Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 04, 1914, Image 12

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    Ceetennmsimnp
, GI- fettfckme Geschichte von Adolf
See-et (Mnricnbnd).
- Es war kein Wunden daß Annin
Its-sing au- dem stetischen Gleich
M las. Das Æsnl spielte
de- gnten Jungen auch gar übel mit.
M. reich und schön, dabei kl und
lWrdig, gebildet, ttoy eines
Ws ein fleißiger Arbeiter und
in Mtteisen geschäsd schien ihth
die glsclichste Zukunft zu blühen!
Und als et zu dem allen sich noch mit !
der blonden Agne§ von Mehken ver-I
tobte, gab es keinen von uns, der ihn
nicht »in wenig beneidet und einen
nnvecschcinnen Glücköpilz genannt
hätte. j
Dann kam der erste Schlag; achti
Gage vor der Hochzeit ftiirzte bei ei
nein Spazierritt Agnes oor den An-«
gen ihres Bräutigams ooni Pferde
und starb noch am selben Tage. Es
war eiti schwerer Schlag gewiß; aber
die Zeit heilt alles. Als drei Jahres
später Armin seine Verlobung mit
Anna Bürger, der Schwester des be
kannten Gelehrten. orrössentlichte.s
freuten wir uns alle. Und dann lam.
eines Tages- bas Telearamni, das
mich herbeiriesz damit beginnt mein
persönlicher Anteil an dieser seltsa
iiieii Geschichte. —
Auf den-i Bahnhof erwartete mich
ein älterer Herr, der sich mir auf dem
Heimwege —- wir hatten noch eine
Strecke im Wagen zu fahren —- alt
Professor Bürger vorstellte. Was
er wahrend der Fahrt erzählte, war
eine Tragödie, geeignet, die stärksten
Nerven zu erschüttern. Jn acht La
gen hatte die Hochzeit stattfinden sol
ien, und heute morgen fand man die
Braut tot im Bette. Die Aerzte der-»
mateten einen Schlaganfall, freilich
ohne hinreichenden Grund, denn das
fange Mädchen war nie trant gewe
fen, i
»Mein armer Freund, wie muß ihn
ok-- Unglila erschüttert haben!'« ries»
ikr aus. »Wie hat er en aufgenom-«
ikkeii.ck« (
»Es-en deshalb habe ich Sie tele-T
graohifch berufen, einerseitH,-weil Sie
fein bester Freund find und anderer-,
Jena« weil Sie Arzt sind. Jch fürch-J
ie nanitich, der unerwartete schlagt
- hist seine Sinne verwirrt. Ali ich;
iqiii schonend die Nachricht von Lin-i
nat Lob mitteilte —- ich hatte diese
icbwierige Mission selbst übernom
men — blieb er merkwürdig ruhig.
«Ulso doch, f- hat also ihre Dro
hung wahr gemacht,· sagte er halb
iiiui der sich hin. Diese Worte er
schreaten mich aufs tiefste, weil ich
glaubte, sie bezögeu sich auf AniiiH
und denteten auf einen Selbsiniord
hin. Aber er«schiiitelie den Kopf.
»Amt« sie hat sich lmit-sit getötet
Yzariinktollte sie auch? Wir waren
doch so glücklich. Die andere hat e
getan.«
»Ich zweifelte nicht daran,« fuhr
Professor Bürger fort· »daß fich iein
Sinn verwirrt haben mußte, denn ed
gab leine andere, die meiner armen
Schwester nach dem Leben getrachtet
hätte. Meine Auffassung wurde lei
der aber bald genug durch die Tat
bestätigt. heilte nacht veriibte Ar
inin einen einbriich in das mir un
terstehende Museum. Der Diener
tain gerade dazu, als er init einem
Beil in der Hand den Sarkophag ei
ner äghptischen Mumie zertrümmern
wollte. Nur mit Mühe gelang es,
den Rasendeii oon seinem Vorhaben
abzuhalten. Er schrie immerwährend,
fee —- er meinte offenbar die Mumie
—babe then nun schon zweimal die
Braut getötet nnd er miisse sieiuins
bringen« die heer
Als ich in Armins Wohnung kam.
lag er in schwerem Nervenfieber. So
lange es meine Zeit gestattete. blieb
ich bei ihm, dann überließ ich ihn der
Obhut eines Kollegen. Lange Zeit
schwebte er zwischen Leben und Tod.
Monate verflossen, ehe er so weit
war, M Lager wieder verlassen zn
können.
-
Es war dringend nötig, daß er in
einem wärmeren Klitna feine volle
geistige und körperliche Spanntrafl
wieder erlange. Auf seinen dringli
chen Wunsch cntschloß ich mich, ihn
zu begleiten. Der nötige Urlaub
iouede mir gern gewährt.
Ziel- und planlos, nur der Einge
bung des Tages folgend-, durchstreif
cen wir Italien. Armin gesunden
zufehends an Körper und Geist. Nur
aie schwere Krankheit, die er durch
gemacht, und welche den Eindruck der
.,oo«e·herge«henden Ereignisse fortgewiicht
halte, wie eine Sturmflul selbst die
tiessten Spuren im Sande vermischt,
smachte ej erklärlich, daß er inn tei
nem Gedanl an das Geschehene su
riietzudenten chien, daß er wieder
heiter und lustig wurde, daß er gern
-m.Geiells-lpaft ging und sogar nicht
unempfindlich war gegen die ein we
nig nämliche und mitleidige Zärt
-1i0tei4 einer fqlauren Ameeilaneriu,
»die. M weis von wem, Junius
— --.- —
anstatt einander nachzureisen und sich
dann über das Zusammentreffen zu
wundern, vereinigten wir uns zu ei
ner Reisegesellschasi. Miß Woodstok
ging mit ihrer Mutter nach Argw
ten, nnd so gingen wir mil; ich aus
Neugier und Wissensdrang denn daj
Wunderkind ain Nil war schon lange
Gegenstand meiner Sehnsucht gewe
sen; Arn-in, weil der Fliri in eine
ernste Neigung sich zu verwandeln
schien. Wie gesagt, nur der Um
stand, daß er, vorn Tode erstanden,
voll neuen Lebensniules und neuen
Lebensgesühls auf das vergangene
Leben wie aus einen wüsten Traum
zurückblicke, ließ diese rasche Neigung
erklären und sozusagen entschuldi
gen.
Jn Aeghpten begannen sich unsere
Wege zu trennen. Misz Mabel als
echte Amerikanerin hatte wenig Sinn
und Verständnis fiir die Ueberrefie
der uralten Kultur, und auch Armin
war die lebende Gesellschaft lieber,
als die tote Pracht der Königsgräber
und Pyramiden. Während ich weite
Ausfliige unternahm und aft tage
lang entfernt war, spielte er mit Ma
bel und ihrer Gesellschaft Tennis
oder ritt mit ihr aus.
Als ich von einer weiteren Tour
zusden Kataraiten nach zwei Wochen
wieder ins hotel zurückkam, fand ich
Arrnin verwandelt, nicht zu seinem
Vorteil. Vergebens drang ich in ihn,
sich mir anzuvettrauen, denn ich hatte
die Empfindung, daß ihn etwas be
drücke. Das Verhältnis zu Madel
konnte es nicht sein. Eher gewann
ich den Eindruck, daß aus dens. Lie
beäspiel eine heiße Leidenschaft ge
worden, die sie beide erfaßt hatte.
Während meiner Abwesenheit war
ein neuer Gaft ins hotel eingezogen,
eine indische Iiirftin, die Frau eines
jener sagenumwobenen Naja-, von
deren Reichtum nian Wunderdinge
erzahlt. Die fremdländische Schim
heit der Fürstin, ihre absonderliche
Tracht —- fie trug nur die Kleidung«
wie sie in Jndten tiblich —, der
Reichtum an Juwelen, dadei ein fast
naive- Unerfahrensein in den Ge
bräuchen der Gesellfchaft und eine
rührende Unwissenheit in den Errun
genschaften der Reuzeit, die sie gar
nicht verbarg, all dies machte die
Fremde interessant. Der Fürstentitel,
der auf die Töchter des demokrati
schen Ameriia eine viel stärkere An
ziehungstraft ausübt. als aus die
Europaerinnem mochte auch dazu bei
tragen, daß sich· Nabel von der
Freundschaft der Fürstin geehrt fühl
te, und daß sich zwischen den beiden
ein intiiner Verkehr entspann, sehr
zum Verdruß Arminx der die Jn
derin nicht gut leiden tmochtr.
Eines Abends kam, was ich längst
barausgesehenx Bei einein Spazier
gang unter raufchenden Palmen ber
lobte sich Armin mit Mal-el. Noch
am gleichen Abend teilte er es mir
mit. Jch gratulierte ihm herzlichst.
Er selbst war aufgeregt und ernft.
was ich schließlich begreiflich fand.
Um Mitternacht des gleichen Ta
ges weckte mich jemand aus dem
Schlafe. Als ich mich im Bett auf
richtete. erkannte ich den Freund. Er
sah verstört und leichenblaß aus.
»Du mußt mich anhören, ich muß
sprechen, auf die Gefahr hin, daß Du
mich auslachft oder fiir einen Narren
ertlärx Sie war wieder da, diese
Nacht, hat mir wieder gedroht, hat
mich an den lächerlichen Schwur erin
nert. Ich siirchte für Mädel.«
« »Du fieberft, Armin Du redest
irre-«
«.yore mir ern zu, oann meinetwe
gen glaube oder glaube nicht« Jch
muß toeit in die Vergangenheit zu
rückgehen, um Dir alles verständlich
zu machen.«
«Als ich das erste Mal verlodt
war, mit Agnes von Meinen, besuch
ten toir zusammen das Museum, des
sen Leiter schon damals Professor
Bürger war. Die Sammlungen hat
ten oor turzem eine wichtige Bereiche
rung erfahren, die Murnie einer jun
gen Aeghpterin, einer mit 16 Jahren
verstorbenen Königstochter, wie Bür
ger aus den Jnschriften feststellte
Dieser Jnschriften halber hatte er sich
auch meinen Besuch erbeten. Während
ich bei der Murnie zurückblieb, führte
er meine Braut und deren Mutter
durch die Säle. Jch tesichtigte die
Leiche und erblickte plöylickz was
Bürger offenbar entgangen war, auf
der Brust einen kleinen schwarzen,
mit dein Bilde des Scarabäus und
einigen thiervglypheri bedeckten Stein.
Jch steckte ihn zu mir, um zuhauie
die Inschrift zu enträtseln und ver
gaß, Bürger davon zu sagen.
Jn der darauffolgenden Nacht hats i
te ich einen Traum. Die Königs
tochter stand dortnir und blickte mich
halb liebevoll, halb drshend an. ,Dtt
hasi mir meinen Talisrnan geroubt,'
sagte sie. «Du mußt sterben oder
Dich rnit intr verloben für dieses Le
ben nnd fttr alte tiinftigen.«- Und
tin Traume oerlobte ich intch ihr. Ich
höre noch ihre Worte: ,Dn wirst
nie einein anderen Weibe angehören.«
as den Traum schon sen
MAY-R Mk« M- si« III
I s et
W derhochieit Mermis ec
Boten und drohend wiederholte-,
es let-Im and-n Weibe angehö
Am folgenden Tage stürzte UgnesY
vom Pferde. Ich bade noch niemnns«’
dem erzählt, was ich Dir seit ergsds
le: Ali sich sckdkkndar ohne Grund,
M sonst so ruhige Tier zu bänmen
begann. schrie mir Agnes su: «Jage
doch die braune Dirne weg. sie macht
mir das Pferd sehn-I Und es war
weit und breit niemand zu sehenP
Ich brauchte drei Jahre, mn di
Sache zu überwinden, unt mir klar
zu machen. daß es sich nur um eine
zufällige Berlettung den ganz nasse
lichen Erscheinungen gehandelt haben
könne, die meine ausgeregte Phantasie
zu Gespenstergeschichten ummodelte.
Jch will kurz sein: Acht Tage vor
dem Tode Annae erschien mir-die
Aegypterinr wieder. Jn» der Nacht
dn Anna starb, Möglich, eines rätseli
haften Todes, erschien das braune
Weib wieder, dämonisch lächelnd.
,Mit diesen Händen habe ich sie er
würgt.« Und sie hielt mir die schma
len, langen, sehnigen Finger entge
gen.
Jch war nicht wahnsinnig, ats ich
ins Museum eindrang, um die Mu
mie zu vernichten. Du weist, baß die
Aegnptet den Körper deshalb als«
Mumie erhalten« weil sie, als Anhän
ger der Seelentvandetung, an ein
Weiteileben der Seele nur so lange
glaubten, als der Körper weiter sorts
dotiere. Und ich glaube, sie hatten
nicht unrecht. Es gibt teine wesen
losen Geister-, ei gibt nur materielle
Dinge, mögen sie vielleicht auch site
gewöhnlich unseren Sinnen nicht zit
gänglich sein. Und mit dem Tod
der Materie muß auch die sogenann
te Seele sterben. Hatte man mich
damals mein Wert vollenden lassen.
ich wäre heute ruhig. und sie wäre
nicht wieder gekommen. ?
Denn sie war wieder da. Diese:
Nacht war sie da und hat mir ge
droht, und befohlen, Mabel mein
Wort zurückzugeben Und seht kommt
noch etwa-, was Dich wundern wird,
wie es mich gewundert hat: Jch snh
ihre Züge genau, und ich schwbre es
Dit, meine ägyptische Königitochter
ist niemand anders alj diese angeb
liche indische Prinzessin.«
«Arinin, Du phantasiersi, Du sie
berst.«'
«Laß mich. Ich werde morgen
Gewißheit erlangen. Jch weiß schan,
wie ich es ansange.'
Am nächsten Tage, als wir beim
Frühstück beisammen saßen, zog Ar
min plöhlich einen schwarzen mit dem
Bildnis des Searabäua geschmüaien
Stein ans der Tasche und reichte ihn
der Fürstin hin. »Sieh Durchlaucht,
nehmen Sie Ihr Eigentum zuriietk
Jch wartete gespannt, was sie ant
worten werde, ob sie eine Ertläkung
verlangen, ob sie erzürnt sein würde
über die Kühnheit meines Freunde-,
die ihr unverständlich sein mußte.
Aber nichts davon geschah. Sie schüt
telte nur leise das Haupt. .Jch neh
me den Stein nicht, Sie niussen ihn
schon behalten. Ihn iind alle-. was
damit zusammenhängi!«
Und sie blickte Armin an, mit ei
nem Blicke, in dem has und Liede
sich seltsam mischten.
Plöylich bliste ein Browning in
seiner Rechten. Er beugte sich ubei
den Tisch und sliisterte heiser vor Er
regiing: »Entweder Du nimmst ihn
zum-, oder ich schwöre Dir, Du und
ich sind in der nächsten Minute Lei
chen.« Und sein entschlossener Blick
feigty dass est ihm blutiger Ernst
ei.
Jch sah das Zögern, sah, tote der
innere Kampf sie erschutterte, sah,
wie sie bald widerwillig, von Todes
angst geschuttelt, die Hand ausstreate,
urn den Stein zu empsangem At- sie
ihn genommen, verbeugte sich Arnnn
und ging. Jch wollte sein Tun ent
schuldtgen, aber die Prinzessin
wandte mir schkoss den Rücken. Eine
Stunde später war sie adgereist, ohne
sich von jemandetn verabschiedet zu
haben.
Ein paar Tage später langte ein
Schreiben Professor Bürgers ein,
worin er Arnim deglückwiinichtr. Am
Schlusse hieß es: .Denle dir nur,
was passiert ist. Der Leichnam der
ägyptischen Prinzefsin, Du tennft iyn
ja, ist ptöytich verschwunden Nicht
etwa geraubt, sondern ve schwanden,
in Rauch ausgelöst, in As e zerfallen.
Nichts ist da, als der leere Sar
tophag und die Binden, womit der
Körper umwickelt war. Es müssen
irgendwelche unbekannten Umstande
eingetreten sein, die diesen plöhlichen
Zersall bewirkt haben; denn anzu
nehmen, wie es die alten Aegypter
taten, daß der Kreislauf der Seele
vollendet und diese Doteder in den
Körper zurückgekehrt set, der daraus
als neues Lebewesen auftritt, dazu
sind wir doch zu nahend-if «
»Es gibt mehr Dinge zwischen
Himel und Erde.« murmelte Arninn
Dann zerriß er den Brief in kleine
Zehen und ging hinab in den Gar
ten, wo Miß Mal-et bereits aus ihn
wartete.
—Sewissenisra e. stand
ntörder hu seinem erteidi )
. r Rechtsanwalt es heißt M:
, « e Wer-schen den seine Lieder«
. . . ty· n t
. in der
tret datLte . weiß
Mk Mist-lass UMI Oescsf
Hist-entk
seitwilche seiest.
Eine Ratt-geschichtet von Mtvin Römer-.
Also acht Tage Urlaub hast Du
»Dir richtig wieder rausgeschunden,
"Kathrini« sagte tnit nicht ganz ernst
Egemeintetn Vorwurf der Korn-nee
izienrat Marlreiter zn seiner Kö
lchtm die genannten war, sich einen
lTeil ihres ersparten Lohngeldes ge
ben zu lassen. .Und nach Krithens
fis-katho- wkast Dai
«Tja, wenn das Mareiten doch
Hochzeit hat, hert KommerzienratP
entschuldigte sich Kathrin.
s «Weiß schon, bei Euch hat imme
leine ander: Hochzeit! Das geht nun
schon an die zehn Jahre so!« -
! »Wir sind ja man sechs!" erklärte
Kathrin verschämt. »Und Mareiten
ist die lestei"
«Bis auf Dich!"
.Mich mag teiner nich. Jch vtn
den Mannseng zu hübsch!« sagte das
allerdings auch ganz verteufelt haß
tiche Mädchen, das ja einer schiesen
Kartoffelnase und einein froschartig
breiten Mund einen Ausdruck in den
Augen hatte, daß man nie recht
wußte, wohin sich ihre Bliae eigent
tich richteten.
»Wir tönnten Dich auch nicht ent
hehren, Kathrin. Wenn Du nicht
Ia betötnmlich iiir mich alten Krüp
pel tachtesi, war ich längst tot!...
Ita, also glückliche Reise und antu-!
sier' Dich gut. Mit welchem Zuges
sahrst Du dennf' s
«Mit dem teyten. Gegen Mitter
nacht. Die beiden vorher haben hieß
dritter!'·
«Altee Geiztragen!«
»Ach war-, in vierter sind auch
Bäntel Und so lange ich nicht äu
tornohil fahren tann, lrieche ich in
die vierte Klasse!«
.Aha. Auto möchtest Du alfofahs
renil Nicht iiheli' lachte Martreiter.
«Schade, daß unseres schon wieder
tapores ist, fonft hättest Du ja mal
die große Dame spielen und Deine
Sippschaft als Spoetfee überraschen
tönnen!«
»Ja, das sagen der here Kom
merzienrat so! Weils entzwei ists
Sonst...'
»Na, tver weiß, Kathrin!« lachte
er. —- Als sie das Zimmer ver
lassen hatte, ging er ans Telephon
und verlangte die Nummer eines
Fuhrherm wobei er vorhin gestört
worden war.
.Kann ich Jhr Mietauto heute
ubend gegen zehn Uhr haben?'
.Wer ist dorti« fragte jemand gu
kürt.
.Martreiter!« wiederholte er un
geduldig
«Ja, das haben wir gestern doch
schon definitiv ahgemacht, here
Martreiterl«
eins-er Kommerzienrat studie. Ei
hatte nämlich einen Neffen, der ein
toclerer Zeisig war und mehr Geld
verpulverte, alj er verantworten
rannte, weshalb er ihm auch deut
lich zu verstehen gegeben hatte, daß
seine galanten Aufmerksamteiten
zwei-los seien, die er an seine Ku
stete, des Kotnmerzienratt Tochter,
bei jeder Gelegenheit verfchwendete.
.Das hat dann wohl mein Neff
fiir rnich getan! Ach bitte, fagen
Sie mir doch, was er mit Jhnen
verabredet hat.·'
.heute abend —- allerdingö fchon
utn neun —- steht das Auto zu Jh
rer Verfügung Er tomtnt selbst
unt fährt Sie nach Leipzig zur Mes
se! Stimmt’sf« »
.Ganz recht! Jch dante Jhnen,"
sagte dann der Kommerzienrat und
dingte ah.
Das war ja eine sonderbare Sa
che! Von diesem Aufflug nach Leip
zig hatte er keine Ahnung! Was
mochte sein Derr Neffe fiir Absichten
habeni
Ein dlikartigee Verdacht üderfiet
ihn. War Marietta dem blenden
den Belagerer doch ins Garn gegan
gen? Troh seines Ahivintenif Jhs
re Unerfahrenheit war so leicht Zu
betören. «Und an Wach amteit hatte
s es« wohl oft genug ehtes lassen.
löslich heann er sich auch dar
au, ·da ee gestern vor den
Schmuckfichern ihrer toten Mutter
getroffen hatte. Er sah nach. Wahr
haftig, die ioftdarften Stücke fehlten.
Da ging er fteacks zu ihr hinüber.
.Wee ist daf« fragte -fie, als er
an ihre veefchlossene lire tlovftr.
.Dein Daten Kindl«
Ach bete-M Bot-s- Jch öffn
sogleichi« L
Ein Blick durch das Zimmer über-T
zeugte ihn, daß sie allerhand Wäsche
und Garben-be ausgewählt hatte
Sein Verdacht wurde zur Gewißheit
»Ich sehe, Du willst ver-eisen,
Matietta.« sagte et obenhin. Alpen
er beobachtete sie heimlich. Und rich
tig, sie wurde evi. Sich zu verfiel
len, hatte sie so selten Veranlassung
gehabt. ·Dakf man fragen, wohin?«
«Jch will nicht verteisen, Papa!"
«Kind, Kind, das Lügen ist Die
immer sauer geworden!«
Da fing sie ganz plöslich an zu
weinen.
.Warutn willst Ia es denn nicht
zugeben, Papa-O Wie haben uns
ach einmal so lieb!«
«Wee hat sich liebs«
läsch sehc Da weise s- doch ai
e .'
«Æmkb Ich- and-Darin
W
kleines unwissend-es Dur-rucht- dist!
Einst Du Vertrauen n Deinem
ter ge bt, so wiir - Du Dir
diese Rei edorberettnngen baden er
sparen könneni«
»Ich lasse aber nicht dpn sandi«
ries sie, sich einen Ruck gebend und
stampste sogar mit dem us aus.
«Dat ist sa sein Un luch das sie
alle nicht von ihm la en, die er
einmal geliebt tl« sagte Papa
Marlreiter sarla tsch.
zWas willst Du damit sagen, Pa
pa I
»Das kannst Du aus diesen Brie
sen lesen, die mir im Lause der
Zeit ins dans geslogen sind!u ent
gegnete er und reichte ihr ein zierns
lich beleibteö Rudern »Es ist ei
gentlich ieine Lettiire für lleine,
halbsliigge Mädelchen. Aber ich se
he, Du brauchst sie als Medizin!
Darum blättere sie durch. bis Du
merkst, daß die Reiselust sich der
sliichtigt. Dann kannst Du sie
mir wiederbringen Jch bin in mei
nem Arbeitszimmer!...«
» O I d l
I Der Kommerzienrat hatte sür den»
sAbend verschiedene gesellschaftliche;
Verpflichtungen hnnö Marlreitet,(.
der in halber Selbständigkeit, abers
mit seines Onlelg Unterstützung eins
paar große Geschäfte am Platze ver
sttat und dadurch ziemlich genau ori
entiert war, hatte seinen Entfüh
rungsplan mit kluger Berechnung
aus diesen Abend gelegt. Er wuß
te, daß sie einen gewaltigen Vor
sprung gewinnen konnten und ohne
Anfechtungen über die Grenze ge
langen würden. Bald nach neun
subr er in langsamem Tempo durch
die Mozartstrasze, in der das oors
nehme Haus seines Onkels lag, und
gab das verabredete Hupensignalx
süns hintereinander jagende lurge
Töne!
Und richtig, da tlirrte der Schlüs
sel in der tleinen fchmiedeeifernen
Seitenpsorte des Parti. Eine Ge
stalt in langem Autoniantel, die
Schuhbrille vor dein Gesicht, und
die Wachstuchniiisze flott iiber das
Köpfchen gezogen, fchliipfte heraus
und wintte unsicher.
Jm Nu sprang er ab, öffnete den
Schlag und ließ sie hineinlletterii
Eine gewaltige Tasche, die die bald
selige an der hand mit herausge
schleppt hatte, schob er nach.
«Nun flinl. Liebste!« murnielte ei
hastig .Wenn wir erst draußen
send, fest Du Dich zu mir! Es geht
fa alles brillant, findest Du nichts«
.Ach ja!" hauchte sie. Es ioar
ihr offenbar ein bißchen ,schtdunim
rig« ums herz herum
Und dann turbelte er an. Der
Moiar tnatterte. Die Räder iaineii
ins Laufen. Eilig ging es iiber das
bolprige Pflaster der Seitenstraßen,
iibek den glatten Asphalt der großen
Vertebrsadern, hinaus aus die gut
gewalzte breite Cbaufsee.
Tra—tra—-tra—tra! triiimpbiertr
die habe. Alles mußte ans-biegen
oder zur Seite flitzeii, was Hans
Martreiter iii den Weg tani, den er
mit feiner jungen, schonen, gliictders
heißenden Beute gewählt hatte.
Noch ein paar Stunden, und er
hatte gewonnenes Spiel! Dann muß
te der spröde here Onkel nachgebeti,
ob er Lust dazu verspiirte oder
nicht! Dann hatte dieses Jammerles
ten ein Ende, das ihn aus einer
Verlegenheit in die andere trieb!
Es war eine Wonne, daran zu den«
ten! Und init einein fast unartitus
lierten Freudenfchrei ehte er die
höchste Geschwindigkeit ein
Als sie weit genug von der Stadt
fort waren, hielt er an, mitten aus
freiem Felde, öffnete den Schlag
und sagte dolt Courtdisiex ,.Jetzt bit
te ich Dich aber, Schap, mir dorn
Gesellschaft zu leisten. Wenigstens
bis Kriihensteinthalt Kommt«
»Ach sat« entgegnete sie fliisiernd.
Doch wie sie beraustletterte, hatte er
sie auch schon in den Armen, driiitte
sie an sich, ivie närrisch, und tanzte
dann übermütig iin Lichte der unge
duldig blintenden Scheinwerfer auf
der breiten Cbaiisfee ru·nduni.
-.Jch... tann... nicht-« mehrt«
teuchte die Entführtr. Cis-Rang
als ob ihr die Stimme versagte oor
Erschöpfung Da hob er sie lachend
auf de Vorder-ftp stieg bebend nach
iind lie den Renner alsbald weiter
sausen. Schweigend saßen sie ne
beneinander. Ortschaften tauchten
aus und fkogen vorüber-. -
.Kriibeiifteintbalt« fragte sie im
sicher an feiner Seite, iiiid zeigte auf
die deutlicher werdenden Lichter ei
ner vor ihnen liegenden Stadt. Ei
hörte ei taum, Lo leise sprach -fie.
»Noch nicht, «iebl« entgegnete er
und umfasste sie niit dem freien Arm
fiir ein paar zärtliche Augenblicke
Iber beim nächsten Jleiten fragte
wieder, vi- vqe qiie Nest wskiiich
in Sicht tairi. Da to ete sie schüch
tern Ia seinem A biniiber und
sagte, a diesmal mit dolltöneni
der breiter Stirn-ie: lvhier möchte
ich gerne ansstei n, here Mart-ei
tert schbinnmlichbierzu han
se. Und seine Schwester bat her
seit mer ! Nicht wahr, Sie ne
nie-A n sbel und halten einmal
aus«
sieeinöchia ir iibii nnd bat
· strsiibte ch hin unter der
tuchiniihn Kreuziiiobeeneies
scient, das ivar doch nicht Mariettal
Saum-! M.W ist«-! s -
W »
Ustenb be te er die . chine
zum-Sieben Mite- a been arti
pla in Mühen int l. Wütend
chr ee sie Ist iibete an: »Wie
online-a Sie dazu, flch in mein su
to zu seyen, Sie unverfchäaitet Frau
enztnirneri«
»Ihr r Onlel bat es doch «
geivollt, r Martreiteel« fagte sie
beklommen. »Da mußte ich hochge
borchenl Aber schreien Sie bloß
’c.icht fo. Die Leute laufen fa zu
stanimem Und ei ift doch bald Mit
Jte.nachtl«
» »Mein Onleli... da, der alte
Cchniifflm Das ficht ihm ähn
lich!... Arme Marietta, wie mag
es Dir ergangen fein-l" klagte er
pathetisch. »Aber barre nur aus!
Jch erlöfe Dich boch noch!'
JVon Marietta habe ich einen
Brief für Stel« meldete sich Kath
rin und holte ein Kuvert out ver
Tasche. Es war ziemlich umfäng
lich. -Er riß es auf. Jrn Scheine
ver Autolichtee erkannte er Blätter
mit verschiedenen hanbfchriflem bei
deren Anblick er das buntle Gefühl
hatte, als fäbe er sie nicht zum er
ßenneai. Aber ba waren ja auch
ein paar Zeilen von Mariellao
Hand. Und voll Ingrimm las er:
»Weder Vetter, bie betliegenven Brie
fe hat mit Papa zur Einsicht über
lassen. Sie werden auch Dich beleh
ren, warum ich Dir nicht folgen
kunn. Daß Du Kalt-tin nach strä
hensteinthal fahren mußt, loll Deine
Strafe lein. Papa besteht darauf
und ich lann’o nicht ändern. hafki
ia auch verdient!
Matietta.«
spieteatten atie französischen
stattgivst
Die Spielleidenschast hol an den
franzoftfchen König-bösen stets eine
H große Rolle gespielt; itnter Karl Vll.
jspiette die Hofgeseltschast init Jn
vrunst Matten unter Im z t. das
’!tiederfespiel, unter Ludwig Still. da
vor-, das Magarin aus Italien-tritt
gebracht hatte; noch auf seinem To
tenbette spielte der Kardinal feine
iegte Partie. Ludwig le. war ein
großer Spieler vor beni Herrn, und
die Oanien seiner Umgebung folgten
gern feinem Beispiel. Mine. de
zittontefpan war eine geradezu ge
fiirchtete Spielerim Die Giinstlinge
des Königs machten es koenfo:
Grammont, Dangeait. Langley und
spater der herzog d'!lntin, alle diese
Herren lebten fozusagen von der
PiqitetiDamr. Nur Dangeatt nahm
eine Sonderstellitng ein; er fpiette
itnd gewann ehrlich. Die meisten
Partrier beim Spiel ini hastreife
aber würden die Ansprüche, die ein
moderner Gentlernan an feine Part
ner stellt, taniii befriedigt baden.
Ehardoiy der da- Spielerwesen ain
Kontgohofe behandelt, tiihrt ans, daß
mehr oder minder alle nach herzeiisi
lust niogellen. Die Trirtd Gram
itionts sind in den Meinoiren feines
Schweigen geschildert; dAnlin mach
te sich mit Vorliebe den Einst-g fei
ner Nachbarn zu eigen. ja, eines Ia
geS betrog er sogar den Dattpoim oer
ihm seinen tnit Dukaten gefüllten Dui
anvertraut hatte und den vornehmen
Hofmann dabei ertoischte. wie er irn
Begriffe stand, sich damit die Taschen
gii füllen. In den Tagen der Mon
tespan spielte man im Schlosse regel
mäßig von H Uhr; man spielte an
fiinf Spieltifchen, an lfririein führte
ftelo der König den .Vorf·ip'. Auch
die Kunst, Verluste mit Wurde bin
szzititehrnem stand nicht in Gunst- Jni
Gegenteil; wenn der König derive,
erging er sich in derben Scheltredenz
und bei Dangeaii und Langlee tain
es sogar zip einer Stoaprligelei. Da
bei konnten die Betrüger immer auf
Nachficht rechnen und sich auf.die do
hen Beispiele berufen· Jn fpateren
Jahren pflegten sich die Gewinner fo
gar einen gewisfen Prozentsas ihrer
gegenseitigen Gewinne wiederzugeben
gleichsani als Prämie filr die mittin
tergelaufenen, nicht ganz ehrlichen
Gewinnste.
see tatst-site vie-hoben
Jn Jtaiien erhielt Adelan Paiii
einmal den Besuch eines Bewunde
rer5, der nichts sehnlicher gewünscht
hatte, als der großen Sängerin ein
mal persönlich seine Begeisterung
vortragen zu tönnen. Es war ein
würdiger älterer herr, dem die Sig
nora die Bitte nicht abschlagen woll
te. Alsbald nach der Begriißung
ging aber der Liebhaber in Flammen
aus, er hatte seine noch brennende
Zigarette in die Tasche gesteckt. Die
Patti ergrifs sogleich eine Karasse
mit Wasser und goß dies auf den
sprachlo- Dastebenden, indem sie
meinte:
»Ich habe schon viele Bett-anderer
empsangen, aber noch teiner ist so
wörtlich sitt mich entstammt ioie
Sie. Da muss ich an die Wahrheit
Jlsrer Empfindung wohl glauben!«
--·-...- —- »
— Ein sideler Ort. Ein
heinitschen cJch berstet-' die sein'
n t! Vor acht Tag' bat der Schne
st hannei e Sau Eschlachx am
Mittwoch is dem Eil-derer sein Sta
dei ab'brenni, am reitag beim mer
den Schreiner Ste l ei rab’n und
ge n var bem rgerrneister
Und-taus- und ba sa 'n die
Franc-, bei uns Paar-Fis- t· il!
-