D M M i i Redeile von Gottfried Höltueih i Durch die Fenster des langen Sitt diersaales, der an der Wesiseite des Jnternats lag, drängte die Früh lingssonnr. Die weißen Wände glänzten aus, die Messingrohre der Gaslaknpen sunielten. Sogar die schwarzen Pulte. vie in strengen Nei hen dastanben, verloren ihre düstere Stimmung Nur die Schüler, jun ge Leute, die eben den ersten Friilk ling des Lebens begehen sollten, ver snvertrn sich wenig. Fast regungs los saßen sie par ilafsenden Lehrbu chern, stiltzten den Kopf in die hän de und verhielten sich die Ohren; ib re Augen schlossen sich zeitweise, und ihre Lippen bewegten sich lautlos aus und nieder wie die Teile einer Ma-« schine. Examen stand bevor. Der Professor der Naturgeschichte war iehr rauh und streng. Nur Johannes Kistler vergaß bas. Seit die Frühlingssonne durch die Fenster lockte, vutchbebte ihn ein Ge fühl, das ihm das herz wär-nie und seine Pulse unruhig machte. Er hob den Kaps, sah über das ossene Buch hinweg und träumte in den blauen Himmel hinein. Wie wertlos er schien ihm plötzlich dieses mechanische Lernen! Ein Raubtiergebiß: wie bie le Schneide-, Eis-. Linken-, Reiß- und Mablziihnef Wozu? — Aber drau ßen sein, mitten im Wald, zwischen lebendigen Bäumen, den Fuchs wirt lich sehen, wie er aus der Höhle schleicht, lauert, Beute sucht, Gefahr ahnt, Iehltoege gebt, wie er fürch tet und hofft, sich freut und zittert, wie schön müßte das sein! Dieses triebmiißige, instinttgliiciliche Leben draußen zwischen Sonne und Wind! Und eine Sehnsucht erfaßte ihn. mit ten im sreien Frühling zu stehen. Immer ruhloser klopfte sein Blut, seine Augen umslorten sich, roter färbte sich sein Gesicht. Er spürte schon die Waldzioeige über seine Bal len streicheln, ahnte das seidene Grad, in das er sich legte loie in ein könig lichet Bett, und bedte vor der Son ne, die ihm iiher das Gesicht rieselte. Draußen vor den Fenstern wandel ten silbertveiße Wollen vorbei, alle von Glück gefchwellt, von Glanz über strahlt. Sie zogen dahin wie Segel, die nach milden Lüften strehlen, und manche waren wunderlichen Vögeln gleich. Johannes schaute und fchauie. Ein inniger Wunsch, der immer lauter nnd oufioiihlender wurde, bewegte ihn: Wollen, Wollen, nehmt mich doch mit, tragt mich fort aus diesem ekligem steifen Saal! Werft mich hin ein mitten in den bewegten Wald, loifchen Blumen und Vogellieder, tief gemin, und ich werde selig, überfelig fein. Wunder Taumel erfaßte ihn, als tönte ein fernes Karosseli. Alle Dinge um ihn fielen aus feinem Eli-t. Er fah nur mehr Träume, riefelnde, tönende Träume. Seine Hände bebten. Und eine, vorn Blut gedrängt, griff nach dem rotholzigen Bleiftift, der wie eine strahlende Li nie auf dem Pult lag und schrieb auf einen weißen Zettel etwas hin von dieser heraufchten und immer mehr deraufchenden Frühlingsfeligleih Wollen, Wollen« nehmt mich doch seit Und die Hand schrieb weiter — weiter —- und, wag sie schrieb das reimte und rundete sich aus zu einem innigen Gesang: Wolken, Wolken nehmt mich doch mit aus diesem Kerkerstein, beflügelt euern weißen Schritt, o nehmt mich mit, mit, und werft mich irgendwo in den Wald hinein! So stund sein erstes Gedicht aus dem Papier Es war die rhythmi sche Lostösung eines unbändigen Ge siihies, e5 war der Schrei einer ge sangenen Seele nackt Freiheit Und dieser Schrei etlöste aus der engen Qunl fast wie die Freiheit selbst Johannes las das Gedicht immer wieder und wußte vor Selig seit selbst nicht mehr-, wie das Ge dicht aus das Papier kam« Arn nächsten Tag in der Naturge schichtsftunde fragte der Prosessor: »Wer-aus besteht das Raubtiergebiß der Hunde? —- Kistler!'« Johannes, der in des hintersten Bank saß, hörte at nicht, daß er gerufen war, und chaute immer M unter die sehst aiistleria eies der Prosessor noch ml und laut, nnd die Mitschiiier ist-tu sich m Johannes suhr erschrocken auf. wurde rot und sagte zerstreut: «Vol Its- sit Its Ein lautet Aufl sller Schäfer s m Mond see unt brach stell in den Ohren des junges «Schaut mir m des zerstenten Mist-U Its-« dzie Ist SCHM- Jst M the m Bankiers-bis , entt- ek Hasmäettoqs ishr qus xk keine nstuwschichik lex-its Dichten tut er, schen-, Hat-! Und· Iwas tiir ein Zeugs« ) Der Professor las das Gedicht lanti dor. Johannes hätte sich vor Scham am liebsten verkrochen Die Schü ler lachten gre!l, nnd der Professor! iiagtn Nicht einmal ein Verdmaßi kann er und will schon dichten Schatz lfchani Und in die Natur möcht' er fhinans nnd lernt nicht einmal seines kNaturgefchichte. Du bist mir noch» fo ein Bursche!« Bart diesem Tage an nannten ihn jsein Mitfchiiler den Wasserdichterc Johannes wurde schen Wenn im Unterricht ein Gedicht zur Be handlung lam, wurde er schon rot. kSah er einen Mitschüler lachen so meinte er, es gelte ihm. So kam e,s daß er ein Einsiedler wurde mit-s ten unter allen Jungen ; Als dser nachfte Fasching lam, war Johannes schon um fast ein Jahr öl ter geworden. Aber die Geschichte ivon seinem ersten Gedicht war noch immer lebendig. Lehrer und Schil ler dachten daran toie an ein Ver gehen über das man zwar lacht und das man nicht bestraft aber das man auch nicht vergißt. Schon am jNarremonntag tam zu dieser Ge Jschichte eine andere. I Jm Feftsaal tvar ein Theater auf gerichtet, in dem die Jnterniften ihre humoristische und fatnische Bühnen tiinfte zur Schau brachten. Schon tam die fechste Nummer des Programms: »Die Zulunft«. Alle Zuhorer waren gespannt. Der Vor-; bang ging auf. Einer, halb Narr,1 halb Minnesiinger, trat im roten Ge wand, in gelbschtoarzer Schellentappe, rnit einem Degen nnd einer alten Laute ausgerüstet, in die Mitte der Bühne, verneigte sich einige Male; grimmassenhaft tief und begann: «Jch bin die Zutunft die kommende Zukunft Jch bin das größte Genie,4 das je die Welt getragen bat. Dan te nnd Goethe find nur Dichterltnge gegen mich. Jch werde die Welt mit meinem Geiste üderichsattem daß sie ftaunen wird, wie sie noch nie ne staunt hat.' Der varooisator zog" seine gevehnte Unterlippe zur Rasen spihe hinaus, machte selbsthewußte wetten und fuhr dann wieder weiter-« »Könige und Kaiser werden von ils-; ren Thronen herabsteigen und vor’ mir die Knie beugen. Alle Frauen werden die beste Seide vor mir aus die Wege breiten. Die Vögel in der Lust werden sich rausen darum, mich! zu nähren, und alle Ochsen werden yurra schreien und alle Elel: Heil ihnrl Und nrein Name wird durch die Welt klingen, als hätte ihn der Erzengel Michael himingeschrnettert, mein göttlicher Raine: Johannius M stelrnanu!« Ein tobendes Lachen flog aus al len Teilen des Saales aus. Johan-? ries, der längst geahnt hatte, wohin ydie Narrenrede zielte« wurde sieberrol. »Als er alle Augen so aus sich gerich-. Htet sah und fühlte, wurde es lhrnz schwindelig. Sein Herz hömrnerte.« Es dunleue vor seinen Augen« und ltnisternde Sternlein wirdelten vor sihrm Er hörte et iaurn mehr, wie» »der Jmprovisator gestenhast eine böse sParodie zur salschgestimmten Laute »lang: »O Esel, Esel ninnn mich rnit I...« Johaan hörte noch etwas vonl »,,grauen Schritten« —- von einer I,’llsiihe« . . . ! Wieder flog das beisallssturmreiche.. tobende Lachen aus allen Teilen des Saales aus. Johannes sah auch !noch, wie hinten arn Tisch- wo die Lehrer mit ihren Frauen saßen, ei nige Gestalten sich erhoben und la chend oorsahrn. Plöhlich wurde der; jVerspottete ireidebleich, siihlte eisialiI ten Schweiß aus der Stirn, erhob sich? und wankte in den hausgang undf von da aus in den anschließendew IGarten hinaus. i Johannes stohnte aus und sank ohnmachtig in den zerfetzien Schnee . . . . Ruhloser Höhn der aus Sü den wehte, wolbte den Himmel weit aus und drängte die letzten Schnee wolten an die Horizonte. Tiefe Blaue umfloß den großen Mond, der wie ein frisches Gesicht in den Gat ten herabsah. Alle Bäume stöhnten aus wie Schlafende kurz vor dem Er wachen· Alle Sträucher zitterten stoie vor einem großen Wunder, das swie tönende Musik aus dunkelblau Jen Fern-n nahte. Johannes sah und hörte nichts von all dein. Er lag, die Arme an den schmalen Körper gepreßt, den Kopf zur Brust gesentt, zitternd ans der nassen Erde. Jrn lärmenden Saal siel seine lange Abwesenheit aus« Einige Schli ler suchten nach ihm. Da er sehr schwach war, trug man ihn in den Schlassaal nnd dann, da sich sehr bald ein heißes Fieber einstellte, tn das Krankenzimmer. Der Arzt wurde erusen. ,,Soa derbar,« ugte er, »so scheint ei, als ob das rz stockte." Er blieb bei dem Kranlen und fühlte des en Puls. Da- Iiebee steigerte steh. ach eini ger Zeit stellte der Arzt Wachse-ehe Lungenentzündung fest. Arn nächsten und über-nächsten Tag wählt-munte- sich der Zustand immer nie . Don Feder-träumen "nält, las Johannes da uns wälzte wie Seh-Irr t Petri-das Izu zerfrle rte end-z W nagte- M It . oonderss l Jedwilleteuch vortragen. heißt es: »Alten« Wollen. nehmt mich doch mit!«. .· .« Bald trat grosse Ermattung ein. Er lallte nur mehr, lag zitternd im Bett, als hätte ihn ein Frost über fallen, nnd schloß die Augen. Der Arzt maß das Fieber, das unant hnltsfn an höher stieg, und schüttelte den Plllslich schlug Johannes die Un gen aus. Sie glänzten wie laltes Glas und drehten sich langsam nach dern Fenster-. Ganz leise und abge brechen als llänge seine Stimme schon aus dunkelblaaen ernen her sagte er: ·Wollen —- ollen — nehmt — nach —- mit....' Mit offenen Augen blieb er liegen und erstarrte. Der Arzt drückte ihm die Augen zu Und sagte, nachdem er die stumme Ader berührt hatte: ,Die Wollen haben ihn mitgenommen.« c o ging er dahin ähnlich wie ein junger Falle, der. als er zum ersten Male zur Höhe flog, von etner Kugel getroffen wurde-, daß er niedersank und verschied. per Decier-. Von einem kleinen heiter-ernsten Elednis, wie es manchem schon be gegnet, handelt die folgende hübsche Plauderen Jch war vor die Frage gestellt, ob ich mit dem Sechsuhrzug fahren und also um fünf Uhr aufste hen, oder oh ich mit dem Neunuhrs zug fahren sollte und also erst um acht Uhr aufzustehen brauchte. Sym pathischer war mir das letztere. Ader der Neuheit wegen und aus Lust an unbekannten Sensationen wählte ich den Sechsuhrzug. Dieser Entschluß hatte sur Folge, daß mein Weder in Tätigkeit treten mußte. Es war schon sehr lange her, daß ich ihn ge kauft hatte. Damals hatte mir der Uhrmacher genau ertlärt, wie man es machen müsse, aber das hatte ich aus Mangel an Uebung längst der gessen. Jch setzte mich also abends hin und suchte, hinter das Geheimnis meines Werterö zu kommen. Es dauerte ziemlich lange, aber um halb eins in der Nacht hatte ich die Genug tuung, daß ich meinen Weiter durch und durch kannte und ihn losrasseln lassen konnte, wann ich wollte. Ich stellte ihn auf ein, auf zwei, auf drei, auf vier Uhr, drehte vorn die Zeiger herum, und jedesmal todte der Wet ter auf die Minute los. Es konnte also nicht fehlen. Um dreiviertel 2 Uhr legte ich mich schlafen und stellte den Weder neben mich auf den Nacht tisch. Er iickte sehr aufdringlich. Es war, als wollte er sagen: Jch fchlafe nicht, ich bin ein braver, fleißiger Werter, ich weiß, toas ich meinem Herrn schuldig din. Ileißig, fleißig! Tict takt, tiet kack. Jch habe solche Liededienerei nie ausstehen können. Jch tonnte nicht einschlafen. Jch schlug zuleht mit der Faust aufs Kopfkissen und schrie meinen Weiter wütend an: Valts Maul! Er tat, als ob er nichts gehört hätte. Tirt tack, tirt takt! Fleißig, fleißig! Jetzt stand ich auf und trug ihn in die andere Zimmereetr. Als ich wieder im Bett lag, merkte ich, daß der Weiter noch lauter und einaringlicher ticktr. Er stand auf ei nem Möbel mit diinnem Tischblatt, gerade iiber einer leeren Schubladr. Das war ein vorzüglicher Resonnansi boden, und jedes Tick und jedes Takt schall tlangvoll durch die schweigende Nacht. So stand ich also wieder auf und stellte den unbeauemen Mahner in der Ect- auf den Fußboden. Der Teppich dämpfte den Schall, und ich hoffte, nun wiirde ich endlich Ruhe finden. Aber der Schlaf, in den ich fiel, war voll böser Träume. Ich träumte, ich hätte meinem besten Freund die Gurgel Jugedriickt, und er läge röchelnd in der ZimmereCe und riese mit erstickter Stimme nach Hilfe. Und pldßllch kamen die Gen darmen mit Oepolter die Treppe herauf, schlugen die Tliae ein und wollten mich sesinehmen. Da fuhr ich in den Kissen emnar nnd hörte den Weder rasseln. Meine But kannte keine Grenzen. In drei Sät zen war ich in der Zimmerecke, nahm das Unglücksding mit der Faust und schmetterie es durchs offene Fenster iin die Sommers-acht In der Som .mernacht stand eine Mauer, die vom Mond weiß chienen war. Denn in Sommer ten trlistig geschleu derte Weiter mit mondbe schienenen Mauern zusammentreffen sind meiti afender. ostla und als ich anfiiigteäxsdu angstvoll teJunmitdemWhr ua ren,waresdeetvtertelsznglsi it » Las seispersesnw Die Mitglieder eines Klubs in einer nordenglifchen Stadt hatten ein »Natschläge«-Buch, das sie jedoch hauptsächlich als Befchwerdebuch auf faßten. Das Komitee ließ schließlich durch Anfchäläiz kundtun, daß »Nat .schlag« im Kerl-ach eine mal ver schiedene Bedeutung von Beschwert-N habe, und baß man nur für erstere dankbar sei. Daraus wußten die fålnnrrek aberi nächt Rät. Einer n m, " n u un grü nen So endgtzd ihre Fäden sei-am zu ser eren seien; ein anderer, das man entweder takleinere Citössel oder gessen Mer« desmäen solle. deine-ein« USE-g , Von Felix alten Ganz eingehiillt in dem Staub, den die Hase seines Perdet auf wirhelten, kam er des es, gleich einem Wölkchen, das der Wetterfturmi vor sich herdiiist. Ueber die Wiesen an der Basiei fptengte er mit fol cher Wut, daß die Wache vermeinte, die Betsolger seien ihm auf den Fer sen. Er aber war schon am Tor, hielt sein Reiz nicht an, und ehe die Soldaten ihm noch recht ins Antlih chauen konnten, wie der Blitz an ihnen vorbei, in die dunkelnde Wöl bung verschwunden Sie wandten sich- ipiihten ihm nach nnd überleg ten, oh sie hinter ihm drein und ihn arretieren sollten, da ritt er fchon die Wallzeile hinauf. Er galoppierte mitten der engen Straßen in der Stadt nicht gelinder als draußen auf freiem Feld. Die Biirgersleute, die allhier ihrem Ge schäfte nachgingen, die Kinder, die sich zwiichen den Höuiern tummelten, schien er gar nicht wahrzunehmen. Ratsherren und Priester, Sänftem träger und Kutschen, er achtete des sen nicht, preschte immer dran les, daß die Funken aus den Steinen spritztem Ueberall wich man er schrocken zur Seite, merkte, daß es gegen solche Eile teinen Widerstand gab, erkannte die herrische Gewalt, die so selbstverständlich den Weg fiir sich in Ans ruch nahm, als sei der nur allein iir sie gemacht und den anderen mir in der Zwischenzeit fiir einstweilen geborgt. Er aber immer weiter, an der Stephanstirche dor iider, am Stock im Eisen vorbei, mitten iiher den Graben. wo das Gedränge vor ihm auseinander ah. Die aufgescheuchten handwerter, la nieter und Kirchengiinger schauten hinter ihm drein. tin-e Nenaier er wachte, und sie begehrten zu wissen, welch eine Botschaft da wohl mit der Schnelligkeit diefes gehegten Pferdes durch die Wienerfiadt flag. Indessen war er schon urn die Ecke gebogen, pfeilte den Kohletmartt hinauf, und geradeans, wie eine Ku gel aus sicherem Rohr ins Schwarze gesendet, fchvß er in den finstern Torhogen der hoff-arg Drinnen im Burgfrieden sprang er aus dem Sattel. Ein paar An genblicke stand er neben dem fchaums hedeckten, zitternden Tier, taumette var Ermüdung und vom Luftraufch noch ganz benommen, meinte, der Boden drehe sich unter feinen Füßen und tniff die Augen ein. Dann aber, mit einein tiefen Meinan ermann te er sich rafg und herrschte die Panduren,Wa tfoldaten und hat fchiere, die ihn umringt hatten, mit einer vorn Staub noch ganz verlieb ten Stimme an: »Zum Kaiseri« Das kurze Stillschweigen, das diefen Worten folgte, nahm er als unge bührliche Frage nnd fügte hochfahs rend hinzu: .Aus dem böhmifchen Feldlager!« Er ward zum Aufgang gewiesen und stieg die Treppe empor. Droben lief die Dienerschast beim Sporen tlirren seiner Schritte zusammen; er ging an ihnen vorbei, ohne sie mit den Blicken zu streisen. Jm Vor saal trat ihm ein Kämmerer entge gen, dessen Rede wartete er nicht erst ab, sondern begann gleich mit drän gender Betonung: »Ich muß zum Kaiser. Hab’ wichtige Botschaft an des Kaisers Majestät; aus dem Feld lager in Böhmen.« Sie schritten miteinander weiter, kamen in die zweite Antitamera, wo noch mehrere Herren beisammen waren, die mit tühlem Erstaunen den von Stra ßenschmutz bis in die Augenwirnpern hinein bedeckten Mann musterten. Der erste Kämmerer sagte: »Der Herr Ostizier da kommt aus Böh men. Berlangt unverweilt zum Kai ser!' Ein anderer Kämmerer er hob sich, betrachtete den Fremden, sprach: »Der herr...?« ließ ein Fragezeichen nachschwingen und schwieg. Der Fremde antwortete: «Obristrvachtmeifter Leöley. Kommt retta aus Eger. Was ich Jhro Ma jeftät zu vermeiden habe, leidet tei nen Anfschub.« Je t standen alle Kämmerer dicht bei eilen, gaben ihm ihre Namen urüch «Johann Georg v. herber fteinc sagte der eine; «Christap Eybitwal« der andere; «Wii lm v. Patienbach«, der dritte; Rudele v. Paarc der lette. Sie tauschtenl Gruß und Kompliment »Mitt- aber nicht an ngig sein, here Obrig wachtmei er, n diesem Aufo vor tatserlichee Person zu r'chenen , ann r.bersiein Ungeduldig s mu- Leu-y- .Jch new-! anf mich, Mirnmerer. die Iaiserli Maiesttih noch ichs tpir habenu beide ntcht Zeit, Hin-ar ten,bis tchherautstagieeart b Einer dazu-i Dringt Ihr svtichstt vom H .Ja«, entgegnete Letten ichnier.l Those-oft vom Ballen stetnt« d s t W» VIII-TM Inn-I singe-Ist es dein Lotterbe Maule-Dai IMM- THE « IIIQC W M Da W E an seine-i ton. das die Kenntn wichtiner Ieschrhs nisse in diesem Kanne pack-, glaub ten dein Mann seiner Stint-re mehr alt den- Jnhalt seiner Vorte» nnd der d. Cybiswald wandte as- sur« Tür, die in die inneren mschers sahst-. »Ich konis- vem nasse-! melden«, entschied er. Von derf Schwelle her aber sagte er noch zu; Lesun- «Glauht nur ja nicht, Herr Ohrisiwachtaieisier, daß Jhr mit ei-. ner Botschaft vorn Waltensiein deml Kaiser willkommen eid.« Er fah. die anderen an, tau chte Miete mit; ihnen und hatte die Miene eines Eingeweihten. »Der Fürst steht nicht mehr in der Gnad’«. snhr er fort, »und in den leßien zwei Wochen hat sich hier manches brgeden.' Der Obristwachttneister lächelte lanrn merklich, nnr einen kurzen Augenblick, aber dieses Lächein wirt te aufregend nnd überraschend wie ein Ereignis-. Dann sagte er: »Auch in Böhmen hat sich manches bege ben.« Ehbiswald fragte hastig: »Wie lange seid Jhr unterwegs-" Lesleh erwiderte ruhig: »Bist am Sonntag vor Tagesgrauen von Eger aussehn-den« »Und hent’ isi Dienstag!" riei Ehhiswald. Er verschwand in der Tiir. »Geritien wie der Satans« sagie einer von den Kämmerern bewun drrnd. «»Wir der Saian", wiederholte Lesley, trat ans Fenster nnd stieß es auf. Linde Frühlingslnit durch wehte diesen letzten Februartag. Die Sonne war inr Sinten, schneelos lag der Burghof in ihrem Schein nnd von den nahen Bergen wehte der Wind den Geruch der entblößien Hishi-Ue hier herein. Lesley atmet Da trat Chbtbtvalb rasch aus ber Tür und winkte mit ber Hand: »Herr Obristtoachtmeisterl« Lesley folgte ihm. Jn dem hohen Gemach, das ganz verhängt war von flandrisehen Tapeten, sttlnb er alsbald dem Kai ser gegenüber. Der tam mit starren Schritten aus ihn zu, wie von Un geduld getrieben, verhielt sich aber und blieb am Rande seines Tische gelehnt. Ein sester, kleiner Herr, wohlbeleibt und breit im Nacken wie in den Schultern. Sein Antlitz war ehemals wohl start getötet geloeten, das merkte man. Noch war ein Schein von Farbe daraus. Aber jeht waren diese runden Wangen im Erbleichen und Erschlassen Ganz vers lo en und oersiegelt war pag Antli rdinand5, selbst das Feuer seiner Augen war gleichsam aufge löst in eine ruhevoll schwimmenve Andacht Während der Rede Leeleys schrie der Kaiser plötzlich aus: «Gemordet7 Was sagt Er baf Gemorbetk Lesley schwieg; und ver Kaiser trat ihm mit erhabenen banden, mit entsehten Mienen entgegen: »Ich wilks nicht glauben! Sag« Er, daß es nicht wahr ist! Schändliche Mis setat! Jch will’5 nicht glauben,hört Er? Wer hat's geiagt7« Die Stim me des Kaisers liebte nicht, sie war ooll Mast und Schwung. Nur sei ne Augen bllnzelten besieg. Leiley fuhr sort: . r haupt mann Demonx hat ihm mit ber Partisane in den Leib gestoßen.« Der Kaiser hob abwehrend die b. Leiley verstummte. Mit lei ern, wie von Güte bewegtem Ton fragte ber Kaiser: »daß, mein siirsti licher Oheim lang gelitten...i« »Glaubt nicht«, meinte Lesleh trocken. Nach einer Weile suhr der Kaiser satt: »Und tein Gebet gesprochen im Verscheiden, seine arme Seele dem Erlöser zu beseblen...? Nichts ge redet, davon etwas zu berichten stün e...?« Ein scharfer, spähender Blick drang zu Leslen hinüber. »Deberoux hat nichts dergleichen gemeldet«, antwortete der Obrist wachtmeister.. »Der Fürst ist so gleich tot gewesen, ebne einen Laut von sich zu geben« Geschab nur, wie ihm die Partisane in den Leib subt, ein Knall, sagt der Teveroux, als ob eine Mustete abgeschossen wird, nnd ist dem Fürsten im Ab sterben ein Rauch aus dem Mund entwichen, als sei in seinem Jnnern alles brennend gewesen« »Mordbuben!« ries der Kaiser vor sich hin. Dann aber schlug er beide hände vors Gesicht und begann u weinen. Erstaunt schaute der Odris tvachtmeister zu, wie dieser seste, star te Mann sich vom Schluchzen schüt teln ließ, und noch tieser erstaunte er iiber sich selbst, weil et vom Weinen seines taiseelichen herrn so ar nicht bewegt war, und weil er für die Tat, die so beklagt und so verdammt u werden schien, nicht Untlage n Strafe fürchtete, ob er nett darin ver rickt war. Kaiser ließ ie Blinde nten und schaute vor ich hin. .J ein ernianem ichnam gesendets« a »Vat- iu der Nacht nnd im lichieit Ast-ten möglich«, ern- derte n Leuen den den toten in einen gewiaelt.. It M m exßsåitastee tein aåT r n ne metp dann in nietneslas leschewnndichbtnmit tsns f M . WI- , ZjirIHdenihndprtssdeng-z se est-' .Zu welchen anderenk Lesiq wunderte sich. Er ps dsoch erzählt, wie die anderen nieder gemacht worden waren. Irr-. II den qnderen«, deiriistigte er; »Zur Jllo, Terziq Hin-ty, Wurm-« Der Kaiser wandte sich nd: sink Bint...« sliisierte er nnd wischte sich die Augen. Lesiey stand still. Nach einer Weile iies sich der M ser, immer noch weggetehrt verneh men: «Und unsere Stadt Eger if ruhig...?« »Der Oberst Butter diirgt sit Leib und Leben siir die Ruhe«,sprach Lesley, »soll’s Jhro Mujestiit mic driictiich vermeiden.« Ferdinnnd verharrte noch einige Augenblicks Dann hob er das Sil berglöetchen aus seinem Tisch nnd ließ es klingen. Eybiewald stand in der Türe. »Für den Herzog von Friedland«, sagte der Kaiser, «sollen Seelen-ne sen gelesen werden-« Er dachte no « »Dreitausend SeelentnessenC schloß Jer, »e- ist Unser Wille!« ; Er wandte sich gegen Leiley nnd winkte ihm verubschietseud rnit der IM Jrn äußersten Vorsnnie draußen word der Obristwochtrneistee noch ein mal von einem Kämmerer gerissen und ihm angetiindigt, der Kaiser verivillige ihm. in der Hosburg Quartier zu nehmen Ats er dann die Treppe hinunter schriit, schauten ihm die Derren noch, und einer von ihnen meinte nach dentiich: »Der hat nun sein Schiss irn Hasen und darf sichs wohl sein lassen mit all den Gütern und Eh ren, die der Kaiser ihm schenken wird. Ja, ja... im Wassendienst innn einer noch seine Fortuna inn chen!« Ein anderer entgegnete: »Ach was! Nicht alle Tage gibts einen Wai tenstem uns dem Wege zu räumen, und inzwischen haben wir's hier be quemer!« vers-Meint Nach jahrelangem, vergeblichem Arbeiten hatte Peter Mißle nun endlich siir seinen neuesten Roman »Der lachende Geist« einen Verleger gefunden und schwelgte ein paar Wo chen lang in Wonne und Erwartung von Gold und Ruhm. Aber ec tose ve schrecklich enttauschl; denn sämt liche Kritilem die er über sein Wert zu lesen belarn, rissen dasselbe fürch terlich herunter-. so dass natürlich nicht ein Exemplar davon abgesth wurde. Menschenscheu und mit sich selbst und aller Welt verfallen, brü lete er tagelang in seinem Dachsiiibs chen, bis ek sich doch endlich ausrnssle und entschlosz, sein herz seinem Ju gendseeunde Fopphauser auszuschiils ten, der ein äußerst schlauer Mensch tvar und sich infolgedessen auch längst eine gute Stellung in einein Bank hanse erworben halle. Fopphaufer hotte die Jereiniade feines unglücklichen Freundes fchtoeii gend an, legte dann beide Beine be haglich aufs Sofa, schlon die Augen und fchien feinem ungeduldigen Be fucher bereits eingefchlnfen zu fein, als er plötzlich auffprang, in ein fröhliches Lachen ausbrach und rief: »Hör’ mal, alter Schwede, was triegft du denn, wenn die ganze Auf lage abgefetzt wird-« — »Die ganze Aussage-" ftotierte Mißlich »Zau fend Mart betänie ich dat« — «Topp!« rief der andere. »Gilt’s ei nen Korb Setit Die haft du in ei ner Woche!« —- »Es gilt«, munnelte der Dichter verwirrt. »Aber du ivillft niich wohl blon foppeii"tt« — »’.-lb pah!« wehrte fein Freund ab und griff nach dem hutr. »Doch noch ein-: Jn deinem Buche kommt jedenfalls auch eine heldin vor — jung, blühend, geiftreich —- nicht wahrt Wie heißt sie denn?« — ,Olga Fein«, ftammelte Mißlich.» aAber ich begreife nicht«...——,,haft·s auch nicht nötigt« lachte der andere. »Es lebe Olga Fein!« Arn anderen Tage las alle Welt in allen größeren Zeitungen ver Stadt folgende fettgedruckte Annonm «Gutsbefi r, mehrfacher Millionae, toiinfcht ch zu verbeiraten. Die be treffende Dame kann Panz arm fein; fie brav t nur dte E genfchaften der Dige- n tn dein Roman «Der la chende Geist« von Peter Mist beftsem sitbofferten unter »Le ni litrt« Pofiarnt 9 erbeten.« Drei age später prangte in allen such dartun-Bär der Anfchlag: »Der la ft« von Peter Mtßl erfte Aufloge be riffen —- swete tn Vorbereitungt ebe Dame, obfluss oder alt, hatte fich bat such getauft. Hro i STI —Konful, See Sohn tftten is M IIIM hoffentlich tu den Colv ttl Selbsttrtttb thr ,D ich assis, wem-ich teas spannt-)- .Jch It- tussk si III-ex j