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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 6, 1914)
W Gusse-M serien-Hiiinore-le von Eli-s sinift Familie Dinze reiste jedes Jahr is den großen Seelen. Immer wo anderes bin, niemals an denselben Vet« wo man schon einmal gewesen sind jedesmal reingefallen war. Die Iteifepliieie wurden zwar von Ostern ab ehe sorgsam zusammengestellt. gib e Familienriite fanden statt und fliirmifche Erörterungen, und wenn man sich schließlich einig war, wobin diesmal der Weg gehen sollte« stellte Ich nach Anlnnft am betreffenden tZiel fast immer eine kleinere oder größere Enttöuschung ein, nnd Pa ter Hinze war der erste, oer ertlarte, E nächsten Jahre entweder ganz zu ,gmse zu bleiben oder auf niemand »L» ans absolut niemand mehr bei idet Wahl der Sommerfrifche zu bö :ren, als nur auf die eigene Meinung ; Mann Hinze warf dann einen ein-l työrten Blick gen Himmel. wandte einJ idasi sie die letzte wäre, die überhaupt; luoch eine Meinung gegen Vater auf lommen ließe, und die vier-zehnjähri sge hilde sowie ihr um drei Jahre s Jüngern Bruder Heinz schlugen sich l ofort auf Mutters Seite und erklär «en, daß Mutter ganz ioo anders hin gewollt hätte . . . »Ganz wo ander-DR . . . Von den drei Worten tani here Ohinze nicht mehr los, seitdem er sie gebt-et. »Was meinste denn damii?« hatte er gereizt gefragt, als er die vor wurfsvollen Frauenangen ilder den «l«.en·olteeien Strand der Ostsee hin dliaen fah, während er selber wie verzweifelt links und rechts in die Miickenfchwiirme hineinichlug · »Na . . ., daß ich selbst mir solch sit-erfüllten Badeort und solche teure sstlolsnnng anssuche, glaubst Du doch list-til selber nicht«, -hatte Frau Vin se I.inft, aber bestimmt geantwortet »Was nützt mir denn der ganze Komiort nnd das clettrische Licht,« Man man sich in der engen Stube nicht ritbren kann, nnd lian und rechts noch ein halbes Dukend Fa-« mit-en im Haufe wohne-il Rein . . . wenn es nach mir ginge, wäre ich schon mit der einfachsten Banernstube zufrieden täglich frische Milch und; Eier im hause, kein Kurbetrieb, wol man sich täglich ne andere Blufe an sienea muß, und die Kinder wie die Mfen fo rausgepnht herumlaufen, ·und alles nur Gelbichiieiderei ist. Ich bin gar nicht fo ansprachsaolh ....i Gott bewahre,...nur meine lErholung will ich habe-, und Na tur ohne viel Menschen« . . . jun-obl. · . . das ware mal mein Joea Zuerst hatte Vater hinze gar nichts datan entgegnet Aber im Kon war es iben doch hinausgegangen das ganze Jahr. Und Ostern. als enon wleder begann, Reisepliine zu machen ieyte er fein feiertichstes Gcsicht auf und- zwinkerte feiner Frau dabei nohnvollend zu. »Nein . . . last diesmal die ganzen Prospekte weg, Kinder, wir gehn ganz wo anders hin wie ionfii Mutter hat recht, Natur und Stille, unbeleckie Quinte« das ist die haupisachr.siennt ibk Wunnsdorf in der Mari, da wo die Oder durch waldiges hügelland i-ießt?. .Nein . natürlich nicht wes wird denn die Schönheiten der( Dei-nat kennen! Nu ja, in Wann-both wohnt ein Vetter von mir. es ist zwar; lein ganz richtiger-· Vetter, aber alsl Jungen haben wir in Wunnsdorf die Fetien bei einem Ontei gemein iam vertebt, der da einen kleinen! Bauernhof hatte, und diesen Hof hatt jet mein Vetter, der Musitdirektotj L ndemann.'« I ! »Ho, so wag Feines«, sagte Hilde ehriurchigvolL » »Du halt mir ja noch nie von die-E sen Verwandten eczcihlt'·, meinte die’ Mutter angenehm iiberrafcht. »Wenni man da wohnen lönnte, das wäre jai großartig!« i »Wir können«, frohlockte Vateri Dinge, »ich habe heute die Antwort auf meinen Brief bekommen. Jch hatte nämlich bei ihm ungefragt, ob A nicht in Wunnsdorf eine Som merwohnung fiir uns wüßte« nnd da schreibt er nun, oder vielmehr eine feiner Töchier muß denBrief geschrie ben haben, daß ihr Vater im Früh jahr einen Ober-stock auf das haus Jedem hätte, und wir darum ganz chön bei ihnen wohnen könnten. Der Preis flir die zwei Stuben ist lä stkrlich billig, und wie ich mich erin «nere, liegen die Berge — so nennen He die Mel dort —- rings herum His« den HOL nur ein paar Wiesen UZMGM Kinder, das wird eine Mc Spur wohnqu Die Köche ists Du them-hin Mutter, bil lise Lebensmitiel gibt es in hälle III Fülle ds, Pilze und heidelbeeren Esen wir nnd in den Wäldern bee, nnd in der Oder, die mitten durch Weian fließt, können wir ladet-, . . . herrsoen wenn ich dar ss deute, wie ich da als Junge den M Iris der Vetter WÆ II U.;.dicssw sw iss cis-M IT »m» M PAM ««f. U III- mal Hat-ei . lMM mit 3-1«« - « , roet herumgehen kann bei solchen Bet wandteni Und...wie iit denn die Frau, sagt man denn zu der Du odrr Sie,...oh Gott, ich weiß nicht. Mann, ob das am Ende nicht genier lich wird, man tennt sich doch gar nicht, und Du sagst« . . . »Gut nichts sage i ,« lachte Vater Zinse. »nu stell Dich bloß nich an, Mutter, vor denen da aus dem Lan de. Jch war doch auch seit zwanzig nee . . . seit dreißig Jahren nich mehr in der Gegend, und wo ich mei nen Vetter zuletzt gesehen habe. da war er jung oerheiratet mit der Leh rerötochter von Wunnsdors, ein sehr niedliches, rundliches Mädel. Und warum er nu Musitditettor heißt, ist mir selbst nich ganz klar, aber wird wohl stimmen, denn Geige hat er schon als Junge spielen können! Na, wir werden ja alles selber sehn. Jedenfalls denke ich mir die Ferien da wundervoll und sehr billig, keine Kurtaxr. teine til-erfüllten Logierhäus fer,barsuß könnt ihr alle laufen, Lust- und Sonnenbäder nehmen« tei ne Badepreise und wenig Menschen, ...Kinder, also wirklich mal ganz was anderes-« . . . Und s-. wurde gemietet, es war be schlossene Sache, man ging nach Wunnsdorf in die Berge. f O O Mit einem wahren Hochgesiihl er wartungsvoller hoffnungen wurden in diesem Jahre die Reisetiirbe ge !pa(tt. ; .Wieviel Kinder hat denn Dein sVettet eigentlichi· fragte Mutter »noch. ehe die lehte Posttarte, aus der Hdie genaue Ankunft oertiindigt wurde, Han die Verwandten fortging. ; »Ach Gott, . . . Kinder,... Kin Ider sind das längst nicht mehr,« tachte Vater hinze in bester Stimmung. »Der Vetter hat vor dreißig Jah ren hochzeit gehabt . . . da rechne dir mal aus«-, wie sehr das alles schon herangewachsen ist« was da der Storch gebracht hat.« ! »Das ist sehr gut," meinte Frau lhinze, »umso größer wird die Ruhe und Erholung sein. Jch denke mir das himmlisch, so einen Garten bei netten Verwandten . . . keine frem den Menschen ringsum in den Lau ben, keine schreienden Kinder in den Wegen, vielleicht darf man sich so gar das Obst selber pflücken, so was habe ich mir immer mal gewünscht, gleich frisch vorn Baume fiir den Winter einmachen zu können. Denn ei ist doch sicher viel Obst da»... »so-IT . «L·-lchet, . . J wteoetyoue guter Hinzr. »Mit schwebt noch so bun tel ein Birnbanni vor, aus dein wir Jungens uns alte Tage die Taschen nach herzenslnst füllen durften.... das waren Bienen, . . . sage ich euch!« Und er machte in Gedanten an bie se köstlichen Früchte einen beinahe ebenso hohen Lustsptung wie hilde und Heinz, die sich gleiche Raubziige auf des Onkels Obstbiiume vornah men. Der Reisetag war sehr heiß. Als man endlich aus beni über siillten Wagenabteil heraugtletterte, ertönte ein viersaches, entzückendez »Ahhh« vor den gtiinen Wall-bergen und dein maletisch im Odertal liegen den Wunnsdots. »Na, . . . habe ich zuviel gesagt?« meinte Vater Hinze sofort, indem er aus dein kleinen, primitiven Bahn steig Umschau na dem Vetter hielt, der es sich doch icher nicht nehmen ließ, die Verwandten selber abzuhos len. Aber der Vetter war nicht da. Nur einpaak sehe ländliche Reisende. ber Bahnhossvoksteher, und ein seinniels «blondes, somnierspeosiigesMäbel zwi schen achtzehn und zwanzig im titsch roten Noch geasgriinee Blase, und blauer Schütze. die mit runden, neu gierigen Augen in bie vier erhisten nnd mühen Gesichter der Familie hinze sah « «Wcllll ON Ucc Dlllcc UUI Ost-tut sind, dann bin ich die hanne Linde mann,« meinte sie halb verlegen, halb mutig auf die Neuangelommenen zu steuernd. »Der Vater läßt schön grüßen, und ich soll Sie heeme brin gen« . »So, so,« sagte here hinze mit einem ganz kleinen, ängstlichen Sei tenblick aus feine Frau, die der neuen Nichte so seltsam zögernd die band gereicht hatte. »Gewiß die Jüng ste meines lieben, alten Vetters, was?« Das Mädchen griente und nahm den Verwandten so viel Gepäckstiicke ab, als sei sie der angestellte Dienst mann von Wunnsdorf Ree, . .nian ja nich, . . . Va ter hat doch all wieder jeheirat’ da zumal, als meine Mutter dei’s achte farb. Nu sind wir inn janzen Jus zehn mi» Karlchem der vor chte Woche jeborn it. So, . . . hutlarton kann ich aberst start-Amb inen, Kousine,« . . wandt an Bilde, die sich gautkversiört an die sprachlafe Mutter ge Zeigt hatte. Nun lonunt bloß er mal vom VahustrisFuz donnerte aier Hins l l glgtetch se ne wisset usoe·sinntliebes-achts .Mt Indes Mit-h HENNI- M WWU . .,.ltebeÆ muss-W «.»..i-iiumksssa Iheutareem weine er don't Ieldj »kommt, oder Ali und Vater tragt s'en bei uns rii , die stehn jest noch lik de Oder . . . rast-man- . . . » , Und mit den depaetten Armen zeig »te sie unter die Briiete seitwärts des )Bahnhasiwegs. wo mehrere Arbeiter sin blauen Leinenhemden bis zu den Knien und noch Gher hinaus Un Wafser standen, und die Steine aus. dem Flußbett tarrten. I Vater hinze bekam einen roten Kaps, die Kinder standen mit offnen Mündun, nnd seine Frau wurde merkwürdig blaß. » «Vata, . . . se sind da,« . . . schrie hanne glücklich . . . Und richtig . . . zwei Köpfe, ein junger und ein alter, wintten wieder, und hoben die eisernen Schippen zu freudiger Begrüßung. »Ist . . . ist das . . . wirklich Dein Vetter, d... der Musitdirettori« sragte Frau hinze, indem sie wie ge bannt hinabstnrrte in den kühlen Grund. »Na jewisz is des Vater,« . . . lachte Hanne. «ii ja man bloß Sonntags was los mit die Musik aus die Dörfer, und hier de Oder aus buddeln bringt «n schönes Stück Jeld ein. Er steht ja man bloß bis sechse mit ’en Willi d’rin, des is janz jut jegen’5 Reißen, sagt Vater.« »So," meinte Papa hinze, indem er es plötzlich sehr eilig hatte, weiter zu kommen. »Willst Du mal vom Geländer da runter, Du frecher Lüm mel, beinah hätte der ganze Rucksaa im Wasser gelegen.« Veinz gehorchte, indem er strahkend nach einmal die Miibe nach dem neu en Ontel und Vetter da unten in der Oder schwenkte. War das sein! Morgen Früh holte er auch die Kla motten da unten rang fiir Geld, mußte das ’ne Wonne sein« bit zum Bauch den Tag iiber da unten im Kiihlen zu stehen . . . hilde aber kämpfte mit den Trö nen und hielt sich dicht an die völ lig schweigsame Mutter, die ihr vor nehmstej Gesicht aufgesest hatte. O Gott« wenn das ihre Schul skeundinnen wüßten. daß man solche Verwandte hatte . . . nicht auszudeu ten war es . . . Man ging jest eine sehr schmale und sehr staubige Landstraße entlang Ian der rechts und links winzige häus chen lagen, vor denen sich Kinder, hugde und allerlei Biehzeug herunt trie . i »Friihee waren das alles noch Wiesenf« wagte Vater hinze zu äu ßern, indem er sich vergeblich bemüh te, die alten betannten Stätten fro her Jugendtage wieryufindem .Jc,« lachte deswe- -hst sich alk fein rausgemacht, sagt Vater-, fett der here Onkel nich mehr hier war. Un ten Hof und die Scheune hat Töp per Grieste jetzt, und denn it noch ne Brennerei auf unse Bleiehe, so’n tanzen, alten Korn wird da jebrannt . . . hemmm, . . . fein! Da sind se alle janz doll nach, die bei uns tum wen-S«o . . . 'fagte Vater Hinze zum drit sten SMale, indem er sich überhaupt lnicht mehr nach seiner Familie um drehte »Tai-on weiß ich natürlich nichts. Das hätte mir der Vetter schreiben müssen, ehe ich mietete. Wir wollen doch hier eine Sommerwohs nung, und ieine Schnapsbrennerei.« »Und einen Garten haben Sie wohl auch nicht mehrt« fragte feine Frau in dumpfer Ahnung. «Doch,« proteftierte hanne etwas tieinlaut, .’n Garten is, Vater hat sogar ’ne Bant für die Frau Tante gezimmert unter’n Birnhaum, hei’s Kasseetrinten oder . . . wollt’r wech,« . . · unter ocscljfie sich er kchrockery als ein san es Rudel har iißiger Kinder gegen te und das Ge M der Verwandten auftürmte, «nu tucken eins bloß, wie dreckig die Bau ve ist-use Die Kinder drückten sich vor den stummen Gesichtern der Familie hin ze scheu zur Seite und starr-ten den ersten und einzigen Sommetgästen von Wunnsbors neugierig nach, die da durch Staub und Hihe vorwärts stieselten, als ginge ei in den Krieg· Bis die hanne vor einem grell ger getünchten Häuschen, dem ein gieblii ger Oberbau ausgesetzt war, halt machte und das holztiirlein des schmalen Vorgartens mit dein Fuße ausstieß. Zwischen Salnt nnd Zwiebeln, Bohnentraut nnd Petersriienbeeten trat man in einen dunklen, engen Hausslur, in dein es nach srisch ge bratenen Heringen und ichorten roch, kletterte eine beängsttgen schmale nnd steile Treppe in den Dberstock hinaus nnd. »Ich man, seit siehst Du wenigstens die Berge von da oben,' tröstete Unter hin-, indem er nn tvilltiiriich den Arm der Gattin in den seinen zog, ehe man in das neue Sommerheirn eintrat. In diese-n Augenblick sog sich die freundliche Jii erin still und bitte-et zurück· Die ers-sandten sollten ers Innl die seinen, neuen Streben allein genießen whom must-m s seine un J MYÆIM III Keins und Dtlde aber hatten sich mit lerwelle tn das zweite Zimmer begeben, und einen lauten Freuden schrei ausgestaßetn Sie hatten den Birnbaum entdeckt. Bis dicht an die Fenster hingen seine Zweige. liber und iiber Intt kleinen nnd steinharten Birnlein bedeckt. die aussaher alt ob sie die schwarzen Poeten hätten. Unter diesem Bimbanm stand eine Bank, and ein Tisch, den lints ein Streisen Wiese begrenzte, aus dem die Wäsche des neugeborenen Karlchen bleichte, während aus der andern Sei te neben einem undesinietbaren hals häudchen ein goldgelber Strohhausen tränselnde Dampswöltchen gegen den neuen Oberste-et sandte. Dieses stetig dampfende Stroh aber war das einzige, was damals auch schon vor dreißig Jahren an der selben Stelle gelegen hatte, konsta tierte Vater hinge, als sich seine erste Ausregung gelegt hatte. Und er nahm Frau nnd Kinder so zärtlich in die Arme, als hätte ihn ein war mer Gruß aui seiner Knabenzeit ge streift. »Da habt ihr dach mal ganz was anderes," sagte er aus dem dunllen Gesilhl heraus, eine große Dummheit mit der Aussrischung der Vettern schast gemacht zu haben. . Und seltsam . . . da lachten alle vier und schauten über den alten Birnbaum, über Stroh und Dach hinweg aus die hiigel und den Wald, ’dre sicher auch die Alten geblieben loo »ren in ihrer Schönheit und Frische. T Und das war doch schließlich die Hauptsache bei der Ferienreisr. « F »Musik«-us · ) ! Eine Ballgrschichte von cito sit-ich - »Aber, herr Marquith warum tan zzen Sie denn nicht-W rief die schöne Vaujfrau mitten im Wasser dem jungen Garbeschiigen zu. Sie ging als Griechin in lang schleppendem Gen-and und wiegte sich im Arm des tleinen, dicken Maler-L der als hof narr in schreiend buntem Wams un bezahlbar war. Jni Türrahrnen stand unbeweglich der Marquis und sah mit verschränt ten Armen in das Gewühl der Tan zenden. Seine Blicke folgten einer jungen Marquise, die an der Seite eines italienischen Straßensünneri dahinschtvebte. Wie wundervoll Tracht und Gestalt zusammenstimm ten! Lilienschlnnt wuchs der feine Hals mit dem weißgetmderten Köpf chen aus dem hellen, großgeblümten Kleid, nnd unter dem Ren wirbelten Ezwri schmale Füße, deren Knöchel »Hu-ei Finger umsponnen konnten. Fast bäuerlcch wirkte dagegen der wohlbeleibte Jtaliener mit der weit ofsenen Brust, dem tnnllwien Kopss tuch und tnallrcten Gürtel, den er sich um den Leib geschlungen hatte Aber er war ein berühmter Sänger, ein her der Bretter. dem alle Welt »Hu Füßen lag. Auch der Schimmer zahlreicher Liebesabenteuer umgab ihn. Vor kaum vier Wochen hatten alle Blätter die Nachricht gebracht, basz er von seiner Frau geschieden war, die dem großen Manne nicht mehr genügen sollte. Ging er jetzt schon wieder auf Brautschau aus? Suchte er eine neue Frau? Beinah Isah es so ani. Ein unbehaglichez, fast peinliches Gefühl stie in dem jungen Ofsizier anf· Aber feine Züge verrieten nicht« von der Bewegung seines Innern. Seine Augen blieben tühl und gweliften von oben herab durch den aa. War das ein buntes Bilds Alles wogte durcheinander. hier tanzte der gelehrte Dottor Faust mit einein blitzsauberen Kammertaychem dort schwatzte ein weißer Zuderbäcter mit einem blonden Rittersriiuleim und dort verbeugte sich ein venezianischer Doge feierlich vor einer rotbiickigen holländerin — es war wie ein richti ger Mastenball —- nur daß die Masken fehlten. Man saß und stand, rauchte und trank, lachte und plaus -derte, und dazwischen fchwirrten die Geigen der ungarischen Kapelle. die Ihinter Blattwert verborgen in einer JEcke spielte i Hunderte von Menschen aller Zei iten und Völker drängten sich in den jtoeiten Räumen des Erdgeschossei, die allesamt für den Abend eigene herge richtet waren. Die Vorhalle war in eine blaue Grotte umgewandelt wor den, im Musitsaal stand eine lange Tafel mit allen Leckerbissen der Jah reszeit, rnan aß an kleinen Tischen iin Wohn- und herren immer, und im Speisesaal tanzte ie junge Welt. Welche Mühe und Arbeit, welcher Aufwand fiir das eine Fest, fiir eine girrt-in fiir ein paar fröhliche Stun en —- . Ja, es war begreiflich, wenn man sich förmlich drängte su diesen us biillen des kleinen Oel-eintrat , der mit einen Schönheitöinitteln und Mechf "schchen ein Vermögen verdient hatte. Dur feine Frau, die noch m en eine gefeierte Schatt Ietves , te se I tu Haut-M Urasch t, nd it einen W Händen-en a: HaIIde des Ort-ne MW nd ee ais bese Is: e HEFT schlichte Freundlichkeit des reichen Mannes gewonnen worden. Der Walzer verklang und der Tanz war vorüber. Aber der lleine, runde hofnarr ließ keine Ruhepause auftomrnrn. Er schob einen Stuhl in die Mitte des Saales und sprang mit einem Sah hinaus «Meine Lie benl« rief er mit seiner hohen Stirn ine· .et ist bald Mitternachtl Die Stunde der Labung iit geiotnmenl Auf zur Tasel, solang es Zeit ist! Sonst wird der Braten lalt und der Seit marm!« Alles llatschte in die hinde: «Bravo! Bravo!' und drängte sich nach dem Musilsaal. Die Hausfrau nahm den Saum ihres Gewandej iiber den Arm und trat an Jnas Seite. die von dem Sänger geführt wurde. »Nun, Fräu lein von Rahniy' tagte sie lächelnd, gesällts Jhneni Unterhalten Sie sich?«— Aber ansgezeichnet,« antwortete der Jtaliener ohne weiteres sür seine Dame, «ausgezeichnet« verehrte Frau. Jch hab' von meinem lehten Gastsviel in Frirco erzählt, wo sie mich auf den Schultern durch die Straßen trugen. Sie wissen doch? — Ja, da drüben — da gibts noch Begeisterung echte Brgeisterung —- herr Ieise-! — Aber entschuldigen Sie, ich habe einen hunger, einen wahren Börenhunger« — Und dabei lachte er laut aus und zeigte seine weißen Zähne. Vor der Tiir siauten sich die Men schen, so baß sie einen Augenblick matten mußten, und als Jna den HKops hob, sah sie den jungen Gardei schühen neben sich stehen. hatte er Isie bemerk« Sie wußte et nicht; er Ihatte leinen Blick und tein Wort fiir Liie aber um seine Mundwinlel guckte )es unmerklich wie in leisem Hohn. »Gott ihr dass —- Odrr ihrem Be gleiteri —- Oder ihnen beideni Kanten sie ihm vielleicht liicherlich vors — . Der berühmte Sänger beugte sich Izu ihr, ergriff ihre Linse und nahm sie in die feine. »Aber fo lassen’s doch!'« meinte er unbefangen. als sie ihre hand befreien wollte. »Wir ver lieren uns fonft, wir lommen nicht durch.' l Aber es war ihr, als ob sie zwei Augen auf sich gerichtet fühlte. Jhr »was-de plöhlich siedend warm, und das Blut ftieg ihr in die Schlafen· Sie machte sich los, trat einen Schritt zurück und fagte mit anfcheii nender Ruhe: «Gehen Sie, bitte, nur voran. Jch folge fchon.« Endlich gelang es dem Gefeierten, »sich sahn zu fchaffen und das Musiis «simmer zu gewinnen. Er nahm sich einen Teller, Messer und Gabel trat an die Tafel und prüfte mit Kenner bliet die herrlichleiten die sich auf dem weißen Damafttuch oor ihm Iausbreitetem Ei war ein nmatönds liches Beginnen, das alle Au meet Ifamteit erforderte und eine geraume Zeit in Anspruch nahm. Dazu die vielen Menschen, die neben, vor und shinter ihm ftanden und auch etwas haben wollten« Einfach fchrealichl — i Als er endlich fertig war, fah Jna faft erfchreelt den kleinen Berg, den er auf feinem Teller aufgetürmt hatte. Das wollte er alles verzehreni zAllgiitiger himmel! — Ader jetzt einen Plan finden, wo man in aller Ruhe sen tonntel Das war gar nicht fo leicht. Wohin man fah, war alles hefetzt. Alfo ins Ne shenzimmerl Gottlob, am Fenster stand noch ein Stuhl oder gar zwei, »und geschwind fteuerte der Jtaliener jdarauf los Ali Jna herantrat, er hob sich jemand sofort von feinem tSip es war der Marquis. Mit einein ganzen Wortschwall wollte ihn der Sänger nötigen, Platz zu behalten, aber alle Liebenswürdig skeit prallte ab an der ehernen Miene Tdes andern. »Dantei« Der Mar jquis bewegte laum die Lippen, schlug idie hacken kurz zusammen und ging ins Nebenziinmer. Mit zitternder band setzte Jna den Teller beiseite und trampste das kleine Spitzeniuch in ihrem Schoß zusammen. Sie konnte keinen Bissen hinunterhringen, die Kehle wurde ihr plöhlich trocken. Ein Frösteln ging ihr durch die Glieder, und sie fühlte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich. hatte jemand den Austritt beohach ietf Sie sah ich um, nein. Nie mand war au nierksani geworden, nicht einmal der Meister an ihrer Seite. Es war ihr wie eine Erlösung, als er sich mit einer tureen Entschuldi ung entsernte und nii seinem Teller Ein Nebenzininier verschwand. Wollte er sich noch einmal aussiillens — Es war wohl nicht möglich, aber bei dem Gedanken mußte sie unwillkürlich lächeln, nnd ihr war doch nicht gerade steh sei Sinn. Im liebsten wäre Iie ausgestanden und hätte sich davongeschlichew Sie site seine Gesellschaft gern entbeer her in ireni G ei iam ernchi wieder. « ie müssen singent Bitte. its- Mc nispissszzsw I rau den erlauchten casi in den Essaah nnd hinter ihnen drängten sich die « i- Sie tin-i HERR-»F c- wurde Iill und stiller, alle rec ien die hille und bald ilana eine wunderbar weiche unt-doch dochttsiits Männerftimine durch die Räume. Ia, das war wieder der atte Zauber. der alle herzes beim der aiich sie betört hate, all sie ihn zum erstenmal in diesem Winter List-i hatte — aber das Bild, das ich von ihm gemacht hatte stimmte nicht mit ver Wirllichieit überein — Inein, der Mann, der Mensch ivce nicht nach ihrem Sinn. Sie fühlte zwischen sich und ihm eine Must, eine " iiefe breite Kluft die nicht zii til-et Ebtiicten war s Als der lehte Ton verklungen trat. brauste ein wahrer Beifallsftiirm Fbiitch den Saal; ei? war ein Zueiiien und Klaischeiy das gak kein Ende Jinehmeit wollte Erst als sich die hochgehean Wogen der Be isteeiinq gelegt hatten, setzte die IIqu kipiedet ein, ver Tanz begann von neuem. » »Dameiiivahl!" tief eine helle !ia««eiieriide Otimme — das war ge wiß wieder der unvermüsitiche Bee -giiiiguiigsriit, der kleine, dicke Maler-. ! Damenwahu —- . Als das Wort aii Jnai Ohr drang. stand sie aus und ging suchend umher. Es ivat nie eiiie geheime Macht, die sie trieb. Es war iht, att Iab sie etwas Iviedeeguizumacheii hatte. Wie eiiie Abhitte ivar es. Ja, das sollte et auch sein. Und et wurde ihr nicht schwer —- neiii, fie tat ej willig und gern. Im Verrenzimmer Iano sie ihn Er saß bei ihrem Vater und hiirte Exzellenz schweigend zu. Als sie ein trat, nahmen sie gerade die Welche, und der jungeOffizier erhob sich beim Anstaßen. Ein heller Freudenschein slog iider das Gesicht des alten Deren. wie er seine Tochter gewahrte. Ihr Tänzer schien ihm auch nicht sonder lich gefallen zu haben. »Na, leben wir auch noch, Mädeli«' riet er und streckte the die hand entgegen, «hast uns noch nicht vergessen, wir-W »Nein, Papa,« entgegnete sie ossen und herzlich. »Ich lehre reumittig zurück. —- Und sei mir nicht böse. wenn ich dir deinen Getellschaster ent führe. Es ist nämlich Damenwahl.« Und damit wandte sich die Marauiie an den Marquis und machte eine tiefe Verbeugung »Dars ich bitten?' — Auch fehl veriet teine Miene, was in dem jungen Gardeschiihen vorging. Kaum ein Lächeln huschte iiber seine Züge. Er sprach auch tein Wort. Aber sie fühlte seine geheime Freude. Ei war. als oh ein zärtlicher Blick sie streifte, als sie vor ihm stand. Es war ihr wie eine stille Liedlosunp Ja, es war gut, er hatte ihr vergehen, und das wollte sie ihm lohnen·... Auch als sie beide durch den Saal glitten, sprachen sie nicht miteinander. Nur hin und wieder sah sie fflii tig zu ihm auf, und dann trafen Ich hre Augen. Ja, sie verstanden sich auch ohne Worte-. .EI ist so warm hier," sagte Jna leise, als der Tanz zu Ende war. «Wollen wir nicht unt ein liihles Plähchen iucheni" « »Wie Sie desehlen«« erwiderte er und behielt ihren Arm in dem seinen, «oielleichr draußen in der Grotte« Ja, da war es tiihl und einsam, wie weitab von dem lauten Fest. Er geleitete sie zu einem bequemen Nord fessel und fragte: «Dars ich auch eine Erfrischung?« . . . »Nein, danie, jeht nicht· Vielleicht später. — Aber wie sonderbarl Sie alt Marauis und ich als Marquise — sinden Sie nichts — Oder hat man Jhnen verraten?« — Der junge Gardeschiihe legte seine hand auss Vers und deteuerte: ,Nein, teine«Seele. Ich schwäre es. Der reine Zufalll« — «Also Wahlvertvandtschastf!« — hatte er recht gehörti Er sah te an mit einem langen Blick, und e nickte ihm zu. Da beugte er sich liher ihre hand, und sie ließ es geschehen· daß er sie ltiszte.... stets-r Zeit-Um here Zipfet hat fiir feine verstorbe ne Gattin bei :ine-n Steintnehen ei nen Grobstein bestellt und angeord net, daß dieser keine andere Jnfchrift erhalten solle als: »Ruhe fanfti Auf Wiederfehen!« Bald reut ihn diefes jedoch, ee geht daher in sein Koffeehauö und läßt sich mit dem Meister teiephonifch ver binden. «halioh, hier Grabstein- und Monmnentenerzenger Klopfen wer dorti« tönt es ihm entgegen. Eier Privatier Zipferi Beftelite vormittag bei Jhnen einen Grabfiein und . . .« — »Bitte seht-, weiß fchon, womit tsnn ich denenf' farrt et in der hötmufchei. — »Ja, also« antworiet Herr sit-setz »ich möchte gern auf dem Stein fiir meine feiige Frau nicht bloß haben, wie ich Ihnen fagte — «Ruhe fanfti Auf Wiederfehent« — fondern fehen Sie, bitte, noch hinzu —- .im himmel« — natüritch,« iigt here Zipfer bei. .wenn noch las istt« —- «Bitte fehr«, anttvoetet es wieder, «tverde fofoet Unordnung ge ben — jawohl, wird Mpmpt get ert, Dienstag wird der Stein anfge llt —- dante — Schloßt« Dtenstag macht here Zipfer auf den Weg tun Mist-of und fie chon von tvetem neuen S n vers-sue funkeln. Idee ee th re qft in Ohnmacht gefallen, als es, keimt-tun at o las- Miste fMt siedet-se im mmu I tl , III noch Ists i« .