Ioet, H Die BeicxlzkuttT eines«Isiriusiiiuitlers on etgirto ein-ch Dae große Zirkubzelt war zwischen hohen Feuermauern draußen in der Vorstadt auf einem leeren Bauplah ausge chlagen. An der Planke, die der traße zugekehrt war leuchtete eine Reihe bunter Afsichen, und da stand es mit setten, schwarzen Let tern: Joel, ver köstliche Komiker der - Welt. unwiderstehlicher Lachersolg. Joel war sattisch schwarzer und setter gedruckt als Bijou, das rechnenbe Bonn das geheimnisvolle Wunder ber Dressur-, und die Baronin Wal dorfsAstoria, die distinguierte Schul reiterin, , Joel war erst zweiundzwanzig Jahre, aber er sah viel älter aus-. Er war tahltiipiig und hatte biete Hängebaeten und ungewöhnlich blasse: Augen. ! Joel wohnte bei der Witwe Aevidsl fon, ein Stiick weiter die Gasse hin auf« Direktor Marini hatte ihn ba eingemietet und die Witwe gebeten, den Sünder stramm an der Lerne zu .hallen. Sie tat, was ne tonnte, denn die Aufgabe lag ihr. Aber sie hatte beständig Sorgen. Joel leistete nie offenen Widerstand, aber sowie sie nur wegschaute, risz er aus. Er war iehr popuer im Viertel, und tamn hatte er die Nase vor die Türe gesteckt, so tlopste ihm jemand auf die Schulter und schlug ein Gläs chen vor. Unb sosorr huichte Joel in das Bierhauö an der Ecke des Maria-lasen Er tonnte überhaupt Licht Widerstand leisten. Das hing wie wie sehen werden, in ganz be sonderer Weise mit seinem Beruf zu sammen· Joel sasz dort drinnen bei seinem Glas und stellte sich dumm und ließ sich ooii allen zum Narren halten. Er hatte eine eigentümlich listige Art, mit den satbloseii Augen zu blinzeln, wenn man ihn auslachte. llnd wenn sich jemand den Spaß leistete, ihni einen Kort an den Kopf zu werten oder Bisrschauin aus den Rock zii blasen, dann weinte er und tauschette sich selbst die seisten Barte-i uiid win eite: Armer kleiner Joel, Joel will zu seiner Monta. Joel iin iin lleiiier Engel werden. Abends mußte Direktor Marini oft von der ersten Dressurniiiiiiiier weg lausen und ihn holen. »Joel. Du Vieh, es ist sein« Woraus Joel in den Zirtuo stiirzte und der Direktor bezahlte, was er getrunken hatte, denn seine Angelegen heiten konnte Joel natürlich iiicht selbst erledigen. Wenn Biiou seinen lesten Ap plaiis markiert hatte, tani Joel aus dein Reitergaiig hereiiigeschlichen, in einein charnionien Phiintasietostiim, bestehend ans einein Locken, zu einein Sack zusamniengeniiht. mit drei Lö chern oben sür den Rops tsnd Hände und zwei unten aus die Beine. Aus dein Magen hatte rr ein TrrfssAß. Sein großes, weig eingemehttes Ge sicht glich einem eigtlumpen. Zoel sah gerade oor sich hin, stolperte uber die Barriere, til-erschlug sich zweimal und bohrte dann das ganze Gesicht in die Streu der Arena. «Er hatte eine ganz besondere Art zu fallen, die in ungewöhnlicheiii Grade bar jeder per sönlichen Würde ivar. Es war ein fall hinab durch alt die Jahrtau ende, in denen sich der Mensch im steten Kamps mit dein Schwergeseze den ausrechten Gang erworben hat. Er machte nicht einmal bei den Vier siisilern halt, sondern taumelte durch den unbestimmten Urschleirn bis zur rohen Materie hinab. Joel wurde ein totes Ding, ein Colle Dai Publitum jubelte. Joel erhob sich wieder. Er hatte diele Nummern, die alle ans eine unglaubliche, an Jdiotiotnub grenzen di Zerstreutheit und ein schlasses Ver liiiltnis zum Schwergesey hinausla nien. Er ließ alles sauer-» was er iii die hönbe bekam, er sente sich zwi schen zwei Stühle, er boxie mit Pelle Jönö, aber wurde mit seiner Riposte erst fertig. wenn der schon draußen war, er verliebte sich in die Baro nesse WaldorsiAstnrii1, aber tiißte anstatt dessen ihr Pferd, ich will lie ber nicht sagen wohin und betani Roßhaare in den Mund. ttlber am allerseinsten war Joelo grolze Schluß nummer. Vor sich hinsummend tral er mit sielzenbem Gang einen tleinen Spaziergang rings um die Arena an. Aus halbem Wege begnete er Pelle Jöns, der ihm in strengem Ton be fohl, aus dem Wege zn gehen. Er iapierte nicht. Pelle gab ihm eine schallenoe Ohrseige. Joel sah nur zerstreut aus. Er betam noch eine Ohrseige. Da sank er zusammen wie ein Men. Er siel in sieh selbst.’ El war buehstäblieh so, als ob ein Satt leer geworden wäre. Der grau ame Pelle richtete ihn mit grosser iihe loieder asi, ordnete ihn, streette ihn. hielt ihn mit der einen hand sest und gab ihm mit der an deren abermals eine Ohrfeige. Wie der sanl Joel zu nichts zusammen, wieder richtete ihn Pelle zu einer neuen Oheseige au. Dies ging fo lange weiter, bis ellee band anzu schtoellea begann, sont so zu ing, daß er aus einen Knops in der estentasi che drückte, wobei sein Gnmmihandil ehiih zu vers Größe einei- Kohltopsö ausgeblasen liiurdr. Pelle mußte eiss ne band in einen Eimer tauchen, ens die Diener raseh geholt halten. Das stand Joei aus, als sei ni ts passiert und seßte seine träumet-is e Wande rung satt. . . . Eines Tages, als Joel wie ge wöhnlich bei seinem Entree hereinge wllt war, geschah es, daß er keine Miene machte, wieder aufzustehen. Er blieb eine ganze Minuten liegetk Das Publikum, das glaubte, dies sei ein neuer Trick, klatscbte in die Hände. Endlich kam der Direk tor herbei und versetzte Joel einen Tritt. »Ja, was soll das heißen, inein lieaer Joeli Wollen Sie nicht ar reiten?« »Joel ist kranl«, wimmerte Joet mäng «.Vabahaba. Joel sagt, er ist trank. Wo sist denn die Krantheit, mein lieber Juli« «Uebetall', wimmeete Joel und wies matt nach hinten. ,Hahababa, überall ist er krank der JoeL Wir wollen ibn mal kurie ren.« « Woraus der Direktor einen Stock avlte und aus Joel loszutlopsen be gann. i Pelle Jöns kam herbei und wollte Joel ausrichten. Da sah er, baß Zoels Augen so wunderlich waren nnd seine Finger sieberheiß. Pelle Jöns sliisterte dem Direktor etwas ins Ohr, und die Staupagen mußten den armen Joel hinaus-fuhren Er bekam Lungeneniziindung. Matt und schwach tatn er aus dein Krankenhaus zurück. Er sah gar nicht mehr wie ein Clown aus. »Wir müssen Joel wieder sett sät tern, Frau Akvidson«, sagte der Direktor. Joel wurde behufs einer Mastluri eingeschlossen. Er aß und schlies iinb asz. Bei Tische sasz er schweiis geiid da nnd starrte Fräulein Vesi lerg an, die Ytaherim die das Jinir iner aus der anderen Seite der Kuche bewohnte. Das war eine stille, sreunbliche Person oon achtunboreis Zig Jahren. Sie hatte blaue Augen« eine sehr hohe weisie Stirn unb blon des Haar Qie sprach nie von einem Menschen etwas Böses Wenn Frau Aroioson dies tat, so legte sie den Kopf schrag, und seusztex Hach sa, hach ja. Das tlang sehr gut, denn inan horte. daß ihr alle leid taien, die» an Unrecht waren. s Fräulein Bestberg war unerhörn sleisig. Sowie sie ihr: tärglichei Mahlzeit beendigt hatte, ge ng sie wie ber in ihr Zimmer und setzte sich an ihie Maschine, die in einer Fenster-I iiische stand hinter Fuchsieii und Pe iargonien. Joel nahni die Gewohn heit an, ihr dorthinein zu solgen.. Zuerst wohl hauptsächlich der Mit-» schine wegen, denn alte- ioar to still und unheimlich, sano Joch und die» Maschine llapperte doch aus jeden Fall und machte ein bischen Martinl zoel saß ganz still an der Türe und! iab mit eineni Gemisch von Jau nen unb Schrecken, wie Fräulein Vesi lserg immer iiitr arbeitete und arbei tete. Manchmal sprach sie inii ihni ganz so« als wenn er ein Mensch wie an dere auch gewesen wäre. Ansangs berührte ihn das inatiirlich niertwiirs dig, aber er gewohnte sich so allmäh lich daran. Schließlich begann er ganz von selbst vernunstige Satze von sich zu geben »Alle ein Mittagsschlöschen?« sagte er einmal. «Jmmer nur treten und iretenl« Und er ahmte die ·lliihmaschine nach. »Ich spare siir ineiiie alten Ta ge«, sagte Fräulein Vestburg sanft and nachdentlich. »Ich habe solche Angst, jemandem zur Last zu sat len.'· Dies lam nun Joel ein bischen lö cherlich vor. .Denlen Sie mal, wenn Joel spa ten iviirde," lachte er. «Rein, sehen Sie, das läßt Joel hübsch bleiben, er, ber töstlichste tioiniler der Welt, un widertiehltcher Lachersolg. Warten die nur, bis ich wieder diit bin. Dann kriegen Sie Freilarten, dann wollen wir sehen, ob Sie sich nicht vor La chen aus-schüttert Woran Joel sich in seine Klause tsegnd und schlies, er schlief in dieser Zeit unglaublich viel, und eg tam vor, daß er von der Eliähmaschine und zraulein Veftberg träumte· Joel begann sich su erholen und war ichon bald wieder rund genug, arn die Dornen seines Berusej zu ertragen. Eines Morgens beim Frühstück Ikar Fräulein Vestberg nicht bei Ti sche. Aus ihrem Zimmer hörte man die Maschine tlappem Joel sah un ruhig aus und schnitt wunderliche Grinmssem während er sich sein But terbroi strich. ·hat sie denn schon gegessen?«. sragte er. »Ja, sie hat sich heute sehr beeilt«, liaqte Frau Arvidson ! Joel stand aus und schielte sich an «wie gewöhnlich zur Nahetin hinein uschlitpsem als die hauisrau ihn am rrn packte. »Können Sie denn das arrne Ding nicht in Frieden lassen, Mensch«, pfauchte lie. «Josesine ist um alles gekommen, was sie hat. Das ist in eint Brief gestanden, den sie gestern abends etriegt hat. Daran ist na tilrlich e schwarze Gustel ichuld, die immer zu ihr hergerannt ist. Dies toar verlobt und wollte sich mit dem Bräutigam eine Pangsion einrichten und heiraten. Und da haben sie ver dummen Gans da drinnen ihre Liertausend abgetnöpft, die sie in der Sparkasse hatte. Fünfzehn Jahre hat sie sich’o vom Munde abgespart. Ter Schiinbterl hat ihr ein Papier niit zwei sicheren Namen ais Bür gen gegeben, nber jetzt ift er mit dem ganzen Geld auf und davon, und die beiden Namen hat er selber geschrie oen, unb jetzt steht sie wieder da und hat nichts, aber recht geschieht ihr, warum hat sie nicht auf mich ge hörti« Joet blieb in der Türe stehen, bis die Witwe draußen etwas zu ho ien hatte, dann schlüpste er leise hin ein und seßte sich auf den Stuhl ne ben der Türe wie gewöhnlich. Er sah sie von der Seite an. Sie sagte ’nichiö, sondern arbeitete nur daraus »los. Der weiße Stoff tief hastig un ier der hüpfenden Radel dahin. Joel war so wunderlich zumute. »Ach, hören Sie. . . sagen Sie doch. . ." «Guten Tag, Herer Joel.« Jhre Stimme tlang ruhig. Joel hatte das- Geiuhl, daß das Zim mer von eineni iounderoaren, saßen, kühlen, unbegreiflichen Frieden ersi fliilt war. US war to, daß es ihln kalt übers Muttng tief. Aber die Yiäherin lächelte und sputle auf. Die ses Lächeln war so Itiu und tapfer, miß irgend etwas Jvet die Dichte zu tuininenschiiurte und die Tränen ihm in die Auge-i tninen. Zum ersten Meile in ieiiiein Leben wurde er von der ethischen Schbiiheit geblendet. Er empfand eine grenzenlose Bewunde rung und glitt-vie, die Anstrengung, Worte dafur zu finden, mußte ihm den ttbpf zcrsisrengein Endlich siurzte er aus ne tos, ttißie weinend ihre Hände und ries: »Verzeih! Ich mußb Ich hin in Dich verliebt. Du tust ein Engel. Du hist wie meine alte Manna. Ach, toenn Dzi den dummen Juel heiraten wolltest. Ich habe heim Direktor noch ein Guthabeu Du brauchst nicht mehr zu nahen. Ich werde Purzel baume schlagen und mir uen Cchadel zerschmettern und die Beine brechen, damit Du nur nicht mehr zu nahen tsrauchst.« Ja, so sprach Joel unter strömen den Tränen, aber die Raherin schob thn sanft fort und erdat sich Bedenk zeit. Zwei Tage ging Joel stumm, fle hend herum. Er asz nicht· er trant nicht, er seufzte nur« -eine Blicke hiitten einen Pflasterstein erweichen müssen. Endlich gab Josesine de dend und gerührt ihr Jan-ort. Sie ließen sich gleich ausvieten und heira teten in aller Stille, als vierzehn Tage ins Land gegangen waren. Das Paar blieb bei der Witwe wohnen. Joel betam etwas Geld im Vor schuß gegen das Versprechen, in er ner Woche unten im Zirtue wieder anzufangen· Josefine schwebte mit gesenkten Augenlidern, eine schamhaste Rosenwolte auf den Wangen, umher. Jbel war still, beinahe ernst vor lau ter Glut-t. Er hatte es dahingebracht, durch ein Zimmer gehen zu können, ohne eigentlich lächerlich zu erschei nen. Sein tnautschiges Clotvnsalsett begann zu einer männlichen Stimm lage herabzusinten. Joel hatte den Direktor und die Kameraden von seiner Deirat ni t venachrichtigt. Er hatte eine gewise Angst vor ihnen. Vor Jasesine hatte er anfangs ein wenig mit seinen Fiel-I dentaten dort unten in dem gro en graue Zelt geprahlt, aber allmählich hörte er ganz aus vom Zirtus zu! sprechen s All der Tag seines Wiederauftresl tena in der Arena gekommen war, ging er in der Wohnung herum und pustete und seufzte: «Geliebte Josesine', sagte er schließ lich, »O ist vielleicht besser, wenn Du heute abend nicht mittominst. Jch fürchte mich ein bischen, vielleicht dann stecken zu bleiben. Watte lieber via Ende der Woche." Ja, damit war sie ganz einverstan den· Joel preßte sie hestig an sich, schob Den hut in den Nacken und stürzte hinunter. "mit verschiedenen Streichen. Ueber das Zirlusentree war ein weißes Tuch gespannt, und darauf stand mit roten Riesenbuchstabem Achtung! Heute abend wird das Publikum seinen Liebling Joel wie der begrüßen. Achtung! Joel duckte sich, als er unter dem großen Schild durchging Er sror und schluckte unabläisi und fühlte steh zu llein und zu gros. Das Zirluspersonal begrüßte Bei er Jongleur Lubomirsli warf ihm seine Balle an den Kopf, und die Baro nesse WaldorssAstorim die blau gesta ren im Reitergang stand und eine Zi garette tauchte, verbrannte ihm die hand. Ein jeder hatte seinen beson deren Wih. Das war nicht Bosheit, nmn tvar nun einmal gewohnt, ihn so zu nehmen. Joel ging still durch das Fegeseuer. Lange saß er in seinem Gott-ero dentäsig da und starrte iein Ge cht in dem schmutzigen Spiegel an. n ter tiefen Gedanlen zog er das nied liche Phantasielostiim an, legte die ungeheuren falschen Waden ein« pu deeie sein Gesicht und z mit zwei jchtvarzen Strichen die undtvinleel « zu dein Clotbngtinsen emine. Dann laß er wieder da und starrte in denI c biegel. Zum ersten Male in seinem Leben halte Joel Angst babok, aufzutreten. Mit zbgernden Schritten begab er sich in die Monegr. «Auigepaßtl« tief der Stall bagr. «Bijbu hat ichbn but zwölf ge zählt.« Joel nahm seinen Mut zusammen und iteitetie in bie Arena hinan-, ben Blick chtäg nach linke oben ge richtet. ie gewöhnlich itblpekte et iiber die Bartieie. Aber ais ei ftiikzs te, dachte er tin beefine. Die Folge trat, das er niit einer gewissen Witt tie fiel, und nicht wie ein Sack. Er hob ben Kopf und ichielte verstohlen zum Publikum hinüber Etwas mat tes händetlatschen Ein Achtutigsers folg. Nichts weiter. Jbel begann die gewöhnlichen Deuts. Er berhapiclte Itch iti einen Teppich, er feste sich zibizcheii zibei Stühle, er borte sich tntt Welle Ost-tin selber er ibnnte nicht in btis fruyeke Gleis kommen. Er spukte selbst, day e: faktisch befangen unb geakgekt aug iah. Jch bin nicht ibibtiicli genug, dachte ee ängstlich. Herrgott, was ibll ich nur anfangen, nn. so recht blödsinnig augzuiehent Das Publikum begann zu murren Man bezahlt sein gutes- Geld doch nicht, utn einen reierbtertcii Gtiullee zu sehen. Man will auf ie:neni siche ren, bequemen Platz sitzen und eilte wirkliche, eine ruchallloie, polive, Et i.iedrigung ansehen. Jetzt jtand nunmehr Use Schluß numnier bevor. Jbel trat jene Wan derung uin die Bartiete ai» aber er blieb einen Augenblick jteheti, ge lähmt von der Siniilosigleii seiner ixlebärden unb tbunlchte lich tausend Meilen weit weg. Es tbtir exti schrec licher Augenblick Er hbrte eine tlarr liinberftiintne aus bcr ncichlten Lksogc Nicht wahr, Mania, es latnmt doch noch was? Joel machte sich auf den Weg, den Tod itn Herzen. Er begegnete Pelle Hono. Er versuchte so abwesend als nur möglich auszufehen, als er dte gewöhnlichen Ohrfeigen in Empfang nahm« aber es ging nicht. Die Wan ge brannte und schmerzte« und er mußte sich zusannnennehmen um nicht zttriiazuschlagen. Oben von der Gallerie ertönte eine heifere Stimme: »Ne, Joel, da ift kein Jug drin!« Die funfte Ohrfeige tlattchte, soel sank zusammen, wie er sollte. Pelle zog ihn in die Höhe nnd fchlug ihn ein fechstes Mal, so fest er tonnte, denn er begann ängstlich zu werden« und es galt, das Publikum in Stim mung zu bringen. Es war ein furchtbarer Schlag. Pelles Hand schwoll an. Joel sollte un seine lleine Promenade fortsetzen. Ader er trak lerte und pfiff diesmal nicht, er ging rasch, und vor feinen Augen schim merte es rot. Jetzt war et rund nm die Arena gekommen, jetzt follte er auf Pelle zugehen nnd ihn tiifsen. Er ging gerade auf ihn zu und ver setzte ihm einen Faustfchlag ins Ge sicht, so daß ihm das Blut aus der Nafe fprthtr. Dann zog er unter dem Pfeifen und Johlen des Publi leums aus der Arena. El war ein donnerndes Fiasko, Joel war über seine eigene Seele ge srolpert. Er war ein Mensch gewor den. Das hatte ibn gerichtet. Direktor Marini trat rot, gedan fen vor Wut, zitternd, itn Gang auf ihn zu. Joel zog seine eine Wade her aus und fchiniß sie ihm ins Gesicht. Dann riß er eine derbe Dressurpeits iche vom Nagel. .Wer nur ein Wort fagi, den er schlage ich«, schrie er und begann fein Clowngetoand herunterzureißen. lkein Menfch auf der Welt hatte ge ahnt, daß Joek so zornig werden tönntr. Der Direktor, der ein kluger Mann war, hütete sich, ihm zu nahe zu kommen. Aber die Baronesse Waldorf-Astoria, die Szenen liebte, begann zu spinnen toie eine Katze und ftrich mit wunderlichen Blicken um Joel herum. Joel kleidete sich eiligst um und ging nach hause zu seiner Fran. Ja, so kam eg, daß Joel, der löst lichfle Komiker der Welt, von der lefiche des Zirkug Marini ver l l schwand. I ·- « Drei Monate ging Joel stumm und ksriibleristtz herunt. vzjrau Arvivson jagte ihm die its-angenehmsten Wahr heitem aber er erwiderte lein Wort. Die arme Jose ine nahm ihn, so gut sie konnte, tn Ochnn Jhre Niihmas Ichine ging Tag und Nacht. Der Sommer sing an, und der Zirtus Marini brach zu seiner gro fzen Provinztournee auf. Joel irrte auf dem leeren Bauplatz herum. Er wurde immer gedanlenvoller. Er konnte stundenlang dasitzen und ei nen Ast in der Diele ansiarren, und im Schlafe sprach er wilde seltsame Worte. Uber an einem sonnigen Maimors gen sprang er aus dein Bett, zog sich in rafender Eile an und befahl Jo sefine, ihm drei Kronen zu leihen, die er bekam. Heftig pfeisend eilte ei ins Freie und kaufte sich einen sieben Meter langer eiemlich toben Stett-Draht Dann begab er fich in oao Wäldchen, das da begann, wo cie Straße aufhörte, und spannte den Stahldrayt zwischen zwei Tau-l nen ans. Und dann begann Joel. sich zu üben. Er aß nur eine MayH zeit im Tage, utn abzucnagern und arbeitete vom Morgengrauen bis zuml Sonnenuntergang mitten in einein Kreis von neugierigen tletnen Gassen 1ungen, die es an Kritik nicht Iehlen ließen, wenn er siet. Aber daa machte nichts. Joel sah nur dao große Ziel. Manchmal tant ein Polizist und sah Ihn streng an, aber ging wieder, seine Ohnmacht einsehend. An einem klaren Ottobertag schlug der Zirtus Marini wieder tein graues Riesenzelt aus dem großen leeren Banplan aut. Und am sel ben Tage steute sich dem Direktor etn magerer, yanzeemasiger Kerlt mit etwas eingesuntenen Hagen undj Clehnen aus Stahl vor. Das wars Joel. Er verlangte in kaltem, yöslichent» Ton, eine Probe ablegen zu dürsen.! Ein Stahldraht wurde quer über die Arena gespannt. lleder dieses Draht seil spazierte Joel mit utts')esangener Miene, eine Leiter und eine bren nende Lampe in den Händen Die Lampe stellte er auf seinen Kopi, die Leiter aus dao Drahtpetl und erllet terte die nächste Staffel, machte die eine band soc-, wars den leeren Bank-» reiben eine stunhand zu und umrtierteJ anmutig den Roman-. « Direktor Marint umarmte ihn un ter Trauern Er bekam sofort eiu Engagetnent, uud steht nun unter dem Namen »Mi-. Tatuiuany Hall, der tksoutg der Lüfte, phänomenale Eud tutionen auf dem gespannten Draht ieil'« aus den Affichen. Nachdem er seinen ersten zweifel r,asten Ruhm in erster Linie durch etn schlasfe5, uutviärdiges Verhältnis zum Schwergesey errungen hatte, schuf sich Joel jeetzt eine besiere Aera, i:.detu er derseler herabsieheudeu Macht thu und riiasichtslosz trotzte· diantl ruau das nicht mir Fug uud Recht einen großen moralischen Sieg nennen? l .-———-.-.-—— O. X. II. Eine lnitige Erinnerung ans meiner » Studentein seit. I »Da liest« I Mit diefen Worten war ich hastig Idon meinem Lager aufgefprungen und hielt meinem Freunde Arnold erregt eine Nummer des Banner Ge neralanzeigers vor die Nase. Die ser nahm aber ganz gleichgultig teine Pfeife aus dem Munde und meinte nur: »Was haft Du Franz-I Du hältst lmir ja die Annvncen vor-Z Gesicht kSolt etwa die Universität an den Meistbietenden vertauft werden, oder was ift los?« »Da lies nur«, drängte ich von neuem, —- ,,da unten in der Erte. — Der junge Herr —« »Die Annancet Der junge Herr, der gestern abend im Hahnchen der jungen Dante m blauem Mantel ver fchiedenemale zulächette, wird, falls ehrbare Annaherung erwünscht, um ein Lebenszeichen gebeten unter O. X. 11 betlagernd Das regt Dich jo auf, mein Hunge? Was ift denn dabei?" »Verftehjt Du denn noch immer nicht?« »Bist Du etwa die blaue Dame?« »Ich begreife Dich nicht. Jch bin doch leine Dame; aber der junge Herr —'· ; »So —- v — v«, meinte Arnoldi gedehnt; »ich hätte ja bald die Pfeifes darüber ausgehen lassen«. Dabei blies! er dichte Dampfwolten vor sich hin, so daß ich jeden Augenblick fürchtete, die Leute auf der Straße würden diei Feuerwehr alarmieren. i »Ja, fo —- o—— v«, entgegnete ich ihm etwas gereizt. »Ich habe Eindruck auf die Dame fgemachh ich werde ihr schreiben, —- ich jtverde mich verlieben —« ; »Ach, Du Glücklicher, verlieben? »Hör« ’inal verlieben ift fehr gut, und ihr schreiben ift noch ,,guter«. »Was gedenlft Du denn Deiner Angeden »ten Initzuteilen?« ,,Was ich ihr schreiben will? Allerhand, ich wäre zum Rasen inx sie verliebt, ich fände keine Ruhe; aber das kümmert Dich ja doch nicht. Ueberhaupt gibt es ja auch Liebes briessteller.« »Das muß ich doch heute Abend einmal auf der Kneipe erzählen, das gibt einen Hauptjux«. Damit tvar die Sache für ihn ab getan und ich setzte mich hin, um drei Schreibbogen vollzufchreiben und wieder zu zerreißen. Und endlich ge lang der vierte, um einige Zeilen von ,,inniger Liebe«, »teine Ruhe meer finden« u. s. tv. geduldig auf sich zu nehmen. Dann O. X. 11 auf das Rudert und —- abwarten. Der schlechte Arnald hstte es wirk lich erzählt und die Folge war, daß ich in hinsicht auf die zukünftige »reiche« Braut eine Runde zu geben hatte, die ich auch anstandslos den Kellner zu den übrigen, die ich schon ponieren mußte, hinkreiden ließ. Sie antwortete und wie? Jhre Tante hielt sie sehr streng, deshalb dürfte sie vorläufig nicht mit rnir zusammentreffen (Jch verwünschte den, der die Tanten erschaffen hatte.) Sie denke nur an mich; sie hätte pun detnnal eine Stelle im Briese geküßt, die ich in Ermangelung ihrer Lippen wieder küssen sollte. Und unterzeich net war er» Deine Hulda!·« »Huldu!" Reizender Name, wie poetuch ttingst du doch. Schade, daß ich auf Dich keinen Reim fand, ich hätte Dich sicher zu einem Liebesgr dichte verwendet. Vier Wochen dauerte die Korre spondenz schon· Da schrieb ich ihr endlich in etwas energischer-i Tone, ich müsse sie unbedingt einmai wit deksehen. Und sie antwortete: «Ja,'« Sie müsse morgen nach Kdln fahren. Wenn sie gegei Mittag zutücktommh soue ich sie am Bahnhose erwarten. Bciderseitigeg Erlennunggzeichem ein Vetgißmeinnicht. Jch hätte an ein Erlennungszeichen gar nicht gedacht, da ich sie doch ein iiiac schon gesehen hatte. Aber ich tontite mich auch täiiichen. Man sieht daß die Frauen iii der Liebe vernünf tiger find, als wie die Herren. Freudeitrahlend teilte ich das frohe Ereignis meinem Freunde Ar iiold mit, der niir gemiitlich er tliirte: »Da kannst du heute Abend wieder iine Runde ponieren.« si- :i· si Der Zeiger der Bahnhofsuhr rückte aus U udr an. Der Römer Zug iiiußte jeden Augeiibiia einlaufen. Ich proinenierte vor dein Stationsgebäude mit einem Vergißineinicht im Knopf loch auf nnd ab. Da, was war dag? « Aug der Poststraße bogen zehn bis zwölf meiner Rominilitonen und aue hatten ein Vergißiiieiniiicht im Knopf loch. Borne an marschierte Arnald. Besiiirzt eilte ich auf sie zu. »Was wollt ihr denn-« »Nichts«, entgegnete einer ruhig. »Wir dritten doch ipaziereiigehem ius ioir wollen« »Und die Vergißmeiiinicht?« »Du tragst ja auch eing. Al lo —« Ich niertte wohl, wag sie vor-hatten, jchiiiate alter iiieiiien Aetger hinunter und-eilte auf den Perroin Denn tie Glorie riiiidete die iriiiiahrt des erwarteten Zuges aii. (Daiiiai-3 hatte iiian natürlich noch BaynhofsgloaenJ Alter iiieiiie zkreiinde waren dicht hinter niir. Aue Kneiier richteten sich nach den Inten. Da ftieg zu erii eine aiie Jungfer aug. Das ivae iie nicht. Dann ein dicter Weiiireifender und endlich mein Kol lege Heinrich. Und er trug ein Vergißmeinnicht. Jni Nu iturzte er auf mich zu und friig unter dein Gelächter der Uiiisteyenden: »Ich have wohl das Vergnügen, deii Herrn O. X. 11 zu sprechen. Mein Name ist Hulda.·« »Wie — Du — ioars.« «Selbftredend! Sieh da«. llnd dabei zog der Mensch alle meine Brief yerooi nnd riei darin ta cheiid: , »Im-Amt, die lese ich Euch alle oot. Ich sage Euch ver schreibt gros artig«. —- — — Jch hatte wenigstens die Genugtu ung, daß meine Freunde, die mich foppen wollten, selbst auch gefoppt wurden — — — Als ich in der Nacht mit Arnold nach Hause torlelte, meinte derselbe: ,,Frnnz, wenn Du nüchtern bist, dann lieö Du einmal O und X zu sammen; dann weißt du wenigstens, was du gewesen bist. Jch habe längst so etwas vermutet —- ——- — Das doch die besten Freunde so hinterlistig sein iönnenl -.—-——-.· —- Vom Kuseenenhos. »Was sind Sie in Ihrem Zivilbeeus?« ,,Hutnorist, Herr Leutnant.« »Mit der Feder oder mit den Bet nen?« s-— B o S h a s t. Meisterin: »Ach, habe ich heute Zahnschmerzen!« Lehrbube: »Mot, Zähne haben Sie roch nochw —- Ein Physiognomikek. «Jl.: »Sie sind doch wohl sehr musika tisch?« B.: »Woraug schließen Sie das?· A.: »Ja, Sie haben so ein Ge smigvereinszgesicht.« — Die versteht's! Gattin (eines jungen Dottorg, vor einer Konfeltionsuuslnge): ,,Paul, Du hast sast gar leine Patienten, geh knuse mir diese Robe, ich wette, sofort wer den einige meiner Freundinnen krank.« —-—....— .«!u wei, hier hilft auch sein c ugl fis Pilajtch 4