herangeloclt, schleicht herbei, gedeckt durch hohe Dornen ibiische und Wermutstauden —- —aus einem entserntercn, sanft ansteigen den Hiigel lugt ein hungriger Steti Penwols nach Beute aus... er wagt sich jedoch nicht bis zu den Schlaf hiirden heran, die sich in unmittelba rer Nähe der Zekte befinden. lieber einem See, den eine ganz dünne, glihernde Eisschicht bedeckt, steigt langsam Der Mond empor — er sieht bleich ask-, denn die Jllumi nation zu Ehren des Sullahsestes be herrscht heute die ivinterliche Ebene. Das Gebet in den Zelten der Priester ist verstummt, ein Flämm chen nach dem anderen erlischt... Die Fratzen auf den Götzenbildern, die im Feuerscknin noch unnatürli cher ausgefehen laben, sind von Fin sternis umhüllt . . . Jrn trockenen, gelben Schilf am Seeufer kreischt ein Wasservogel... Allmählich erstirbt die Helle... Die monotone knlmiislische Tanzmeise ver stummt — — Irr ihrer wunderbaren Majestät, die Größe der Natur über wältiaend offenbarend, schön in ih rem nächtlichen Schweigen, das Sil berlicht des Mondes über sich, ruht die Steppe, bis ein blassek Morgen aus dem dunstortigen Gewölk, das sich im Osten zusammenballt empor steigt.