Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 18, 1914, Image 20

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    «-«·.-k---Ite M
F
Ikovege von sa. Gabe-.
I- heiden schüttelte sich vor
als er den seief feines
J wes Iris Schutze zu Ende gete
Mie. Den ganzen naiv- treu
Eharetttee seiner heim-ti
priigten diese Zeilen zum
- risienen Bilde. Sie rnntetes
, II sie ein Biis aus verschmitzt
III-Indem ndterscharfen siege-.
, Jst-IMM- - schmerzt-site Deus
Nishi-riet Hände Ja fchsöngei
engen Schntdnchsiaben stand de
sitt oetn genuweißen, holsartigen
gingenfbogzin Jlnd nun muß ich
noch mitteilen. lieber Freund
.die Minna heuer ihr Gut jeßt
«re.i-Vetoininen hat. Sie de
ines-oft, ich mag sie sehr gern
Siden. Sie weiß sich zu venehmen
read isi nicht ohne Bildung. Und da
. ·t sie nenttch gesagt, daß sie gern
Hinten möchte· Da habe ich gleich
In Dich gedacht. Sie wird so nn
in. dreißig sein, vielleicht auch etwas
weniger, genau weiß ich das nicht zu
innen. Sie sagte auch, sie möge Dich
sehe gern leiden. Also — greif« zu!
Um schntdenfreies Gut ift etwas
cis-tot Schönes-. Du weißt in, der Jms
s- nhof liegt dicht an der Elbe«
Deine Heiden legte die band vor
du- Stirn Ja er enttann sich des
cis-tec; er tannte es. Ei steckte kein
du« großer Reichtum darin —- to
m: nie viertausend Mart jährlich wür
de gis wohl bringen. Ader — Minna
Heiter? Keine Ahnung hatte er mehr
von emein Mädchen, daß so hier«-»
Mögtich war es ja, daß er sie schen
irgendwo gesehen hatte; vielleicht als
bewi, ooer bei der hochzeit seine
Vriiers im vorigen herbst. —- Sie
tot-me ihn. Und sie mochte idn gern
seinem ..
Wenn ihr wollt, könnt lhk doml
lu« bleiben oder das Gut verpacheen
und nach Berlin ziehen", hieß ei dann
weiter in dein Brief. Deine heiden
ursektam die Lachlnst von neuem.
Mist in Berlin leben —- an oerSeite ei
nsc- Dorfschönen von zu Hause, mit ih
res unerfahrenen Fragen, die sich mit
ihren Loiletten von der vorteytentlliode
ist-erat! tm Freundeskreise vlamieren
nosisztel Unvenlbarl Wenn er sich
a- der Seite einer Frau sehen tieß.
dann mußte sie elegant sein« schnt
sen —- sehr schiet sogar, sonst ver
nichtete er lieber. Er gehörte nicht
gis-jenen Männern, die in de: Frans
ein Unentbehrltches Attribut der Le
hrnägliietes ftir den Mann er
bucken viel eher war er geneigt,s
sie als ein Notwendiges Uebel« Jus
tezeichnen mit dein sich der Manns
even adfinden mußte. Sie warens
aberall im Wege, überall! Und fest
inntete die zu hause ihm zu, daß er’
seine Prinzipien, seine schöne Frei
heit, die zwanglose Ungebundenheit
seine-l Junggesellendaseins aufgeben
sollte um einer heiratsluftigen Mal-il
essen-Z willen? O du heilige EinfaltH
V, wenn sie ’ne Million gehadts
Tinte «
»Gelassen faltete er den Brief zuil
samtnen und steckte ihn in die Ta-!
sche, und das leise, belustigte Lächelns
lng noch immer auf seinen LippenJ
me et i-: ver hochan saß, die ihrs
dem Osten der Stadt zufühtttz wo erj
um leitender Jngrnienr rn einer Mai;
Wams-one michs-listige war. s
Von alters her waren die Bauern
vom heisenhoi genial veranlagt ge
wesen· Mani- selten Stiiet heim-ris
wisst, das von ihrer hand stamme»
cui-ed sorgsam verwahrt in Privat-l
fommlungen nnd Maseen; sie hatten
alte, angeschnit, aus natürlicher Be
sinnung, ungeborener Intelligenz her
aus, mit den neuen Errungenschaften
der Technil sich mühelos zurechtgefuns
den nnd dabei dennoch die altetprobs
ten. Fäuste der Vorfahren heilig ge
spalten und weitergepslegt, und jeder
von ihnen hatte eine liebe, stille Be
schäftigung fiir die abendlichen Feier
scanden die allmählich zur Kunst ern
e-o:wach·s, weil die Sonne der din
zsiibe die seltene Blüte des-hien. Die
::o«fsel, die Deine- Sroßvater ge
« nikt hatte, wenn er nach vollbrach
Issewett am herd saß und tmit
Seit-M fMtchdschk Wuchs
te, wurden schon Fast von den
aslielrhabern and nunlern mit
Gold aufgewogen
Jn Heino Heiden, den letzten
, kapß der Familie, ekeiste das Brut
des Erfindekg und des Künstlers
mit so zwingenden Gewalten, daß es
eha hinauölrieb aus der beschanlichen
Nu des heimatlichen Doker in den
mir nden Trabel der Großstadt.
Ge, see zwei Drittel feiner Kinder
juyke beim Hüten der Schafe aus
sonstiger beide nettes-kamt hatte, ward
nlöflich von Leu-eier von Wissens
drang gepackt. Ja ein paar Jahren
hielte er an Kenntnissen nachgeholt
was andere tanin in dein Dreifachen
on. Zeit erreichen. Den heidenhsof
halte et bewachten
s Aber da, we das Genie seinen;
Ast-sit aufgeschlossen het, ils die.
» ans den- Reich verbannt.’
, heidens schwache Seite watj
Uessnttlichkeit Er spat ein wenig
LIM. So kam ec, daß, als er
seines Freunde Fels schulze In
Weiten Poeten endl« set-rieb,
U et ans den heieaaimf lag nicht
einsehen könne, da et seine Freiheit
M goldenen Wein verziehe. Min
no Denkt längst anderweitig verhei
tatet war. Sie schien wirklich keine
Lust gehabt zu hoben. noch lange i
watteir. .
I .
l Our-stets — Sind-sep— Junge
argentino —- Zoftos —- Markte Bru
silienne — dazwischen vereinzelt ein
Bolzen ein stier. deutscher Rheinläni
der Deine seiden pkäfte ersi
rnertiuur die Tanjfotse auf seiner
Karte. Es war zum Wielnz
rein zutn Auen-achten war est Da
hatte er nun, ein Stürme tote irns
mer« nicht eher Ruhe gehabt, nie bis
die ganze Fausten-te voller Reinen
iinnd —- und fest führte ihm fein
Freund, der lange Dotter Wulsserx
eine Dame zu eine nicht mehr
ganz junge, aber sehr elegante Dusf
.. zum Tangp tvie geschaffen:
D:r schlanke, hohe Wuchs, geschwei
dig bis ins feinfte Getent von einer
süßen Anmut der Bewegungen vor
nehm und diitinguiert, und dabei
durchaus nichts. von hochmütiger
Steifr. Viict und Rede frifch und
natürlich; der herbe Duft seiner Dei
mai wehte ihn an. Da waren Aus
drücke, die er einst nli Kind aus
dem Munde seiner Mutter gehört
jhnttr.
Sie war vermählt. Sein Freund
;t-.-atte sie ihm als «Jruu Nordt« vor
gestellt —- — ordt, ein bekannter
Ytame Eine de größten Maschinen
fabriten Hunnoveri trug diese Fir
mu.
I Aber zu seinem Staunen erwiderte
sie die Frage, ob der betannte Groß
Industrielle ihr Gotte fei, mit einem
!
. iächelnden Reinc
.Metn Mann gehörte einer Zweig
linie der Familie an', sagte sie.
.««Sein Name ist neben dem des ge
waltigen Bruders tuum ans Licht ge
tommen, wenngleich auch er ein flet
ter Geichäftimann wur. Seine Firma
besteht auch got nicht mehr ; fie ist er
loschen mit ihm.«
Er finste, fah sie befremdet, fra
gend an. «Gnädige Frau, Sie
nnd
.Jch bin Witwe", gab sie leise zu
rück, «bereits seit zwei Jahren. Wir
waren nur ein Jahr verheiratet«.
Wie siiß die Geigen singen! Wie
der harte Rhythmus des Tango die
Nerven peitscht, das Blut m Wallnng
bringt! Heino heiden möchte sich
sekbst ohrfeigen, daß et so voreiiig
gewesen ist und alle Tänze vergeben
hat. Erregt dreht er die Tanztaxte
zwischen den Fingern.
Da tritt der Oberleutnant Merient
aus ihn zu» rnit tnapper, rasch zu
riiaschnellender Verbeugung.
«Bitte vielmals nrn Vergebung,
Herr Oberingenienr. Meine Schwe
iter Margarete ist rnit der Mutter
nach hause gefahren, da diese sich nn
paszlich fühlte. Sie läßt sich ihrem
Tanzpartner ernpsehlen", sagte er in
leise schnarrenden Lauten.
«Oh — ich bedauere nnendlich«, er
widert heino Heiden zerstreut, und
blickt gleich wieder auf die Karte.
Brer Tänze hat die kleine Marga:ete
Merienö bei ihm gut gehabt. Er
wendet sich wieder der schdnen Frau
zu, die inzwischen knit Doktor Wuls
sen in leisem Geplauder abseits ge
standen hat.
«Sind gnädige Frau noch fiir den
nächsten Walzer srei2« fragte er.
Sie lächelt —- aber es sliegt wie leise
Wehmuth iiber ihre Züge.
»Ja — den Walzer habe ich noch
Jctx bin hier ganz fremd, und Doktor
Walffen, dessen Frau mich bat« mit
ihnen das Fest zu besuchen, ist so· an
ßerordentlich in Anspruch genom
men«
heind beiden greift nach ihrer
Tanztarte, sieht lächelnd auf die fast
noch ganz leere weiße Fläche neben
der Tanzsolge.
»Als-) —- zunächsi den Wiener
Walzer —- und dann den Tan
ga —- -- ja, gnädige FraiM
Da hebt sie die hand rnit scheuen
hilflosee Gebärde.
»Den Tango kann ich nicht tanzen.
Ich bin überhaupt keine geschickte
Tänzerin tanze nicht seit mehr
als drei Jahren«.
«Ei wird schon gehen«, erwiderte
er gutmütig, aber man hört die leise
Enttäuschung ans seinen Worten her
ant. Dann schauen wir eben ital
zu wies die anderen machen«. Er
trihelte seinen Rennen viermal ans
vie Tanztarte, bei allen den Unzen,
welche er Margarete Werten- zuge
sptvchtn Its-M «
Das Orchester intoniert den Mal-«
zer. Es sind die alten, lieben Weisen
»An der blauen Donat-" von Strauß.
Heinn Heiden legt den Arm um seine
Tänzerin — so leicht, daß sie die Br
riihrung taum spiirt und den
noch geteitet er sie sicher und gewandt
durch das Gewirr der Tanzenden
Sie hatte gefagt, daß sie im Tanzen
nicht geübt sei — und er mertt es
sofort, wie recht sie hatte. Aber ge
rade dieses hilflose, e an den
Schritten der kleinen Ehe, die das
glatte Partett tautn zu streifen schei
nen, entzückt ihn, und die natürlikhe
Anmut ihrer Glieder-, die sich feiner
Führung willenlos anpassen, gewährt
ihm einen reinen Genuß, ein ästheti
iches Behagen, wie er es kaum bei
einer Partnerin empfunden hat. Eine
Xeichte Röte liegt auf ihrem feinen
Gesichtehem aus dein die geisiwcem
»Ist-haften Augen zu ihm emporleuchi
«ten. Und et dentt dahei: »Das Tun
sen niit ihr isi ein Genus —- — ek
.Deni-Tanze-3usihcuen« an ihrer
Seite wird ein noch größerer Ge
nus ieitt«.
Als er sie mit tiefer Mung
an den Tisch des Dotter Wissen
zukückgtleiiei Qui. bleibt er noch einige
Minuten phudetnv neben ihr sieh-M
bis sich das junge Ehepaar W zu
ihnen geselle hat.
Zuin nächsten Tanze — einem
Tuns-stet- - hat er Frau Dotter
Wulssen zu führen. Ihre Schritte
sind ekatt und verraten fleißige Schu
lung — und dennoch sintt vie ser
gleichende Schale zwischen ihr und der
groziöien Freundin zugunsten der
Letzteren nieder .
- .Sie kennen doch Frau Nordt be
Ireitj von früher?' fragte Lurie
JWulssen ihren Tänzer. Er richtet ei
nen erstaunten Blick auf die Its-gerin.
.Richt, daß ich wiißte«.
Aber doch!' protesiierte sie mit
aller Energie, die sie sich während
ihrer zweijährigen Ehe errungen hat
,.Sie sind doch heimattinver -;
Jtachbatjtinderi Meine Freundin
sinnnni vom Jnnnenhpi, den sie nuchj
jetzt noch hesiii. Als sie sich daheim-I
me, wurde has Gut in Pacht gegesl
ken, da vie Fabrik ihres Mannes in»
der Oberlausih log. Aber in jedem
Herbst, wenn vie Heide blüht, ist sie
auf einige Wochen in die Dei-nat ge
gangen«.
Und ihm ist, als sersiiite plöhlich
der gleißende Festsaal mit all seinem
Schimmer und seiner Herrlichkeit.
atr gleite sein Fuß über rotes, duss
tendes heidetraut, und im Arme
halte er ein zartes. blasses Mädel
chen, feingliederig, wie ein Etschem
mit großen, duntlen, sprechenden titu
gen in dein schmalen Gesicht —- das
Minchen vom Jmmenhof, mit dem ei
gemeinsam über die Heide tollte. —
.Ach!« sagte er. Es tlingt wie
beriräunit. Und dann schweigt er
wieder still.
Die junge Frau Doktor ist etwas
s.nttäuscht, weit ihr Partner heute so
itberaus einsilbig ist. Gleich daraus
isi sie ihm aber wieder dankbar siir
sein Schweigen. Die Tanzschritte er
fordern ihre ungeteilte Aufmerksam
teät; denn sie weiß es: heino Heiden
mit seiner Tänzerin ist stets das
meistlieodachtete, meistbewunderte
Paar im Saale. Ein einziger fal
scher Step könnte sie um alt ihr Re
neinimee bringen.
Der Tango, dieser seltsamste aller
Tänze, der den Gliedern scheinbar ein
ruhiges Bewegen gebietet —- iiiid bei
dem dennoch die Nerven zarten, bei
Dem jeder einzelne Blutstropsen in
Aufruhr geth!
Ein Meer von Glanz und Licht
darchflutet die weiten Festriiucne.
Bei-n grellen Schein der elektrischen
Lampen. bei dem langsamen Bon
der-Stelle-Bewegen oer einzelnen
Paare, tann man die Bewegungen
der Tänzer, die zierlichen Neigungen
und grotesken Verrentungen der Grie
der beobachten bis ins tteinste; kann
den eigenartigen Schnitt der Meiner
studieren, der oft dicht an die Grenze
des Möglichen streift. Nur wenige
Paare sind es, die den Tango zu
tchauend genießen. Wie ein Rausch
ist es über die ganze Gesellschaft
getommen. Jeder möchte mitinachen.
ilnd wenns auch nur drei, dier Figu
ren sind, die er den anderen abge
guckt hat.
»Ich möchte ei auch tönnen«, sagt
die junge Witwe zu ihrem Begleiter,
der sie aus einen Plan geführt hat,
den dem aus inan »den ganzen Kreis
der Tänzer über-schauen tann. »Aber
es ist gewiß recht schwer! Meinen
Sie, daß ich’s noch erlernen tönntei«
Und er antwortet, mit einein tiefen
Blick iiber ihre graziöse Gestalt hin,
die das lichtdtaue Erepegeioebe um
wtsgt wie ein Stint seines sonnen
durchleuchtenden heimathimrnets:
·!iein, tiebe gnädige Frau — das
toiire nichts firr Sies« Der Gedan
le, sie dei diesem Tanze an der Seete
eines anderen Tänzers zu wissen«
verursacht ihm fählhares Unhehagen.
Leise fahrt er fort-. »Ich meine über
haupt, das Zuschaue- set der ges
szere ieGenußtiei diesem can-f
iesieht ihn voll und groß sit.
»Sie haben den Iang- schpn öfters
getanzts«
·Bis zum Uebekdruß«, gibt et zu-T
rück. Jeyt wird es ihm auf einmal
klar, daß et den ganzen Strudel der
Feste recht gründlich satt hat« Es
hat ihn eine Zeitla erfreut, das
tolle Leben; aber diee Freude ist
vergänglich wie die Rosen, die im
hear der schönen rau neben ihm
langsam sterben, ten wellendek
Duft zu ihm hetiiberweht. Schwei
gend schauen sie eine Weile iibet oea
Tanzsaal hin. Dann wendet ihm
Minna Rotdt ihre dunllen, aus
dtucksvollen Augen su. Und ihre
Stimme zittert leise, als sie spc’ t
«Bei mir in der Deimat gibts Wie
ien voll blühenden Veidelitautes, mei
lenweit schimmern da in diesem
bläulichen Rot. Und datiiber hin
ganleln Ialtec, bunt nnd sorlseniatt
alltge Bienen und unge
schickte Ka ek. ·- - Sie lacht plag
lich leise auf. »Seht Sie nue —
getade so wie das dunkle paar dort
d:iiben!« Idee dann wird sie gleich
wieder unsi- ,Man soll nicht peit
ten«, sagt sie. »Ein iedet ma t ei
so gut, wie et lann.«
»Nein. — mai man nicht kann.
soll man fein insenk widetfptiqi ee.
Jstin ungeschiätes Täufers-at tunn
den ganzen Tanzfnql verwandelt-I
aDer Tanz ift ein Ausdruck der
Feende«« feste sie entschuldigt-d und
siegt ihn wieder voll an. Bei mit
da im tennt man deine Tanzftunde,
leise Mein-se — nichts derglei
chen — adet gelangt wird den
nvch'.
lind nun send sie plöilied deide da
angelangt, wo ihre Gedanten —- hold
unbewußt — schon den ganzen Abend
iidee weilten, von dem Moment an,
da sie sich in die Augen blickten —
dei der heimat, und das traute «Du'
dee Kindes-seit lpmmt ddn feldft iivek
die Lippen. Sie sprechen von den
Feldern nnd vom Walde, von den al
ten Hänietn mit den tief hetaddans
.genden, strohgedachten Giebeln, und
Iren lieben, feinen nachdenklichen
IMenichem die darinnen wohnen.
IEine flüchtåge Röte hufcht ilvee the
Gesicht, als et de· Freundes Fritz
Schutze erwähnt. Ach — dee!' sagt
sie mit leisem Lachen. «Da- ist so
ein echte- Qtiginall Denlen Sie
Haut, et wollte mit damals. vor dcei
Jahren, den passenden Gatten seldst
auiiuchem aber dann letnte Ich zum
Rück meinen Mann auf einem Ball
in hannovet tennen.«
yetno Vetoen atmet aut. Gottiov,"
sie ahnt ei nicht, daß er es that, der
sie damals »Men« ließ.
»Ich habe Sehnsucht nan der Hei
matl« sagte et träumerisch. «Sason
lange bot-its in mir danach tote ein
tbtperlicher Schmerz«.
Und sie sagte daraus: »Mich siehst
auch toiebet hin.«
Da reicht et ihr mit plöhlichem
Entschluß die hand. «Gehen wit
zwei zusammen, Minnen seh habe
mich schon lange tnit oetn Gedanken
getragen« dort in det Riihe unseres
ceimatbottes eine Fabrik zu bauen
sil: bie hetstellung von Motoren, de
ten Patent ich mit jüngst holte.
Wenn ich mit bisher die Ausführung
riese- Wunschen versagte, so war
meines Lebens Einsamkeit dantn
schuld. Jn unserer hetmat muß ntan
ein heim haben, mit lieben Menschen
darinnen, wenn man gliialich sein
totll.«
Sie senkt den Kcsps unb sagt
»,Ja!'·
«Minna!« hebt er von neuen an·
»Nicht weit vom Heidenhos liegt ein
Etiick braches Land, groß genug. um
einer Fabrik Platz zu geben. . « und
tn meiner Vater hauj lebt es sich
gut zu zweien, so schön, toie nirgen
sonst in der Welt.'
«Oh!« meint sie ekgliihend, «ba
toitb die haubstatt wohl iht Guts
finden. die ou bit hineinsiihkst.'
Und er daraus leuchtenden Auges:
»Ja —- du sollst glücklich tnetdettl«
Uns stüttnisih drückt er thte band
an sein herz. indes die lehtcn Tone
des Tango verklingen.
L
pie Zuges see Deus-.
»Ja meine Wohnung sammt dieses
Bild nichi!« erlliiite Frau Morie
im Saale der Kunimustteuung Lite
gorisch. Dabei deueete sie uns em
ziemlich umsangreiches Gemälde mo
dernster Som.
»Bit, nicht so lautl« ermahnte
Buurat Wenzel die aufgebrachte Gat
tin. «Was müssen die Umstehencen
von Dir denken?«
»Ist mir egnl!«
»Aber wir haben nun einmal das
Bild gewonnen, und dieier Keller
nmnn genießt schon einen bedeutencen
Rus«.
.Meinethalben. Du wirst sehen,
daß dieses Frauenzimmer mit dein
unsrisierten haupte und den gräßsis
chen Augen uns nur Unheil ins haus
bringt«, prophezeite Frau Morie mit
deni Tone einer Russsndrm
,Psui, schäme Dich, so aber
gliiubisch zu sein. Die siruppigen
Vnare bedeuten Schlangen, und ich
dente, daß der Blick einer Meduse
sich von demjenigen einer Aphrvdite
doch wesentlich unterscheidei.«
Ein Lichtstrahl durchsnhr Mariee
hien. Beete-use das Bitdl' riet sie
weise.
.Fiillt mir nicht ein. Und damit
beste-P
Sobald ihr Illhert diese Reden-tm
gebrauchte, wußte Frau Marie, das
er keinen Spaß verstand. Flugs ign
derte sie ihre Will- Ohue ein wei
teres Wort machte fee lehrt, und auch
aus dein heimwege besleißigte sie sieh
einer so cusfallenden Schweissqmi
leit, daß ihr satte sie öfters verstoh
len von dee Seite ansehen-te. —
Ueheehsapt schien die Atmosphäre
im bankäiliehes cause heute wie mit
Elettrizitilt geladen. Heis, der Sys
nasinsx hatte ein Zeus-its heimge
hesche dessen einzeln- noxea sich ves
diichtis der gesürchteten Full näher
ten. Dadurch M die Laune des
Vaters beinahe ithsase ans dem
Gestieepuntt neest anheimliehee
Schweigen deine ist-gesse- Denn
jedoch zauderte Ieise-s Mein-I
«Jtm, ich Mc M sit ds
Schnuier se ehe-t« eine state Nile
aus dein W der Msee her-et.
Das det Scham-see sein derivetee Its
bitteres Wicht Im, löst sh
leieht deuten- Ieines M unse
pslesi Wische-due satt- hslhee hat
te Iris Dotter RW diesen
Ebnniitel verliehen.
Die Siebe des Spröslings hatte die
Wirkung eines slthndieimt
»Was hatteß Da mit Ditdebranv
zu schastenk herrschte der Bnurunt
seine Uetteste an.
«Jch trns ihn Instin in ver
Kunnnuistelluny gab Jrrnq mit
nicht ganz notürlicher Unbefangen
heit zurück.
Ave-I hattest Du in der Kunstaus
siellung zu tunk examinierte der ge
strenge Vater weiter.
«Jch wallte unsern Gewinn anse
den«
»Da haft Du was Rechtes ge e
hen«, wars vie hautstqu höhnich
em.
»O, das Bild ist gar nicht is
Ichumm«. teitiiierte Frantein era,
«Dottor Hitdevrund fand —- —«
»Was ver Doktor sand, geht mich
nichts an, ich aber sinde es höchst
unpassend, wenn Du Dir von hil
devrnnds Neffen den hos machen
läßt« polterte der Lauren
«Was kann eru dafür-, daß Du
Dich mit Deinem besten Freunde ent
zweit hostt' mischte sich Frau Ma
rie ein. «Friiher sahst Du den Dot
tor nicht ungern in unserem sein«-A
»Da weißt, daß ich vie Bewervung
aes Doktors nie vejürwortetk Ein
junger Hilfelehrer ohne Aussicht out
Ieste Anstellung ist tetne Partie sitt
meine einzige Tochtersz
»Ich nehme aber reinen andern-,
sagte Zrma mit dent Rest ihres Mu
its.
Ein Faustschlag aus den Tisch war
die drattische Erwiderung des Va
tets.
«Da hal’s was gegeben!« tomtii
nierte in diesem Augenblic! Christme,
die Köchin. Schon seit einer gerau
men Weile schaute sie durch die Tür
rihe, die schon daran gewöhnt war,
als Beobachtungsposten zu dienen. —
Katz nach dem Mittagessen brach
ten zwei Dienstmiirner da- gewon
nene Gemälde und mit diesem eine
gehörige Portion Schmuh an den
;t-·tiesetn. Eine Tatsache, die Chri
tstine in helle Verzweiflung brachte.
Während tte die Spuren der Fremd
linge von dem srischgereinigten Faß
Hdoden vertilgte, deriiindeten allerlei
zoologische Bezeichnungen den Zu
stand ihres Innern.
«Jhre Unverschämtheit wird immer
groser'·, ries der aus- außerste ge
reigte Hausherr, »an1 ersien Mai ton
nen Sie gehen."
»Mir tanno recht sein«, erwidttte
das Mädchen mit dreistem Lacheln
»so was triege ich leicht wiedert«
Dieimal sand ei der Banrat siir
angebracht, eine gewisse Schwerhörigi
heit an den Tag sit Segen. —
Nachdem das Bild irn Zimmer des
hansherrn ein oorliiusiges Asht ge
sunden. ging dieser in sein Ento.
Die Glajtiir hatte er mit etwas ver
aiichtigern Nachdrtta zugemacht, der
Gattin dagegen den gewohnten Ab
tchiedsgrnß versagt.
Auch Frau Marie besand stch in
nichts weniger wie rosenfarbenet
Stimmung Der bevorstehende Aus
tritt Chrisiinens, die trotz ihres hatt
sigen Brnntmens eine Perle ihus
Standes war, siel der Brattratin
schwer aufs herz. Ferner bedrückte
sie die Zerstörung ihres Liebiingas
wnnschei, Doktor hildebrand dereinst
unter ihre mütterlichen Fitt.che n:h
men zn dürfen. Daß er nnd than
ein Paar würden, stand selseniest bei
ihr -— bis vor wenigen Wochen.
Dann aber war zwischen ihrem Gat
ten nnd Hitdebrand seniar der nn
selige Zwist ausgebrochen. Auch jeht
griibelte die Bauriitin iiber ihren gro
ßen Plan, ihre stiedensoermittelnde
Tätigkeit zu beginnen. Aber wie? —
Die Zeit, die nun anhrach, verdient
nicht gerade mit goldenen Buchstaben
in die Annalen der Familie Wenzet
eingetragen zu werden. Der Banrat
hatte seine diisterste Miene ausgesekh
nnd tan Maries Augen wiesen ös
ters riinertspnren anf. Worte schie
nen ein kostbarer Artikel zu sein«
denn beide Gatten sparten solche, wo
sie nur konnten.
Ehrisitnes cöslichteit war ständig
im Sinken bogrissen Im Grunde
war es dem Mädchen doch leid, seine
Stelle gtt verlieren. denn ei hatte sich
einer guten Behandlung zu ersrenen
aesabt.
L
.Daj greuliche Weib aus dein
neuen Bilde ist an allem schuld-t«
schloß jedes Selbstgespräch dieser tret
gelrönlten Seele. Ebenso übte die
Anwesenheit der Dame aus dern hau
se Gorgons eine verhängnisvolle Wir
kung aus die beiden Sprößlinge aus.
; Da der Vater seit viel häusiser
wie früher ausging, sontrollierte er
Zeiten« Schulausgaden höchst selten.
in Umstand, der dem Jungen nicht
erade zu stritten som. Besonders
feine Achilletserse — die Geomerrte
— verursachte ihm manche böse Stun
de in der Schule. Etliche Schwielen
an seiner Rechten gaben Kunde von
der unliebsarnen Belanntschast mit
einem gewissen Stöckchen.
achtzig Janus Augen strahlten in
ohntern Glanze. Durch tie
ou sallende Gleichgtlttigteit der sonst
o wachsen-en Mutter war sie sich
seht meist selbst til-erlassen. Während
Zrau Werte unverdrossen an einer
odelintisehdecke stickte, studierte das
Ischterleln entweder chomtssps
«Hrauenliebe und Leden«. oder auch
ffchrieb fes mit glitt-enden Larven
jdtieih die et Iet- eigenhändig m
kdeu Poftfchsalter bethdette.
s Das siid seibst logierte im
Dtaet im Privat-immer des us
Iherm Mit unbegreiflich-m ign
ifiuu verharrt- die Bauciitin auf th
Jeem sprfo dieser- Ranm nicht tu
kdetreteth planse das schreckliche
Frauenzimmer darin hänge. Dieses
schiss sich dtt gtsibtlschm Mscht III
ner Persönlichkeit übrigens gar nicht
bewußt zu fein. Gieichmiitig schauten
die grüufchilletndea Auqen aus der
Zeitwort-. —
Mit des Mätzes Jden war Frau
Meduse- bei Baurats eingekehrt, und
nun verkündete der Kalender den
zweiten Sonntag im April, Frau
Maries Wiegenieft. Nachdem die
Geschwister ihre Gaben überteicht
hatten, drückte der hausherr dem
Geburtstogstind ein versiegeltej Pärc
chen in die hand.
Y
ij
-
«:btann, ich glaube, Du leiden an
Größenwahnl« ries die Baurätin
überrascht, nachdem sie eine stattliche
Anzahl Goldvdgelein in dem Papier
entdeckt hatte.
.Der Erlös aus der Medusa!«
sprach Wenzel einfach. Vergessen war
die schwüle Stimmung der letzten
Zeit, entschwunden die Erinnerung an
Streit und heimlichen Augen «Tau
send Dank, Du Lieder, Statut« rres
Frau Marie tiesgerührt und siel dem
Gatten um den Halt Kurz daraus
ging die Tür aus und herein traten,
rnit riesigen Blumensirüußen bewaff
net, die beiden herren hildebrand·
»Du tarnmst zu unli« stieß der
Baurat freudig überrascht hervor·
Hildebrandt senidr ergriff das
Wort. «Erstens wollen wtr der
Hausfrau zu diesem hohen Tage gra
tulieren. Sodann aber führt mich
eine Ansrage hierher. Soviel ich las, «
hast Du Kellermannj «Medusa« ge
wonnen. Wenn Du das Bild ver
kausiL bin ich gern Abnehmer da
ur.'
Lachend berichtete der Baurat, daß
er um des lieben Friedens willen das
Gemälde bereits verlaust habe. —
hieraus lam die Ursache der beider
seitigen Zwistes zur Sprache und
es zeigte sich, dasz ein garingsügiger
Irrtum das Zerwiirsnis derschuldet
hatte. Natürlich salgte ein völliger
Friedens«-lud der mit einer Flasche
Seit besiegelt wurde
«Geburtstag, Versöhnung, mein
herz. was willst du noch mehrf« de
gann der hausherr in heiterster Lau
ne seinen Toasi, der durch Christtnes
Erscheinen plöylich unterbrochen wur
de. Ein Telegrarnm.
«,!ltahrscheintiz1 eine Gratulation«,
bemerkte Frau arie.
Doch ganz unversänglich mochte der
Jnhalt der Depesche nicht sein, denn
das Gesicht des Lesenden war zuse
hends länger geworden
.Da haben wir die Bescherungi·
ries er schliesslich, halb lachend, halb
ärgerlich. »Nellermannll Ariadne·
hat soeben aus der Berliner Kunst
aufostellung den ersten Preis errun
gen. Und nun bietet mir ein dorti
ger Kunstmiiren 30.000 Mart sür
meine «Medusa«.
»An wen hast Du denn das Bild
vertaust·i« erlundigle sich Frau Ma
rie tleinlaut.
«Durch Vermittlung deli Ansstel
lungstomitees erwarb es ein hiesiger
herr. Wer, weiß ich nicht-«
Joch Kuckuck, wer mag der Glück
liche sein?"
ries Hildebrand sent-tr
«Jch!' iubilierte sein Reise. Rel
lermann ist mein Jugendsreund, und
da erstand ich mir denn jenes Bild
von dem Geld, dai du mir zu Weih
nachten schenktest. Der Berliner
Kunstmäcen soll et aber nun doch be
kommen. Jm Besihe einer solchen
Summe tann ich mir ein eigenes
heim gründen, nach ehe meine end
gültige Anstellung erfolgt ist. here
Bat-roh ich bitte um die hand Ih
rer Tochter-«
Mit süßsaurer Miene gab der also
überrumpelte Vater seine Zustim
mung, während Frau Marie sichtbar
beglückt das strahlende Pärchen um
armte. «
.hoch lebe das gewonnene Bildt«
schrie Iris rnit Stentorstimmr.
»Und die Augen der Medusa, die
nur Unglück bringen?« neate der
saurat seine bessere hälstr. ,
»Von meinem Aberglauben bin ich
gründlich geheilt,« gab diese heiter
lächelnd zurück. »Was wir in Zu
trrnst gewinnen, wird behalten«.
Z
kecker-ed weih-ersinnend
Der hochseudole Komnmndeur ei
nes Kavallerieregimenti ist bei Ueber
nque seines Regiments baß erstaunt
über die abnorme Größe des Kessel
paulensSchimmels. s
Vorn Dienste beim etornniem er
zählt er dies sosoet s er sehr spott
versländigen Gattin, die beschließt.
sich selbst von der Größe des Tieres
zu überzeugen Sie begibt sich also
in den Stall und bewundert die — in
dem engen Stalle noch mehr hervor
tretenden — wahrhaft riesigen For
men des Pferde-.
Dann sengt sie ganz interessiert den
braven, ponrmers Soldaten, des
sen Pfkce das P erd anvertraut tstx
«Wieviel mißt der SchimmeW
Und jener antwortet: Mc . . ·
met bis drei Eimer voll werden es
ane Ins-« « 10