Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 17, 1913, Image 10

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    Sagt 1915 der Natio
nalbuuosKonvent.
—
Wieder-III Dr. Hexauirren
« Die Zukunft eines jeden Volkes be
ruht auf der Jugend. Diese für ihre
kommende Bestimmung möglichst vor
zubereiten, sollte daher überall als
erstes Staatssiel gelten. Unser al
tes Vaterland, das Deutsche Reich,
verdankt seinen ungeheuren wirt
schaftlichen Aufschwung lediglich der
Fürsorge um die Fortbildung der
schulentlassenen Jugend.
Durch die Einführung und den
Ausbau des Fortbildungs - Schul
wesens wird ein wertvoll-s Mittel ge
boten, die früheren Erziehungsmächs
te, Familie und Lehrer, die angesichts
der veränderten wirtschaftlichen Ver
hältnisse nicht mehr ausreichen. zum
Nutzen der Jugend, und damit zum
Wohl der Nation zu ergänzen. Von
vielleicht 1(),00(TI jungen Leuten fin
det nur einer feinen Weg zur Uni
versität oder technischen Hochschule,
für alle die übrigen sind die gewerb
lichen Schulen bestimmt, wo sie ihre
Ausbildung für das praktische Leben
abfchlieszen können, um nach Ver
lassen der Schule direkt in den Werk
stätten ihren Platz auszufüllen. Je
der Schüler sollte für den Beruf aus
gebildet werden, für den er sich am
besten eignet.
»Diese Schulen«, fagt Dr. Jakob
Schurmnn, Präsident der Cornell
Universität, »follen keine Nebenbuh
let der Werkstätten sein, sondern sol
len dein Knaben industrielles Ver
ständnis beibringen und ihm einen
Einblick in die der Produltion aller
Waren zu Grunde liegenden
Prinzipien geben. Der Unterricht
sollte in gewerblichem Zeichnen (Fach
zeichnen). Mathematik und den Ele
menten der Chemie und Physik beste
hen. und Hand in Hand mit der
theoretischen Arbeit sollten Wertftat
ten gehen. welche die Fortschritte in
den verschiedenen Industrien erläu
tern.
In Baden, Deutschland, bestehen
Fortbildungsschulen schon seit dein
Jahre 1874 und der Unterricht in
diesen Schulen wird in den Städten
auf mindestens 4 Wochenstunden
festgesetzt. Der Unterricht umfaßt
Lesen, Aussatz, Rechnen, Gewerbetun
-de, Bürgertunde und Fachzeichnen.
Für Lehrlinge des Handwers be
stehen Fachllassen für Metzger, Bäcker,
Konditoren, Köche, Mauren Fri
seure, Brauereiarbeiter usw. Jn der
Gewerbelunde wird neben den Be
stimmungen der Gewerbeordnung auch
über Lehrlinge und Gesellenwesen,
Jnnuiigen, Handwertstainmern und
Materiallehre verhandelt.
Im Staate Jndiana ernannte nach
langer Agitation die letzte Legis
latur eine Kommission sür Untersu
chung der Bedürfnisse des Staates
für gewerbliche und landwirtschaftli
che Schulen, und diese Kommission
empfahl folgendermaßen: »Der Staat
soll es sich zur Ausgabe machen. Ge
werbeschuleii zum Vorteile der Farin
und Stadt - Bevölkerung zu eint-lie
ren und Gesetze zu erlassen, welche den
Besuch dieser Schulen zur Pflicht
machen.«
Der Staat Wisconsin ist wohl der
ersten einer, der in umfassender Weise
Fürsorge getroser hat« um jungen
Leuten, die die öffentlichen Schulen
vor-zeitig verlassen, Gelegenheit zu
geben, sich zweckmäßig weiter auszu
bilden.
Jhr Ausschuß empfiehlt nun, daß
alle unsere Zweige der Jugendpflege,
die sich die körperliche und seelische
Gesundung der schulentlassenen Ju
gend zum Ziele setzt, die weitmögiich
fte Unterstützung angedeihen lassen,
und daß alle Verbände für staatliche
Einrichtung oon Fortbildungs-Schu
len und für eine Verlängerung des
Schulzwangeö bis zum 16. Lebens
jahr eintreten mögen.
Tummelt-n
Der Auspfchuiz für Turm-n, der
sich durch die Wahl von Herrn H.
C. Bloedel als Borsltzer und Rein
hard Ullrich als Secretijr oraanis
steue, unterbreitete folgende Emp
fehlungen, die vom Konvent ange
nommen wurden:
Daß alle Staatsverbände und
Zweige abermal-·- auf die in frühe
ren Konventionen diesbezüng ge
faßten Beschlüsse aufmerksam ge
macht werden, mit dem Ersuchen,
dieselben zur Ausführung zu brin
gen in solchen Staaten und Städ
tem wo solches nicht bereits gesche
hen ist.
Ueberall da, wo dem Tut-neu im
Jahnfchen Sinne und Geiste eine
Stätte-bereitet ist, werden auch am
gründlichsten und nachdrücklichsten
die Ziele unseres Bandes gefördert
Der Ausschuß empfiehlt die An
nahme einer Resolution des Ohioee
Wbandes an die 7. Bundes
HWBM die folgenden Wortlaut
»Die Wen die Gründung
R W m III-Weinen
desäkåek Lesenåaiisehennng Es ist
nickt allein eine mtionekke Käse-pes
etziekisngg die wir anserew solle
jäher-reichen: die deutsch-e Körperkr
ztehung ist auch die einzige ratio
netle, die ans erzieherischen Grund
säeen aufgeben-it ist. Der zweite so sei-r
wichtige Punkt ist, daß andernfalls
viele unserer jungen Deutschen-M
taten unt in unserer Lebensanschau
ung verloren gehen. wenn sie der
Y. M. C. A. beitreten müssen. Es
muß doch Unsere Pflicht sein, unse
rem jungen Nachwuchs für die Zu
kunft unsere Lebwsansehauung zu
sichern.«
Der Ausschuß für Tut-non ist
überzeugt daß sämtliche deutschames
tilanisehen Bürger des Landes die
Tatsache mit großer Freude und
Genugtuung ersiillt hat, daß die
Turner von St. Louis als würdigen
sAbichluß dieser denkwürdigen Fest
woche, in welcher die große eiserne
FZeit var unser geistige-S Auge ge
« führt wird, und an welcher die Tur
jner io hervorragenden und rühmli
chen Anteil genonnnen, dem Man
»ne, der als Freiheitsliimpser und
Hals- Grijnder der deutschen Tut-ne.
Irei den ersten Impuls siir die iiber
Idie ganze zivilisierte Welt jetzt ver
-l-reitete Turnerei gegeben bat,
Friedrich Ludwig Jahm im hiesigen
Forest Pack ein Denkmal gesetzt
; haben.
« Der Ausschuß unterbreitet dem 7.
Nationallonvent den Vorschlag, dass
der Präsident des Bandes im
Namen desselben bei der Enthül
iung des Denkmale für Friedrich
Ludwig Jahn am Samstag, den II.
Oktober-, einen Kranz am Fuße des
lselben wiederlegt, oder niederlegen
I läßt·
Einwandertsgswesen.
Von großem Interesse war, schon
der statistischen Angaben wegen, der
folgende Bericht des Ausschusses für
Einwanderung, dessen Empfehlun
gen gutgeheißen wurden:
Als Vorsitzer des Ausschusses siir
Einwanderung habe ich nach sorgfäl
tiger Prüfung aller Hilfsquellem
darunter auch des Berichtes der Spe
zial-EinwanderungsiKomrnifsion von
1911, die für uns höchst zufrieden
stellende Beobachtung gemacht, daß
die deutfchsprechenden Bewohner der
Ver. Steaten von Amerika endlich
als einer der besten Bestandteile die
fer Republit ihre volle Anerkennung
von allen Seiten gefunden haben. Jn
den Ver. Staaten befinden sich etwas
mehr als 12 Millionen Deutsche, von
denen ungefähr ein Drittel in
Deutschland geboren sind. Diese
Tatsachen sollten uns anfpornrn, mit
noch größerer Treue an dem Deutsch
Ameritanischens Nationalbunde festzu
halten.
Die Bestrebungen gewisser Ele
mente dieses Landes, die Einwande
rung zu beschränken, sind gleichbedeu
tend mit dem sprüchwörtljchen Töten
der Gans, welche die goldenen Eier
legt.
Aus dem Berichte der Einwande
rungs-Kornnrisston geht hervor, daß
bis zum Jahre «1911 27,918,922
Menschen durch die Einwanderung
nach den Ver. Staaten getomrnen
sind, zu welcher Menge Deutschland
allein 5,351,746 lieferte. während
aus Großdritannien etwas mehr als
acht Millionen lamen.
Eine genaue Statistik des von Ein
wanderern in dieses Land mitgebrach
ten Geldes wurde erst im ersten Jahr
zehnt dieses Jahrhunderts geführt.
Darnach brachten die in jenem Jahr
zehnt gelandeten Einwanderer (9,
555,673) die Summe von Mos
145,788 an Bargeld in die Ver.
Staaten. Aus Deutschland allein
kamen 754,375 Einwanderer mit
829,299,412. Rechnet man zu dem
Geldwerte von sM,145,738 noch den
materiellen Wert von 85000 pro Kopf
eines Einwanderers, dann hat Ame
rita in dem ersten Jahrzehnt dieses
Jahrhunderts einen stotternd-Reich
tum von ungefähr 848,000,000,000
durch die Einwanderung gewonnen,
wozu Deutschland 83,801,174,412
beigetragen hat
Trvtz dieses gewaltigen Gewinnes
sagte Senator Dillingham seiner
Zeit, daß die Einwanderer im Jahre
1907 die Summe von 8275,000,000
nach Europa gesandt hätten. Obschon
diese Angabe augenscheinlich gemacht
wurde, den Wert des mitgebrachten
Bargeldes zu annullieren, so bestä
tigte sie doch die Annahme des unge
heuren Wertes der neuen Tatkraft
ver Angerommenen
Viel schärfer wird der Wert der
Einwanderung illustriert, wenn man
den Reichtum derjenigen Staaten, in
denen sich die meisten Einwanderer
niedergelassen haben, mit dem Ver
mögen der anderen Staaten vergleicht.
Jn den nordailantifchen Staaten be
finden sich unter der Bevölkerung 42
Prozent der Einnewandertem in den
nördlichen Mittelfiaaten sind sogar 42
Prozent, und der Rest verteilt sicn
auf die Süd-Staaten mit 15 Pro
zent. Die letzteren halten selbstver
ständlich keinen Vergleich mit dem
Wohlstande der von Einwanderern
besiedelten Staaten aus. Es ist da
her kein Wunder, daß sich in jenen
Staaten der Wunsch nach einer bes
seren Verteilung der Einwanderung
sites eigene-e Erfahrung als triihes
rer celretlir des Staats-Einwande
Wesens » kais
iå dies des HGB KERFE- M
praktische Herstelan Fee ABC-de
tee die Einrichtung von ZWE
kveisbueenue unter Kontle Zusliät
ist, in welchen speochtundige zuver
lässige Leute angestellt sind. Diesen
Butmue sollten genägend Mittel zur
Bezahlung der Beförderung von At
beitssuchenoen itn eigenen Staate zur
Verfügung stehen. Ferner sollten
solche Buteaus das Recht erhalten, die
Behandlung dek Landmbeitet zu in
spizieken, wie die Fabeiknkbeiter in
den Großbetrieben der Großstiidte un
ter staatlicher Fürsorge stehen, Die
Lohnsmge und die Arbeitszeit sollten
von solchen Stauts-Bueeaus ebenfalls
reguliert werden, ehe steuer-gebotene
und nndetssptechenve Einwanderek
einer neuen Stellung in neuen Ver
hältnissen in einein diesen Leuten
fremden Land übergeben werden.
Durch die patetnole Regierungswe
sotge in Europa sind die Auöwunde- :
tet on solche Verhältnisse gewöhnt.
Diese EtaatssBurenus müßten zu
gleich als Auskunftsngentuten sitt die
Eingetonnderten bei Einläusen und
bei dem Suchen nnch gefelligetn An
schlusse fungieren, wie sie auch fiit
die eigenen Staatsbiirger handeln
rannten.
Der Nationalbund sollte diese An
gelegenheit jedem Staats-Verbande
mit dein Ersuchen überweisen, aus die «
Annahme eines dementspruhenden
Gesetzes in jedem Staate hinzuwirlen.
Es ist dieses ein wirtsarnes Mittel,«
arbeitswtllige Leute nach Staaten zu
bekommen, wo der Bedarf an Land
arbeitern groß ist.
Die allgemein verbreitete Annah
me, daß durch ein Gesetz des Kon
gresses der Ver. Staaten die in New
Yort oder in Philadelphia oder iti
Baltiinore anlangenden Einwandeeer
ohne weiteres gezwungen werden tön
nen, nach einein sür sie schon vorher
bestimmten Teile des Landes zu ge
ben« ist vollständig unrichtig. Die
Ver. Staatens-Regierung hat teine
Kontrolle über den Untertan einer
anderen Regierung, so lange er ihr
nicht zur Last sällt, und wenn letz
teres der Fall ist, schickt man die
Leute jetzt dahin zurück, wo sie her
gekommen sind, uiid gibt damit zu.
dasz unsere Regierung machtlos isi.
Aus nationalem Gebiete sollte der
Nationalbund dahin streben, daß
Erstens teine weiteren Aenderuw
gen in den bestehenden Einwande
rungssgesetzen gemacht werden, ausge
nommen eine Milderung derselben;
Zweitens sollte aus eine Aenderiina
des Heimstöttegesetzes bingearbeiiet
werden, um den Landbau zu lieben
und dadurch der Nahrungsmittel
Verteuerung vorzubeugen.
Des Gesetz bestimmt nämlich, daß
jede Person, die aus eine heimltäite
reslettiert. diese Absicht in eigener
Person in einer der näher bestimmten
westlichen Regierungs - Landossices
schriftlich niederzulegen hat. Dieses
töiiiite ganz gut schriftlich geschehen.
Diese Bestimmung ist eine schwere
Bürde site unsere Bürger; in einem
der letzten Jahre machten 85,000
Personen die Reife vom Osten nach
den Heimstiitten im Westen viermal
und sütterten dadurch die Eisenbah
-nen, welche teiiie Aenderung des Ge
tetzeg wunlchen
Drittens sollte der Ronaresz er
sucht werden, ein Kreditsnstekn sür
den Kleinsarinbetrieb einzurichten.
Jn Knnada braucht ein Ansiedler
nur 5 Prozent des Rauspreises des
Landes und die nötigen Aderbiiugei
räte und Vieh zu haben, um Aus eine
160 Acres große Farrn Sigm-) nn
ter leichten Bedingungen aus LilJnhs
re geliehen zu betommen; und will
derselbe Ansiedler sich meer Vieh an
schaffen, so tnnn er unter denselben
Bedingungen noch weitere 81000 be
kommen.
Jn den Privatbanten des Westens
dieses Landes lonn ein Former nur
unter den günstigsten Verhältnissen
Geld zu 10 und zu 12 Prozent aus
kurze Zeit erhalten
Zurn Schlusse sei daraus hingewie
sen, daß es unsere Fleischbmone ge
nau so wie unsere Kohlenbarone ina
chen. Die letzteren saßen seit Jahren
in Washington im Kongreß nnd
stimmten dort regelmäßig siir die
Verschärfung der Einwanderungsges
setze und dann reisten sie nach Pittss
barg oder Baltirnore und stimmten
tort als Direktoren von Kohlen
Koinpagnien siir eine Verwilligung
von Menschenmnterinl aus Süd
Europa siir ihre Kohlengrubem
Die Fleischbarone sitzen in den
Großstädten dieses Landes und eith
ren keinen Finger zur hebung der
Landwirtschaft oder der Verminde
rung der Lebensmittelpreise. und le
gen iht Geld in Viehplantogen in
den La Plato-Staaten von Süd
Amerika nn; dann lassen sie durch
die Reaierungen jener Staaten Him
derttansende von g ten Einwande
rern aus Nord-Deut land, hollond
und Norwegen holen, sitt welche die
ganze steife im voraus bezahlt wird
A. I. Tr rap
Borsiser des Ausschusses slir
Einwanderung
Lenden-us via Einwanderung-Einma
Mitkn
Jm Zusammenhang hiermit ac
langtc auch der folgende-, von Her
mann Fellinger, Clevrlaniy einge
teschte Antrag zur Annahme
Jn Anbetracht Ver Tatsache, daß
unter dem neuen Einwanderungsgti
eje Weg Leg-H Iz
IDSS W M ge W
ere-des eignes-. wenn se ein
sogenanntes Getöse-ne of Landtag
haben, nnd
Ja Anbetracht der Tatsache daß
viele in Amerika onsössige Fremdgei
bei-ene, die als Mater-sein Stewakds
etc. nicht noch den resp. Ausgangs
häten zutiicktehrten, keine derartigen
«Ceetificates of Luni-ins bekommen
können, ohne noch dein Ausland,
wenn auch nur nach Konnt-in zu ge
hen nnd dann sich vor einem Ein
wondekungstommissär zu melden sei
es hiermit von det Konvention
; Dritt-leisem tm Kongresseauf
ientspretixende Abänderung der Ein
wanderungsfotmnlitäten zu dringen.
Arbeitertiietsese·
; Ein Zusatz zu dem bereit-s gestern
Ierwähnten und vom Konvcnt zum
Beschluß erhabenen Antrage des
Staatsverbaiides Indiana Radien
port), der sich zu Gunsten liberaler,
ausgedehnter Gesetzgebung auf deni
Gebiete des Arbeiterschutzes und der
Arbeitersiirsorge ausspricht, ver
dient, da er ebenfalls angenommen
wurde, noch besondere Erwähnung
Er lautet:
»E-: ist leider eine Tatsache, dasz
wir in Bezug aus solche Gesenges
hung, gewöhnlich soziale Gesetzge
bung genannt, hinter allen anderen
groszen sinlturuationein namentlich
hinter der deutschen, zurückstehen.
Zum Teil liegt die Schuld an einer
von den Gerichten beliebten Ausle
gung der Verfassung welche in den
wirtschaftlichen Verhältnissen einer
längst vergangenen Zeit wurzelt und
aus Rechtsgrundsiinen beruht, welche
mit den modernen Arbeits· und Jn
dusirieverhiiltnissen nicht im Ein
klang stehen. Wir sind der Ansicht,
dasz die Verfassung wohl eine an
dere, dein Geist und den Zuständen
unserer Zeit mehr entsprechende
Auslegung zuließe· Aber es scheint
daß richterliche Auslegung unter un
serem Snstein des Entscheidens nach
Präzedenzsiillem unter welchem sich,
mehr als unter irgend einem ande
ren System, Gesetz und Rechte, wie
Goethe sagt, wie eine ewige Krank
heit fortschleppen, in absehbarer Zeit
keine neuen Wege einschlagen wird.
Wir besiirworten deshalb Aenderuin
gen der Staatenersassungem welche
eine, den wirtschaftlichen Verhält
nissen und den tnmianen Anschauu
nngen unserer Zeit, sowie den
Rechtsbegrifer des Volke-:- entspre
chende Gesetzgebung aus dem ge
nannten Gebiete zutassen
» »Wir sind dei Ansicht, das; die
durch die Gefahren einer Industrie
entstehenden finanziellen Kosten und
lVerluste nicht von den darin be
lschiistigten Arbeitern, sondern non
der Lindustrie selbst getragen werden
müssen, und dasz Schutz- und Ent
schädigungsgesetze nur dann von vol
lem Nutzen sein können, wenn der
Schutz, resp. die Entschädigung dem
Arbeiter automatisch durch die Wir
kung des Gesetzes kommt und
wenn dasselbe jede Notwendigkeit
von Konipromisiein gerichtlichen
Klagen oder Wahl des Rechtsinst
tels zur Erlangung derselben be
seitigt.«
Sonstige Beschlüsse.
Der Ausschuß für deutsche Bühne
liefiirmortete die Einrichtung eines
westlichen und eines östlichen Wan
dertheaters. Herr Meyer ans Phi
ladelphia crsmttete Bericht über das
Pairorius - Denkmal. Ter Preßs
ausschuß hob den Wert der wöchent
lich zur Versendung kommenden
Mitteilungen der Preßburecrus des
Bundes- IJervor und befürwortete die
Aussendnng derselben an die süh
renden Wochenblätter in denjenigen
Staaten. in welchen es keine deut
schen Tageszeiinngen gibt. Auch
dem Forstschutz wurde die denkbar
größte Förderung in Aussicht ge
stellt.
Heinrici.
St. Louis, Mo» 9. Ott. Der sie
bente Nationaltonvent des Deutsch
Ameritanischen thationalvundes hat
sta- vertagt; gestern nachmittag ge
langte er nach Erwählung der Be
amten und nach Bestimmung von Satt
Francisco als nächster Honorius
stadt zum Abschluß.
harmonisch und enthufiastifch, wie
er begonnen, war sein Ende. Nie
mals vorher hat eine größere Zahl
hochgebildeter deutscher Männer, dar
unter viele Professoren amerilanischer
Universitäten, an einein Bundestoni
vent sich beteiligt wie an diesem. Der
beste Beweis frir die hohe geistige
Qualität der Teilnehmer sind die zur
Annahme gelangten Beschlüsse, weiche
in beredten Worten für die Förde
rung deutscher Kulturbestrebungen
eintreten. Auch nach dieser Richtung
hin ist der oerflossene tionoent ein«
glänzender Erfolg gewesen.
Zur Hebung der Arbeitösreudigkeit
trug nicht wenig die herzliche Gast
freundschaft der Stadt St. Loniö bei,
welche schon äußerlich in der brillan
ren Dekoration der häuser und in
der Menge von Veranstaltungen zur
Unterhaltung der Gäste sich äußerte.
Arn Abend des ersten Sigungitageit
das Banlett im Liedettranzisklub,.
das getragen wurde von Freiheits
liebe und riihrnender Anerkennung
Tür das deutsche Element; am Abend
des wetten der aliimende Umaua des
Sen-ge von MAY-esse Dosen j
sie-km hatten, nnd darauf det Ball
km Spuke-un des M enges-ach zerza- 1
tausend Personen besucht war; am
Abend dies dritten Tages die deutsche
»Sei-r im Cptisemxy mit let-cum Bit- ·
dem aus Deutschlands großer Zeit.
tutnexischen Darstellungen und vor
zügkichen gesanglichen Leistungen.
Heute abend fokgt dann der großel
Iackelzua des gesamten DeutfchtumH
von St. Louis. des Vereins- sowohl
wie des Kirchen-Elemean, und am
Samstag nachmittag die Errichtung!
. des vom,Notd - Amerikanischen Tut
inekbund gestifteten und von detn
deutschen Bildhauer Robert Cauee in «
IDarmstadt ausgeführten Zahn-Dem- ;
» malz. Die Attangeate der Festivoche «
; haben sich ebenfo wie die ganze Bür
Egetschaft und die Geschäften-est der«
.Ludwigssiadt den herzlichsten Dank
! aller Delegaten und des Bandes wohl ;
verdient.
I Ein großes Arbeitspenfuin wurde
noch in der gestrigen Schlußsitzung
» erledigt. Von prinzipieller Bedeutung
fist der folgende aus Antrag des
lStaatsverbandec Jndiana den Ge
-scizen und Statuten des Bandes ein
Everleibte Zusanz der eine einheitliche
IStellungnahme der Bundesveroönde
; in politischen, sozialen und wirtschaft-.
lichen Fragen gewährleisten soll:
»Die Stellung des Bundes, sowie
seiner Zweige und Unteroerbiinde zu
allgemeinen politischen, sozialen und
wirtschaftlichen Fragen, welche die
spezifischen Interessen des Deutsch
Arnerilanertums gar nicht oder nur
indirekt berühren, wird ausschließlich
vom Nationalionvent des Bandes be
stimmt. Es soll keinem Zweige oder
Unterverband des Bandes gestattet
sein, in solchen Fragen Stellung zu
nehmen, wenn nicht der Bund schon
vorher Stellung dazu genommen hat«
und in keinem Falle dürfen Zweige
und Unterverbände eine Stellung
einnehmen, welche mit den Beschlüssen
des Bundes und den von ihm aner
kannten Grundsätzen nicht in vollem
Einklange steht.«
Beschlussen wurde, aus der Natio
ameritanischen Lehrerseminars in
Milwautee die Summe von 8200 bei
zusteuern und jedem der 45 Staats
verbäinde lmit Einrechnung des Di
strikts Columbia) einen Beitrag von
8100 fiir denselben Zweck zur Pflicht
zu machen. Zur Annahme gelangte
auch ein von Herrn J. B. May-r un
terbreiteter Protest gegen Aeußerunaen
des amerilanischen Botschastero Page
in Southampton, demzufolge Amerita
mit England sympathiseerez der von
Professor Julius Gdbel unterbreitete
Bericht des Ausschusses für deutsch
amerilanische Geschichtssorschungj der
von Grimme, Newart, vorgelegte Be
richt des Komitees zur hebuna
deutschamerilanischer Dichtung, der in
der Empfehlung gipselte. an das Ko
mitee möchten in Zukunft Leute von
Fach gewählt werden: sowie ein Aus
trag des Bundesfetretiirs Adolpif
Timm. der die oft beliebte -Anglifie
rung der guten deutschen Vornamen
rugt und die Deutschen des Landes
ersucht, sich ihrer deutschen Vornas
men nicht zu schämen, sondern stolz
darauf zu sein.
Jn einem zur Annahme gelangten
Beschluß wendet sich der Konvent mit
dem dringenden Ersuchen an alle deut
schen Vereine, insbesondere Turn
und Gesangvereine, daß die deutsche
Sprache als Amts- und Vereins
sprache unbedingt beibehalten werde
Wo lotale Verhältnisse es nötig ma
chen, daß Englisch gelegentlich ge
braucht wird, soll davon nur in Not
siillen Gebrauch gemacht werden, un
ter Umständen aber, wenn Vereinstots
respondenzen zum Teil englisch abge
faßt werden müssen, sollen dieselben
nicht ausschließlich in englischer, son
dern vielmehr in englischer und deut
fcher Sprache abgefaßt werden.
Auch befiirwortete der Konvent alle
solchen vernünftigen und gemein
dienftlichen Bestrebungen, wie die
Einrichtung von Freilustschulen,
Waldschulen, Spielpliigem Schul
giirten und Walderholungjschulen
und andere ähnliche Veranstaltungen
Was die Pflege der deutschen Spra
che betrifft, so wird ausdrücklich
L empfohlen:
naltafse siir den Fonds des Deutsch- .
Die Betonung eines lebendigen
Unterrichts ini Deutschen, die Veron
staltung von Vorträgen, Konzerten
Theaterauffiihrungen u s w, un er
Heranziehung der Vertreter des
Deutschen an den verschiedenen Unter
richtsanstalten, um Schülern und El
tern einen Einblick zu geben in dass
Wesen und die verschiedenen Seiten
der deutschen Kultur, sowie in die
Geschichte des Deutschtums und sei
nen Einfluß auf die ameritanifche
Zivilisatiom
Die Anlage von deutschen Leihbib
liothetem die Befürwortung der An
schofsung von Büchern, Zeitschriften
und Zeitungen in allen öffentlichen
Bibliotheten, wobei die Vertreter des
Deutschen zur Raterteilung heranzu
ziehen sind.
Sowie der Anschluß an den Dü
rerbund und seine Bestrebungen,Cmp
fehlisng gesunder deutscher Letttire,
Aufstellung einer geeigneten Lifte von
Büchern, Kunstdruckem Liederbiichern
und Musik«-new sowie Angabe der be
sten und htlltotten seinesgnellem
gen im Deutschen erteilt werden
ten, empsayl der Konvent daß -
den Ehrenmedatllen des Ratt
bundeö auch deutsche Bücher be
sichtigt werden, was in gewisser .
sicht sogar den Vorzug verdient ins -
fern als es der Sache des Deutsch
iuns nur dienlich sein lann, toen i
möglichst viele deutsche Bücher in de
Besitz der Schüler und deren Fami
lien aelanaen.
Der ständige Ausschuß des Deutsch «
nmeritanischen Nationalbundes fii
deutsche Sprache und Schule roi
dafür Sorge tragen, daß von tomp ,
tenter Seite aus Kosten des Nation -
rundes lleine Abhandlungen iiber ds
Leben und die Verdienste beriitzmt iz
zur Verfügung zu stellen sind Kurs
vor Gedenltagen oder bei spezielles
Gelegenheiten soll in den »Mittetl1.n
gen« ein ähnlicher Artikel in deutsch-IT -
Sprache veröffentli cht und solleF
die Staatsverbcinde auf das englisch
Pamphlet iiber dieselbe tieksonltchletz
aufmerksam gemacht werden, mit denk;
Ersuchen, sich eine genügende Anzahl-· «
tstamphlete zu bestellen und Eremplar
derselben ihrer Schulbehörde tesp i«
den Vor-sichern der Schule zu iiberae- J
den mit der Bitte, an dem tue-: -
denltage eine Stunde darauf zu ver- z
wenden, den Kindern zu erklären, wer ,
die betreffende Persdnlichleit tvar und
wodurch sich dieselbe verdient gemacht-Hi
out. -
Von überall her lagen Berichte über
ein neu erwachtes starkes Interesse atnzs
Deutschunterricht und starkes Zuneh- zz ·
men desr Teilnehmer am deutschen
Sprachunterricht vor. Jn Nebraska
ist, wte dem Konvent zur Kenntnisj
gebracht wurde, die Zahl der Hoch-sL
schulen, an welchen Deutsch unterich- »
tet wird int Lause zweier Jahre von ;
90 ans 150 gestiegen. Jn Chirago
stieg die Beteiligung in derselben Zeit
unt sast 2000 in den Elementarschu
len. Jn Milwautee beteiligen sich
jetzt 94 Prozent aller Schüler der ös- »
tentlichen Clementarschulen am l
Deutschunterricht. Nur der große
Mangel an deutschen Lehrern, der eine «
eisrige Unterstützung des Deutsch-une
ritanischen Lehrerseminars um so
notwendiger macht, hindert
ein noch rascheres Aus-breiten Vor
allem gewinnt der Deutschunterricht
unter Ameritanern ungeheuer an
Sumpathie, seit durch Erzielimg von B
trirtlichen Sprechresultaten mit Hilfe
der direkten Methode und der anderen z
großen Fortschritte aus dem Gebiete
der Methode der Unterricht zu einem
Genuß gestaltet wird. Selbst in sast
rein englischen Stätten wird siir Ein
siihrung des Deutschunterrichts ener
gifch eingetreten. (
Die Herren Hans Weniger, Phi
ladelphia, Walter J. Briggs, Van
vouoer, B. C., und Viktor Neuhausn
Denver, wurden zu Mitgliedern eines
Komitees ernannt, das sich der Sache
eines deutschen Wandertheaters, zu
nächst im Westen des Landes« an
nehmen soll. Das Hauptquartier des ·
projektierten Theaters wird sich in
Denoer befinden, wo finanzielle Det
tung so gut wie gewährleistet sein
soli.
Dein Kongreßmitglied Bartholdi
wurde der Dank des Konvents siir
seine Verdienste int Interesse der per
sönlichen Freiheit ausgedrückt. Here
Bartholdt beantragte, daß der Bund
beschließe, alle aus Freiheit gerichte
ten Bestrebungen zu unterstützen, und
den Jrländern in ihrem Kampfe siir
Selbstregierung seine vollste Sympa
thie ausspreche, und der Konvent
stimmte dem Antrage zu.
Der nächste Konvent soll in der
Zeit oon Mitte Juli bis Mitte Aus »
gust 1915 in der Weltallssteilungss s
Stadt San Iranrisco stattfinden.
Delegat herrntann von Calisornien
dantte dem Konvent und überreichte
dem Bandes-Präsidenten ein Bild des
Deutschen hauses in San Franc-is
co, in welchem die Tagung stattfinden
wird.
Es wurde beschlossen, daß Zweig
oerbiinde, die an den Bund nur eine
Kopssteuer von einem Cent pro Mit
glied zahlen, fünf Prozent von dem
Ueberschuß ihrer Deutschen Tag-Fei
ern an die Bundestasse absiihren.
Die Beamtenwahl ergab folgendes
K
Resultat:
Dr. C. J. hemmt-« Philadelphia.
Präsident;
Joseph Keller-, Jukianapolisx John
Tjatts, Baltimore; Julius Märsch,
St. Paul; Jolm Heckmcmm Sau
Franciscox John Schmuck-, Cincin
nati; A. P. Scheuermann, Kansas
City, Mo.; Leo. Stern, Milwaukee,
und,Dt. F. H. Dammafch, Vorstand,
Oregon, VizesPräsidentem
hans Weniget, Philadelphia,
Schatzmeistey
hekmann Weder-, Philadelphia.
Finanz-Sektetär;
Adolph Timm, Philadelphia, Se
tretär.
Der Konvent vertagte sich mit ei
nem Hoch auf sen Bund unter Ab
singung der »Macht am Rhein« und
des »Bit) Countty Cis of ther«.
Ein kauadischer Mißfaka
tont will einen Prozeß zur Sirt-fli
sieruug und Posteari ekung der Milch
erfunden haben, der e auf lange Zeit
frisch erhält