Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 11, 1914, Image 12

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    O II — II terr- sites-los
Seel-sie von M. Notar-end
« Die Firma .Pliisch und Lebertrnn«
ie ihren werten Kunden alles,
P wünschten Was sich übers
schon im Namen der Jirmä ans
rückte.
. . Der Cefchöftjfiihret der Firma,
Meyer, ein achtunddreißiger,
rgsitig geileideteederywar einer der
chsnstes Männer von ganz Finnland.
d daher war es weiter nicht er
unlich, daß der Warteranrn neben
einem Vater-u stets von verlorenen
rzen. Regenichirmen und Taschen
iichern erfüllt war.
An einem herrlichen Tage, als
Herr Messer, wie immer sorgfältig
taßekt und frisiert, sich? in seinem
reibtischsessel bequem machte und
och einmal mit der band über den
gepflegten Schnurrdart fuhr, rollte
nten vor einem der sechs Portale der
· irma eine elegante Mietsequipage
Mk.
Sehr bald stellte es sich heraus,
daß eine neue Kundin in even dieser
Roleiche gekommen war, eine Dame,
die so tief Trauer trug. daß sogar
die rnelchiorsilbernen Kandelnber in
den Verlaufsräumen schwarz wurden,
als sie on ihnen vorüberschritt. Sie
weinte so laut, daß die Lampen in
er Wirtschaftsabteilung mit den
zylindern klirrten und ein kleiner
Jst-nor aus Meißener Porzellan von
einein Regal heruntersiel und sich
totschlug. Und ihre Seufzer waren
sc tief, daß der Chef, Herr Leder
cean, gezwungen war, seine Perücke
mit beiden händen festzuhalten, damit
sie nicht scrtsliegr.
Da ins ganzen Warenhanse tein
Angestellter vorhanden war, von dem
nznn hätte annehmen können, daß er
sich in solch außergewähnlicher Situa
tion zurechtfand, führte man die tief
betätnmerte Dame direkt zu Herrn
Meyer, der, koie schon erwähnt, sich
des Rufes als vorzüglicher Frauen
tenner erfreute. "
Als sie sein Bureau betrat, lüstete
sie ihren undurchdringlichen Gesichts
schleier und zeigte ein junges und
hübsches-, aber in Tränen ausgelöstes
Gesicht. Dann ließ sie sich mit ton
pulsivifchen Schluchzen aus den Diroan
weder-fallen und stieß in langgezoges
nen Tönen die vier Worte her
vor: »Mein Name ist Anderson!«
Alsdann drückte sie ihre ideal geform
ten kleinen Hände ans herz, erhob
die in Tränen schwimmenden Augen
zutn Kronlenchter und sagte init feuch
ter Stimme:
»Mein Laut istgrsiorhen herr Ge
ichästssiihrer. Vor vier Monaten, in
Helßngsorsk
Herr Meyer stand derständnislos
da. Nur eins tarn ihtn ini Moment
zuMußtseim daß Ehemänner ein
Artikel waren, den die Firma ,Pliisch
and Lehertran« bisher noch nicht
führte- Trohem geleitete er sie höflich
nach ver Trauerabteilung und ver
suchte, ihr eine große Auswahl ver
schiedener Gegenstände in Schwarz
vorzulegen. Doch sie schüttelte nur
verzweifelt den Kopf und erklärte
schließlich nach langem Schlnchzen,
daß sie gekommen sei, um ein schönes
r.nd tostbares Denkmal für das teure
Grab ihres unvergeßlichen Gatten zu
teitellein
»Ach so«, sagte Herr Meven »ein
Denkmal! Gewiß, sehr wohll«
Sie nickte ihm beistimmend zu und
seufzte abermals so ties und an
dauerno, daß ihr neues Mieder är
gerlich trachte. —- Herr Meyer begann
jte nun mit ungeliinstelter Teilnahme
eine ganze Anzahl von Slizzen für
fissrabdenlmiiler vorzuzeigen, vie alle
vInit sehr schönen symbolischen Einbles
·men geschmückt waren.
« »Wie wäre es mit einerischönen
storischen Säule?« schlug er vor.
. »Ach, das ist gewöhnlich,'« schluchzs
I· sie oerneinenv.
»Ein Kreuz mit Girlanden von
B:ichenlaub?"
»Das ist zu trivial.« -
«Eine zur Hälfte abgebrochene
Saale mit einem kleinen Engels«
»O nein. daß ist mir sür meinen
Risueen Knnt noch viel zu wenig.«
Endlich einigten sie« sich aus ein
· tkineå Mausoleum aus Granit mit
tochgewölvtem vergoldeten Dach, in
disen Innern ein Sarlophag ans
rorraeischern Marmor ruhen sollte.
M einziger Schmuck nor dann siir
den Sakkophag die Ausschrist: Ernst
Materie-« in meterhoben vergoldeten
Buchstaben gedacht.
Dort werde ich dann unbemerkt
end einsam weinen können, und
der Geist meines seligen Knut wird
mich umwehen, bis ich endlich
mit ils-n ziehe nach jener schönerm
Sect. . .« «
Der gerührte here Meyer kam nun
in- eine poetische Stirn-mais Von
Ists irr Firma Mc sch und Leber
sein« as diese- neuen. bisher von
D Ist W Gebieten hoch
- « W seinen Schauer
» . er als MM
ries dann sit
»O, Herr. . . .s«
»Weder. Wilhelm MeherP
O Herr Meyer, Sie verstehen mich.
Ich bin so glücklich, daß ich Sie in
las-eue- kazweisiuug getrofer hab-:
irirf hie Teauerude aus und sah ihn
mit einem langen nnd schmerzlichen
Blicke an. Dann erlliirte sie, nach
zwei Tagen wiederkommen zu wollen,
um sich den ausführlichen Entwurf
fiir das Denkmal anzusehen Der
Istrnpunlt spiele keine Rolle, denn
teurer Gotte habe sie nicht ganz
ohne Mittel zurück elassern here
Meyer fand das s llng vom
verstorbenen deren Knut und beglei
sete dann die Dame. die wieder
ihren dichten Schleier über das Ge
sicht gezogen hatte Und von neuem
mit Tränen kämpfte, ehrerbietigst zum
Wagen.
Nach zwei Tagen hielt die Equis
page mit der düster gekleidete-i Witwe
abermals vor den Toren der Firma.
Allein diesmal war der Wagen nicht
geschlossen, und der Schleier von dem
Gesicht der Dame ein wenig durchsich
t.ger, was jedoch nicht inderte, daß
der Schmerz in ihrem zen ebenso
start wie bisher wühlte.
here Meyer führte die untröstliche
Witwe sofort höflich in sein Privat
bureau und fragte mit innnigem Bei
leio in der Stimme: »Nun, wie füh
len Sie sich jeht. gnädige Fraui«
Sie warf ihren Schleier-. zurück
and Vriickte ihm dankbar die Hand:
»Meine Stunde rückt heran. Mein
Knut ruft mich schon jede Nacht.
Auf jeden Fall möchte ich Jhnen
schon jeyt herzlich fiir Jhre Teilnah
me danten; sie ist fiir mich ein großer
,Trosi!«
aPier m ote Zeichnung, gnaoige
Frau. Das Grabdenknial wird ca
4800 Kronen kosten.«
Mit Tränen in den Augen beugte
sie sich über das Papier: »Für mei
nen Knut darf neir nichts zu teuer
M O, wie wird das herrlich wer
s
xAlsa Sie-sind damit einverstan
den, gnädige Frau, und wir tönnw
es so anfertigen lassenk
»Gewiß, selbstverständlich Das
heißt —- einen Augenblick. Das ver
goldete Dach scheint mir doch etwas
zu prätentiös. und wenn man fiir den
Sartaphag teinen tarrarischen Mor
nior nehmen würde, so könnte er
trotzdem sehr hübsch werden. Meinen»
Sie nicht auch?« . J
Aber gewiss. gnädige Frau, ganz
wie Sie wünschen!« »
) .Ach, Sie verstehen mich so gut.«
Eies ist ein groß-e Gut-, her-.
sMeyen mit einem solchen Menschenj
Izu tun zu haben, wie Sie es sind. —I
Also dann könnte ich wohl über-nor
gen den neuen Entwurf zu sehen be
comment«
«Arrne gnädige Frau!« sagte here
IMeYer teilnahmsvoll, und streichelte
kihr zärtlich die behandschuhte Rechte,
fwiihrend er sie wieder zuni Wagen ge
»leiiete.
, s ·- O
L Arn angegebenen Tage tam rau
Anderson wieder; diesmal zu uß.
Izhr Witwenschleier hatte sich um ki
nen halben Meter verkürzt und war
über die Schulter gewarf n« so daß
er das Gesicht freigab. ach weinte
ite nicht mehr.
»O, wenn Sie wüßten, wie ich
leide,« erklärte sie nach der Begrü
ßung. »Ja der leiten Rach; war er
wieder gekommen, um mich zu holen.
soo
" »Ich finde es doch sehe wenig de
,iilat von seiten des Herrn Verbinde
nen«, erlaubte sich hier Herr Meyer
zu bemerken. »Wenn er Sie wirklich
liebte, so dürfte er das nicht tun. . .
(-."-ie sollten sichon mal an eine spi
ritistische Gesellschaft wenden. . .
Tag ist doch wirklich wenig ange
!nehm.«
»Ach nein, herr Meyer, so schlimm
war es nicht. Es schien rnir nur,
als sagte sein Geist zu mir: Nur tei
lnen unnützen Luxus an meinem Denk
LmaL Heddal Und dann verschwand er
lHin Dunkeln." s s
» »So«, meinte Herr Meyer, »also
Hdann wünschen Sie wohl noch eine
Vereinsachung des Proierts?«
»O, here Meyer, Sie lesen meine
Gedanken! Ja, wir wollen das
Mausoleum ganz sortlassen und nur
ten Sartophag beibehalten Wozu
soll ich auch meine Trauer verbergen!
Mag die ganze Welt sehen, wie sehr
ich meinen Knut geliebt habe und wir
schmerzlich ich ihn beweine!"
»Ja, genzik gnädige Frau. Sie
hab-r ganz recht. Aber sonst soll
doch alles so bleiben wir wis- es pro
ieltierten?' .
«Ratiirlich. Das beißt, wir könn
ten siir den Sarlophag vielleicht
statt Granit nur Sanbstein nehme-i
Und dann braucht die Jnscheift auch
nicht so groß zu ein, Buchstaben von
einem halben ter höbe dürften
wobl·genligen. Mein Seliger war ja
ein so einsacher und scheidener
gerischs Also aus Wiedersehenf here
M «
Jus Wiedersehn-, M -Frau.
I: ich bin mit Ir
beit Wir habe-, glaube
ich, denselbenss Sie wohnen
im l Heiß-P nicht loose
. ssi ich
Msnnsie mir Sie be
nennen-see .
Hxsskskssss sk
N . « . .
V
K.
Dann vertiefe- sie znsnnrmen das
Kaufhcnit
Es ifi unbekannt, auf welche Weise
es eigentlich kam, daß sie sich nach
einiger Zeit zufällig gerade nor dem
belinnten nnd beliebten Restontant
«Trocaden«« befanden. Herr Meyer
ergriff das Wort:
.Mir kommt gerade ein Gedanke.
den Sie mir weiter nicht übel neh
men dürfen. hätten Sie nicht Lust.
mit mir Jus-nennen hier ein kleines
Abendbrot einzunehmeni O. sehen
Sie mich bitte nicht fo erstaunt ein —
wir nehmen natürlich eine Syan
damit Jer zartes Eint-finden nicht
unter den kalten, teilnnhmslpsen
Blicken der Menschen leidet!«
»Den Meyer-, ich würde es mir
niemals gestattet-, mit einem andiren
Menschen. . . aber da Sie den Bor
schlng machen, kann unmögl ei
mas Schlimm-es dabei fein. U ge
rade hier habe ich fo oft mit meinem
teuren sinnt geweiii. Er liebte es,
für mich öfters kleine improvisierte
Soupers zu veranstalten. O. wenn
Sie ihn doch getnnnt hätten, here
JMeyer!«
; »Das wäre fiir mich ein beson
Jderes Vergnügen gewesen« gnädige
:i’frnu!« «
I Nach der Snppe fiel- sie vor Mid
srung fast in Ohnmacht. Es erwies
sich, daß es dieselbe"Suppe war, die
in mit sinnt bei ihrem letzten Sou
per hier genossen hatte O wie leb
naft sah« sie noch fein vergnügtei Ge
sicht vor sech, wie er das-Kabinett be
trat nnd ihr zuriesx »Deine habe ich
ein schönes Geschäft gemacht. Schus.
Nun wollen wir uns was Ordentlis
ches leisten!«
herr Meyer drückte ihr voll Zärt
lichkeit dat. höndchen und siiistetie
mit Tränen in der Stimme· »Armes
tieinez herzcheni Jch iann Jhrenj
Schmerz verstehen!« I
Sie sah ihn gesühlvoll an nnd
murmelte: »O was sind Sie sür ein
erachtvoller Mensch, Herr Meyeti« «
Beim Champagner verließen sies
Ehre Kräfte, und sie wäre fast zu
Boden gefallen, wenn der zuvoriomii
mende herr Meyer sie nicht in sei-.
nen Armen ausgesungen hätte. Und
plöylich begann Dihre Augen, ihreJ
Stirn und ihre ongen zu küssen
bis er glücklich zu ihrem Munde geil;
langte 1
Die trauernde Witwe iam Unter(
den Eindrücken dieses Temperaments
rllmiihlich wieder zu sich und ries mit
aufrichtigem Erstaunen: »O meint
Gott, was machen Sie»
»Ich liebe Dich, hedda!«
»Ist das r, Wilhelmk
herr Meyer ei auf die Knie nie
der, umsaßte ihre Taille und begann,
indem er ihr seinen hübschen Laden
wps auf den Schoß legte, seine Liebe
zu beteuern.
Frau Anders-on griff gerührti
nach ihrem Tascheniuch, war dannj
esnen langen Blick zum mel
den in diesem Falle eine mit bun
ten Ame-retten geschmüate Zimmer
decke vertrat und flüsterte dann unter
Trauern
»O mein sinnt, ich danie Diri
Jch fühle in der Tiese meines her-l
«en5, daß Du, mein Unvergeßlisi
cher. ihn mir in den Weg gescheckt
»Es ist guii« sagte Herr MeyerJ
als« ihm der Kellner bei derA
rechnung zehn Kronen herantgebenl
wollte.
i t i
Als das Paar einige Monate spät-«1
ter sich nach einem opulenien hoch-«
zeätsdiner im Eisenbahnwaggon zur
Hochzeitereise wiederfand, wies Frau
Hebda plötztich aus dem Fenster des
dahinrasenden Zuges aus einen Kirch
hof in der Nähe der zurückbleibenden
Stadt und sagte: -
»Wilhetm, sieh, dort liegt Knatt«
«So?" sagte here Meyer zerstreut
und bastelte an den Riemen des Hand
gewiss
»Mein Liebting!« fuhr Frau hedda
»fort. »Wenn von den 3000 Kronen,
die wir für unsere hochzeiisreise an
Igeseat haben, etwas übrig bleibt, so
onllen wir doch für Knuts Grab eine
einfache Grabtafel aus schwedischem
lGranit bestellen, so einfach und be
lscheiden wie er selbst war. Nicht
wahr, mein Schatt«
—- Jmmer im Beruf. Musi
ter (zu seiner Frau, die ihn irn
Halbduntel auf die Nasenspihe tüszt):
Bitte, eine Oktave tiefer, Liebling.
—- Ach so! Reutich besuchte ich
meine verheiratete Schwester und bin
nicht wenig erstaunt. bei meinem
Eintritt in den Satan aus dem Ne
benziminer grobe Schimpfworte, wie
»Armes Luder, Fauttier, Lunis-,
Trotiel, usw.·' zu ver-nehmen« Eine
tindliche Stimmes Da- tonnie also
mtr mein Nichtchen Jrnra sein. Spa
ter gab ich dann meine-. Verwunde
rung darüber zu meiner Schwester
Ausdruck, worauf sie Mein-era ins
Miit nahm. «Satche Woeie', sagt
Maria« »den etn braves Kind gar
nicht in den und nehmen«
»Aber, Manns erwiderte die
Meine voller Entrii una, «ich be
dein Panos-i doch-b mal er It,
welche Mieter er nicht sagen c«
k- Cäsars-Lache Zetdäfplae
Mk IMM- I ICIIO
Mr in ! Inst-«
Mär-ers sz achtrcaae ser
E tu- Wen-im
Von Max streben
Frau derwitwete Geheimrat hat
te eigentlich vier Töchter, aber man
sprach satt immer nur von dreien,
obwohl bekanntlich ein vierbliittriges
Kleeblatt seltener und daher auch
mehr gesucht ist. hier war es aber
anders, weil die Masseng es bringen
mußte, was dahin an tät-leg en ist, daß
Frau Gedrimrat am l bsien alle drei
Töchter aus einmal los geworden wä
re Eine-saftige Wiese rnit lauter
dreibläittrigen Kleeblättern ladet ,eben
mehr zum Verweilen ein, denn da
braucht man nur zuzugreisen und
hat gleich eins Und was siir ein
schönes Kleeblatt war dass Tie älte
Este dichtete die zweite malte und die
Idritte geigte. Es war ein schöngeisii
ves Triu, wie es im Buche steht. Und
es konnte sich auch äußerlich sehen
lassen. Thea. die Schriftstellerin,
war blauiiugig, blond und sest wie
eine Friesin, Märty, die Landschaf
terin manchmal malte sie auch Por
träts, die aber in ihrer rosigen Fär
bung immer an einen Sonnenunter
gang erinnerten), war brünett, schlank
und rassig und Linden die Musikali
sche, die ins Rotblonde ging, worü
ber sie sich immer ärgerte, weil sie den
Mangel an Augenbraunen daraus zu
rücksuhrte. war klein, zierlich und
atherisch, mit einem Worte: «lind",
wie ihr Name Außerdem war-sie
durch das viele Geigen schon start
nervöö geworden.
Die bierte und jüngste, die den ge
wöhnlichen Namen Anna führte,
zählte nicht anit, weil sie durchaus
nichts Schöngeistigeo an sich hatte,
und gar teinen Sinn siir das gesell
schastliche Ausschwärmen ihrer drei
Schwestern besass Denn das Trio
war immer unterwegs. was noch so
eine Gewohnheit war aus der Zeit,
als der Geheimrat noch lebte und
man ein richtiges hauj machte mit
Leutitants, Rescrendaren und sonsti
gem jungen Männerzubehör, wobei
das hübsche Alecblatt immer in die
beste Beleuchtung gerückt wurde. Da
mals war Anna, oon der Mama
dritten gegenüber stets Anni genannt,
noch ein Backsisch, tam also noch we
niger in Betracht als heute. Es ta
men die Jahre, wo man sich mehr
einrichten mußte und das Trio älter
wurde; Anna natürlich auch, aber sie
blieb doch immer die jüngste und war
um diese Zeit ungefähr in dein Al
ter, das das Trio wieder herbeisehw
te, das aber nicht mehr zurücklebrtr.
Denn die Zeit ist eine unbarmherzi
ge Dame, die sich durchaus nicht nö
tigen laßt. Man, wird ej daher ers
tliitlich finden, wenn die Frau Ge
heinirat, obwohl sie siir jede ihrer
Töchter dieselbe Liebe empsand, mit
der jüngsten immer etwas zurück
hielt, sobald neue junge herren, die
sür den Verlobung-eins reis waren
in die Erscheinung traten, denn die
älteren gingen bor, schon weil ihre
Talente mehr bezaubern konnten. Sie
tannten eben die Welt und die Her
ren, die sich um die eleganten jungen
Mädels, die so klug iiber Literatur,
Malerei und Musik sprechen konnten,
einsach rissen und auf Ballen, stins
Uhr · Teeö und Bazareii bewundernd
zu ihnen ausbliatem Und nun gar
erst beim two-step, beim Tango und
bei dem Versuch, ei durch geschmeidi
ges Gliederverrenten den tiesstehenden
Pariser Apachen gleichzuan
Die Mama, noch verjüngt, mit ei
nem seidenen, beinahe durchsichtigen
Schritttleide angetan, saß, mit der
goldenen Lorgnette bewaffnet, stets
dabei und musterte all die noch aus
sichtsvoll erscheinenden Two - step·,
Tango- und Apachentönzer und war
sosort bereit, ihnen die größten
Avaneen zu machen, salls sie sich
ernstlich nähern sollten. Einer muß
te doch endlich einmal anbeiszen. Sie
machten auch ihre Besuche, ließen sich
wiederholt einluden, aßen und tran
ten, denn das Essen war stets vor
züglich (weil die jüngste ej tochte),
siirteten wie die verliebtesten Taube
:iche und blieben dann eines Tages
wieder fort. Unter allen möglichen
Entschuldigungen blieben sie sort: der
eine mußte schnelt nach Indien rei
sen. der andere wurde nach Afrita
kommandiert nnd der dritte bekam in
noch sehr jungen Jahren die Gicht.
i »Ihr müßt nicht soviel dichten,
Imalen nnd geigen, damit grault ihr
fsie alle weg«, sagte die jüngste mit
sihrer Trockenhe1t, vie immer mehr
an die Küche als an den Salon er
innerte. Etwas läßt man sich ja
davon gesailen, aber wenn sich so ein
Mann vorstellt, daß ihm das in der
Ehe den ganzen Tag iiber passieren
könnte, darm dentt er: «nee is bes
«ser.« ha, da hatten sie es —- ei
war heranst Wer lächelte immer to
niederteiichtig, wenn Thea ein Ge
dicht oder eine kleine Novelle verlas,
wobei die beeren furchtbar dumme
Gesichter machtenf Wer oerschlnckte
stets ein Lachen, obald Miit-w re
«Raturstndien« . in denen
Lohlriibenselder nnd hhaztnthenbeete
start vorherrs teni Und wer hielt
ca- inemer die heen su, wenn Lind
ean los sei-te nnd Mrrh dabei
die lsgsajasienysridsäs Die srg
M war , mm
etwas ans-ist W ei « dete nnd
I- tat, ais kenn das san-e Seien
, III-II- M M s spi
N
ter til-W nöih dabei-, wie sie, in«
der Küche rnit einer Mschllm zu
stehen und in die Tiipfe zu gucken?
Das mußte einfach die Köchin befor
gen, die daftlr bezahlt bekam. Denn
die Ehe war nur ein eosiges Para
dies, in dem man genügend seit zum
Dichten, Malen und Geigen hatte
Also tanzte man einen wilden Ringel
reigen um die Uedeltiiterin und dom
lardierte sie alsdann niit sämtlichen
vorhandenen Sofalissen, kodaßxlnna
unter diesem Anftntm chwor, auf
nnd davon zu gehen und eine Stel
lung alUStiiße anzunehmen. Das
wäre fürchterlich und nicht auszudeu
ten ewesen. Denn wer sollte die
Wirtschaft führen und das Haus be
wachen, wenn der gefellige Rummel
locktei Man begann also die Solide
mit dem Stumpfnäschen ganz gehä
rig abzulnutschem denn schlißlich
war sie doch ein liebes haustii chen,
dessen Schnurren man nicht übel neh
men lonnte.
Einmal hatte rnan wieder drei
Herren aufgegadelt« die zueinander
zu passen fchienen, wie die drei nn
vergleichlichen Schwestern· Mit der
Zeit wurden die herren immer »ge
fetzter«, de n auch die Poesie, die
Malerei u d die Musik waren gereif
tek geworden. Thea ras jetzt nur
tragische Sachen vol-, Märry wies
besonders auf die Schönheit ihrer
Herdstlandschaften hin« und Linda
geigte, daß man hätte heulen können
Auch die Frau Geheimrat ließ das
grüne Unterlleid iveg und ging nur
noch in undurchsichtigein Schwarz.
Anna, genannt Anni, aber lachte noch
mehr an der unrichtigen Stelle. Neg-l
tiirlich tonnte man sie nicht ver
stean nnd mußte sie den Herren
gleich beim Empfang vorstellen, de
ror sie sich wieder rückwärts tanzen-.
trierte, damit der Braten auch recht
zeitig aus den Tisch komme. Da
aber geschah etwas Entsetzliches.«
·Wenn ich mir alles so recht bedenke«
dann habe ich mindestens schon sür
sechsunddreißig Verehrer von euch ge-;
tocht«, plaste ei dem Schreckenstindei
heraus, als sie die neue Garnitur ersz
blickte, die mit ihren angekiiuchertenT
Rasen und gelichteken Scheitel-r einenj
start komischen Eindruck aus sie mach-I
le. Zum Glück stimmte Linda ihre
Geige schon so laut, daß die Herren
die Ohren bei der Musik hatten. Aber
Frau Geheime-at toar doch außer sich-«
Damit man derartigen Redensarten
der lieben Ungezogenen ein sür alle-s
mal seine Beachtung schenke, gab stes
dem männli en Trio vertraulich zui
verstehen, da Anni leider in gewis-!
ser Beziehung ein toenig »zuriietge
blieben« sei, wobei sie natiirlich nach
dem Raps deutete und nicht nach den
Füßen. Die herren hätten sie aber
auch verstanden, toenn sie aus die
Füße gezeigt hätte, denn Fräulein
Anna trug feine. Halbichuhe und tei
ne Florstriimpsr. nicht einmal im
Winter, ließ auch die Konturen ihrer
Beine nicht sehen, mußte also nicht
ganz normal sein. «
Die Zurückgesetzte schnappte das«
aus und schtoor silrchterliche Rache.
IAn diesem Abend lobte jeder der Her
ren das Essen über den Klee und aß
sür zwei. Als das männliche Trio
dann abermals geladen mar, klagte
Anna über so furchtbare Kopfschmeri
sen und «geistige« Benommenheit, daß
die Aelteste sie in der Küche vertreten
fmusztr. Man tann sich denken, tvas
daraus wurde, wenn man erwägt,
daß die Frau Gebeimrat, die friiher
ohne Köchin niemals fertig geworden
war, von Bewunderung erfüllt über
diese poetische Entsagung, sie frei
schalten und walten tiesz. Natürlich
lam das Essen ialt auf den Tisch.
«Der Fisch war ungesulzenz was ihm
aber daran fehlte, hatte der Braten
dreimal zuviel bekommen Die Her
ren wurden ganz fchweigsain Um
so munterer und ge iinder wurde aber
plohlich Anni: »Aha, heute hast du
gekocht, Thea, das merlt man. Dich
ten tannft du besser·" Die Herren
hätten zwar losplayen mögen, waren
aber einsichtsvoll genug, mit Tode
mut ihren guten Appetit zu bewei
sen und die arme Zurückgebliebene
ob ihres uftanded tief zu bedauern.
Das nächte Mal machte sich Marrn
an die Kochlunst, erstens weil die
Jüngste wiederum entsetzliche Kopf
schmerzen heuchelte, und zweitens weil
sie beweisen wollte, daß sie mehr da
von verstehe ale Thea. Dies-nat
war der Fisch viermal gesalzen und
die hiihner total nüchtern. Außer
dem waren die Kartoffeln zu Brei
gekocht. Jeder der Herren aß nur
fiir einen halben, Anna aber Zigte
ganz unvermittelt: »Märry, die ar
ben tannst du sehr schön tnischen.«
Das Mädchen ftir alles· dad auftrug«
lachte dazu noch dämlicher ald das
vorige Mal. Arn Sonntag nach vier
zehn Tagen (diesmal hatte man it
tagdgästy iatn Linda an die eibe.
Eine ganze Woche lang hatte sie das
Kochduch studiert, denn da nun die
Jii ste behauptete, den Krampf in
ingern zu haben, wollte sie den
ach was-enden uten Ruf der
Familie wiederherzustelen Die-mal
reinsten die drei Verehrer die drei
Udr warten, bevor man die Subpe
zu sehen betont, obwohl rnan eine
Stunde frilder eladen war. Linda
hatte in der soviel costs-rohen
veranstaltet das das meifte ges ac
lod geblieben war, und dad br e
seinen cefchnraa hatte. U fe te
an allein etwas man nahte
acht tot-. seid-der- die ufest
Ketten einer Erklärt-exN messi
anchdnnwetfnng dedu . ««
du uns nachher wieder etwas M«
Linde-i« fragte die Jüngtte Ists
duckmiiufig Die beeren diitkten In
die Teller und dachten« an ihr liebes
Reftnurant, tranken dann ader noli
Löwen-nat der Frau Gebeten-ist seit
sum ,us;stöndnisdollen Blick auf den
; lagegei zu. ,
- Als man befürchtete, daß auch die
se drei aussieht-vollen Verehrer alk
miihlickr nuf «Urlaud« gehen könnten,
drang man in die beleidigte Sei-we
fter, doch wieder vernünftig zu wet
den und das Küchenzepter aan neue
zu führen, denn dann witrde alles
wieder aut werden. Mußte man
doch, daß die Herren sie nicht ganz
ernft nahmen.
So kam denn jener denkwiiedi e
Sonntagadend, der das Schrecklich e
brachte. Alles war ganz gut gegan
gen. Schon die kräftige Tasse-I
Bouillon erweckte die alten Erinne
rungen an dieses gaftfreie haus; die
Herren schwelgten beim Vorgericht,
und jeder von ihnen aß wieder fiir
zwei, das letzte Pech des Haufe- der
geffend. Da fagte Anna freudeftrohs
tend: »Heute habe ich wieder gekocht.«
Die Herren durchfuhr ein Todes
schreck und wie auf Kommando lie
ßen sie Messer und Gabel fallen.
Alter Appetit war ihnen vergangen;
denn gerade heute früh tzatten fie tn
de? Zeitung gelesen, daß eine geistig
beschränkte Köchin das ganze Essen
dergiftet habe, was nicht gleich zu
merken gewefen fei. Und da diefe
Eindildung sie vollkommen beherrsch
te, und einer dem nndetn diefen Ge
danken überdies noch durch einen lan
gen Blick fuggerierte, fo empfunden
sie indgefamt ein Zittern vor dem
nahen Tode. Sie wurden bis zur
Beleidigung schweigsam, ließen sich
zwar noch nottgen, asen aber wenig
oder garnicht-. Der Schreck hatte
sie gesättigt. Die Frau Geheimrat legte
sich dies nach ihre Art aus, wobei
sie wohl das richtige traf; die drei
ichöngeisiigen Schwestern jedoch scho
ben dieses plötzliche Versagen auf
das Konto der ichwesierlichen Bor
wisigteit Man wollte eben von de
ren Kochlnnsi nichts mehr wissen, denn ,
die Liebe der drei Herren hatte sie
schon verwöhnt. Man zerbrach sich
erst gründlich den Kopf- als der
Assessoj plöslich nach Raiibor ver
letzt wurde, der Oderleutnant a. D.
schrieb, er müsse nach Brasilien ge
hen, und der Brückenbauingenieue sit
seinem tranken Vater nach dem El aß
mußte. Es wnr also wieder n" ti.
Man mußte ddn Sommer abwarten,
bis das Strandtorbidnll in Swines
münde begann.
Eines Sonntagsnachmittags, alt
das schöne Trio gähnend herumfaß
und es sehr langweilig fand, schlepp
te Anna einen jungen, frischen nnd
lehr patent aussehenden Mann ins
haus, den sie ihrer Mnma als ih
ren heimlich Verlobten vorstellte, und
der.nun gekommen war, ernstlich um
ihre Hand anzuhalten. Er war ein
Banlbeaniter, den sie sich heimlich ge
iapert hatte, während die anderen
auf den großen Flirt ausgingen und
sich wenig oder garnicht um sie be
iiimmerten.
»Wir sind schon ganz einig, lieb
ste Mamn", bni sie und siel der gu
ten Alten um den Hals , »er weiß,
dasz ich außer meiner Rochtunst teine
besonderen Talente habe aber denk«
nur, er schwärint so sebosiir guteii Es
sen. Sein Vater hat nämlich ein
großes Hotel in Magdebur Ue
brigens spielt er etwas Klar-Sen singt
ganz hübsch und inacht ganz nette
Scherzgedichtr. Seine Eltern wissen
schon Bescheid . . . Herrjeh, steht’doch
nicht da ivie die Wachspuppen« ihr
drei Grazim Graiuliert uns lie
ber. Die Liebe gebt-doch nun ein
mal durch den Magen."
Frau Gebeimrat seuszte und dach
te nach all den Enttäuschungen bei
sich: sie hat wohl nicht ganz Unrecht.
Dann streckte sie dem jungen Mann
»die hand entgegen. Das-schöne Trio
»aber starrte den Eindringling wie
ein kleines Wundertier an; noch
Jniebr aber bestaunten sie diesen Frech
dachs von Schwester. Man hatte
doch gewiß genug Angelaugen aus
idie herren ausgeworfen, aber so et·
iivas von Glück beim Fischen war
jdoch einzig Wie hatte die das bloß
gemachM
— Voreilig Köchin: »Ze«
ärgerlich, dnsz der Husar mir nach
vierzehn Tagen schon wieder untreu
wird. Da hätte ich ihn nicht der
Madame erst noch ais meinen Bruder
vorzustellen brauchen!«
—- Unter Gaunern. «Uni
drei Flaschen Rotspon hast Dudm «
Wirt geprellt und wir vierzehn Sa
ge dasiir geiriegt«i«
»Ja, ej ioar mein Gtiich da der
Richter sriiber auch in der Si tbude
verkehrte«
m-—Dereestetsedante.
»Wassind6iet« W
- (Student): «Moiiientan to
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Weinbiindlee An feinen kleinen Sch
nen): .Wte ie stießen end aussehen
. . . nosooie unten . . .
was habt Ihr wieder on der Wasser
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