Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 04, 1914, Image 11
. - sanöverhumoresie von Carl Tonkrei cs war ein heißer Tag ge ers-s Besonders siir die xten Jäger. ä-« ger zu fein, hat freilich seine gro ens Vorzüge. Wenn man im schmucken griinen Rock zwischen den dunkelbrau nen Kameraden der Jnsanterie oder den hellblanen der Dragoner in der hauptstraße des Städtchen-, in wel ern die Brigade gerade einquartiert t, uniherwandelt, so sällt die au ßergewöhnliche Unisorm doch ganz anders aus; man«,siihtt sich ais etnms Besonderes, und man ist es auch Jn einem Jägerbataillon stectt eben ein ganz eigener Geist. Das nn t der ausgewählte gute Ersatz an O - sizieren und Mannschast. das macht der vielleicht strengere aber auch an regendere Dienst, und das machen zumeist die stolzen Kriegserinneruns gen der Jäger. Daiiir wird man auch hier und da besonders verwendet und z. B. im Manöver einer Kaval ierie - Division zugeteilt. Das aber hat, wie man so sagt, den Teufel. So waren heute die xten Jäger ioiossai angestrengt worden. Die braven Grünröcle liefen nämlich nur aus je zwei Beinen und sollten doch mit den vierfiiszigen Dragonern nnd Husaren Schritt halten. Durste man sich wundern, dasz Ossiziere und Mannschasten bei der Rast nach dem heutigen Korpgmanöver sehr ermüdet im Schatten eines iteinen Buchenwali des lagen und still warteten, was ihnen nach der Kritik noch blühen werde. Bei den herren der zweiten und dritten Kompagnie rasteten et nige Lentnants der Xten Dragrnrr. Deren Schwadron war beauftragt, mit den beiden Jägeriompagnien noch ’eine Vorpostenstellung zu beziehen und die gegnerische Stellung genau zu retognogzierew Dann erst durs ten dirse Abteilungen den übrigen Truppen ins Quartier nachfolgen. Damit sollten die Manöver innerhalb der Korpg enden. Der morgige Tag war als Sonntag ein attgemeiner Nasttag, und übermorgen hatten die Manöver eines Korps gegen das an dere zu beginnen. «Na, ich bin froh, daß der Rummel im allgemeinen heute vorbei ist. Die Scheinvorposten, welche wir noch be ziehen müssen, werden uns nicht lan ge aufhalten, und dann beginnt siir mich sozusagen ein Glanzabend, zu dem ich die herren sreundlichst ein lade.« Eine besonders shmpathische Stim nie war es nicht, nämlich die des Freiherrn von Rastit, welcher soeben gesprochen hatte. »Was haben Sie denn vor, Herr von instit-" fragte einer der Jäger ossiziere den Dragoner. «Möchten das wohl wissen, here Kamerad?« uisiatiirlich wenn Sie uns dazu einladen." »Richtig richtig. Darin haben Sie recht. Gedenie nämlich mich heute Abend zu verlohen.« »Was, Sie wollen sich verlobenl Jetzt im Manöver!« »Gewiß, habe das Bummelleben fatt. Da ich ja Dank dem Bienen sleisz meines Herrn Papas gar nicht nach Geld und Gut zu fragen brau che, ließ ich die schönsten Mädchen. welche im vergangenen Winter unsere Bälle schmücktem vor meinem Inne ren Neoue passieren und sagte mir die allerfchdnste ist gerade gut genug siir mich. Daraufhin entschied ich mich fiir Agathe vcn Farrnheim, die Tochter des Gutsbesitzers von Farrns heim, wo heilte unser Divisionsstab im Quartier liegi.« Seine Worte brachten große Bewe gung in den Kreis der Osfizierr. Sie tannten das schöne Mädchen wohl, und man wußte allgemein nur zu gut, daß der Vater oerschuldet war, und Agathe die nötige Kau tion zu einer Ofsizierehe nicht besaß. Daher regte sich in mancher Dragos ner- Jägerleutnants-Brust ein gewis ser Neid, denn eigentlich gönnte nir mand dem blasierten Baron Kastit ein solches Glück. Allein was konnte man machen! Man zwang den Aet ger nieder und beglückwünschte den Dragoner zwar nicht in sehr herz licher, aber doch in sorinvoller Art. Nur ein älterer Jägerleutnant sprach lange kein Wort. Er war totenhlrich geworden nnd starrte mit einem Blick des wahrsten Entsegens den Dragonerleulnant an. Ja der entstandenen Aufregung bemertte aber niemand den Schrecken des Jägers und bit sich die allgemeine Bewegung etwas legte, hatte fich Oberleutnant Weilttar wieder vollständig in der Ge ws . Mit ernster und ruhiger, aber in nichts auffälliger Stimme fragte er, als eine lleine Ruhepause eingetre ten war: »Sei-en Sie denn das Ja wort von Fräulein von Farrnheim erhalten, here Kamerav?« »Direit eigentlich nicht. Aber in direkt.« »Das klingt lo lehr myltetiös, herr von Kaltii. Wäre es invijltet zu fragen, wie Sie das meinen?« «Keineiwegt, here Wollu. Ich habe eine Kriegslift angewendet, um sich ni« lichsi gut bei deni stolzen und bis est so unnahbaren Fräulein von Putnheini einsaflihresu »O ne thslilii »Ja, here Weltor. Sie wisset ja alle, das dein alten Baron von( ssarrnheirn die Wucherer drohten, ihn! fzu ruinieren. Nun habe ich ihm vor idrei Wochen vorgeschlagen, sein Gut -abzuiausen. Er ging daraus ein, alt ich ihm einen unverhältnismäßi ,gen hohen Preis bot. Nur erklärte ich ihm meine Absicht aus seine Toch l ter und bat ihn, in meinem Spinne bei ihr zu wirlen. Er äußerte, er Iniisse behutsam sein, weil Fräulein Agathe einen selbständigen Charatter habe. Unterdessen tauschten wir die Kausz- und Vettaussdolumente aus und gestern erhielt ich einen Brief des alten Barons, dasz seine Tochter erklärt habe, sie sei einer Ehe mit ei nem Ossizier durchaus nicht abge neigt. Obwohl mein Name noch nicht genannt wurde, bin ich doch meiner Sache sicher. Fräulein Aga the weiß nämlich noch teine Silbe bon dem Verlauf ihres väterlichen Gutes. Nun schrieb ich edm Baron, daß ich heute Abend 6 Uhr in Farrns heim eintreffe. Dann erfährt das Fräulein, daß ich der neue Herr des Schlosses und Gutes bin. Sie wird erschrecken, weil sie sehr an ihrer Hei mat hängt. Hieraus lege ich ihr Herz, Hand, Schloß, Gut und die paar Millionen, die Papa mir zu hinterlassen beliebte, zu Füßen, nnd wir seiern das Verlobungssest. Das ist die Kriegslift.« »Also ein Uebersall.' »Ja, tvenn Sie ek- so nennen wol len. Aber ein Uebersalh bei dem der Angreifer nicht raubt, sondern nur bringt und den Ueber allenen sozu sagen mit Gliick libers iittet.« Der Jägeroffizier hatte schon eine scharfe Entgegnung auf der Zunge als das Kommando »An die Geweh re" erschallte, und damit im Nu je de weitere Unterhaltung abgeschnitten war. Ebenso rief das Signal »Fertig zum Aufsiszen« die Dragoner· offiziere zu ihrer Schwadron. Die fiir die Vorposten bestimmten Abteilungen mußten noch etwa eine Stunde marschieren. Man entfern te sich dadurch immer mehr von dem rückwärts liegenden Schloß und Dorf Farrnheim Während des Marsches trat Leutnant S ort zu seinem mit gesenktem Kop wie geisiesabtoei send dahinschreitenden Freund Wol tar, hängte einfach seinen Arm in dem des Oberleutnants ein und be gann: »Lieber Freund! Vor allem Kopf in die höh! Zum Trübsalblm sen hast Du leine Zeit. Wir müs fen überlegen, was zu tun ift.« »Ich habe auch schon alles Mögli che bedacht. Wäre nicht das Kom mando zum Aufbruch so plötzlich ge kommen, so hätte ich dem arroganten Geaen eine solche Beleidigung an den sion geworfen, daß er mich hätte fordern müssen. Dann toiirde es meine Sorge gewesen sein, daß nur ein Bewerber um Agathens Hand übrig geblieben wäre.'« »Jawohl, alter Diszippr Und Du wärst dann auf ein Jahr in die Fe stung marschiert, hättest vielleicht Dei nen Abschied nehmen müssen, denn bei der heutigen Strömung gegen das Duell wäre es in einem solchen Fal le gar nicht undenlbar, und dann hättet Jhr Euch erst recht nicht ge triegt.« »Aber was soll ich denn machen?« »Ich habe meinen Plan bereit. Aber gestehe mir zuerst offen: ist denn zwischen Euch Beiden alles in Ordnung?« «Wie Du es nimmst. Wir sind als Kinder miteinander ausgewachsen toir lieben einander eigentlich natur gemäß von jeher, und Agathe weiß oaß ich offiziell um sie erst anhat ten wollte, wenn ich Hauptmann bin. Sie weiß auch genau, daß uns selbst dann noch viele Einbehrungen bevor stehen· Auch ihren Vater glaubte ich mit all« dein einverstanden, ob wohl noch nie Direttes iiber diese meine und Agathens Absichten ge sprochen wurde. Also formell gebun den ist sie nicht. Aber ich sah un sere Verbindung eigentlich als selbst verständlich an. Freilich, der alte Baron hat ganz freie Hand. Dar um liinnte ich es ihm nicht einmal so sehr verargen.«toenn er nach dem rei chen Gimvel langen wollte, wenn Agathe und ich uns nicht rühren.« »Gut, Woiiar. Nun bin ich klar. Jetzt heißt es: Kriege-list gegen-kriegs list. höre meinen Plan. Nach dein Aufstelien der Vorposten beich test Du dem Hauptmann ossen und ehrlich und bitiest sofort um Urlaub sür den Abend und den morgigen Tag. Dann radelst Du so schnell als möglich nnch Farrnheiin. Um 5 Uhr kannst Du dort sein. Jn zwei bis drei Stunden bist Du mit Deiner Agathe und dem Baron im Waren. Rücksicht gibt es seine, hörst Du, Woltari Keine Spur Rücksicht! Du erzählst, wie taitlos der etelhas te Kerl von einem Kasiik hier rennoi niiert hat, bringst den alten Farrns heim dadurch in harnisch, daß Du ihm mitteilst, wie jener ossen von seinen Schulden sprach, stellst ihm vor, wie unwürdi es wäre, daraus hin deine einige ochter so zu ver scha ern, sagt ihm, daß wir alle ei nen solchen Schritt sehr verurteilen würden u. L w. Dann bringst D ihm hei, da ihr ia jeht, wo das Gut so vorteilhast verkauft ist« heiraten könnten daß er zu Euch stehen muss, Fund anderes mehr. Kurz, bis abends die Gäste kommen, ha Du alles ins Reine edrarht und in Fest wird Eure erloduns lisientlieh verkündet F— Jch aber übernehme es, Dir die Wahn sreizuhaliem Jch nehme den Instit nus mich und garaniiere Dir Jdasz er vor abends 9 Uhr nicht auf »der Bildsliiche erscheint. Jch selbst ikomme auch erst um 7 Uhr.« I I »Was hast Du denn vorf« ; »Gebt Dich nischt an, Schwielen-s jKriegslisi gegen Kriegslisi. Willst kDu inn, was ich Dir vorgeschlagen?« »Und ob ich es will! Handelt es sich doch um mein größtes Glück.« »Gut, also auf Wiedersehen heute Abendl Jch verlange jetzt aus eine Stunde Urlaub und radle sort.« »Ah-hin denn?« »Zum Feind! Adieu!« Damit lief er vor an die Spitze der Kompagnie und sprach länger mit dem als Vor posienlommandeur bestimmten Major« der zugleich sein Onlel war. Dann ließ er sich eines der mitgesijhrtenj Dienstsahrräder geben, und hierauf rndelie er schnell wie der Wind da-l von Nach etwa einer Stunde waren die« Jäger und Dragoner in ihrem Vor poftengelände angetommen. Kaum, dafz sie standen, und noch ehe die Of-. fizrete zu einer allgemeinen Jnstrut-. tion zusammengerufen waren, sauste Leutnant Schott auf seinem Rade da her. Er hatte zwar einen purpur roten Kopf- allein lein Mensch fah dem ftrammen Offizier an, daß er in der Gluthitze des Septembernach mittags in taum 70 Minuten über 22 Kilometer zurückgelegt und noch dazu mit einem bei den gegnerischen Flisilieren stehenden Freund gespro chen hatte. «Jetzt rief es: »Die Herren Offi ziere." Der Mafor gab den gleich darauf um ihn bersammelien Herren die Jn ftrultion über das Bez ehen der Vor poften. Zum Schluß bemerkte er: »Es kommt viel darauf an, dasz wir noch heute die Ausdehnung des rech ten feindlichen Ilügels austunds af ten. Jch will daher eine gemichte Patrouille dorthin entsenden, Leut nant Schott und zwei Jäger, alle drei aus Fahrriiderm und Leutnanl von Kastit mit zwei Dragonern rei ten resp. fahren nach Labdcrf. drin gen im Perzawald bis aus die Höhen von Auflach vor« und suchen von dort Einsicht in die feindliche Stel lung zu erlangen. Wer ift im Nanti der ältere von den beiden Herren?« »Ich, here Major«, antwortete Leutnant Schott. »Gut, so übernimmt Schott das Kommando. Die Herren tönnen gleich abgehen.« Ohne auf die beiden Offiziere noch Rücksicht zu nehmen, fprach der Ma jor weiter über dienstliche Verhältnis se· Kastit tonnte daher nicht bitten, einen anderen Dragoneroffxzier zu entsenden, und Schott rief schnell fei ne Jiiger, setzte sich aufs Rad und fuhr an. Nun mußten Kaftit und seine Dragoner eilends nachreiten. Es war ziemlich weit nach Lab dorf. Eine am Rad Schorts vor zunehmende angebliche Reparatur hielt auch auf, und schließlich lam die gemischte Patrouille erst gegen 5 Uhr im Perzawald an. Kaftit rasonierte gehörig über die verdamm te Pairouille. Aber Schott tröste te ihn: »Wir wollen schnell die Hö hen ersteigen und uns turz umschau en. Dann sind wir in einer Stun de zurück, und Sie können spätestens til-;- Uhr in Farrnheim sein. Jhre Stute hält ja aus-« Jetzt standen fie an den mit Bü schen bedectien Höhen. Nun befahl Leutnant Schott: »Halt! Absteigen. Sie, Herr von Kafiit, ersuche ich ebenfalls abzusitzen, jene Höhe dort zu ertlettern und sich in der Richtung ge gen Marlweg umzufehen. Jch klei tere hier hinauf und relognosziere gegen Eiling Jn zehn Minuten bei den Pferden und Rädern wieder sam meln· Pferde und Fahkrader nach rückwärts wenden, damit wir keine Zeit verlieren!« Beide Offiziere tletterten nun auf die ziemlich steilen Höhen. Es ver gingen teine drei Minuten, da ertön te rechts, wo Kaftit hinaufgestiegen war, ein lautes »Hurra«, und es fie len einige Schüsse. Fast gleichzeitig erschien Schott wieder bei den Pfer den und Rädern und loinmandierte: »Zurück« fo schnell Jhr könnt, da mit wir nicht auch gefangen werden, wie der Leutnani bon Kaftit.« »Herr Leutnant foll ich nicht —« »Das Maul sollen Sie halten, Dragoner. Nehmen Sie das Pferd des herrn Leutnants an die hand, und galoppieren Sie zurück.« Der Deagoner gehorchte natürlich und jagte, die Stute Kaftits an der Hand führend, mii den anderen Dra gonern voran-, die eadfahrenden Jä ger folgten nach. Jn etwa dreiviertel Stunden hatte man die zehn Kilo meter zu den eigenen Votpofien zu rückgelegt Unterdeffen wurde Leut nant von Rafiit von dem Oberleuts nant Weber des feindlichen Fiifilieks Regimenis und deffen Leuten festge halten und iroh feines Neinonfteie tens zum Votpoftengtos geführt. Dort mußte er fchtifilich bestätigen, daß et gefangen genommen worden war. Dann durfte er wieder zurück Iehren. Er fand aber von feinem Pferd und von den Dkagonetn nicht eine »Svut. Nach Auflach gehen und jdokt einen Wagen nehmen« ionnte er nicht« denn in diefem Dorfe lagen fetndltche Ulanen, vielleicht sogar ein Brigadeftab. Da blieb nichts übrig alt fluchend auf der ftanbigen Chausi see die zehn Kilometer zu Fuß zu rückzntvandern. Wütend kam er gegen 8 Uhr abends im Biwat seiner Schwadron an. Diese war aber ebenso wie die Jäger schon ins Quartier nach Farin hetm abknarfchiert. Nun mußte er noch fast eine Stunde weite-wandern Dann kleidete er sich um und eilte ins Schloß. Er lam gerade recht, als fchallende hochs den festlich erleuchteten Speise saal durchbrausten, und die Jäger musit einen schmetternden Tufch blies. »Was ist denn los-W fragte et ziemlich bestürzt den Diener-, der ihm geöffnet hatte. »Unse1 Herr hat fo eben die Verlobung der Baronesse Agathe mit dem Jägekoberleutnant Woltar verkündet, Herr Leutnant.« »Mit dem Jägerober — ah, ah, ich verstehe.« Darauf machte er kurz Kehrt, sprach kein Wort mehr und verließ schnell das Schloß, ehe ihn jemand aus dem Festsaal bemerten tonnte. — Da drinnen aber gings lustig zu Die anwesenden Jägerossiziere und ebenso ihre Kameraden von der Ka dallerie gratulierten dem neuverlob ten Paar so herzlich, wie selten, denn Jedermann sreute sich über das Glück Woltars und gönnte dein renommis stischen Baron Kastit den Korb. Als einer der Herren nach Letzte rem fragte, antwortete Leutnant Schort: »Er fiel, wie es scheint, in einen seindlichen Hinterhalt, denn er geriet bei Auslach iii die Gefangen schalst der elsten Füsilierr. Vielleicht geniert er sich deshalb zu tommen.'« Damit sprach man nicht mehr von ihm. Als später einmal Woltar und Schott einen Augenblick allein bei sammen standen, meinte letzterer lu stig: »Na, Freundchem unsere Kriegslist hat doch geholfen!« »Sie hat mich zum glücklichsten Sterblichen gemacht und mich Dir zu stetem Dant verpflichtet.« »So soll es sein.« Damit gaben sie sich die Hände. Dann eilte Wol tar wieder zu seiner schönen Braut. » «Braucht es nicht, Freund. Ein Tandermal stehst Du mir bei.« - Der Iotisiiiittpnien Erzählung von state Luboivsli. LUnter dein slaniinenden rotgeiäibs ten Nachthiminel loderten init zi schendem Ausprasseln brennende Gur benbiindel vorjiihrigen Haseniirohs in die Läste, während der leichte Schalbeschlag desz Schuppen-H kni sternd und polteknd, von mächtigen Flammen verzehrt und gestoßen. zu Boden sank. Der neucrbaute, erst seit wenigen Tagen in Benutzung genonanene Jungviehstahl des Großbauern Dar ner wurde in dieser hellen Jenani ninacht von einein bisher auf uner tlärliehe Weise entstandenen Feuer zerstört. Als der Besitzer endlich an Ort und Stelle war, gab es nichts mehr zu retten. Die hagere Gestalt des alternden Bauern siaid vorn übergeneigt, als wollte er sich in die glühenden Fluten stürzen. Seine Au gen schienen ans dein Kopfe zu quel len. Drohan schwangen sich keine starken Fäuste. Tann ächzte er aus. Den Schaden an dem noch unver sicherten Schuppen würde er schon tragen, dasiir war er der reichste hier in der Gegend. Wenn nur das nat glatie, prachtige Jungvieh nicht auch hätte daran glauben müssen! Er konnte sich nicht langer beherr schen. Er leuchte etwa-z heraus Der, siir den es bestimmt war, ver stand es indes nicht. Karl Wilvoct, der älteste linecht des Großbaueim arbeitete nämlich init sverzweiielter Anstrengung, uin tie Flammen zu er sticken. Aber ein anderer horte und verstand, was der ohnmachtige Grimm des Groß-dauern geschrien hatte. Mit ein paar Schritten war er vollends an der Seite des Ian melnden und legte seine Hand aus dessen Arm. »Ihr solltet Uneririese nes lieber doch noch nicht behaupteii«, mahnte er. »Es lönnie Euch leicht Unannehmlichteit bringen!« Da verlor der alte Dorner den Nest seiner Beherrschung: «Jch soll nicht sagen, daß der Karl der Brand stifter gewesen ist — der Lump. dem ich, gerade nach der heutigen Abend suppe, meine Tochter zum andern Male unzweideutig verwehrt habe. Tausendinal sage ichs wiederl Zehn Jahre ist er aus meinem Hose. Das Herz meiner Tochter hat er mir ge stohlen, daß sie mehr an diesem Kerl als an mit hängt. Weil sie nieine Einzige ist, dachte er, mich weich zu kriegen. Nun er aber einsehen mußte, daß er das gute Geschäft nicht machen konnte, wollte er wenig stens seine Rache tiihlenl« Der andere versuchte noch einmal. zu besänftigen. »Ihr wart doch aber bisher so von diesem Menschen eingenommen, Nachbar; und aus ei ’nen bloßen Verdacht hin soll man seine Zunge nicht loslassen. Er wird schon beweisen können, wo er von ider Abendsuppe bis gegen Mitter Inacht gewesen ist«. · Nein, das vermochte Karl Wilvock nicht! Er stand mit fefizufmnsnens gepreßten Lippen vor dem Großbaus ern, wie auch später vor dem Richter, und wiederholte eintiinig: »Ich schwö re zu Gott, ich weiß nichts von dem Feuer. Der Johannifpruch redeii schon wahr. Es wird dereinst alles’ an den Tag tommen.« I Niemand Erfuhr aber, wo et dieses Stunden gewesen war. Jn inner« Schlaflammer jedenfalls nicht Das belundeie eidlich ein glaubwljxrigeri Mitknecht. Aber dafür, daß e:, der bisher völlig Unbeftrafte, das Feuer angelegt habe, fehlte auch jeglicher Beweis. So mußte er doch festge sptochen we:den! Wohin er sich gewandt hatte, nach dem er vom Darnerschen Hofe ge gangen war, wurde bald offenbar. Ganz in der Nachbarschaft war er geblieben. Dort hütete ce das Eigen tum einer begüterten Witwe, die schon längst ein Auge auf ihn geworfen hatte. So wuchs allmählich Gras über die Geschichte! Nach einer Zeit kam, wie seither, ehe er von der Liese Darner die herbe Abweisung erfahren mußte, auch wie der der Nachbar, der damals beim Feuer so verständig und beginigend mit dem alten Darner gesprochen hatte, der Bauer Klughardt, zu Gast. Er schien völlig vergessen zu haben, daß die schöne Liese ihm einst einen Korb gegeben hatte. Er saß wieder in der Laube unter dein üp pig wuchernden Pseifenkraut, tauchte behaglich seine kurze Pfeife und re dete mit dem Nachbar über die Trockenheit und das große Lämmer sterben. Ueber die Liese fah er vor läufig noch fort. Aber ein aufmerk samer Beobachter konnte doch bald genug heraushaben,«daß er lediglich um ihretwillen hierher gekommen war. Der alte Darner hatte nichts ge gen diesen Schwiegersohn einzuwen den. Er war ein tüchtixker Wirt und pünktlicher Steuerzahler, trant und spielte nicht« Als Hans Klughardt ihm eines Tages erklärte, daß er, troß des frühern abfchlägigen Be scheids, in Gottes Namen noch ein mal die große Frage an das Liesel richten werde, nickte er bedächtig. ,.Habe nichts dagegen, Klughardt. Redet mal mit ihr!« Diese Unterredung fiel freilich nicht nach Wunsch aus. Liese Dar ner weinte still vor sich hin und sagte endlich gequält: »Ich lann nicht ...« Da begehrte die Leidenschaft«cchkeii Ides andern auf. »Wie-im de.- an dern, des —- Brandstifters, kannst wohl nicht?« Sie zitterte an allen Gliedern »Du sollst ihn nicht so nennen! Er ist es nicht gewesen! Wir werden den wirllichen Täter schon heraugirwen Kennst Du denn nicht den alten Jo ’hannispruch: Die kürzeste Nacht löst alle Rätsel?« Er lachte gezwungen auf. »Es sollte mich freuen. Aber eine Ant wort aus meine Frage ist das ei gentlich doch nicht«. »Ich heirate Dich nicht!« »Auch nicht, wenn es feststeht. daß der Wilvock der Senger gewesen ist t« »Dann, ja!« »Willst Du mir die Hand Ist-auf geben?« Sie sah an ihm vorbei. »Wozu«, fragte sie leise. Er drängte sich näher an sie bekan. »Mädel. ich habe Dich tausencinal lieber wie der Schelm, dem Du nach trauerst und der sich doch längst mit der reichen Witwe getröfxet haben sollt Besinne Dich doch. Wer kann’s dean anders gewesen sein, als er's Wo hatt er in den Stunden, in denen dass Feuer angelegt ist, gestecttt Sag mirs das doch!« Sie war einer Ohnmacht nahe.z Sie wußte das auch nicht. Sie hatte; 'ihn beschworen, es ihr zu ver-raten. aber er hatte nur den Kon geschüt telt und weiter geschwiegen. si Die Junitage liesen iiber trocknes Gras nnd sljegenden Sand wieder zu dem längsten Tag iIn Jahre. MiN Sonnenganz und Himmelblan wurdel es abermals Johanni. Bauer Dar-i ner hatte den Schuppen nicht an der alten Stelle errichtet. Er war jetzt zwischen Scheune und Pserdestall ge ichoben, damit er beständig unter Au gen stand. Aus die abgesahrene und sauber zurechtgemachte Baustelle woll te er jetzt Spätriiben pflanzen Er eggie in eigener Person die Stelle noch einmal an diesem Johann-Wage ab. Die Knechte machten ihm das nicht gründlich genug. Nahezu eine Stunde hatte er bereits die festen. spitzen Zähne der Engen in den lockern Boden dringen lassen, als er» sich plötzlich ein wenig aus-ruhen mußte. Jhm ging wieder mai die» alte Geschichte im Kopf herum. Dies Liese mußte sich endlich zu dem hans Klughardt bekennen, damit sie die hohlen Wangen und den verzwe:ielten Blick verlor. Schlimmsten Falles zwang er sie dazu. Tiefsinnig starrte er dabei auf die fchmärzliche Acker trame und biickte sich, einen Augen blick später, nach irgendetwas. Ein Messer war ed. Er erkannte es so sort wieder als dad, was er einsi aus der Stadt dem Klughardt aus Ge iölligieit besorgt hatte. Es Isite sei nerzeit einen halben Scheffel Witzes gekostet« besasz ein veestlbertes hest « and einen Bärentops als Stempel in Iet festen Stahlllinge. Er kratzte mit dem Nagel Rost ind Schmutz weg. Da kam richtig · der Bärenlopf zum Vorschein. Selt iami Gerade an der ’"randstelle Tag dieses Messer. Konnte es der Klughardt aber nicht in der Anste zung der vorjährigen Johannisnacht Ierloren haben? Nein, er hatte es Damals nicht verloren. Er war ohne Messer gewesen. »Ich muß es ir xendwo vertan haben," hatte er aus des Großbauern Frage geantwortet. Der alte Darncr sasz stumm und steif aus seiner Egge. LEr hatte noch in einiger Entfernung von diesem Messer, ein Stück Kiennolz gefunden -— und der Klughardtsche Wald ver forgte die ganze Gegend mit Kien. Eine schwere, dunkle Welle brauste ihm plötzlich vor den Ohren. Klug hardts Messer — sicher auch sein Kien —- seine Liebe zu der Licie — ccr Haß auf den and-ern und der Wunsch, den Nebenbuhler endlich fiir immer ans dem Wege zu räumen Er stand auf, schierte die Gaule los und winkte einen Arbeitsmami oon der Grabendrmnage herzt-. ,,Bringt mir mal die Braunen in den Stall. Hier, das ist dusiir!· Dann ging er zu Hans Klughardt. Der wurde blaß wie der Tod« als der Großbauer zu ihm sprach: «,Euer Messer, Nachbar. Auf der Brand stelle habe ich’s gesunden. Und hier — Euer Kienholz Wir andern ha ben ja gar teine«Fichten!« Der andere stammelte etwas. »Ich weiß von nichts. Das ist mein Messer gar nicht. Jch habe meins in der Tasche.« »So zeigts’ her!« »Was sällt Euch ein! Aus meinem Hause —- Jhr —« »So haben Ivir nicht gewettet, Hans Klughardt. Erst noch ein paar Worte. Wißt Ihr, wer das Feuer angelegt hat, um einei- andern in Verdacht zu bringen? Derselbe, der da sein Messer nnd Sein Kienholz verloren hatt« Es sprang wie ein Funke von Hof zu Hos. »Der Klughardt hat’s ge tan. Aber vor's Gericht tann er nicht mehr. Er hat sich nämlich heute nacht am Virnbaume erhängt Der Karl Wilvoct aber ist ein Ehren inann«. Der zog, sobald das Gerücht vor ihn kam, die langschästigen Stiefel an und nahm sich einen kurzen Ur laub. Er mußte das Lieset wisrersei hen, mit ihr aus den Finien danken, daß endlich der entsetzliche Schimpf von ihm genommen war. Er sah auch den Großbauern, und er sah seine entgegengestreette Hand und nahm sie ohne Groll. Es war wie einst. Er saß mit Vater und Tochter an dem nämlichen Tische. Nur, daß er setzt ossen seine Augen zu der Geliebten erheben du«-ste. Plötzlich sagte der alte Bauer: »Na kannst Du’s ja sagen. Wo bist Du die Brandnacht gewesen, Kerer ilnd der Besragte stotterte wirklich sein Geheimnis heraus: »Die alte Waldtatrin hatte mir g:sagt, daß in dem Lehmberge ein Schatz liege, der bloß in der Johannisnacht zu heben sei. Da war ich damals hint« Da mußte der alte Darner wi der Willen lant herauslachen. »Den Schatz hattest Du ja wirklich, K.irl«, meinte er dann mit einem Blicl auf seine liebliche Tochter. »Mach nur, dass er wieder blank wird. Damit es leine Johannisnacht gibt, die Euch mit ihrem Spruch Leid-«- bring:t« Da sahen ihn die beiden Jungen fest an· Und er merlte es: das war teine Johannisliebe in ihren Her «!.eii, sondern ein starkes, heilige-; Le lcnsseuer, das erst erlosch, wenn sie selbst zu Staub und Asche wuri—en. s Sei-den tu der Mark Brandenburg. 3n Ende deg -.4 Jahrhunderts er faßte verschiedene Stamme der alten Gernmnen ein Wandertrieb, der sich bis nach Norbnsrita erstreckte. Die verlassenen Wohnplatze wurden Von den Serven (Sorben- oder Wenden eingenommen. So isi z. B. das heu tige Lübbenau in der Mart nusbem uralten Lubin hervorgegangen Die serbischen Einwanderer z. B. in Vet schau, stottbug und Burg wurden sriedlich gernianisiert. »Es ift«, schreibt Andree, »ein allmähliches Einschlasen, dem die slawische Spra che hier unterliegt, und dem germa nisierten Slnioen eröffnet sich dadurch ein weiterer Horizont.« . . . Ein gro ßes Verdienst hat sich der serbische Gelehrte Snmler erworben, der um 1846 alles Wendische sninmelte. Das Eigenartige des Wendentums im Spreewnld gibt folgendes Rätsel wie der: Der erste schlängelt sich in Wie sengriinden, mituntee auch durchs zweite hin. Das Ganze ist im Deutschen Reich zu finden; ganz et genartig schaut es aus darin. Aus lösung: Spreeivald. Wendis Vollglieder hat übrigens auch hof Inann von Fallersleben dichterisch lviedergegeben, der bekannte Dichter von »Deutschland, Deutschland über alleö.« H