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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 4, 1914)
W II W Ein Erlebnis des Mk. Joe Jenlirw Von Paul Rosenhabm «Jch habe Sie bitten lassen, Mr. Fee Jentins, treil ich in einer mir unerklätlichen Angelegenheit Ihren Rat baden möchte.« Mk. JenkiIM der- Deteltiv. sah sich aufmerksam in dem elegnnten Privntlontor des Bon liets um. Er lonstatierle mit Be friedigung daß das Zimmer mit vornehmer Einfachheit ausgestattet war und in jeder Einzelheit den rei chen und geschmnclvcllen Besiset ver riet. »Sie sind besiohlen worden« Herr Dufayel«e«« «Jn. Und zwar aus eine völlig» rätielbnste Weise. Ein Geldbeief mit 53,000 Ftnnl ist geöffnet und seines Inhalts beraubt worden. Die Sie gel sind unverletzt, und doch ist das Geld fort.« .Wet hnt den Brief gesiegeli?« »Ich selbst. Jch habe ihn auch persönlich zur Post gebracht. Als der Brief zwei Tage später in London zu: Ablieferung gelangte und in Ge gentv.xrt des Postbeamten geöffnet wurde, lag statt des Geldes eine Zei tung in dein Brief« «Jch man Sie ritten, Veri- wu sahel, rnir über einige Punkte Aus kunft zu geben« « »Ich ftehe zu Jhrer Verfügung. Aber wollen Sie nicht Platz neh rnen2« «- « Der Tetettiv ließ sich in dem Ses sel nieder« der in der Nähe des Ka-» minj stand, nnd legte gemächlich die Beine übereinander. «Itauchen Sie!" .Dante, ja." Mr. Jentins nahm aus der dargebotenen Jmportentiste eine henry Clah und fragte, indem er die Bonderole löste und die Spine nbschnitt: «Besiyen Sie das Kupert des Geld briefest« «J-.r. Hier ist es.« Der Bankier entnahm seiner Brieftasche einen gel ben Umschlag rnd überrei-,ie ihn dein Mir-, der prüfend die Aufschrist betrachtete. »Wer hat dies Kupert geschrieben?« «Jch tell-W .Wann haben Sie den Geldbrief abgesandti« »Am 21. Januar.« .Wissen Sie die Tageszeit?" — »Ja. Es war urn 7 Uhr abends.« »Sie selbst haben das Geld hin eingelegt, den Brief gefiegelt und ihn dann zur Post gebracht?« »Ja. Mein Chauffenr erwartete mich unten itn Anto, unt mich in die Oper zu fahren. Unterwegs lief- ich vor dein kleinen Posranit der Rue de Sentier holten und gab den Geldbrief Inf." «Jsi Jhnen«, fragte der Detettio zögernd, «irgend etwas nufgefallen, während Sie den Geldbrief postsertig mochte-if« —- «Alä ich den Brief sie geln wollte, fehlte der Siegelluet Jch setbst hatte nrn Tage zuvor eine Stan ge neben mich auf meinen Schreib tisch gelegt. Sie war fort." — «hat tich diese Stange Siegellack später wieder tingesunden?« — «Nein.« — «Was taten Sie, tun den Brief cie geln zu tönnen? Berliefzen Sie das Primitonror?· »Ich trat einen Augenblick in das Haupttontur, blieb aber in der Tiir stehen. hier ließ ich rni: von dein Lehrling ein anderes Stiiet Siegetlack geben nnd kehrte dann sofort in das Privathureau zurück, wo ich den Brief fiegelte.« —- »Wäre es möglich, Herr Duscheh daß wahrend dieser kurzen Unterbrechung jemand ihr Zimmer ve treten hats-« —- .Uteirt. Es ist aus geschlossen«, sagte der Bantier. — »Der Brief ist ohne Zweifel umge tauscht worden. Dieser Umtausch hat mit ziemticher Sicherheit stattgefunden in dein Augenblick in dem Sie das Primttontor verließen.« — .Dai hätte ich sicher Yofort bemertt.« Auch kenne ich natürl eh seine Handschrift« —- Ter Deiellw erhob sich und trat ans Fenster, dessen Zions und Vor hdnge zugezogen waren und fast bis aus Den Piirteitbooen hernieder-reich ten.,, Wie ist Ihre persönliche Ar beitszeit, Herr Dusnyel.« —- »Ich pslege von zehn bis zwei und don sechs bis halo acht Uhr hier zu sein.« »Ja) danke Ihnen. Dieses Zim mer heil wie ich sehe, einen separaten Zzgusng vorn Koreidon Wer hat, außer Ihnen, einen Schlüssel dazu?« »Nu: meine Frau·· Dee Detektiv sal) eine-n Augenblick zu Boden nnd fragte dann langsam: »We) war Jhee Frau an dein betref senden Adend?« —- «Sie erwartete mich «n der Oper.« »Ich möchte Ihr Personal kennen lernen Aus wieviel Personen be-; sieht ess« »Ich habe sechs Puck-halten zwei Korrespondenien, drei Schreibmaschis nendamen und einen Lehrling. Außer dem meinen Prokuristen, herrn Ba-» leis. Ader dieser kommt nicht in» staats Worum nichts« »Er war an dem Betreffenden Tage eschäitlich verreis, nach Neuen, nndi got erst Mem abend seine Reife aan meinen Wunsch unter 4 »Viel« i eein Yheem haufeWl JZW er Mystik KIWWV im mir WIDZI OkW werde Sie mit ihm bekannt machen.« Det« Bankier stand aus. öffnete die Tiir zum upttontor und fragte: »Ist die Po sertigk .Sviort, Herr anayel.« Fast Unmittelbar hinter dein zurückgetehrs ten Chef trat ein here in der Mitte der Dreißig ein. Mit einer leichten Verbeugung legte er einen Stoß Briese auf den Schreibtisch des Bantiees und sagte in höflichent Tone ertliis tend: »Ich wollte Sie nicht stören« Er wollte sich wieder zurückziehen als der Bantier vorstellte: »Me- ist Me. Joe Jentins, der berühmte De tettiv. Er ist gekommen, um Licht in unsere dunkle Geldbtiesnngelegens heit zu bringen« Der Protutist ging aus Me. Joe Jentinä zu, schüttelte ihm die Hand nnd sagte mit offen-ein Lächeln: »Er sireut, Sie zu sehen, Me. Jentins. Die Geschichte ist sehe satal. Es ist schade. daß ich an jenem Tage nicht in Paris war, sonst wiike das titles vielleicht nicht passiert.« .Wie ich höre, Heer anois, waren Sie verreistt« —- «Jn. Jch war in Rouen.« »Ah, in Neuen. Jch tenne es. Es ist eine sehr schöne, altectiimliche Stadt. Jch habe dort mal vierzehn Tage gewohnt, vor zwei Jahren. Im Hotel du Lion d’Ot. Es ift kocht das einzige gute hotel, va- die Stadt hat?· »Sie irren sich, Mr. Jenlins,' er widerte herr Valorö mit höflichern Lächeln, Motten hat inzwischen weit bessere Hotels mit altem Romsort der Neuzeit erhalten. Jch wohne z B. im hotel de l'Abondance, und ins tunn es Ihnen sehr empfehle-if «Sehr freundlich, Herr Bindi-L Jch werde es mir merten. Herr Dusahel, Ihr Chef, hut mir viel Uobenoeo von Ihnen erzählt. Es ist in der Tat bedauerlich, daß Sie an jenem Tage abwesend waren. Sie besorgen dat Reisegeschöft?« »Ja," sagte der Proturist mit ei nem gewissen Stolz, »Den Dusahel hat nur den Besuch unserer auswär tigen Klienten irberlassen.'· »Es muß siir Jhre Frau Gemah lin nicht angenehm sein, Herr Valois, ihren Gatten so häufig entbehren zu müssen!'· Die beiden Herren lächelten. »Den Valois ist Junggeselle,« erläuterte Herr Duiuyen »Ah, dirs ist etwas anderes-F sagte Mr. Jentrn5, gleichsnlls lachelnd, »ich bitte um entschulorgung Die sehen, auch ein Detettio rann sich irren!" txt erhob sich. «Sre gestatten wohl, daß ich dieses Rudert an mich. neh met Und noch ein-. Jeh möchte einen Blia aus jenem Fenster tun." Er schritt aus das Fenster zu, zog die Vorhänge und die Gardinen auf und sah aus die ziemlich stille ern-se hinab. Dann ökinere er das Fenster einen Augenblick, sah sieh um und machte ed sosort wieder zu. »Von der Straße ist der Uter nicht ge tornmen," erklärte er, halb zu sich selbst» «die Mauer ist vollständig glatt, und die Etage liegt verhältnis mäßig hoch. Es bleibt also nur übrig anzunehmen hallo — was ist das-it-M Er zog eine Taschen laterne und ließ den Strahl aus das sehn-ers mcrrmorne Fensterbrett stillen, aus das er sich niedergebeugt hatte. Die beiden herren traten eiligst hin zu und erkannten aus den ersten Blick den Abdruck von zwei Füßen. Je mand hatte aus dern Fensterbrett ge standen. here Dusnhel starrte einen Augenblick wortlos aus die Fußwe ren und sagte dann mit merkwürdig zitternder Stimme: »Fast könnte man glauben, ei wäre der Fuß eines Kin des, so tlein ist er.« — »Nein«, sagte Mr. Jentinö langsam. während er einen Block aus der Tasche zog und die Spur darauf abdriiette, »es ist tein Kinderfusz. Es ist der Fuß einer Frau.« Er saltete das Blatt mit der Zeichnung sorgsiiltig zusam men. -Jch möchte noch um vers-hie dene Einzelheiten bitten, die indesäeg verhältnismäßig unwichtig sind. möchte daher Sie, herr Dusuhel, nicht damit behelligerr. Vielleicht toiirde Jhr Prokurist, Herr anoii, dieGlite haben, mir außerhalb der Geschäfts zeit eine Stunde zur Verfügung zu stehet-L« .Mit Vergnügen« erwiderte der Ungeredeie verbindlich. Jst werde gern alles tun, was irgendwie dazu dienen kann, Licht in diese Sache gibt-ringen die immer unertlärlieher d.« »Vielleicht hat here Vaioit die Liebenswütdigteit, mich- am Don nerstag abend um halb sieben in mei ner Wohnung zu besuchen? Ich wohne Avenue Wagen-n, 31.« »Ich werde nicht verfehlen.' »Und dann werde ich wieder M Vergnügen haben, Sie bei mir zu sehen?« fragte Herr Dufayeh Der Detettiv dachte einen Moment nach. »Wie haben heute Dienstag. Ermatten Sie mich äbnmotgem Donnerstag abend um halb ncht.« Me. Joe Jenlinz machte eine Bee beugung und wollte auf dem Wege durch das daupttonipr das sont e schöft verlassen. »Sie können et - qaeesm haben,« sagte here Duft-yet lächelnd nnd schloß die meist »He-»s- »Es-essen TM exz III Mich u die M. Noch eilt- Bett Ists-helf W Mk. Jentint, .ich möchte Sie bitten. mir heute abend eine Lifie mit den Namen und Ade-essen Jhtes gesamten onals znsehen zu lassen, so das ich te morgen rnii erster Post in inei nem Besis habek .Seht wohl. Glauben Sie sus ficksten zu haben, den Täter zu ermit teln?« »Ich denie ihn anen cnn Don nerstag zu liefern. Adieu-« — Jn diesem Moment wurde von außen die Koteidortiit geöffnet, und auf dee Schwelle stand eine diftinguieet nut sebende junge Dame. Die Züge des Bankiers erhielten einen fienhlenden Ausdruck. Meine Frauf sagte et. .Diez ist Mr. Joe Jentins. Er ist im Begriff, den Dieb des Geldbkiefes ausfindig zu mochen.« Die junge Dame, die, wie der De teitiv bemerkte. feht schön war, warf einen etwas fpiittischen Blick auf Mk. Jenlins und sagte: »Ich fürchte, mein Heer, Sie werden sich vergeblich be miihen Nach allem, was ich von dem Fall gehört habe, ift det Brief nicht hier in Paris, sondern unter wegs feines Inhalts beraubt wor den.« i L s I f i »Sie irren, meine Gnädigste«, er widerte der Angekedete in ruhigem Tone. »Der Diebstahl ist hier ge schehen, im Privatlontor Jhres Gat ten." ; .Aber kein Fremder hat einen Schlüssel zu diesem Zimmer." —s .Und doch ist der Brief von jemanis dem genommen und durch einen ganz» gleichen ersetzt worden, der einem Schlüssel zu diesem Zimmer hatte.«i .Spviki ich weiß, denke außek met-! nein Mann nur ich einen Schiiisseli zu diesem Privattontor. Schließlich werden Sie noch behaupten, ich hätte das Geld gestohlen!' .Jch behaupte nie etwas, was ich nicht beweisen iann«, erwiderte Mr. Jentinli langsam. »Ich habe Ihrem Gatten versprochen, ihm übermorgen abend den Täter zu bringen-« »Ich wünsche Ihnen oiel Glück da zu,« sagte Madame Dufayel spottend, »und wenn Sie den Täter haben, so halten Sie ihn sest.« »Es ist tein Täter,'« sagte Mr. Jentinö, «es ist eine Täterin.' Der Detettiv schritt langsam die Treppe hinunter und ries, auf der Strake - angelangt, ein dorübersahrendes Auto s an: »Noch dem Orlcsans-Bahnhof!' s I O Es war am Donnerstag abend, als Herr Dufayel nachdentlich in seinem Privattontor saß. Von Mr. Jentins hatte er während dieser Zeit nicht gehort. Würde er sein Versprechen hat-erst Wurde er ihm heute abend den Täter bringeni Der santier konnte sich eines unbehaglichen Ge fühls nicht erwehren, als er nch diese Frage vorlegtr. Immer wieder mußte er an die Unterhaltung denlen, die Mr. Jentins in der hauitiir mit seiner Frau gehabt hatte. Während er, den Kopf in die Hand gestiikn da feiß, hörte er die Entreetiir gehen. Einen Augenblick später klopfte es an seinem Privatldntor, und auf sein herein traten Mr. Jentins und herr Balois ein. «Treten Sie näher-, meine her ren." Mr. Jentins trat auf den Schreibtisch zu, an dein hrrr Dusahel saß« während herr Valoij bescheiden in der Nähe der Tiir blieb. «Nun, Mr. Jentins«, begann here Dufayel, »das-en Sie den Dieb ent deckti« —- «Ja.« Der Bankier lächelte. -Sie schei nen sich nicht mehr Jhres Versprechens zu entsinnen, Mr. Jenlins. Sie wollten mir heute abend den Dieb bringen-« —- ,Jch habe ihn gebracht.« — Der Bankier sah sich erstaunt im Zimmer um. »Da ist der Täters« — «Jn diesem Zimmerl« Mit einein Ruck sprang der Ban lier auf die Füße und ftarrte seinen Proturisten an. der blitzschnell die hand auf den Titegriff legte. »Sei-en Sie keine Mühe, here BalpiU sagte r. Jenlins ruhig. »Das Daus ist umstellt; sowie Sie unten erscheine-, werden Sie verhaf tet. Jhre helseri lserin, Madetnois feile Fieurh vom ariete Diana, sist mit zweien meiner Ugenten unten im Nutomobik Mk. Jenlinj öffnete das Fenstet.l was ein verabredeies Zeichen zu fein schien, denn gleich darauf erfchienen zwei feiner Affifieniem denen er den Auftrag gab, herrn Baloiö in den Wagen zu dringen. Der Protnrift leistete keinen Widerstand. -Fss m Sie sich- DM Wind-IN sagte « r. Jenlins zu dein Bankier, als die beiden allein waren, »diese Lösung ifi noch eine verhältnismäßig erfreuliche.« .Sie haben recht«, murmelie der Banlier und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Aber sagen Sie mir des eine: Wie haben Sie das herausgeben-dif« » »Ich hatte iin Anfang zwei Spu ren,« erwiderte der Deieltitz indem er sich behaglich in den Sessel lehnte, »die eine führte zu herrn Kadix die andere —- die andere fährie zu einer anderen Person« —- «Und wie kn nien Sie zuerst auf den serv-ich Herr kalt-is sei der Uletk Dan das Fehlen des Siegellatlt. Offenheit war ee nur dar-in fortse nennnen worden. das-il Sie seyn-nn iss Met- Alt W titles Fuge-ebn- sn derbssren um Erst-I In beschaffen Ja dem Moment, in Pein Sie hinausgingen, ist der Täter dann hinzugesprnnges nnd R den jselddrieh der aus Idee-n reib Itisch lag, dllyschnell mit einem genau Igle· en vertauscht. Richtiger gesagt, die äterin, denn es war eine Dame, die Freundin und helsershelserin des Herrn Vol-fix eben Fräulein Fleury.' s .Danach müßte oder die Täterin Imährend der ganzen seit hier im Zimmer gewesen sein.« —- stiller »dings. Die Diebin hat zwei Stun den ans dem Fensterdrett hinter den chirdinen gestanden.« ,Wie aber isl sie hereingetonimrn?« ! «Sie sagten mir, daß Sie um sechs Uhr ins Bitteau zu tommen pslegten. Das war natürlich Jhrein Protnris sten betantit, und seine Freundin ist daher turz vor sechs Uhr hier einge drungen. Mit einein Nochschliiisel hat Fräulein Fleurn die Tiir aus geschlossen und sich dann auf ihren Beodiichtnngspotten begeben. — »Aber die hundlchrist ist roch meine eigenes« »Sie irren. Verm Balois war be kannt, daß Sie cim 21. Januar den Betrag von 53,000 Frgnl nach Lon don schicken würden. Er hat mit de niundernswiirdiger Geschicklichkeit ein Knorrt präpariert, das eine der Ihri gen täuschend nachgebildete hand Ichrisr trug. Die- hat Fräulein Fteury bereitgeholten nnd dann den Umtausch dorgenomnien.' »Warum hat die Diehin nicht ein sach das Kuvert mit dem Gelde an sich genommen?« Hatten Sie bei Jhrer Rticktehr die Entdeaung gemacht, dasz der Geldbries verschwunden sei, so hätten Sie unverzüglich dalt Kontor durch suchen lassen, und man hätte ohne Zweifel die Töterin hinter der Gar dine entdeckt.« — «Allerdings. Und here Valoiöf Jch glaubte ihn in Rouenl« —- .Er war auch in Rouem und zwar nicht allein.« — »Nicht alleini« »Ich bin vorgestern abend um 8 Uhr 14 nach Nonen gefahren, bin im hotel kAbondanre abgestiegen und habe festgestellt, daß herr Valois oort mit seiner Frau gewohnt hat.' — .Mit seiner Frau?" .Nun. .. was man so nennt. Mit seiner Freundin, Madame Fleury, wie ich später herausgebracht habe. Jch habe weiter festgestellt, daß Fräulein Fleurn am 21. Januar mittags 12 Uhr 26 nach Paris gefahren und noch in der gleichen Nacht zurückge tebrt ist« Man hat in der Nacht eine erregte Unterhaltung zwischen den bei den Eheleuten gehört-« «Streit um die Beutel« sagte Herr Duiayei. «Wahrscheinlich. Fräulein Fleurh scheint überhaupt eine artige Dame zu sein. here Valois hat sich ihret wegen ruiniert.« —- aUnd woher wis sen Sie das alles, Mr. Joe Jen tin-i« Der Deteltio lächelte und fuhr sort: .Jch bin dann sofort nach mei ner Ruatehr in die Wohnung des herrn Baloii gesahren. Sobald ich von Dionen zurück war« suchte ich, als Schuster vertleibet, die Wohnung des Herrn Baloii aus« Jch hatte ein Paar Damenstiefelchen mitgenommen und behauptete, herr Voloii habe diese siir seine Frau bestellt. Es gelang mir schließlich, von der miß trauischen haushälterin zu erfahren, dasz here Valoii eine Freundin habe, der er in der Avenue de la Granoe Arn-se eine Wohnung gemietet habe. Für diese seien wahrscheinlich die Stiefel bestimmt. Jch eilte also in die Mue de la Grande Armese und sand eine Wohnung vor, die an Miete allein ungefähr so viel tostet, wie here Baloit bei Jhnen jährlich verdienen dürste. Madernoiselle Fleury war abwesend, in der Probe, was mir sehr angenehm war. Jch ließ mir von dem Kammermädchen ein Paar Stieselchen von Madame geben. Als ich sie mit dem Abdruck der Fußspur verglich. war jeder Zwei sel ausgeschlossen.« Es tlingelte. Der Bontier erhob sich. »Es ist meine Frau,« erklärte er. »Sie wird von Jhrem Erfolg außerordentlich überrascht sein." »Ich möchte nicht stören,« entgeg nete Mr. Jentinb, »das-en Sie die Güte, mich Madame Dusayel zu empfehlen. Sie lassen mich wohl durch den anderm Ausgang hinaus.« »Erwarten Sie also morgen friih meinen Schock, nnd empfangen Sie meinen Dankt' — Cis time Ostens-steh Jn Siebenbürgen erzählt man sich das folgende droliige Geschichtchen den einein schweigsamen Bauernsphm »Ein Bauer geht an einem schönen Spätherbsttam nachdem die Rossen saat ausgegangen war, rnit seinem Sah iiberi Feld. Vater nnd Sohn hängen ihren Gedanken nach, bts der Vaterdatschweig en intt dertseriners tin-I- Dei-Wen ist schön ausgegan en« unterbricht ichi. Der Sohn Wes-, nchwe t und schreitet intt dem Vater tur. Jn- aiichsten Früh link bess der Unter intt dein Sob tmLatinen sites iin Sen-erschien. ni HAVE W www-A is sichdie seine« unterw« s Bericht aus anzig von einein Sonder Berichtckstntter. Wie in allem, muß man In diesen Tagen auch in puncto Reisen mutet IIeII. Das Kutsbuch ist eine ehrwür dige Reliquie qui Friedenstagen ge worden, und wer das urzeitqemäße Wagnis unternimmt, in diesen trie gekifchen Wochen die bei szilnxen Pe nnten zu verlassen mußII zuvor wie in den Zeiten der Posttmsche sich nach Ort und Stunde feines Zuges etkundigen gehen, da zuweilen von ei nem Tag zum andern der Iakge Fahr plaII sich verändern «Ytllk vls Schliewemuci wert-et Karten beriauft«, lautet die Aus tunft nm Zoologischen Garten, »di dahin geht ein D-Zug. Ob und wie Sie dann weiter kommen, kann ich nicht sagen«. Soweit reicht das Au ßer-ordentliche — dann ist sniin wieder unter den Flügeln preufziicher Ord nung. Der Bahnsteig ist voller, alt man vermutet, der Zug lomint pünktlich auf die -Minute, wird piinlt lich rnil der gewohnten Eile besetzt und fährt pünktlich wieder ab. Er hiilt wie gewöhnlich; nur auf de.n Schlesifchen Vahnhof scheint er sich nicht recht von Berlin trennen zu wol len: erst nach einer Viertelstunde ber läßt er die hohe Halle und gleitet in die Region der Vororte hi: iaus Und da merlt man nun zum er stenmal, wie sehr Berlin in diesen» ersten Kriegswochen die Hauptstadts des westlichen Deutschland gewordeni ist. Wir haben mit iegkeijncheel Freude fast immer nur gen Weiten gebliat, auf Sieg und Erfolg: sur! diese Menschen« die gen Osten fah » ren, steht das Geschick ihrer heimai ! das Schicksal Ost- und Wefttxreußene im Vordergrund. Die Meldungen von dort sind karger; die Sorge sitzt noch dicht neben der Freude an den: bisherigen Erfolgen. Ein alter here, der seine Familiei ins Reich in Sicherheit gebracht hat ! fährt jest wieder zurück, um nach dem Schicksal seines Hab und Gut-i in einer tleinen Stadt dicht an der Grenze zu sehen. Er ift voller Trauer und Ingrimm, daß man die Russenx nach Oftpieußen hineingebissen haiii «Un3 gibt man immer preis-", sagt er grollend, »sehr-n Friedrich der Gro-! ße hat’it so gemacht —- und dabei haben die Kerle bei uns auf dem» Lande zum erstenmal gelernt, was; sich satt essen heißt. All das Vieh« das ihnen in die hände gefallen ist« und die Ernte und die gute Butter — jeht halten sie ja aus bis an die Weichsel«. Wenn sie so weit kommen« , wirfts lachend ein Unteroffizier in Zioil ein« der nach Kilstrin zur Stellung fährt. ’ »So schnell schießen nicht mal die Preußen« . Jii Küstein wird es leerer und bon neuem voll. Der Unterosfizixr steigt aus; eine junge Frau, die nach Marienburg will, toinnii hinzu. Jhr Mann. Offiziei, steh: dort; da will sie ihn noch einmal besuchen, und ist selig, daß sie Fahiigenofsen findet. Weiter rollt der Zug. Landsberg zieht vorüber-; iiber der Warthe liegt schon abendlich gedämpfiet Licht. Es wird liihler, die Gefpriiche stiller; nur die junge Frau erzählt, wie sie ganz plöhlich ihre Wohnung in Pil lau hat verlassen müssen, und nun gern wissen möchte, wie es dort aus sieht Sie plaudert mit Behagen der alte herr hört ihr mit freundli chem Anteil zu, hat auch bald gemein same Betannte entdeckt. Sogar einen alten Arzt aus seiner heim-it ken nen sie. aWissen Sie, daß sich der aite Kerl als Freiioilliger gestellt hats« fragt er. »Aver neths »Ja —- weil durch den Krieg un ler Tonnerstagslat nutslog. Das hat ihn so gegistet; nls der Burgermeijter kommt und ihm sagt: Mensch, blei ben Sie, ich garantiere Ihnen, dasxj der Stat bleibt, schüttelt er bloß den Kopf: Jetzt is zu spät — raz hab’ mich zu sehr geärgert.« Alles lacht — dann wird’s wieder still. Der Alte sieht in den sinkenden Abend hinaus; die junge Frau ißt einen Apfel —- und die alte Dame, die zu ihrem Sahn fährt, spricht leise mtt ihrer jungen Begleiterin rntt dem hellen Verlobungjring, deren tapfere Zäwersichnallem itgndhält Schmidetnlthi. Der alte here sagt Lebewphl —- er will nach Thorn weiter. Wir wünschen ihm alles Gute, trösten thu, daß schon alles in Ordnung sein wird. Er wlntt und sagt halb lächelnd: »Wenn man to alt lst wie ich —- und so viel schon verloren hat ...« Dann geht er. Die anderen bleiben zusammen: das runde Ungewohnte der neuen Umge ng schließt sle zusammen — unb das lalte Dunkel des Abends noch mehr. Wie sind dem Kriege näher gekommen — und spüren ihn Ritter all je zuvor im sicheren ser n Dle erste Frage ist: Wann geht mädene Osten welteri s lle t's. Betteln r Mist-Libi- Male use-ils den-. Cles spren- hreblbnnes Wir sind elf-NO M bettelt-beu- l- det spl schen-est Kasseeiu trinken. Wir su den Wartesaat — nnd nun rM der Krieg wieder etwas nsiben III dein sahnstetg Trag ren siir Irrt-usw« Frauen mit gro set tenbasen, alte Männer. Polen und Deutsche, aus Windeln und Kisten si nd, wartend. Drinnen im War teaal mit den ttiiben Gasslarnmen dasselbe Bild, nur mehr Kinder da bei Unser Kassee tst mehr als Kriegs tassee (zwei Eimer voll draußen aus denr Babnsteig ließen Böses vermu ten). Aber man bat etwas zu tun — und ei wärmt. Und der Abend ist tübl und dunkel geworden. Endlich söbrt unser Zug ein. Ein Gemisch alles möglichen, Gitter-, Per sonen- und Aussichtswagen nebenein ander, aber doch im Zug. Wir blei ben zusammen, die beiden Frauen, die nach Danzig zu dem verwundeten Sohne wollen, die junge stizierss srau und ich. Unser Anteil ist halb dunkel. weder Gas noch elettrisch Licht, sondern in der Gasglorte steht unten eine dicke« kläglich brennende Talgterze, nur so viel Licht gebend, daß man mühsam die Gesichter der andern ertennen tann. Aber wir tornmen doch wenigstens weiter, und so machen wir es uns so bequem wie möglich, tauschen Vorräte aus und suchen das Beste aus unserer Lage zu holen. Dann endlich ein langer llagender Psiss, wir sahren ab. Die Lichter von Schneidemtihl versinken, durch die halbe Dämmerung scheinen die Sterne hell und tlar zu uns herein. Skation um Station zieht vorbei; niemand steigt ein« niemand steigt aus, nur ein paar Worte tiingen dureh das Dunkel: man denkt an die Worte Jbsens von der kleinen Sta tion oben tm hohen Norden. Tag Licht im Wagen slaclert milde, aus dem Nebenabteil dringen Gespräche selzen, slattern Gerüchte heruber i-— so sahren tvir in die Nacht hinein, dem Kriege entgegen. llnb noch einmal kommt er uns nahe — näher als je zuvor. Wir halten in tieser Dunkelheit, in nur selten durchbrochenem Schweigen. Da kommt ein Rollen von serne heran. langsam lauter werdend —- und driis ben aus der andern Seite-gleitet schattenhast ein Zug herein, ebenso seltsam zusammengewürfelt, ebenso sahl und gespenstiseh beleuchtet, wie der unsrige. Unter dem blossen Lampenlieht aber stehen und sisem liegen und hocken Menschen, Frauen. alte Männer, Kinder —- Flüchtende aus dem Osten. Sie sind launt er kennbar in dem ungewissen Dämmer-, wie sehtoeigende Schatten gleiten fte an uns vorüber, stumm ergeben, het· matlos geworden. Dumps klingt aus den letzten Wagen das klagend-e Rasen einer Kuh — sonst hört man iaum einen Laut von dem Gespen sierzug. O I i Als der Morgen graut, sind wir vor Dirscham Irostelnd zieht man sich zusammen und sreut sich, am Ziel zu sein. Aber zu früh. Dicht oor dem Bahnhos bleibt der Zug liegen, eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden lang. Er hat keine Ein sahrt — denn wieder gleiten an uns in endlos langer Reihe die Züge der Flüchtenden ooriiber. An den Wän den der Wagen stehen noch, halb ver mischt, die heiteren Verse der Mobil maohungstagex aus den Trittbretkern aber liest man die Namen der Orte, die diese Armen verlassen haben. Es sind meist Grenzbörsen die die ersten Zusammenstöße aushalten mußten. llnd endlich Dirschau. Ter Bahn hos ivirtt wie ein Feldlnger. Alles laust durcheinander, Frauen, Kinder. GepraatriigeL Hunde —- dazwiiitexi stehen ruhig, ausrecht ein paar Leicht verwundete. Und alg wir eint-Je Stunden später nach Danzig weiter können mach Elbing nnd tioniggtsera gehen heute wegen anderweitiger Ve legung der Strecke teine Zuqe), da sind es diese Verwundetem die uns zum letztenmal nus dieter Fahrt den Krieg nahe bringen, diesmal aber m anderer Geilalr. Jn unserem Adteil fährt mit einem Kameraden von der Reserve zusammen ein bei Gumbins nen verwundeter junger Leutnant nach Danzig ins Lazarein Er er zählt Erlebnisse aus dem Felde, Er sahrnngen aus bisherigen Gesechren und Schlachten — und was er er zählt und wie er es erzählt, diese prachtvolle heitere Zuversicht und Be herrschtheit, läßt all das Lastende. das die Fahrt bisher brachte, versin len und unerschiitterlich wieder die Gewißheit aussteigen: Führer von dieser Art und Truppen tote die, von denen er erzählt, sie mitssen zuleht den Sieg davon tragen. Es ist wun derlich: das Wort Krieg bekommt seine Ehre wieder, das ganze Bild der Situation im Osten, dem noch die Glorie eines entscheidenden Sieges sehlt, wird hier plitsltch anders, und die alte Dame, die ihren verwunde ten Sohn uchen geht, sagt lächelnd: .Gott sei nt —- ieht glaubt man wiedert« Dieser sange, schlau-te ver wundete Dssislee und der ernste, ill tere neben ihm —- sie waren sitt-let als altes andere, nnd wir schieden M ihnen mit einein IesV-ji« in des Dant, Vertrauen and sahe-Hohe u sen-r Einheit vers-solzer- var-. X